, das ist die Herbstzeitlose für den Herbst. Beide find Boten, die ihre Jahreszeit verkünden, nur mit dem Unterschied, daß man erstere freudig als frohe Boten begrüßt, während man von letzteren überrascht und wehmütig gestimmt wird. Kein Wunder, denn die Primeln verkünden nach harter Winter zeit Erlösung, die Herbstzeitlose aber macht es umgekehrt. Sie meldet, daß die schöne Zeit um ist und vom rauhen Win ter abgelöst wird. Ist die Primel eine Freudenblume, die einladet und hinaus zieht in den aussteigenden Sonnen schein
, so ist die Herbstzeitlose eine ernste und besinnliche Blume, die uns nachdenklich machen muß. , Primeln sind Heilpflanzen und haben auch verschiedene liebliche Namen, wie Himmelschlüssel und dergleichen. Die Herbstzeitlose ent hält Gift und wird gemieden. Auch die Namen, die sie noch trägt, sind keineswegs anmutig. Betroffen verhält man den Schritt, wenn sie zum erstenmal unser Auge erblickt: „Ach, es wird schon Herbst"! Ja, Herbst wird es, wenn die Bäume allenthalben ihre schwere Last verlieren, wenn ihre Blätter
bleichen und wie Blutstropfen zur Erde fallen. Herbst wird es, wenn die Felder ihre Früchte verlieren, wenn sie umge brochen werden und der Wind kalt über leere Aecker streicht. Es wird Herbst, wenn Wiesen und Anger ihren bun ten Farbenteppich mit einem öden grauen vertauschen. Es wird Herbst, wenn düstere Wolkenballen das Himmelsblau verwischen und garstige Nebelvorhänge die Sonne verhül len. An all das erinnert uns die Herbstzeitlose und möchte uns traurig stimmen, weil wir keinen guten Tausch
machen. Wem ist wohl Winter und Herbst lieber, als der leuchtende Sommer? Unwillkürlich läßt uns aber dieser Herbstbote auch an den menschlichen Lebensherbst denken, der uns bevorsteht und sich schon zuweilen anmeldet. Ja, es herbstelt auch bei uns Menschen, wenn sich die Haare verfärben und die Lebens früchte reif werben zum ernten. Es herbstelt, wenn es kühl wird um uns. weil so viel, was uns Sonne war, fort geht auf anderen Wegen. Es herbstelt, wenn es kühl wird in uns, weil des' Lebenssommers Kraft
und Hitze nachläßt. Es herb stelt, wenn Beine und Arme und manch anderes Organ schwach und brüchig werden, aufgebraucht in Arbeit und Kampf des Lebens. An vielen Anzeichen und Erscheinungen können wir erkennen, daß es auch in unserem Leben früher oder später Herbst wird, daß einmal die Zeit kommt, wo man nimmer arbeiten und schaffen kann, wo aber dafür Früchte, Ergebnisse unseres Lebens von uns gefordert wer den, wo andere an uns Ernte halten wollen. Denn dann kommt der Lebenswinter, der unseren