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Tiroler Wastl
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Seite 9 von 16
Datum: 08.10.1924
Umfang: 16
richte n's a paar leicfjitere Fälle her, und Florian wußte, was er zu 'tun hatte. Am nächsten Vormittag standen dann ein paar Nervenkranke vor den Prüfungskandidaten, die herausbringen mußten was ihnen fehlte. Das war nun für die jungen Studenten, die noch wenig Praxis besaßen natürlich nicht leicht. Aber Schedlherr war ein guter Mensch; wenn ein Kandidat gar arg lang brauMe sagte er: „so, ich lasse Ihnen jetzt 5 Minuten: Zeit und geh' einstweilen in mein Kabinett; wenn sie nach 5 Mi nuten

nicht wissen, was dem Patienten fehlt, sind sie durchgesallen." Wenn dann der Herr Professor wieder erschien, konnte Kandidat immer eine befriedigende Antwort geben; daraus wandte sich aber Schedlherr in auffallender Weise etwa nicht dem Kandidaten, sondern seinem Florian zu und sagte unter Augenblinzeln: „Die Prüfung ist bestanden!" 1 Auch sonst war Florian unentbehrlich. Niemand, auch die Assistenzärzte, die oft wechselten, kannten sich so bei den komplizierten elektrischen Apparaten aus, die heute

in der modernen Psychiatrie angewendet werden, wie Florian, und niemand konnte leichter mit einem rabiaten Patienten fertig werden, als Florian mit seiner Bärenkraft, und dazu hatte ihn der Herr Professor noch im japanischen Jiu-Jitsu ausbilden lassen. , Kurz und gut, Florian war die rechte Hand des Universitätsprofessors, und bildete sich nicht wenig ein darauf. Abends schmiß er am Stammtisch! nur so mit lateinischen Brocken herum und bei der Feuerwehr, wo er natürlich bei der Sanität war, hielt man große

Stücke auf ihn. Er sagte nie anders als: „I und der Professor hab'n heint . . " Ta kam das große Feuerwehrfest heran, bei dem natürlich Florian dabei sein mußte. Als er zu seinem Professor fragen ging, ob er den Sonntag frei haben könne (denn Sonntag vormittags war Dienst), sagte ihm der: „Mein lieber Florian, es ist! mir wirklich sehr unan genehm, aber ich Hab' für morgen vormittag einen kranken Grafen zur Untersuchung herbestellt und da tat ich Sie wirklich notwendig brauchen. „Jst's denn nit

möglich daß Sie doch kommen." „Teisl, Teisl", sagte Florian und kratzte sich hinter den Ohren, „es ist halt das 25- jährige Jubiläum, und wenn i nit dabei bin, do wiss'n's ja selber, Herr Professor." „Also dann bleib'n's halt aus. Gute Unterhaltung, aber sind's solid, daß wir am Mon tag wieder arbeiten können." Als dann am Montag unser Florian mit einem Mordskater in die Klinik kam, war der Teufel los. Der Professor schimpfte und wütete. Niemand hatte nämlich ohne Florian die elektrischen Apparate

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 06.01.1916
Umfang: 8
1 • ;■ DM . — 202 — wolle niemand um sich dulden im Hause. Die alte Josesa sei tot. Sterz inger habe im letzten Frühjahr die Nachricht davon in das Tal gebracht. „Der wildert wohl nach wie vor?" fragte Florian. „Mit Schlingenlegen mag er's wohl noch treiben," versetzte Ignaz; „aber zu einem neuen Stutzen, nachdem sie ihm den alten in Jenbach einbehalten hatten, hat er's nicht mehr gebracht. Wie er aus dem Gefängnis losgekonuncu war, hat ihn der Griesinger nicht mehr bei sich ausgenommen

und kein anderer hat's auch nicht tun wollen. Denn schau, wenn ihn auch das Gericht losgelassen hat, es glaubt doch jeder, daß er den Beck erschossen hat. Da ist er denn verkommen, treibt sich bettelnd in den Dörfern und in den Hütten im Gebirge umher, und wo er zu Schnaps kommen kann, da besaust er sich." Florian trat für Sterzingers Unschuld ein, indem er ansührte, daß die tätliche Kugel zu groß für dessen Stutzen gewesen sei. „Da soll's mich doch wundern," kopfschüttelte Ignaz, „ob, es an den Tag kommt, wer's

Veronikas auftrat. Selbst seine Er bitterung gegen Florian konnte von diesem Mittel keine Genug tuung erwarten, war doch Veronika nicht dessen rechte Mutter und er in dieser nicht zu beschimpfen. Es war eine heikle Sache, bei deren nachträglicher Anregung viel Unliebsames zur Sprache kommen konnte. Daß unter seinem Schwiegen ein Unschuldiger litt, kümmerte ihn nicht; litt derselbe doch eigentlich für die Kirche und gewann sich dadurch, tvenn auch unwissentlich, eine Krone im Himmel. — Florian besuchte

als je waren ihm ihre hübsche Erscheinung, ihr heiteres, so keckes und doch wieder so hingebendes und immer anmutiges Wesen gegen wärtig. Er fand den alten Mayr zusammengesunken, vertrocknet, mit schneeweißem Haar auf einem hölzernen Armstuhl in der Stube sitzend. Die Vögel sangen; aber ihr Chor war schlvach. Die Zahl der Käfige an den Fenstern und Wänden war nicht vermindert; allein es fehlten vielen die Insassen. Der Alte richtete nur einen gräm lichen, ja feindseligen Blick auf Florian, seinen Gruß erwiderte

er nicht, noch nahm er die dargebotene Hand. „Ihr erkennt mich wohl nicht?" fragte Florian und nannte seinen Namen. Mayr blieb stumm. Florian betrachtete ihn mitleidig. Nach einer Weile sagte er ihm, daß er von Evas Verschwinden gehört; ob er denn in der ganzen Zeit keine Nachrichten von ihr erhalten hätte? Die eisgrauen Brauen des Alten zuckten; aber er schwieg hart näckig. Florian seufzte. „Sprecht Euch doch aus," bat er. „Ihr wißt ja, daß die Eva und ich von jeher gute Kameraden

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Lienzer Nachrichten
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Seite 7 von 16
Datum: 18.05.1934
Umfang: 16
ein, „man brauchet wohl das und dies und muß es oft bitter missen, wo nichts ist, hat gar der Kaiser das Recht verloren." Äes Fremden Augen haben nun Ruhe ge funden, dort im Winkel, aber eine seltsame Gier steigt in ihnen auf, wie ein Glütlein so heiß. „Woher habt ihr den Florian, Bauer?" Der Bauer ist ganz verbohrt in sein Machl- werk. „Woher? daß Gott Herbarm, das ist hart zu sagen, mein Vater Vaters-Vater hat schon drum gewußt." „Altes Stückl." „Ja, älter, wie wir all' zusammen da." „Hm, ein recht nettes

jugendliche Gestalt hat den rechten Fuß ein wenig zurückgestellt, die linke Schulter etwas erhoben, die vornehm ver haltene Gebärde des gotischen Stils ein Prachtstücklein für den Liebhaber. „Ich geb' einen schönen Grööner Florian dazu," sagt der Fremde, will des Bauern eisiges Schweigen brechen. „Go redet doch was!" „Was gebt Ihr noch dazu?" spöttelt der. „Ja, Herrschaft noch einmal, geb' ich euch halt 1000 Schilling!" Das ist die Skulptur noch immer unter Brüdern wert, rechnet er bei sich selber

und er ist ja nicht gekommen, die Leute zu drücken. „Ist mir nit seil." Gin schwerer Schnaufer geht durch die Stube. „Ja, Sepp, nit einmal die Feuerassekuranz öerzahlen wir, und sein schon zweimal gefor dert!" mahnt das Weib verzagt. -„Bei unferm St. Florian hat's keine Not!" „Bauer, seid doch gescheit, ein Grödner schützt euch gleich gut wie der?" „Meint ihr? — Bauern aber sein dumm geschloten worden, solange die Welt steht." „Ich geb noch 500 Schilling drauf!" „Ich mag nit, — und ich kann a nit!" Gequält kommt

dies Wehren von seinen Lip pen. Die Bäuerin nimmt ihr Jüngstes auf den Arm und geht still und traurig aus der Stu be, draußen rennen noch Kinder über die La be, sie heißt sie stille sein, bald verlaufen sie sich draußen auf dem Anger. Der älteste Bub wie erzürnt, nimmt aus seiner Geldtasche et was heraus. Des Bauern Aggen drohen ihn an, ja hat denn der noch nit genug an seiner Peinigerei? „Liebe Leute, seid mir nicht bös, ich habe schon viel reden gehört von eurem Florian, aber ich kanns nun verstehen

