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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 01.10.1915
Umfang: 8
du." „Wär's gefehlt?" fragte sie. In seinen Augen stand ein heiteres Nein, und er las in den ihrigen, daß es ihr nicht mißfiel. Ignaz kam mit dein fertigen Schemel herein, und Anna sagte mit einem flüchtigen Erröten: „Vater, das ist der '—, der —" Sie blickte fragend aus den Gast. „Florian!" platzte dieser heraus, erschrak und stotterte: „Flo rian Jäger." „Der Florian Jäger aus Oberau," wiederholte Anna und ging fort, um den Wein zu holen. „Ja, was kümmert mich denn das?" fragte der Vater

. „Ich bin kein Gendarm." „O, es ist nur von wegen," stotterte Florian, „daß ich mich auch bei Euch recht sehr bedankt haben wollt' für damals — Ihr wißt schon — damals, am Brunnen — das Frühstück." „Ja so, du bist der Florian Jäger vom Brunnen," gurgelte Ignaz und betrachtete den Gast niit zwinkernden Augenen. „Schon gut, geht mich aber nichts an. Wirst dich ja bei dem Ännerl bedankt haben." „Freilich!" versicherte Florian lebhaft. „Also Jäger ist dein Name?" fragte der Alte. „Kann mich auf deine Leute in Oberau

nicht recht besinnen. Wer kann auch alle Menschen kennen! Ja, ja, die Welt ist groß." Er setzte sich Florian gegenüber, sah ihm nachdenklich in die Augen und fragte dann: „Kannst mir sagen, wie groß sie ist?" „Wer, das Annerl?" fragte Florian. „Schau den Buben!" gurgelte Ignaz. „Nicht doch; ich mein' die Welt, die Erd', die wir alle mit Füßen treten." Florian hatte eine ungefähre Ahnung, als ob er es einmal in der Jesuitenschule gehört hätte. Er konnte sich jedoch nicht mehr darauf besinnen und schüttelte

verneinend den Kopf. „So groß," erklärte Ignaz und schmunzelte, „daß sie einen gan zen Tag braucht, um sich einmal umzukehren." .Florian lachte. — 143 — Anna brächte den Wein. „Wohl bekomm's!" sagte sie, indem sie die Flasche auf den Tisch stellte. Der Vater aber legte seine fette Hand auf die Flasche und fragte mit ernster Miene: „Halt, Annerl, weißt denn, ob der Bursch' diesmal zahlen kann? Geborgt wird hier nicht." „Das ist deine Sach'," versetzte Anna, auf den Scherz ein gehend; „du bist der Wirt

." Florian griff mit feuerrotem Gesicht in seine Tasche, und eine Handvoll Silberzwanziger hervorziehend, fragte er: „Was kostet der Wein?" Der Alte lachte, daß die Wände dröhnten. Florian merkte den Spaß und stimmte mit ein. Auch Anna lachte. Sie ging ab und zu, das Vesperbrot auftragend; dann ries sie die Mutter. „Also dies ist der Jäger vom Brunnen," scherzte Ignaz, als seine Frau und hinter ihr die Magd in die Stube kamen, „ein Vagabund, der den Sack voll Zwanziger hat." Frau Staudach betrachtete

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Unterinntaler Bote
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Seite 3 von 12
Datum: 13.01.1899
Umfang: 12
, als die Königin Anna im Jahre schrie, was er aus dem Halse brachte, und weilen der Bär an sein Geschrei sich nicht kehrte, erreichte er ihn endlich, trat mit kühner Vermessenheit hinzu, schlug mit seinem kno- psigen Hirtenstabe ihm tüchtig um die Augen. Dies machte den Bären verdrüßig; er ließ das im Rachen gefaßte Schäflein fallen und ergriff mit seinen Tatzen Florian um die Mitte des Leibes. Florian wehrte sich so gut er konnte. Während des Ringens geriethen die Beiden immer näher der äußer sten Rampe

des Berges. Der Bär fiel nieder, wälzte sich (seiner Gewohnheit nach) seinen gefaßten Feind in den Klauen haltend über den steilen Bergeshang hinab, um Florian den Garaus zu machen und ihm so seinen verdienten Lohn zu bezahlen. Und sehet Wunder! Die ewige Weisheit Gottes, die Florian zu einem höheren Zrele, als Beförderer göttlicher Ehre uno zum Lobe der göttlichen Mutter Vorbehalten und erkiest hatte, verordnete und es schickte sich wunderbarlich, daß der Bär gleich beim Abwalgen auf ein jähes Ecke kam

und auf einen spitzigen Schrofen auffiel, wodurch er sich den Rücken brach und also seine Tatzen aufgeschlossen und Florian seines harten Arrestes losgelassen wurde, wodurch weiters der Bär, seine vier von sich streckend, durch diesen tödtlichen Fall verrecken mußte. Der junge tapfere David lag Halbtod vor Schrecken und Schmerzen neben dem Bären. Nachdem er sich erholt und vergewissert, daß der vierfüßige Goliath todt sei, reinigte er sich vom Blute, so gut er konnte, und gieng ganz matt zu seinen Eltern nach Hause

. Nachdem Florian noch ganz blaß vor Schrecken und mit seinem eignen und des verreckten Bären Blut besprengt bei seinen Eltern angekommen, verwunderten sie sich ob seiner Gestalt. Er aber sagte rund heraus: Erschreckt nicht! ich 1547 an der Geburt ihres fünfzehnten Kindes gestorben war- Die Gefühle der Zurückgebliebenen wendeten sich im natur gemäßem Zuge auf die zur holdseligen Jungfrau herange reiften Magdalena, die von nun an die Stelle der zärtlich sten Mutter bei den Ihrigen vertrat

, welcher seinen Rest durch die Hilfe Gottes bekommen hatte. Da dankten alle der gütigen Barmherzigkeit Gottes, welche Florian um Hilfe angerufen und die ihm so wunder bar der augenscheinlichsten Todesgefahr entrissen. Florian richtet zween Stier zugrund. § 12 . Der junge Florian brauchte nach der Tradition fast ein ganzes Jahr, um sich von den Folgen dieses gefährlichen Falles und der Umarmung des Bären zu erholen, woraus zu schließen, daß der Knabe doch etwas stärker gewachsen, und wie mir Titl. Herr Pfarrer

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 12.10.1915
Umfang: 8
, dazu bin ich dem Diendl zu gut, verstehst?" Florian war es übel zu Mute. Er fühlte, daß Anna für ihn verloren war, wenn Toni ihren Eltern verriet, daß er ein Betrüger war. lind wie sollte er ihn hindern, sich auf diese Weise des Neben buhlers zu entledigen? Aber Toni hatte nur die Angabe Griesingers für sich, und in seiner Verlegenheit rief er: „Der Griesinger ist längst fort von Achenkirchen; er weiß den Teixel was für Namen die Leut' in Oberau führen." Toni sah ihni fest in die Augen und sagte langsam: „Ich weiß

