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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 1 von 16
Datum: 27.06.1900
Umfang: 16
Mittwoch Nr. 145 27. Juni 1900. Wochenkalender: Montag 25. Wilhelm. Dienstag 26. Johann n. Paul- Mittwoch 27. Vigilius. Donnerstag 28. ff Leo H. P. Freitag 29. Peter und Paul. Samstag 30. Pauli Gedächtnis. Sonntag 1. G. 4. Theobald. Zur Tagesgeschichte. DefterreLch-Nngarn. Zur Vermählung des Thronfolgers. Die Ehe, welche Erzherzog Franz Ferdinand mit der Gräfin Sophe Chotek in der nächsten Zeit ent¬ gehen wird, bildet den Abschluss

nicht bloß eines Romans, sondern auch langwieriger und sehr schwie¬ riger staatsrechtlicher Verhandlungen. Denn, galt einerseits der Wille des Erzherzogs Franz Ferdi¬ nand, die Gräfin Chotek heimzuführen, als unab¬ änderlich, so musste jedoch andererseits dafür ge¬ sorgt werden, dass durch die Legitimierung dieser Herzensneigung des Thronfolgers nicht die dynasti¬ schen Interessen verletzt würden. Gräfin Sophe Chotek entstammt, wie schon gemeldet

. Auch Erzherzog Franz Ferdinand wird nicht ohne Einwilligung und gegen den Willen des Kaisers, sondern mit dessen Erlaubnis der Gräfin Sophe Chotek die Hand reichen. Der Kaiser hat die Hindernisse, welche dieser Ehe im Wege Lagen, beseitigt. Es wird dieselbe erfolgen, sobald Erzherzog Franz Ferdinand heute den Eid in Be¬ treff der Verzichtleistnng für seine Descendenz ge¬ leistet hat. Es war eine Überalls schwierige Frage, ans welche Weise

für alle Zeiten und bindend die Nichtsnccessionsfühigkeit der Kinder aus der Ehe des Erzherzogs Franz Ferdinand mit der Gräfin Chotek festgelegt werden könnte. Diesbezüglich fan¬ den viele Verhandlungen zwischen allen competenten Factoren statt und es wurden mannigfache Pläne erörtert, wie beispielsweise die Schaffung eines eigenen Gesetzes, durch welches namentlich in Un¬ garn gewisse Bestimmungen des habsburgischen Hausgesetzes allgemeine rechtliche Giltigkeit

mit der Gräfin Chotek wohl snccesfionsfähig seien. Alleilt diese Argumentation erwies sich als hinfällig, da ja zwischen Oesterreich und Ungarn ein Erbvertrag besteht, das sogenannte pactum mutuac oder com- 8116668810218 , durch welches bestimmt wird, nur dasjenige Mitglied des Hauses Habsburg ist in Bezug auf die ungarische Krone erbberechtigt, welches gleichzeitig auch in Oesterreich thronfolge¬ berechtigt ist. Damit war jede Schwierigkeit

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 2 von 16
Datum: 27.06.1900
Umfang: 16
Seite 2. Nr. 145. „Innsbrucker Nachrichten Mitiwoch den 27. Juni 1900. feierliche Renuneiation des Erzherzogs Franz Fer¬ dinand für feine Descendenz statt. Freitag wird der Text der Eidesformel in der „Wiener Ztg." veröffentlicht werden. Erst dann erfolgt die for¬ melle Einwilligung des Kaisers für die Ehe des Erzherzogs Franz Ferdinand mit der Gräfin Chotek. Die morganatische Ehe heißt auch die „Ehe znr linken Hand", wegen

, wie an¬ dere eheliche Kinder. Sie führen den Namen der Mutter. Neben anderen ehelichen Abkömmlingen haben sie kein Erbrecht, in deren Ermanglung er¬ halten sie ein Drittel, falls ihrer aber mehr als drei sind, die Hälfte der Erbschaft. Der Anspruch der Mutter wird von diesem Erbtheil abgezogen. Gräfin Sophie Chotek wird also durch ihre Heirat mit dem Erzherzog Franz Ferdinand wenn auch die Gemahlin des zukünftigen Kaisers, so doch nicht Kai¬ serin

