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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 26.06.1934
Umfang: 8
geleistet werden. Der als Leiche ge borgene Klicpera wurde vor allem nach Thaur gebracht und dort vorläufig in der Leichenkapelle aufgebahrt. Die Beerdi gung des tödlich Abgestürzten wird wahrscheinlich weder in Thaur noch in Innsbruck, sondern in der Heimat des Toten stattfinden. Der arme Sünder Florian Em Roman des Lebens. Don WalterKloepffer Copyright by Wilhelm Goldmann, Verlag Leipzig, durch Dr. Präger. Presiedienst, Wien 32 Es ist, als ob das ganze Sanatorium sich zum Nett sein verschworen hätte

. Die Exzellenz erzählt Witze und bringt Illustrierte, Dvktor Schneider rückt mit kleinen Liebesgäben an, der Gärtner Busch schmuggelt ein Schüs- selchen zuckerbestreute Erdbeeren ins Krankenzimmer, und sogar Gottesauge, diese über Wolken thronende Persön lichkeit, murmelt undeutliche Segenswünsche. Dreimal im Tage werden jetzt die feuchten Verbände gewechselt. Hände und Arme sind schon ganz ordentlich. Aber das Gesicht! Wenn ich nur wüßte, was mit meinem Gesicht los ist, sinniert Florian. So oft

er einen Spiegel verlangt, wird ihm das unter allerlei Vorwänden ver weigert. Endlich bricht der Tag an, an dem Florian endgültig seinen Kopfverband loswerden soll. Er harrt voll ban ger Erwartung. Aber statt des Pflegers tritt unverhofft die Suwarin ins Zimmer, mit einem weißen Aerztekittel angetan und den .Knaben Musch an der Hand führend. Es war nicht ganz leicht für sie. bis zu Florian vorzudrin gen. Denn der Fall Musch ist allmählich bis unter die Sa- natorinmgäste gesickert und hat einen Rattenschwanz

von Tratsch und Gewisper gezeitigt. Aber die Suwarin ist stolz wie eine Königin durch die Korridore geschritten. Nun ist sie also im zweiten Stock und streckt Florian die Hand hin. „Ach Sie, Fräulein Suwarin. ach, wie schön —!" „Sie wundern sich ein wenig, nicht wahr? Ich wollte mich schon längst nach Ihnen umsehen, aber die spannen mich ja so schrecklich ein. Doktor Flix hat Ihnen meine Grüße bestellt? Wir haben uns verlobt." „Ich weiß es und freue mich. Ich gratuliere." „Musch, gib «dem guten Onkel

eine schöne Hand. Ge rade heute haben wir in der Charite so viel zu tun, aber ich habe mich dennoch freigemacht. Ahnen Sie: warum? Weil ich bei Ihnen sein möchte, Florian, gerade jetzt, gerade in dieser Stunde, wo Sie stark sein müsien —" „Stark?" „Wir werden den Verband abnehmen", sagt die Suwa rin und wickelt sachlich-behutsam eine Binde ab. „Die Ver brennungen waren sehr tiefgehend und haben gewisse Nar ben hinterlassen. Natürlich bleibt das nicht so rot. Das wis sen Sie ja selbst. Sie müssen

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Unterinntaler Bote
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Seite 3 von 12
Datum: 13.01.1899
Umfang: 12
, als die Königin Anna im Jahre schrie, was er aus dem Halse brachte, und weilen der Bär an sein Geschrei sich nicht kehrte, erreichte er ihn endlich, trat mit kühner Vermessenheit hinzu, schlug mit seinem kno- psigen Hirtenstabe ihm tüchtig um die Augen. Dies machte den Bären verdrüßig; er ließ das im Rachen gefaßte Schäflein fallen und ergriff mit seinen Tatzen Florian um die Mitte des Leibes. Florian wehrte sich so gut er konnte. Während des Ringens geriethen die Beiden immer näher der äußer sten Rampe

des Berges. Der Bär fiel nieder, wälzte sich (seiner Gewohnheit nach) seinen gefaßten Feind in den Klauen haltend über den steilen Bergeshang hinab, um Florian den Garaus zu machen und ihm so seinen verdienten Lohn zu bezahlen. Und sehet Wunder! Die ewige Weisheit Gottes, die Florian zu einem höheren Zrele, als Beförderer göttlicher Ehre uno zum Lobe der göttlichen Mutter Vorbehalten und erkiest hatte, verordnete und es schickte sich wunderbarlich, daß der Bär gleich beim Abwalgen auf ein jähes Ecke kam

und auf einen spitzigen Schrofen auffiel, wodurch er sich den Rücken brach und also seine Tatzen aufgeschlossen und Florian seines harten Arrestes losgelassen wurde, wodurch weiters der Bär, seine vier von sich streckend, durch diesen tödtlichen Fall verrecken mußte. Der junge tapfere David lag Halbtod vor Schrecken und Schmerzen neben dem Bären. Nachdem er sich erholt und vergewissert, daß der vierfüßige Goliath todt sei, reinigte er sich vom Blute, so gut er konnte, und gieng ganz matt zu seinen Eltern nach Hause