Einen, der Florian heißt. Es ist mir erst heut' eingefallen, wo ich dich gesehen Hab', daß du derselbige sein mußt. Ich Hab' alles über dacht und es stimmt alles/ du kannst kein anderer sein, als meiner Schwester Stiefsohn, der Florian Staudach." Der Schreck machte Florian stumm. „Du bist's" rief Jener mit Nachdruck. „Es paßt alles auf dich, was ich von deinen eigenen Leuten und meiner Muhm' in Achenkir chen früher von dir gehört Hab', und auch die Zeit, wo dich das Annerl am Brunnen gefunden hat', stimmt

mit deiner Heimkehr von den Jesuiten." „Wenn's denn erraten hast," begann Florian mit unsicherer Stimme, und mit Entschlossenheit fuhr er fort: „Na ja, ich bin der Florian Staudach. Aber von Betrügen kann keine Red' nicht sein. Ich hab's nie gewollt und will's nicht. Ich Hab' das Annerl so lieb wie du, und wenn du sie und mich unglücklich machen willst, dann geh' hin und erzähl' ihr, wer ich bin. Gewinnen tust aber nichts dabei; denn daß dich das Annerl nicht liebt, daß weiß ich." Toni seufzte und dumpf sagte

er: „Ob ich was dabei gewinn' oder nicht, das ist meine Sach'. Ich bleib' dabei: wenn du ein ehr licher Bursch' wärst, dann hättest du dir keinen falschen Namen ge geben." „Aber ich mein's ehrlich," beteuerte Florian mit einem Schwur. „Ich will dir alles erzählen, wie's gekommen ist." „Das braucht's nicht," wehrte Toni ab. „Da ich weiß, wer du bist, kann ich's mir schon zurecht legen. Aber wenn du nichts Schlech tes im Sinne gehabt hast, dann bist falsch aus Feigheit gewesen." Florian brauste auf. — 169 — zur Hand

zu nehmen. Er war ihr gern zu Willen und sein Spiel lockte auch Frau Staudach in die ^>tube. Florian fand aber in Annas Benehmen nur einen weiteren Beweis dafür, daß sie den Duck mäuser, wie er Toni bei sich schalt, lieber hatte als ihn. Sie wollte ihren Liebsten vor ihm glänzen lassen, und je mehr er Tonis Kunst anerkennen mußte, je wilder wurde er. Toni entlockte den Saiten eine schwermütige Melodie, war ihm doch eben nicht leicht um das Herz, und Anna lauschte bewegt und ihre Augen wurden allmälig

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 12.10.1915
Umfang: 8
mir, ist der Mensch, der Toni, wirklich dein Liebster?" Anna antwortete nicht gleich. Sie langte eben das Feuerzeug von dem Balken des Rauchfanges über dem Herde herab. Dann sagte sie: „Du hast kein Recht, das zu fragen. Der Toni ist ein braver Mensch, und es war schlecht von dir, daß du ihn so gehänselt hast." „Ja, ja, alles was du willst," preßte Florian heraus. „Aber die Knochen im Leib' zerbrech' ich ihm, wenn er betit Liebster ist." Anna stieß einen kleinen Schrei aus. „Beim ewigen Leben, Annerl

, ist er dein Liebster?" drängte Florian außer sich. „Was kümmert's dich?" gab sie zur Antwort, und wenn er nicht so aufgeregt gewesen wäre, so würde er ein Schwanken in ihrer Stimme vernoinmen haben. Fester setzte sie nach einer Sekunde hin zu, indem sie Stahl und Stein zusammenschiug: „Auf solche Fragen Hab' ich keine Antwort; die tut ein fremder Bursch' einem Mädchen nicht." • „Fremd?" rief er aus wogender Brust und faßte eines ihrer Handgelenke. „Au, du tust mir weh," klagte sie, und er ließ ihre Hand fahren

. „Annerl, wo bleibst denn?" fragte in der Stube die Mutter. „Der Zunder will nicht brennen," antwortete Ignaz trocken. „Mag's darum sein, daß ich dir fremd bin," stöhnte Florian. „Aber ich beschwör' dich bei deiner Seligkeit, sag' mir nur das eine Wörtlein, ich will ja nichts weiter von dir, gar nichts, als das eine Wörtlein, Anna!" Sie hatte unterdessen wieder Stahl und Stein zusammengeschla gen, aber mit zitternden Händen. Nun fiel ein Funken in dem schwarzen Zunder. „Ich Hab' gar keinen Liebsten

!" kam es ganz, ganz leise über Annas Lippen, indem sie sich blickte und einen Schweselfaden an den glimmenden Zunder hielt. Ein schwaches blaues Flämmchen zuckte auf. — 171 — „Annerl!" murmelte Florian, und plötzlich wandte er sich und ging in die Stube zurück. „Brennt jetzt das Licht?" fragte Ignaz und Florian lachte laut auf. „Die frische Lust draußen wird dir gut sein," meinte Frau Staudach verwundert über sein Wesen. »Ich glaub's selber," lachte Florian. „Gute Nacht allesamt, gute Nacht, Annerl

." Er rannte zur Türe hinaus und auf der Gasse stieß er einen Hellen Jauchzer aus. „Na, wenn der nicht alleweil einen Rausch hat!" kopfschüttelte Frau Staudach. Bei seinem Kahn fand Florian zu seinem Erstaunen Toni stehen, und er rief übermütig: „Willst wohl jetzt im Ernst mit mir raufen? Mir ist's Recht." „Nein raufen tu' ich nicht," versetzte Toni; „ich wollt' bloß wissen, wer du eigentlich bist." „Hab' ich denn schon gefragt, wer du bist?" fragte Florian hochmütig. „Ich Hab'/eine Ursach

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Unterinntaler Bote
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Seite 2 von 12
Datum: 13.01.1899
Umfang: 12
, nach welchem alle weiblichen Sprossen hochfürstlicher Geschlechter durchweg Königinnen genannt werden. Mttee Geschichte odee Kekens-Sescheerlrung des hochgekoenen Heven Florian v. Waldaus zu Waldenstein, k. k. Hofeath u. ZUttee des goldenen Spoen- Oedens, auch Stiftee dee heiligen Kapelle in Kt. Uiklaus-Pfaeelrieche zu Hall im Innlhale. 2. Fortsetzung. Nun wollte die Vorsicht Gottes mit diesem Knaben ihre geheimnisvollen Rathschlüsse vollziehen und mit demsel ben den ersten Anfang machen. Denn hört, was sich wun derbares

mit dem jungen Florian zugetragen und wie der Ursprung seines Glückes unb hohen Standes von einer zwar kühnen und unüberlegten Thal, jedoch von einem von Gott verordneten Zufall entstanden. Florian raufet mit einem Bären. 8 10 . Als Florian seine Schafe in den hohen Berg hinauf getrieben und die Weide (der Nachtschatten genannt) erstie gen hatte, hörte er einen nahe vorbeirauschenden Bach mit seinem kühlen Geräusche ihm gleichsam aus Morpheus Schale einen frischen Trunk helikonischen Wassers zu einer Morgen

- erquickung durbieten; der dicke Fichtenbaum trug ihm, aus Pans, des Hirtengottes, Befehle feine schattigen Äste zum Schutze gegen die heißbrennenden Sonnenstrahlen an; die niedrigen Stauden luden ihn ein, eine erquickende Ruhe unter ihren Blättern p nehmen; mit einem Worte: die grüne Natur wetteiferte mit ihrem Reize Aug und Gemüth dieses jungen Tityrus, oder Hirtensohnes zu ergötzen. Mit Vergnügen sah Florian die Schafe auf dem fetten Grasboden ihre Morgennahrung mit lustiger Krümmung ihres Schweifleins

sllchen unb immer weiter den Berg hinauf steigen. Da dachte der gute Hirte bei sich: Wann wird mein Vorrücken zu einem besseren Stande beginnen? § 11 . Kaum hatte Florian bei sich selber — sitzend unter einem Wachholder — io gedacht, so hörte er im Walde und nahe gelegenen Gebüsche ein dumpfes Geräusch, so sich im mer mehr näherte und erblickte auf einmal einen großen zottigen Bären auf die Schafherde losbrechen. Der Bär griesgramte mit seinen hungrigen Zähnen, riß im Augen blicke ein junges Schäflein

fort und floh mit diesem Raube weiter den Berg hinauf. Was that Florian? nicht faul — er stand gleich auf nicht säumend, als er dieses sah, nahm seinen Stecken, lief schnell dem vierbeinigen Räuber nach,

