122 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[ca. 1905]
¬Ein¬ edles Frauenleben : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/67937/67937_110_object_5694917.png
Seite 110 von 153
Autor: Deutsch, Karl / von Karl Deutsch
Ort: Ohne Ort
Umfang: 148 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: 1.714
Intern-ID: 67937
war der tiefernste und zugleich verwirrte Ausdruck in' 'dem Ge sichte des Mädchens. „Sie wollen mich sprechen, Fräulein Werner/' sag te die Gräfin, „und es muß etwas Wichtiges, sein, da Sie den heutigen Dag und die späte StuiÄe dazu wäh len. Vorerst aber lassen Sie mich Ihnen danken für die Rettung meines Enkels, ich wollte mW Wrn.de zu Ihnen versÜMn, als die Datka mit ihrem Auftrag kam. Sie find ein mutiges Möndchen, Elisabeth, und ich stehe in großer SchuD der Ihnen!" Es war das erste Mal

, daß die Gräfin sie Ler ihrem ÄLMen nannte, auch klang ihre feste und stolze Tri in me seltsam weich und bewegt. Elisabeth' sah zu Boden. „Halten Sie mit Ihrem Danke zurück, Exzellenz," versetzte sie nach einer Pause mit leiser, ■ befangener Stimme, „denn ich fürchte sehr. Sie könnten ihn zurück nehmen. sobald Tie muh gehört haben werden.' Betroffen sah sie die Gräfin an. Was sollt?, das bedeuten? War es ein-? nnfache Kündigung?- llnd 'dachte sie -dadurch eine derartige Wirkung hervorzuru - fen? Der Stolz

, das nie schlummernde Gefühl irr ihr, rea:* „Es würde mir \VR, wenn Äte uns v er lassen, Fräulein Wern -r,' ürgte sie plötzlich kalt 'und trocken, ,gr-oer ich müßte mich damit zu finden suchen." Jetzt war das Betrvff-ensein an Elisabeth. War ihr Geza zuvorgekommen? Wußte die Gräfin alles ^ ^ Und schnitt sie jede Weitere Erklärung auf diese Weise ab? ^Doch wein, das war nicht möglich. Wäre ihr die Gräfin "so -herzlich entgegen^e ks mmen, wenn sie es - wüM-e. - - ' ■. : „SBöf meinen Exzellenz

damit?" fragte Elisäbeth nach kurzem Schweigen. „Ich-meine, daß Sie auf eine Kündigung ihrerseits andeuten." „Das -war nicht meine Absicht und es wäre auch an- matzeiO von mir gewesen, zu glauben, dieser Vorgang wüAe derartige EmpfmdunWn bei der Frau Gräfin Hervorrufen."

1
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[ca. 1905]
¬Ein¬ edles Frauenleben : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/67937/67937_116_object_5694923.png
Seite 116 von 153
Autor: Deutsch, Karl / von Karl Deutsch
Ort: Ohne Ort
Umfang: 148 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: 1.714
Intern-ID: 67937
. „O, ich bin eine unglücklicheFmu!" begann ^die Gräfin nach' einer PMse Wieder. „In dem am tiefsten verletzt zu Verden, Worin Man am verwundbarsten ist! Erst sie, jetzt 'er! .... Und sie sind meine einzigen!... Lajos, Lajos, warum hast du mir' einen Fluch in deinen Kindern hinterlassen?" ,,Fch^ kenne die traurige Geschichte Ihrer Tochter, ^rau Gräfin." sagte Eluabetb nach einem lärmen Still- ^rau wräfin," sagte Elisabeth nach einem langen Still schweigen, „und ich dächte, eine Mutter

, die solches er litten, Würde milder Verfahren und es genug sein lassen an diesem einen Opfer des Vorurteils." War es der Gedanke, daß ein fremdes Mädchen, eine^Bürgerliche, die eine abhängige Stellung in ihrem Hause einnahm, es wogte, diese alte wunde Stelle zu berühren, der das Antlitz der Gräfin so furchtbar bleich und zugleich so hart uà steinern machte ? „Ich Habe noch keinen Augenblick bereut, gehandelt zu haben, wie ich es bat," sagte sie mit kaltem, eisigen Ausdrucke. „Ich kann es nicht glauben!" rief

