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Tiroler Post
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Seite 1 von 12
Datum: 24.06.1899
Umfang: 12
Tage, und eben war sie mit den Musik- 7 Übungen fertig, als das Kammermädchen der Gräfin von Schnellenhorst, ohne vorher angepocht zu haben, in's Schulzimmer trat. „Fräulein, Sie sollen sofort nach dein großen Saal hinüber kommen, meine gnädige Gräfin befiehlt. es!" Erna glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. In so rücksichts loser Weise war ihr bisher noch Niemand entgegengetreten. Sie sprach kein Wort, sondern schloß das Piano und reichte Adda ein Buch, als ob die Zofe gar nicht im Zimmer wäre

. Doch diese begann nochmals, und schon mit überlauter Stimme: „Fräulein, hören Sie denn nicht, was meine Frau Gräfin Ihnen befiehlt?" Jetzt blickte die junge Lehrerin aus und sah der Sprecherin fest in die Augen. „Meine Liebe, Befehle ertheilt man nur Ihres Gleichen, die Wünsche Ihrer Herrin überbringen Sie mir in höflicher und manierlicher Weise, haben Sie mich verstanden?" „O ja! Das wäre etwas für meine gnädige Frau Gräfin, die nur an's Befehlen gewöhnt ist," ries das Mädchen jetzt fast schreiend

aus, indem sie dicht an Erna herantrat. „Wissen Sie, Fräulein, daß meine Gräfin alle für ihre Diener hält, die von ihr abhängen? und so befiehlt sie auch Ihnen, daß Sie nach dem großen Saal kommen; denn Sie sollen dort spielen und die Gäste belustigen!" Erna entgegnete mit anscheinender Ruhe: „SagenSie der Frau Gräfin, ich lasse bedauern, im Augenblick Hütte ich noch Stunde." „Das soll ich der Frau Gräfin sagen?" „Das werden Sie Ihrer Frau Gräfin sagen. Inzwischen werde ich mich erkundigen, ob der Auftrag

sie für Alles belohnte. Aber die Demüthlgnug war doch furchtbar — und wenn die absichtliche Beleidigung nicht allein von der Gräfin ailsgiiig, wenn auch er Antheil daran hatte __ wenn — O nimmer! Der Verdacht war kleinlich. Aber was wollte die Gräfin von ihr? Wollte diese kalte Frau sie in seiner Gegenwart deinüthigen? O! Ergebung ist ein Halsband mit Stacheln! -— . ~~ OT, , TT Gräfin Jda von Schellenhorst gab ein Fest und strahlte unter ihren Gästen in jugendlicher Schöne. Für jeden hatte sie das bezauberndste

Mancio! Willkommen," rief Gräfin Jda. „Doch muß ich Sie gleich schelten; denn warum so spät?" ^ „Spät?" fragte der Italiener bezüglich, indem er die Hand der Gräfin an seine Lippen zog. „So komme ich also nicht als Lästiger, sondern werde erwartet?" Gräfin Jda emzog Mancio ihre Hand und sah schnell zu Dorneck hinüber. „Ich erwarte immer gern den Gast, den ich einlade." — „Und warum habe ich so lange auf diesen Augenblick warten müssen?" — „Mein Freund!" Freund! — O theuerste Gräfin, darf

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Tiroler Post
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Seite 1 von 12
Datum: 08.11.1899
Umfang: 12
Badeorte zuzubringen. Eben, als der Brief, welcher die neue Entschließung der launenhaften Dame verkündete, gekommen war, traf Gräfin Ruhberg nach monatelanger Abwesenheit ein und vernahm, daß Martha nicht wie die anderen Zöglinge bei Verwandten oder Freunden in der Ferienzeit Aufnahme finden sollte. Sie hatte für Martha Zuneigung gefaßt und es that ihr um sie leid. Als sich die Gräfin später in den Garten begab. war eben Erholungsstunde, in der sich die Mädchen fröhlich nmhertrieben

. . __ # . ~ Das war ein Lachen und Plaudern, ein Necken und Schäkern. Vergebens suchten der Gräfin Augen nach ihrem Liebling. „Wo ist Martha?" fragte sie eine, dem Kindesalter schon entwachsene, hochausgeschossene Blondine. Das Mädchen wies nach dem, mit Blumenbeeten ge schmückten, von blühenden Sträuchen umgebenen Rasenplatz links. „ , , Q .„, .. . Dort hilft sie dem alten Gärtner Unkraut ausjaten," sagte sie, „die muß immer etwas Besonderes haben." Die Gräfin beantwortete diese Bemerkung nicht, sondern lenkte

ihre Schritte nach dem Rasenplatz. Dort fand sie wirklich die Gesuchte, eifrig mit Gartenarbeit beschäftigt. „Martha!" rief die Gräfin. . Das Mädchen erhob sich, strich das etwas m Unordnung gerathene Haar zurecht und näherte sich der Dame. „Ich habe gehört, daß Deine Pflegemutter verhindert ist. Dich ^für die Ferienzeit zu sich zu nehmen," sagte sie „Ja wohl," entgegnete Martha, „ich werde deßhalb hier bleiben." Willst Du zu mir kommen?" fragte die Gräfin. Helles Roth übergoß des Mädchens Wangen. Freudig

über rascht blickte sie empor. „Höre ich recht?" sagte sie hastig, „Sie wollen —" Freilich will ich und wenn Du Lust hast, die Ferien auf meinem kleinen Schlosse bei mir zu verleben, nehme ich Dich mit mir." _ , „ Die Dankensworte, welche Martha stammelte, unzusammen hängend, um so beredter waren aber ihre freudestrahlenden Züge, ihre leuchteudeu Augen. . Die Gräfin wurde nicht, wie Sidome, ihrem Entschlüsse wieder nntreu. Als der Zeitpunkt gekommen war, an welchem die Zöglinge des Institutes ihre Ferien

antraten, verließ die Gräfin mit Martha das Haus. ^ r r „ Noch am selben Abend laugten sie auf dem Schlosse an. Es war ein wettergraues, altes Gebäude, über dessen hohem Thore das Wappen der gräflichen Familie in Stein gehauen Nie'noch hatte Martha die inneren Räume eines Schlosses betreten und ihre kindliche Phantasie hatte von hohen hallenden Sälen geträumt, in welchen nachgedunkelte Ahnenbilder hingen und in deren Ecken Rüstungen und mittelalterliche Waffen zu sehen waren. Das Gemach

