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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 8 von 8
Datum: 20.04.1935
Umfang: 8
Wie lange er dort gesessen, wußte er mcht. Er hörte nur plötzlich ein Geräusch von Küssen und Kosen. Eine Magd vom Erlenhof und ein Knecht vom Birkenhof näherten sich. Der Graf drückte sich lautlos unfc rücksichtsvoll ins Dunkel. Sah einer die Bande an! Wenn Friedl das wüßte, die auf so strenge Zucht hielt. Unweit von ihm blieb -das Paar stehen. Das Mädchen war eben mitten im Erzählen. Sie hatten es vom Grafen. „Es ist nicht zu glauben mit dem Graste sagte ste vergnügt. „Wenn man weiß

der Graf war, ganz aickerS als heut. Die Nase hat rr sich mit einem Seidentüchel zugehalten und die Komteß hat er von oben runter angerodet wie — wie —. Die Komteß hat ihn aber eingeseift. Ge stellt hat 'sie sich, als wenn eine Kuh ihr Hirn ver schluckt hätte und er hat nichts gemerkt, kein klei nes bißchen nicht, so ein Affe, wie der war! Zum Schluß hat sie ihm noch die ganze Milch auf die Bux gegossen. Wir haben gelacht, gelacht! Tränen geweint haben wir vor Lachen, — alle zusammen." Das Mädchen

lachte noch lange an der Brust des Burschen, der die allzu lauten Töne mit seinen Küs sen erstickte. Auch Graf Egbert lachte; — lachte ins Dunkel der Nacht. Was er hier erfahren, war ja unbezahl bar für ihn. Oh, watte nur, kleine Friedl! Kurt Degenhof war abgereist und wie er hoffte, zun: letztenmal in die staatliche Fron. Nun wartete er, daß ihn ein Telegramm an das Sterbebett sei nes Onkels rufen würde. Doch Jodokus Birkenhofer tat ihm mcht den Gefallen. In, Gegenteil! Er hatte sich wider

Knospm standen auf starkm Stengeln und er blüht botm sie nicht nur ein entzückendes, so»ü>ern auch ein stolzes Bild. Was Graf Egbett durch den Kopf ging, wußte Hilde West mcht. Doch es mußte wohl ttwaS An genehmes, ja Heiteres sttn; denn das ernste Gesicht des jungen Mannes sah fast schelmisch aus, wre er so die Blüten betrachtete. „Tag, Herr Verwalter!" „Guten Tag, gnädiges Fräulttn!" entgegnete er ruhig. „Sie ttäumm wohl am hellm Tag, Graf?" Er sah sie groß an. Was wollte sie schon wieder? „Nein

. Ich fteue mich nur der Wirklichkeit." „Der Wirklichkeit freuen S,e sich?" Ihre Stimme bekam einen höhnischen Untetton. „Die ist ja wirk lich reizend für Sie." Er ließ sich nicht aus dtt Fassung bringm. „Sie habm recht, gnädiges Fräulein! Sehen Sie sich nur diese Nelken an! Absolute Wirklichkttt — und eine seltene Pracht!" Und es war so! Für Nelken besaß sie eine Schiväche und so wunderbare Bütten hatte sie noch nie ge sehen. „Ah! Wirklich!" Graf Egbett fuhr fort: „Die weißen Riesen er hielt

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 7 von 8
Datum: 13.04.1935
Umfang: 8
, als er das las. Fräulein West hatte ihm von dem geheimnisvollen Schatz erzählt. In ihrer Phantasie hatte sich dieser Schatz in lauter Goldgeschmeide und Dia manten in der Größe von Nüssen verwandelt, die der Graf. Berg heimlich, ganz heimlich erstanden hatte. Sogar das Zimmer wußte ste, in dem man den ver mauerten Wandschrank mit dem Schatz entdeckt hatte. Tatsächlich war auf Birkenhof im Westflügel die Wand eines Zimmers demoliert worden, doch nicht behufs Entdeckung eines Schatzes, sondern zur Trok

gegenüberstand ein Und dann hieb der Jodokus Birkenhofer wreder mit der Faust auf den Tisch. Man hatte sich geeinigt! Ein Wechsel auf sechzigtausend mit zwölfmonatlicher Frist wurde un terschrieben. Der Geldverleiher ging mit dem Gefühl, ein ganz gutes Geschäft gemacht zu haben, und Jo- doküs Birkenhofer hielt mit den fünfzigtausend seine halbe Entsühnung in den Händen. Graf Egbert aber kam aus dem Staunen nicht heraus, als er das ganze Vermögen an wohltättge Stiftungen zu versenden hatte. Kurt Degenhof

vergrößere sich mit jedem Tag. Iodokus Birkenhofer lachte bloß zu den Vorstel lungen seines Freundes und dm Ungewittern von fet ten der Komtesse. Er Hielt dem Rebensaft die Treue. Der Schnee begann zu schmelzen. Der Föhn stob durchs Land. Zog Baunr und Busch die weiße Mütze vom Kopf. Trocknete Wiesen, Felder und Wege, zer riß das Grau am Himmel, daß die Sonnenstrahlen mit Macht hervorbrachen. Frühling! Graf Egbert fühlte das Knospen ittib Keimen, das Grüneit und Werden des Frühlings im eigenen Blute

seines Blutes und des ihrigen. Wie ein wil des, junges Füllen lief sie dann in die Frühlings pracht hinein, daber doch wieder das scheue, tiefenrp- ftndende, sinntge Kind. Wenrr Graf Egbert irgendwo ihr Kleid erblickte, war er doppelt eifrig hinter der Scholle her. Der Scholle, die Friedl liebte! Und die Arbeit war es, die ihn vom Träumen hinüber zur Wirklichkeit führte. Zur Wirklichkeit am Birkenhof. Diese Wirklichkeit hieß arbeiten mit Menschen, denen die Sonne das Blut träge machte. Wenn Graf Egbert

die Arbeits leistung von hüben und drüben verglich, fand er, daß die Leute am Erlenhof fleißiger und flinker ar beiteten. Die Mähmaschine eilte über die Wiesen; auf den hängen mußte handgemäht werden. Das Tempo brachte Graf Egbert nachgerade zur Verzweiflung. Die 'Ge mütlichkeit der vergangenen Jahre lag darin. Trotz dem zog er zwei Mägde von dleser Arbeit ab und überwies sie den Gartenarbeiten. Ueberall hatte die Menschenhand das Wachsen und Werdm in der Na tur zu unterstützen und die Birkenhoferhände

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 7 von 8
Datum: 27.04.1935
Umfang: 8
Wort erstickte in der Erregung. „Natürlich! Von ihr ging ja doch die ganze Idee aus." Graf Egbert stützte den Kopf zwischen seine Fäuste. Seine Gedanken wirbelten toll durcheinander. Friedl wollte ihn als Nachbarn haben, — ihn zum Guts- Leben erziehen, — sorgte für sein Glück! — Herr gott, das tat doch ein Mensch nur, wenn er einen Grund dazu besaß. Und er war nun nicht mehr arm! Durfte er da nicht um diesen Grund fragen? Fragen? Karmte er chn denn nicht? Hatte er in ihren süßen Kinderaugen

nicht schon manches gelesen, was von Frühling und Blüten erzählte? „Onkel, sag mir, — wie ich dir danken soll?" Graf Berg faßte seine Hände. „Egbert, mir ist mein kleines, wildes Mädel wie ein eigen Kind ans Herz gewachsen. Sorg du einmal für Friedl, wenn ich abberufen werde." „Ich Hab das Mädl lieb, Onkel!" Graf Berg hob den Kopf. „Ich liebe es", fügte Graf Egbert erläutern hinzu. Man hörte die tiefe, innere Bewegung des alten Grafen, als er sagte: „Dann ist alles gut!" „Alles, Onkel? Wirklich

alles? Was wird Friedl dazu sagen?" Graf Berg lachte. „Sie hat ihre ersten Flüge aus dem Neste schon getankt muß imr sorgen, daß sie rasch und sicher den Süden ihrer Liebe findet." Graf Egbert streckte sich, als wollte er die ganze Welt umarmen. Bei seinem Onkel begann er. Herz lich küßte er ihn auf beide Wangen. „Gott lohn dir, du Guter, was du an Friedl und mir tust!" „Alles Egoismus, Jung! Will im Alter nicht so allein sein, wie der Jodokus!" ,Dnkel, eine Bitte! Schweig weiter! Verrate