Elisabeth mit Lisser Erregung. „Soweit kann sich die Natur nicht verirren, das Teuerste preisMaeben für einen leeren, toten Begriff!" „Leerer, toter Begriff! Was verstehen Sie davon?" versetzte die Gräfin in fast geringschätzendem Tone. —- „®ep ist meine letzte, einzige Hoffnung, ich habe nichts als ihn; er ist das Vermächtnis eines teuren, früh ver storbenen Gatten. Kein fremdes Reis soll sich in die sen letzten Stamm dnsetzen, so lange ich lebe! Fräulein Werner, an dem Tage, an welchem mein Sohn

Sie seine Gattin nennt, hat seine Muttor aufgehört zu leben. Um diesen Preis können Sie Gräfin Esillagi werden." Elisabeth wandte sich von der Gräfin und trat an eines der Fenster. Tiefes, undurchdriMliches Dunkel lag auf der Erde, floß vom Himmel, kein Stern trat aus der Ghwarzgvauen Höhe.., auch hier durchdvang kein lichter Punkt die tiefe Rächt der Borurteile, die auf der Seele dieser Frau lag. Lange stand sie am Fenster, aber ihr Blick hatte

2
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[ca. 1905]
¬Ein¬ edles Frauenleben : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/67937/67937_112_object_5694919.png
Seite 112 von 153
Autor: Deutsch, Karl / von Karl Deutsch
Ort: Ohne Ort
Umfang: 148 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: 1.714
Intern-ID: 67937
109 So fragte sich idre Gräfin oft in ihrsn Ge- bamtn, ohne zur Klarheit zu kommen.JetzL hatte sie sie und eine furchtbare. Ihr Sinnen war «in die Feme ge sch weift, nach allen Richtungen, und des Rätsels Lö sung war ihr so nahe . . . unter ihrem eigenen Dache. . ', Eine Zeit lang war es ftiße, die Gräfin war auf einen Stuhl gesunken umfo hatte ihr Gesicht mit beiden Händen bedeckt, und Elisabeth Hörte nichts, als das Ticken der großen Pendeluhr über dem Marmorsims und das Schlagen des eigenen

Herzens. Plötzlich erhob sich die Gräfin, ihr Gesicht hatte et was Erschreckendes, so hart und steinern waren die Züge. „Ständen Sie nicht vor mir, so Würde ich glauben, ich hätte einen bösen Traum geträumt ; so ist es Wahr heit'. Sie sagten, mein Sohn, - Graf Geza Estllagi, liebe Sie und habe Ihnen f ernte Hand angetragen. Wann wachte er Ihnen diesen Antrag?" „Heute, als er mich aus dem Strome rettete." „Und warum überliehen Sie es meinem Sohne nicht, mich damit bekannt zu machen? Warum beehren

Sie.mich mit diesem Vertrauen?" „Weil ich fürchtete, daß er die Erklärung hinaus schieben würde, und ich es mit meinen Ehrbegriffen nicht vereinbar fand, nach feinem Geständnis ohne Ihr Mißen nur noch eine Rächt in Ihrem Hause zu weilen," antwortete Elisabeth mit einfach' ruhiger Würde. In welch schroffem Gegensätze sànd diese reine, edle Gesinnung zu den Empfindunigen, die in diesem Augenblicke das Herz der Gräfin erfüllten. Aber auch diese wurde durch sie betroffen, nur wurde die Wirkung

, von dem zu gleicher Zeit aufsteigen- den Gedanken verwischt, durch den Eàanken, daß dies Mädchen in seiner reinen, hochherzigen Größe gefähr licher sei als die nwdrigst gesinnte Kokette. „Und darf ich wissen, was Sie auf seinen Antrag erwidert haben?" fragte sie nach einer Weile mit tief /verhaltener Erregung.' . „Daß ich erst mit Ihnen, Frau Gräfin, sprechen /woMe,,bevor ich mich entscheide."

