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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 6 von 16
Datum: 04.06.1911
Umfang: 16
, daß ich von meinem Gewissen gezwungen werde, dir beizustimmen. Sonst nimmst du ihn." Kaum war der Onkel fort, so stürzte Hermiue zu ihrem Bruder. „Ich bin in großer Verlegenheit, und du mußt mir helfen, Hermann." Sie erzählte ihm in ihrer drolligen Weise, was Onkel Tobias von ihr verlangte. Hermann aber war es nicht scherzhaft zumute. Tage lang hatte er wieder die Bücher vorgehabt, rechnend und vergleichend. Er hätte darauf schwören mögen, daß sie nicht in Nichtigkeit waren. Hundertmal meinte er, den Betrug zu fassen

, und immer wieder entschlüpfte er ihm. „Tu mir die Liebe und sage nichts mehr," äußerte er verstinunt. „Ich null dir ja natürlich beistehcn, aber du mußt warten. Im Notfall machen wir uns auf einen Krach mit Onkel Tobias gefaßt. Jedoch, das Gewitter wird vorüberzichen." * * * Am nächsten Morgen ging Hermann zwei Stunden früher ins Kontor. Es war ihm eingefallen, daß er gestern etwas beim Rechnen übersehen hatte. Er wollte die be treffenden Seiten noch cinnral durcharbciten. Das große Kontor war leer

ward bleich wie die Wand und seine Finger ließen die Scheine zu Boden fallen. Dadurch kam Hermann zu sich selber. Die ganze Sach lage war ihm mit einem Schlage klar. Er sprang vorwärts und umklammerte Börners Hände wie mit eisernen Klam mern. Börner wehrte sich verzweifelt, aber vergeblich. Cr war der überlegenen Stärke Hermann Burkards nicht gewachsen. Auch überlegte er blitzschnell, daß er seine Lage durch Widerstand nur verschlinnnerte. In ohn mächtigem Grimm gab er doher den Kampf auf. „Aha

, Sie wollen sich ergeben," sagte. Hermann. „Ich muß es," antwortete Börner verbissen. „DieStunde Ihres Triumphes ist gekommen. Sie gewinnen das Spiel." „Es scheint so," bemerkte Hermann kalt. „SctzenSie sich." „Warum? Was wollen Sie noch?" rief Börner miß- trauisch. „Einen Zeugen für meine Entdeckung," erwiderte Hermann gelassen. „Erdmanns Fall hat mich genügend belehrt, wie wichtig die Zeugenaussage ist. Sie belieben zu stehen? Auch gut." Sie standen nebeneinander und warteten, ohne ein Wort zn wechseln. Die Minuten

verrannen. In der Fabrik fing cs an, lebendig zu werden. Man hörte den gellenden Ton der Dampfmaschine, das Tor wurde geöffnet, und die Arbeiter strömten herein. Hermann wartete. Auch die jungen Kontorherren kamen. Man sah sie über den Hof gehen. Der eine zupfte noch an seiner Krawatte, der zweite fühlte nach seinen Papieren, der dritte verzehrte die Reste seines Frühstücks. Dann hörte man sie ins Kontor eintreten. Es gab ein lärmendes Hin und Her, ein Zeichen, daß noch die Aufsicht fehlte. Worte wurden

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Der Arbeiter
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Seite 5 von 16
Datum: 29.01.1911
Umfang: 16
auf weiß im amtlichen Protokolle über die Verhandlungen des Kongresses in Lugano. Der Richter versuchte bei Beginn der Verhandlung, einen Vergleich zu erzielen. Hermann glaubte jedoch nichts Un rechtes und nichts Unwahres gesagt zu haben und hiefür die Verantwortung ruhig übernehmen zu können. — Sticker-Sekre tär Michler stützte sich auf die Aussagen der Zeugen, da er die Beleidigung nicht persönlich gehört habe. Er verlange jedoch gerichtliche Klarstellung der Aussagen und eventuelle Sühne von Seite

Hermanns; er sei dies seiner Stellung als Vertrauensperson einer Organisation derselben schuldig. Nun wurde zur Verhandlung geschritten und der Zeuge Wächter- Dornbirn vorgeladen. Derselbe bestätigt zur Gänze die in der Anklageschrift gemachten Äußerungen Her manns im „Mohren" in Dornbirn. Auf die Frage des Richters, ob er sich durch diese Äußerung beleidigt fühlte, erklärte Wächter: -„Freilich, wir lassen unseren Sekretär nicht gern schimpfen!" — Zeuge Fisch er von Lustenau sagt, daß Hermann

diese Äuße rung auch in Lustenau brachte, und als die Mitglieder des Stickerbundes seine Behauptung bezweifelten, habe er erklärt, es stehe schwarz auf weiß im amtlichen Protokoll. Hermann habe sich auch über die anderen Kongreßteilnehmer ausgelassen, z. B. über Exzellenz Mataja, Dr. Drexel, Dr. Cronbach. Man habe Hermann in jener Versammlung genügend auseinander gesetzt, daß obgenannte Kongreßteilnehmer im Sinne der Vor arlberger Sticker handelten; auch die Handels- und Gewerbe kammer habe den gleichen

und er habe dies dann in einer späteren Versammlung dem Hermann vor geworfen. Zcuge Alfons Höllenstein- Lustenau wurde beeidet und stellte den Sachverhalt jener Versammlung dar, wie ihn die Anklageschrift schildert, und zwar mit einer Sicherheit, die allgemein Vertrauen erweckte. — Hermann fragte dann noch den Zeugen, ob er oder Sekretär Senn gesagt habe, „es stehe im amtlichen Protokoll". — Hollen stein wandte sich um zu Hermann und sagte: „Der Herr Hermann Hermann, wie er hier sitzt, hat es gesagt!" — Höllenstein wurde vom Richter

der Zwischenruf Spiegels von Schwarzach im „Mohren" in Dornbirn, welcher „Schuft!" rief; auch die Zeugen erklärten alle, daß sie von solchen Äußerungen nicht erbaut gewesen lvären. Auch habe Hermann mit dieser Äuße rung doch nicht in Versammlungen herumhausiert, um Michler loben zu wollen. Die dem Privatankläger in den Mund ge legten Äußerungen über die Vorarlberger Sticker bedeuten für ihn als Vertreter der Sticker tatsächlich eine Ehrenbeleidigung. Diese Beleidigung sei heute durch Zeugen mehr als genügend

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Sterne und Blumen
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Seite 2 von 8
Datum: 05.12.1915
Umfang: 8
. Dadurch kam Hermann zu sich selber. Die ganze Sach lage war ihm mit einem Schlage klar. Er sprang vorwärts und umklammerte Börners Hände wie mit eisernen Klam mern. Börner wehrte sich verzweifelt, aber vergeblich. Er war der überlegenen Stärke Hermann Vurkards nicht ge wachsen. Auch überlegte er blitzschnell, daß er seine Lage durch Widerstand nur verfchlimm,erte. In ohnmächtigem Grimm gab er daher den Kamps aus. „Aha, Sie wollen sich ergeben", sagte Hermann. „Zch muß es", antwortete Börner verbissen

. „Die Stunde Zhres Triumphes ist gekommen. Sie gewinnen das Spiel." „Es scheint so", bemerkte Hermann kalt. „Setzen Sie sich." „Warum? Was wollen Sie noch?" rief Börner miß trauisch. „Einen Zeugen für meine Entdeckung", erwiderte Her mann gelassen. „Erdmanns Fall hat mich genügend belehrt, wie wichtig die Zeugenaussage ist. Sie belieben zu stehen? Auch gut." Sie standen nebeneinander und warteten, ohne ein Wort zu wechseln. Die Minuten verrannen. Zn der Fabrik sing es an, lebendig

zu werden. Auch die jungen Kontorherren kamen. Hermann wartete. Börner schlotterten die Knie. Seine Gesichtsfarbe wurde aschgrau. „Bitte, setzen Sie sich", sagte Hermann. Er sck>ob dem Buchhalter einen Stuhl hin, auf den dieser halb ohnmächtig niedersank. Endlich Schritte. Hermann kannte sie, und Börner kannte sie auch. Er knirschte mit den Zähnen. Also aus den war ' gewartet worden. Sie hörten Mnkel Tobias sein heiteres „Guten Morgen, meine Herren", und die einstimmige Antwort: „Guten Morgen. Herr Burkard". Mnkel

