und der Jäger zum Ausbruche rüsten. Ruhig wie gradesstill liegt das Hotel, als wir vors Haus auf die Terrasse gegen den See zu treten, — ein richtiges Gandwetter, meint Marti, ein Führer der alten Garde, stäm mig untersetzt, sehnig, wetterfest, — er kannte noch die Pioniere des Alpinismus Christomannos, Wolf-Glanwell, Friedrich Krafft, die ihn zum Führer bildeten, mit ihm die Gemsen schossen, und mit Stolz erzählte er gern von diesen Zeiten. Mit uns will noch eine Gesellschaft, zwei Herren vom Hotel
, Hocharistokraten mit Namen von Rang und Klang, und zwei Jäger, aufs beste mit Mannlicher-Schönauer Repetierstutzen u. Zielfernrohr ausgerüstet, in die Berge, während ich und Marti nur Büchsflinten, aber ausgezeichnet schießend, führen. Sie wollen sich anschließen und eine Treibjagd vereinbaren, weil Mart! als der beste Jäger weit und breit gilt — ich lehne höflich, aber bestimmt ab. Die echte Pirsch allein ist wahre, weidmännische Jagd! Die Grafen wollen es bequemer haben und es wird noch der Fischer
, — wir machen uns schußfertig, — da ein Pfiff — das ganze Rudel springt kreuz und quer und flüchtet. Was gibts? Ein riesiger Lämmergeier, ein äußerst seltenes Exemplar in diesen Alpen, zieht kaum 200 Meter ober uns seine Streife und wollte sich vom Rudel, wo drei Kitze etwas abseits lustig spielten, eines .holen. Im nächsten Augenblick schwebt der große Räuber langsam, kaum 150 Schritte -über uns dahin. Da geht'der Jäger in mir durch, ich spring auf, die Flinte an die Wange, Blitz und Knall, die Federn stieben
auf, kerzengerade, dann stark schwankend steigt der Geier in die Lüfte, anscheinend schwer, jedoch nicht tödlich getroffen von der Kugel, und schwer fälligen, unsicheren Fluges entschwand er über dem Col di Ritz unseren Blicken. — „Ums Verrecken zu kurz,' konstatierte Marti; „genug hat er, der geht kein Gams kitz mehr an; vielleicht finden ihn die Enne- berger Jäger, denn weit kimbt er nimmer.' Freilich die Gemsen sind für heute futsch, die haben c8ir schon wieder den Grasen zu- riiet getrieben.