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 14.10.1915
Umfang: 8
. ; ... . Das Torpedo. Karlskrona, 13. Okt. Der Tainpfer, des sen Torpedierung gestern vom Dampfer „Germa nia" beobachtet worden ist, war der Dampfer „Ret- tenhageu" aus Stettin. — 178 — wesen, wenn nicht das Kreuz, welches er sich in Veronika aufgeladen, ihn bis zur Unerträglichkeit gedrückt hätte. Ihm grauste vor allen Dingen vor dem Haß, den sie gegen Florian hegte. Aus Frieden, geschweige denn auf Glück, war uicht zu hoffen, so lange sie im Hause war und er wollte sich das Leben uicht länger von ihr ver gällen

lassen. Sie selbst mußte einsehen, daß es für alle Teile das Beste war, wenn man sich trennte. Es reifte ein bestimmter Ent schluß in ihm, und er wartete nur noch den Bescheid ab, welchen Beck aus Innsbruck bringen würde, um alles wo luöglich in Güte zu ordnen. Dann wollte er auch mit dem Schreiber Abrechnung halten, und ihn ein für alle Male absinden. Er wollte ihn schon zwingen, das gestohlene Testament herauszugeben. Das Schriftstück, welches Veronika für den Fall, daß Florian die Gelübde ablegte

, zur Uni versalerbin einsetzte, hatte er zurückgefordert und zerrissen, gleich nachdem Florian nach Hause gekommen war. Veronika hatte es ohne Sträuben herausgegeben, denn es war ja jetzt wertlos. Auch sie fragte nicht, wohin Florian eilte, sobald er sein Abend brot mit auffälliger Hast verzehrt hatte. Sie brauchte nicht zu fra gen, denn sie wußte es. Der Schluß seines Fluchtberichtes hatte sie ja davon in Kenntnis gesetzt, daß und wie er mit Anna bekannt ge worden war. Zu ihr also ging er und hätte

sie daran gezweifelt, so würde ihr die gelegentliche Frage Griffls, wohin Florian alle Abend über den See führe? Gewißheit gegeben haben. Der lvachsame Veit hatte die Fahrten ausspioniert und sich hinter den Vater gesteckt, um deren Ziel und Zweck zu erfahren. Er erfuhr aber nichts; Vero nika zuckte die Achseln gegen den. Alten. Kam die Verbindung zwischen Florian und Anna, die ja von den Buchauern, ebenso wie von ihrem Manne lebhaft gewünscht wer den mußte, zustande, so hatte sie alle die Jahre

hindurch vergebens gesonnen und geplant, geheuchelt, gelogen und intriguiert. Nein, der Hof, das Vermögen mußte ihrem Kinde, die Verbindung hin tertrieben werden. Ihre Liebe zu Benedikta, ihr Schuldbewußtsein gegen diese, Haß und Rachsucht gegen Alois und Florian spornten sie gleich stark an. Im ersten Augenblicke erschien ihr nichts leichter, als ein Liebespaar auseinander zu sprengen; wie sie aber reiflicher nachdachte, türmten sich immer größere Schwierigkeiten vor ihr aus. Sie kannte die Staudachs

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 09.11.1915
Umfang: 8
wird. Die Bewohner werden das Wesentliche von dem, was sie zurück- gelassen haben, wieder finden, denn vor den weni gen ungenügend versperrten Kaufläden — mir fiel besonders eine Buchhandlung mit vielen deutschen Büchern auf — halten Landsturm männer treue Wacht. Manches ist freilich im Rummel der Stür- mung beschädigt worden, hie und da gelang es auch — 49 — „Ja, was hat er dir denn getan, Vater?" fragte Florian, über dessen Erregung verwundert. „Um den Marienhof hat er uns gebracht, mich und dich!" brach Alois

heftig aus. Florian schaute ihn mit großen Augen, mehr zweifelnd als betroffen, an. „Das ist's, wovon ich mit dir Hab' reden wollen," fuhr der Vater gemäßigter fort. „Du sollst alles wissen, wie es zugegangen ist, damit du nicht erschrickst, wenn das Unglück auf einmal da ist, und wir beide im voraus einig sind, was nachher zu tun ist." „Aber das ist ja gar nicht möglich, Vater, daß der Marienhof für uns verloren ist," rief Florian beklommen. „Hab' ich's denn für möglich gehalten," knirschte Alois

, „bis es mir der Schuft eines Tages schwarz auf weiß gewiesen hat? O, du mein Schöpfer und Heiland, was war das für ein Tag für mich! In der Höll' kann einer nicht mehr auszuhalten haben, als ich da mals ausgestanden Hab'. Aber hör' nur zu!" .. Er faßte mit der Linken kräftig den Arm seines Sohnes und erzählte nach einem Schlucken, wie ihm der Schreiber auf einer Fahrt nach Jenbach von dem Testamente seines Vaters und dessen Bestim mungen berichtet und ihm dann dasselbe gezeigt habe. Florian schnellte

mit einem Schrei von dem Stein auf. Der Vater zog ihn aber wieder auf seinen Sitz und erzählte mit dumpfer Stimme weiter, wie und wo Beck das Testament, von dessen Vor- ! handensein niemand mehr geahnt, gefunden und entwendet habe, von seinen fortgesetzten Erpressungen durch dasselbe: wie er es end lich auszuliefern versprochen habe, aber ohne dasselbe an dem be- stinimten Tage herausgekommen und unterwegs von Sterzinger erschossen worden sei. Wie betäubt saß Florian; dennoch entging ihm kein Wort. Er empfand

jedes, wie es an sein Ohr schlug, mit einem körperlichen Schmerz und es brannte sich gleichsam in sein Gehirn ein. „Jetzt weißt," seufzte Alois, „wie uns der Lump noch in seinem Tod uu: den Hof betrogen hat!" „Betrogen, Vater?" stotterte Florian. „Gestohlen hat er das Testament schon. Aber ich bitt' dich, um Gottes Willen, Vater, wie wortkarg; ihre Befehle an die Mägde stieß sie kurz heraus; ihre von Natur starren Züge erschienen noch starrer, härter und die Farbe ihres Gesichtes, hatte die Frische verloren

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 09.11.1915
Umfang: 8
über den Wipfeln noch hell war. Der Wind, welcher bei Sonnenuntergang stark und kühl durch das Tal gestrichen war, hatte sich gelegt. Die Bäume, standen regungslos, die Vögel schliefen. Nur das Murmeln eines fernen Bergwassers klang eintönig durch die Stille, und unter den benagelten Schuhen der bei den Jäger knirschte das Geröll und knarrte dann und wann ein trockener Ast, oder es klirrte die eiserne Spitze von Alois' Bergstock an den Steinen. Florian wies voransteigend den Weg. Er hatte ja die Jagdstellen

unter des alten Mayrs Leitung genau kennen gelernt und wußte, wo das verschiedene Wild zu wechseln und zu äsen pflegte. Schweigend stiegen sie zwischen den in der Dunkelheit phantastisch sich gestaltenden Föhren und Felsblöcken an. Einmal inachten sie Halt und verruhten sich einige Minuten stehend, Alois schwer aus seinen Stock gestützt. Er atmete laut und schnell. Florian unter suchte uuterdesseu die Ladung seines Gewehres. In dem trockenen Bette eines Baches stiegen sie weiter aufwärts. An dem schmalen

' Streiten Himmel über ihnen glänzten die Sterne. Noch einer Weile bog Florian in östlicher Richtung ab und bald darauf erreichten sie. über moosigen Boden fortschreitend, den unteren Rand einer ab schüssigen Waldwiese. „Hier wird's was geben!" flüsterte Florian, indem er stehen blieb und den Stutzen vorn Rücken nahm. Alois setzte sich auf ein Felsstück in der Nähe. Um in der Ein samkeit mit Florian -zu reden, hätte er wahrlich nicht nötig gehabt, so hoch und angestrengt zu steigen