Tobias stieß kräftig, wie immer, die Tür zu dem Rebenraum auf. „Donnerwetter", entfuhr es seinen Rippen. Der Anblick, der sich ihm bot, überwältigte ihn: Börner, leichenblaß, mit verstörter Miene, aber Wut und Trotz im Auge, saß aus einem Stuhle. Daneben stand aufrecht sein Resse. Mit der linken Hand hielt er Börners Arm fest umspannt. „Zch betras unseren ersten Buchhalter, Herrn Börner, eben dabei, Geldscheine aus dem Kassenschrank zu nehmen", sagte Hermann schneidend. „Der Kassenschrank

ist mit falschen Schlüsseln geöffnet worden. Da liegen die Scheine." Er deutete mit der freien Hand aus den Boden. Mnkel Tobias war fassungslos^ Sein Buchhalter, der fast zehn Zahre im Geschäft war, dem er volles Vertrauen schenkte, ja, dem er seine Richte zur Gattin geben wollte, der hatte ihn betrogen und bestohlen. „Zch bitte dich, sogleich an das Polizeiamt zu telepho nieren, damit uns ein paar Beamte zugsschickt werden", fuhr Hermann fort. „So lange weiche ich nicht von der Stelle

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 18 von 20
Datum: 10.02.1912
Umfang: 20
?" keuchte Hermann, „willst du wohl loslassen!" „Wie kannst du mir eine solche Photo graphie schicken?" fuhr Gustav auf. „Wie kannst du dich unterstehen, so etwas an zufertigen?" „Was sagst du? Ich habe dir keine Photographie geschickt — welche Photo graphie meinst du?" 'Gustav riß zwei Knöpfe seines Uni formrockes auf, zog das Bild hervor und warf es Hermann vor die Füße. „Willst du leugnen, daß du das hier photogra phiert hast?" Hermann warf einen höchst verwunder ten Blick auf das Bild, dann spielte

einen photographischen Apparat. „Tu kennst ihn nicht?" „Nein." „Ha, ha, du kennst ihn sehr gut." „Nein." „Aber, lieber Freund, sieh dir den — Ehrlosen nur etwat genauer au." Der Gaekwar von Baroba erregte durch fein unhöfliches Benehmen beim Krönungsdurbar in Delhi großes Aufsehen. Hermann bückte sich, hob das Bild vom Boden auf und hielt cs unters Licht. „Nun?" „Ich kenne ihn nicht, sage ich dir, ich kenne keinen Menschen mit solch strohgelbem Haar, und die hiesigen Kameraden von diesem Regiment

sind mir alle frenid." „Ja, die gelben Haare mußt du dir freilich kastanienbraun denken", sagte Hermann lachend, „und die blauen Uniformaufschläge mußt du in rote verwandeln." „In rote?" „In solche wie du hast. Und daun — wenn du dir den ganzen Mann genau betrachtest — —" „Bin ich am Ende gar selbst der Ehrlose?" Hermann sah ihn lächelnd au. „Ja, Mensch, kennst du denn das Bild nicht?" " „Nein." „Hat dir's Betti denn nicht gesagt? Vom vergangenen Sommer ist's eine Momentausnahme vom Fenster des Gärtnerzimmers

. Was sie nur zu solch einer Spitzbüberei ver- anlaßte? Wollte sie mich eifersüchtig machen?" Hermann war plötzlich ernst geworden. „Was sie damit wollte? Ich meine, daß nichts in der Welt geheim bleibt, mein teurer, teurer Freund, daß also auch deine häufigen Besuche bei der Busch mann —" „Ah, ah, Hermann, was denkst du von mir?" „Nichts Böses, Gustav, aber ich möchte dich doch warnen."

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Unterinntaler Bote
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Seite 14 von 18
Datum: 24.03.1911
Umfang: 18
. Der Vater hatte gleich nach dem Tode der Mutter eine Wirtschafterin, ins Haus genommen: Tante Marion, eine große, starke Person, mit einer Habichtsnase und kalten, grauen Augen. Diese ließ das Kind durch hartherzige Behandlung fühlen, daß es im Wege war, nannte es verlogen und widerspenstig, und der Vater, der sich wenig um die Erziehung Hermanns gekümmert hatte, schwieg. Als Hermann zwölf Jahre alt gewesen, wurde Tante Marion seine Stiefmutter. Zwei Jahre später stand der Knabe an der Bahre

seines Vaters. Durch letzwillige Verfügung wanderte der — wenn auch geringfügige — Nachlaß in die Hände der Witwe, während für Hermann ein kleiner Barbetrag ausgesetzt bieb. Nach dem die würdige Matrone den armen Schlucker von Jungen der Gnade seines Vormundes empfohlen hatte, verließ sie auf Nimmer wiedersehen das Haus. seine Stelle zu gelangen, wenn der Tod ihm die Feder aus der Hand nehmen werde. Nun hatte er die Lehrzeit hinter sich. Drei Jahre hatte er zu lernen: vom dritten Jahre

ab sollte er monatlich fünfzig Mark als erstes Gehalt bekommen. Hermann zählte jede Stunde, jeden Tag in froher Erwartung dieser Zukunft, in der er sich als bezahlter Angestellter der renom mierten Firma betrachtete. Das stimmte ihn heiter und gab ihm Lust und Liebe zur Arbeit ... , Der Sonnabend war für Hermann Wächter der angenehmste Tag der Woche. An diesem Tage war um drei Uhr Schluß und Hermann von dieser Stunde an frei, konnte den Nachmittag wie einen halben Feiertag genießen. Dazu kam, daß er an diesem Tag

sich die Truppen in Marsch. Ein Mann aber, der Alles gesehen, ohne scheinbar Acht zu geben; der Alles gehört, ohne scheinbar zu lauschen; der mit seinen von Lappen umwickelten Füßen von Gruppe zu Gruppe Von diesem Zeitpunkt an war Hermann heimatlos. Mit stiller Ehrfurcht betrachtete er zum letzten Mal die Stätte, an der er seine Kindheit verlebt. Die Erinnerung an seine geliebte Mutter zitterte wie ein verschwundenes süßes Glück durch seine Seele. Mit jungen Jahren war Hermann Wächter in das Geschäft

des in der Stadt sehr angesehenen Kaufmanns Maximilian Korn, in Firma David Korn Söhne, einer Getreide- und Futterartikel- Engroshandlung, als Lehrling gekommen. Hier war er dem Prokuristen des Hauses, Fridolin Meise, unterstellt, einem alten, weißhaarigen Beamten, der schon dem Vater des jetzigen Inhabers treue Dienste geleistet und von Maximilian Korn als Vertrauensperson geehrt und behandelt wurde. Hermann sah zu dem alten Mann, der mit Unverdrossenheit, Schlichtheit und Schläue seine Pflichten tat