. Nachdem Florian noch ganz blaß vor Schrecken und mit seinem eignen und des verreckten Bären Blut besprengt bei seinen Eltern angekommen, verwunderten sie sich ob seiner Gestalt. Er aber sagte rund heraus: Erschreckt nicht! ich 1547 an der Geburt ihres fünfzehnten Kindes gestorben war- Die Gefühle der Zurückgebliebenen wendeten sich im natur gemäßem Zuge auf die zur holdseligen Jungfrau herange reiften Magdalena, die von nun an die Stelle der zärtlich sten Mutter bei den Ihrigen vertrat

, welcher seinen Rest durch die Hilfe Gottes bekommen hatte. Da dankten alle der gütigen Barmherzigkeit Gottes, welche Florian um Hilfe angerufen und die ihm so wunder bar der augenscheinlichsten Todesgefahr entrissen. Florian richtet zween Stier zugrund. § 12 . Der junge Florian brauchte nach der Tradition fast ein ganzes Jahr, um sich von den Folgen dieses gefährlichen Falles und der Umarmung des Bären zu erholen, woraus zu schließen, daß der Knabe doch etwas stärker gewachsen, und wie mir Titl. Herr Pfarrer

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Unterinntaler Bote
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Seite 4 von 12
Datum: 13.01.1899
Umfang: 12
ihm, wie die Ge schichte sagt, ein Fremdling, dem des Knaben verstörter Sinn auffiel. Er erkundigte sich um die Ursache, die Florian auch entdeckte. Der Fremdling tröstete ihn und wies ihn an, bis er eine bessere Unterkunft fände, tmrd) Bitten sich den Lebensunt erhalt zu gewinnen. Florian befolgte den Rath und gelangte so nach längerer Wanderschaft nach Sterzing. Gleich bei dem Eingänge des Stadtthores alldort zu rechter Hand, wenn man von Innsbruck in das Etschland reist, ist ein großes, berühmtes Wirths

- und Gasthaus. Wie man sagt, soll Florian in diesem Hause angefangen haben, das Almosen zu samm i und zwar mit sonderbarem Glücke. Florian wird von einem fremden Herrn mit nach Wien genommen und versorgt. 8 13 . Der allmächtige Gott schickte es, daß eben zu der Zeit als Florian nach Sterzing kam, sich Gelegenheit gab, daß die ersten Strahlen des Glückes über dem Haupte des Kna ben erglänzen konnten. Denn eben in dem besagten Wirts hause, in welchem Florian sich ein Almosen erbitten wollte, Arbeitervereines

durch die Gendarmerie in das Stadtspital überstellt. St. Johann i. T., 10. Jänner. Heute hat sich Leon hard Wurzenrainer, Viehhändler und diplomirter Thierarzt von hier in seiner Wohnung erhängt. Welche Gründe diese Unglücksthat har, ist noch unbekannt. Die Leute reden sehr Verschiedenes. kehrte ein Kaufmann, oder nach einer Urkunde des Schatz- archives, ein kaif. Obrist ein, der nach Wien reisen wollte. Furchtsam und traurig sah Florian, ins Zimrner getreten, diesen fremden Herrn an, wagte es völlig

nicht, ihn anzu reden. Endlich, nachdem er seinen Kleinmuth überwunden, trat er aus ihn zu und bat um Gottes Willen um ein Al mosen zur Aushilfe in seiner Noth. Der Herr bemerkte an dem Jüngling gute Talente, daß er sich bemühte, höflichen Sinnes zu sein; auch der Körperwuchs des Jungen geftel dem Fremden. Um aber besser in der Erkenntnis des Jünglings vorzudringen, stellte er ihm verschiedene Fragen, welche Florian zu des Herrn sattsamer Zufriedenheit beant wortete und entwickelte, woraus

Verhalten auch in Wien zu ver sorgen trachten. Wer war froher als der gute Florian. Die Antwort war mit Jawort gleich fertig; machte sich auch für die Reise nach Wien mit seinem Gutthater gleich fertig unter tausendfältiger Danksagung und Versprechen guter Aufführung, reiner Treue und steter Beobachtung der Furcht Gottes und gehorsamster Folgsamkeit. Und also schaute er noch zurück in die Gegend seiner Heimat und reiste mit seinem Herr nach Wien zu. Glück zu mein Florian! (Fortsetzung folgt.)

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Tiroler Grenzbote
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Seite 4 von 4
Datum: 31.08.1942
Umfang: 4
einmal aus, wieviel Tausende von Tonnen Futtermittel es ergibt, die der Wirtschaft entzogen werden, wenn jeder die wert vollen Rückstände vernichtet. Ein heiterer Künstlerroman von Else Jung-Lindemann Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrücfe (Bez. Dresden) 2] An schönen Sonntagen saß Florian im Englischen Garten oder er wanderte durchs Isartal. Aber das Sonnen gezitter auf den Wegen und im Laub machte ihn niemals recht froh. Es war kein Alleinsein dort, keine Ursprünglich keit. Florian