. Indem er aber noch einmal über legt hatte, was er dem Sohne mitteilen wollte, zu dem er gekommen, war er mechanisch weiter gestiegen. „Also hier denkst was zu finden?" fragte er. „Ja," entgegnete Florian leise, „sobald der Mono.heraus ist: er wird gleich kommen. Aber red' nicht so laut." „Derweilen sitz' zu mir her und lasse uns ein Wort mit einan der reden," sagte sein Vater. — 51 — Florian gehorchte; Alois aber schwieg noch und beider Augen schauten gegen Osten, wo der Himmel in sternloser Helle über den Schroffen ruhte

er herauf und geht seinen Weg und weiß nicht, was der Mensch auf Erden für Plag' hat," murmelte Alois und stützte den Kopf in die Rechte. Florian seufzte in dem Gedanken an Anna. Es schien fast, als ob Alois seine Gedanken erraten hätte; denn er sagte, ohne den Kopf zu erheben: „Kann's mir schon vorstellen, wie's dir diese Tage über zu Sinn gewesen ist. Jetzt erzähl' mir, wie's der Schreiber angestellt hat, daß du und die Anna auseinander geraten seid?" Florian senkte den Kops und fühlte das Blut

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 16.12.1915
Umfang: 8
und rat' mir doch!" rief Eva, nach dem sich die beiden Mädchen in der Küche begrüßt hatten. „Weißt denn schon, daß der Florian im Gefängnis ist?" Anna wußte es und erzählte, daß Toni vor zwei Tagen in Jen bach gewesen sei, um den Gefangenen zu sprechen, aber seinen Zweck nicht erreicht habe, da, so lange die Untersuchung dauere, niemand zu Florian gelassen würde. „Der arme Bub'," klagte Eva; „und er ist doch unschuldig. Der Jos und der Friedl können es ja bezeugen, und du mußt mir helfen

ihre Freundin stürmisch und erstickte sie fast mit ihren Küssen. Sie sah Florian schon frei, und in der Freude ihres Herzens erzählte sie, wie sie Florian vor den Gendarmen zu der Mutter Josefa gerettet, von dem nächtlichen Ueberfall droben und Florians spurlosem Verschwinden. Anna hörte ihr zu, indem sie sich, halb abgewendet, an dem Herde zu schaffen machte. Hatte sie Florian abgewiesen und auf- — 161 — gegeben, so zog doch ein Schmerz durch ihre Seele, daß er sie so leicht hatte vergessen

." „Und der Toni ist dort gewesen?" fragte Eva. „Was hat er denn von dem Florian gewollt?" „Er wird's Wohl meinem Vater zu Gefallen getan haben, der dem Florian auch gern helfen möchte," antwortete sie unbefangen. Eva machte schelmische Augen und meinte: „Freilich, der Toni ist ein guter Bursch'. Er hat ja auch dem Florian sein Versprechen gehalten und auch kein Sterbenswörtlein gesagt, obgleich er ihn erkannt gehabt hat, als er damals hier mit ihm zusammengetrof fen ist." „Er hat's gewußt

und mir nichts gesagt?" rief Anna betroffen. Mit einer fast schmerzlichen Regung setzte sie hinzu: „Und ich Hab' immer geglaubt, daß er inein bester Freund ist." „Da bist du aber ungerecht gegen ihn," versetzte Eva, und berich tete den ihr von Florian erzählten Auftritt der Beiden am Seeufer. „Und er soll nicht dein bester Freund sein?" schloß sie. „Kann's denn einen besseren Freund geben, als einen, der still bei Seite geht, wie Weh es ihm auch tat, bloß, weil er deinem Glück mit dem Florian

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 08.01.1916
Umfang: 8
." Ein bulgarisches Geschoß fällt in den Fluß. Wir gelangen auf das linke Ufer und befin den uns in der Feuerlinie. Unsere Infanterie, die in kleinen Trupps verstreut in den verschiedenen Ab zweigungen der Schützengräben verteilt liegt, die parallel der Therma verlaufen, erwartet den feind lichen Angriff mit dem Gewehr in der Schießscharte. Der Feind war hinter der Deichkappe. Plötzlich — 208 — „Was bringst du Gutes?" fragte Toni erwartungsvoll, während seine Frau in. ihren Schoß blickte. Ihr Herz pochte. Florian

seufzte, strich sich das lockige Haar aus der Stirn und sagte mit leise bebender Stimme: „Toni, Anna, ich weiß jetzt, tvem das Kind gehört, das du gefunden hast. Eva hat es dir durch die Mutter Josefa geschickt, und ich bin sein Vater." Anna schnellte von ihrem Sitz in die Höhe, und einen Moment blickte sie Florian mit weitgeöffneten Augen an. Ein kaltes Eisen ging durch ihr Herz. „Sie ist in dem Glauben gestorben, Anna," fuhr er bewegt fort, „daß du ihr Kind lieb haben würdest, weil du sie lieb

, indem ihre Wimpern von Tränen feu'cht wurden. Toni, der bisher kein Wort gesprochen hatte, stand auf, reichte Florian die Hand und sagte: „Es soll unser Kind bleiben vor Gott und den Menschen." Es kam wie ein Nebel über Florian. Er strich sich mit der Hand über Stirn und Augen, und nach einigen Sekunden sagte er leise: „Ich dank' dir! — Und jetzt lobt einstweilen wohl; wir brauchen alle Zeit, daß wir alles verwinden." In diesem Augenblicke kam Theodor hereingestürmt. Er hatte gehört, daß der Ohm Florian da sei

. Florian hob ihn auf und küßte ihn zärtlich, und Anna nahm den Knaben unter strömenden Tränen aus seinen Armen und drückte ihn wst gegen ihr wehes Herz. „Gott segne dich. Anna!" rief Florian überwältigt und stürzte fort. In der Sonntagsfrühe stieg er mit dem alten Mavr den Pfad nach dem Spieljo'che hinauf. Dem Alten wurde das Steigen schwer. — 205 — suchen gar nicht so untätig dazusitzen und wies ihm manche gröbere Vorarbeit für seine Schnitzereien zu. Ignaz war darüber glücklich und stolz und übernahm

auch bald den Einkauf der Hölzer. Was die Auseinandersetzung des Marienhofes betraf, so war dieselbe von Seiten des Gerichtes erfolgt, da Florian zu jener Zeit noch nicht mündig gewesen war, und erhielt er jetzt eine kleine Summe aus gezahlt, die ihm für seine Einrichtung gute Dienste leistete. Ignaz brachte zuweilen wen kleinen Theodor mit, dein es nirgends so gut gefiel als bei Florian, und dieser empfand eine große Zuneigung zu dem Knaben, die nicht abnahm, als er erfuhr, daß derselbe nicht Annas

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 13.07.1915
Umfang: 8
wieder ausverkauft. Keiner kann wissen . . . Eine Delikatesse beim Marketender zu erlangen, ist immer mehr oder weniger vorn Zufall abhängig. Immerhin, auch dieser moderne Marketender ist ein Segen. Ohne ihn wäre man ganz auf die Lie besgaben aus der Heimat angewiesen. Und die las sen manchmal verflucht lange auf sich warten. Und wenn endlich so ein Kistchen einmal eintrifft, en- — 76 — der Prinz sein? Wenn er Anna heiratete, dann war ja der böse Zau ber gebrochen. Da stand der Prinz Florian plötzlich

in der Stube und es riß der goldene Faden, den sie unsichtbar spann. Mit leuchtenden Augen betrachtete sie den Burschen, den die mürrische Frage des Groß vaters nach seinem Begehr keineswegs einschüchterte. „Willst mir meine Fratz' wohl auch stehlen," grollte der Alte, „wie dem Schulmeister seine, um einen Schneekönig daraus zu ma chen zum Spott vor den Leuten?" „Zum Spott Hab' ich ihn nicht machen wollen," behauptete Florian. „Weiß nicht, wie es just sein Gesicht geworden ist. Ich sah's

auf einmal vor mir. Warum hat er so eine Fratz', daß es ein Graus ist? Wenn man ihn in die Schoten stellt, nehmen die Sperlinge Reißaus." Eva lachte laut auf. Florian sah sich um, und da es nur ein kleines Mädchen war, welches gelacht hatte, so drehte er ihr mit der souveränen Verachtung der Flegeljahre gegen dergleichen unbdu- tende Geschöpfe vollends den Rücken zu und fuhr fort: „Ich möcht' Euch um twas bitten! Schaut, in den Wald möcht' ich; ein Jäger möcht' ich werden!" „Ach, das ist prächtig!" jubelte Eva. „Kusch