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Sterne und Blumen
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Seite 3 von 8
Datum: 28.11.1915
Umfang: 8
. „Der Mörder wird gefunden werden, Herr Börner, ver lassen Sie sich darauf", rief Lrdmann mit großem Lrnst. Der Ton der Keberzeugung, der durch Lrdmanns Worte klang, übte feine Wirkung auf sämtliche Anwesende. Sie alle sahen mit großen Augen ans den Arbeiter. Nur Börner versuchte zu lachen, aber es klang unnatürlich. Fünfzehntes Kapitel. „Du, Hermann, hast du einen Augenblick Zeit?" „Für meine kleine Schwester immer. Was ist los?" Hermine zog den Bruder mit sich in den blühenden Winter garten und bat

ihn, neben ihr auf der Bank Platz zu nehmen, die von einem roten Azaleenbaum überschattet war. Der Winter neigte sich dem Lude zu. Alan stand am Ausgang des Februar, und die Kälte fing schon an, nach zulassen. Hermann setzte- sich und sah seine Schwester erwartungs voll an. „Ls geht offenbar auf Tod und Leben, Kleine, wer will sich erschießen? Doch nicht etwa du?" „So schlimm ist es nicht, aber Börner hat mich um meine Hand gebeten." „Wahrhaftig? Der Halunke wagt es?" „Gestern abend

war es nach dem Schauspiel. Auf dem Rückweg schloß er sich mir an, und da kam's. Die ganze Art und weife war durchaus wie es sich gehört, selbst du hättest nichts dagegen einwenden können. Lr sagte, daß er seit Sahren eine Neigung zu mir habe, aber nicht gewagt hätte, mich zu fragen. Das Glück seines Lebens hänge von meiner Antwort ab nub so weiter — was man denn in solchem Augenblicke spricht." Hermann sprang auf und lief ungeduldig auf und nieder. „Hattest du mir nicht versprochen, mich um Bat zu fragen

, wenn du diesen Antrag erhalten würdest? Du weist doch, daß ich da ein Wort mitzureden habe." Hermine brach in ein Helles Gelächter aus. „Sch will ihn ja gar nicht, du großer dummer Sunge." „Warum sagtest du das nicht gleich?" „weil es mich kitzelte, deine Entrüstung zu sehen." Hermann setzte sich wieder. „warum willst du ihn nicht? Du hattest ihn doch früher gern?" — „wie man es nehmen will. Sch war mir nicht klar darüber. Aber feit den Gerichtsverhandlungen und seit Lrdmann fortmußte, und dann — seit

—" „Nun? was noch?" Hermine wurde dunkelrot. 9 „Weißt du, Helene Grüners sagte doch aus, daß Börner sich von ihr beleidigt glaubte, und sie hat mir später.erzählt, daß er zudringlich gegen sie war. Darauf hat sie ihn scharf zurechtgewiesen, und dadurch meinte er gekränkt zu sein." „Das kann ich mir denken", bemerkte Hermann trocken. „Was aber wird Gnkel Tobias sagen? Lr wird schwer von seiner Voreingenommenheit für Börner zu heilen sein." „Linstweilen schwebt die Sache noch. Sch habe mir Be denkzeit ausgebeten

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 8 von 8
Datum: 27.02.1916
Umfang: 8
Seite 8 MW MW MM' Sonntag, 27. Feviuar 1916 VWWWHM ■■ Nr. 47 Ausklärrmg : Unter dem Titel „Aus der Geschäftswelt" wurde in den „Innsbrucker Nachrichten" vom 12. Februar 1916 der Austritt der gewesenen Gesellschafter und Geschäftsführer Hermann und Ernst "Epp aus der Firma Alois Epp. Gesellschaft tu. b. H., und das Er löschen der Vertretungsbefugnis derselben für diese Firma bekanntgegeben. Die gefertigte Firma bringt rnit Rücksicht auf Mehrfache Anfragen folgendes zur Kenntnis

: Die von den Herren Hermann und Ernst Epp, Söhnen des verstorbenen Herrn Alois Epp, des Gründers der alten Firma Alois Epp, mit 16. Juli 1914 neu gegründete Firnta Alois W's Söhne, Hermann uud SrB kpp, Seifen-, Fettwaren-, Wasserglas- und Parfumerie-Fabril in Innsbruck wurde mit 22. August 1914, Zl. 667/14, in 'das Handelsregister des Landesgerichtes in Inns bruck als offene Handelsgesellschaft mit dem Sitze in Innsbruck, eingetragen. Die gefertigte Firma befaßt sich mit der fabriksmäßigen Erzeugung

und dem Verkaufe von chemischen und technischen Arti keln, wie Speisefett, Seifen, Soda, Wasserglas und Parfümerien und dem Betriebe aller damit im Zu sammenhang stehenden Geschäfte. Die gesamten Haus- und Fabriksrealitäten in Innsbruck, Hu- noldstraße 10—12 sind alleiniges Privateigentum der Herren Hermann und Ernst Epp. In den ei gentlichen Fabriksräumen dieser Fabrik betreibt nur die gefertigte Firma der Herren Hermann und Ernst Epp die fabriksmäßige Erzeugung der erwähnten chemischen und technischen

, daß dem Ge schäftsführer der Firma Alois Epp, Gesellschaft m. b. H., Herrn Josef Ghery, für die gefertigte Firma Alois Epp's Söhn e, Hermann und Ernst Epp, in keiner Weise eine Vertretungsbefugnis zu- steht, sondern daß der langjährige treue Mitarbei- ter und Buchhalter Herr Dominik Binna während der Abwesenheit der Firmainhäber, die beide im * Felde stehen, das Geschäft leitet. Gefertigte Firma bittet nun ihre verehrte Kunde, besonders jene der Filiale Donauhof, ihr das bisher bewiesene Vertrauen auch weiterhin

zu wenden zu wollen. Hochachtungsvoll U 83 Alois EPP's Söhne, Hermann und Ernst EPP, Seifen-, Fettwaren-, Wasserglas- und Parfümerie Fabrik in Innsbruck. LaudesparteiverttetKW, GemMaftskommisfiou, Ausschuß des Arbeiter-KonfumMeiues und der Arbetterböüerei. Die Mitglieder dieser Korporationen werden dringend eingeladen zu einer am Mittwoch den 1. März um 7 Ahr abends im Arbeiterheim stattfindenden In dieser Sitzung soll hauptsächlich die Fettfrage beraten werden. Der Konsumverein ist gewillt, die Fette

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Neueste Zeitung
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Seite 6 von 6
Datum: 27.02.1916
Umfang: 6
Seite 6 „Innsbrucker Ä,.e u este* 57 Unter dem Titel „Aus der Geschäftswelt“ wurde in den „Innsbrucker Nachrichten“ vom 12. Februar 1916 der Austritt der gewesenen Gesellschafter und Geschäftsführer Her mann und Ernst Epp aus der Firma Alois Epp, Gesellschaft m. b. H. und das Erlöschen der Vertretungsbefugnis derselben für diese Firma bekanntgegeben. Die gefertigte Firma bringt mit Rücksicht auf mehrfache Anfragen Folgendes zur Kenntnis: Die von den Herren Hermann und Ernst Epp, Söhnen

des verstorbenen Herrn Alois Epp, des Gründers der alten Firma Alois Epp, mit 15. Juli 1914, neu gegründete Firma Alois Epp's Söhne, Hermann und Ernst Epp, Seifen», pettuiapen», (Üassepglas* a. Papfümepiefabpü^ in Innsbpucl^ wurde mit 22. August 1914, ZI. 657114 in das Handelsregister des Landesgerichtes in Inns bruck als offene Handelsgesellschaft mit dem Sitze in Innsbruck eingetragen. Die gefertigte Firma befaßt sich mit der fabriksmäßigen Erzeugung und dem Verkaufe von chemischen und technischen Artikeln

, wie Speisefett, Seifen, Soda, Wasserglas und Parfümerien und dem Be triebe aller damit im Zusammenhänge stehenden Geschäfte. Die gesamten Haus- und Fabriks realitäten in Innsbruck, Hunoldstraße 10—12 sind alleiniges Privateigentum der Herren Hermann und Ernst Epp. In den eigentlichen Fabriksräumen dieser Fabrik betreibt nur die gefertigte Firma der Herren Hermann und Ernst Epp die fabriksmäßige Erzeugung der erwähnten chemischen und technischen Artikel; diese hat zwei Magazine und die Kanzleiräume im Hause