nicht, was du mir jetzt gesagt hast. Friedl ist wie ein Wild- röslein! Laß mich die Dornen erst etwas abschärfen. Mein Lieb soll — zahm werden!" Graf Berg reichte ihm die Hand. „Gut, ich will jetzt mit dir im Bunde sein, wie ich es vorerst mit ihr war. Für den „Geizhals" hat sie schon ein wenig Strafe verdient!" Die alte Uhr attnete einmal tief auf, dann be gann sie zu schlagen. Rasch, hell. Sie schlug zum Glück. — „Und der Degenhof?" fragte jetzt Graf Berg. „Was schert mich jetzt ein Degenhof!" lachte Graf Egbert. „Bravo

zu lernen." ,Zas ist ja eine liebliche Ansicht. Ungerechtigkei ten erträgt man nie und erst recht nicht von so einem Affen." „Ich verstehe dich nicht", ärgerte sie der Graf mit sorgfältig verborgenem Vergnügen, „hier dreht es sich doch um mein Brot." Die schlanke, zierliche Friedl wuchs förmlich vor seinen Augen. Zürnend warf sre dm Kopf zurück: „Und wo ist dein Stolz?" Ah, die Gräfin Berg kam einmal zum Vorschein! Welche Seltenheit! Weh- und demütig stand er vor ihr. „Ich bin ein Verwalter, nicht mehr

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 7 von 8
Datum: 16.03.1935
Umfang: 8
Komtesse Fried! Roman von Helene Norbert Urheberrechtsschutz Verlagsanstalt Manz, Regensburg (7. Fortsetzung.) „Ja — Deine Mu'ter wurde operiert —" -Graf Egbert zerknüllte seine Frühstü-cksserviette. „Wie könn et ihr mir das verschweigen?" Die Er regung färbte seine Stimme dunkel. „Und ich ließ mich abhalten, zu Mama zu fahren!" „Es geschah aus den ausdrücklichen Wunsch deiner Mutter —" „Aber warum denn? Wieso denn!? Ich muß ihr doch als Sohn am nächsten stehen." Graf Egbert begriff

nicht. „2>u wirst es besser verstehen, wenn du erst ruhig bist. Jetzt mußt du dich zusammenraffew Du mußt deiner Mutter unbefangen gegenübertreten. Sre ist noch sehr leidend. Ich hielt es fiir richtiger, sie heimzu nehmen. Behandlung übernimmt unser Dr. Rimer- schmidt und erne Schwester, die Professor Kreng mit- sendct." Mehr vermochte der alte Herr nicht zu sagen. Auf Graf Egbert kroch eine furchtbare Angst los. Es litt ihn nicht mehr in der Enge des Znnmers. „Verzeih, Onkel!" Damit eilte er hinaus. Er er innerte

sich an Friedls Zeilen: Ueberraschungen, die uns das Leben bereitet, sind schließlich dazu da, um wetterfest zu werden. — Dem Naturkind lag nur der Vergleich mit der Natur und unbewußt drängte es ihn hinaus in den Wald. Blürd war er für die sommerliche Waldschönheit, für das Weben und Raunen über dem grünen Moos bis hinauf in dre liehtstreöenden Grafel. Nur d:e Ruhe fühlte er, die sich langsam auf sein erregtes Gemüt senkte. Klaalich schrie jetzt eine Finkenmutter: fink, fink, fink! Wa nungsrufe. Der Graf

verstand ste nicht. Von seinem Tritt aufgeschreckt, setzte eine 'Katze über Heck und Busch. „Haben Sie kein Gewehr bei sich?" schrie 'ihn eine Frauenstimme an. Es war Hilde West, die mit ihrem Bruder lang sam durch den Wald schlerOerte. Mechanisch zog Graf Egbert den Hut. „Wozu?" fragte er verwunde t zurück. Als sie sich näher waren, antwortete Hilde West: „Das nennt man in Gedanken versunken! Haben Sie nicht die Katze gesehen, dre hier auf Vögel hrrum- lungert?" „Nein, tatsächlich nicht!" Henrich West

, der Bruder Hildens, verbeugte sich vor dem Grafen. „Sie sind ja tvie vom Erdboden verschwunden, Herr Graf. Wie wollten Sie eben besuchen." Hilde West lauerte unauffällig in dem Gesicht des Grafen herum. Sie besaß ein schlechtes Gewissen. Hatte er ihr weinsel'ges Debüt am Biekmhof schon vergessen? Er hatte sie seither nicht mehr besucht, sich mit Arbeit entschuld'gt. Lächerlich! Er als Gast! Wer ihn das glaubte! Sie wol'te Gewißheit haben. Schade, daß Heim eine so schlechte Figur machte! -Die ein kleines

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Alpenländer-Bote
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Seite 13 von 16
Datum: 08.12.1935
Umfang: 16
— und die Hanne dauert mich. Hat keinen Menschen mehr auf der Welt ToniZaggser?.".'."«"^ ilrheberrechttschutz durch Verlagsanstalt Manz, Münch«, // Nachdruck verboten 4 Von Jägern und Wildschützen Graf Bruggstein geht durch den Wald. Er achtet nicht des Weges, sondern geht einfach zwischen den Stäm men durch und erreicht nach zweistündiger Wanderung die Lerchenalm. Dort kehrt er ö u, trinkt ein Glas Milch und fragt die Sennerin so nebenbei: „Und was maäien die Herren Wildschützen? Kehrn sie noch immer fleißig

zu bei dir?" Die Sennerin, ein schwarzhaariges, fesches Ding aus dem Isartal, antwortet schnippisch: „Meint vielleicht der Herr Graf, ich seh dös einem ; schon am G'sicht an, ob er ein Wildschütz ist?" „Nein, so viel Menschenkenntnis trau ich dir gar nicht zu. Aber den Steinmüller Bartl kennst du?" „Der wildert net! Ich Hab ihn noch nie mit der Büch sen g'sehn." „Der braucht keine, weil er's Wild mit der Schlinge ; fangt, der-Haderlump. Aber eines Tages geht er uns j schon ein und du damit, weil du ihm das Wild allweil

versteckst." Mir! schwenkt den Scheuerlappen dicht vor der Nase des Grafen. „Dös möcht ich mir schönstens verbitten." „Verstell dich nicht, Mirl, wir wissen Bescheid." Der Graf legt ein Geldstück aus den Tisch und ver läßt die Hütte. Als er sich zufällig nochmal umdreht, sieht er am Fenster das grinsende Gesicht des Stein müller Bartl. „Denkt Hab ich mir's ja, daß er in der Hütte steckt." Kopfschüttelnd geht der Graf w-eiter. Es erscheint ihm wie ein Rätsel, daß man des Steinmüller Bartls noch nie

habhaft werden konnte. Aber mit dem Büchler Se bastian. dem zweiten Iagdgehilfen. wird er heute ein Bort auf gut deutsch reden. Wenn der glaubt, er werde bezahlt für Spazierengehen, dann soll er sich verrech net haben. Nirgends in seiner Jagd wird so viel ge mildert wie im dortigen Revier. Immer halblaut vor sich hinsprechend, geht Graf ^öruggstein ziellos des Weges. Plötzlich kommt er an einen Holzschlag. Zwei Männer asten gerade einen ge- siillten Baum aus. Der Graf stößt sejnen Bergstock

ge stoßen, fragt der Graf unvermittelt: „Wie war das, Zaggler? Das mit meinem Pol-di? Du hast ihn doch sterben gesehen?" Es ist immer dieselbe Geschichte, die der Zaggler er zählt, wekn der Graf ihn fragt. „Also, das war so", beginnt der Zaggler. „Am Abend kam Befehl, die Kompagnie bringt Material in die vordere Linie. Wir wußten olle, was das heißt. Wir kannten die schmale Bruleschlucht zur Genüge. Also, nachts punkt halb elf sind wir aus dem Graben gestie gen. Ich bin allweil neben dem Leutnant

