Nur ein Russenoffizier war vollkommen nüchtern ge blieben und hatte daher auch den plötzlichen Abgang der schönen Xenia wahrgenommen. Ein hämisches Lächeln um spielte die etwas wulstigen, bartlosen Lippen des ansonsten männlich-schönen Generalstabshauptmannes Dimttrj Wassil- ! jewitsch P., der, einen Blick unsäglichster Verachtung auf j seine fast durchwegs volltrunkenen Kameraden werfend, ! sich anschickte, der „Gräfin" zu folgen. Leise schlich er sich i dann über die Treppen ins zweite
niedergelassen hatte und schrie, anscheinend ganz aus der Fassung geraten, die „Gräfin" an: „Ich will kein Geld, sondern dich! Du weißt ganz genau, daß ich nur dir zuliebe zum Spion und zum Ver räter an meinem Vaterlande geworden bin!" „Das ist nicht wahr," zischelte Xenia ihm zu, „du hast gespielt und verloren. Da hast du das Geld und schau, daß du weiter kommst, sonst. . ." Der russische Generalstäbler warf das Bündel Bank noten, den Judaslohn, den ihm die „Gräfin" überreicht, dieser vor die Füße. Dann zog
er blitzschnell eine Browning pistole aus der rückwärtigen Hosentasche und befahl dem j schönen Weibe vor ihm: „Hände hoch!" Zitternd gehorchte die „Gräfin" und der Russe fuhr ! fort: „So, jetzt werde ich Sie verhaften lassen, Frau Xenia j von K., und morgen stehen Sie an der Mauer!" Totenbleich stand die entlarvte Spionin, die sich nun j schon verloren wähnte, vor dem jungen Offizier, der sich ! seinerseits alle Gewalt antun mußte, um hart zu bleiben, „Aber ich liebe dich ja doch, Dimitri," sagte die „Grä
?" „Sie sind echt," erwiderte der Moskowiter, „behalte sie und auch das Geld, ich will nur dich!" Sinnend stand die „Gräfin" da. Sie schien mit einem Entschlüsse zu ringen. Schließlich sagte sie, dem Geliebten die Pläne darbietend: „Da hast du, ich gehöre dir, auch ohne das; warum willst du denn dein Vaterland verraten, Liebster? „Weil ich will, daß dieser Krieg, den Rußland, das weiß jeder vernünftige Russe heute schon, verlieren wird, ehestens zu Ende gehen möge," erwiderte er, „mir ekelt davor
und vor allem das unwürdige Verhalten meiner Kameraden ist mir aus tiefster Seele zuwider!" * Als sie der Geliebte beim Morgengrauen verließ» warf die schöne Xenia, versonnen und glücklich lächelnd»' die Pläne, die eine detaillierte graphische Darstellung der gesamten ostgalizischen Russenfront mit allen nur wünschens werten Daten enthielten, ins prasselnde Kaminfeuer. Kaleiskopartig zog dann ihre Vergangenheit an ihrem geistigen Auge vorüber. „Dimitri," flüsterte die „Gräfin" leise vor sich hin. Ja, sie liebte