Ihre Wäsche strahlend weiß! Durch ihre Allverwendbarkeit ist sie so sparsam! dafür ist sie auch nicht, aus aller Gorge wären sie, aber das tut ihr Bauer nit, der hängt sein Herz daran. Sie könnten sich wohl einen billigen schnitzen lassen, wegen dem bleibt der Gl. Florian immer der gleiche. „Möchtet ihr ihn mir nicht einmal näher zeigen, herunterheben, ich möcht euch bitten, Bauer." Angern tut er's, langsam, umständlich, schweigsam, daß er innerlich in Aengsten und Aerger bangt, sieht

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 11.12.1915
Umfang: 8
Druck, den die siegreich nachrückenden Bulgaren auf die Stellung des Expeditionskorps am Cerna-Var- — 138 — „Da, wie Sie behaupten., die Briefe gefälscht wurden," bemerkte Herr Huber nachdenklich, „so hatten Sie keine Lust, ein Geistlicher zu werden und sind deshalb aus der'Jesuitenschule entflohen?" „Nein, auch gar keine Lust hatt' ich dazu!" rief Florian lebhaft und berichtete, daß er auf der Fahrt über den Brenner entflohen sei, nachdem sein Fluchtversuch durch den Weinkeller des Konvikts ver

eitelt worden war. „Genug für heute!" bem.'.üie der Richter, der ihm mit gespann ter Aufmerksamkeit zugehört hatte, und ließ Florian abführen. Er selbst ging noch eine Weile in dem Verhörziminer auf und ab. War es denn nicht Pater Gury gewesen, der auf Florian den Verdacht des Mordes gelenkt hatte? Und nun diese Mitteilungen des Beschuldig ten, die er doch mit solcher Geläufigkeit nicht im Moment hatte er finden können! Auch lag dazu keine Veranlassung für Florian vor und was die Briefe betraf

, so konnte sich Herr Huber im weiteren Verlauf jeden Augenblick durch eine Vergleichung der Handschrift überzeugen, ob sie gefälscht seien oder nicht. Der Verdacht regle sich mächtig in ihm, daß Pater Gury ihn zu einein Akt der Rache an Florian habe mißbrauchen wollen. Diese dem Angeklagten günstige Stimmung wurde leider wieder am nächsten Morgen durch einen Umstand vernichtet, infolge dessen der Untersuchungsrichter sofort Florian wieder zum Verhör holen ließ. Florian, welcher die erste Nacht

in dem Gefängnis traumlos verschlafen und sein Frühstück mit einem begreiflichen Heißhunger verzehrt hatte, war voll der besten Hoffnungen uiid zeigte dem Richter ein fast heiteres Gesicht. Umso strenger waren dessen Mienen und mit einer harten Kürze forderte er Florian auf, umständlich zu berichten, was er an dem Nachmittage des Mordes getrieben, wo er sich zu den verschiedenen Stunden befunden und weshalb er.glaube, sich auf das Zeugnis der Dörcher berufen zu können. Florian kam der Aufforde rung getreulich

nach; der Auftritt in Buchau trieb hm freilich das Blut in die Wangen und er stotterte und stockte. „Sie hatten also das Wirthaus in einem großen Zorn auf den Schreiber verlassen?" fragte der Richter. Florian versetzte: „Ich weiß nicht, ich Hab' damals gar nicht an ihn gedacht, ich war so unglücklich^ daß ich mir* aus der ganzen Welt nichts machte. DarmnKieß ich auch, als Ich ü' r den See fuhr, den — 13S — Fried! soviel rufen, als er wollte. Das glaub' ich aber schon, daß es l dem Schreiber nicht gut

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 01.10.1915
Umfang: 8
du." „Wär's gefehlt?" fragte sie. In seinen Augen stand ein heiteres Nein, und er las in den ihrigen, daß es ihr nicht mißfiel. Ignaz kam mit dein fertigen Schemel herein, und Anna sagte mit einem flüchtigen Erröten: „Vater, das ist der '—, der —" Sie blickte fragend aus den Gast. „Florian!" platzte dieser heraus, erschrak und stotterte: „Flo rian Jäger." „Der Florian Jäger aus Oberau," wiederholte Anna und ging fort, um den Wein zu holen. „Ja, was kümmert mich denn das?" fragte der Vater

. „Ich bin kein Gendarm." „O, es ist nur von wegen," stotterte Florian, „daß ich mich auch bei Euch recht sehr bedankt haben wollt' für damals — Ihr wißt schon — damals, am Brunnen — das Frühstück." „Ja so, du bist der Florian Jäger vom Brunnen," gurgelte Ignaz und betrachtete den Gast niit zwinkernden Augenen. „Schon gut, geht mich aber nichts an. Wirst dich ja bei dem Ännerl bedankt haben." „Freilich!" versicherte Florian lebhaft. „Also Jäger ist dein Name?" fragte der Alte. „Kann mich auf deine Leute in Oberau

nicht recht besinnen. Wer kann auch alle Menschen kennen! Ja, ja, die Welt ist groß." Er setzte sich Florian gegenüber, sah ihm nachdenklich in die Augen und fragte dann: „Kannst mir sagen, wie groß sie ist?" „Wer, das Annerl?" fragte Florian. „Schau den Buben!" gurgelte Ignaz. „Nicht doch; ich mein' die Welt, die Erd', die wir alle mit Füßen treten." Florian hatte eine ungefähre Ahnung, als ob er es einmal in der Jesuitenschule gehört hätte. Er konnte sich jedoch nicht mehr darauf besinnen und schüttelte

verneinend den Kopf. „So groß," erklärte Ignaz und schmunzelte, „daß sie einen gan zen Tag braucht, um sich einmal umzukehren." .Florian lachte. — 143 — Anna brächte den Wein. „Wohl bekomm's!" sagte sie, indem sie die Flasche auf den Tisch stellte. Der Vater aber legte seine fette Hand auf die Flasche und fragte mit ernster Miene: „Halt, Annerl, weißt denn, ob der Bursch' diesmal zahlen kann? Geborgt wird hier nicht." „Das ist deine Sach'," versetzte Anna, auf den Scherz ein gehend; „du bist der Wirt

." Florian griff mit feuerrotem Gesicht in seine Tasche, und eine Handvoll Silberzwanziger hervorziehend, fragte er: „Was kostet der Wein?" Der Alte lachte, daß die Wände dröhnten. Florian merkte den Spaß und stimmte mit ein. Auch Anna lachte. Sie ging ab und zu, das Vesperbrot auftragend; dann ries sie die Mutter. „Also dies ist der Jäger vom Brunnen," scherzte Ignaz, als seine Frau und hinter ihr die Magd in die Stube kamen, „ein Vagabund, der den Sack voll Zwanziger hat." Frau Staudach betrachtete

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 26.06.1934
Umfang: 8
geleistet werden. Der als Leiche ge borgene Klicpera wurde vor allem nach Thaur gebracht und dort vorläufig in der Leichenkapelle aufgebahrt. Die Beerdi gung des tödlich Abgestürzten wird wahrscheinlich weder in Thaur noch in Innsbruck, sondern in der Heimat des Toten stattfinden. Der arme Sünder Florian Em Roman des Lebens. Don WalterKloepffer Copyright by Wilhelm Goldmann, Verlag Leipzig, durch Dr. Präger. Presiedienst, Wien 32 Es ist, als ob das ganze Sanatorium sich zum Nett sein verschworen hätte