, für die gefertigte Firma Alois Epp’s Söhne Hermann nnd Ernst Epp, in keiner Weise eine Ver tretungsbefugnis zusteht, sondern daß der langjährige treue Mitarbeiter und Buchhalter, Herr Dominik Binna während der Abwesenheit der Firmainhaber, die beide im Felde stehen, das Geschäft leitet. Gefertigte Firma bittet nun ihre verehrte Kunde, besonders jene der Filiale Donauhof ihr das bisherige bewiesene Vertrauen auch weiterhin zuwenden zu wollen. Hochachtungsvoll Denmlsgsber mb vewntwsrMcher Schriftleiter EHef

-Redakteur a, 3X Hermann KrechtL — Muck ber eigenen Anstalt, Innsbruck,

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Unterinntaler Bote
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Seite 16 von 18
Datum: 24.03.1911
Umfang: 18
einzustecken vergessen! Er unterdrückte den aufsteigenden Hunger und eilte zurück. Nach dem er den Schlüssel zum Kontor aus der drei Treppen hoch ge legenen Wohnung geholt und das Kontor aufgeschlossen hatte, machte er eine unangenehme Wahrnehmung. Er fand den Fünfzigmarkschein, der auf dem Pult gelegen hatte, nicht mehr vor. Der Schein war verschwunden. Hermann überlegte einige Augenblicke und dachte darüber nach, was in der Zwischenzeit von ihm alles getan und erledigt worden war. Schließlich stellte

er fest, daß er das Pult wohl aufgeräumt, den Geldschein aber nicht in der Hand gehabt hatte. . . Vielleicht war er herabgefallen oder aus Versehen in den Papier korb gewandert . . . Hermann suchte, nach und nach in Aufregung geratend, die ganze Umgebung des Pultes ab, schloß seine Be hälter auf und ließ kein Blatt unberührt . . . vergebens! Nun suchte er auf dem Fußboden umher und sah in jeden Winkel . . . der Schein war nicht zu finden. Endlich durchsuchte er seine Kleidung, in der Meinung

, daß er den Geldschein — gedankenlos — in eine unpassende Versenkung gesteckt . . . immer das gleiche Resultat. Zum soundsovielten Male öffnete er sein Portemonnaie, seine Brieftasche . . . nichts. Unbegreiflich! Hermann Wächter hielt eine Weile inne und tvischte sich den Schweiß aus dem stark geröteten Gesicht. Da kam er auf den Gedanken, daß inzwischen sein Prinzipal hier gewesen sein, den Fünfzigmarkschein gefunden und an sich genommen haben könne. Ja . . . natürlich! Ganz sicher war dies der Fall

, denn wo in aller Welt sollte der verflixte Schein sonst stecken? Einigermaßen beruhigt, überlegte Hermann, ob er hinaufgehen und Herrn Korn um Rückgabe des Scheins bitten solle. Doch davon sah er schließlich ab. Jetzt hielt Maximilian Korn offenbar sein Mittagsschläfchen, und stören wollte und durfte er nicht. Und übrigens —> so eilig war die Bezahlung der Rechnung nicht. Wenigstens bis Montag konnte man damit warten, denn morgen werde er weiter suchen und Herrn Korn befragen. Warum sollte er sich da noch Unruhe

machen? Immerhin. Der Chef hatte es besohlen. Und Hermann Wächter war noch nie ungehorsam gewesen. So stand er eine Weile ratlos da. Sein weiches Gemüt litt entsetzlick unter dem Druck der Sorge. Endlich schloß er das Kontor wieder ab und wandte sich wieder seiner Wohnung zu. Von Unruhe gepeinigt ging Hermann Wächter am Sonntag zweinlal in die Wohnung Korns, um den Chef zu sprechen und ihm den Vorgang zu berichten. Allein Herr Korn war nicht zu erreichen. Mißmutig sah er sich gezwungen, die Angelegenheit

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 6 von 16
Datum: 09.04.1911
Umfang: 16
von einem zum andern. Im Ge schäft suchte Burkard sen. seinesgleichen. Da war ihm keiner an Gewandtheit und kluger Berechnung überlegen. Aber in dieser geheimnisvollen Sache fand er sich nicht aus. „Haben Sie denn niemand in Verdacht?" fragte der Gutsbesitzer weiter. „Niemand," antwortete Hermann. „Wenn wir unsere Arbeiter verdächtigen wollten, so kämen gleich mehrere in Betracht; denn Geld ist jedem von ihnen willkommen. Aber es wußte ja keiner, daß Nuhdorf Geld bei uns er hoben hatte." „Wirklich keiner?" „Der einzige

, mit dem ich darüber sprach, war Erd- mann," sagte Hermann halb zu Onkel Tobias gewendeti Dieser nickte, machte aber zugleich eine beschwichtigende Gebärde, als wollte er sagen: „Der durfte es natürlich wissen, das hat nichts weiter zu bedeuten." „Nannten Sie diesem Erdmann auch die Summe, die Ruhdorf bei Ihnen entnehmen würde?" fragte Hildegard. „Ich glaube wohl. Aber, bitte, gnädiges Fräulein, verfolgen Sie diesen Gedankengang nicht weiter. Ein Verdacht auf Erdmann ist völlig ausgeschlossen

Fräulein," versetzte Hermann lächelnd. „Begleiten Sie mich morgen durch die Fabrik. Sie äußerten bereits den Wunsch, den Betrieb einer Spinnerei zu sehen. Da können Sie die Arbeiter bei ihren verschiedenen Be schäftigungen beobachten und Fragen an sie stellen." „Das würde höchst interessant für mich sein," rief Hildegard lebhaft. „So wollen wir, wenn es Ihnen recht ist, morgen vormittag unfern Rundgang antreten." Am folgenden Morgen, während Herr von Wallrad und Frau Ruhdorf auf dem Gericht

waren, begaben sich Hildegard und Hermann in die Fabrik. Sie nahmen Dora mit, um sie zu zerstreuen. Im ersten Saal machten sie vor einer gewaltigen Maschine halt. „Dies ist der sogenannte Leviathan," erklärte Hermann seiner Begleiterin. „Er dient dazu, die Wolle zu, säubern, um ihr die unreinlichen Fetteile zu entziehen. Vorher schon ist mit der Wolle der Prozeß des Entstaubens vor genommen. Das geschieht in einem besonderen Raum; ich habe Sie der schlechten Luft wegen nicht dorthin geführt

." „Aber die Arbeiter sind den ganzen Tag in dieser Luft?" „Doch nicht. Sie wechseln oft. Auch wird ihr Ge sundheitszustand genau beobachtet. Wer nicht kerngesund ist, muß hinaus." Sie standen vor der gewaltigen Maschine, die Hermann „Leviathan" genannt hatte und beobachteten ihre Tätigkeit. „Wie merkwürdig sind diese Rechen, die die Wolle aufgabeln," bemerkte Hildegard. ' „Sie haben das richtige Wort gebraucht, Fräulein von Wallrad. Der technische Ausdruck für die Zapfen, die die Wolle aufgreifen und lockern

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 8 von 16
Datum: 23.04.1911
Umfang: 16
„Wie meinst du das, mein Kleines?" fragte Onkel Tobias klopfte die blühende Wange seiner Nichte. „Das Wor „merkwürdig" ist mir nie bei Börner eingefallen. Dir etwa, Hermann? Auch nicht? Ein gescheiter Kerl ist er, „Meinst du?" lachte Hermine übermütig. „Was du meinst, darum handelt es sich," versetzte Onkel Tobias und kniff Hermine ins Ohr. „Magst du den Menschen überhaupt leiden?" 2 B d> P A ft tu v. f vi bi tc dieser „BezirkSkrankenkaffe" voraussetzend, wäre l auf 10.076 Kronen. Da- geringste

