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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 28.06.1892
Umfang: 8
Schriften bekannt — in jener Zeit erschienen von ihm ein „Handbuch des allgemeinen österreichischen Straf- rechs", eine „Sammlung von strafrechtlichen Ent scheidungen des obersten Gerichtshofes", und eine „Ein- leitnngt iudas österreichische Strafprozeßrecht". Nach dem Erscheinen des Februar-Patents vom Jahre 1861 wurde Herbst von dem Landwahlbezirk Hainspach- Schluckenau im nördlichen Böhmen einstimmig als Ab geordneter in den böhmischen Landtag gesandt, von diesem aber in das Abgeordnetenhaus

des Reichsraths gewählt. Schon damals war er neben Brinz und Hasner der angesehenste Führer der deutschen und con- stitutionellen Partei, und nachdem er sich insbesondere mit der Finanzverwaltung vertraut gemacht hatte, wurde er mit seiner schneidigen Kritik ein gefährlicher Gegner der Regierung. Als im December 1867 das Bürgerministerium unter dem Fürsten Carlos Auersperg gebildet wurde, trat Herbst als Nachfolger Hye's, seines ehemaligen Lehrers, als Justizminister

(Taaffe, Potocki, Berger), das andere für eine noch schärfere Centralisation eintrat (Giskra, Herbst, Brestel, Plener, Hasner), schlug Herbst sich auf die Seite des letzteren, welches die Mehrheit umfaßte. Dieser Zwie spalt führte schließlich am 12. April 1870 zum Sturze des Bürgerministeriums. Noch bei seinem Rücktritte wurde ihm vom Kaiser die Würde eines Geheimen Rathes verliehen. Nun trat Herbst an die Spitze der verfassungstreuen parlamentarischen Oppo sition, in welcher Stellung

er im Reichsrathe, im Landtage und auf Parteitagen mit Geschick und Er folg zunächst das Ministerium Potocki und dann das jenige Hohenwart's sammt den Fundamentalartikeln desselben bekämpfte. Nachdem Hohenwart im November 1871 gestürzt war, fand Herbst reichlich Gelegenheit, als Führer der verfassungstreuen Regierungspartei seine Erfahrung und seine Fähigkeiten zur Geltung zu bringen, bis der Widerstand gegen die Orient politik die Verfassungspartei auf ihren tiefsten Stand versetzte, dagegen Ultramontane

und Slaven unter der Protection des Grafen Taaffe zum Siege geführt wurden. Eduard Herbst blieb zwar noch immer im Vor stande der „Vereinigten Linken", doch zog er sich zu nächst aus der Delegation zurück und gab auch die Führung im böhmischen Landtage an Schmeykal ab. Während er im Jahre 1885 in dem gemischtsprachigen Landgemeinde-Bezirk Prachatitz gegen den Fürsten Schwarzenberg candidirte, ohne gegen den fürstlichen Einfluß aufkommeu zu können, trat ihm in seinem eigenen Wahlbezirke Schluckenau

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Seite 1 von 8
Datum: 28.06.1892
Umfang: 8
. 'V'**! Nr. 145. Innsbruck. Dienstag 88. Juni 1898. 27. Jahrgang. Eduard Herbst -j-. Eduard Herbst ist gestorben, der Begründer, der Altmeister, der Bannerträger der deutschen Partei in Oesterreich, der geistesgewaltige, redegewandte, scharf sinnige Parlamentarier, der unermüdliche, uner schrockene, begeisterte Kämpfer für Freiheit und Fortschritt, der verdienstvolle, hochgeschätzte und viel- bewunderte Gelehrte. Herbst hat nicht von .kleinen Anfängen begonnen; als eine bedeutende Individualität

, bis zum Fanatismus leidenschaftlichen Liebe eingedenk ist, mit welcher Herbst an diesem Oesterreich hing. Er war ein Deutscher um Oesterreichs willen,. int Dienste des alten, auf den Fundamenten Josefs und Maria Theresias ruhenden Reiches trug er das Banner des Fortschritts und dort, wo das Schwert seiner Beredsamkeit scharfe Hiebe führte, fühlte er sich als Ritter von Oesterreich. Schon die Anfänge der konstitutionellen Aera führten ihn, den Mann der Theorie, den Strafrechtslehrer, auf den Plan der Gesetzgebung

. Es war ein volltönender Dreiklang deutschen Geistes, der damals im böhmischen Landtag wie im Reichsrath ans den Reden der Führer Herbst, Brinz und Hasner heraus vernommen wurde. Herbst war der erste, der damals das aus dem Grabe aufge tauchte Gespenst des böhmischen Staatsrechts zurück in die Gruft verwies, indem er zuerst die Moder lappen an das Tageslicht zog und darthat, daß jenes Staatsrecht die Sonne des Tages zu ertragen außer Stande sei. Sein seltenes Wissen, die Fähig keit, die schwierigsten Materien

partei als eine Brücke bezeichnen will, welche vom deutschen Volksthume zum österreichischen Staatsge danken führte, dann war Eduard Herbst einer der mächtigsten Pfeiler dieser Brücke, die von der slavi- schen Hochfluth fruchtlos umbraust und bis zum heutigen Tage nicht unterspült wurde. Herbst war ein schlichter, einfacher Mann mit bürgerlicher Lebensführung und Gesinnung. Er war mit der liberalen Ueberzeugung ganz verwachsen, ein Freund des maßvollen Fortschrittes, ein Schützer der Verfassung

, daß er die Bildung des Ministeriums Pretis nicht mit voller Kraft unterstützte. Die Zeit wird kommen, wo diese Legende, welche auf dem Rufe Herbst's wie ein dunkler Schatten ruhte, zerstört sein wiro. Herbst hat bis zum Grabe geschwiegen, aber es leben Manche, welche das Geheimniß kennen und wissen, daß er die Berufung des Grafen Taaffe nicht verschuldet hat. Er hatte dem Kaiser die Ernennung eines Beamten-Ministeriums mit Pretis. an der Spitze empfohlen, Pretis jedoch wollte ein parla mentarisches Ministerium

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