!" brummte ihr der Großvater zu. Florian aber konnte sich diesmal nicht enthalten, in ihre Aeußerung einzustimmen: „Ja, prächtig, denk ich's mir halt auch, gar prächtig!" „So? — Glaub's schon!" knurrte der Alte und kraute den Kopf seines Hundes, der mit aufgerichteten Vorderfüßen zwischen seinen Beinen saß und Florian unverwandt ansah. „Wollt Ihr mich als Burschen annehmen?" fragte dieser. „Ich kann keinen Burschen brauchen," antwortete Mayr, schaute aber ferundlicher unter seinen graubuschigen Brauen

auf ihn. „Könntest auch von mir nicht viel lernen. Aber dennoch, wenn's dei nem Alten recht ist, ließ' sich schon mit dem Oberförster des Herzogs reden, daß er dich annähm'. Aber dein Alter gibt's nimmer zu, daß sein einziger Sohn ein Waidmann wird, statt ein Bauer." „Und wenn er's nicht zugibt," rief Florian trotzig, „ein Bauer werd' ich mein Lebtag nicht; ein Jager will ich werden!" — 73 — Es konnte nicht anders sein. Alois dachte an die Jagdtasche, in der sein Vater auch Wohl das Testament verwahrt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 08.01.1916
Umfang: 8
gewesen, und die unschuldige Neigung, die sie hatte aus- rotien wollen, war zu üppiger Sündhaftigkeit gediehen. Sie haderte mit Gott, daß er es zugelassen, und wohin sollte sie ihre Zuflucht nehmen, da ihr Gebet keine Kraft besaß? Daß auch Florian die Liebe zu ihr nicht nur nicht überwunden hatte, sondern diese immer heller aufloderte,, machte sie vollends unglücklich. Der Zustand seines Her zens konnte ihrem weiblichen Auge nicht verborgen bleiben. Sein ganzes Wesen und sein Verhalten gegen Toni verrieten

ihr sein Ge heimnis, und nicht nur ihr. Auch Toni argwöhnte es und er wurde traurig, still und gedrückt, wie in früheren Tagen. Kein Vorwurf kam über seine Lippen; er begriff, daß Annas Liebe zu Florian wieder Gewalt über sie hatte gewinnen müssen, zumal dieser, wie er innerlich gereift war, so auch äußerlich als ein prächtiger Mensch sich darstellte, mit dem sich weit und breit niemand vergleichen konnte. Die sollte das enden? Alle drei fragten es sich, und keines wußte eine Antwort daraus. Anna bot ihre ganze

Kraft auf, um Florian den Zustand ihres Herzens zu verbergen, ruhig und gleichmäßig in seiner Gegenwart zu sein, ihn in Schranken zu halten und den Frie den zwischen ihm und Toni aufrecht zu erhalten. Toni mußte auf ibre Aufforderung abends wieder oft zu seiner Zither greifen, um .die ausaestörten Gemüter zu beschwichtigen. Die Musik verfehlte denn auch ihre Wirkung nicht, und Anna faßte unter den Tönen eines Abends den Entschluß, zu der heiligen Notburga in Eben zu wall fahrten

: dieser wollte sie ihr Leid klagen, sie um Hilfe anflehen. „Bet' für uns alle," sagte Toni zu ihr, als sie sich auf den Weg machte. Er erriet den Zweck ihrer Wallfahrt. Florian saß bei seiner Arbeit, aber sie wollte ihm'nicht von der Hand. Der Gedanke an Anna zog ihn ab. Er hatte einen Adler in Lebensgröße begonnen, lvelcher den Bug eines Kahnes auf dem Achensee schmücken sollte. Unzufrieden legte er die Arbeit beiseite und wünschte, daß er sich wie ein Adler frei über alle Wirrnisse erheben könnte. Ein Besucher

, den er nimmer bei sich zu sehen erwartete, störte ihn. Der alte Mayr trat bei ihm ein. — 207 — „Florian," redete dieser den Ueberraschten an, „ich bin ein schlechter Kerl gegen dich gewesen. Ich bin schuld, daß du deinen Vater verloren hast, und du hast es mir nicht nachgetragen, sondern bist gleich zu mir gekommen, wie ein alter Freund. Ich aber Hab' dir nicht vergeben mögen." „Aber Ihr habt mir ja gar nichts zu vergeben!" rief Florian. „O doch, mehr als du weißt," entgegnete der Alte. „Aber schau

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 09.10.1915
Umfang: 8
sich auf, wischte sich mit dem Joppenärmel den Staub vorn Gesicht und prustete und spuckte. Seine Liebe war jedoch in deni Staube nicht erstickt, und er war bald wieder an Evas Seite. „Auch das Hab' ich mir von dir ruhig gefallen lassen," begann er und mußte wieder spucken. Eva lachte. „Denn es hat dich Keiner so lieb wie ich," fuhr er erregt fort. „Keiner, Keiner, auch der Florian nicht, mit dem du doch so schön tun kannst." „Du!" drohte sie. "Vp'‘ „Und du sollst mir auch gut sein," zischte er. „Jetzt hörst

auf mit den Dummheiten," warnte sie. „Es sind keine Dummheiten," beteuerte er. „Sei mir nur ein Bischen gut, Eva! Bin ich denn schlechter, als der Florian? Ja, gegen den kannst Augen machen, gegen den bist nicht spröd', der darf dich küssen." „Das ist gelogen," brauste Eva auf. „Ich hab's vorhin gesehen," rief er, „und du sollst mich auch lieb haben. Kein Madl ist so hübsch wie du, bei Gott! Nur einen Kuß gib mir, zum Zeichen, daß du mir meine frühere Feindschaft vergibst." Er umfaßte sie und beugte sein gelbes

, hageres Gesicht gegen sie. Eine Ohrfeige klatschte sehr vernehmlich durch die Nacht. Veit taumelte zurück und rieh sich mit einer kläglichen Miene die brennende Wange. Eva lachte laut und ausgelassen. „Wenn du mich willst lieb'n, Mußt früher aufstehn, Mußt a Kreuz zwischen ulachen Und kirchfahrten gehn!" — 167 — sang sie, indem sie ihren Weg fortsetzte. Veit stand noch eine Weile und rieb sich die Backe. Er schnitt Florian, den er für seinen bevorzugten Nebenbuhler hielt, die er haltene Ohrfeige

ins Kerbholz. Mit Wut gegen ihn im Herzen, und Rache brütend, schlich er nach Hause. Elftes Kapitel. Florian wird erkannt. Es erging Florian am nächsten Abend wie denjenigen, die den noch nie erstiegenen Gipfel eines Berges erklimmen wollen. Alle Hindernisse scheinen überwunden, nur noch eine letzte Kraftanstren gung, und der so nahe liegende Gipfel ist erreicht. Plötzlich tut sich zwischen diesem und dem fröhlichen Steiger ein unvermuteter Ab grund auf. Ignaz Staudach empfing Florian mit einem Scherz

, den Anna mit unverkennbarer Herzlichkeit willkommen hieß und ihm. ohne seine Bestellung abzuwarten, ein Glas Bier holte. Vater und Tochter nannten ihn Toni. Das ist eben kein seltener Name, und da Florian den Bruder seiner Stiefmutter nie von Angesicht zu An gesicht gesehen hatte, so fiel ihm auch nicht ein, daß der neue Gast Anton Krencher sein könnte. Er war es aber. In Florian regte sich