Gebot I Uom Sesuch des deutschen Kaiscrpaares in Wien: Der Empfang drs Kaisers Wilhelm (2) und seiner Gemahlin durch den Kaiser Franz Joseph (1) aut dem Kahnhof in Wien. und arbeiten kann er für zehn, aber merkwürdig — wieso denn?" „Ihr unterhieltet euch gestern abend im Konzert sehr lebhaft," sagte Hermann mit einem Blick aus die Schwester. „Ja, das eben weiß ich nicht, und darum nenne ich ihn gerade merkwürdig." „Fräulein von Wallrad hatte gar nichts für Börner übrig," warf Hermann ein. Hermine

lächelte schelmisch. „Das mußte eigentlich entscheidend für das Urteil über den armen Buch halter sein, nicht wahr?" „Du weißt, kleine Schwester, daß ich persönlich an ihm nichts weiter als seine kaufmännischen Eigenschaften geschätzt habe, lange', ehe ich Fräulein von Wallrad kannte," antwortete Hermann etwas verlegen. „Wenn ich auch lnchts -auf die Gerüchte über -sein .nicht ganz einwandfreies Leben geben will, so verursacht mir der Gedanke an nähere Beziehungen mit ihm Unbehagen," „Höre, Junge

Kaiserin Auguste Viktoria. von Hermines etwaigem Gatten." „Häb's doch geahnt," dachte Hermann „Ja, er besitzt Geist und Witz. Man ist immer angeregt ärgerlich. „Also solche Pläne trügt der Alte mit sich herum, in seiner Nähe." Hol's der Kuckuck." „Fast kommt es mir vor, als ob der Mann sich um „Na, was meinst du dazu, kleine Maus?" fragte Onkel dich bemühte, Kleine." sagte der Onkel neckend. Tobias neugierig.

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Tiroler Wastl
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Seite 6 von 8
Datum: 25.08.1917
Umfang: 8
und weltvergessen? Einen Gulden fünfundsiebzig Kostete das ganze Essen! Und so oft ich Deine klaren Augen sehe, muß ich denken, Liebchen, an den wunderbaren Rotwein und die guten Renken. Hermann Bahr. Schriftsteller Karl F. (Koemata (Wien XIX/2 Kah- lenbergerstraße 28) hat unter dem Titel „Hermann Bahr, Oesterreichs Breitmäul" .eine Broschüre erscheinen lassen, die er selbst eine Abrechnung nennt und die tatsächlich auch eine solche ist. Für diejenigen, die sich dafür interessieren, lassen wir hier eine kleine

Probe aus der Broschüre folgen: 1909 lernte ich. Hermann Bahr kennen, 1912 glaubte ich ihm nicht mehr. Las aber noch von ihm, besah mir seine Stücke. Und mehr und mehr wurde sch bestärkt in meiner früheren vagen Ansicht: Der Mann ist Komö diant. Znd noch dazu: ein schlechter. Hans Dampf in allen Gassen. Ein Quatscher, ein Plauderer, einer der sein inneres Leben nicht lebt, sondern nach äußeren De kreten — spricht. Jahresversammlung der Freien Schule im Kolosseum 1911. Hermann Bahr spricht

über die Erziehung der Jugend. Begeisternd und begeistert. Fichte, Fichte, Fichte. Aber der Mann, der nach Schluß der Versammlung im Fiaker sortfuhr, war nicht der Hermann Bahr, der einige Minuten vorher zur Jugend sprach. Und über die Jugend. Der Schauspieler hatte seine Rolle glän zend gespielt und beim Bühnentürl holte sich die von ihm erwartete Jugend eine fürchterliche Enttäuschung. Seht Euch nur den. Mann an, mit der Virginia im Mund! Er findet zu allem und jedem Geschehen ein Verhältnis

, das er angeblich bekämpft und das von keinem besser, grasser dargestellt wird als von ihm. Hermann Bahr flucht über eine Sache, die er vor kur zer Zeit gelobt hat, oder nicht lange loben wird. Mit dem Aufwand aller Phrasen, über die der von ihm be kämpfte Oesterreicher verfügt. Was ist Hermann Bahr? Ja, was ist der alles! Dramatiker und Politiker, Romanschreiber und National ökonom, Theaterkritiker und Philosoph, Dramaturg und Vorleser, Regisseur und Volkslchrer, Republikaner und Monist, Genieentdecker

und Novellendichter, Essayist und Reisender, Historiker und Literat, Revolutionär und Bahn brecher. Und eins vor allem: ein menschlicher Mensch. Bahr schreibt viel, unendlich viel, meint Hermann Kienzl zuweilen auch österreichisch breit. Na also! Oesterreichisch breit. Stimmts nicht, wenn wir zuweilen Bahrs Bild sehen, das mit der Vetschina im Mäul? Sicher, es wird die Zeit kommen, und mit ihr auch die Menschen, die nicht begreifen werden, warum man Her mann Bahr nicht gewaltsam vom Schreiben zurückhielt

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Tiroler Post
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Seite 9 von 20
Datum: 18.10.1912
Umfang: 20
sie bald kommen," M sie leise und schließt die Augen. Tritte Mmen die Treppe herauf, leise, vorsichtig. Jetzt °fN sich die Tür. Hermann und Betty treten Die Kranke schlägt die Augen auf. „Hermann!" „Mutter!" „Seid Ihr da, Kinder?" „Ja, Mutter, hier sind wir." r .diesen Worten führt Hermann die Ge- >"bk d-r Mutter zu. ,,Du bist Betty Hosstetter? Gott segne dich »»d deme Liebe, mein Kmd." - ^ity nimmt die Hand der Kranken und Bonden Kopf nieder. Frau Hellmger wV^ re au f den Mädchenkopf und Worte iie

von 32, 40, 50 und 70 Heller per Kilo mit Nachnahme ab Station Neumarkt „Mutter, bleibe noch bei uns," flüstert Betty ins Ohr der Kranken. „Wie Gott will, mein Kind, aber die Nacht kommt." Hermann hatte diese Worte verstanden. „Mutter, denkst du noch an unsere Unterredung am Weihnachtsabend?" „Ja, Hermann. Das Abendlicht meines Lebens verklärt meinen Lebensabend." Die Kranke schwieg und schloß ermüdet die Augen. Als Hermann nach einer Weile den Vor hang des Fensters zurückschob, drang noch ein letzter, matter

Lichtschimmer ins Zimmer und ließ das blasse Gesicht der Mutter verklärt erscheinen. „Wird sie uns noch erhalten bleiben oder kommt die Nacht," dachte er. Dann reichte er Betty die Hand und beide setzten sich in der Nähe des Krankenbettes nieder. Betty schaute unverwandt auf die bleichen Züge, als wollte sie das liebe Bild für immerdar sest- halten. Welche Gedanken zogen durch ihre Seele. Also das war die Frau, die einst ihr Vater geliebt hatte und die er nicht vergessen im Lärm des Lebens! So hatte Hermann

ihr mitgeteilt. „Ich will sie pflegen und lieben bis zu ihrem letzten Atemzuge." Dies Gelöbnis erfüllte in diesem Augenblicke ihre Seele. Ob Hermann die Gedanken der Geliebten ahnte? Er drückte sanft ihre Hand und küßte sie innig. Nach wenigen Minuten erwachte die Kranke wieder aus ihrem Halbschlummer und lächelte ihren Kindern zu. Kein tonte Vieh mehr!!!! durch schlechtes Fut ter, bei Verwendung eines Viehfutter schnelldämpfer Benzin-Motore, Futterschneide und Dreschmaschinen, Dausmühlen, Orig

?" fragte Hermann und nahm ihre Hand. „Ruhen? Ja, mein Hermann, und doch möchte ich noch lange mit Euch reden. Betty bleibt ja wohl hier. Kannst du einige Tage bei mir bleiben?" „Gewiß, Mutter, ich bleibe bei dir." Frau Hellinger lächelte und mit einem: „Ich danke dir, mein Kind," schlossen sich wieder ihre müden Augen. Da beugte sich Betty zu dem bleichen Gesicht nieder und drückte den ersten Kuß auf die heißen Lippen der Kranken. „Ich habe dich lieb," flüsterte sie ins Ohr der Schlum mernden