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Tiroler Post
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Seite 9 von 20
Datum: 02.12.1899
Umfang: 20
.) (Fortsetzung.) Hld noch etwas war, was Marthas Herz schwerer wachte- Sie konnte sich nicht verhehlen, daß in ihren Gefühlen für die Mutter eine Erkältung eingetreten sei. Sie vermochte ihr nicht wehr Achtung und Verehrung zu zollen, und der Gedanke an das, was vorgefallen, drückte sie nieder. Dazu kam noch, daß der veredelnde Einfluß, den die Gräfin auf sie genomweu, sie weit über die gutwüthige, aber strenger Grundsätze und erhabener Anschauung entbehrende Frau erhob. Ihr drängte sich immer der Vergleich

durch das Fenster fiel, kein freundliches Aussehen gewann. Dann blieb ihr Blick auf dem gesenkten braunen Köpfchen der Tochter, aus deren fleißigen Fingern haften, die sich rastlos auf und nieder bewegten. Ein leises Pochen an der Thüre ließ sich hören. Martha erhob sich, um zu sehen, wer Einlaß begehre. Ein Schrei freudiger Ueberraschung entfloh ihrer Brust, denn als sie die Thüre geöffnet, sah sie Gräfin Ruhberg vor sich. Sie wollte die Hand der Dame an ihre Lippen führen, aber diese umarmte und küßte

sie. „Ich habe meine kleine Martha zu lieb gewonnen, um über ihr Schicksal gleichgiltig zu sein," sprach sie. „Der Brief, den ich erhielt, sagte so wenig und da wollte ich denn selbst Nach sehen, wie es stehe." Während sie diese Worte^sprach, war sie mit dem Mädchen in das Zimmer getreten. Brigitte hatte sich von ihrem Sitze erhoben und erwartungs voll noch dem Besuch geblickt, als sie aber der Gräfin Züge erkannte, wechselte sie die Farbe und ihre Augen nahmen den Ausdruck der Bestürzung an. „Mutter, Gräfin Ruhberg

ist so gütig, mich zu besuchen," sprach Martha. Brigitte murmelte, den Grnß der Dame mit einer tiefen Verbeugung erwidernd, einige Worte. „Armes Kind, wie bleich Du bist," sagte nun Gräfin Jda, indem sie Martha's Hand faßte, mit ihr zum Fenster trat und prüfend ihr Antlitz betrachtete. Diesen Augenblick benützte Brigitte und huschte geräuschlos aus dem Zimmer. „Ist denn das Maß meiner Leiden noch nicht voll genug!" sagte sie leise zu sich und rang die schmalen, abgezehrten Hände. Sie eilte zur Bodentreppe

und setzte sich dort auf eine der oberen Stufen, so daß sie, sobald die Gräfin aus der Dach kammer treten würde, nicht von ihr gesehen werden konnte, aber doch hören mußte, wenn der ihr so unwillkommene Besuch sich entfernte. Als dies nach einer Weile geschehen war, verließ Brigitte ihren Schlupfwinkel und kehrte zu ihrer Tochter zurück. „Mutter, warum bist Du fortgegangen?" rief diese ihr ent gegen, als sie eintrat. „Die Gräfin war über Dein plötzliches Verschwinden so erstaunt, sie hätte gern

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Tiroler Post
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Seite 10 von 14
Datum: 28.10.1899
Umfang: 14
an Paula's Seite aing, fragte sie nach der blassen an- muthigen Dame, t te rechts int Kirchenstuhle der Messe beiae- wohnt. „Ist sie eine der Lehrer innen?" fragte sie. „O nein," ent- gegnete Paula, „es ist unsere Gräfin." „Unsere Grä fin?" wieder holt Martha er staunt. „Nun ja, ihr gehört das Haus und der Garten, aber sie hat Bei des Frau Helbig für ihr Institut unter der Be dingung unent geltlich über-' lassen, daß die Vorsteherin drei Töchtern schuldlos , ^ s dieser drei Mädchen bin ich und darum bete

ich jeden Morgen und Abend für unsere gute Gräfin, der ich so viel Dank schuldig bin." „Wohnt sie im Hause?" fragte Martha. „Den größten Theil des Jahres nicht," entgegnete Paula, „sie hat aber ein paar Zimmer als Absteigequartier zurück- behalten und bringt dann und wann einige Tage im Hause zu. Zu Weihnachten ist sie immer hier, beschenkt uns''Alle reichlich und ergötzt sich an unserer Freude." „Was ich von ihr höre, bestärkt mich in der guteii Meinung, die ich mir, nach ihrem Aeußereu zu uriheilen

so überladen waren, daß das dunkle Grün der Tanne ganz verborgen wurde. Auf mehreren Tischen waren die Geschenke, von welchen die Gräfin die meisten gespendet hatte, ausgebreitet. Herzlich freuten sich die Mädchen; auch Martha nahm mit froher Miene die Gaben in Empfang, aber als später die Uebrigen munter plauderten und einander die erhaltenen Gaben zeigten, beschlich plötzlich ein Gefühl tiefer Wehmuth ihr Herz. Sie mußte der Christabende denken, die sie mit der Mutter verlebt, an welchen diele

. sie mit kleinen Geschenken erfreut hatte und nun war die Theure fern von ihr gestorben! Thränen drünkten sich in Martha's Augen, sie wollte durch ihre Trauer nicht die Fröhlichkeit der anderen trüben und schlich hinaus in das anstoßende Zimmer. Dort drückte sie sich in die Ecke eines kleinen Svphas und weinte still. Plötzlich legte sich eine weiche Hand auf ihre Schulter. „Warum weinst Du?" fragte eine sanfte Stimme. Empor blickend sah Martha Gräfin Ruhberg vor sich stehen. „Weil meine Mutter ge storben

ist," ent gegnete das Mädchen, — „wir waren so glücklich am Christabende — hätte ich damals !" gewußt, daß ich sie so bald verlieren sollte. Die schönen Augen Gräfin Jda's hefteten sich voll tiefer Theilnahme auf das Mädchen. „Armes Kind!" sagte sie, „ich kann Deinen Schmerz be greifen, denn auch ich habe, die ich geliebt, verloren." „Sie sind also nicht böse, daß ich trotz der Freude, die Sie uns Mädchen bereitet haben, traurig bin?" fragte Martha. „Böse? Welch' ein Gedanke!" entgegnete die Gräfin

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 10.10.1891
Umfang: 8
auftrctenden „7 kr.-Juden" die besten Geschäfte gemacht haben dürften. — Zu der Sonntag Nachmittag stattgefundenen Stier-Aus stellung wurden 18 junge und 24 ältere Stück auf geführt, worunter sich etliche recht schöne Thiere be- Bahre. Hintennach folgten Knappen mit den leeren Pferden. Die Gräfin starrte hinab. Sie hörte nicht, daß ein Reiter im scharfen Trab durch das Burgthor sprengte, sie hörte nicht ihren Namen rufen, sie wußte nicht, daß sie gesucht werde und vernahm nicht den festen Männertritt

Sigismund und er schlang seinen Arm um die Gräfin; sie achtete es nicht, so eifrig war sie beschäftigt sein Blut zu stillen. Doch nur kurze Zeit hatte er sich vergessen und er ließ die Gräfin los. „Ich wollte Dich, Anna — ich wollte Euch, Gräfin," verbesserte er sich schnell, „auf das Unglück vorbereiten und habe es schlimmer gemacht. Der schwarze Ritter überfiel uns auf dem Heimwege unten vor dem ersten Thore; den Graf verwundete er, ich erschlug ihn dafür. Es war ein hitziger §mpf, der Ueberfall

