mich je einen Lügner, mehr noch einen Dieb und Halunken?' „Komödie!' gab Hortense achselzuckend zurück. „Nehmen Sie die Verhaftung dieses alten Sünders vor! Mit weiteren Auskünften über seinen Charakter stehe ich zu Diensten' sagte Graf Hugo. In der That kündigte der Lommandant dem alten Verwalter dessen Verhaftung an. Turbin athmete nur schwer und sagte: „DaS Recht wird siegen — und ist es nicht der Fall, dann, Herr Gott, nimm mein verlassenes Mädchen in Deinen Schutz, bis ich wieder komme und Vergeltung übe
.' Auf sein Bitten gestattete ihm der Commandant, dass er einen Be richt an den Majoratsherrn schrieb und auch seiner Tochter Helene einige — 255 — beruhigende Worte zurückließ, da diese schon am frühesten Morgen nach einem Dorfe der Umgegend gieng und noch nicht zurück war. Dann führte man ihn ab. Bald darauf wurde die ganze Gegend durchstreift nach dem Flücht linge, natürlich ohne Erfolg. ES gieng gegen Abend zu, als Graf Hugo allein durch die Gänge des Parkes wanderte. Bon Kindesliebe zu Hortenfe
war bei ihm niemals die Rede gewesen; nun aber, da er ihr den Mord an dem Vater zuschob, verachtete er sie. Das Geheimnis musste jedoch im Schoße der Familie bleiben, und schon aus diesem Grunde konnten die Aussagen Turbins nur als Verleumdungen und Lügen erklärt werden. Um die Ehre des Hauses zu wahren, musste der Verwalter fallen. Bei diesem Entschlüsse angelangt, sah Graf Hugo ein junges Mädchen aus dem Gebüsche treten, welches erst bei seinem Anblicke zusammenfuhr, dann jedoch, einem plötzlichen Impulse
folgend, zu den Füßen des Grafen niederstürzte. „Gnade, Herr Graf, für meinen unglücklichen Vater!' rief das junge Mädchen. Graf Hugo warf einen forschenden Blick über die Kleine, deren Ge stalt jugendlich schwellende Linien zeigte. .... - Ein lüsterner Zug umspielte Hugos Mund. Er fühlte sich ja be reits wieder einsam und von Langeweile gepackt auf Weyringen. Die Kleine, kaum den Kinderschuhen entschlüpft, hatte mandelförmige Augen und vielver sprechende Lippen, wie geschaffen zum Küssen. Eine kleine
Emotion, eine Stunde der Abwechselung! An nichts weiter dachte der Weltmann Graf Hugo. „Wer bist Du, Kleine?' fragte er. „Die Tochter des Verwalters, Herr Graf,' schluchzte das Mädchen. „Die Mutter ist todt schon seit fünfzehn Jahren und ich habe niemand mehr, als meinen Vater. Als ich vor einer -stunde heimkam, erzählten mir die Kutscher das Schreckliche, dass mnn Vater verhaftet wurde, auf Ihre Ver anlassung hin. O, es ist schrecklich! Ich weine mir die Augen aus dem Kopfe!' „DaS wäre schade