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Tiroler Post
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Seite 8 von 12
Datum: 03.02.1911
Umfang: 12
A. Wehr Witwe, Nachod-Plhov, gemacht. Liefere Brautausstattungen, alle Artikel in Weißwaren, Leinen, Chiffon, Damast, Taschentücher und Handtücher in allen Preislagen. Oxforde, Zephire, Grisette, Karte nasse in prima Qualität. Probesendung 40—45 m !< 1750, Satin-Reste für Blusen und Kleider. Billigste Preise, Ein Versuch macht sie zur ständigen Kunde. Schlafzimmers blieb sie stehen und horchte. Dann rief sie leise seinen Namen. Keine Antwort. Sie rief noch einmal: „Hermann!" — Da wurde die Türe leise

geöffnet und der Gerufene stand vor ihr, bleich und verstört. Eine rühelos durchwachte Nacht lag hinter ihm. „Hermann, bist du krank?" „Kann wohl sein, Mutter." Frau Bolz'er blickte in das bleiche Gesicht ihres Sohnes. Dann strich sie ihm das Haar aus dem Gesichte und legte ihre Hand auf die heiße Stirn. Da geschah, was die erstaunte Mutter noch nicht erlebt hatte. Ihr Sohn hob den Arm und umschloß anfschluchzend den Nacken der Mutter mit beiden Händen. Er atmete tief aus voller Brust. Die Augen

brannten ihm und feine Wangen wurden naß von großen, heißen Tränen. Still standen die beiden nebeneinander, nur das Schluchzen des Sohnes vernahm man, der da weinte, wie ein Kind. — Die Mutter ließ ihn ganz ruhig. Sie fragte nicht, sie tröstete nicht. Der Sturm in seinem Inneren sollte sich erst aus toben. Dann wird er mir wohl sein Herz aus- schütten, dachte das tieferregte Mutterherz. Jetzt ließ Hermann die Mutter los, ging ins Zimmer zurück nnd setzte sich auf den Rand des Bettes, die Mutter

erwartend. Diese schloß die Türe und setzte sich neben ihn. „Wie geht es heute dem Vater?" fragte end lich Hermann mit zitternder Stimme. „Wie immer, Hermann, nicht besser und nicht schlechter. Aber nun, mein Sohn, sage mir, was dir fehlt. Ein Kind darf seiner Mutter alles anvertrauen, was es auch sein mag. Rede es vom Herzen hinweg, Hermann." Diesen Ton der Mutterliebe hatte Hermann noch nicht gehört. Ihm wurde weich ums Herz. Der Druck, der seine Seele belastete, begann zu weichen und langsam kamen

die Worte: „Mutter, gestern war ich wieder in der Stadt." Hermann schwieg und atmete tief auf. Dann führ er fort: „Mein Geld reichte gerade noch für einen lustigen Abend hin. Und weißt du, was für Geld ich nun bis zum letzten Heller verjubelt habe? Es ist das Versicherungsgeld, welches mir der Vater vor län gerer Zeit zur Besorgung übergeben hatte, die Versicherungssumme für unsere Scheune. Diese ist also nicht versichert gewesen und der Schaden, der durch den Brand entstanden, ist ziemlich be deutend

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Sterne und Blumen
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Seite 3 von 8
Datum: 31.10.1915
Umfang: 8
. Es war ein Sextembertag, mehr als xin Jahr nach dem verschwinden Ruhdorss. „wie meinst du das, mein Kleines?" fragte Onkel Tobias und klopfte die blühende Wange seiner Nichte. „Das Wort „merkwürdig" ist mir nie bei Börner eingefallen. Dir etwa, Hermann?" Auch nicht? Ein gescheiter Kerl ist er, und arbeiten kann er für zehn, aber merkwürdig — wieso denn?" „Ihr unterhieltet euch gestern abend im Konzert sehr lebhaft", sagte Hermann mit einem Blick auf die Schwester. „Ja, er besitzt Geist und Witz. Ulan ist immer

angeregt in seiner Nähe." „Fast kommt es mir vor, als ob der Mann sich um dich bemühte, Kleine", sagte der Onkel neckend. „Meinst du?" lachte Hermine übermütig. „was du meinst, darum handelt es sich", versetzte Onkel Tobias und kniff Hermine ins Ohr. „Magst du den Menschen überhaupt leiden?" „Ja, das eben weiß ich nicht, und darum nenne ich ifyt gerade merkwürdig." „Fräulein von Wallrad hatte gar nichts für Börner übrig", warf Hermann ein. Hermine lächelte schelmisch. „Das mußte eigentlich entscheidend

für das Urteil über den armen Buchhalter sein, nicht wahr?" „Du weißt, kleine Schwester, daß ich persönlich an ihm nichts weiter als seine kaufmännischen Eigenschaften geschätzt habe, lange, ehe ich Fräulein von Wallrad kannte", antwortete Hermann etwas verlegen, „wenn ich auch nichts auf die Gerüchte über fein nicht ganz einwandfreies Leben geben will, so verursacht mir der Gedanke an nähere Beziehungen mit ibm Unbehagen." „Höre, Junge, das ist Torheit", sagte Onkel Tobias stirn runzelnd

. „wenn du weiter nichts Ungünstiges von ihm weißt, dann — Schwamm drüber, bis du Beweise hast. Man soll keinem Menschen unrecht tun, und mir wäre es, offen ge standen, lieb, wenn wir ihn zum Teilhaber im Geschäft machen könnten, wer weiß, wie bald ich die Augen schließe. Es wäre mir eine Beruhigung, die Firma in festen, tüchtigen Händen zu wissen, am liebsten in deinen, lieber Neffe, und in denen von Herminens etwaigen Gatten." Hab's doch geahnt", dachte Hermann ärgerlich. „Also solche Pläne trägt der Alte mit sich herum, Hol's

der Kuckuck." „Na, was meinst du dazu, kleine Maus?" fragte Onkel Tobias neugierig. „Ich? Hm! Einstweilen gar nichts", entgegnete Hermine und warf die Lippen auf. „Ich denke vorläufig nicht ans Heiraten." „wenn er aber ernste Absichten hat?" „Dann wird es unsere erste Pflicht sein, sein Privatleben zu prüfen", sagte Hermann. „Ach, damit wird es ziemlich in Ordnung sein", meinte Onkel cr,obias zuversichtlich. „Ein tüchtiger Mensch, wie der, wird immer angefeindet, zumal er unser Vertrauen besitzt

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Tiroler Post
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Seite 1 von 20
Datum: 13.09.1912
Umfang: 20
den 15. September die feierliche Pro zession sich durch dis Straßen der Kaiserstadt bewegen wird, in allen Sprachen und aus den Herzen aller Völker und Stände die Lobpreisung Nachdruck verboten. Im Abendlicht. Erzählung von I. Jung. „Warum, Mutter, sollte ich den Staub von minen Füßen schütteln? Verlassen und — ver- tttten! Bitte, erkläre mir diese Worte!" Die Erfrischungen, die neben Hermann stacken, schien dieser kaum zu beachten. „Hermann, bevor du urteilst, lies den kurzen W und den Inhalt des Kuverts

, das neben aeinem Teller liegt, tausend Mark sind es, die W zu deiner Verfügung stehen." Hermann blickte verwundert auf. „Tausend Mark, Mutter? Woher? Wovon redest du?" , „Lies, Hermann, und dann erzähle' ich dir nnen Teil meiner Leöensgeschichte." Hermann las du wenigen Zeilen und nahm vann die Geldscheine in die Hand. .. „Und du hast keine Ahnung, wer der Spender t em kann, Mutter?" „Nein, Hermann." „Und deine Adresse, wie genau!" Frau Hellinger nickte. Ein plötzlicher Gedanke ging dem jungen spanne

der Reichshauptstadt schreiten und wie ein Bild Eggers wird diese machtvolle Heersäule die Herzen der christlichen Welt erfreuen. Denn so lange Herzen schlagen, so treu dem Papste und den: Kaiser, wird Oesterreich stehen. seiner Studienzeit erkundigt. Sollte Hofstetter vielleicht der Geber sein? „Mutter, weiß Herr Hofstetter vielleicht von unserer augenblicklichen Lage? Das heißt, kann er von derselben nicht durch Zufall erfahren haben?" „Nein, Hermann!" war die fast rauh klin gende Antwort. Dann fuhr Frau