. Letzten Sonntag fand die übliche Dank- ich nicht im Stande war, das Unheil vom Grafen abzuwehren; der Feind war in großer Ueberzahl, doch floh derselbe als er seinen Herrn fallen sah. Und nun, Anna, erschreckt nicht, ich muß es Euch sagen: der Graf weiß nun um unser Geheimniß, der schwarze Ritter hat es ihm sterbend enthüllt; dies war seine letzte und boshafteste Rache. — Ich bitte Euch, Gräfin, laßt mich allein die Schuld büßen, schweigt darüber, schwört ..." Er wurde unterbrochen, denn man trug eben

; der herbe Schmerz versagte ihr Thränen und Stimme. Ein seliges Lächeln flog über des Grafen todtbleiches An gesicht. Der Graf wurde zu Bett gebracht und die Wunde verbunden. Er sah dabei forschend in's Angesicht Sigismund's und versuchte darin zu lesen. Aber auch aus den treuen Augen dieses ehrlichen Gesichts blickten ihm nur Bekümmerniß und Erbarmen ent gegen. Er reichte ihm die linke Hand, die andere der Gräfin, welche an der rechten Seite des Bettes sagungsprozession statt, an welcher sich außer

nach der Schweiz bis auf weiteres wieder zu gestatten. Als Eingangsstationen für dieses Vieh, das am Bestimmungs orte einer zehntägigen Quarantäne unterstellt wird, sind die Zollstätten Au-Oberfahr, Oberried, Buchs- Brücke, Trübach, Martinsbrnck, Münster und als Einfuhrzeiten die bisher üblichen bezeichnet. Wie billig man auf dem Lande lebt, zeigt folgende Zusammenstellung der Fleischpreise aus allen Theilen stand, als wollte er Beiden Abbitte leisten, lächelte zufrieden und — starb. Die Gräfin warf

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 04.04.1891
Umfang: 8
getödtet, wäh rend der Attentäter entrann! Man glaubt all gemein, daß das Attentat gegen Stambuloff gerichtet war. Es herrscht große Aufregung in warten, sein Weib — vielleicht sein Kino — er hörte ja nick's die drei langen Jahre von der Hei- math — ununiiicu .u dürfen. Jetzt ist er am Schloßt teiche angelan.n; auf dem Thurme sieht er Gräfin Rosa stehen — sie winkt. Die Zeit die er benöthigt, den Teich zu umreiten, däucht ihm zu lange; er sprengt in denselben hinein und — in dem schlam migen Grund

versank Ritter und Roß. Die Knappen, welche erst eine geraume Zeit nachher kamen, zogen nur mehr eine Leiche aus dem Teiche. Gräfin Rosa stand wie gelähmt und starrte wie geistesabwesend hinunter auf das Entsetzliche. Jetzt stieß sie einen grellen Aufschrei aus. Klein-Siegfried wäre vom Arnie der Mutter zu Boden gefallen, hätte ihn nicht Mariann aufgefangen, und als diese sich um die Gräfin umsah, war sie verschwunden. Während die Knechte und Mägde zum Teich hinuuterliesen und laut wehklagten

über das furcht bare Unglück, stiegen nun bald schwere qualmende Rauchwolken auf von der Burg, immer mehr, immer dichter, und schon züngelten einzelne rothe Flammen im Rauche umher — im Nu brannte das Schloß lichterloh. Starr vor Schrecken standen die treuen Leute bei der Leiche. „Die Gräfin! Gott! die Gräfin!" rief Mariann, Klein-Siegfried auf dem Arme und schwer herankeuchend. „Die Gräfin ist besessen und hat das Schloß angeschürt. Helft Leute, helft! die Gräfin ist noch im brennenden Schosse und läuft

mit der Brandfackel von Gemach zu Gemach. Helft! die arme Gräfin!" Sofia. — Mehrere Verhaftungen wurdet! vor- genonunen. Im Ganzen zählte man drei Per sonen, die an dem Attentate betheiligt sein dürften; ein Gendarm verwundete den unmittelbaren Thäter, dennoch entkam dieser. Rußland. Die Petersburger „Nowoje Wreuja" bemerkt gelegentlich der Verleihung des Andreas-Ordens an den Präsidenten Carnot freundschaftliche Be ziehungen zwischen Rußland und Frankreich. Dieselben seien eine Bürgschaft für die Erhaltung

bis zur Biegung des Weges begleitete — war er um das Wohl desselben doch bis zum letzten Augenblicke besorgt und wähnte ihn nun bald von seinem Rös chen herzliebft empfangen — saß nun vom Pferde ab und blickte träumend zur Burg hin, sah er doch auf dem Thurme Frauengestalten und erkannte so fort die schlanke Gestalt der Gräfin Rosa. „Sie wiederzusehen", lispelte er traurig, „wäre wohl schön gewesen, ja schön; aber ich bin doch froh, daß ich der Einladung Siegfrieds, aufs Schloß zu kommen und einige Tage

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Tiroler Post
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Seite 2 von 12
Datum: 28.06.1899
Umfang: 12
, den er mit der Unterschrift seines ehemaligen Herrn versehen hatte. Dieses Papier sichert ihm das Zuchthaus, und Sie selbst haben gestern den Eindruck bemerken müssen.. Jetzt, Cousine, werden Sie wohl glauben, wer Ihr Anbeter ist?" Gräfin Jda brach plötzlich in Thränen aus. „Fassung, Cousine!" bat Dorneck. — „Anatole! Wie kann ich mich fassen, wenn die Welt erfährt, daß die Schellenhorst mit einem Fälscher, mit einem Dieb bekannt gewesen ist? diese Schmach würde ich niemals überleben!" — „Ich werde Mancio zwingen, Berlin

für immer zu verlassen, werde den Wechsel behalten und um Ihrethalben der Gerechtigkeit einen Verbrecher entziehen." Gräfin Jda begann ihre Thränen zu trocknen. „Wie gut Sie sind, Anatole. Aber wenn Sie auch nur ein wenig Neigung für mich haben, so seien Sie barmherzig und sprechen Sie nicht mehr von jenem Wesen — das — Ihrem Herzen einst so wehe gethan. Geben Sie unserer Adda eine andere Lehrerin." — Jetzt trat Dorneck von seiner Cousine zurück und sein Gesicht war wieder ernst und kalt

trauen." — „So soll Fräulein Pauli auch noch ferner mein Haus betreten?" fragte die Gräfin mit vor Wuth bebender Stimme. Dorneck sah sie immer scharf an. „Nur noch heut', liebe Jda. Denn ebenso wie Sie nicht wünschen, der jungen Lehrerin zu begegnen, kann ich dem Fräulein nicht zumuthen, ferner Ihr Haus zu betreten." „Herr Baron, Ihre Aus flüchte einer Frau gegenüber wie ich bin, sind sehr lücken haft," rief Gräfin Jdda mit rauher Stimme aus, unver mögend, ihre Eifersucht länger zurückzudrängen