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 8 von 8
Datum: 23.02.1935
Umfang: 8
das eine tägliche Beschäftigung von ihr. Graf Egbert war blaß geworden. Er ließ den Zü gel fallen, das Pferd würde auch so »»eben ihm einhertraben. Jetzt befahl er: „Niedersetzen!" „Keine Spur!" „Niedersetzen, Friedl!" „Ich will mehr." „Friedl!" Sie lachte spöttisch. Plötzlich ließ sie mit elnem Wehlaut den Karren nieder. Der Graf hatte mit seilten Händen ihre Arme gefaßt. Hart. Nur für eilte Sekunde, aber es hatte genügt. Friedl mußte gehorchen. Bleich starrte sie ihn an. Was hatte er nur? Sein Zorn leuchtete

ihr unverhüllt entgegen. Wort los nahm er den Karren auf »nid führte ihn auf dem schmalen Weglein weiter. Für seinen sportge- wandten Körper war das ein Kinderspiel. Am Waldrand setzte er das Holz nieder. Das Weiblein war außer sich. Es wollte danken und brachte nur einige laute Schnaufer hervor. Der Graf bückte sich, um seinen Anzug abzuput zen. Seine Hand streifte ein Holzbrett, aus dem ein Nagel hervorstand. Vom Handgelenk bis zu dem klei nen Finger riß ihm dieser den Handrücken auf. So fort färbte

sich die weiße Manschette rot. Entsetzt sah Friedl auf den Nagel. Der war alt und rostig. Graf Egbert wickelte sich sein Taschentuch um die Hand. Im Nu war das Blut durch. Das Weiblein begann laut zu jammern. „Hör auf!" schalt Friedl ungeduldig. „Wenn ich dich noch einmal mit einer solchen Fuhre sehe, werde ich Herrn Birkenhofer und Onkel sagen, daß sie dir die Sammelerlaubnis nehmen. Und jetzt scher dtch zum Kuckuck!" Der Unglücksrabe nahm seinen Karren und trollte sich, weiter jammernd, fort. Friedl wandte

sich den» Grafen zu. „Nimm mein Tuch!" bat sie. „Nein!" „Das deitte ist erledigt." „Das schadet nicht." „Egbert!" Da sah er sie an. Finster. Grollend. Immer mußte sie ihren Willen haben. So jung sie war, »hre Her rennatur verlangte überall ihr Recht. Auch bei ihm. Sie sollte sich aber täuschen. Wille gegen Wille! Trotz gegen Trotz. Stolz gegen Stolz! Schweigend ginger» sie nebeneinander weiter und so kamen sie daheim an. Graf Egbert ging auf sein Zimmer. Ein Weilchen später trat Friedl nach einem kurzen

, energischen Klopfen bei ihm ein. Unter dem Arm trug sie einen Verbandskasten. Da Graf Egbert kein Wort zu ihr sprach, sagte sie: „Ich will dich verbinden." „Das ist nicht nötig." „Das verstehst du nicht", sagte sie wichtig. „Der Nagel war rostig. Das kann eine Blutvergiftung ab geben. Die Wunde muß gereinigt werden!" „Du bist sehr gütig", erwiderte Graf Egbert iro nisch, „ich will dich aber dennoch nicht bemühen. Kommt eine Blutvergiftung dazu, gibt es wenigstens um einen Faulenzer weniger auf der Welt

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Tiroler Grenzbote
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Seite 1 von 4
Datum: 22.05.1939
Umfang: 4
69. Jahrgang Folge 69 Graf Llano ln Berlin. Berlin. Am Sonntag, vorm. 11 Uhr, traf der italie nische Außenminister Graf Ciano zu dem angekündigten zweitägigen Staatsbesuch auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin ein, wo sich zu seiner Begrüßung Reichsaußenminister von Ribbentrop .und zahlreiche führende Persönlichkeiten von Staat. Partei und Wehrmacht eingefunden hatten. Der Reichsaußenminister begrüßte den Italienischen Gast und die Herren seiner Begleitung aufs herzlichste und ge leitete

ihn nach dem Abschreiten der 'Ehrenkompanien un- ttzr stürmischem Jubel der Bevölkerung zum Hotel „Adlon", wo Graf Ciano Wohnung nimmt. In d'er Begleitung Graf Cianos befanden sich u. a. der Oberbefehlshaber des italienischen Heeres, Staats sekretär General Pariani, mit seinen Adjutanten, ferner führende italienische Journalisten, unter ihnen Birginio Gayda. Strahlende Maiensonne leuchtete über der in ein wogendes Fahn'enmeer getauchten Reichshauptstadt. Von den Häuser fronten, von zahllosen ''Bannermasten

und ragenden Pylo nen grüßten die Trikolore Italiens und die Hakenkreuzfahne. Vor dem Bahnhof wurde Graf Ciano mit einer brandenden Welle von Heilrufen und lauten Duce-Rufen empfangen. Ditz begeisterte Menge schwenkte zum Willkomm zahllose Lunte Fähnchen in den italienischen und deutschen Farben. Die italienischen und deutschen Nationalhymnen erklangen, und nach dem Abschreiten der Front der drei Ehrenkompanien durch die beiden Minister begann die triumphale Fahrt durch das ftzstlicheBerlin

. Die Freudenkundgebungen der Hundertlausende in den Straßen wollten kein Ende Nehmen. Um 11.45 Uhr begab sich Gras Ciano mit General Pariani und den Herren (ihrer Beglestung, von einem hohen Offizier der Wehrmacht geleitet, zum Ehrenmal Unter den Linden, wo nach der Begrüßung durch den Berliner Stadtkommandanten Generalleutnant Seifert Graf Ciano einen riesigen Lorbeerkranz mederlegte. Nach der Heldenehrung nahmen Außenminister Graf Ciano und Generalleutnant Seifert unter stürmischen Begeisterungs- kundgtzbungen

der Berliner den Vorbeimarsch der Ehren kompanie des Wachregiments ab. Unterredung mit R bbentrop und dem Führer. Berlin. Der Führer empfing am Sonntag nachmittag in Gegenwart des Reichsaußenministers den italienischen Außenminister Graf Ciano zu einer längeren Aussprache. Um 12.15 Uhr stattete Graf Ciano in Begleitung von Botschafter Attolico dem Reichsaußenminister im Auswärtigen Amt einen Besuch ab. Die beiden verantwortlichen Leiter der auswärtigen Politik der beiden Achsenmächte

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 8 von 8
Datum: 13.04.1935
Umfang: 8
und kein Zufall und kein Nichts stand. Hüben des Menschen Ohnmacht, — drüben Gottes Allmacht." „Kind, liebes Kind!" Graf Egbert war bis ins Innerste bewegt. Friedl preßte in überquellender Freude die Hände ineinander. „Ich Hab sie so lieb, diese Scholle, die Milliar den so köstlicher Keimzellen umschließt und himmel angst wird mir immer, wenn ihr etn Hagel, ctn Unwetter droht." Ein leichter Wurd spielte zärtlich in Friedls Löck chen. In Friedl war heute tausend Frohes. Egbert wurde

Kamm? Sofort schwächte sie ihre Meinung ab. „Nun, so ganz überzeugt bin ich auch heute noch nicht." „Warum machst du mich so klein, Friedl?" „Warum machst du dich so groß, Egbert?" Ehe Graf Egbert eine Erwiderung geben konnte, hörten sie eine Stimme poltern: „Mir scheint, ihr streitet schon wieder?" „Richtig geraten, Herr Nachbar !" antwortete Friedl, noch bevor sie den Alten sah. Der saß unter den Birken in einem bequemen Lehnstuhl. Vor ihm stand ein Tischchen mit einer halb geleerten Flasche

in den Mund." „Pfui Teufel!" Jodokus spuckte im weiten Bo gen aus. „Jetzt fthlt nur noch, daß Sie mir den Dackel und den Gimpel forttragen", grollte er. „Nein! Die Biester lass' ich Ihnen, die sind un schädlich." „Gott sei dem Manne gnädig, den Sie einmal in Ihre liebevollen Hände bekommen!" Friedl lachte mit spöttischem Vergnügen: „Parie ren muß er, lieber Nachbar, schön parieren." „Nun, Herr Graf!" schürte der Gereizte, „was sagen Sie zu diesen Ansichten?" „Gar nichts, Herr Bttkenhofer! Friedl kennt

we der die Liebe, noch den Mann. Damit ist ihr Ur teil nur eine harmlose Plauderei." „Küchel, fuhr Friedl auf. „Du tust, als tvenn ich ein Wickelkind wäre —" „So süß bist du schon, Friedelein!" Er sah ihr bewundernd in die Augen. Zum erstenmal sagte er ihr eine Schmeichelei und sie stampfte zormg nut dem Fuß auf, machte kehrt und lief davon. Jodokus rieb sich erfreut die Hände. „In die Flucht geschlagen! Das haben Sie fein gemackt, Herr Graf! So etwas wi kl bet der Kom teß wie eine Bombe. Ein Pferd frißt eben

nur Ha fer und keine Rosen. " „Wenn das Friedl gehört hätte!" „Würde bei dem Naturkind nicht schaden", erwiderte Jodokus gleichmütig, „'s ist eben ein Blitzmädel, die Komteß!" Mit dem letzten war der Graf vollkommen ein verstanden. „Muß Ihnen einen Besuch anmelden, lieber Graf! Mein Neffe verbringt seinen Urlaub bet uns auf Birkenhof." Die Augen des Men funkelten boshaft. „Mir scheint, Sie lieben sich nicht?" Graf Egbert erwiderte wider Willen, schroff: „Meine Gefühle spulen hier keine Rolle

