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Der Tiroler / Der Landsmann
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Seite 7 von 12
Datum: 10.11.1906
Umfang: 12
so empört hatte. Offenbar wiegte sich der Offizier in angenehmen Erinnerungen und vergaß darüber die Antwort auf die letzte Frage deb Magnaten. Dieser wiederholte dieselbe deshalb. „Ah so,' versuchte Gustav seine Taktlosig keit wieder gut zu machen; „verzeihe, ich war in Gedanken verloren. In drei Tagen ist meine Entschließung in dewen Händen.' Plötzlich zeigte sich ewige Nachdenklichkeit auf sewer Sttrne. Sein Auge flog musternd Freds auf Gesicht. „Ich kann eS noch immer nicht genau fassen,' sagte

Erwiderung: „Gestatte mir die Bemerkung, das ich mit ernsten Dingen nie scherze. In drei Tagen er- warte ich deine Rnckäußerung. Ich bitte dich, bei deiner Entschließung wohl zu berücksichtigen, daß du im Falle der Verweigerung der Er füllung meweS Wunsches dich eines beträcht lichen Vermögens beraubest.' Er stand auf, sich zu oerabschieden. Gustav von NotterSberg lud ihn zu längerem Verbleib in Breslau ew: Willst du dich nicht ew bißchen amüsieren hier, ehe du wieder in die Heimat zurückkehrst

?. Er lächelte fad und süßlich. „Schließe dich mir an für heute und morgen, und eS soll dir nicht an ergötzlichem Amüsement mangeln.' j „Ich danke,' entgegnete Fred, ihm die Hand ! reichend. .Zu Hause erwarten mich meine Be° rusSpslichten. Adieu, vergiß nicht, was du versprochen hast.' .Ein Narr,' flüsterte Gustav, als Fred fort war. „ein kompletter Narr, der sich um eines Mädels willen in solche Unannehmlichkeiten stürzt! Mir fiele so etwas nie bei! Aber seine Narrheit eröffnet mir die angenehme Aussicht

bedingungslos zu überantworten.' Er nahm am Bahnhofe in Eile ew einfaches Mahl ew und fuhr wieder in sein Schloß zurück. Die Tage schlichen ihm schneckenartig langsam dahin; die Schwebe und Ungewißheit über di« Lage, in der er sich besand, quälten ihn surchtbar. Gustav von Rodersberg hatte sich während dessen ewige vergnügte Tage und Abende gemacht. Im Hinblick aus die hohe Vermehrung seines Jahreseinkommens oerpraßte und vergeudete er in ew paar Stunden große Summen. Mit wüstem Kopfe und umnebelten Sinnen WW

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Seite 8 von 12
Datum: 10.11.1906
Umfang: 12
, verbreitet überall den „Tiroler'. taumelte er am dritten Morgen nach Freds Abreise aus der schleichen Hauptstadt zu seinem juristischen Beistande, um sich dessen Rat in der Angelegenheit des Rolteröegg'schen Majorates einzuholen. Dr. ^ur. Heinrich Kluge war ein schmächtiges Männchen mit dunklem Vollbarte und listigen Augen. Er nagte mit den Zähnen an den Spitzen seines Schnurrbartes, als Gustav ihm in zusam. menhangslosen Sätzen berichtete, warum sich sein Kommen drehe. Die Mitteilung, die der Offizier

dem Advo« katen machte, schien diesem anfangs gar zu un- wahrscheinlich. Prüfend liegen die grauen, klugen Augen des Juristen über die verschwommenen Züge des jungen Lebemannes. .Dürfte es nicht rällich sein, Herr Graf,' fragte er lauernd, „eine so wichtige Angelegenheit auf eine gelegenere Zeil zu verschieben?' „Warum das?' lallte Gustav. „Ich habe Vetter Fred versprochen, daß ich ihm nach drei Tagen Antwort zukommen ließe, und will mein Wort hallen.' „So, so. Aber haben Sie sich auch nicht verhört

ist, daß er um einer Sängerin wegen das Majorat eines so trefflichen AdelssitzeS verschleudern will, so rate ich Ihnen, sein jetzt vorliegendes Angebot nicht anzunehmen.' Gustav von Rottersegg wurde eS bei diesen Worten etwas Heller im Kopfe; er begriff instinkt- mäßig, daß hier viel für ihn aus dem Spiele stand. „Wie begründen Sic diesen Rat?' sein er hastig. „Sehr einfach. Wenn Ihr Herr Vetter so viel um seiner Liebe willen tut, so tut er auch alles. Seien wir etwas zäh gegen ihn und beharren wir auf unserem Rechte

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