, ich bin gewiß, daß Sie damit den Auftritt von gestern am ersten vergessen machen. Auf Wiedersehen, Cousine." Hier zog Dorneck die Hand der Gräfin wieder flüchtig an seine Lippeli und verließ das Zimmer. Gräfin Jda sah ihm starren Auges nach. „Also verloren," murinelte sie. „Und warum, weil eine Erna Pauli zwischen mir und ihm steht. Unterdeß schritt Erna ahnungslos ihrem Hanse zu. Ihr Gang war schleppend und ihr Herz bedrückter wie gestern. Sie war so matt, so elend. Es war stürmisches Wetter, als Erna

sie doch unter seinem Willen, mit blutendem Herzen, mit gebrochenem Stolze - Flucht gab es vor dieser Macht nicht mehr. Hub konnte er denn ewig nur hassen und nie verzeihen? Als Erna dasHaus der Gräfin betrat, herrschte auf dem Gang eine ungewöhn liche Stille. Sie ging in das Schulzimmer, ohne daß Frau Brand ihr zur Begrüßung Adda ihre geliebte Lehrerin entgegentrat. Dagegen empfing mit lautem Jubel und hatte allerlei freudige Ereignisse zu erzählen. Aber Erna wehrte sich gegen die kleine Schwätzerin, indem sie ihr befahl

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Tiroler Post
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Seite 1 von 12
Datum: 14.06.1899
Umfang: 12
war denn auch das Weihnachtsfest vorüber; es war am dritten Festtage, als Erna sich nach dem Hause der Gräfin von Schellenhorst begab. Gewöhnt, ihre kleine Schülerin täglich zu sehen, fühlte sie eine förmliche Sehnsucht nach dem Kinde und malte sich schon im Geiste den jubelnden Empfang der Kleinen aus. Das Bild sollte der Wirklichkeit nur wenig entsprechen. Wohl kam ihr die Kleine freudig entgegen, aber gleich ent strömten dem kleinen Munde die sprudelnden Worte: „Weißt Du schon, daß mein lieber Onkel gekommen ist?! Ach

Unterricht. Doch kaum hatte das Kind mit seiner Aufgabe begonnen, so warf es sein Buch auch schon zur Erde nieder und stürzte mit dem Ruf zur Thüre: „Jetzt kommt mein lieber Onkel." Wirklich konnte man draußen im selben Augenblicke Tritte vernehmen, eine Sekunde später öffnete ein Diener mit großein Geräusch die Thüre, und Gräfin Jda von Schellenhorst rauschte am Arm eines Herrn über die Schwelle des Zimmers, stolz und majestätisch in einem schwarzen schweren Atlaskleide, das mit Spitzen und Perlen

förmlich besät ivar. Aber Erna wußte weder von der Anwesenheit der Dame, noch sah sie, wie die kleine Adda dem Herrn in die Arme fiel, sondern glaubte nur, daß sie aus einen: Feuerwehr stehe. Der Wohlthäter der kleinen Adda, der zukünftige Gemahl der Gräfin von Schellenhorst war Dorneck. Und, ihr Herz pochte mächtiger, der blitzartige Strahl aus seinen Augen sagte ihr, — auch er hat sie erkannt. Endlich sah ihr verschleierter Blick, wie Dorneck den Arm der Gräfin freiließ, wie seine Hand liebkosend

Zuneigung bereits ganz erworben." „So finden Sie in der That, lieber Anatole, daß die ver änderten Verhältnisse auf unsere Kleine so vortheilhaft einge wirkt hätten?" warf Gräfin Jda von Schellenhorst jetzt ein, indem sie sich dabei wie absichtslos zwischen ihn und Erna stellte. „Frau Brand hatte mich darauf aufmerksam gemacht; aber ich traute dem Urtheile der alten Frau nicht ganz." „Und doch ist es so, liebe Cousine. Des Kindes vorthell- hafte Verwandlung ist entschieden einzig in der vernünftigen

und umsichtigen Leitung der Lehrerin zu suchen." „So, meinen Sie das wirklich?" entgegnete Gräfin Jda gedehnt. „Dann bedauere ich in der That, so ganz ohne An- theil dabei stehen zu müssen." ^ r „Liebe Jda," entgegnete der Baron herzlich, „wollen Sie feurige Kohlen auf mein Haupt streuen? Wer machte mir den Vorschlag, Adda hier eine Heimath zu bereiten?" Gräfin Jdas Gesicht erhellte sich. „Ah Anatole, da gehen Sie nun wieder zu weit in: Lobe. Ihr Schützling muß jetzt übrigens in die Erziehungsanstalt." AtUra

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Tiroler Post
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Seite 1 von 12
Datum: 28.06.1899
Umfang: 12
, n. etoc nicht zuiftO ««ge» en) die Lducklt» in Innsbruck. so erfolgt die »erzog Friedrich - Oerschleißstellen. a u l. (Tod des id des Nikolaus Alter deutscher Spruch. es Hauses Schmuck ist — Reinlichkeit. Des Hauses Glück — Zufriedenheit. Des Hauses Lob — Gastfreundlichkeit. Des Hauses Segen — Frömmigkeit. Gebrochener Stolz. Erzählung. (Schluß.) (Nachdruck verboten.) Sechstes Kapitel. war noch früh, als sich die Gräfin von Schellenhorst (w7 üon *fy rem Saget 1 erhob. Sie war müde

, Ihre Worte werden zu frei," ries Gräfin Jda heftig. Doch ihre Erregung machte keinen Eindruck auf Tarneck. „Wollen Sie mich hören, Cousine?" „Erst hören Sie mich," unterbrach ihn die Erregte. „Jenen Mann, den Sie einen Abenteurer nennen, lernte ich in den vornehmstell Kreisen der Residenz kennen. Er wurde mir durch den stanzösischen Gesandten vorgestellt. Alle Welt warvon ihm entzückt." „Sie hätten jene Vertraulichkeit nicht gestatten sollen, die Niemand im Zweifel lassen kann, daß dieser gefährliche

Mensch andere Absichten hat!" — „Das ist eine sehr gewagte Behauptung, Vetter, und kann nur von dein ausgehen, denr ich werth —" „Und wenn ich diese Behauptung nun festhalle?" „Anatole!" rief die Gräfin mit glückstrahlendem Lächeln, während sie ihre Hand wie unbewußt ans Dornecks Arm legte. Doch auch diese Erregung seiner Cousine ging an dem ernsten Manne achtlos vorüber. „Meine Worte überraschen Sie, liebe Cousine, und doch sind Sie mir in der That so werth, daß ich Ihnen eine kleine Geschichte

aus meinem Leben mittheilen möchte." „O Anatole, wozu noch eine solche Mittheilnng?" „Weil ich dadurch das Recht erlangen will. Sie vor ferneren Jrrthüinern zu schützen." — „Sollte man das einen Jrrthum nennen, wenn wir zu allen Mitteln greifen, um das Herz des Mannes zu ergründen, den wir lieben?" fragte Gräfin Jda in sanftem Tone, während sie Dorneck mit einem bedeutungsvollen Augenaufschlag herausfordernd ansah. Aber diesen Worten gab der Baron eine andere Deutung, oonn er trat zum ersten Male