. Die Exzellenz erzählt Witze und bringt Illustrierte, Dvktor Schneider rückt mit kleinen Liebesgäben an, der Gärtner Busch schmuggelt ein Schüs- selchen zuckerbestreute Erdbeeren ins Krankenzimmer, und sogar Gottesauge, diese über Wolken thronende Persön lichkeit, murmelt undeutliche Segenswünsche. Dreimal im Tage werden jetzt die feuchten Verbände gewechselt. Hände und Arme sind schon ganz ordentlich. Aber das Gesicht! Wenn ich nur wüßte, was mit meinem Gesicht los ist, sinniert Florian. So oft

er einen Spiegel verlangt, wird ihm das unter allerlei Vorwänden ver weigert. Endlich bricht der Tag an, an dem Florian endgültig seinen Kopfverband loswerden soll. Er harrt voll ban ger Erwartung. Aber statt des Pflegers tritt unverhofft die Suwarin ins Zimmer, mit einem weißen Aerztekittel angetan und den .Knaben Musch an der Hand führend. Es war nicht ganz leicht für sie. bis zu Florian vorzudrin gen. Denn der Fall Musch ist allmählich bis unter die Sa- natorinmgäste gesickert und hat einen Rattenschwanz

von Tratsch und Gewisper gezeitigt. Aber die Suwarin ist stolz wie eine Königin durch die Korridore geschritten. Nun ist sie also im zweiten Stock und streckt Florian die Hand hin. „Ach Sie, Fräulein Suwarin. ach, wie schön —!" „Sie wundern sich ein wenig, nicht wahr? Ich wollte mich schon längst nach Ihnen umsehen, aber die spannen mich ja so schrecklich ein. Doktor Flix hat Ihnen meine Grüße bestellt? Wir haben uns verlobt." „Ich weiß es und freue mich. Ich gratuliere." „Musch, gib «dem guten Onkel

eine schöne Hand. Ge rade heute haben wir in der Charite so viel zu tun, aber ich habe mich dennoch freigemacht. Ahnen Sie: warum? Weil ich bei Ihnen sein möchte, Florian, gerade jetzt, gerade in dieser Stunde, wo Sie stark sein müsien —" „Stark?" „Wir werden den Verband abnehmen", sagt die Suwa rin und wickelt sachlich-behutsam eine Binde ab. „Die Ver brennungen waren sehr tiefgehend und haben gewisse Nar ben hinterlassen. Natürlich bleibt das nicht so rot. Das wis sen Sie ja selbst. Sie müssen

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Unterinntaler Bote
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Seite 3 von 12
Datum: 13.01.1899
Umfang: 12
, als die Königin Anna im Jahre schrie, was er aus dem Halse brachte, und weilen der Bär an sein Geschrei sich nicht kehrte, erreichte er ihn endlich, trat mit kühner Vermessenheit hinzu, schlug mit seinem kno- psigen Hirtenstabe ihm tüchtig um die Augen. Dies machte den Bären verdrüßig; er ließ das im Rachen gefaßte Schäflein fallen und ergriff mit seinen Tatzen Florian um die Mitte des Leibes. Florian wehrte sich so gut er konnte. Während des Ringens geriethen die Beiden immer näher der äußer sten Rampe

des Berges. Der Bär fiel nieder, wälzte sich (seiner Gewohnheit nach) seinen gefaßten Feind in den Klauen haltend über den steilen Bergeshang hinab, um Florian den Garaus zu machen und ihm so seinen verdienten Lohn zu bezahlen. Und sehet Wunder! Die ewige Weisheit Gottes, die Florian zu einem höheren Zrele, als Beförderer göttlicher Ehre uno zum Lobe der göttlichen Mutter Vorbehalten und erkiest hatte, verordnete und es schickte sich wunderbarlich, daß der Bär gleich beim Abwalgen auf ein jähes Ecke kam

und auf einen spitzigen Schrofen auffiel, wodurch er sich den Rücken brach und also seine Tatzen aufgeschlossen und Florian seines harten Arrestes losgelassen wurde, wodurch weiters der Bär, seine vier von sich streckend, durch diesen tödtlichen Fall verrecken mußte. Der junge tapfere David lag Halbtod vor Schrecken und Schmerzen neben dem Bären. Nachdem er sich erholt und vergewissert, daß der vierfüßige Goliath todt sei, reinigte er sich vom Blute, so gut er konnte, und gieng ganz matt zu seinen Eltern nach Hause

. Nachdem Florian noch ganz blaß vor Schrecken und mit seinem eignen und des verreckten Bären Blut besprengt bei seinen Eltern angekommen, verwunderten sie sich ob seiner Gestalt. Er aber sagte rund heraus: Erschreckt nicht! ich 1547 an der Geburt ihres fünfzehnten Kindes gestorben war- Die Gefühle der Zurückgebliebenen wendeten sich im natur gemäßem Zuge auf die zur holdseligen Jungfrau herange reiften Magdalena, die von nun an die Stelle der zärtlich sten Mutter bei den Ihrigen vertrat

, welcher seinen Rest durch die Hilfe Gottes bekommen hatte. Da dankten alle der gütigen Barmherzigkeit Gottes, welche Florian um Hilfe angerufen und die ihm so wunder bar der augenscheinlichsten Todesgefahr entrissen. Florian richtet zween Stier zugrund. § 12 . Der junge Florian brauchte nach der Tradition fast ein ganzes Jahr, um sich von den Folgen dieses gefährlichen Falles und der Umarmung des Bären zu erholen, woraus zu schließen, daß der Knabe doch etwas stärker gewachsen, und wie mir Titl. Herr Pfarrer

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Unterinntaler Bote
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Seite 4 von 12
Datum: 13.01.1899
Umfang: 12
ihm, wie die Ge schichte sagt, ein Fremdling, dem des Knaben verstörter Sinn auffiel. Er erkundigte sich um die Ursache, die Florian auch entdeckte. Der Fremdling tröstete ihn und wies ihn an, bis er eine bessere Unterkunft fände, tmrd) Bitten sich den Lebensunt erhalt zu gewinnen. Florian befolgte den Rath und gelangte so nach längerer Wanderschaft nach Sterzing. Gleich bei dem Eingänge des Stadtthores alldort zu rechter Hand, wenn man von Innsbruck in das Etschland reist, ist ein großes, berühmtes Wirths

- und Gasthaus. Wie man sagt, soll Florian in diesem Hause angefangen haben, das Almosen zu samm i und zwar mit sonderbarem Glücke. Florian wird von einem fremden Herrn mit nach Wien genommen und versorgt. 8 13 . Der allmächtige Gott schickte es, daß eben zu der Zeit als Florian nach Sterzing kam, sich Gelegenheit gab, daß die ersten Strahlen des Glückes über dem Haupte des Kna ben erglänzen konnten. Denn eben in dem besagten Wirts hause, in welchem Florian sich ein Almosen erbitten wollte, Arbeitervereines

durch die Gendarmerie in das Stadtspital überstellt. St. Johann i. T., 10. Jänner. Heute hat sich Leon hard Wurzenrainer, Viehhändler und diplomirter Thierarzt von hier in seiner Wohnung erhängt. Welche Gründe diese Unglücksthat har, ist noch unbekannt. Die Leute reden sehr Verschiedenes. kehrte ein Kaufmann, oder nach einer Urkunde des Schatz- archives, ein kaif. Obrist ein, der nach Wien reisen wollte. Furchtsam und traurig sah Florian, ins Zimrner getreten, diesen fremden Herrn an, wagte es völlig

nicht, ihn anzu reden. Endlich, nachdem er seinen Kleinmuth überwunden, trat er aus ihn zu und bat um Gottes Willen um ein Al mosen zur Aushilfe in seiner Noth. Der Herr bemerkte an dem Jüngling gute Talente, daß er sich bemühte, höflichen Sinnes zu sein; auch der Körperwuchs des Jungen geftel dem Fremden. Um aber besser in der Erkenntnis des Jünglings vorzudringen, stellte er ihm verschiedene Fragen, welche Florian zu des Herrn sattsamer Zufriedenheit beant wortete und entwickelte, woraus

Verhalten auch in Wien zu ver sorgen trachten. Wer war froher als der gute Florian. Die Antwort war mit Jawort gleich fertig; machte sich auch für die Reise nach Wien mit seinem Gutthater gleich fertig unter tausendfältiger Danksagung und Versprechen guter Aufführung, reiner Treue und steter Beobachtung der Furcht Gottes und gehorsamster Folgsamkeit. Und also schaute er noch zurück in die Gegend seiner Heimat und reiste mit seinem Herr nach Wien zu. Glück zu mein Florian! (Fortsetzung folgt.)