. Dieser Ehe eventuell entstammende Kinder find nicht thronberechtigt. Wie das „N. Wr. Tgbl." berichtet, datieren die Beziehungen des Erzherzogs zur Gräfin Sophie Chotek bereits seit mehreren Jahren; der Entschluss des Erzherzogs, sich mit der Gräfin zu vermählen, ist jüngeren Datums. Wie in Hofkreisen erzählt wird, unterbreitete der Erzherzog genau vor einem Jahre dem Kaiser die Bitte um dessen Einwilligung zur Heirat mit Gräfin Chotek. Der Kaiser

soll damals erklärt haben, der Erzherzog möge mit sich zu Rathe gehen und das Geheimnis seines Herzens noch ein Jahr lang bewahren; nach dieser Zeit möge er nochmals an den Kaiser herantreten. Diese Frist gieng eben vor kurzer Zeit zu Ende, und der Erzherzog erschien wieder beim Kaiser mit der gleichen Bitte, die der Monarch nunmehr erfüllte. Gräfin Sophie Chotek verließ schon vor einem Jahre das Haus des Erzherzogs Friedrich und hielt

sich seither bei Verwandten in Dresden oder in Groß-Priesen in Böhmen auf. Dort lenkte sich im letzten Sommer die Aufmerksamkeit der Bade¬ gäste auf die Gräfin, die durch ihr bescheidenes Auftreten und ihr einfaches Wesen sich allgemeine Sympathien zu erringen wusste. Ihren Bräutigam, den Erzherzog Franz Ferdinand, traf sie nur von Zeit zu Zeit; sie traf mit ihm bei befreundeten adeligen Familien zusammen, die der Erzherzog be¬ suchte

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 5 von 8
Datum: 27.06.1900
Umfang: 8
Kinder auf die aus seiner Stellung als Mitglied des kaiserlichen Hau- fes fließenden Rechte feierlich verzichtet; die eige nen Rechte bleiben dem Erzherzoge in ihrem vollen Umfange gewahrt. Die Gräfin Chotek erhält durch die Vermählung daher weder die Stellung noch den Titel einer Erzherzogin. Erzherzog Franz Ferdinand Carl Ludwig Joseph Maria wurde am 18. 'Dörember 1863. in Graz als erster Sohn aus der Ehe des Erzherzogs Carl Ludwig mit Maria Annunziata, Tochter Fer dinand II. von Sicilien, geboren

der Gesundheit war eine voll ständige, und ist nunmehr von der frischen, sym pathischen Erscheinung des Erzherzogs seit Jah ren jede, auch die leiseste Spur des Leidens ge wichen. Die Braut des Erzherzogs, Gräfin Sophie Chotek, wurde am 1. März 1868 zu Stuttgart als Tochter des Grafen Bohuslaw Chotek geboren. Ihr Vater war damals Gesandter in Stuttgart; ihre Mutter war Wilhelmine Gräfin Kincky zu Wchinitz und Tettau. Vor mehreren Jahren wurde Gräfin Sophie Chotek Hofdame bei der Erzherzo gin Jsabella

, der Gemahlin Erzherzogs Fried rich, wo Erzherzog Franz Ferdinand sie. kennen lernte und eine tiefe Neigung zu ihr hatte. Vor ungefähr einem halben Jahre verließ Gräfin Cho tek den Hofstaat Erzherzogs Friedrich und hielt sich seither bei Verwandten in Dresden und Groß- Priesen in Böhmen auf. Während dieser Zeit ge lang es dem Erzherzog Franz Ferdinand, die Ein willigung des Kaisers zu erlangen und die Rege lung der staatsrechtlichen Fragen zu beschleunigen. Die Vermählung soll, wie bereits gemeldet

so- dann bei Crucifix und Evangelienbuch, das ihm Cardinal G r u sch a reichen wird, die Eidesformel — dieselbe ist deutsch und ungarisch abgefaßt. — Die Trauung ist endgiltig für nächsten Sonntag festgesetzt. Die Standeserhöhunq der Gräfin Cho tek wird unmittelbar nach der Trauung erfolgen. Die Eidesablegung wird auch dem österreichischen Reichsrathe notificirt werden. P a s s u u, 26. Juni. Bei Rührenbach entgleiste ein Personenzug, wobei 2 Personen schwer und mehrere leicht verletzt wurden. Der Aufstand in China