Sie mir zu machen!" rief die Gräfin zornentbrannt. „Also ich habe durch dieses Mädchen der Demüthigungen noch nicht genug ertragen!" „Jda, was Sie so heftig erregt, verstehe ich nicht, denn der Name jenes Mädchens gehört meiner Vergangenheit an. Ich war damals blutarm und Fräulein Pauli die einzige Tochter eines reichen Mannes. Ich arbeitete, aber konnte nicht einmal so viel Geld erschwingen, um meiner Mutter einen besseren Sarg zu kaufen, als der Tod sie befreite. In diesem Kamps um's tägliche Brod lernte

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 9 von 14
Datum: 24.06.1900
Umfang: 14
war. Rittmeister Hendrich zog den unglücklichen Schützen fort: „Gehen Sie, Caza, gehen Sie! Sie haben hier nichts mehr zu thun." Graf Selbotten dachte an Maria, an die beiden Frauen unten in den Bergen, und das Herz wurde ihm schwer. Keiner rührte sich. Es war ganz still ans der Lichtung. Nicht ein Hauch strich durch den Wald. Man vernahm kein Geräusch, von Weitem nur eintönig das Zirpen der Grille. XXI. Die beiden jungen Frauen waren nicht gleich nach Berchtesgaden weitergefahren. Gräfin Selbotten fürchtete

, einer kleinen Leinwand, die nichts aufwies als ein Stück Wald, da war es ihr, als stünde er hinter ihnen, um mit seiner leisen, einschmeichelnden Stimme von dem Inhalt, der Bedeutung dieser ernsten, starren Bäume zu reden. Die kleine Gräfin schaute im Katalog nach dem Titel: „Da ist es, Maria: Peter Stöckl, Berlin: ,Nach dem Sturm'." Nun sahen sie das Bild genauer an. Jetzt bemerkte Maria einzelne zerzauste, geknickte Aeste, die schlaff herunter- hingen. Die Bäunle aber waren bewegungslos

, nicht ein Blättchen regte sich. Und jetzt hatte sie Verständniß für den Inhalt. Sie begriff die Wunden, die dem Walde geschlagen. Die starre Ruhe, als ob alles Leben erstorben sei, empfand sie, da es in ihrem Innern war, als sei jede Regung erstarrt. Sie fühlte, wie sie sich verändert hatte, und fragte die kleine Freundin: „Bin ich nicht anders geworden?" „Nein, Maria, ich finde nicht!" bekam sie als Ant wort, denn Gräfin Selbotten wollte nicht merken lassen, wie verändert sie Maria fand. Schön war sie noch immer

. Sie wußte es, eine Marterstraße lag vor ihr, mit Dornen bestreut. Aber sie liebte ihn doch, und die Augenblicke, die Stunden, die Tage, wo er wieder ihr gehörte, würden sie vielleicht doch trösten können über alles Leid. Wenn er sie um Ver zeihung gebeten — es wäre doch Alles wieder gut gewesen. Da klingelte es draußen im Flur, und sie hörte die Stimme des Briefträgers, der einen Einschreibebrief brachte, wie sie zu verstehen glaubte. Sie trat hinaus: „Für mich! Nicht wahr?" Gräfin Selbotten

hatte einen Brief ihres Mannes in Empfang genommen. Sie öffnete Ihn und fand Stassingks Abschiedsworte darin. Gcinz groß stand „An Maria" auf dem Umschlag. Die kleine Gräfin überließ ihn ihr nichtsahnend. Erst als sie die ersten Zeilen des Briefes ihres Mannes gelesen hatte, sah sie, daß sie Maria hätte vorbereiten sollen. Voller Angst lief sie an ihr Zimmer und Pochte, denn es war von innen verschlossen. Niemand antwortete. Gräfin Selbotten flehte: „Ich habe Dir etwas zu sagen! Maria! Maria! Mach

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Tiroler Post
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Seite 2 von 12
Datum: 08.11.1899
Umfang: 12
Plätzchen in sich barg. Das Mädchen fand hier das Ideal einer Wohnung und eines Parkes verwirklicht, vor Allem fand aber hier das heiße Liebesbedürfniß ihres Herzens reiche Be friedigung. Die Gräfin zeigte ihr mütterliche Zu neigung und sorgte dafür, daß ihr der Tag stets in nützlicher Beschäftigung verfloß. Die Stunden der Erholung waren dann um so genußvoller. Martha hatte im Institute Unterricht im Klavierspiel erbalten. Unter der Leitung der Gräfin, die selbst eine ausgezeichnete Klavierspielerin

war, gab es täglich Uebungs- stunden. Manchmal sang Jda Ruhberg mit ihrer rührenden Altstimme ein paar Lieder, welchen Martha mit Entzücken lauschte, und häufig unternahmen sie Spazierfahrten, urn sich an den Naturschönheiten der reizenden Gegend zu ergötzen. Eine Quelle des reinsten Genusses waren aber vor Allem die Stunden, in welchen die Gräfin ihre edle, erhabene Lebensanschauung vor Martha entwickelte, in welchen sie die tiefe Frömmigkeit ihres Gemnthes ihr darlegre und sie in beredten, zum Herzen

Schicksale sie früher gereift hatten, als es gewöhnlich bei ihren Altersgcnossinrren der Fall war, paßte die erstere Bezeichnung durchaus nicht, der Ernst des Lebens hatte sie vorzeitig aus der Tranmseligkeit der ersten Jugend gerissen. Die Ferien waren wieder gekommen urrd auch diesmal sollte Martha diese Zeit bei der Gräfin zubringen. Wenige Tage nach ihrer Ankunft auf dem Schlosse ereignete sich etwas, das einen tiefen Eindruck ans sie machte. Es war ein ungewöhnlich heißer Nach mittag. Jda Ruhberg

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Tiroler Post
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Seite 2 von 12
Datum: 24.06.1899
Umfang: 12
Vermögen war mein, mit diese»: beschloß ich, der Ge liebten ein Heim zu gründen — o wie idyllisch hatte ich mir diesen kleinen Flecken Erde an ihrer Seite erträumt —" „Nur erträumt?" fragte Gräfin Jda,die der Mittheilung des Italieners lauschte und darüber beinahe Torneck vergaß, der jetzt sie zu beobachten schien. „Ja, sie wollte mein bescheidenes Loos nicht theilen, und eines Tages fand ich sie in den Armen eines Andern, den ich zwar —" „Den Sie forderten, tödteten." — „Ja, mein Nebenbuhler

sie! durch meine Hand, und ich mußte Italien verlassen " „Die Verbannung ist aber nicht für immer?" „Sie ist aufgehoben, der König hat mir Gnade erwiesen." „Dann verstehe ich nicht, warum Sie sich noch immer in Deutschland aufhalten können?" — „Kann ich von hinnen — da mein Herz hier weilt?" — „Graf!" — „Jda, Sie wissen längst . . . .!" — „Ich beschwöre Sie!" rief Gräfin Jda. „Ich soll meiner Stimme nur ge bieten, mein Herz darf laut ausjubeln," flüsterte der Italiener sich vorbeugend; „ein Wort, Jda —ein einziges