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 21.02.1930
Umfang: 8
Begeisterung eingesetzt hat. Hstr folgt eine Liste der Optanten und des Grundbesitzes in Katastraljoch, für den sie entschädigt werden tollen- Graf Alois Karolvi 52.938 Katastralsoch; Graf Aleran- der Andrastn 34.638: Johann Urmancy 27.658: Erben Graf Julius Andrastns 25.718: Graf Lad-slaus Karolyi 23.180: Graf Rafael Zichy 18.987: Grat Siecstr'ed W mpsen 18.082; Graf Robert Zzelenstky 14.259: Graf Julius Karolhi 13.818: Graf Menyhört Lonyai 10.810: Ministerpräsident Graf Stephan Bethlen 10.384: Graf Josef

Karolhi 16.219: Baron Johann Harkanyi 9.944; Graf Josts Wenkheim 9.107: Baron Zoltan Bannffh 8.871: Baron Elemör Bornemista 8.829; Graf Stephan Karaciony 7.236: Graf Leopold Edelshekm de Gyula 5.593; Graf Josef Degenfeld 5.364; Stephan Betegh 5.236; Gräfin Szaparh 4.837; Baron Arpad Kemöny 4.686; Koloman Iaortrabsky 4.650: Nandor Urmanczy 4.521; Ladislaus Gorove 4.432: Gräfin Sarolta Tichy 4.231; Grä fin Elek Npela 4.362; Graf Albert Nemes 3.605; Graf Jo hann Serönyi 3.557; Gräfin Marie Nadasdh 3.509

; Baron Nezsö Schoßberger 3.245; Oliver Almay 8.227; Graf Gabriel Nah 3.242; Baron Viktor Tororkah 3 260; Gräfin Szöchen 2.830; Graf Julius und Ludwig Ambrozy 2.759; Graf Franz Nigyazo 2.723; Dela Barts 2.590: Baron Michael Baich 2.553; Grat Paul Teleky 2.343; Graf Johann Jankovich 2.200 und Baron Betrichevich 2.000 Katastralsoch. 42 Großgrundbesitzer, durchwegs Aristokraten und Großbourgeois. erhalten also Entschädigungen für ins gesamt 396.178 Katastralsoch — 700 000 landwirtschaftliche

Erwerbstätige in Ungarn besitzen nicht einmal einen Qua dratmeter Grundbesitz. Und unter diesen Notleidenden, für die die ganze ungarische Diplomatie 'eit Jahren mobilisiert wurde befindet sich Graf Stephan Bethlen selbst, der also mit einer Unverschämth-rt sondersgleichen die ganze Politik seines Landes in den Dienst seines eigenen Vermögens ge stellt hat. Am ß. November 1929 sagte Bethlen im ungarischen Parlament: .Ich will keinen Einfluß nehmen auf den Tang der Erledigung der Lptantenfrage. ichon deshalb

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Alpenländer-Bote
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Seite 18 von 20
Datum: 23.02.1936
Umfang: 20
reden, wird es ihm vor Augen stellen, wie das märe, wenn ein Sohn, der flink ist und ein sicheres Auge hat, gegen seinen Vater das Gewehr erheben müßte. Von der Kugel des Sohnes niedergestreckt zu werden: ein entsetzliches Ende für den Vater! Und für den Sohn ein nagender Wurm und ein ewig quälen der Vorwurf. Die Mutter würde ihm darob fluchen und die Leute einen Bogen um den Vatermörder machen. So also wird Graf Bruggstein zu dem Holzfäller Zaggler reden. Und dann wird man eine Pfeife rau chen

und ihm einen Vorschlag machen. Vielleicht will er im Park arbeiten. Es gibt Arbeiten genug im Schloß für einen Mann, der dem Leutnant Poldi von Bruggstein in der Hastouleschlucht die Augen Zuge drückt hat. Und so kommt Graf Bruggstein an den Holzschlag. Mer merkwürdig still ist hier alles. Es regnet nicht mehr und die Sonne scheint warm und golden auf die vielen Stämme, die kreuz und quer übereinander lie gen. Der Graf steigt über die Stämme, vorsichtig und langsam, denn das Holz ist noch naß vom Regen

und mit Nagelschuhen rutscht man sehr leicht darauf. Da liegt ein Baum, frisch gefällt. Die Aeste sind noch alle daran. Die Holzfäller werden wahrscheinlich Brot zeit machen, werden in ihrem Rindenkobel sitzen und nachher darangehen, den Baum auszuasten. Graf Bruggstein steigt auf den Stamm und geht auf ihm entlang. Es ist ein Baum von gut acht Kubik. Aber unten hat er einen tellergroßen, braunen Fleck. „Schau", murmelt der Graf. „So groß und stark und doch faul." Dann geht er zu dem Kobel und schreit hinein

: „He. Zaggler, komm einen Augenblick raus!" Keine Antwort. Er blickt um sich, geht zurück zu dem Baum. Da liegt die Wiegsäge, Keile, ein paar Äexte. eine kurze Pfeife und eine lange mit bemaltem Kopf und daneben eine Blechschachtel, mit Tabak halb gefüllt. Dann geht er weiter und auf einmal sieht er den Zaggler liegen, halb versteckt unter den grünen Aesten. „Schau", denkt sich Graf Bruggstein. „Da hat er mich kommen sehen und wollt sich vor mir verstecken." Und er geht auf den Liegenden zu und ruft

nur froh, daß du keine Millio nen hast! Da wird nicht das Mädel geheiratet, son dern das Geld! Kenne das! Mer schließlich ist das Lizzies Sache!" % Ein kaltes Lachen: „Die Millionenjäger werden Hunger haben. Richte etwas zurecht. Aber droben, hier unten will ich Ruhe haben! Kalte Küche und reichlich Sekt, well!" Hanne ging und besorgte das Nötige. Kurz nach Mittag fuhren sie im Auto vor: Lizzie, Graf Hagelwitz und Graf Steineck. Lizzie entstieg rasch dem Wagen und sagte: „Warten Sie einen Augenblick

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Alpenländer-Bote
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Seite 14 von 16
Datum: 08.12.1935
Umfang: 16
des Morgens nahte ein Lei chenzug zwei Reihen schwarzer Gestalten hinter einem knarrenden Leichenwagen, darüber flatterte .eine schwarze Fahne. Hinter dem Sarge schritt der Geistliche mit den .Ministranten. Ununterbrochen klang die Glocke und Der Jäger ist bei diesen Worten zusammengezuckt. In gekränktem Ton erwidert er: „Aber, Herr Graf, das Kommt grad raus, als ob Sie mir nimmer trauen würden." „Ich habe nichts davon gesprochen. Eine Verände rung möchte ich nur deswegen haben, weil die Wild schützen

mit deinen Gewohnheiten vielleicht schon zu sehr vertraut sind. Also, nimm dich zusammen, Büchler. Wenn die Treibjagden beginnen, mutz Wild da sein, sonst spuckt es in der Fechtschul." „Natürlich", sagt Büchler mit der Miene eines Ge kränkten, der keine Galle hat. „Wild mutz da sein. Und ist auch da. Ja, ja, Herr Gras. Jetzt will ich Ihnen ver raten, den Bock, auf den Sie schon lang scharf sind, Hab ich endlich aufgängig gemacht. Da werdens schaun, Herr Graf. Ein G'wichtl hat der drauf, das ist eine Pracht, sag

ich Ihnen. So was von Abnormität haben Sie. noch nicht in Ihrer Sammlung. Da werdens schaun, Herr Graf. Das Wasser läuft Ihnen im Mund zusam men, wenn Sie den Bock bloß sehen." „Ja, Herrgott, Büchler! Warum sagst du denn das nicht gleich?" „Der Herr Graf hat' mich ja gar nicht zu Wort kom men lasten." „Wo wechselt der Bock?" „Vom Graskoglwald zur Heindlfchlucht nüber. Den Bock schießens, Herr Graf, da wett ich alles. Soll ich gleich mitgehen?" „Nein, heut' geht es nicht gut. Aber übermorgen Komm' ich wieder rauf und hol