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Tiroler Grenzbote
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Seite 4 von 6
Datum: 27.11.1942
Umfang: 6
. Dresden) 42J „Lern!" fuhr er plötzlich auf. „so muß es kommen, genau so, wie du es eben beschrieben hast. Dein Vater soll mir noch einmal sagen müssen, daß er mich verkannt hat. Ich baue das Häusel!" „Ah. geh!" Leni lachte ihn aus. Als sie aber sah. daß Florian nicht spaßte, bekam sie einen Schreck. „Vitt' schön, sei so gut und besprich die Sache erst mit Professor Köster, gell?" Florians entschlossenes Gesicht wurde ihr unheimlich, es war etwas Fanatisches darin. Köster wurde wütend, als er davon

hörte, und nannte Florian einen „spinneten Uhu". „Was willst du mit einem Haus? Du bist noch viel zu jung dazu, dich festzusetzen und in der Einschicht zu hausen wie ein Staatspensionär. Zieh' hinaus in die Welt. Mannderl. das Hab' ich dir schon öfters geraten. Dein Obstgarten läuft dir nicht weg." Köster war ganz und gar dagegen, und weil man mit ihm nicht weiterkam. fuhr Florian zu Kranewitter. Der Oberförster hörte seinen jungen Freund ruhig an. paffte zarte Wölkchen dazu und sagte am Schluß

: „Warum net? Es ist ein schönes Platzerl zum Bauen, und ein eigenes Häusel ilt eine Heimat für alle Zeiten. Da gehst ein und aus wie du magst, keiner hat dir was dreinzureden und du weißt, wofür du schaffst." Kranewitter war ganz und gar dafür und schickte Florian zum Zimmermeister und Bauunternehmer Johann Kirndl. Kirndl war Florian nicht unbekannt. Sie hatten Ichon oftmals in der „Alten Post" zusammengesessen, und sie trafen sich auch heute dort. Florian rückte mit seinem Anliegen heraus

, und der schnauzbärtige Kirndl zeigte sich als er fahrener Mann, der gut zuzuhören und noch besser zu raten verstand. „A Häusl willst bauen ... drob'n auf der Höh' beim Kranewitter? Scho recht. Wia groß soll's denn sei?" Kirndl betrachtete die Skizze, die Florian ihm vorlegte, fragte dies und das. und endlich kam man auch auf die Bau kosten zu sprechen. „Ah so ... dreitausend Mark hast! Freili ... dös langt fürs erste. Nacha nimmst a Hypothek auf. dös hot koane Schwierigkeit'n net. D' Bezirkssparkass' gibt

dir mindestens fuchzig Prozent dazua." Also fünfzig Prozent der Gesamtbaukosten würde Florian günstigsten Falles als erststellige Hypothek bekommen. Wie der Kirndl es darstellte, schien es wirklich keine Schwierig keiten zu haben, sich ein Haus zu bauen. Sechs- bis siebentausend Mark würde es kosten, schätzte der Meister, vielleicht auch ein wengerl weniger oder mehr. Er würde den Plan anfertigen und Florian einen Kosten ooranschlag schicken. „Dann ieh'gn ma's scho", sagte er. strich sich über den rotblonden

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 11.11.1915
Umfang: 8
Däm mer, geht das Bestreben auf Wiedereinführung des Seidenbaues in Deutschland aus. Es ist bekannt, — 60 — er den Durst des Verwundeten steigerte. Florian war angst und weh. „Wasser, Florian," ächzte Alois, als sie wieder einmal Halt machen mußten. „Nur einen Schluck; ich komm' um vor Durst." Wohl klang das Rauschen des Gießbachs, das sie im Aufstieg ge hört halten, durch die Stille der mondhellen Nacht; aber Florian wußte, daß er bei der größten Eile zum Hin- und Rückwege beinahe eine Stunde

!" flüsterte er mit trocknen Lippen, während Florian ihm beim Niedersitzen half. Florian stand ratlos, verzweifelt; jedoch eine Sekunde nur; dann sprang er in großen Sätzen oen Bergpfad hinunter. Wie ein gehetztes Wild sprang und lief er, bis er in Schweiß gebadet, athem- los, den Marienhof erreicht hatte. Er lief in den Stall und begann ohne Zeitverlust den Schimmel zu satteln; das Mondlicht, das durch die offen gelassene Türe hereinfiel, leuchtete ihm notdürftig dazu. Den im Stalle schlafenden Knecht

des bereits absinkenden Mondes ein halsbrechender Ritt; aber dem Kühnen hilft das Glück. Alois lag niit geschlossenen Augen, wie ein Toter; allein das kühle Naß, mit dem Florian sein Schläfen und Lippen netzte, brachte, ihn bald wieder zu sich. Mit Begierde leerte er die Flasche bis auf — 57 — Florian lachte und Alois fuhr fort: „Aber jetzt komm nach Hause! Das war zum letzten Male gewildert. Von morgen ab wollen wir uns auf die Reise richten und der da soll uns den Braten zum Abschiodsessen liefern

." Mit diesen Worten schwang er den Rehbock auf seine Schultern und ihn vorn mit beiden Händen an den Läufen haltend, verließ er mit Florian die Wiese. Sie hatten aber nur eben wieder den Wald erreicht, an dessen schlanken, rötlichen Stämmen die Mondstrahlen zitterten, als eine Stimme hinter ihnen rief: „Halt! Steht!" „Mach fort, Vater," flüsterte Florian und drängte erschrocken zur Eile. „Halb rechts hinunter nach dem Bach!" Beide beschleunigten ihre Schritte so sehr sie konnten. Wieder rief's

hinter ihnen: „Steht! Steht, oder ich schieß'!" „Es ist der Mayr, ich kenn' ihn an der Stimm'," flüsterte Florian. „Lauf'! Vater, lauf'!" und nach einem raschen Blick hinter sich fuhr er fort: „Ich halt' ihn ab. Wirf den Bock weg und lauf'!" Sk waren unterdessen beide aus allen Kräften gelaufen. Bet den kt’-uii Worten sprang Florian hinter den nächsten Baum, wäh rend Alois seine Flucht fortsetzte, sich aber nicht dazu entschließen konnte, seine Jagdbeute im Stiche zu lassen. Florian hatte sich in der Stimme

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 11 von 12
Datum: 05.01.1952
Umfang: 12
Der Vater des kleinen Florian war Werkmeister in einer Metall warenfabrik irgendwo in der Steiermark. Langsam stieg er den Berg zu seinem Wohnhaus empor, wenn er abends müde aus der Arbeit kam. Das eine oder andere Mal blieb er stehen, weil ihm das Steigen schwer fiel, und schaute dann aus, ob sein Bub ihm nicht entgegengelaufen kam. Und rich tig; Florian kam auch meistens den Hang heruntergesprungen, oft gar nicht den Weg entlang, sondern quer über die Wiese. „Hallo, Vater! Fein

, daß du wie der daheim bist! Wirst du heute wieder mit mir spielen?“ Der behäbige Mann war froh, daß er einen Augenblick ver schnaufen konnte. So streckte er die Arme aus, in die sich der Kleine fallen ließ. „Freilich werd ich heute mit dir spielen! Bis dir die Augen zufallen und die Mutter sagen wird: Marsch ins Bett!“ „Und dann werd ich noch nicht ins Bett gehen, erst bis die Mutter es das dritte Mal gesagt hat.“ Der Kleine lachte übermütig. „Wie oft hab ich dir schon ge sagt, Florian, man muß der Mut ter folgen