Hellinger in ruhigerem Tone fort: „Dies ist unmöglich. Erst durch deinen Brief habe ich nach langer Zeit die erste Kunde von ihm erhalten. Und selbst, wenn er unsere Lage gekannt hätte, würde er nicht einen Finger für uns gerührt haben. Glaubst du denn, daß der, der seine Braut, als sie plötz lich arm geworden war, verließ, daß ein solcher Geldmensch so ohne weiteres tausend Mark opfern würde? Nimmermehr!" Hermann bemerkte die sich steigernde Erregt heit seiner Mutter und schwieg. Gedanken kamen

, wir wollen schlafen gehen," sagte Hermann. „Ja, Hermann, geh' zu Bett, du wirst müde sein. Ich muß noch wachen, ich kann nicht schlafen. Es ist schwer zu vergessen. Es bleibt etwas zurück aus dem Lande des Glücks, das man einst be treten. . Es ist, als höre man die Bäume der Kindheit rauschen, aber nur kurze Zeit. Dann wird es wieder trüber und dunkler, ein mattes Dämmerlicht, das endlich in Nacht verschwindet." „Oder aber, liebe Mutter, ein Abendlicht, freundlich und schön, das den Abend des Lebens verklärt

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Tiroler Post
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Seite 10 von 12
Datum: 17.02.1911
Umfang: 12
Vergebung. „Der dir alle deine Sünden vergibt und heilet alle deine Gebrechen," dieses Wort des Trostes hat der junge Mann erfahren. Hinter ihm liegt eine öde Wüste, vor ihm eine blühende Flur, ein Garten Gottes, über dessen Eingangspforte die Worte stehen: „Friede, Vergebung, Erlösung." — Und in seinem Vaterhause war es jetzt so still und friedlich, wie nach dunkler Wetternacht an einem sonnigen, stillen Frühlingsmorgen. Hermann Balzer geht langsam weiter. Auf seinem Angesicht liegt es wie milder

Auskünfte. Realitäten und Geschäfte werden dortselbst zum Kauf oder Verkauf ohne Vorspe sen in Vormerkung genommen. nicht plötzlich, wie mit einem Schlage, sondern allmählich. Der Beginn der Veränderung, der Umkehr, kann plötzlich eintreten, aber der Fort gang derselben ist ein langsames Heranreifen der Blüte zur Frucht. So auch bei Hermann Balzer. Aber das Alte war vergangen, mit dem alten Le benswandel hatte er abgeschlossen. Und das neue Leben wuchs heran, wie eine zarte Pflanze, die ge pflegt

und behütet sein will. Hermann kam sich zuweilen vor wie ein Träumender, der eben erwacht und sich auf sein Dasein besinnt. Sein ganzes Wesen ist ein an deres geworden, er kann wieder die Hände falten wie einst in den Tagen der Kindheit. Er kann wieder danken und beten. Er ist still, zufrieden, glücklich geworden. Ruhig, langsam geht er wei ter. Die Sonne leuchtet über dem Walde. In den schon stark entlaubten Baumkronen hört er den leisen Hauch des Herbstwindes, der wie ein süßes Abschiedslied

der sterbenden Natur klingt. Das Alte stirbt, ein Neues entsteht, wenn wieder Frühlingslüfte wehen. Er hat jetzt die Waldlich tung erreicht. Zwei Frauengestalten kommen ihm entgegen. Wer sind sie? Mutter Steven und seine Nachbarin Magda. „Nun, Hermann, geht's nach der Stadt?" „Ja, Mutter Steven, ich gehe nach der Stadt, nach Monaten zum ersten Mal." Hermann blickt mit ruhigem Lächeln die beiden- an und diese ihn. Die alte Frau denkt an jene Stunde, die für den jungen Mann, der hier vor ihr steht

■ gehört, daß Hermann ein anderer Mensch gewor- 5 den ist. Von wenigen Minuten noch hat Magda ! von ihm gesprochen, von ihm und seinem Vater und von der Veränderung in seines Vaters | Hause. „Glückliche Menschen wohnen jetzt dort { Mutter Steven," so hat Magda soeben noch zu ihr k gesprochen. „Hermann, du siehst so Wohl und glücklich J aus," bemerke die alte Frau und nickte Hermann | zu, und auf ihrem Gesicht lag es wie milder ; Sonnenschein. „Ich bin es auch, Mutter Steven und Ihr - j Ihr habt

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Lienzer Nachrichten
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Seite 2 von 16
Datum: 02.07.1912
Umfang: 16
des i statt. — 1 1. Bundes des Tiroler Ge 2. Malein ländischen Mal werbestandes. 3. Giündu in die Oitsgrup 4. Debatte Alle Han Unterschied der höflichst ein Ein braver Knab Oliser- sofort aafgenomr Die Gerne' Walde im Deba 202 Verlobte niiteinander verkehrten. Maria war nichts weniger als anziehend, lind alle Beninhungen der Frau Blackberg, sie etwas hübscher und eleganter erscheinen zu lassen, waren vergeblich. Indessen Hermann gefiel sie. Jedoch bald sahen die Dinge anders aus. Es fehlte nicht an guten

Hermann beiseite stehen. Es wurde ihn: immer klarer, daß sie nichts mehr von ihm wissen wollte, und als sie zwanzig Jahre alt wurde, gab sie ihrem Jugendgeliebten in aller Form den Abschied. Kurze Zeit darauf lernte Maria auf einem Ball Baron Malino kennen. Frau Blackberg war entzückt von dem Mann und Maria selbst war bezaubert. Nachdenr er den halben Abend mit ihr getanzt hatte, machte er an: nächsten Tage seinen Besuch in der Villa Charlotte. Er schien sehr wohlhabend zu sein, denn er wohnte

eines Unfalles, den er in früher Jugend erlitten hatte, wodurch sein Gang und seine Haltung etwas Ungewöhnliches und Auffallendes bekamen. Kurzum, er war eine Persönlichkeit, die in jeder Gesellschaft Aufmerksamkeit erregte. Hermann Turner, der die Hoffnung immer noch nicht aus gegeben hatte, schrieb erbittert an seinen Bruder und hat ihn, zu seinen Gunsten dazwischen zu treten. Das tat er auch nach besten: Vermögen. Aber er hatte es in Frau Blackberg mit einer ehrgeizigen Heiratsstifterin zu tun

Maria in vollem Besitz und in freier Verfügung über ihr ganzes Verinögen bleiben sollte. Das junge Paar wollte vor seiner Abreise noch einige Tage auf den: Lande verbringen. Ter Notar hatte das Geld von Turner empfangen und der neugebackenen Baronin ausgehändigt, llnd nun war sie und ihr Mann einen ganzen Nachmittag damit be schäftigt, es in ausländische Papiere umzuwechseln. In Begleitung von Frau Blackberg reisten die Neuver mählten ab und mieteten sich in: elegantesten Hotel ein. Hermann Turner

::. Bei ihrer Ankunft in: Hotel fand Maria einen Brief, von ihm vor, worin er sie un: Verzeihung für seine Aus fälle bat und hoffte, daß sie ihn stets als Freund betrachten werde. Gleichzeitig driickte er sein Verlangen aus, sie noch eininal vor ihrer Abreise sehen zu dürfen; er würde sie und ihren Gatten heute oder morgen besuchen. Und wirklich wurde abends gegen acht Uhr, gerade als n:an zu Tische gehen wollte, Hermann Turner angemeldet. Man war liebenswürdig gegen ihn, und besonders der Baron zeigte sich äußerst