, der doch so einsam und alleingelassen war, fand dort nicht jene Einsamkeit, die einen wachen, aufnahme bereiten Menschen bis zum Rand mit Fülle und Glück be schenken konnte. Nun gut, er hätte hinausfahren können. Waren die Weite und der Kranz der Berge, die man an klaren Tagen vom Rathausturm sehen konnte, nicht nahe genug? Ach nein, Florian hatte das schon versucht, er tat es nicht wieder. Diese Ausflüge hatten ihn seine Armut so bitter empfinden lassen, daß er das Elend der abendlichen Heimfahrt

aus einem fonnendurchglühten Tag in die mauer umschlossene, heiße Stadt nicht wieder erleben wollte. Auch kosteten ihm diese Fahrten zu viel Geld. So blieb Florian am Sonntag dort, wo er hingehörte, wo man ihm seinen Platz und Erwerb angewiesen hatte. Er ging am Vormittag spazieren, mal hierhin, mal dorthin, und stellte immer wieder fest, daß es nichts Trostloseres für ihn geben konnte, als solche Sonntage in der Stadt. Sie machten trübsinnig, und dagegen wehrte sich Florian. Er war doch noch jung! Mit fünfundzwanzig

Jahren war es vom Übel, allzu gefühlvoll zu sein. Das sagten auch die Kameraden im Büro, wenn sie ihn fragten, wo er am Sonntag gewesen wäre. Daheim? ... Lachhaft! Es gab so viele hübsche Mädel in München, ob er die noch nie gesehen hätte? O doch! Aber Florian hatte keine Lust, vielleicht auch keinen Mut, ihre Bekanntschaft zu suchen. Freilich, einmal ölWM gesen Kinöerisvnillng Alljährlich sucht die Kinderlähmung vornehmlich im Spätsommer ihr Opfer unter der Jugend. Zwar ge sundet der weitaus größte

gebeten. Fischer entgegnete: „Ich kann leider nichts dazu sagen, denn ich habe den Betreffenden bisher weder im Zorn, noch berauscht, noch bei der Teilung einer Erbschaft gesehen!" . hatte er ein Mädchen angesprochen. Es saß neben ihm auf einer Bank im Isartal, und Florian war mit ihm ins Ge spräch gekommen, ohne recht zu wissen, wie es geschah. Es hatte eine schiefe Schulter und traurige Augen und ganz dünne, blasse Hände. Diese Hände mußte er immer ansehen, während er mit dem Mädchen sprach

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 12.10.1915
Umfang: 8
, dazu bin ich dem Diendl zu gut, verstehst?" Florian war es übel zu Mute. Er fühlte, daß Anna für ihn verloren war, wenn Toni ihren Eltern verriet, daß er ein Betrüger war. lind wie sollte er ihn hindern, sich auf diese Weise des Neben buhlers zu entledigen? Aber Toni hatte nur die Angabe Griesingers für sich, und in seiner Verlegenheit rief er: „Der Griesinger ist längst fort von Achenkirchen; er weiß den Teixel was für Namen die Leut' in Oberau führen." Toni sah ihni fest in die Augen und sagte langsam: „Ich weiß

Einen, der Florian heißt. Es ist mir erst heut' eingefallen, wo ich dich gesehen Hab', daß du derselbige sein mußt. Ich Hab' alles über dacht und es stimmt alles/ du kannst kein anderer sein, als meiner Schwester Stiefsohn, der Florian Staudach." Der Schreck machte Florian stumm. „Du bist's" rief Jener mit Nachdruck. „Es paßt alles auf dich, was ich von deinen eigenen Leuten und meiner Muhm' in Achenkir chen früher von dir gehört Hab', und auch die Zeit, wo dich das Annerl am Brunnen gefunden hat', stimmt

mit deiner Heimkehr von den Jesuiten." „Wenn's denn erraten hast," begann Florian mit unsicherer Stimme, und mit Entschlossenheit fuhr er fort: „Na ja, ich bin der Florian Staudach. Aber von Betrügen kann keine Red' nicht sein. Ich hab's nie gewollt und will's nicht. Ich Hab' das Annerl so lieb wie du, und wenn du sie und mich unglücklich machen willst, dann geh' hin und erzähl' ihr, wer ich bin. Gewinnen tust aber nichts dabei; denn daß dich das Annerl nicht liebt, daß weiß ich." Toni seufzte und dumpf sagte

er: „Ob ich was dabei gewinn' oder nicht, das ist meine Sach'. Ich bleib' dabei: wenn du ein ehr licher Bursch' wärst, dann hättest du dir keinen falschen Namen ge geben." „Aber ich mein's ehrlich," beteuerte Florian mit einem Schwur. „Ich will dir alles erzählen, wie's gekommen ist." „Das braucht's nicht," wehrte Toni ab. „Da ich weiß, wer du bist, kann ich's mir schon zurecht legen. Aber wenn du nichts Schlech tes im Sinne gehabt hast, dann bist falsch aus Feigheit gewesen." Florian brauste auf. — 169 — zur Hand

zu nehmen. Er war ihr gern zu Willen und sein Spiel lockte auch Frau Staudach in die ^>tube. Florian fand aber in Annas Benehmen nur einen weiteren Beweis dafür, daß sie den Duck mäuser, wie er Toni bei sich schalt, lieber hatte als ihn. Sie wollte ihren Liebsten vor ihm glänzen lassen, und je mehr er Tonis Kunst anerkennen mußte, je wilder wurde er. Toni entlockte den Saiten eine schwermütige Melodie, war ihm doch eben nicht leicht um das Herz, und Anna lauschte bewegt und ihre Augen wurden allmälig