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 13.07.1915
Umfang: 8
. B »m nach möch Eröf seine kreisi sache F daß ; kau, Sym Be ger 3 zwei visier De empf spraä merk! Zeitu Abtrc bereil Zung verbll Karm nopel durch verbü Zeitu derT schluss — 74 — während du ein freier Bauer sein kannst und nach keinem Kaiser und König fragen brauchst." „Das ist eine schöne Freiheit!" versetzte Florian verächtlich. „Ich mag nicht mein Lebtag den Kopf auf die Erd' bücken und nicht wissen, ob über mir die Sonne scheint, oder ob's regnet." „Ne, Bub, das verstehst nicht," sagte Griesinger. „Lass

' ihn reden," bemerkte Alois. „Er hat noch nichts wie Schnurren im Kopf. Das wird schon anders werden." Florian protestierte: es sei sein Ernst mit dem Jäger. „Na ja, wie mit dem Schneemann," scherzte der Vater. „Wenn Tauwetter kommt, zerschmilzt er." Er ging mit Griesinger weiter, der dem Buben freundlich zu nickte. Florians Wangen glühten. Er schämte sich, vor dem fremden, alten Manne von dem Vater wie ein Kind behandelt worden zu sein, das noch nicht weiß, was es will, und er fühlte

sich doch einen Mann vom Wirbel bis zur Zehe. Trotzig drückte er sich die Pelz mütze in die Stirn und ging hastig dem Dorfe zu. Er wollte dem Vater beweisen, daß er kein Kind mehr sei mit wechselnden Wünschen, sondern ganz gut wüßte, was er wollte. Jetzt gleich wollte er es be weisen. Ein Hirschgeweih über der schmalen Haustüre bezeichnete die Wohnung des alten Mayr in Achenkirchen. Aus der Küche steckte seine alte Wirtin den Kopf und fragte Florian, was er wolle. In der Stube schlug ein Hund an, und Florian trat

Flachses auf dem Rocken spann sie ihre Phantasien in goldenen Fä- (rb . den aus. Es war die einzige Arbeit, bei der sie geduldig ausdauerte, und des Großvaters alter Haushälterin ewiges Jammern, daß sie iirh'tsir, zu keiner häuslichen Frauenhantierung Geschick und Neigung zeige, lloleta Der Schneemann hatte Eva mit Florian ausgesöhnt. Mochte der ^Ur Zorn, den der ehrenwerte Meister Griff! hegte, da er ihn an dem Trauu wahren Schuldigen nicht auslassen konnte, auch noch so nachdrücklich Nissen in Donner

und Blitz über die Schuljugend sich entladen, Eva schüt- B . ie f«t telte das Unwetter von sich ab, wie ein naßgewordener Vogel die Regentropfen. Denn draußen auf dem Dorfplatz stand ja trotz alle- e ro ti™ dem der Schneemann mit den schwülstigen Lippen und der ungeheu- osmol ren Gurkennase, an deren Spitze die ewig schaffende Naturkraft Marals die Aehnlichkeit mit dem Original vollendend, ein zum Eiszapfen rJLJJ erstarrtes Tröpfchen gehängt hatte. Schon daß Florian mit den Bu- Erläut ben sich so tapfer

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 06.01.1916
Umfang: 8
sein!" „Wenn Ihr mich fortschickt, muß ich wohl gehen," seufzte Flo rian. „Aber ich werde wiederkommen. Bedenkt doch, daß ich -der Flo rian bin, den ihr sonst so gern gehabt habt." „Geh!" rief Mayr noch heftiger, und Florian entfernte sich. Als er einige Tage später seinen Besuch wiederholte, fand er das Haus verschlossen. Mayr war aber daheim, wie er sich mit einem Blick durch das Fenster überzeugte. Er pochte an die Scheiben, der Alte winkte ihm aber mit der Hand fort. Daß sich dessen menschen feindliche Stimmung

auch gegen ihn kehren würde, hatte er nicht vermutet und begriff er nicht. Auf dem Marienhofe erfuhr er über dies, daß sich der Alte dort nicht mehr blicken lasse. Inzwischen hatte sich Florian bei dem Bäcker von Achenkirchen eine Stube und Kammer gemietet und sobald eine große Kiste aus Innsbruck angekommen war, welche seine Zeichnungen und Modelle, sein Werkzeugs einen Vorrat trockener Zirbelhölzer usw. enthielt, ging er mit Eifer an die Arbeit. Schon im letzten Jahre hatte er für die Händler in Innsbruck

manche Schnitzerei geliefert. Sie hatten gefallen und infolgedessen hatte er viele Bestellungen von dort mit gebracht. Wenn in der Kunst ebenso wie im Leben die Gunst des Schicksals manchem Unberufenen zuteil wird: in Florian hatte die blinde Göttin keinen Fehlgriff getan. Er besaß ein nicht gewöhnliches Talent, tvelches sich auf der Bildschnitzerschule auf das Schönste ent faltet hatte. Auch hatte er seinen Aufenthalt in Innsbruck benutzt, um die Lücken in seinem Wissen einigermaßen auszufüllen. Ignaz fand

sich häufig ein, um ihm bei der Arbeit zuzusehen. Er hatte jetzt so gut wie nichts zu tun; denn seine Frau und Toni besorgten die Landwirtschaft und Anna führte das Hauswesen. Die Zeit war ihm daher herzlich lang geworden. Nun hatte er doch einige Abwechselung und einen Menschen, mit dem er ein verständiges Wort reden konnte. Auch interessierte es ihn als ehemaligen Handwerker, wie Florian aus den rohen Holzklötzen so hübsche Sachen hervor brachte, und wo sich eine Gelegenheit fand, pries er Florians

Ge schicklichkeit und nannte es eine Ehre für das Dorf, einen solchen Mann zu besitzen. Florian meinte, der Ohm brauche bei seinen Be- — 201 — der Stube Toni gegenüberstand, erwiderte er dessen Blick und ehr lichen Händedruck ebenso offen und ehrlich. Toni war gar nicht son derlich überrascht, ihn wieder zu sehen. Es war aus den Zeitungen auch zu ihm und den Seinigen gelangt, daß Florian von dem Herzog auf die Bildschnitzei-schule geschickt werden würde, und so hatte er dessen Besuch in der Heimat über kurz

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 07.07.1915
Umfang: 8
vorsitzenden zu erklären. — 60 — heiraten und vor allen Dingen mußt er doch selbst erst in seinem Neste warm werden, dazu gehöre noch viel. Unterdessen wechselte Florian, die Hände in den Taschen seiner kurzen Hosen, welche die Knie bloß ließen, mit seinen Altersge nossen mißtrauisch forschende Blicke. Sie prüften und wogen ein ander, und wenn es Florian aus dem Verhalten der Dorfbuben klar wurde, daß sie dem Fremdling ihre Kameradschaft nicht an tragen würden, so zeigte ihnen der kühle Ton

du?" antwortete Florian ruhig, und wenn du's nicht weißt, da du doch hier geboren bist, nachher bist du noch dümmer, als du aussiehst." Einige lachten; der Junge aber drohte: „Tu nicht so protzig; zeig', daß du Kurasch hast!" „Vor deinem Maulwerk fürcht' ich mich noch lange nicht," ver setzte Florian mit aufblitzenden Augen. „Nicht?" rief sein Gegner, die Fäuste ballend. „Wart', jetzt gleich sollst die Engel im Himmel singen hören." Seine musikalische Verheißung ging jedoch nicht in Erfüllung, denn Florian

fing den ihm zugedachten Schlag mit dem linken Arm auf und gab zugleich mit der rechten Faust seinem Gegner einen Stoß in die Magengrube, daß derselbe mit vergehendem Atem und schmerzverzerrtem Gesichte zurücktaumelte und fiel. „Jetzt hast englisch reden hören," rief Florian, und sich mit seinen schwarzen, blitzenden Augen rings umschauend, setzte er hin zu: „Wer will noch was?" Die Buben waren betroffen von dem raschen und unerwarte ten Ausgange des Kampfes; auch Eva. Es verdroß sie, daß Florian

