. .Der Herr Graf lasten Comtesse um ein dringende Unterredung ersuchen!' meldete sie. Melanie erschrak, eS war das erste Mal seit Jahren, daß ihr Bruder sie in ihrem Zimmer aussuchte. Ihr ahnte, daß er nicht komme, um gute Botschaft zu bringen, und schon stand sie ,m Begriff, ihn auf einen anderen Tag zu be scheiden, als Gustav selbst auf der Schwelle erschien. Der vormalige Lieutenant, denn gleich nach dem Ableben seines VaterS hatte Gustav von Werthen den Militärdienst verlassen, war binnen Kurzem fast
abzukürzen, denn meine Zeit ist bcschräntl.' .Oh, ich werde Dich nicht lange aushalten, Schwester,' versetzte Gustav lächelnd, .denn ich weiß, meine Gegenwart ist Dir nicht angenehm seit jener Nicht unseres töw-ü>-tLts im Archiv unseres Hauses.' .Schweigen Siel' rief Melanie erbleichend., .Lassen Sie mich nicht an die Schande denken,, daß eS einen Edelmann gibt, der roh genug war, Hand an seine Schwester zu legen, die den Flecke» vertilgen wollte, mit welchem ihr HauS bedeckt
ist.' .Ich wollte, Du hättest eS gethan,' erwiederte, Gustav düster, .ich wollte, ich wäre arm gewor den, vielleicht stände eS besser um mich. Wer^ weiß, ob nicht ein Fluch auf unserem Vermöge» hastet. Laß mich Dir sagen, weShalb ich kam. Ich bin ruinirt, Schwester, meine Gesundheil ist, dahin, wie mein Geld. Schult und Trümmer daö HauS Werthen, wenn Du eS nicht rettest.' Melanie ward unwillkürlich bleich, eine An wandlung deS Mitgefühls für ihren Bruder, der körperlich und geistig gebrochen vor ihrem Auge saß, ward
in ihrem Innern rege, aber bald faßte sie sich und mit ruhigem Tone erwiederte sie: .Wozu theilen Sie mir dies mit, da ich Ihnen nicht zu helfen vermag. Gehen Sie zu Ihren Genossen, die das unrecht erworbene Gut JhreS Vaters in Ihrer Gesellschaft verschwelgten, in deren Mitte Sie Ihre Gesundheit einbüßte»; bei ihnen, die in Ihrem Glücke Freundschaft für Sie hegten, werden Sie auch Theilnahme und Hilfe finden, wenn Sie Unzlütt betroffen h.it.' .greunde!' grollte Gustav. „W-'un es »och Freunde auf der'Welt gäbe