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 11.12.1915
Umfang: 8
, 28. November 1915. Verschiedene Rachrichten. Die Flaschenpost der französischen Expeditions truppen. Zu den vielen Mängeln und Fehlern der französischen Heeresverwaltung, über die fort dauernd in der Pariser Presse Klage geführt wird, gehört auch die Unzuverlässigkeit der Feldpost. Wie weit die Mangelhaftigkeit dieser Einrichtung ge- — 140 — stimmt die Kugel hier mit diesen ganz genau überein und sind offenbar aus ein und derselben Form hervorgegangen." Florian sah den Richter verblüfft

an, da er sich das Passen der Kugel in sein Gewehr nicht erklären konnte. Der Richter jedoch fuhr im Verhör fort: „Wo hatten Sie Ihren Stutzen aufbewahrt?" „Auf meiner Kamtner!" „Die verschlossen war?" „Nein, sie war immer offen." Wieder fuhr sich der Richter mit der Hand über die Stirn und zögernd fragte er: „Als am Sonntagmorgen der Mord in Achen kirchen bekannt wurde, hat Ihr Vater geäußert, er hätte deil Schrei ber tags zuvor erwartet?" ( Florian bejahte. „Der Schreiber hat ihm etwas bringen sollen

; was war das?" Florian stutzte verlegen. „Sie wissen es?" fragte Herr Huber scharf. Florian ward rot und zögerte. Dann sagte er entschlossen: „Das sag' ich nicht und glauben Sie mir, Herr Richter, mit der Mord geschichte hat es gar nichts zu tun." Herr Huber schwieg einige Sekunden. Er fühlte, daß er kein Recht hatte, den Sohn zu Aussagen zu verleiten, die möglicherweise den Vater bloßstellen konnten, und Florian war juridisch in seinem Rechte, wenn er jede Aussage über und gegen den Vater verweigerte. Er fragte

nicht weiter. „Sie werden selbst einsehen," sagte er nach einer kleinen Pause, „daß ich nach dem Resultate des heutigen Verhörs Ihre Freilassung nicht verfügen kann. Sie hatten einen Grund zum tödlichen Haß gegen den Schreiber und leugnen dies auch nicht; die tödliche Kugel ist der Probe nach aus Ihrem Stutzen gekommen und die Dörcher, auf deren Zeugnis Sic sich berufen, erwähnen in Ihrem sehr detaillierten Be richt über die Auffindung der Toten nicht, daß Sie Ihrer ansichtig geworden wären." Florian seufzte schwer und Herr Huber ließ

das Protokoll ver lesen und unterzeichnen. Als Florian das Verhörzimmer verlassen hatte, zog Herr Huber die Briefe hervor, ivelche jener aus Innsbruck — 137 — wilderten Locken umwalltes Gesicht so deutlich das Gepräge der Ehr lichkeit und Offenheit getragen hatte. Aber Herr Huber ließ sich da durch nicht täuschen und erinnerte sich, daß Pater Gury ihn bereits vor diesem Scheine gewarnt hatte. Ueberdies hatte er ja die erbau lichen Briefe gelesen, welche Florian aus Innsbruck an seinen Vater geschrieben

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 12
Datum: 19.05.1934
Umfang: 12
Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von Walter Kloepffer Copyright by Wilhelm Goldmann, Verlag Leipzig, durch Dr. Präger, Pressedienst. Wien 2 „Aber, Florian, was hast du denn? Hab' ich etwas Un geschicktes gesagt?" hört er eine besorgte Stimme neben sich fragen. „Ihr Mädels seid zu dumm, ihr könnt euch nicht hinein denken in uns . . . laß nur, ich will nicht gestreichelt sein," brummt er und löst sich von der Birke wie von einem treuen, verläßlichen Freund. Hansi folgt ihm mit gerunzeltem Stirn

- chen. Sie begreift Florian nicht. Was hat er nur? Was ist denn in ihn hineingesahren? Sie ist ein Geschöpf mit unerweckten Sinnen, und ihr Begehren reicht über harmlose Zärtlichkeiten nicht hinaus. Sie kann sich nicht vorstellen, daß Florian unter einem Zustand leidet, den sie selbst ver schuldet hat. „Andere sind mit Dreiundzwanzig schon verheiratet," sagt Florian plötzlich. „Ich kenne einen jungen Buchbinder neben uns. der ist sogar ein Jahr jünger und hat schon zwei Kinder. Denk mal

worten gibt. Was den Oberlehrern mit ihren wehenden Voll bärten und ihren haarscharfen Grundsätzen ein absolut kla rer Fall ist, bereitet Florian zum Beispiel heftige Kümmer nis. Er nuckelt unglücklich an einem Grashalm herum und wagt seine Freundin nicht anzusehen. Ihr Parfüm verur sacht ihm Kopfschmerzen, ihre warme Nähe Beklommenheit. Er kommt sich ziemlich verworfen vor und schlägt sich mit Wunschsünden herum. Hansi hingegen beginnt zu ahnen, worum es sich dreht, worauf diese Wunderlichkeit