4
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[ca. 1905]
¬Ein¬ edles Frauenleben : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/67937/67937_148_object_5694955.png
Seite 148 von 153
Autor: Deutsch, Karl / von Karl Deutsch
Ort: Ohne Ort
Umfang: 148 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: 1.714
Intern-ID: 67937
Nach -einer langen Pause àgte sich die Gräfin zu der Weinenden Dienerin und 'sagte mit gütigem Tone: „Ich kenne ideine Treue und Krne dir nicht, fiche zu Gott, daß er deinen Herrn wiàrkehren läßt und — " Sie sprach nicht aus, taut und donnernd fuhr ein Wagen in den SchloMof. 23 . Waren sie nicht so sehr von ihrem Gegenstände in Anspruch genommen gewesen, so hätten sie trog Sturm und Wetter das Nöllen von Rädern gehört, deshalb tönte es ihnen plötzlich laut und dröhnend entgegen. Die Gräfin fuhr

-auf: „Heiliger Gott, wer kann das sein?" Wie der Blitz war die alte Tanna aufgesprungen und schon draufen. Die Gräfin konnte keinen Schritt machen, ihr Ge sicht war totenMeich, während ein heftiges Zittern ihren ganzen Körper erschütterte. Aus der Treppe wurde es. lebendig, ein wirres Durcheinander von Stimmen und Tritten, lautes Hin- und Herrennen und noch- lautere Ausrufe. Die Sttmmen und Schritte kamen näher und näher, jetzt hörte sie die Stimme der Datka, sie schien ihr so seltsam verändert

, war e§ vor Jubel oder Ent setzen ? Da, endlich ein wohlbekannter Schritt und eine Stimme! „Geza!" rang es sich von ihren Lippen. Sie breitete die Arme aus und stürzte in gerader Richtung! vorwärts und „(Sep! Gep!" rief sie noch einmal, und als die Tür ausging und der Sohn raschi eintrat, hatte er gerade noch Zeit, die Schwankende in seine Arme -aMufangen. Nie hatte die Gräfin so den Sohn zu lieben ge glaubt, als — da sie ihn für verloren hielt. Jetzt hatte sie ihn wieder! Sie hatte bis jetzt den Schmerz

5
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[ca. 1905]
¬Ein¬ edles Frauenleben : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/67937/67937_48_object_5694855.png
Seite 48 von 153
Autor: Deutsch, Karl / von Karl Deutsch
Ort: Ohne Ort
Umfang: 148 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: 1.714
Intern-ID: 67937
Des Mädchens reiches, und volles Organ war wie Musik anzuhören und gab jedem Worte Leben und Be deutung, und nicht nur der junge Mann, auch die Grä fin lauschte diesem tiefen, biegsamen Tonfall mit beson derem Vergnügen. Nach dem Vorlesen sprach man über verschiedene Dinge, und so kam die Gräfin durch eine Jdeenverbin- dung auf die früheren Verhältmsse Elisabeths zurück. Sie erkundigte sich nach ihren Eltern, wer und was sie feien und tat einige Fragen über ihr früheres Leben. Es war das -erste

Mal, daß die stolze Frau über diesen Gegenstand sprach. „Mein Vater war Professor," sagte ElHabeH. „Ich habe ihn leider früh verloren, ihn wie die Mutter,' ich war noch keine zehn Jahre alt.". „So früh Verwaist und so jung auf sich- selbst ge stellt," 'meinte die Gräfin mit wirklicher Teilnahme. — „Hatten Sie keine Verwandten, die sich Ihrer annah- men?" ! ■ „Einen alten Onkel, einen Pfarrer in Thüringen, der mich erzogen, und dem ich alles Verdanke." „Es tut mir leid, daß ich solche Erinnerungen

wach- Wrufen, Mer ich denke, Sie waren damals noch- zu jung,- um ihren Verlust zu ermessen.". „So jung ich war, ich weiß mich der Stunden noch wohl zu erinnern, ich glaubte es nicht über leben zu kön nen," versehte das Mädchen mit leiser Stimme. Das tiefe Beben darin Zeigte, wie sehr sie ergriffen war. Geza fühlte fast einen Zorn gegen die Gräfin, daß sie diesen Gegenstand angeregt. Warum ihr Schmerz verursachen? Dabei fühlte er eine Art schmerzlichen Bedauerns, daß er sie nicht früher gekannt

, nicht da- , mals, als sich der gröMe Schmerz ihres Lebens genaht, nicht gekannt all die Jahre hindurch, wo fie allein und verMaist gewesen. „Mein liebes Kind," sagte die Gräfin nach einer Pause, „wer hätte' auf Erden nicht einen Verlust zu bedauern ? Was glauben wir nicht -alles nicht über- . leben zu können, und was ertragenwir nicht alles! — Wir find Riesen und Zwerge, hinfällig und unverNicht-