, welche sich allabendlich zum behag lichen Grausen der Zuschauer in den Käfig des Löwen wagte und mit dem Tiger Scherze trieb, warf ihre tierbändigenden Augen aus Alois, und er wußte vor diesen liebeflammenden Sternen keinen Schutz, als heimliche Flucht. Er fand mit Florian ein Asyl bei dem Besitzer eines Wachsfigurenkabinetts, einem verunglückten Bild hauer, der den stattlichen Mann schon längst den wilden Tieren ab spenstig zu machen versucht hatte und eben im Begriffe stand, den Ort seiner Schaustellungen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 14.10.1915
Umfang: 8
mochte ihn in seiner Jugend auch kaum zum Scheibenschießen gebraucht haben. Konnte es jedoch ihren tiefen Haß befriedigen, wenn Florian mitten im Glück, die Lippen noch feucht von Annas Küssen, plötzlich dahingerafft wurde? Nein, so wohl sollte es ihm nicht werden! Und der Haß, den sie gegen ihn hegte, übertrug sich auch zum Teil auf Anna, die ihrer Benedikta das Erbe zu rauben drohte. Sie hatte in ihrer Jugend einmal gehört, daß man Menschen langsam töten könnte, indem man deren Wachsbildern

eine Nadel allmälig in die Brust stach. Die weise Frau in Achenkirchen mußte wissen, ob es sich damit wirklich so verhielt; sie wollte sie fragen. Wie Florian sie Jahre hindurch gequält hatte, so sollte er langsam unter ihren Na delstichen hinsterben, und diese Stiche, sie trafen zugleich das Herz seines Vaters und Annas. Ist ein Gehirn, welches eine solche Rache aushecken kann, noch zurechnungsfähig? Wo ist die Grenze zwischen Wahnsinn und Ver brechen? Es gibt keine bestimmbare! Mit dem unbeweglichen

nicht mehr blicken. Alle vermißten ihn, am meisten die Mutter, der er so oft bei der Feldarbeit hilfreiche Hand geleistet hätte, und sie richtete mitunter ihre Augen nachdenklich auf seine Zither, die verstaubt auf dem Ofenrande stand. Zwölftes Kapitel. Der Fuchs im Eisen. Alois fragte seinen Sohn nicht, wo und wie er seine Abende znbrachte. Er war ja auch, als er in dessen Alter gewesen, seinen eigenen Weg gegangen und freute sich, daß Florian ihm nachartete. Auch in der Wirtschaft ließ sich Florian

immer besser an. Hatte der Vater sich schließlich darin gefügt, seiner Neigung zum Jägerstande weiter kein Hindernis in den Weg zu legen, wenn er nur die ver loren geglaubte Liebe seines Sohnes und diesen selbst durch das Opfer zurückgewann, so wäre ihm dasselbe doch sehr schwer gewor den, nun Florian wieder zu Hause war. Nachdem er sich an dem Tage von dessen Rückkehr, als er ihm den Stutzen geschenkt, über zeugt hatte, daß der alte Wunsch in Florian noch immer lebendig war, hatte er mit geheimem

Bangen den Augenblick erwartet, wo der Sohn ernstlich an ihn die Forderung stellen würde, ihn seiner Nei gung folgen zu lassen. Um so froher war er daher, als Florian, von seiner Liebe zu Anna beseelt, einen wachsenden Eifer bei den länd lichen Arbeiten bewies und eine Laune, die alle anderen ansteckte. Wo er dabei war auf dem Felde, da ging es lustig zu, auch flink, und Alois ertappte sich zuweilen, nicht bloß auf dem Gedanken an den Tag, wo sein Sohn dereinst eine junge Frau auf den Hof füh ren

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 02.10.1915
Umfang: 8
, deren Größe ihren Besitzern selbst unbekannt ist, und deren Be sitzer ohne die Hilfe eines intelligenten Angestellten nicht einmal die Quelle ihrer Einkormnen anzugeben imstande sind." Und von den Besitzern selbst heißt es: „Der König kann kein Unrecht tun, nicht nur, — 148 — digung keine Sorgen. Seitdem Florian wieder zu Hause war, be fand er sich überhaupt in einer glücklichen, gehobenen Stimmung, und die^ Arbeit war wieder seine Lust. Es konnte bei dem blühen den Zustande seines Hofes

Wiedererscheinen auf dem Marienhofe alle ihre Entwürfe und Hoffnungen traf. Nun glaubte sie sich auch in ihren Erwartungen vom Pater Gury getäuscht; denn die Kündigung der Hypothek bewies ihr, daß er nur noch an Rache dachte, nachdem ihm Florian entschlüpft war. Verhielt es sich so, dann lag darin freilich auch ausgesprochen, daß Pater Gury auf die Erfüllung ihres Schwu res verzichtete, welcher Benedikta dem Kloster gelobte. Hierin wurde sie durch ihren Aberglauben bestärkt. Es war das Geld der heiligen

und sich in das Unvermeidliche fügen? Aber da stieg das Testament Barthel Staudachs wieder vor ihr auf, und wenn sich Beck vielleicht auch damit begnügte, immer nur Geld durch dasselbe zu erpressen, so fiel der Löwenanteil an dem Erbe doch Florian zu. Ten Haß gegen diesen konnte sie nicht bezwingen und ersticken, und abgesehen davon, daß seine Flucht ihre Pläne durch kreuzt, machte sie ihn auch für die Strafpredigt verantwortlich, die ihr der Pfarrer vor der ganzen Gemeinde gehalten hatte. Ihre Er bitterung sog selbst Gift

hat zwar die Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen, sie sind aber auch danach." Florian, der eine Weile wie betäubt dagesessen, stürzte hastig den Rest seines Weines hinunter und stand auf, um sortzugehen. Die Stubenlust drohte ihn zu ersticken. Ignaz reichte ihin seinen dicken Zeigefinger und sagte: „Pfüt Gott, komm' mal wieder." Auch seine Frau war freundlich, sie übertrug es auf Florian, daß sie ihrem Herzen wieder einmal hatte Luft machen können. Anna war nicht in der Stube. Es war ihr peinlich

gewesen, die Mutter in solcher Weise vor dem Gaste reden zu hören, und nachdem sie eine Zeitlang mit niedergeschlagenen Augen dagesessen, war sie still hin ausgegangen. Sie trat Florian auf dem Flur entgegen und bat ihn, er möchte nicht übel von der Mutter denken, weil sie gleich in seiner Gegenwart von anderen Leuten schlecht gesprochen habe; sie nleine es gar nicht so, sondern sei bloß ein bißchen rasch. „Ich glaub' dir alles, Annerl," sagte er, unter ihrem bitten den Blicke tief ausatmend

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 24.11.1915
Umfang: 8
, wird ihm von Anna uns Poren' Eltern entrüstet'die "Türe gewiesen. Wütend stürmt er denr Schreiber nach uno einige Stunden später findet man auf der Bergstraße dessen Leiche." - „In der Tat seltsam!" murmelte der Richter nachdenklich. „Doch unr Vergebung, ist dieser Florian Staudach derselbe, der sich einige Zeit in Ihrem Institut befunden hat und schließlich davon gelaufen ist?" Pater Gury war auf eine derartige Frage ziemlich gefaßt gewe sen und so antwortete er mit einem leisen Neigen des Kopfes ruhig

auf dem Rücken besuchen. Zu welchem Zweck sollte Florian ein Gewehr bei sich führen? Nehmen wir ferner an, daß Florian sehr bald nach dem Schreiber in Buchau eingetroffen ist, daß die Erklärungen- zwischen ihm und den Wirts leuten nur wenig Zeit in Anspruch genommen hat, so ist es doch in hohem Grade auffallend, daß er den Ermordeten bereits am Bild- stöckl, das kaum dreiviertel Stunden von Buchau entfernt ist, wieder eingeholt habe. Auch ist nicht zu vergessen, 'daß der Ermordete die Todeswunde von vorn