, gleich beim erstenmal“, bessert der Vater seinen Sohn aus. Dann gingen sie beide Hand in Hand hinauf auf den Hügel, wo die Mutter schon aus dem Fenster des kleinen Hauses spähte, um das Nachtmahl gleich nach der Heim kehr der beiden auftragen zu kön nen. Der neunjährige Florian sagte oft zu seinen Kameraden: „Mein Vater ist der beste Freund.“ Wie beneideten die anderen Bu ben ihn darum. Sie liebten wohl alle ihren Vater, aber oft konnten sie aus Respekt oder Furcht vor der Strenge

doch mit ihrem Vater nie so sprechen und spielen wie mit Gleichaltrigen. Nur wenige hatten das Glück, in ihrem Vater den besten Freund zu sehen. Florian hätte sich nicht vorstel len können, daß es in seinem Leben einmal anders kommen sollte, daß er das Heimkommen des Vaters nicht ersehnen, son dern sich davor fürchten würde. Doch seitdem Rolf in sein Leben getreten war, sollte alles anders kommen. Rolf war ein Schäferhund, der herrenlos die Landstraße entlang lief, gerade als Florian aus der P\E K/NDtfrZfcllUHG

ftolf seist sich durch ERZÄHLUNG VON DORA THALER Schule nach Hause ging. Das Tier war so müde, daß es sich mitten auf die Straße zu Florians Füßen niederlegte und ihn aus seinen dunkelbraunen Augen zu bitten schien: „Nimm mich mit und gib mir Futter.“ Florian liebte alle Tiere. Die Kaninchen daheim im Stall und die Vöglein im Walde. Kein Wunder, daß er sich auch jetzt nieder beugte, dem Hund über sein strup piges Fell streichelte und ihn fragte: „Bist du ganz allein in der Welt? Hast du niemanden

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Tiroler Grenzbote
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Seite 4 von 4
Datum: 31.08.1942
Umfang: 4
einmal aus, wieviel Tausende von Tonnen Futtermittel es ergibt, die der Wirtschaft entzogen werden, wenn jeder die wert vollen Rückstände vernichtet. Ein heiterer Künstlerroman von Else Jung-Lindemann Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrücfe (Bez. Dresden) 2] An schönen Sonntagen saß Florian im Englischen Garten oder er wanderte durchs Isartal. Aber das Sonnen gezitter auf den Wegen und im Laub machte ihn niemals recht froh. Es war kein Alleinsein dort, keine Ursprünglich keit. Florian

, der doch so einsam und alleingelassen war, fand dort nicht jene Einsamkeit, die einen wachen, aufnahme bereiten Menschen bis zum Rand mit Fülle und Glück be schenken konnte. Nun gut, er hätte hinausfahren können. Waren die Weite und der Kranz der Berge, die man an klaren Tagen vom Rathausturm sehen konnte, nicht nahe genug? Ach nein, Florian hatte das schon versucht, er tat es nicht wieder. Diese Ausflüge hatten ihn seine Armut so bitter empfinden lassen, daß er das Elend der abendlichen Heimfahrt

aus einem fonnendurchglühten Tag in die mauer umschlossene, heiße Stadt nicht wieder erleben wollte. Auch kosteten ihm diese Fahrten zu viel Geld. So blieb Florian am Sonntag dort, wo er hingehörte, wo man ihm seinen Platz und Erwerb angewiesen hatte. Er ging am Vormittag spazieren, mal hierhin, mal dorthin, und stellte immer wieder fest, daß es nichts Trostloseres für ihn geben konnte, als solche Sonntage in der Stadt. Sie machten trübsinnig, und dagegen wehrte sich Florian. Er war doch noch jung! Mit fünfundzwanzig

Jahren war es vom Übel, allzu gefühlvoll zu sein. Das sagten auch die Kameraden im Büro, wenn sie ihn fragten, wo er am Sonntag gewesen wäre. Daheim? ... Lachhaft! Es gab so viele hübsche Mädel in München, ob er die noch nie gesehen hätte? O doch! Aber Florian hatte keine Lust, vielleicht auch keinen Mut, ihre Bekanntschaft zu suchen. Freilich, einmal ölWM gesen Kinöerisvnillng Alljährlich sucht die Kinderlähmung vornehmlich im Spätsommer ihr Opfer unter der Jugend. Zwar ge sundet der weitaus größte

gebeten. Fischer entgegnete: „Ich kann leider nichts dazu sagen, denn ich habe den Betreffenden bisher weder im Zorn, noch berauscht, noch bei der Teilung einer Erbschaft gesehen!" . hatte er ein Mädchen angesprochen. Es saß neben ihm auf einer Bank im Isartal, und Florian war mit ihm ins Ge spräch gekommen, ohne recht zu wissen, wie es geschah. Es hatte eine schiefe Schulter und traurige Augen und ganz dünne, blasse Hände. Diese Hände mußte er immer ansehen, während er mit dem Mädchen sprach

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Unterinntaler Bote
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Seite 2 von 10
Datum: 20.01.1899
Umfang: 10
; dann aber gewinnt es wieder den An schein, als ob er sich noch im Sattel zu halten ver möge. Die nothwendigsten und dringendsten Sachen Ritter-Geschichte oder Kevens-Sefchreibung des hochgedornen Herrn Florian v. Waldaus zu Waldenstein, lr. k. Hofroth n. Ritter des goldenen Sporn- Ordens, auch Stifter der heiligen Kapelle in St. Uiklans-Vfarrlrirche zir Hall im Annthale. 3. Fortsetzung. Florian studiert zu Wien die niederen und hohen Schulen. § 14. Das gefräßige Alterthum und die Nachlässigkeit eines fleißigen

Geschichtschreibers hat uns, der späteren Nachwelt, den Namen des großen Gutthäters des Herrn Florian von Waldaus gänzlich entzogen, so daß man seinen Schreibnamen nicht kennt und nicht weiß, was er gewesen und in wes Characteur er gestanden. Jedoch ist bekannt, daß er zur Erziehung des Herrn v. Waldaus keine Unkosten gespart. Dann als er verspürte, daß Religion, Furcht Gottes, Liebe und Treue gegen ihn, mit einander bei seinem Zöglinge um die Wette streiten, sah er, daß Florian wirklich erfülle

, was er ihm auf der Reise versprochen. Wie nun der reiche Herr bei Florian Freude und Lust kommen im dortigen wie in unserem Reichsrathe nicht vom Fleck, und wenn die Regierung bezw. der Kaiser bei uns mit dem § 14 sich endlich im Äußer sten Helsen können, so geht dies doch drüben nicht, weil in Ungarn ein solches Aushilssmittel nicht zur Hand ist. Dies ist wohl auch mit ein Grund, daß man in Ungarn der Obstruktion anders gegenüber tritt, als bei uns. Durch Vermittlung einer kleinen zwischen der parlamentarischen

aus den zum Studium wahrgenommen hatte, bekam er zu ihm eine so herzliche Liebe, daß er ihn gänzlich zu versorgen beschloß. Schickte ihn derohalben in die Schule, um seine Talente besser entwickeln zu laffen. In den niederen Schulen, so Florian besuchte, zeigte er einen so unermüdeten Fleiß und entsprechenden guten Fortgang, daß sein Gutthäter ihn aas der hohen Schule oder Universität zu Wien die Philosophie, das Jus und andere Wiffenschaften studieren ließ, um ihm den Weg zu Dignitäten zu ebnen. Florian gab

hatte. Florian v. Waldaus wird von seinem Hiehvater an Kindesstatt angenommen u. zum Erben eingesetzt. 8 15. Als Florians reicher Ziehvater die so freudenvollen Früchte der Studien seines Zöglings in den Diplomen be wiesen fand und die gute Verwendung der von ihm ausge-

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 12.10.1915
Umfang: 8
, dazu bin ich dem Diendl zu gut, verstehst?" Florian war es übel zu Mute. Er fühlte, daß Anna für ihn verloren war, wenn Toni ihren Eltern verriet, daß er ein Betrüger war. lind wie sollte er ihn hindern, sich auf diese Weise des Neben buhlers zu entledigen? Aber Toni hatte nur die Angabe Griesingers für sich, und in seiner Verlegenheit rief er: „Der Griesinger ist längst fort von Achenkirchen; er weiß den Teixel was für Namen die Leut' in Oberau führen." Toni sah ihni fest in die Augen und sagte langsam: „Ich weiß