6
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[ca. 1905]
¬Ein¬ edles Frauenleben : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/67937/67937_94_object_5694901.png
Seite 94 von 153
Autor: Deutsch, Karl / von Karl Deutsch
Ort: Ohne Ort
Umfang: 148 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: 1.714
Intern-ID: 67937
> • "91 Gräfin Helene wußte, wer ,das Unglück angerichtet, aber nicht, wodurch es entstanden. Misko, der den Wortwechsel im Wagen gehört und, obwoU er den In halt nicht verstanden, sich doch! die Sache nach seiner Weise zurechtgelegt, schwieg wie das Grab darüber. Er sagte nur, der Graf hätte kutschiert und der Wagen wäre gestürzt. Die Gräfin konnte ihren Sohn gar nicht darüber zur Rede stellen, er war die ersten Tage selber in einem Zustand, der Menfalls den Ausbruch einer Krankheit befürchten

verlassen? Wer sollte ihm Mer ihr Befinden berichten? Und er mußte täglich Bericht haben, wenn er sollte leben können.. * In seiner FassungSlosWeit vertraute er sich dem Arzte an und dies« versprach,' ihm täglich Nachricht zu kommen zu lassen. So reiste er ab, in -einer Gemüts stimmung, die man durch Worte nicht zu beschreiben vermag. Die Gräfin wollte die SchuÜ» des Sohnes gut ma chen, sie behandelte Elisabeth während der ganzen Krankheit mit einer fast mütterlichen Sorgfalt

, so daß bei dieser das Gefühl des Fremdseins, welches mehr als Me physischen Schmerzen die Seele bedrückt, gar nicht zum Bewußtsein kam. Elisabeth wieder dachte keinen Augenblick daran, daß es Pflicht.der Gräfin war, daß die Mutter nicht zu viel tun konnte, um 'den ungeheuren Frevel des Sohnes wieder ptl zu machen. Es war überhaupt von jener Schreckensnacht nichts m ihrer Erinnerung zurückge blieben, nichts als feine Verzweiflung, sein Schmerz.

7
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[ca. 1905]
¬Ein¬ edles Frauenleben : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/67937/67937_28_object_5694835.png
Seite 28 von 153
Autor: Deutsch, Karl / von Karl Deutsch
Ort: Ohne Ort
Umfang: 148 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: 1.714
Intern-ID: 67937
„Mas mit einerNation verwebt ist, dasdrängt sich -einem in Ben ersten Stunden auf," Hab Elisabeth Hur Antwort.' „Sie besitzen eine große Offenheit-, indem Siebtes gestehen; man pflegt nicht gerne ein fremdes Land zu toben." „Exzellenz haben ja auch meinem Baterlande Ge rechtigkeit widerfahren lasten." „Und da meinen Sie, mir nun vergMen W müs sen —" Ein schwaches Lächeln glitt über die stren gen Züge der Frau. „Ich bin davon überzeugt, Frau Gräfin, darum habe ich es geäußert," sagte Elisabeth

einfach. „Diese Gefälligkeit im Urteile wäre eine Heuchelei, wie jede andere. Exzellenz sagten, daß man nicht gerne ein fremdes Land lobe/ich möchte gerne-diese Behaupàng mildern; man hört nur nicht gerne sein eigenes von Fremden getadelt." „Das wird wohl bei allem der Fall sein, was wir besitzen," sprach die Gräfin nach einer Pause mit tiefem Ernste, „und dies um so mehr, je eigener uns dies Eigen ist." »Ich glaube kaum, daß es vernünftige Mütter - gibt, ■■ Me die Fehler - ihrer Kinder nicht kennen

. ' ■ : Rur von anderen wollen sie nicht darauf aufmerksam-ge macht werden und vor anderen'«ollen sie es-sorgsam verhüllen, und dies um so mehr, je mehr'- sie davon überzeugt sind... War dies beziehungsweise gesprochen? Kannte die stolze Frau die Fehler ihres Sohnes? Die Meldung, daß 'angespannt sei/machte dem Gespräche-ein Ende -und'Elisabeth machte sich bereit, Mt den Kin dern auszufahren. - ■ ■ 5 ; ' Es war ein Tag, wo das Schloß viele Gäste sah. Der Geburtstag des Grafen war gekommen und die Gräfin