' mir den Bock. Und bei der Veränderung bleibt es. Der Weindl Sepp über nimmt dein Revier." Damit wendet sich Graf Bruggstein zum Gehen. Er ist schon über eine kleine Platte auf den Steig hin untergesprungen, da dreht er sich um und ruft dem Jäger noch zu: „Nächste Woche kommt noch ein neuer Jäger, der Zaggler Toni. Schau zu, daß der Bub was lernt, wenn er gelegentlich bei dir ist." Der Graf verschwindet im Jungholz. Sebastian Büchler blickt ihm mit einem verdutzten Lächeln nach, wendet

er in die Hütte und wirft sich auf das Lager. Unterdessen schreitet Graf Bruggstein rüstig aus. Der Weg bis zur Auerhütte, in der der Jäger Weindl haust, beträgt immerhin zwei Stunden, weil man um den ganzen Berg herumgehen muß. Aber auf einmal be sinnt er sich, und steigt dann über ein Geröllfeld und einen Latschenhang hinauf. Von da aus muß man un gefähr dreißig Meter klettern bis zur Spitze des Berges. Drüben geht es dann fast senkrecht hinunter. Ein ge fährlicher Abstieg. Gras Bruggstein aber kennt

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Lienzer Nachrichten
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Seite 10 von 16
Datum: 24.04.1936
Umfang: 16
genug. — Tritt ein und sieh! Der Graf schloß auf. Sie stiegen eine schma le Wendeltreppe hinan, die zu einet gleichfalls verschlossenen Tür führte. Der Graf Öffnete auch diese, und nun traten sie in ein geräumi ges Gemach, dessen hinterster Teil durch einen dunklen Vorhang abgeschlossen war. Der Graf setzte Stühle an einem vorgeschobenen Tische zurecht, entzündete an dem Lichte seiner Blendlaterne zwei Wachskerzen in schweren, ehernen Leuchtern, zog aus der Schublade des Tisches ein Heft

Papiere hervor und winkte seiner Frau, sich zu setzen, indem er sich gleichfalls niederließ. Glga sah rings um sich her, bemerkte aber niemand. Sie saß und hörte. Da begann der Graf, dem Lichte näher rückend, zu lesen aus den papieren, die er hielt: ,Auch bekenne ich, mit der Tochter des Starosten Laschet unerlaubte Gemeinschaft ge pflogen zu haben,- vor und nach ihrer Ver mählung mit dem Grafen Starschenski. Ihrer Ghe einziges Kind — —' Unerhörte Ver- leumöung! schrie Glga und sprang auf. Wer wagt

es, mich solcher Dinge zu zeihen? — rief der Graf. Steh auf und bekräftige deine Aussage! Bei diesen Worten hatte er den Vorhang hinweggerissen, und eine Mannes gestalt zeigte sich, auf Stroh liegend, mit Kelten an die Wand gefesselt. Wer ruft mir? fragte der Gefangene. Glga ist hier, sagte der Graf und fragt, ob es wahr sei, daß du mit ihr gekost? — Wie oft soll ich's noch wieder holen? sagte der Mann, sich in seinen Ketten umkehrenö, ich habe sie genossen! — Hörst du? schrie der Graf zu seiner Gattin, die bleich

, und erstarrt dastanö. Nimm hier den Schlüssel und öffne die Fesseln des Mannes! Glga zauderte. Da riß der Graf seinen Säbel halb aus der Scheide, und sie ging. Klirrend fielen die Ketten ab, und Oginski trat vor. Was wollt Ihr von mir? sagte er. Du hast mich im Tiefsten verletzt, sprach der Graf. Du weißt, wie Männer und Gdelleute ihre Beleidigungen abtun. Hier nimm diesen Stahl, fuhr er fort, indem er einen zweiten Säbel aus seinem Oberrocke hervorzog, und stelle dlch mir? — — Ich mag nicht fechten! sagte

Oginski. — Du mußt! schrie Starschenski und drang auf ihn ein. Mittlerweile hörte man Geräusch auf der Treppe. Glga, die unbeweglich da eftanöen hatte, sprang jetzt der Tür zu und versuchte, diese zu öffnen, indem sie laut um Hilfe schrie. Starschenski ereilte sie, da sie eben nach dev Klinke griff, stieß das Weib zurück und schloß die Tür ab. Die Zwischenzeit benützte Oginski, unö während der Graf noch am Eingänge beschäftigt war, riß er das Fenster auf und sprang hinab. Der Fall war nicht tief

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Alpenländer-Bote
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Seite 5 von 20
Datum: 14.08.1932
Umfang: 20
. Jean Froffard muß Licht in dieses Dunkel bringen!" „Was ist es, das Sie so beunruhigt, Herr Graf?" hob plötzlich Iaeques an, die Stille unterbrechend. „Sprich nicht zu mir, Iaeques!" erwiderte der Graf. «Ich muß Nachdenken." „Ueber die blauäugige Sekretärin des Marquis?" fragte der Diener in familiärem Tone. „Ueber das Mädchen mit Graf Armands Augen?" Der Graf blickte auf. „Auch du hast sie gesehen? Auch dir fiel die Aehnlich- keit auf?" „Es kam über mich mit furchtbarer Gewalt bei ihrem Anblick

!" erklärte der Diener. „Seine Augen hatten dieselbe dunkelblaue Farbe und blickten ebenso offen und fröhlich in die Welt wie die ihrigen! Das Mädchen hat ganz die Züge der de Vignys." „Iaeques, was kann das bedeuten?" „Das hat zu bedeuten, Herr Graf, daß Sie auf Ihrer Hut sein und wie ein Tiger auf der Lauer liegen müs sen!" erwiderte der Diener. „Das Mädchen hat, ihm selbst vielleicht unbewußt, den Blick der de Vignys in seinen Augen. Es ist natürlich, daß es nicht die Tochter des Grafen Armand

ist, aber wenn der gnädige Herr von mir einen Rat annehmen will, so ist es der, dem Geheimnis, das dieses Mädchen umgibt, auf die Spur zu kommen und das sobald als möglich." „Das will ich!" rief Graf Eugen aus. „Alles, alles will ich wissen!" Während der übrigen Dauer der Reise herrschte im Waggon tiefes Schweigen. Endlich lief der Zug in Paris ein. Es war spät am Abend und die Gasflammen flackerten im Winde hin und her. Der Graf nahm einen Wagen und fuhr mit seinem Diener nach dem Hotel, in welchem er wohnte

, wenn er sich in Paris aushielt. Da seine Ankunft erwartet wurde, war das Zimmer erleuchtet und erwärmt. Ohne Zögern begann der Graf sich umzukleiden für den Zweck seiner heutigen Rück kehr nach Paris — für den Ball im Palais Chatrois. Er ließ sich Zeit dabei, denn er wollte recht viele Sorgfalt auf seine Toilette verwenden.. Schließlich war alles nach seinem Wunsche beendet und er nahm neben dem wärmenden Kamin Platz. Er hatte sich kaum niedergesetzt, als an die Zimmer tür geklopft wurde. Auf sein Herein trat

der Polizei spion Jean Froffard ins Zimmer. Graf Eugen bewillkommte ihn mit freundlichem Gruße. „Nun, Froffard", redete er ihn an, „was gibt es Neues? Haben Sie etwas entdeckt?" Der Polizist verbeugte sich und nahm auf Eugens Aufforderung ihm gegenüber Platz. „Ich habe nichts zu berichten, Herr Graf", antwor tete er mit schlecht verhehlter Verdrießlichkeit. „Sie beauftragten mich am Dienstag abends. Heute ist Freitag. Ich habe während dieser Zeit das Palais Chatrois streng bewacht. Vorgestern beobachtete