Einen, der Florian heißt. Es ist mir erst heut' eingefallen, wo ich dich gesehen Hab', daß du derselbige sein mußt. Ich Hab' alles über dacht und es stimmt alles/ du kannst kein anderer sein, als meiner Schwester Stiefsohn, der Florian Staudach." Der Schreck machte Florian stumm. „Du bist's" rief Jener mit Nachdruck. „Es paßt alles auf dich, was ich von deinen eigenen Leuten und meiner Muhm' in Achenkir chen früher von dir gehört Hab', und auch die Zeit, wo dich das Annerl am Brunnen gefunden hat', stimmt

mit deiner Heimkehr von den Jesuiten." „Wenn's denn erraten hast," begann Florian mit unsicherer Stimme, und mit Entschlossenheit fuhr er fort: „Na ja, ich bin der Florian Staudach. Aber von Betrügen kann keine Red' nicht sein. Ich hab's nie gewollt und will's nicht. Ich Hab' das Annerl so lieb wie du, und wenn du sie und mich unglücklich machen willst, dann geh' hin und erzähl' ihr, wer ich bin. Gewinnen tust aber nichts dabei; denn daß dich das Annerl nicht liebt, daß weiß ich." Toni seufzte und dumpf sagte

er: „Ob ich was dabei gewinn' oder nicht, das ist meine Sach'. Ich bleib' dabei: wenn du ein ehr licher Bursch' wärst, dann hättest du dir keinen falschen Namen ge geben." „Aber ich mein's ehrlich," beteuerte Florian mit einem Schwur. „Ich will dir alles erzählen, wie's gekommen ist." „Das braucht's nicht," wehrte Toni ab. „Da ich weiß, wer du bist, kann ich's mir schon zurecht legen. Aber wenn du nichts Schlech tes im Sinne gehabt hast, dann bist falsch aus Feigheit gewesen." Florian brauste auf. — 169 — zur Hand

zu nehmen. Er war ihr gern zu Willen und sein Spiel lockte auch Frau Staudach in die ^>tube. Florian fand aber in Annas Benehmen nur einen weiteren Beweis dafür, daß sie den Duck mäuser, wie er Toni bei sich schalt, lieber hatte als ihn. Sie wollte ihren Liebsten vor ihm glänzen lassen, und je mehr er Tonis Kunst anerkennen mußte, je wilder wurde er. Toni entlockte den Saiten eine schwermütige Melodie, war ihm doch eben nicht leicht um das Herz, und Anna lauschte bewegt und ihre Augen wurden allmälig

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Tiroler Grenzbote
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Seite 3 von 4
Datum: 02.11.1942
Umfang: 4
im Nordwestkaukasus der Soldat Franz Huber von Unterlangkampfen im Alter von 19 Jahren. Wann wir» veröunkelt? Am 2. Nov. von 18.25 Uhr bis 3. Nov. 6.05 Uhr. Am 3. Nov. von 18.21 Uhr bis 4. Nov. 6.07 Uhr. gq—■■im > Es war «mal ela iffalersnan... Ha heiterer Künstlerroman von Else Jung-Lindemann Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück (Bez. Dresden) 30] Florian hörte nichts mehr. Er starrte auf den Brief mit dem Aufdruck der Firma Huber & Lincke und wußte, daß das Wetter aus München angekommen

war. Eigentlich brauchte er das Schreiben gar nicht zu öffnen, er wußte auch so, was darin stand. Aber draußen auf dem Hof las er es dann doch, Zeile für Zeile, und bei dem Satz: «... sehen wir uns zu unferm Bedauern gezwungen, Sie fristlos zu entlassen", zuckte er zusammen. Es klang unan genehm. Freilich, hatte er etwas anderes erwartet? War es im Grunde so schlimm? Florian redete sich ein, daß ihm nichts Lieberes hätte geschehen können. Nun war er frei, konnte hierbleiben oder nach München zurückfahren

und arbeiten. Das volle Gehalt für den letzten Monat lag auf der Post. Auch ein Zeugnis hatten feine Chefs beigefügt. Es war recht anständig ausge fallen, und das freute Florian. Der Kündigungsbrief trug die Unterschriften von Kor binian Huber und Thomas Lincke. Wäre Florian hellsichtig gewesen, so hätte er hinter dem schwungvollen Namenszug Linckes ein freundlich lächelndes Gesicht sehen können, das ihm gönnerhaft zunickte. Keine Sorge, mein Junge, wir zwei kommen noch zusammen. Aber davon sah und ahnte

Florian nichts. Er stopfte den Brief in die Tasche und stiefelte zum Postamt ins Dorf. Der Schalter war zwar um diese Stunde geschlossen, doch wenn man gehörig und ausdauernd klopfte, schob sich nach einiger Zeit ein gemütliches Postbeamtengesicht heraus und, ohne angeschnauzt zu werden, erhielt man die gewünschten Scheine und Geldstücke auf das Brett gezählt. Florian war halt auch bei den Behörden beliebt, und Beliebtheit brachte in jedem Fall Vorteile. Rährmittelversorguns wieder gesichert Mehr

in dem Augenblick, als Leni und Florian wieder einmal heimlich um die Hofecke entwischen wollten, was prompt mißlang, weil Kindelbacher das weiße Kleid der Leni erspäht hatte und ihr mit langen Beinen nachgesetzt kam. Leni war das gar nicht recht, und Florian brauchte man um seine Meinung gar nicht erst zu befragen. Er wurde auch nicht gefragt. Der unerwünschte Besuch nahm nach kurzer Vorstellung keine Notiz mehr von ihm, sondern tat, als wäre die Leni eigens für ihn geschaffen und hätte

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 11.06.1934
Umfang: 8
, verschärft durch einen Fasttag Vier Ist ein ganz armer Teufel, denkt Florian. Genau so arm wie ich. Hat eine Dummheit gemacht, keine Schlech tigkeit, und muß sie nun ausfresien. „Beruhigen Sie sich, Herr Professor. Ich glaube nicht, daß die kommt. Berlin ist doch weit, viel weiter als Mün chen oder Würzburg. Wie soll das Frauenzimmer auf Berlin verfallen? Sie sehen zu schwarz, lassen Sie sich das doch ausreden, Herr Wunderlich", versichert Florian eifrig. „Meinen Sie?" „Natürlich. Hier findet

Sie kein Mensch. Hier ist schon mancher untergekrochen, dem sie auf den Fersen waren."*' „Sie sind ein guter Kerl, Florian. Hoffentlich haben Sie recht", murmelt Wunderlich, ein bißchen getröstet. 21 . Florian geht mit einem Pack Postsachen von der Ver waltung hinüber in den Frühstückssaat. Es ist eine feiner Obliegenheiten, die Morgenpost den Adressaten an ihre Plätze zu legen. Er hält mitten in seiner Beschäftigung betroffen inne. Eine Ansichtskarte, an den Staatsanwalt Meier zwo gerichtet, jagt ihm Schauer

über die Haut. „Lieber Kollege, in Erwiderung Ihrer frld. Urlaubs grüße wünscht Ihnen auch weiterhin gute Erholung Ihr ergebener Landgerichtsrat Reßl." Nach kurzer Ueberlegung muß sich Florian sagen, daß diese Karte aus L. ganz unbedenklich ist. Dennoch gewinnt er seinen Gleichmut nicht zurück. Das ganze Konvolut tra gischer Geschehnisse, das bisher verdrängt in einem Winkel feines Bewußtseins lag, wälzt sich plötzlich in den Vorder grund und steht drohend und peinigend gegen ihn auf. Negine. Hattst

werden und daher in die Genossenschaftsvertragsgebühr nicht einzübeziehen seien. Die Gebühr sei vielmehr nur von den Geschästs- der da, ausgelöst und an die Oberfläche geschwemmt von einer simplen Ansichtskarte. Ein Mensch, der Sachen wie Florian auf dem Gewissen hat, wird nicht pausenlos und immerzu von Erinnyen bedrängt, und das ist gut so, weil sonst jeder Sünder zwangsläufig überschnappen müßte. Aber zuweilen, bei besonderen Anlässen, schiebt sich die Vor stellung von Tat und Adnexen so zwingend

vor das gei stige Auge, daß keine Kraft und kein Willen ausreicht, sie zu ignorieren. Niedergedrückt und zerstreut versieht Florian seinen Dienst, zersetzt und entnervt von fruchtlosen Erwägungen. Nur so ist die schreckeneinflößende Begegnung zu verstehen, die Florian am selben Tag mit Polizeileuten hat. Das trägt sich folgendermaßen zu: Florian tritt aus seinem Zimmer, schlendert den Kor ridor entlang und will die Treppe hinunter. Plötzlich sieht er den Verwalter mit zwei Schupoleuten verhandelnd

