Nr. ^ ll. Stock. — RedakttonSschlnHl Mittwoch abend». — Fernsprech,, «um»« T40. mm* 9Lr. 19 20. Mai 1920. 16. Jahrgang. Zweierlei Geist. Gedanken zum Pfingstfeste. Es gab Menschen und gibt jetzt noch solche, und darunter sogenannte Gebildete, sogar Philosophen, die das Geistige überhaupt leugnen und nur das Materielle gelten lassen. Man nennt sie Materia listen. Aber auch in ihnen offenbart sich ein Geist, freilich kein heiliger, am wenigsten der heilige Geist, den der Heiland vor seiner Himmelfahrt
den Aposteln und der Kirche versprochen hat, sondern ein sehr nnheiliger Geist, wie dies in seiner Aus wirkung, in seinen Früchten offenbar wird. Es ist dies der W e l t g e i st, der mit jenem Geist in naher Verwandtschaft steht, der einst dem Ewigen voll Hochmut zugerufen: „Non serviam! d. h. Ich diene dir nicht!" Die Offenbarung des Weltgeistes hat der Evangelist Johannes in den Worten ,Äugenlust, Fleischeslust, Hoffart des Lebens" zum Ausdruck gebracht. Habsucht, Genußsucht, Ehrsucht sind die unheilige
Selbstsucht im Gefolge, haben den Weltkreis und die Weltrevolution heraufbeschworen mit all dem furchtbaren Elend, der sittlichen Verlotterung, das Wuchertum, die unehrliche Gewinnsucht, das Chaos, den Bolschewismus mit all seinen Greueln. All das sind Auswirkungen des Weltgeistes, worin jeder, der mit den Augen des Glaubens ins Leben und Treiben der Weltgeistmenschen schaut, zugleich den Geist der Finsternis, den Geist der Lüge von Anbeginn erblickt. Ganz und gar dem Weltgeist entgegengesetzt, wie Licht
der Finsternis, wie Wahrheit dem Irrtum, wie Feuer dem Wasser, wie Wärme eisiger Kälte ist der heilige Geist, nicht bloß an sich, sondern auch in seinen Wirkungen, der Geist der Wahrheit und der Liebe, der Geist der Stärke und des Trostes, der Geist des Rates und der Wissenschaft. Wie ein Frühlingswehen die Natur, so überkam eS die Menschenseelen, Tausende, Millionen, nach dem er- I sten Pfingstfeste, herauf durch alle Jahrhunderte, j Der Geist der Wahrheit war gekom men. Was ist Wahrheit? Diese große Lebens
und Menschheitsfrage, die einst Pilatus mehr an sich selbst als an Christus richtete, hat die größten Geister des Altertums beschäftigt. Aber all ihr Scharfsinn reichte nicht hin, sie in befriedigender Weise zu lösen und andere zu überzeugen. Der Geist der Wahrheit hat sich der Kirche Christi mitge- teilt und hat sie zur unfehlbaren Lehrerin der Völ ker für alle Zeiten gemacht, zur Säule und Grund feste der Wahrheit, so daß heute ein Schulkind mit dem Katechismus, aus der Hand der Kirche em pfangen