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 7 von 8
Datum: 20.04.1935
Umfang: 8
, Samstag, den 20. April 1935. Komtesse Fried! Roman von Helene Norbert Ilrheberrechtsschutz Verlagsanstalt Manz, Regensburg (12. Fortsetzung.) Kurt Degenhof erklärte gerade, daß sein Onkel unruhig sei. Man las ihm den Aerger darüber vom Besicht. „He, Verwalter!" rief Hilde West arrogant. „Blei ben Sie bei Herrn Birkenhofer! Eine kleine Ruhe pause wird auch Ihnen gut tun." Graf Egbert sah flüchtig zu der jungen Dame hinüber. Kein Zug in seinem Gesicht verriet, ob er sie verstanden

hatte. „Haben Sie gehört, Verwalter!" schrie Kurt De genhof mit klüftiger Lunge. Graf Egbert gab seinem Pferde die Sporen und mit ein paar Sätzen war er aus dem Bereich der Gesellschaft. Bei den Birken band er sein Pferd an und gmg zu dem alten Herrn. Bei Jodokus Birkenhofer hatte der Krampf nach gelassen. Müde lag er in den Kissen; nur seine Sin ne horchten gespannt in die Ferne. Er kam nicht! Haha, was war er doch für ein Narr, solches von einem Kurt Degenhof zu erwarten! Graf Egbert erschrak vor dem glanzlosen Mick

ten sich die Herren. Graf Egbert zog sich zurück. „Also, was gibts?" fragte der Arzt gemüttich. Unvermittelt und rasch, wie ein Pfeil, kam die Frage geflogen : „Wie lang Hab ich noch zu leben?" Doktor Rimerschmidt fuhr auf: „Bin ich der Herrgott?" „Nicht einmal der Platz, auf dem sein Schatten liegt; deswegen können Sie mir doch die Frage beant worten." „Weiß ich nicht." „Was Hab ich für Nerven?" fragte'der Kranke unbeirrt weiter. „Wie Stricke!" „Ausgezeichnet, Doktor! Ich falle

: Hü, hott! Und Io- dokus Birkenhoftr sagte das gleiche laut vor sich hin: „Hü! Hott!" Auch sein Pferdchen stapfte in den Stall. — - • Als Graf Egbert kam, pfiff er schon wieder. „Passen Sie gut auf, geschicktester aller Verwal ter! Erstens brauch ich den Samuel. Zweitens den Notar. Drittens die Komteß. Sie und alles übrige Menschenvolk find höchst überflüssig." Graf Egbert hatte mit dem Ärzte gesprochen und wußte Bescheid. Ohne jede Frage erfüllte er den Wunsch seines Herrn. Der Geldverleiher kam

unterschrieben hatte. Graf Egbert mußte am Nachmittag trotz der drin genden Arbeiten draußen ein paar Stunden Geldan weisungen an viele Fürsorgeanstalten schreiben. Diese zweiten fünfzigtausend Mark nahmen den gleichen Weg wie die ersten. Den schnurgeraden Weg m die Not der Hilflosen. Graf Egbert hatte unter Handschlag versichern müs sen, über diese Aussendung zu schweigen. Komtesse Friedl übernahm die Schenkungen an das Personal. Jodokus war sehr vorsichtig. Er setzte keine Legate aus. Und zum Schluß kam

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Oberinntaler Wochenpost
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Seite 7 von 9
Datum: 09.02.1934
Umfang: 9
im Schloß ich sei tot. Es rauscht in den Wipfeln der Bäume, Klein-Elschen weint bitterlich- Mein Edelfalke, mein Liebster, Wann holst du dein Kind und mich? Wir mußten den Peinigern welchen, Man stieß uns ins Elend hinein. Sag, stolzer Edelfalke, Wann sind wir wieder bein?* Wieder krachte ein Oonnerschlag, aber Graf Ulrich schien ihn kaum zu hören. Er beugte sich weit hinaus. „Wer singt dort unten?" Seine Stimme schien vor Erregung fast zu versagen. „Sag, stolzer Edelfalke, Wann

sind wir wieder kein?" „Antwort will ich haben", keuchte der Graf. „Wer singt dort unten?" „Wenn der edle Graf von Oellwih es wisien will, so komme er herunter." „Mann, wer seid Zhr?" „Wenn der edle Graf von Oellwih es wisien will, komme er zu mir." „Zch komme", stöhnte der Graf. Hastig schloß er das Fenster. Er faßte sich an die Stirn. — Was bedeutete das? Warum fang man ihm dieses Lied? Wer wußte etwas davon, daß feine ver storbene Frau ihn stets „Edelfalke" genannt hatte? „Elfchen, Elfchen", so hatte er sein Weib genannt

, dieses süße Geschöpf mit den Märchenaugen. — Oer Graf griff nach seinem Mantel, dann eilte er auf den Zehen die breite Treppe hinab. Hoffentlich hatte keiner der Gaste den leisen Gesang vernommen. Als Graf Ulrich aus dem Schlosse trat, erblickte er, an einen Baum gelehnt, einen alten Mann. Er war einfach gekleidet. Man hätte ihn für einen fahrenden Spielmann halten können. „Wer seid Zhr, Mann?" rief ihm der Graf mit bebender Stimme zu. „Was ist das für ein Lied, das Zhr singt?" „Nicht hier darf

ich Euch Antwort geben, edler Graf von Oellwih." „So kommt ins Schloß!" „Was ich Euch zu melden habe, darf kein anderer erfahren." „Es ist Mitternacht, wer sollte uns hören?" „Nein, nicht hier. Zch darf es hier nicht sagen. — Folgt mir nach!" „Wohin?" Oie Hand des Alten wies nach dem Hofe hin. Graf Ulrich überkam ein Gefühl des Grauens. Was hatte der fremde Spielmann mit ihm vor? Was be deutete dieses geheimnisvolle Lied? Lockte man ihn in eine Falle? „Wartet einen Augenblick!" Er eilte zurück in fein Zimmer

, sprecht end lich! Was für ein Lied fanget Zhr?" Oer Spielmann erwiderte nichts. Er strebte mit immer schnelleren Schritten der Scheune zu. Mit bebenden Händen stieß Graf Ulrich die nur angelehnte Tür auf. „Sprecht nun endlich! - Was bedeutet das Lied, das Zhr fanget? — Wer ist ,Klein-Elfchen', wer der ,Edel falke'?" „Oer,Edelfalke' ist der edle Graf Ulrich von Oellwih." Oas Gesicht des Grafen wurde aschfahl. „Und - wer ist ,Klein-Elfchen'?" Seine Lippen bebten. ,„Klein-Elfchen' ist die unglückliche

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 8 von 8
Datum: 16.03.1935
Umfang: 8
. Bei den Nachforschungen, die deshalb ge pflogen wurden, stellte sich heraus, daß das Gut noch tiefer in der Kreide steht. Dreivllrtel verschuldet." Hilde las ihrem Papa jedes Wort von den Lip pen. Sie sah eine zweite Hoffnung versinken. Ein zweites Ziel verschwinden. „Nun wird er verkaufen müssen und wißt ihr, wer das Gut erstehen wird? Graf Berg! Man mun kelt, daß er es für den Neffen tut; mit der Gräfin P es ohnehin Matthäi am letzten. Wie eine Mänade fuhr Hilde in die Höhe und schrie: „Nein, das ist nicht wahr

?" „Das mußt du den Samuel Kohn und nicht mich fragen." „Du wirst das Gut kaufen, Papa!" „Fällt mir m'cht im Traume ein. Bin froh, wenn ich von dieser Klitsche weg bin. Und dann das viele Geld!" „Du mußt!" „Unsinn!" „Ich will aber, ich will!" Sie hieb den Absatz ihres Schuhes in das Parkett, daß er abzubrechen drohte. „Du bist verrückt!" stellte West fest. „Und zwar vollständig", ergänzte sein Sohn über zeugungsvoll. Abwesend starrte Hilde zu Boden. Wenn Graf Al tenburg hier blieb, heiratete er womöglich

Sie mir daö schriftlich!" Wie von einer Tarantel gestochen zuckte der Jude bei der Zumu ung zusammen. „Ich begreife Sie nickt. Fräulein West!" „Mer ich Sie. — Wissen Sie schon, daß Graf Berg den Birkenhof kaufen will?" Den Juden riß es von seinem Sitz in di; Höhe. „Das ist nicht wahr, das gibt es nicht!" Mit den gleichen Worten, wie es vor einer halben St'mde Hilde West getan hatte, wieS er diese Mög lichkeit von sich. Ein triumphierendes Lächeln ftgte über ihr Gesicht. „Das läßt Sie nicbt kalt, gell