Florians, dieses Pendeln zwischen wilden Ausbrüchen und verbocktem Schweigen, zurückzusühren ist. . Sie muß sich erst zurechtsin- den, möchte fragen, laboriert an Hemmungen und streichelt schließlich — eine Verlegenheitsgeste — Florians verstruwel- ten und blonden Wirbel, der sich keinem Kamm fügen will. „Ihr Männer seid komisch," sagt sie und bohrt die Spitze ihres Schirmchens ins Moos. Wenn Florian ausblicken würde, könnte er die seine Röte unter ihrem Haaransatz wahrnehmen. „Was heißt komisch

? Das ist halt so eingerichtet. Blöd eingerichtet. Die Viecher zum Beispiel haben's bedeutend leichter als wir Kronen der Schöpfung. Nimm mal so einen Frosch an. Ach, Gott, ich weiß selber nicht, wqrum mich das heute so anpackt. Du bist eben zu hübsch, Hansili. Vielleicht ist's auch dieses vertrackte Wetter," seufzt er und läßt seinen Kops in ihren Schoß fallen. „Du mußt mir Zeit lasten, Florian," begütigt das Mäd chen und bändigt die unruhigen Hände des Geliebten mit sanfter Gewalt. Es sieht mit großer

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Tiroler Grenzbote
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Seite 3 von 4
Datum: 16.12.1942
Umfang: 4
. kr war einmal ein Maleramann... Ein heiterer Künstlerroman von Else Jung-Lindemann Urheber-Rechtsschutz* Drei OneHen V-rlas Koniesbruck (Bez Dresden! Augen. Augen ... nichts ais Augen jah er letzt, wem er auch ins Gesicht schauen mochte. Dieser Mann sah nichts Fernes, nichts Hintergründiges. Seine Augen waren mitten ins Leben gerichtet, sehr hell und sehr wach. Florian malte sie, und mit den Augen des Schmiedes iah er dessen Arbeit, sein Weib, seine Kinder und das Volk, dem er entstammte. Erschauernd fühlte Florian

, wie seine Kunst andere Wege zu gehen begann. Daß sie nicht mehr allein Menschen nach- sormte, Antlitze darstellte, wie Natur, Alter und Charakter sie gebildet hatten, sondern wie aus diesen Gesichtern und Kör pern ein Wesentlicheres herauswuchs: Landschaft und Sippe, Gedanke. Wille und Tat eines ganzen Volkes. Mit dem Schäfer droben auf der winddurchbrausten Höhe hatte diese Wandlung in Florian begonnen. Nun sah er die Menschen anders ... sah sie nicht mehr losgelöst von Landschaft. Sippe und Volk

am winzigsten Ding, das seinen Händen anvertraut war. In den Zügen des Grobschmiedes die Kraft und die selbstsichere Überlegenheit des Starken^ In allen aber, was sie auch sein und werken mochten, den L>tolz eines grad und gesund denkenden Volkes und den Adel segen bringender Arbeit. Das war die Aufgabe. Florian erkannte sie und beugte sich ihr, und als er die Stärke in sich fühlte, sie zu zwingen, sprach er zum erstenmal nach langen Jahren wieder ein Gebet: Ich danke dir, Gott, daß du mich einen Künstler

werden ließest. Florian war zurückgekomwen. Er stand in Kösters Atelier und packte seine Bilder aus. „Warum haben Sie das nicht schon längst getan, Herr Professor?" fragte er und hob Rahmen nach Rahmen aus der Kiste. Köster knurrte undeutliche Antwort. Sollte er verraten, daß er jeden Tag. den der Herrgott schuf, um diese Kiste herumgegangen war ... daß es ihm in den Händen gezuckt hatte, Hammer und Stemmeisen zu holen, sie zu öffnen und nachzuschauen, was Florian in den Monaten seiner Abwesen heit

zustandegebracht hatte? Nein, Köster verriet nichts. Er stellte sich absichtlich weit weg, stopfte seine Pfeife und gab sich den Anschein, als ob keine Spur von Neugier in ihm wäre. Florian hatte seine Studien und Bilder geordnet, jetzt holte er seinen Lehrer heran. Er mußte ihn fast mit Gewalt vor die Staffelei ziehen, und dann begann ein stummes Spiel. Köster rauchte. Seine buschigen Augenbrauen hatten sich mürrisch zusammengezogen, aber seine scharfen Augen sahen jede Einzelheit. Wenn er die Hand hob

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 14
Datum: 02.06.1934
Umfang: 14
ist, das Haus in die Lust sprengen. Der Verteidiger des Haid legte markanten Knochenvorsprung bei unserem neuen Modell lehr gut. Drehen Sie sich mal etwas herum, junger Mann " Florian gehorcht. Er steht da, wie ihn Gott geschaffen hat. Seine Zähne wollen klappern, aber er Mt sie ganz anständig fest. Nur nichts anmevken lasten. Seine Blicke bohren sich irgendwohin in die Luft, um die vielen star renden Gesichter des Hörsaals nicht sehen zu müsten. Auch junge Mädchen sind darunter, das ist sehr Peinlich. Bon