; es ist über eine Stunde, seidem ich Sie hierher beschied," begariu die Dame, mit scharfer Stimme. „Man sagte Ihnen doch, daß Sie hier spielen werden." — „Verzeihung, Frau Gräfin. Der Tag ist sür mich schon immer besetzt und nur, wenn ich Etwas früher erfahre, könnte ich die Stunden eintheilen." „Ich bin keine Freundin von so langen Auseinandersetzungen. Sie werden heute zu meinen Diensten stehen, da ich Ihre Zeit nach Verdienst belohnen werde. Und nun, lieber Graf, entzücken Sie uns mit Ihrer Stimme, das junge

Handwerk zurückgekehrt. Aber auch der Tischlermeister Pauli würde Sie als den Bewerber seiner Tochter zurückweisen, und zwar aus denselben Gründen, wie der Rentner den damaligen Musiklehrer Mancio abwies." „Graf! Was wollen Sie thun," rief Gräfin Jda dem Italiener zu, der mit drohender Gebärde auf Erna zuging. „Dieses Mädchen ist eine Natter, die mich nicht ungestraft beleidigt haben soll," knirschte er zwischen den Zähnen. „Hier wollen Sie die Beleidigung rü gen ? Was Sie mit jener Person abzu

sich jetzt eine scharfe Stimme vernehmen. Es entstand lautlose Stille. Baron Dorueck fuhr, zu seiner Cousine gewandt, fort: „Liebe Jda, ich handle in Ihrem Interesse." „O Anatole, Sie befinden sich sicherlich m einem Jrrthnm, vermochte endlich Gräfin Jda zu entgegnen. „Entweder haben Sn sich durch eine Aehnlichkeit der Person irre führen lassen, oder — „Ob hier ein Jrrthnm vorliegt, darüber soll uns die be treffende Persönlichkeit selbst eme Er klärung abgebeu," unterbrach Torneck seine Cousine mit fester Simme

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 1 von 10
Datum: 29.06.1900
Umfang: 10
von der bevorstehenden Vermählung des Thronfolgers^ Erzherzog Franz Ferdinand mit der Gräfin Sophie Chotek, hat nunmehr seine Be stätigung erhalten. Erzherzog Ferdinand wird heute, am 28. d. M., den feierlichen Eid ablegen, der die Stellung seiner künftigen Gemahlin, die ihm in morganatischer Ehe angetraut werden wird, und der eventuell aus dieser Ehe hervorgehenden Kinder be trifft. Der Inhalt des Eides, dessen Ablegung durch den Erzherzog die obersten Hofchargen, die geheimen Räthe, die österreichischen

und ungarischen Minister beiwohnen, besagt, daß der Erzherzog für seine Ge mahlin und die aus dieser Ehe stammenden Kinder auf die aus seiner Stellung als Mitglied des kaiser lichen Hauses fließenden Rechte feierlich verzichtet; die eigenen Rechte bleiben dem Erzherzog in ihrem vollen Rechte gewahrt. Die Gräfin Chotek erhält durch die Vermählung daher weder die Stellung noch den Titel einer Erzherzogin. Erzherzog Franz Ferdinand Karl Ludwig Josef Maria wurde am 18. Dez. 1863 in Graz als erster Sphn

, welche er gemeinsam mit der ganzen Familie des Erzherzogs Karl Ludwig unternahm. Tie Wiederherstellung der Gesundheit war eine vollständige, und ist nunmehr von der frischen, sympathischen Erscheinung des Erzherzogs seit Jahren jede, auch die leiseste Spur des Leidens gewichen. Die Braut des Erzherzogs, Gräfin Sophie Chotek, wurde am 1. März 1868 zu Stuttgart als Tochter des Grafen Bohuslav Chotek geboren. Ihr Vater war damals Gesandter in Stuttgart; ihre Mutter war Wilhelmine Gräfin Kincky zu Wchinitz und Tettau

. Vor mehren,: Jahren wurde Gräfin Sophie Chotek Hofdame bei der Erzherzogin Jsabella, der Gemahlin Erzherzogs Friedrich, wo Erzherzog Franz Ferdinand sie kennen lernte und eine tiefe Neigung zu ihr hatte. Vor ungefähr einem halben Jahre verließ Gräfin Chotek den Hof staat Erzherzogs Friedrich und hielt sich seither bei Verwandten in Dresden und Groß-Priesen in Böhmen auf. Während dieser Zeit gelang es dem Erzherzog Franz Ferdinand, die Einwilligung des Kaisers zur Heirat ^zu erlangen und die Regelung

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Tiroler Post
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Seite 1 von 12
Datum: 15.11.1899
Umfang: 12
, sie ragen finster, W Nur auf den Wipfeln schläft das Licht; Nachthauch gellt durch der Heide Ginster, Weht in's fröstelnde Angesicht. Mondbleiche Stille auf Wald und Heide, Nach der Blüthe ist herbstliche Ruh; Aber auch in dem Reifgeschmeide Heide und Tann', wie schön bist Du! Iran; Jlffrci» Muty. —— Gesühnte Schuld. Erzählung. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) it glühenden Wangen, ermattet und in großer Auf- 1 regung kehrte Martha in das Schloß zurück. Sie eilte zur Gräfin und erzählte

dieser mit bebender Stimme, was sie eben erlebt. „Ich weiß nicht, was ich glauben soll," ries sie am Schlüsse ihres Berichtes, „es ist nicht denkbar, daß die Todesnachricht eine falsche war und daß die Mutter, weilte sie noch auf Erden, mir Jahre hindurch kein Lebenszeichen gegeben hätte — soll ich annehmen, es sei ihr abgeschiedener Geist gewesen, der mir er schienen?" Ein Beben erschütterte ihre Glieder. „Armes Kind, beruhige Dich," sagte die Gräfin, „Deme Nerven sind erregt und haben Dir, als Du eben

aus schwerem Traume erwacht warst, die Gestalt Deiner Mutter vorgespiegelt/ „Ich sah sie so deutlich, nicht schattenhaft, nicht geisterhaft, sondern so wie sie im Leben war," entgegnete Martha. # , „Kannst Du glauben, daß die Mutter, welche Dich so iumg liebte, vor Dir geflohen wäre?" fragte die Gräfin, „daß sie Dich hätte Jahre lang ohne Nachricht lassen können, daß sie Deine Nahe meiden würde? Dünkt Dir dies möglich?" .Nein, es ist nicht möglich," rief Martha, „und so mutz ich denn glauben

, daß ich noch nicht völlig aus dem Schlaf erwacht, ein Traumbild für Wirklichkeit gehalten - nicht beschreiben kann ich aber, welch' erschütternden Eindruck es aus mich gemacht." , _ , „Grüble nicht darüber," bat die Gräfin, „suche Deine er regten Nerven herabzustimmen, forsche nicht nach deintlner- gründlichen, sondern bete voll Gottvertrauen für Deine Mutter und Du wirst die verlorene Ruhe wieder erlangen." Martha bestrebte sich, diesen Rath zu befolgen und die Er scheinung, die sich nicht wiederholte, als ein Bild

ihrer durch den bösen Traum erhitzten Phantasie zu betrachten. Wie in früheren Jahren verfloß Martha die Zeit ihres Aufenthaltes im Schlosse still und friedlich, in jener für die menschliche Seele so erquickenden Abwechslung von Arbeit und Erholung. Als die Abschiedsstunde gekommen war, ertheilte ihr die Gräfin einen Auftrag. Es handelte sich um einen Akt der Wohlthätigkeit. Jda Ruhberg vertraute dem Mädchen eme Geldsumme mit der Weisung an, dieselbe einer armen Wittwe, welche zu S*** in einer entlegenen Vorstadt