? Sie haben doch sicher irgend eine Msicht. daß Sie dem Herrn Bir kenhofer das Geld gaben." Der Jude antwortete nichts. Stierte ängstlich vor sich her. Aufgeregt überschlug er die Summen. Selbst bei der gewagtesten Rechnung brachte er nicht mehr heraus, als was auch Graf Berg für das Gut ge ben würde. Und als Käufer kam in der ganzen Um gebung nur Graf Berg in Betracht. Kein anderer verfügte über ein derartiges Vermögen. Doch wenn er mit dem Grafen in die Schranken trat, war es klar, daß dieser Herr

, Fräulein West?" Sie antwortete, selbst auf d e Gefahr hin, daß eS doch anders war, als ihr Papa erzählt hatte, mit einem: „Kaum!" Ein gewöhnliches, ein ganz gervöhnlicheS Frauen zimmer! klang es in ihren Ohren. — — „Reden Sie, Samuel!" „Warum erzählen Sie das mir?" ftagte der Jude jetzt ruhig. „Weil ich nicht will, daß Graf Berg oder Graf Altenburg das Gut bekommt." Die Äugen des alten Juden glühen auf. „Sie wollen nicht?" Er rückt näher zu Hilde West hin. „Wollen Sie es denn?" ftagt sie jäh. „Nein

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 8 von 8
Datum: 06.04.1935
Umfang: 8
„Unmöglich, Kurt! Du mußt dich gedulden, in meinem Testament wirst du einmal die Aufklärung finden." Die Stimme in das Reich der Schwermut herun tergedrückt, wiederholte der zartfühleirde Neffe: „In deinem Testament? Du hast mir also md- gültig alle meine dummen Streiche verziehen?" „Endgültig! Von ganzem Herzen!" Jodokus war ein Gemütsmensch. In dieses verwandtschaftliche Idyll schneite ahnungs los Graf Egbert. „Verzeihung! Ich hätte Ihnen gerne Bericht er stattet, Herr Birkenhofer!" „Später

, später! Verehrtestek Graf!" wehrte letz- terer ab. „Ich möchte Ihnen lieber meinen Neffen vorstellen. Trinken Sie auch ein Glas mit uns." Knappe Verbeugung. Flüchtiges Handreichen. Die Dorgestellten fanden gleich nach der ersten kurzen Mu sterung keinen Gefallen aneinander. „Weibischer Typ!" dachte Graf Egbert und „Her renaffe!" der andere. Kurt Degmhof fühlte sich nach dem Gespräch mit seinem Onkel ganz als künftiger Herr auf Birkenhof. „Viel Arbeit? He, Vermaltes?" fragte

er. So einem heruntergekommenen Grafen gegenüber brauchte es doch keine Geschichten. Man stellte sich am besten gleich von vorneweg auf den richtigen Standpunkt. Graf Egbert überhörte einfach die Frage. Er bat um Urlaub für den Abend. Wollte auf Erlenhof hin über. „Da tun wir mit!" schrie IodokuS vergnügt. „Wirst schauen, Kurt, wie sich die kleine Krabbe herauS- gemaust hat." Graf Altenburg ging der Ton auf die Nerven! Er erhob fich jäh. „Ich will noch vorher rasch einmal in die Tenne hinüber. Sollen dort wirklich Eichen

für die Bol zen verwendet werden?" „Natürlich! Nur nicht sparen, Verehrtesterl Dies mal muß alles für ein kleines Jahrhundert gezim mert werden." Kurt Degenhof fand sich nicht zurecht. Die Sprache war ihm neu. Er fühlte sich von Rätseln umgeben; doch über der Wirklichkeit vergaß er sie. Die Komtesse schwamm in Vergnügen. Das finstere Gesicht ihres Vetters sprach Bände. Kurt Degenhof war der alte Affe und der stolze Graf Altenburg fiel darauf herein. Wie sie das freute! Sie war von einer quellftischen

Mutter und auch nachher ein wenig mehr Sorg falt auf Toilette und Frisur gelegt, — doch so vor nehm war sie noch nie. Graf Menburg verlor sich im Schauen. Sein Ge sichtsausdruck wurde immer finsterer dabei. Umso Hel ler der der Komtesse. Bald neckte sie sich mit ih'em Onkel, bald mit dem alten Nachbar und die Pointe blieb immer irgend etwas Nettes für Kirrt Degenhof. Ihren Vetter ließ sie links liegen. Wollte sie dem Degenhof damit zergen, daß ihr Egbert nichts galt, daß er nicht mehr mitzählte? Ohm

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Oberinntaler Wochenpost
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Seite 13 von 13
Datum: 03.03.1933
Umfang: 13
sein. Henry könnte sie vermissen. Plötzlich schrak sie zusammen. Wie aus der Erde gewachsen stand eine dunkle Gestalt neben ihr. (Fortsetzung folgt) (Copyright 1932 by Ewald & Co. Nacht., Verlag, Leipzig) Erstes Kapitel 3 st alles bereit, Zohann?" „Jawohl, Herr Graf." „Oie Herrschaften können jeden Augenblick eintreffen. Sorgen Sie dafür, daß ein jeder seine Bequemlichkeit hat! Ich will keine Klagen hören!" „Wie Herr Graf befehlen!" Oer Diener entfernte sich lautlos. Graf von Dellwitz schritt langsam

. Es war eigent lich ein wenig verwunderlich, daß dieser Verwandte zweiten Grades in den Lesitz des herrlichen Gutes kommen sollte, obwohl Graf Ulrich einen jüngeren Äruder hatte. Aber dieser, Graf Leonhard, hatte er klärt, daß er das Erbe unter keinen Umständen antreten würde. Er hatte keinen Grund dafür angegeben, hatte sich mit seinen künstlerischen Neigungen, mit seiner Kränklichkeit entschuldigt, aber jeder wußte, daß diese Angaben nicht stichhaltig waren. So war Ulrichs Vetter, Graf Sascha

, dazu aus ersehen, hier dereinst Herr zu sein. Der bisherige Le- sitzer hielt es so für richtig, weil Graf Sascha zwei Söhne besaß, die später einmal den Lesitz übernehmen konnten. Hunold, der Altere, war Ingenieur,- Scholto, der Züngere, der Lieblingssohn der Mutter, war Land wirt und saß eben jetzt mit einem selbstbewußten stolzen Lächeln um die Lippen im Kreise der Verwandten. Noch einmal wagte Graf Leonhard, der Lruder des Schloßherrn, einen Einwand zu machen. „Was lockt dich nach Afrika, warum willst

doch einmal der Lesitzer sein wird, mag er schon jetzt seinen Einzug halten." „Du bist erst achtundvierzig Zahre alt, Ulrich. Es könnte doch sein, daß du dich anders besinnst. Ein Mann von achtundvierzig Zähren hat mit dem Leben noch nicht abgeschloßen. Du kannst nochmals heiraten — —" Graf Ulrich schüttelte heftig den Kopf. „Warum fangt ihr immer wieder davon an? Zhr wißt genau, wie sehr ich Elfrun liebte. Zch halte ihr die Treue auch über das Grab hinaus." „Auch ich habe meinem Vetter das gleiche gesagt", fiel Graf

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Oberinntaler Wochenpost
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Seite 9 von 9
Datum: 09.02.1934
Umfang: 9
sein. Henry könnte sie vermissen. Plötzlich schrak sie zusammen. Wie aus der Erde gewachsen stand eine dunkle Gestalt neben ihr. (Fortsetzung folgt) nifW 1 / umb "h Trott,, a •7 -Vr 1 (Copyright 1932 by Ewald & Co. Nachf., Verlag, Leipzig) Erstes Kapitel 3 st alles bereit, Johann?" „Iawohl, Herr Graf." „Oie Herrschaften können jeden Augenblick eintreffen. Sorgen Sie dafür, daß ein jeder seine Oequemlichkeit hat! Ich will keine Klagen hören!" „Wie Herr Graf befehlen!" Oer Diener entfernte sich lautlos