' Zeit zu Zeit läuft eine heiße Welle über seinen schmalen ; Knabenkörper. Dieser Körper ist weiß, sehr zart gebaut, die Rippen zeichnen sich ab, und Sehnen schimmern durch die Haut. Das Gesicht, der Hals und ein dreieckiges Stück der Brust sind braun von der Sonne. Eine blonde Studentin in der ersten Bankreihe sagt etwas zu ihrer Nachbarin. Florian schaut hochmütig über sie hinweg, er will nicht bemitleidet sein. Er denkt: wenn ich diese Stunde aushalte, halte ich alles aus, was noch kommen

kann. Manchmal tippt der Professor erklärend an Florians Körper herum, das gibt dann jedesmal einen roten Kreide fleck. Später wird Florian nicht mehr gebraucht, und eine Handbewegung des Gelehrten scheucht ihn hinter die große Tafel zurück, wo er sich anziehen darf. Dann kastiert er der Honigvogel die drei Mark und erhält die Weisung, morgen wiederzukommen. Florian verläßt das Anatomische Institut und preßt das Drel-Mark-Stück in seinen Fingern, das warmes l en und ein Obdach verspricht. Zuerst die Bude

, um ihn in Hötttng zur Explosion zu bringen, damit „dort endlich auch einmal etwas los sei". Er habe den Böller dann an Waste weiter der Schlafbursche gesucht. Ditto. Einfaches Mansaren- zimmer zu vermieten, per sofort; Näheres bei Karoline Florian, 4. Stock. Uff! Wieso heißt die Florian? FlorianFlorian . . . merkwürdiger Zufall. Der Name kratzt ihn ein bißchen im Hals, erschreckt ihn. Ist natürlich Blödsinn. Rauf, ihr Faulen, kommandiert er feine Beine, in den vierten Stock. Eine alte Frau

, mit einem gelblichen Eckzahn, öffnet. Das Zimmer ist lieblos, aber billig. Es wird genommen. „Meine Koffer sind noch auf der Bahn. Bin in der Anatomie angestellt. Ist was anzuzahlen?" Die Anatomie scheint Frau Florian zu beruhigen. Ordentlicher junger Mann, kein so Schwiemel, wie sie jetzt rumlaufen — ~ “ Florian erhält die Schlüssel und wird allein gelassen. Wunderbares Gefühl, so ein Zimmer zu haben! Wahr scheinlich gibt es Wanzen. Einerlei. Man hat schon Aergeres mitgemacht. Florian streicht zärtlich

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 23.11.1933
Umfang: 8
auf den Bo den und schreit: Wie die ist keine — gar keine auf der Welt! Die heilige Notburg muß man freilich voraus lassen, grad weil sie eine Heilige ist, aber nachher kommt gschwind die Rosi, ganz gschwirvd, und mir war' sie grad so lieb wir die andere —" „Und mir noch lieber!" „Möcht' nur wissen, warum sie alle so gern haben?" „Ich weißes schon, seitdem ich sie gesehen Hab'!" „Und nach allem, was ich hör', sagen ihr die recht schaffenen Leut' nicht das mindeste nach und darum sag' ich: Geh, Heirat' s', Florian

, Heirat' s'! Jetzt hat sie ein mal den Schimpf; ein anderer stoßt sich dran; der, der'? tan hat, braucht ihn nicht zu scheuen." „Darfst mir nicht Zureden. Mutter! Ich denk' an nichts anderes." „Und mit ihrem Schimpf vergeht auch der deinige. Jetzt ist die arme Haut so tief herunten, daß sie jede Mist dirn auAacht, mW du kannst sie wieder heben auf die höchste Höhe. Und das mußt du tun, Florian!" Da erhob sich die stattliche Frau, um zu gehen, und reichte ihm in mütterlicher Würde noch die Hand

durch ihren Baker ^W^-Kechenplaickner, Wirt in der Sewi, gegen Florian führt. Wie die „Volks-Zeitung" seinerzeit berichtete, hat Sogt einen Sack mit sechsundvierzig in Gärberbach von Na tionalsozialisten heimlich hergesteliten Handgranatenhülsen (laut Anklage des Staatsanwaltes Dr. Grünewald) in seiner Garage in Innsbruck versteckt. Sogls Pflicht wäre es natürlich gewesen, die Behörden sogleich von der „Hand granatenfabrik" zu unterrichten, denn es handelte sich doch um eine die ganze Umgebung gefährdende

, wegen Schmerzens geld zu dreihundert Gulden, wegen Ehrenkränkung und Abbitte. Die Klageschrift, die damals in der Sewi versrßt worden, lag auch dabei. Als Florian den Brief und besten Beilage gelesen hatte, sagte er ruhig: „Kommt Zeit, kommt Rat! Jetzt weiß ich, wie es geht und was ich zu tun habe." Und dann schenkte er sich den Becher bis zum Rande voll, und ehe er ihn leerte, sprach er fröhlich: „Auf deine Gesundheit, schöne Rosi! Morgen gibt's einen guten Tag!" 14. Am Morgen desselben Tages

, da die bleiche Rosi mit ihrem Vater nach Kusstein fuhr, wurde auch zu Lang kampfen ein Rößlein eingespannt, und Herr Florian Wei tenmoser stieg, feiertäglich ausgeputzt, in das Wägelchen, um gleichfalls in die Stadt zu fahren. Die Mutter, welche er beim Frühstück von dem neuen Stand der Sache unter richtet hatte, war mit der letzten Wendung sehr zufrieden. Sie meinte in Uebereinstimmung mit ihrem Sohne, jetzt müsse die traurige Geschichte doch bald jenes glückliche Ende nehmen, auf das sie sich so freue