12
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[ca. 1905]
¬Ein¬ edles Frauenleben : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/67937/67937_29_object_5694836.png
Seite 29 von 153
Autor: Deutsch, Karl / von Karl Deutsch
Ort: Ohne Ort
Umfang: 148 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: 1.714
Intern-ID: 67937
p -bezeugen, wenn sich einmal dm Gelegenheit Lot, und so hatten sich die Adels fa milieu nus der gnMen UmFe- gend, die Offiziere der nnheli-egenden Garnisonen und die Höheren Beamte aus dem Städtchen T. eìnge- funden. Es gab viel zu tun und EWabeth stand der Gräfin tüchtig zur Seite, wie und wo'sie konnte. Sie half die Räumte schmücken, ordnete das Büffet und die Tafel uà Half sogar in der Küche aus, da die Köchin- über Unpätzlichkeit klagte und es ihr schwer àrde, alles al lein zu besorgen

, und die Gräfin, die so sehr in An spruch genommen war, konnte doch nicht umhin, iin Stillen den Eharakter ihrer Gesellschafterin zu bewun dern. Es war ein solch Merkwürdiger Gegensatz in ihr. Diese Bereitwilligkeit, helfend einzugreifen, jeden Dienst M leisten, wenn nur irgeà jemanden Ne ge ringste Erleichterung dadurch wurde, und in Vielen Dingen wieder so stolz, so unnahbar! Geza ging mit Graf Palsy und noch einigen an deren Herren nach dem Billardzimmer. Die anderen waren schon hereingetreten

gewesen. Die Gräfin hatte ja bei der.Ankunft der Erzieherin erwähnt, Geza ihm aber aus einem Grunde, über den tt sich vielleicht fei* Ger Keine Rechenschaft hätte geben können, verschwiegen, wer diese Erzieherin war. „Wie. Ijt mir denn ?" rief Endre.. . „Hab' ich ted# gefe$en'?'. Ist das nicht die blonde Schönheit, die du im Wartchäuschen vor PreWurg so tief beleidigt ? — ^ Und die -est " „Me GeseVchasterîn meiner Mutter," fiel ihm

14
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[ca. 1905]
¬Ein¬ edles Frauenleben : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/67937/67937_23_object_5694830.png
Seite 23 von 153
Autor: Deutsch, Karl / von Karl Deutsch
Ort: Ohne Ort
Umfang: 148 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: 1.714
Intern-ID: 67937
. Wenn Elisabeth in der ersten Zeit an eines der Fenster trat und hinaussah, erfaßte sie fast ein San der vor dev Erhabenheit der Natur, die ihr von überall entgegenblickte, und sie dachte, Menschen, in einer solch gewaltigen Umgebung lebend, von solch erhabenen Eindrücken umgeben, dürften nichts Kleines und Nie driges sinnen; groß'wie die Natur, mußte auch der Menschengeist angelegt sein, und doch hatte sie gleich bei ihrem Miniritte solch kleinliche Eindrücke empfan gen. Zwar war die Gräfin auf ihr erstes

Ansinnen nicht mehr zurückgekommen und Elisabeth hatte sich bald in ihre neue Stelle hineingefunden. Die gewal- tige Natur draußen und die einfache schlichte, liebens- würdlge KinderVelt erleichterten ihr die Sache; Wirkte jene. neu und mächtig auf ihren reinen und gebildeten Geist,- so führte diese ihrem warmen Gemüte reichliche Nahrung zu. Auch die Gräfin war ihr trotz alles Herben und Abgeschloffenen nicht unsymMthisch. Sie war eine ge- bildete Frau, tüchtig inihrem ganzen Wesen

, und wo ihr Adelsstolz nicht in - Betracht stand, von kluger und gerader' Gesinnung. Im Schlosse herrschte ein strengen geregelter Geist. Die Gräfin verkehrte mit fast niemarchem; es war ein Ereignis zu .nennen, wenn ^ sie in den benachbarten Schlössern zu Besuch etschien, und doch' war sie nicht ge- Mieden, im»Gegenterl, man brachte ihr jene ehrfurchts volle Scheu entgegen» wie sie/nur demjenMN gezollt wird, dm — ein großes Schicksal geweiht -hat....