. Graf von Dellwitz schritt langsam in dem großen Zimmer mit den hohen Bogenfenstern auf und ab. Er war fest entschloßen, die Heimat zu verlaßen. Wahrscheinlich würde er nicht mehr nach Schloß Oellwitz zurückkehren. Oie Forschungs reise, an der er sich beteiligen wollte, bot gar viele Ge fahren. Was machte es auch, wenn er nicht wiederkam? Weib und Kind ruhten seit achtzehn Fahren in ihren Särgen. Er durfte nicht an das schreckliche Unglück denken, das in seiner Abwesenheit stattgefunden

des Testamentes, das den Grafen Sascha von Oellwitz zum Erben berief. Es war eigent lich ein wenig verwunderlich, daß dieser Verwandte zweiten Grades in den Sesitz des herrlichen Gutes kommen sollte, obwohl Graf Ulrich einen jüngeren Äruder hatte. Aber dieser, Graf Leonhard, hatte er klärt, daß er das Erbe unter keinen Umständen antreten würde. Er hatte keinen Grund dafür angegeben, hatte sich mit seinen künstlerischen Neigungen, mit seiner Kränklichkeit entschuldigt, aber jeder wußte, daß diese Angaben

nicht stichhaltig waren. So war Ulrichs Vetter, Graf Sascha, dazu aus ersehen, hier dereinst Herr zu sein. Der bisherige Se- sitzer hielt es so für richtig, weil Graf Sascha zwei Söhne besaß, die später einmal den Sesitz übernehmen konnten. Hunold, der Altere, war Ingenieur,- Scholto, der Iüngere, der Lieblingssohn der Mutter, war Land wirt und saß eben jetzt mit einem selbstbewußten stolzen Lächeln um die Lippen im Kreise der Verwandten. Noch einmal wagte Graf Leonhard, der Sruder des Schloßherrn

wirst." „Was schadet das? Das Schloß bietet genügend Naum. Und da Sascha doch einmal der Sesitzer sein wird, mag er schon jetzt seinen Einzug halten." „Du bist erst achtundvierzig Iahre alt, Ulrich. Es könnte doch sein, daß du dich anders besinnst. Ein Mann von achtundvierzig Iahren hat mit dem Leben noch nicht abgeschloßen. Du kannst nochmals heiraten " Graf Ulrich schüttelte heftig den Kopf. „Warum fangt ihr immer wieder davon an? Ihr wißt genau, wie sehr ich Elfrun liebte. Ich halte ihr die Treue

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Alpenländer-Bote
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Seite 16 von 20
Datum: 09.02.1936
Umfang: 20
. Jetzt Hab ich g'nug von ihm." Mit langen Schritten geht Gras Bruggstein das Lat schenfeld hinunter und drüben den Hang wieder hin aus. Toni kann ihm kaum folgen. Mitten drin bleibt der Graf stehen. „Das geht eigentlich nicht, wie ich es mir im ersten Zorn vorgenommen Hab. Wenn ich jetzt den Büchler auf der Stell zum Teufel jage, geht er am Abend mit dem Bartl gemeinsam zum Wildern. Wir haben dann noch um einen Lumpen mehr im Bezirk. Paß auf, Toni. Den Büchler, den nehm ich jetzt zu mir und du übernimmst

sein Revier. Ich sag zum Büchler, du hät test drei Wochen Urlaub. Verstehst mich?" „Wohl, Herr Graf." Der Graf faßt den Jungen beim Haarschüppel, der ihm wirr in die Stirn hineinhängt, zieht ihm den Kopf ein wenig zurück und blickt ihm fest in die Augen. „Du hast vollkommen freie Hand, Toni. Nicht dir den Dienst ein, wie es dir paßt. Schlaf lieber beim Tag und leg dich nachts auf die Lauer. Jeden zweiten Tag komm ich zu dir. Jetzt geh zurück in die Hütte und hol dein Sach. Vergiß

vor allem nicht, dir genügend Munition einzustecken. Den Weindl kannst du von der Veränderung verständigen. Also, mach dein Sach gut!" In festem Druck liegen ihre Hände ineinander. Dann trennen sie sich. Als. Graf Bruggstein auf die Hütte des Büchler zu- komntt, sieht er den Jäger vom Wald herüberkommen. Mühsam seine Wut verbergend, geht er ihm entgegen. „Wo kommst du heut schon her, Büchler?" Büchler ist momentan sprachlos. Das plötzliche Auf tauchen seines Herrn wirkt auf ihn wie die Erschei nung eines Gespenstes

. Dann stottert er verlegen: „Dem Bock Hab ich aufgepaßt — dem Bock, ja — im Agerhölzl. Ein Bock, sag ich Ihnen, Herr Graf. Ganz was Seltenes! Der ist Ihnen sicher. Jeden Morgen wechselt er »über ins Schludererjoch." Leute im Dorfe so viel Wesens machen? Pfhaw! ne Handvol! Land, über das man wegspucken kann." „Das ist erst der Anfang! In fünf Jahren siehts an ders aus! Da siehst du wogende Fruchtfelder, grüne Weiden —" „Bin verdammt neugierig daraus, Boy", unterbrach ihn Mister Henry. „Wer

gen Verblüffung stehen. — Droben steht die Kapelle... Mister Henry ballte die Faust. „God damn", schimpfte er, „dieser Bauernlümmel ist stolz wie ein König. Aber ich werde ihm die Krone zerbrechen, well." Der Graf blickt den Sprechenden scharf an. Aber dann sagt er: „Den Bock hol ich mir ein andermal. Jetzt mutzt du mit mir kommen, Büchler. Am Gröllstein weiß ich einen Hirsch. Und dein Sach nimmst auch gleich mit. Du mußt einstweilen den Dienst bei mir übernehmen, bis der Toni vom Urlaub zurück

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Oberinntaler Wochenpost
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Seite 11 von 13
Datum: 03.03.1933
Umfang: 13
. Man glaubt im Schloß ich sei tot. Es rauscht in den Wipfeln der Säume, Klein-Elfchen weint bitterlich; Mein Edelfalke, mein Liebster, Wann holst du dein Kmd und mich? Wir mußten den Peinigern weichen, Man stieß uns ins Elend hinein. Sag, stolzer Edelfalke, Wann sind wir wieder bein?* Wieder trachte ein Donnerschlag, aber Graf Ulrich schien ihn kaum zu hören. Er beugte sich weit hinaus. „Wer singt dort unten?" Seine Stimme schien vor Erregung fast zu versagen. „Sag, stolzer Evelfalke, Wann fi'nb

wir wieber bcin?" „Antwort will ich haben", keuchte der Graf. „Wer singt dort unten?" „Wenn der edle Graf von Dellwitz es wißen will, so komme er herunter." „Mann, wer seid Ihr?" „Wenn der edle Graf von Dellwitz es wißen will, komme er zu mir." „Zch komme", stöhnte der Graf. Hastig schloß er das Fenster. Er faßte sich an die Stirn. — Was bedeutete das? Warum fang man ihm dieses Lied? Wer wußte etwas davon, daß seine ver storbene Frau ihn stets „Edelfalke" genannt hatte? „Elfchen, Elfchen

", so hatte er sein Weib genannt, dieses süße Geschöpf mit den Märchenaugen. — Der Gras griff nach feinem Mantel, dann eilte er auf den Zehen die breite Treppe hinab. Hoffentlich hatte feiner der Gaste den leisen Gesang vernommen. Als Graf Ulrich aus dem Schloße trat, erblickte er, an einen Baurn gelehnt, einen alten Mann. Er war einfach gekleidet. Man hätte ihn für einen fahrenden Spielmann halten können. „Wer seid Zhr, Mann?" rief ihm der Graf mit bebender Stimme zu. „Was ist das für ein Lied, ba$ Zhr singt

?" „Nicht hier darf ich Euch Antwort geben, edler Graf von Dellwitz." „So kommt ins Schloß!" „Was ich Euch zu melden habe, darf kein anderer erfahren." „Es ist Mitternacht, wer sollte uns hören?" „Nein, nicht hier. Zch darf es hier nicht sagen. — Folgt mir nach!" „Wohin?" Die Hand des Alten wies nach dem Hofe hin. Graf Ulrich überkam ein Gefühl des Grauens. Was hatte der fremde Spielmann mit ihm vor? Was be deutete dieses geheimnisvolle Lied? Lockte man ihn in eine Falle? „Wartet einen Augenblick!" Er eilte

." „Meinetwegen, fo kommt! Nur sprecht, sprecht end lich! Was für ein Lied fanget Zhr?" Der Spielmann erwiderte nichts. Er strebte mit immer schnelleren Schritten der Scheune zu. Mit bebenden Händen stieß Graf Ulrich die nur angelehnte Tür auf. „Sprecht nun endlich! - Was bedeutet das Lied, das Zhr fanget? — Wer ist ,Klein-Elfchen', wer der ,Edel falke'?" „Der .Edelfalke' ist der edle Graf Ulrich von Dellwitz." Das Gesicht des Grafen wurde aschfahl. „Und — wer ist .Klein-Elfchen'?" Seine Lippen bebten

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