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 11 von 16
Datum: 27.06.1900
Umfang: 16
— „Pah! Uebertriebene Aengstlichkeitll, warf der Selbstbe¬ wusste dazwischen. „Was ists mit der Gräfin? Kann ich es wagen, mich ihr zu nähern?" „Unbedingt!" antwortete Diemut. „Wenn sie auch noch die von Euch Beleidigte spielt, so weiß ich doch sicher, dass sie Euren Besuch fast sehnlich erwartet. Ich habe Euch gut vorgearbeitet, dies könnt Ihr mir glauben. Alte Liebe rostet nicht, sagt man. Die Gräfin hat die schönen Stunden

, welche sie mit Euch ver¬ bracht, nie so ganz vergessen können. Mit einem Worte, Ihr habt bei Ihr noch einen ganz gewaltigen Stein im Brette. Ich glaube mich nicht zu täuschen, wenn ich behaupte, dass Ihr betreffs der nächsten Zukunft selbst vor den kühnsten Gedanken nicht zurück¬ schrecken dürft. Die Gräfin ist entschieden heiratslustig. Sie wird ihr ferneres Leben als kinderlose Witwe sicher nicht verbringen wollen. Auch Ihr seid Witwer geworden

und sie hat, ich bin dessen sicher, der Zeiten nicht vergessen, wo Ihr nach Vertreibung des böhmischen Buben der jungen Frau Alles wart. Wenn Ihr die Sache klug angeht, mag es Euch vielleicht gelingen, der all¬ mächtige Gemahl der Gräfin von Tirol zu werden." Herr Heinrich strich, selbstgefällig lächelnd, seinen dunkeln Bart: „Die Maultasch heiraten? Es wäre im Grunde kein schlechtes Geschäft. Fürstenmacht und fürstlichen Glanz findet man nicht alle Tage aus der Straße

suchten, was bei der Gräfin vsrgcht. Petermann hatte wahrscheinlich nicht ohne Absicht dm Befehl zur Freilassung SLarkenbergs mit lauter Stimme gegeben. Längst wissend, dass seine Tochter Adelhaid warme Gefühle für den un¬ vorsichtigen Junker Hans im Herzen trage, wollte er ihr auf diese Art zu wissen machen, dass ihr begreifliches Bangen für den Ge¬ liebten nun nicht mehr gerechtfertigt sei. Im Weibergemache herrschte nun Heller Jubel

und es hatte den Anschein, dass er seine Pflicht, der Heiterkeit nach, welche sich drinnen bei der Gräfin entwickelte, auch gewissenhaft erfüllte. Peiermann und Herr Diepold hatten der Maultasch nicht 4S

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Innsbrucker Nachrichten
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Seite 12 von 16
Datum: 27.06.1900
Umfang: 16
als besonderer Günstling und Vertrauter der Gräfin den Löwenantheil unter ihren Geschenken zu sichern ver¬ standen, so gieng deswegen Herr Diepold der Häl nicht leer aus; ihm wurde die ansehnliche Gabe von 400 Mark zutheil. Petermann hatte sich bei der Maultasch verabschiedet. Ezzel musste ihn bis an die Pforte begleiten, um noch allerlei Ver¬ haltungsmaßregeln von ihm, seinem eigentlichen Gebieter, in Em¬ pfang zu nehmen, sodann begab

er sich wieder in die Küche, wo die weiblichen Küchentrabanten, erfreut über diese angenehme Ver¬ mehrung des gräflichen Hofstaates, längst auf das ersehnte Wieder¬ erscheinen des hübschen Narren warteten, um sich an dessen ur¬ wüchsigen Schnurren und Witzen zu ergötzen. Häl schlief wieder in irgend einer Kammer seinen aber¬ maligen Rausch aus, den er sich an der üppigen Tafel der Landes¬ mutter geholt. Die Gräfin hatte sich ebenfalls zu einem Schlummer zurück