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 11.12.1915
Umfang: 8
, 28. November 1915. Verschiedene Rachrichten. Die Flaschenpost der französischen Expeditions truppen. Zu den vielen Mängeln und Fehlern der französischen Heeresverwaltung, über die fort dauernd in der Pariser Presse Klage geführt wird, gehört auch die Unzuverlässigkeit der Feldpost. Wie weit die Mangelhaftigkeit dieser Einrichtung ge- — 140 — stimmt die Kugel hier mit diesen ganz genau überein und sind offenbar aus ein und derselben Form hervorgegangen." Florian sah den Richter verblüfft

an, da er sich das Passen der Kugel in sein Gewehr nicht erklären konnte. Der Richter jedoch fuhr im Verhör fort: „Wo hatten Sie Ihren Stutzen aufbewahrt?" „Auf meiner Kamtner!" „Die verschlossen war?" „Nein, sie war immer offen." Wieder fuhr sich der Richter mit der Hand über die Stirn und zögernd fragte er: „Als am Sonntagmorgen der Mord in Achen kirchen bekannt wurde, hat Ihr Vater geäußert, er hätte deil Schrei ber tags zuvor erwartet?" ( Florian bejahte. „Der Schreiber hat ihm etwas bringen sollen

; was war das?" Florian stutzte verlegen. „Sie wissen es?" fragte Herr Huber scharf. Florian ward rot und zögerte. Dann sagte er entschlossen: „Das sag' ich nicht und glauben Sie mir, Herr Richter, mit der Mord geschichte hat es gar nichts zu tun." Herr Huber schwieg einige Sekunden. Er fühlte, daß er kein Recht hatte, den Sohn zu Aussagen zu verleiten, die möglicherweise den Vater bloßstellen konnten, und Florian war juridisch in seinem Rechte, wenn er jede Aussage über und gegen den Vater verweigerte. Er fragte

nicht weiter. „Sie werden selbst einsehen," sagte er nach einer kleinen Pause, „daß ich nach dem Resultate des heutigen Verhörs Ihre Freilassung nicht verfügen kann. Sie hatten einen Grund zum tödlichen Haß gegen den Schreiber und leugnen dies auch nicht; die tödliche Kugel ist der Probe nach aus Ihrem Stutzen gekommen und die Dörcher, auf deren Zeugnis Sic sich berufen, erwähnen in Ihrem sehr detaillierten Be richt über die Auffindung der Toten nicht, daß Sie Ihrer ansichtig geworden wären." Florian seufzte schwer und Herr Huber ließ

das Protokoll ver lesen und unterzeichnen. Als Florian das Verhörzimmer verlassen hatte, zog Herr Huber die Briefe hervor, ivelche jener aus Innsbruck — 137 — wilderten Locken umwalltes Gesicht so deutlich das Gepräge der Ehr lichkeit und Offenheit getragen hatte. Aber Herr Huber ließ sich da durch nicht täuschen und erinnerte sich, daß Pater Gury ihn bereits vor diesem Scheine gewarnt hatte. Ueberdies hatte er ja die erbau lichen Briefe gelesen, welche Florian aus Innsbruck an seinen Vater geschrieben

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 09.01.1916
Umfang: 8
und der Unwissenheit des Volkes eine Heimstätte haben. Durch gute Schulen und von unten herauf muß der Kampf gegen sie geführt werden, und Florian beschloß, furchtlos, wie sein Vater seinerzeit, den Kampf gegen sie aufzunehmen. Ueber das Grab hin reichte er dem alten Mayr die Hand und sagte: „Hier schwör' ich's dir, der armen Eva soll ihr Recht werden!" Der Alte schüttelte ungläubig den Kopf. Florian sagte nichts weiter. Er suchte einige Steine, die er zu den anderen auf das Grab legte, und nachdem

er noch eine Weile seinen schinerzlichen und reuigen Empfindungen nachgehangen hatte, faßte er Evas Groß vater unter den Arm und führte ibn hinweg. Finstere Wolken lagen auf seiner Stirn. Als sie wieder im Tale angelangt waren, forderte Florian seinen Begleiten auf, mit ihm nach der Kirche zu kommen; die Predigt sei wohl noch nicht zu Ende. Mayr weigerte sich: zu dem Pfarrer Süß milch bekänie ihu keine Gewalt mehr in die Kirche. „Mich auch nicht," versetzte Florian. „Du sollst auch bloß mit mir vor der Kirche

warten, bis der Pfarrer herauskommt." - „Was willst denn von dem?" fragte der Alte. „Komm' nur mit," erwiderte Florian, und sie gingen. Sie hatten nicht mehr lange auf das Ende der Predigt zu war ten. Die Orgel begann zu spielen und die Leute kamen heraus, erst einzelne, dann mehrere, zuletzt der volle Strom. Auffallend war die Stille der Menschen und ihr gedrücktes Wesen. Da war kein heiteres Aufblicken, Plaudern und Scherzen wie sonst nach den Predigten des vorigen Pfarrers, und die milde

Spätsommersonne schien ver gebens vom blauen Himmel über die Gräber. Die Leute warfen scheue Blicke auf den alten Mayr und seinen Begleiter. Der Erstere hatte sich mit beiden Händen auf seinen Stock gestützt und schaute zu Boden. Florian stand stramm aufgerichtet mit entschlossenen Mienen. Ihre Bekannten sammelten sich neugierig um sie. Nun kam der Pfarrer aus der Kirche, den Kopf im Nacken, die Mundwinkel grämlich heruntergezogen. Veit ging ihm in devoter Entfernung zur Seite. Der elende Schächer

, der sich kaum mehr aus seiner Wohnung getraut hatte, seit er Florian wieder im Dorfe wußte, fühlte bei dem Anblick seines alten Nebenbuhlers das Mark aus seinen langgestreck- — 211 — ten Gliedern weichen. Sein erster Gedanke war, die Flucht zu ergrei fen; allein er blieb, in Erwägung, daß der Pfarrer sein bester Schutz wäre. Florian hatte unterdessen den Hut abgenommen und die Locken zurückgeschüttelt. Den alten Mayr an der Hand haltend, trat er dem Pfarrer entgegen. Dieser blieb stehen und schaute

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Alpenrosen
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Seite 1 von 4
Datum: 31.07.1915
Umfang: 4
Verlag der Tiroler Land-Zeitung. — Druck der Berlagsanstalt Minerva und Famllienheim Zürich und Würzburg. Nr. 31 llnterhaltungsblatt rur „Tiroler Cand-Zcltung“. 1915 Der Iurksckrei. Mne Geschichte ans den Skrgen von Joseph Friedrich Lentncr. . „Das ist nichts Seltsames Nnd Neues," so sprach mein Bauernkaplau, ^ „daß ein armer Bube ein reiches Mädel gern hat Und sie ihn wieder: so ist's dem Braunegger Florian in der Luitasch nnd des Wiesmayers Ottilie von Seefeld auch gegangen

in der Stadt, und der sie auch genug hatte. — Deswegen fanden sich aber dennoch die jungen Leute zusammen; das Wie gilt gleich; eine Liebesgeschichte fängt an wie die andere, nur der .Ausgang ist nicht immer derselbe. ,sDer Florian, ein sauberer, 'lebfrischer Vube, voller Courage und Kraft, wie sie in der Luitasch jäh aufwachsen mit den Tannen bäumen in die Wette, wollte sich aber seine Armut nicht anmerken lassen, besonders sei nem Dirndl gegenüber, wenn er auch das nicht nötig gehabt hätte, denn Pas