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Tiroler Post
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Seite 2 von 12
Datum: 14.06.1899
Umfang: 12
ohne meine Kleine verlebt und säst Reue gefühlt, das Kind in die Ferne gesandt zu haben." „Das kann ich mir lebhaft denken," rief Gräfin Jda unter hellem Lachen laut aus, und ihre weißen, schönen Zähne kamen bei dieser Bewegung vortheilhaft zur Geltung. „Man muß den Einsiedler in seiner Klause gesehen haben! Doch im Ernst, das müssen Sie jetzt endlich ansgeben, Vetter." „Meinen Sie, daß meine Einsamkeit eine bloße Grille sei?" fragte Dorneck, und wieder ging sein finsterer Blick an Erna vorüber. „Ich hoffe

und war jetzt ivie der Blitz an Ernas Seite, um nun die bleiche Lehrerin mit ihren Liebkosungen zu überschütten. Gräfin Jda erschien diese Scene langweilig, Sie warf ihre Schleppe zurück^und trat an's Piano. „Anatole, sind Sie musikalisch?" fragte sie und schlng mit ihren schlanken, von Brillant ringen blitzenden Fingern auf die Tasten. „Seit Jahren habe ich keine Taste berührt, liebe Jda." „Aber Sie spielen?" „Ein wenig," entgeguete er zerstreut. „Ah, wenn Sie so bescheiden antworten, daun sind Sie sicherlich

Meister und müssen Andere dieses Genusses theilhaft werden lassen!" — „Andere? Wen?" „Welche Frage, Vetter. Bin ich nicht in der Welt?" Dorneck wollte antworten, aber im selben Angenblick fiel sein Ange auf das Heft mit seinem Liede, und sein Gesicht wurde finster um die Nacht. Betroffen sah Gräfin Jda ihn an. „Was haben Sie da snr schreckliche Dinge entdeckt?" ries sie neugierig, indem sie mlt ihm zugleich in die Noten hineinsah. „Ein Lied für Sopran — und der Titel! Ach wie schwärmerisch

: „Du bist so schön geboren" —" „Den Titel finden Sie nur schwärmerisch, nichts mehr?" fragte der Baron seine Cousine, während fein finsterer Blick git Erna hinüber flog, die jetzt bleich wie eine Gerichtete dasaß und in ihrer Angst die kleine Adda enger uub enger an sich zog. „Mich dünkt, der Dichter hätte schreiben müssen, „Du bist so schön geboren, und doch so falsch"." Astit diesen Worten warf Dorneck beinahe mit Verachtung das Liederheft aus das Klavier zurück und reichte der Gräfin den Arm. Beide verließen

er mit der Frau Gräfin hier herauskam, fragte er nach mir und suchte mich in meinem Zimmer aus, um sich nach ihnen zu erkundigen." — „Frau Brand!" „Wie ich es Jhneti sage; er nannte sogleich Ihren Namen und erkundigte sich angelegentlich nach Ihren Verhältnissen, sogar nach Ihrer Familie, und ich mußte ihm Alles sagen, was ich wußte!" „Alles? Verzeihen Sie, Frau Brand, das hätten Sie nicht thun sollen, ich habe Ihnen hierzu keine Besugniß ge geben," fiel Erna der alten Dame mit herber Stimme in die Rede

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 8 von 14
Datum: 13.05.1900
Umfang: 14
gab sie dem Mädchen Befehl, zu Packen: „Halten Sie sich bereit, für heute Abend mitzufahren. Ich verreise auf längere Zeit. Alles Nöthige muß mitgenommen werden. Ich will nicht, daß es erforderlich wird, Sachen nachzu schicken!" Als sie im Wagen saßen und dem Nennplatze zu- rollten, fragte Gräfin Selbotten: „Wann willst Du beim abreisen, Maria?" „Heute Abend!" „Und wohin?" „Nach . . . nach . . . ich weiß wirklich nicht ... es ist ja ganz gleich." Ihr wurde erst jetzt klar, daß sie darüber

noch gar nicht nachgedacht hatte. Doch nach kurzem Schwanken ent schied sie sich für München. Das liebte sie von ihrer Kind heit her, da sie mit ihren Eltern manchmal dort gewesen, und sie wußte, daß es Herr da Caza nicht leiden mochte. Er hatte immer behauptet, mit einer Art von Verachtung: „Diese Bier- und Kunststadt taugt nicht für den Sport." „Und willst Du dort bleiben?" fragte die Gräfin. „Warum nicht?" „Ganz allein?" „Mit meinem Mädchen! Ja! Wer sollte denn mit mir gehen?" erwiderte traurig

Maria da Caza, denn ihr wurde es klar, wie einsam sie. sich fühlen würde, ganz allein die lange Zeit. Da sah sie, wie die kleine Freundin schelmisch lachte: „Wenn ich nun mitkäme?" Maria wollte es zuerst nicht glauben, dann dankte sie .tausendmal. Das hatte sie nicht erwartet, nicht für mög lich gehalten. Sie war sehr beglückt, denn so blieb sie doch wenigstens nicht allein. Nnn erklärte Gräfin Selbotten, sie wolle die Freundin nicht sofort begleiten, damit es nicht aussähe wie ein Komplott

Maria da Caza glück strahlend. „Vielleicht nach Berchtesgaden, das bleibt doch das Schönste!" Maria konnte kein Ort gelegener komn'en. In die Berge ging Herr da Caza nicht gern. Er zog Homburg, Baden-Baden, Ostende vor. Wenn er ja in diese Gegend gelangt wäre, so hätte es sich höchstens um Reichenhall oder Salzburg handeln können. So sagte sie freudig zu und fragte: „Wann kommst Du?" „Vielleicht in einem Monat! 'Oder nur ersten Juni," antwortete die kleine Gräfin, und die beiden Freundinnen

Stunden begeben wollte. Sie fragte leise die kleine Gräfin, ob sie nach dem dritten oder besser noch während des dritten Rennens mit ihr nach der Stadt zurückfahren wollte. „Gern, mein Mann konnnt heute gar nicht heraus, er hat in der Akademie bis drei Uhr Dienst und kann nicht abkommen," erwiderte die Freundin. Die Glocke klang zum Allssitzen zuln ersten Nennen, und nun füllten sich die Tribünen, und der Nalim vor ihnen bis zum Geläuf konnte kailm mehr die Menge fassen. Der erste Start mißlang