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 14
Datum: 02.06.1934
Umfang: 14
in die Sache verwickelt zu sein. Von dort .gingen die Autos mit Propagandamaterial in die Tiroler Täler ab." Diese Behauptungen sind unrichtig. Die Spe ditionsfirma Unterberger steht mit dem entdeckten national sozialistischen Propagandalager und mit einer weitver zweigten Organisation der braunen Werbezentrale in keiner ^wie immer gearteten Verbindung. Auch sind von der Firma Unterberger aus niemals , Autos mit Propagaada- wraterial in die Tiroler Täler abgegangen. Der arme Sünder Florian Ein Roman

des Lebens. Von WalterKloePffer Copyright by Wilhelm Goldmann. Verlag Leipzig, durch Dr. Präger, Pressedienst, Wien 12 „Mieze, da liegt einer. Mensch, der muß einen richtigen Wurf haben." „Vielleicht is er bloß krank. Hat fo'n stilles, blasses Ge sicht. Wollen mal hören. He, Sie " „Mir ist nicht ganz gut", murmelt Florian und kommt aus Ohnmachtsbezirken langsam in die Höhe. „Wo wohnen Se denn?" „Ich Hab' noch keine Bleibe, Fräulein." „Na, denn kommen Se mal mit. Hör, Cilliken. ich mach Schluß für heute

. Det is 'armes Aas, den kann man doch nich so lassen." Sie verschafft Florian ein Nachtlager, aller dings nur auf einem krummen Diwan, sie verschafft Florian Pfefferminztee und am Morgen eine Tasse heiße Milch, alles mit dem knappen und ein wenig spöttischen Ton ihrer Ber liner Schnauze. Aber überall sickert das Herz durch und eine polternde Weichheit. So'n hübscher Bengel, wie der wohl in den Schlamassel kommt? Florian schläft wie eine Ratte in den Tag hinein, schläft sich Kraft an für neue

, bloß ich schlurche so herum, denkt Florian. Arbeit müßte man haben, dann wäre alles gut. Viel leicht bekomme ich Arbeit. Sieh mal, da stellen sie einen Bau hin und was für einen! Florian betrachtet, in einem Anfall von Arbeitswütigkeit, verliebt die lärmenden Ram men, die quietschenden Krane, die rostigen Karren aus ihren Zwerggeleisen. Er geht zu einem Mann hin, der sei nem Bauch nach einer der Poliere sein kann, und fragt. Hohngelächter. „Mensch, auf dir haben wir eben gewartet." „Ich habe seit

drei Tagen nichts gegessen." „Dann red' mit dem Bauführer, die Baracke da drüben. Biste organisiert? Haste Papiere?" Florian schleicht entmutigt davon. Papiere — das ist es. In Deutschland muß man Papiere haben, sonst ist man verkauft, verratzt, erledigt. Ohne Papiere wird man nicht mal begraben. So streng sind die. Das bißchen Hoff nung. das Florian vorhin hatte, ist wieder ausgepustet. Gr fragt sich nach der Akademie durch. Findet sie auch. In der Bundesregierung Anmeldung von Pflegeplätzen

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Tiroler Grenzbote
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Seite 3 von 4
Datum: 06.01.1943
Umfang: 4
-Lindemann Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück (Bez. Dresden) 81 ] Ja. ja ... wenn es Frühling wurde. Aber noch war es nicht einmal Weihnachten. Was konnte bis zum Frühling alles geschehen? Meine kleine Leni wird jetzt kochen und ein bisserl nähen lernen. Eine Nähmaschine kaufen wir auch, sprach Florian > eifrig auf sie ein, während sie zum Bahnhof gingen. Ja ... kochen lernen, natürlich. Aber nicht bei Tante Marie. Lieber wollte Leni einen Koch- und Schneiderkurs mitmachen. Das wäre

das beste, meinte Florian. Es war keine rechte Freude in Leni. und ehe sie die nicht hatte, wollte sie auch keine Möbel kaufen. „Was hast du nur, Dirndl?" fragte Florian. Ihre Ein- ; silbigkeit enttäuschte und verdroß ihn. Leni preßte ihren Kopf an seinen Rockärmel. „Ich weih nicht ... mir ist so komisch zumute. Flori. Wirst du mich auch immer lieb haben, was auch geschehen mag? Und wirst du nicht wieder davonlaufen?" Florian lachte und drückte ihr ein rasches Busserl auf die Wange. „Narrisches Gretl

, narrisches! Warum sollte ich dir denn davonlaufen? Geheiratet wird ... und aus ist's!" * Oberförster Kranewitter stand am Fenster und schaute interessiert zum Nachbargrundstück hinüber. Seit einer halben Stunde hielt dort ein Lieferauto vor der Gartenpforte, und zwei herkulisch gebaute Männer trugen Möbel und Kisten ins Haus. Ab und zu tauchte Florian auf mit flatterndem Kittel und verwehtem Schopf. Er tat sehr wichtig mit Winken und W-v-En ... die» nach oben und jenes nach unten. Dieses in die Küche