junge Mädel hatte ihn über alle Maßen gern, und wenn er auch gar nichts gehabt hätte als das ledige Leben. — jAber 's gibt einen Stolz, dessen der Arme nicht Herr wird, eine Geschämigkeit, die er nicht verwinden kann, und so ging's dem Buben vom Braun egger Wastl. Der Mensch will allzeit mehr gelten, als er ist; deswegen wandte der Florian alle seine Kreuzerlein daran, so sauber ge'gwandet zN gehen als nur einer !in der Pfarr, mit einer Pfaufedernbinde >und einem Scharlachbrustfleck, mit einer guten

nichts wissen, und die heimlichen, nach und nach keck vor des Alten Augen gebrach ten Geschenke machten ihr die größte Freude. „Derweil kam die Fastnachtszeit heran, in welcher am letzten Sonntage vor dem Aschermittwoch alljährlich ein lustiger Tanz zu sein pflegt im Wirtshanse in der Luitasch. Außer der Kirchweihe ist dies das einzige Fest, an dem die Leute hochleben und vor allem die lustigen Buben „aufhauen" am Tanzboden, so lange sie noch einen Heller im Sacke haben. i > „Schon lange hatte der Florian

, ein gut mütiges Ding. Diese wußte von der Lieb schaft mit dem Florian, und wie denn die Weiber oftmals ihre Freude an* Heimlich keiten, vorzüglich in der Liebe haben, so hatte die Mesners Brigitt die ihre an der verborgenen Liebe ihres Bäsleins und machte die gefällige Helferin und Pöstleinträgerin. Sie lud also, gemäß Abrede, Ottilien zur Fastnacht ein, ging zum alten Vetter Wies- mayer nach Seefeld und bat die Base aus für den Feiertag. In ihrem Hause konnte also der Liebhaber fein Mädel finden

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Tiroler Grenzbote
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Seite 5 von 8
Datum: 15.01.1943
Umfang: 8
, mitführte, die zwar klein, aber doch recht gemütlich waren. Spät nachts kamen wir hochbeftiedigt von unserem ersten afrikanischen Bergausflug nach Algier zurück. Dr. E. Burmester. Es war einmal ein ülersnnn... Ein heiterer Künstlerroman von Else fung-Lindemann £C1 Urheber-Rechusdjutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück (Bez. Dresden) Florian stand in Reitmaiers guter Stube, doch mit seinen Gedanken war er draußen, weit fort von der Stadt. In München-Schwabing rieselte ein nasser Schneeregen vom Himmel

. Florian aber sah die Obstbäume in seinem Garten blühen, und in einem bunten Kleid stand Leni zwischen Gemüse- und Blumenbeeten und winkte zum Balkon hinauf. Schau ... die Zwiebeln spitzen schon heraus, und die Erdbeeren haben Blüten. Das gibt eine gute Ernte. Ja. eine gute Ernte, die sollte es geben. "Und wann wollt ihr heiraten?" fragte der Vater, und dieses Mal bekam er eine gute Antwort. Leni und Flori sahen sich an, und beide sagten wie aus einem Munde: „Am 7. Mai." Weil sie sich am 7. Mai

gefunden hatten, und weil die Sieben Lenis Glückszahl war. * Sic Obstbäume in Florians Garten entwickelten sich gut. ^müse reifte. Leni war stolz auf ihre dicken, gelben Rüben, auf Radieschen und Rettiche, auf Blumenkohl, Zuckererbien und Stangenbohnen. Sie hatte einen erbitterten uampf gegen Kohlweißlingraupen, Schnecken und Erdflöhe geführt, und Frau Oberförster Kranewitter war ihr in allem eine getreue Beraterin gewesen, auch im Haushalt. ' Florian arbeitete draußen unter seinen Bauern und roben

im Atelier. Sein Haus war in guten Händen, und feine kleine Frau hatte es rasch gelernt, wie man es machte, erhalten ** ^ und froher Arbeitskraft zu Leni kochte vorzüglich, und wenn Florian ganz ehrlich fein wollte, so wußte er nicht recht zu sagen, ob sie besser kochen oder backen konnte. Daß Schwiegervater Reitmaier die Wirtschaftskasie still schweigend immer wieder ein bisserl auffüllte, war das einzige Geheimnis, das Leni vor ihrem Manne hatte, aber es be drückte sie nicht. Sie würde des Vaters Hilfe

nicht lange mehr in Anspruch zu nehmen brauchen, denn Florian begann sich mehr und mehr durchzusetzen. Er hatte vier Bilder für die große Kunstausstellung ein gegeben. Damals, als Köster bei ihnen gewesen war, um mit Florian über die Auswahl der Gemälde zu beraten, war man auf den „Schäfer" zu sprechen gekommen. „Waaas? ... Den hast du verkauft, du Narr?" hatte der Professor ihn angefaucht. „Für diese Dummheit gehörst du ja g'haun!" Leni hatte es Florian ungesehen, wie bedrückt er ge wesen

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Tiroler Grenzbote
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Seite 3 von 4
Datum: 02.12.1942
Umfang: 4
(Bez. Dresden) 14J Das Haus war unter Dach, aber es war noch roh. Die Fenster und Türen starrten hohl und schwarz, die Mauern waren unverputzt. Doch ringsherum blühte und schwelgte der Sommer. Florian fuhr zur Kreisstadt. Es war Zeit, sich um die Auszahlung der Hypothek zu kümmern. Sein eigenes Ka pital war aufgebraucht. Florian kam aus der Stadt zurück und konnte nicht be greifen, warum man ihm mit einem Male die Hypothek nicht geben wollte. Kreditsperre ... hatte der freundliche Herr auf der Spar

- kasse gesagt. Natürlich nur vorübergehend, aber man wüßte halt nicht, wie lange sie dauern würde und daß es wohl bester wäre, wenn Herr Cajetan sich nach einem anderen Geldgeber umsähe. Warum man ihm das nicht eher gesagt hätte? Bedauerndes Achselzucken. „Konnten wir nicht ahnen. Herr Cajetan, tut uns außerordentlich leid. Wäre die Ange legenheit für Sie nicht so dringend, würde ich raten, die Sperre abzuwarten." Finte, dachte Florian. Er hatte das unangenehme Ge fühl, daß man ihm, als einem jungen

Künstler ohne Ver mögen und feste Einnahmen, das Geld nicht geben wollte, daß man ihm nicht genug Vertrauen schenkte. „Vielleicht schließen Sie eine Lebensversicherung ab, Herr Cajetan, und lasten sich diese in der Höhe der gewünschten Hypothek bevorschussen?" riet der Beamte. Florian rechnete sich die Prämien aus und fand, daß die vierteljährlich zu zahlende Summe weit höher sein wurde als der im gleichen Zeitraum zu leistende Zinsbetrag. Nein, er wollte das nicht. Sein Selbftbewußtsem

gezwungen gewesen war. eine vorübergehende Baukreditsperre einzuschalten. Aber daß es dann gerade ihn treffen mußte! Daß er nun mit einem halben Haus und ohne Geld daftand und nicht wußte, was er unternehmen sollte, um sich das fehlende Kapital von anderer Stelle zu beschaffen. Einen ganzen Tag vertrödelte Florian, ehe er sich ent schloß, mit Kranewitter zu sprechen. Der Oberförster wetterte los. „Rücksichtslosigkeit! Dann hätte man die Hypothek nicht erst Zusagen dürfen! Lasten Sie sich's

nicht gefallen, gehen Sie zum Direktor!" riet er. Hatte ja doch keinen Zweck. „Dann müssen Sie versuchen, einen privaten Geldgeber zu finden. Wie gern würde ich Ihnen den Betrag geben, wenn ich ihn nur hätte." „Weiß ich, Herr Oberförster." Florian stand mit dem alten Herrn vor seinem halb fertigen Haus, und das Herz zog sich ihm zusammen. Daß er nun nicht weiterbauen konnte! Daß er festsaß, weil das Geld fehlte! Dreitausend Mark! Wer gab sie ihm, wer vertraute sie ihm an? Ob Köster sie ihm gäbe? ... Nein

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