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 10.10.1891
Umfang: 8
überraschen. „Das Kegelspiel gehört Dir, Anna," sprach er freundlich, „es ist ganz Dein Eigenthum — das Hochzeitsgeschenk." Die Gräfin erblaßte, als sie Sigismund, welcher sie ehrfurchtsvoll begrüßte, erblickte und zitterte heftig. „Das Spiel scheint Dir zu gefallen," sagte der Graf, welcher diese Gemüthsbewegung der Freude zuschrieb, „und nun ist es mir lieb, daß mir dieser Gedanke eingefallen." Anna beherrschte sich und Sigismund stellte die Kegel auf. Anna that den ersten Wurf und traf alle neun

glänzender Empfang und begeisterter Jubel der gesammten treuherzigen deutschen Be völkerung erwartete. Der schändliche Verbrecher konnte nicht er mittelt werden und es ist wenig Hoffnung vor- gieng indes zagenden und klopfenden Herzens zu den Kegeln, wo Sigismund stand. „Sigismund, Du hier?" flüsterte sie, „bei unserm ehemaligen Glücke — verrathe nichts — o, schweige! Ich bin so glücklich jetzt und all' mein Wünschen und Hoffen hat sich erfüllt!" „Wie das Grab bin ich still, Gräfin," erwiderte

! - - ich . . ." „Nun ja," fiel lächelnd Gräfin Anna ein, „auch ich wünsche es." Auch diese schaute der Glückliche sprachlos an. Während der Graf der Gräfin den Arm reichte und sie fortführte, stand Sigismund noch immer da und sah ihnen nach bis sie seinen Blicken entschwun den waren. „Auf!" rief er nun, „auf, Leichtsinniger, beweise, daß Du der Wohlthaten der Guten würdig seiest!" Er verwahrte wieder das goldene Kegelspiel und als er zurückkehrte, begegnete er Neumund. „Komm!" rief er und führte denselben vor das Thor

leistete Neumund den Schwur. Hierauf sah dieser dem ganz verwandelten Freunde forschend in die Augen. „Gott sei Dank!" sprach Sigismund, „der An blick der schönen Gräfin Anna bei ihrem Einzuge hat mich gänzlich verändert und ich bereue meinen Leichtsinn ... es war frevelnder Uebermuth! . . ." Der Thurmwart verkündete die Ankunft eines fremden Ritters. „Es kommen noch Gäste zum Tournier," sprach Sigismund und es währte nicht lange, trabte ein Ritter in schwarzer Rüstung und Helm, mit zwei schwarzen

ihn, ich thu' es auch, doch werde ich genug zu thun haben, um die Gräfin zu beschirmen, zu bewachen und dies ist meine Pflicht, denn ich — lache nur, Neumund! — ich bin ihr Leibknappe — und bei Gott, ich will halten, was ich gelobt und meine Schuld sühnen!'' — „Neumund, ich habe einen Plan," fuhr er fort und legte die Hand auf die Schulter des Freundes, „morgen ist das Kampfspiel und darauf, glaube ich,

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Tiroler Post
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Seite 3 von 12
Datum: 24.06.1899
Umfang: 12
99 Kuang-Sü, Kaiser von Sie nehmen sseusme wird unter diesen Umständen auf Ihren Vortrag ver- liditcn!" Das Alles klang wie ein Befehl, doch Erna fühlte nur, daß sie nicht verlassen stand. Ohne den fast stieren Blick der GW» zu sehen, legte sie ihren Arm in den des Barons und schritt langsam zum Saale hinaus. Es war der Gräfin peinlich, an ihrem Platze ausharren zu uiüfieu und eine Heiterkeit zu zeigen, welche gegen ihren Ge- imithszustaud einen grellen Gegensatz bildete. Der Mann, der ihr seit

mögen. Dennoch würde ich niemals ein Kleidungsstück von der Frau Gräfin anuehmen!" — „In der That, ich vergaß, daß Fräulein Pauli noch immer die Stolze von ehemals ist." Erna hätte über diesen Vorwurf laut aufschluchzen mögen. Doch sie beherrschte sich und entgegnete mit leiser Stimme: „Hier kann wohl nicht mehr von jenem Stolz die Rede sein, der einst so jäh mein Geschick entschied — denn —" Sie stockte plötzlich. Dorueck blickte ihr schärfer in die Augen. „Vollenden Sie, Fräuleiu! Sie wollten »och

etwas hinzufügen?" „Wenn ich kein Kleidungsstück von der Frau Gräfin tragen will, so bin ich eben so sicher, daß die Dame mir auch ein solches verweigern würde!" „Ich leiste auf meinen Wunsch Ver zicht." Damit öffnete der Baron die Thüre des Schulzimmers, und Erna sah nicht ohne Verwirrung, daß er auf der Schwelle steheu blieb, um ihr den Vor tritt zu lassen; dann als sie hastig eintrat, folgte er ihr und schloß hinter sich die Thüre.EinwcnnigesBebendurchschauerte sie. Seit drei langen Jahren mar

bald Ersatz, wofür die Frau Gräfin Sorge tragen wird." „Meine Cousine hat auf Adda's Erziehung den geringsten Einfluß. Wenu ich nun die Bestimmung treffe, die Kleine in eine fremde Familie zu bringen, würden Sie dann ihre Lehrerin bleiben?" „Ich würde dann kommen, sobald Sic es wünschten." — „O, nicht doch! Sie werden dem Kinde zu Liebe deu Unterricht gar nicht unterbrechen, während ich Anskalten treffe, Adda anderweit unterzubringen. Inzwischen nehmen Sie mein Wort znm Pfände, daß die Gräfin

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Tiroler Post
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Seite 10 von 20
Datum: 02.12.1899
Umfang: 20
Nr. 96 Seite 8^ 2. December 1899 1 prim-2itber, A saitet . . . Reinheit des Gri: 1 leichtfassliche Johann Gros Repar; a Blech-Instrumeu Pre Johann Gross Erst nach längerem liebevollen Zuspruch gelang es dem Mädchen, die hohe Erregung der Mutter zu beschwichtigen. So sehr der Besuch der Gräfin sonst Martha gefreut haben würde, hatte sich doch seitdem ihre Stimmung noch ver düstert, denn was sie längst geahnt, war ihr nun zur Gewißheit geworden, daß ein düsteres Geheimniß auf ihrer Seele laste

. Den trüben Tagen folgten noch trübere. Brigitta's Kräfte nahmen ab und ivenn sie sich auch nicht über körperliche Leiden beklagte, wurde sie zusehends hagerer und bleicher. Eines Morgens langte ein Brief der Gräfin an, welcher nebst einigen liebevollen Zeilen eine nicht unbedeutende Geld summe enthielt, wodurch die Lage der beiden Frauen wesentlich erleichtert wurde. Seit dieser großartigen Spende ver düsterte sich Brigittas Stimmung in besorgniß- erregendem Grade, so daß der Segen sich in Unheil

Mensch als Vorbild der Seelengröße hingestellt wird." I „Gräfin Jda verkehrt, wie ich aus mancher ihrer Reden Die emgestuvzte Prim flimmerte es vor den Augen." Die Tochter entfaltete die Zeitung und begann zu lesen. Sie hatte schon eine Reihe von Nachrichten mitgetheilt, als sie nach den Worten „Ein fürstliches Geschenk" überrascht innehielt. „Warum liest Du nicht weiter?" sprach Brigitte mit einem leichten Anflug von Ungeduld. Martha fuhr fort zu lesen: „Graf Moriz Ruhberg hat zwanzigtausend Mark

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