: ■ , «Morgen hat der Graf Geburtstag. Vierzig Jahre wird er alt. Er ist schon seit zwölf Jahren abwesend. Morgen aber wird er bestimmt da sein. Das be weist das Inserat. Der Graf ist nämlich deshalb abwesend, weil er unter Kuratel steht. Sie verstehen? Er steht aber nur bis zum vierzigsten Lebensjahr unter Kuratel. Das hat der alte Graf gemacht, der seit acht Jahren tot ist. Um ihn hat niemand getrauert. Das ganze Land hat es ihm übel genommen, wie er mit seinem Sohn umgegangen ist. Der Sohn
ist der jetzige Graf, der morgen zu sei nem vierzigsten Geburtstag erwartet wird. Nun, er hat es damals etwas toll getrieben, der junge Graf. Aber treiben es nicht die meisten Grafen toll, wenn sie jung sind, viele sogar noch im Al ter? Nur der Vater des jetzigen Grafen war geizig und einsam. Er wollte von Frauen nichts wissen. Um so gründli cher war der Sohn hinter allen Schür zen her, in Dorf und Stadt. Nie kam er aus mit seinem Geld. Immer musste der Alte nachzahlen. Aber es - ging immer
er es den Jun gen fühlen, wo er konnte. Und wie er konnte! Der alte Graf hätte ihm un umschränkte Macht gegeben. Ein halbes Jahr hielt der junge Graf, der jetzt zurückhaltend leben musste, weil er kein Geld mehr bekam, die Schikanen des Rentmeisters aus. Der Rentmeister aber wurde von Tag zu Tag schlimmer, aber •nicht nur für den Grafen, auch für die Bauern. Er wurde ein richtiger Tyrann, und der Graf, der eigentlich zu befehlen gehabt hätte, spielte Im Schloss eine ge ringere Rolle als der nebensächlichste
. Diener. Schliesslich floh er, und niemals hörte man wieder etwas von ihm. Bis in dieser Woche. Morgen hört die Ku ratel auf, morgen wird der Graf vierzig Jahre, morgen wird er wieder auf sei nem Besitztum befehlen.. Nur der Graf kann dieses Inserat aufgegeben haben. Ein Mann wie der Rentmeister weicht nur der Gewalt. Morgen hat er hier äusgespielt, der Kerl; alle Leute wissen das, und alle warten sie- darauf, dass er das Schloss verlässt». «Werden die Bauern ihm etwas tun?» «Es gibt eine' Menge
Bauern, die der Rentmeister immer sehr gequält hat, wenn sie die Pachtzinsen nicht pünkt lich bezahlt haben; was die tun, kann man nicht wissen. Heute nachmittag sind die Burschen am Teich beobachtet worden, die Ruten schnitten.» «Der Rentmeister hat wohl gehofft, der Graf würde nie mehr zurückkom men?» «Der Kerl ist sich vorgekommen wie der leibhaftige Herrgott! Sobald er aber das Schloss verlässt, heute abend, wird man ihn daran erinnern, dass er auch nur ein Mensch ist und dazu ein ganz verdammter