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 21.05.1911
Umfang: 16
158 t i I I d f t i 6 S € v 3 b 2 » n dk m g- or gl ur m ve Uk ni E D N fr. mi Bi wl all Ir der tto Sr am leii lu Sti ko» SB i der beii Re Heß ziat Ko. beit har krit ein Hai loka Gor vers am t < ,/! Dum wir Betrf kein« mich zu fragen. Das Glück seines Lebens hänge von meiner Antwort ab unb so weiter — was man denn in solchem Augenblicke spricht/' „So. Und das hat dir Eindruck gemacht, und du hast ihn angenommen? Da soll doch gleich dieser und jener!" rief Hermann aufgebracht. Er sprang

auf und lief ungeduldig auf und nieder. „Haltest du mir nicht versprochen, mich um Rat zu fragen, wenn du diesen Antrag erhalten würdest?" ..Ich frage dich ja." Hermann blieb vor seiner Schwester stehen. „Holla, stehen die Sachen so? Oder — nun aber 'raus mit der wilden Katze!" Hermine brach in ein helles Gelächter aus. Sie wiegte den Oberkörper hin und her und konnte kein Ende finden. „Ich will ihn ja gar nicht, du großer dummer Junge." „Warum sagtest du das nicht gleich?" „Weil es mich kitzelte

, deine Entrüstung zu sehen." Hermann setzte sich wieder. „Nun laß uns ernsthaft reden. Warum willst du ihn nicht? Du hattest ihn doch früher gern?" „Wie man es nehmen will. Ich war mir nicht klar darüber. Aber seit den Gerichtsverhandlungen und seit Erdmann fortmußte, und dann — seit «—" „Nun? Was noch?" Hermine wurde dunkelrot. „Weißt du, Helene Grüners sagte doch aus, daß Börner sich von ihr beleidigt glaubte, und sie hat mir später erzählt, daß e'r'ihr mit unpassenden Anträgen gekommen ist. Darauf

hat sie ihn scharf zurechtgewiesen, und dadurch meinte er gekränkt zu sein." „Das kann ich mir denken," bemerkte Hermann trocken. „Was aber wird Onkel Dobias sagen? Er wird schwer von seiner Voreingenommenheit für Börner zu heilen sein." „Einstweilen schwebt die Sache noch. Ich habe mir Bedenkzeit ausgebeten." „Sehr klug gehandelt. Mein Rat geht nun dahin, Börner eine Weile hinzuhallen. Sobald man Börner eine Schuld Nachweisen kann, wird Onkel Tobias seine Lieb lingsidee fahren lassen. Warten wir also." Hermine

sah den Bruder mit einem klugen Blicke an. „Dp glaubst, daß bald etwas zutage treten wird, was Börner um Onkel Tobias Gunst bringt?" „St! kein lautes Wort! Die Wände haben Ohren." „Aber ist es so?" „Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht! Ja, wenn ich das wüßte," rief Hermann aufgeregt und lief wieder hin und her. „Ich bin so fest, so felsenfest überzeugt, daß der Mensch uns betrügt, daß er Gelder unterschlägt — ich fühl's — es liegt in der Luft, aber trotz all meines Be mühens bekomme

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Tiroler Post
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Seite 13 von 18
Datum: 21.06.1912
Umfang: 18
—'gleich nach dem Tode ihrer Mutter — gebracht wurde. Zun: Vormund und Verwalter des Vermögens bis zur Großjährigkeit oder Ver heiratung der Tochter ernannte er seinen Freund Rudolf Turner. Man glaubte allgemein, daß die Bestimmung „bis zur Verheiratung" mit Bezug aus ein längst geplantes Ehebündnis zwischen Maria und dem jüngeren Bruder Ru dolfs eingefügt war. Hermann Turner war des alten Stockmanns Liebling. Er war als Kind schon Marias Spielkamerad und spä ter, wenn der Vater seine Tochter besuchte

, nah::: er stets Hermann mit. So war zwischen den beiden eine Art Ju gendliebe entstanden. Hermann war zu einem stattlichen jungen Manne herangewachsen und übte seinen Beruf als Kommissionär mit Geschicklichkeit aus. Es ist zweifellos, daß Maria Christian X. gedacht. Hente bringen wir anch die Königin nebst den beiden sich als ferne Braut be- _ Söhnen des hohen Paares. Königin Alexandrine, Herzogin zn Mecklenburg, ist trachtete, und n::t rhrem Achte. Aber ich habe geboren an: 24 . Dezember 1879

noch einmal aufzurollen." „Mit Vergnügen. Ich höre." llnd daraus begann er: „Nun denn — der reiche Rentier Stockmann war ge- i Vorbei: und hatte seiner einzigen Tochter ein beträchtliches 190) geboren. Die Mutter ihrer intimsten Pensionsfreundin hatte sie gebeten, bei ihr zu leben. Turner zögerte anfangs, seine Einwilligung zu geben, denn er faßte seine Verpflichtung als Vormund sehr ernst auf. Aber als auch Hermann Marias Wunsch eifrig unterstützte, gab er endlich nach. Hermann besuchte das Mädchen nun regelmäßig

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 7 von 16
Datum: 02.04.1911
Umfang: 16
. „Und Sie sind von der Arbeit fortgegangen," setzte Börner scharf hinzu. „Ich bitte, das mir zu überlassen. Das geht niemanden etwas an, als die Herren Burkard," antwortete Erdmann und sah dem Buchhalter fest in die Augen. „Erdmann, sind Sie da? Was gibt es?" rief die Stimme des jüngeren Burkard aus dem Privatkontor. Ohne Zögern überschritt der junge Arbeiter die Schwelle und schloß die Tür hinter sich. Er trat zu Hermann Burkard heran und wiederholte seinen Auftrag. Hermann hatte ein richtiges

Freundschaftsverhältnis mit Erdmann. Als Knaben schon waren sie unzertrennliche Kameraden gewesen, und der Umstand, daß sie verschiedenen Gesellschaftsklassen angehörten, änderte nichts an ihrer Freundschaft, auch als sie zu Jünglingen herangewachsen waren. Häufig bot sich zudem eine Gelegenheit, die Klugheit und Tüchtigkeit Erdmanns zu zeigen, und da seine Ehrenhaftigkeit über allen Zweifel erhaben war, schenkten beide Chefs ihm ein unbegrenztes Vertrauen. Forschend sah Hermann den Freund an. „Du weißt, was für eine Sache

sechstausend Mark für Herrn von Wallrad, nicht wahr? Dann wollte er doch zu mir hinaus? Nun gut, er ist nicht gekommen." „Vielleicht ist er im Gasthaus zum „Deutschen Haus", wo er abgestiegen war?" „Ich habe nachgefragt. Er ist nicht dort." Onkel und Neffe sahen sich schweigend an. „Setzen Sie sich, Herr Ruhdorf," begann der ältere Burkard. „So. Nun lassen Sie uns überlegen." „Wann erwarteten Sie Ihren Bruder?" fragte Hermann. „Er wollte kommen, sobald seine Geschäfte erledigt

begleiten," sagte Hermann. Onkel Tobias nickte, und die Herren verließen eilig das Zimmer. Die Blicke sämtlicher Angestellter folgten ihnen neu gierig, als sie das große Kontor durchschritten, und sie flüsterten eifrig miteinander, bis Börner sie in rauhem Ton auf ihre Arbeit verwies. Ihre Neugierde sollte jedoch schnell befriedigt werden. Schon um die Mittagsstunde lief die Nachricht von dem Verschwinden des Verwalters von Mund zu Mund. Die Fabrikarbeiterinnen erzählten sie sich beim Essen

, die Angestellten bildeten Gruppen auf der Straße und sprachen mit großen Augen von dem Geschehnis. Ruhdorf und Hermann Burkard hatten Anzeige er stattet, und die Polizei war sogleich in voller Tätigkeit. Zahlreiche Vernehmungen fanden statt, der Draht spielte hierhin und dorthin. Das ganze Personal des Häuses Burkard & Co. mußte aussagen. Aber es kam wenig dabei heraus. Niemand hatte den Verwalter wiedergesehen, seit er die Fabrik verlassen hatte. Nur zwei Personen konnten eine, wenn auch unge nügende Auskunft

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