Blüten in: Herbst. Bo» Klara Aulcpp-Ztucb?. (Nachdruck verb,) Draußen weht feuchte, schwere Luft: Tropfen hängen au deit ^ Zweige». Zwischen den herbstlich gefärbten Bäumen unseres Gartens leuchtet in schneeiger Weise ein blühender Birnbaum her vor. Seltsames Spiel der Natur! Wie bald wird der Herbstfrvst die Blüten erstarren lassen und der Sturm sie hernnterwehen, der Vernichtung anheimgegeben. — Warum auch wagte es der Baum, sich im Herbst wie eine Braut zu schmücken, die zum Altar gehen
will? Nur das Frühjahr gibt ihm doch dieses Recht! Jetzt wird er seinen Vor witz schwer büßen müssen; keine einzige Blüte wird ihm bleibe», alle müssen sie sterben! Mich fröstelte; fester zog ich das schützende Tnch um die Schultern. Sterben! — Ich hatte heute Abschied genommen von einer Frau, der es — in Menschenschicksal übersetzt — ähnlich so ergeht, wie es jenem Baume dort ergehen wird. Blüten im Herbst! — Liebe, tiefe, leidenschaftliche Liebe war in ein Frauenherz eingezogen, das jnng geblieben war, trotzdem
der Herbst des Lebens vor seiner Thür stand. Ich sehe die hohe, üppige Gestalt mit der stolzen, vornehmen Haltung noch vor mir — Elise von Feldern. Sie war Jahre hindurch Er zieherin eines fürstlichen Kindes gewesen nnd hatte manche Gewohnheit, die ihr bei Hofe lieb gewor den, bei ihrer Rückkehr ins bürgerliche Lebeu be halten. Man fah die geistvolle Frau nie in lässiger Haltung, sah nie die geringste Unordnung an ihrer Toilette oder in ihrer Umgebung, dem reizenden Heim, das sie sich geschaffen
. — Korrekt wie ihr Leben war auch ihr ganzes Sein Und Fühlen. Man denke sich nun diese Frau plötzlich von der Liebe gepackt wie von einer elementaren Gewalt. Mit allen Krästen wehrte sich das stolze Herz gegen dieses Gefühl — doch vergebens. Sie — die Vierzigjährige — verwandelte sich in ein junges, seh nendes Weib, das nur im Angesichte des Geliebten lebt nnd fern von ihm Qualen der Sehnsucht empfindet. Der Mann, dem diese späte Liebe galt — diese Blüten im Herbst — er sah das stattliche Weib beim Druck