18
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[ca. 1905]
¬Ein¬ edles Frauenleben : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/67937/67937_17_object_5694824.png
Seite 17 von 153
Autor: Deutsch, Karl / von Karl Deutsch
Ort: Ohne Ort
Umfang: 148 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: 1.714
Intern-ID: 67937
, Tische eine Dame, neben ihr der Rittmeister. Die Dame, Gräfin Helene Esillagi, war eine hohe, imponierende Erscheinung. Das Haar war .schneerositz,' obwohl das Gesicht ~ einen viel jüngeren Ausdruck trug. Die Züge desselben waren stolz, kalt, Bst strenge, ihr ganzes Wesen etwas Abgeschlossenes, Einförmiges, und das Strenge und Herbe ihrer Er scheinung wurde noch durch die tiefe Trauer, Ir die fit gekleidet, erhöht. Nichts Lichtes und Freundliches an ihr — — als die schneeweißen Locken, die unter bet

schwarzen Haube hervorquollen. Beim Eintritt des Mädchens erhob sich Graf GeM und 'trat mit kaum merklichem Gruße an eines 'der Fenster. Elisabeth durchschritt den Raum und stand mit einer stummen Verbeugung vor der Gräfin. • Gin Ausdruck tiefster, lebhafter Ueberrafchung tratd m das Gesicht der Schlosthevmn. Beim -Hellen Ta geslichte zeigte sich erst die seltene Schönheit des Mäd chens, der ganze reme, keusche Mel, der in ihrer Er scheinung lag. Sie hatte offenbar eine viel ältere Dame erwartet utè

war fast bestürzt beim Anblicke des Mädchens. „Me find Elisabeth Werner ?" fragte die Dame nach einer Pause, in der ffe unablässig ihr GWenWer betrachtete. Stumm bejahte es diese. „Bitte, nehmen Sie Platz!" Me Gräfin wies auf einen Stuhl in-einiger Entfernung.

19
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[ca. 1905]
¬Ein¬ edles Frauenleben : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/67937/67937_117_object_5694924.png
Seite 117 von 153
Autor: Deutsch, Karl / von Karl Deutsch
Ort: Ohne Ort
Umfang: 148 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: 1.714
Intern-ID: 67937
abweisenden Ausdrucke, aber das Antlitz ihr gegenüber gab ihr augenblicklich das völlige SichbLwußtwerdsn Wieder. „Elisabeth," sagte die Gräfin, und à fast erschüt ternder Ausdruck von Gram und Verzweiflung lag jetzt aE ihrem Gesichte, „ich will tun, was ich nur einmal -in meinem Leben getan einmal — — als ich den gemeinen Berbrechertod von meinem Gatten Nbwenden Wollte, ich WM bitten, bitten aus der Tiefe meines ge quälten M-utterherzens, lasten Sie mir meinen Sohn! Ich habe, nichts auf Erden

als ihn?" . „O, Elisabeth," fuhr die Gräfin fort, Ms Äas Mäd- ^chen^ WwiM, „W -habe Sre hochgehalten. -Was einem. Wnzen LW»en nicht gelaW, gelaug Jhnen in wenigen -kuMN ''Monat-en: Sie lehrten mich das Burgertum achten. Machen Sie nicht, bah diefe Empfindungen so schrecklich ins Gegenteil umfchlagen." ■■ „Wozu Fufen Sie den burgerlichen Stolz in mir wach, 'den Sie erst vorhin so verletzt haben ?" unterbrach -sie Elisabeth mil grotzem, ruhigen Blick. ■ - „file noch War bet EiMelne der Neprasentalnt ernes nach Millionen

MMerOen-Standes und — in folchen Lagen des Lebeus Ein.l'Mes Beben ging durch ihve Stimme. „Frau Gräfin, ich bin nur à bürgerliches Mäd chen — aber zu stolz, umJhre Einwilligung zu erbet teln, WM — auch zu feiM, um auf eine solche Weise u» Wn furchtbaren Preis,- den Sie andeuteten, tiettt GM zu^ eàufen. ■ - -

20