Leugnens gibt er an, daß er sich die Schlinge nicht noch enger um den.Hals habe .ziehen, wollen. Ich gebrauche seinen eigenen Ausdruck. Das Zugeständnis dünkte ihn gefährlich, da er sein Alibi — 91 — nicht nachzuweisen im Stande tixir. Daß zweitens Florian den Schrei ber nicht von hinten niedergeschossen hat, ist wohl selbstverständlich. Er hat Beck angerufen, ihn zur Rede gestellt und vermutlich noch inehr durch idessen Entgegnung in Hitze geraten, den tätlichen Schuß getan. Aber wir brauchen

nicht einmal anzunehmen, daß Beck behufs der Unterredung sich nach seinem Angreifer umgewendet habe. Florian pflegte zu Wasser nach Buchau zu kommen; mit seinem Kahn konnte er den Vorsprung, loelchen Beck vor ihm gewonnen hatte, leicht wett machen. Eine Untersuchung «des Ufers muß ergeben, ob eine geeignete Landungsstelle nicht gerade oberhalb des Bildstocks gegen Achenkirchen liegt. Außerdem war, wie Sie sich erinnern wer den, jener unglückliche Sonnabend ein ungewöhnlich heißer Tag, und Beck scheint

dem durch eine Aufforderung zum Gebet bezeichneten Plätzchen an der Quelle nicht vorübergegangen zu sein, sondern hat sich dort verrußt und durch einen Trunk gestärkt. Da Florian im Nachen über den See zu kommen pflegte, so konnte er ein Gewehr bequem und unbemerkt bei sich führen. Zu welchem Zweck? . Nun, mein Herr," er seufzte, „es ist leider allzubekannt, daß unsere juiigen Leute der Verlockung, die Jagdgesetze zu übertreten, nur schwer zu widerstehen vermögen. Von Florian üveiß ich, 'daß es von jeher

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 11.01.1916
Umfang: 8
an. Der Name des Schiffes ist sorgsam abgekratzt, die Be zeichnung des Heimathafens ist mit schwarzer. Farbe — 214 — Das Begräbnis fand von dem Jägerhause aus statt, wohin Florian später übersiedelte, und welches sein Eigentum ward, nach dem der alte Mayr das Zeitliche gesegnet hatte. Eva hatte eine Leichenfeier, wie so großartig noch keine in Achenkirchen gehalten worden war. Veit Griffl mußte kraft seines Amtes, in welchem ihn der Pfarrer erhielt, an der Spitze der singenden Schuljugend dem Sarge

vorausschreiten, der fast unter Blumengewinden und Kränzen verschwand. Zwölf stattliche Burschen trugen abwechselnd den Sarg, hinter dem, zwischen zwei Chorknaben, die Kirchenfahne getragen wurde. Dann folgte der Pfarrer und darauf paarweise der alte Mayr mit Florian, Ignaz mit allen den Seinigen und endlich die Dorf schaft. Es hatten sich nur wenige von dein Gefolge ausgeschlossen, das sich unter fortwährendem Trauergeläute nach dem Kirchhofe bewegte. Als der Sarg in die Tiefe gesenkt war, führte Anna

den Urenkel Bartel Staudachs und einstigen Erben des Marienhofes an die Grube, damit auch er Blumen auf den Sarg seiner Mutter streue. In welchen: Verhältnisse er 31t der Toten und Florian stand, erfuhr er erst in reiferen Jahren. In der reinen Liebe zu ihm begegneten sich hinfort nach allen Kämpfen und Stürmen die Herzen Annas und Florians. Der Pfarrer Süßmilch wußte das Begräbnis geschickt zu be nutzen, um seine durch Florian ins Schwanken geratene Autorität kräftiger wieder zu befestigen. Der Fall Evas

beweise wieder recht deutlich, wie des Menschen Erkenntnis von Gott Stückiverk sei, und er ordnete neuntägige Exerzitien an, um in dieser Erkenntnis sich zu vervollkommnen. An ihm selbst offenbarte sich die Vervollkommnung, indem er Florian in den Verdacht brachte, daß er ein heimlicher Protestant sei. Florian merkte denn auch allmählich, daß er gemie den wurde, aber er fand in sei nein Verkehr mit Ignaz und Anna, in seinem Kinde und in seiner Kunst, die seinen Geist freier und freier entfaltete, mehr

als Ersatz für die Anfeindungen, die er von der anderen Seite erfuhr. Seine nächste Sorge war, die Stätte dauernd und würdig zu bezeichnen, wo Eva ruhte. Er verwandte darauf den Rest -des Geldes, welches er als seinen Anteil von dem Marienhofe erhalten hatte, und ließ nach einer von ihm entworfenen Zeichnung ein großes Kreuz in Jenbach gießen. Auf der einen Seite stand Evas Namen; auf der — 215 — anderen unter einem Schmetterlinge: „Hinan! Im Licht ist meine Heimat!" Florian wollte mit diesem Denkmale

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 13.10.1915
Umfang: 8
. Lehrlinge: Bäcker, Maler, Schuhmacher, Friseur, Gärtner für Innsbruck. Konditor bei Firma Eisendle, Jnnichen. Tüchtige Feldrnagd, Hörtnaglhof, Egerdachstraße Nr. 20. Anzufragen in der Landes-Arbeitsnachweisstelle, Sektion Innsbruck. Leitung: Stadt. Arbeitsver mittlungsamt Innsbruck. — 174 — „Ja, das nehm' ich an," rief Florian, indem er den Kahn vom Ufer schob und hinein sprang. Toni ging langsam und gesenkten Hauptes dem Dorfe zu. Tief traurig begrub er, nicht seine Liebe zu Anna, sondern die Früh

der Mond in dem tief blauen, sternenglitzernden Aether. Der Nachtwind raunte und flü sterte in den Obstbäumen, deren Kronen im Mondlicht sich wiegten, und es raunte, flüsterte und rauschte in der Seele des jungen Mäd chens. Die Frage, welche Florian in der Küche so leidenschaftlich an sie gestellt, hatte ihr das Rätsel seines seltsamen Benehmens gelöst; aber sie erschrak vor dem Gefühl, welches er zu ihr hegte. Nicht, daß sie eine Abneigung gegen ihm empfunden hätte, im Gegenteil, sein frisches, keckes

. Dann sprang sie auf, lief auf ihre Kammer und fiel vor dem Bilde ihrer Schutzpatronin auf die Kniee und betete inbrünstig, daß sie ihr Herz twr sündigen Gedanken bewahren möge. Aber den Frieden fand sie nicht wieder und sie konnte lange nicht einschlafen. In dieser Nacht streifte ihre Seele die letzten Stäubchen und Hülsenreste der Kinderjahre von sich ab, und als sich Florian am nächsten Abend einfand, klopfte zwar ihr Herz stärker nls gewöhn lich, aber es war gegen ihn gewappnet mit dem Stolze

der Jungfräu lichkeit, der ihr ganzes Wesen wie mit einer blendenden Lichtwelle — 175 — umfloß. Florian staunte, wie wunderhübsch sie heute war; aber er wagte nicht, seinen gewohnten Ton gegen sie anzuschlagen. Er dachte mit Beschämung an sein gestriges Betragen und lvar fast schüchtern. Sein sorglos hinaussprudelndes Wesen wogte gleichsam nach innen zurück, und er wußte nicht wie es kam, aber er fing von den Bilder- werken an zu erzählen, die er in den Kirchen Innsbrucks gesehen

den Kopf, und ihr Mann meinte, Florian müffe sich das alles sehr genau angeschaut haben, daß er es so gut beschreiben könnte. „Das Hab' ich schon," bestätigte Florian, aber ich Hab' all' die Zeit nicht mehr daran gedacht. Jetzt seh' ich wieder alles, als ob es vor mir ständ', und ich wollt', ich könnt's dir zeigen, Annerl!" Sie nickte und er rief: „Und dann ist noch was Schönes in der Franziskanerkirche, gleich links, wenn einer hineinkommt. Das ifl der Andreas Hofer, ganz von weißem Stein, von Tiroler

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