¬ gezogen. Das leichtsinnige fürstliche Weib hatte, überglücklich über die wiedererlangte unumschränkte Macht für Geld und Gut wieder Schmeicheleien der gröbsten Art eingetauschl. Fräulein Diemut bewohnte als ältestes Hofsräulein und be¬ sondere Vertraute der Gräfin ein eigenes Kämmerlein. Auch sie hatte der gräflichen Tafel angewohnt und sich nach aufgehobener Tafel auf ihr Lager hingestreckt, um so Manches zu überdenken. Wie und warum

, Eure Base Diemut für einige Augenblicke allein zu sprechen?" „Nichts leichter als dies. Base Diemut erwartet Euch in ihrem Kämmerlein." Mit einem freudigen Zug auf dem sonst so starren Antlitze kam Diemut ihm entgegen. „Ihr kommt spät, Herr Heinrich. Ich fürchte, die anderen Räthe der verrückten Maultasch haben Euch bereits schon ein Er¬ kleckliches weggeschnappt. Doch zu Eurem Glücke scheint die Frei¬ gebigkeit der Gräfin geradezu grenzenlos

zu sein. Greifenstein und Freuudsberg, der schlaue Burggraf und der Vogt von Matsch verließen mit heiteren Gesichtern die Burg; sie scheinen ihr Schärslein bereits im Trocknen zu haben. Seht zu, dass Ihr hinterher nicht zu kurz kommt! Noch eine weitere Neuigkeit! Herr Petermann brachte heute früh einen unstreitig hübschen Burschen mit, den er der Gräfin vorstellte, um ihn als Hofnarren in ihre Dienste zu nehmen. Natürlich sagte die Gräfin sreudigst

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Bozner Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 27.06.1900
Umfang: 6
350.000 Flaschen Mineralwasser; aus Pejo 75.000, aus Rabbi 22.000 Flaschen Mineralwasser und geringere Mengen Eisenschlamm; aus Hall 1055 Hekto liter Soole. * Die eheliche Verbindung des Erl herzogs Franz Ferdinand von Oesterreich mit der Gräfin Sophie Chotek. über die wir mehrfach berichteten, scheint nunmehr in aller nächster Zeit bevorzustehen. Wie ein Tele gramm aus Wien meldet, findet die feierliche Eidesablegung des Erzherzogs bereits morgen in der Geheimen Rathsstube der Burg statt

und zwar aus Anlaß der bevorstehenden mor- ganatischen Vermählung des Erzherzogs mit der Gräfin Sophie Chotek. Die Eidesleistung betrifft die künftige Stellung der Gräfin und ihrer eventuellen Deszendenz. Bei der Feier lichkeit werden der Kaiser Franz Josef, alle Erzherzöge, sowie die Geheimen Räthe, die Hofwürdenträger und die Minister zugegen sein. Die Eidesleistung, die sonst bei Ver mählungen eines Erzherzogs nicht üblich ist, erfolgt in diesem Fall wegen des besonderen Umstandes, daß der Erzherzog Ferdinand

wird. Erst nach der Eidesleistung wird der Kaiser die formelle Zustimmung geben, die bis jetzt nicht erfolgt ist. Es verlautet bestimmt, daß in der Eidesleistung des Erzherzogs Franz Ferdinand dessen Verzicht auf die künftige Standeserhöhung seiner Gemahlin, der Gräfin Sophie Chotek, enthalten sein werde. Die morganatische Heirath soll in den ersten Tagen des Juli in Schloß Konopischt (oder Reichsstadt) stattfinden. * Brück im Pinzgan. Unser freundlich gelegener Markt, der schon wegen der Nähe von Zell

. Das Aufgebot des Erz herzogs Franz Ferdinand mit der Gräfin Chotek wird am 29. ds. in der Kapelle des Schlosses Reichstadt einmal für dreimal er folgen. Die Trauung dürfte gleichfalls in Reichstadt Sonntag den 1. Juli stattfinden. Erzherzogin Maria Therese, welcher das Schloß als Witwensitz zugewiesen ist, wird der Trau ung beiwohnen. Petersburg, 26. Juni. Gestern erfolgte im Sergius-Kloster die Beisetzung des Mini sters Grafen Murawiew. Der Kaiser, die Kaiserin, die hier weilenden Großfürsten

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