Fehlschlag war, weist Dürrer sehr klug und ansprechend nach, daß ein gefährliches Vorbild dem Dichter zum Verderben wurde, nämlich Jmmer- mann mit seinem überstiegenen Pathos und seiner selbstherrischen Vorlage: Hormayr. „Der Dichter," urteilt Dürrer, „dessen ,Lorle' und ,Barfüßele- neben unwahren, rührseligen Zügen auch gute, echte Realistik, die sie bis heute leben ließ, aufweist, hätte immerhin einen glaubwürdigeren Andreas Hofer schaffen können. Von vornherein hat ihn aber Jmmermann
mit seinem untragischen Hofer verwirrt und das überreichliche Material hat schließlich erdrückt." — Wenn wir Dörrers Objektivität gegenüber der freisinnigen, be sonders der radikal-neutirolischen Dramatik, in Be tracht ziehen, werden wir um so freudiger mit gehen, wenn er mit schöner Herzenswärme dem Tiroler Poeten huldigt, der nicht bloß prächtige Charaktere meißelt, sondern ihnen auch die fromm starke Tiroler Seele einhaucht. Das Buch gipfelt in einer begeisterten Apologie Karl Domanigs — Apologie
, das will nicht sagen kritiklose Verhimme lung. Eine künstlerisch begründete Würdigung der Eigenschaften, die Domanig zum Volksdramatiker prädestinieren, wird uns geboten. Reizend ist der Vergleich zwischen Kranewitter und Domanig, sehr fein die Differenzierung beider: Andre Hofer' (das Drama Kranewitters) entstand in der Zeit des ab sterbenden Verismus .... Das Mythische mußte dem Volksliebling genommen werden. Daß die ,Legenden'-Zerstörung der Dichtung den schönsten künstlerischen Schmuck und mehrfach sogar
die ge schichtliche Wahrheit raubte, bedachte der Verfasser wohl nicht ..." „Karl Domanig hat seine Trilogie geschaffen im Bewußtsein der ruhmreichen Geschichte seiner Väter und ihres Wertes für die gegenwärtige Entwicklung des Tiroler Volkes: Seid, was ihr sollt, würdig der Ahnen, in Fromm- und Freisinn stark und treu " — Im bemerkenswerten 8. Kapitel (Schluß) des Buches (das 7. bringt, beiläufig be merkt, einen ganz lustigen Exkurs auf die Opern bühne, die Andreas Hofer riolens volens — frage feifier
. . . Tiroler, Landsleute, wollen wir warten, bis eine reichsdeutsche. eine schweizerische Freilichtbühne uns unseren Hofer vorspielt? . . ." — Das ist echt national, echt tirolerisch gesprochen und gedacht. Aber in mir regt sich der Geist des Wider spruchs. Vielleicht würde dem Tiroler Nationalspiel die größte Wirkung auf Tirolerherzen eben durch das wunderbare Medium der schweizerischen Frei lichtbühne kommen. Hofer, der Tell und Winkelried Tirols, zwischen den Urner Firnen sein Banner er hebend, beim