. Er begriff Leni nicht, verstand nicht, warum sie jetzt so kurz vor der Erfüllung aller ihrer Wünsche ängstlich zurück zuckte und fortwährend Bedenken äußerte. Daß sie Furcht hatte. f»ta» gemeine Furcht vor dem Augenblick, in dem sich Anton Sedlm-^--r vor Florians Augen in Alois Reitmaier verwandeln würde, konnte er ja nicht wissen, und so nahm er ihre Ängste für unerklärliche Launen und ärgerte sich. Was mochte sie nur haben? Ob man sie daheim wieder plagte? Florian dachte daran, daß Leni ihm schon lange

nichts mehr vom Vater und Tante Marie erzählt hatte. „Hallo, Herr Oberförster!" Florian winkte zum Nachbar haus hinüber. „Ia.-ohl, jetzt wird's ernst ... ich ziehe ein." Ein paar Minuten später war Kranewitter bei ihm. „Muß doch mal schauen, was hier los ist." „Es rührt sich was, gell?" Florian strahlte und nahm wieder die beladenen Männer in Empfang. „Der Kasten kommt 'nauf in die Diele." Die Männer nickten, stapften die Verandastufen hinauf und verschwanden im Treppenhaus. „Und wann wird geheiratet

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 21.06.1934
Umfang: 8
trägt ein billiges Kleidchen, macht ernste Augen und ist schweigsam, wie das ihre Gewohnheit ist. In der Mecklenburgischen Straße steigt etwas Leckeres, Mondes in den Wagen, mustert die Mitfahrenden und er kennt schließlich Florian als den Chauffeur des sagenhaften Barons von Trettenbach. „Morjen. Kennen'se mich noch? Bei Stockheimern. Uh- land? Sie sin mir ein Schöner! Der Name von Ihrem Ba ron steht ja gar nicht im Adreßbuch. Vielleicht sin se ooch gar nicht Schofför?" „Der Baron wohnt

in Untermiete", sagte Florian leise und schämt sich unsäglich vor der Suwarin. Die Russin muß ihn ja für einen regelrechten Schwindler und Lügner halten. „So? Denken'se mal an, der Herr aus Bayern hat den Fehldruck am nächsten Tag wieder zurückgekauft. Hat aber 5000 bluten müsien. In dem Punkt is Stockheimern nämlich eins a." „So." „Reden'se immer so wenig wie heute?" meint das blonde Fräulein verschnupft. „Hab Zahnweh", versetzt Florian kurz. Zum Glück steigt die Blonde an der nächsten Haltestelle

aus. Desgleichen die Suwarin. Nun ist Florian allein und setzt aus Vorsicht seine 'grüne Brille auf. Mit diesem Ding auf der Nase fühlt er sich tük getarnt. Er will nach dem Alex und Nachsehen, ob sein Steckbrief noch hängt. Aber sie haben den inzwischen ab genommen und durch einen aktuellen Einbruch in der Keith- straße ersetzt. dann am Sonntag, den 6. Mai. in einem Gemischtwaren geschäft und bei einem Optiter ein — und nun „arbeiteten" die zwei als arbeitsscheu bezeichneten Einbrecher schon besser

, das vom Militär energisch erwidert wurde. Bei diesem Feuerüberfall wurde ein Alpenjäger getötet und einer schwer verletzt. Als man den Verletzten bergen wollte, wurde auch die Rettungs- nlannschast von Schutzbündlern heftig beschossen. Während des Feuergesechtes versuchte der Anführer der Schutzbünd ler, der Dreher Karl Bliemetzrieder. mit einem Maschinen gewehr einzugreisen, kam aber nicht zum Schießen. Die Schutzbündler mußten sich schließlich nach Diemlach zurück Am Abend muß Florian der Suwarin das Essen

aufs Zimmer bringen, weil das Serviermädchen krank geworden ist. Die Russin, im Begriffe, ihr billiges Hütchen abzuneh men, dreht sich weg. als Florian die Platte hinstellt. Tränen — wie?, denkt Florian betroffen. Warum weint die denn? „Kann ich Ihnen irgend etwas helfen, Fräulein Su warin?" „Danke, Florian." „Sie können auf mich zählen, Fräulein Suwarin. Seit damals. Sie wissen schon." „Ich glaube nicht, daß Sie mir Helsen können, Florian. Ich habe Ihnen doch von meinem Kind erzählt, von Musch

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 4 von 18
Datum: 16.06.1900
Umfang: 18
des gewerblichen Standes, Se. Majestät ! den Kaiser Franz Josef I., ein dreimaliges Hoch | ■ - ! ein buntes Band geflochten, und wenn es auch nur j ein altes Wollband war, so sah es doch grad so schön aus, wie die seidenen Bänder der anderen Mädchen. So war es auch mit dem Mieder und dem einfachen Rock, der weißen Schürze und den Schnallenschuhen. Alles das prüfte Florian. Und nun gar das blaue Halstüchel, das war ein Staat! Der Bursch hatte es ihr vor einigen Tagen „insgehoam" zugesteckt — „insgehoam

", als wären sie beide zwei Liebesleut'. Florian sah den ganzen Abend nur die Zenzl; . es war ihm selbstverständlich, daß er heut nur mit ! ihr allein tanzte. Aber die reiche Vevi, mit der er ; sonst getanzt hatte, schien das nicht so selbstverständ- j lich zu finden. „Die bovere Magd!" sagte sie wegwerfend. Die Vevi war ihm zur Frau zugedacht. Freilich, seit er das Auge auf die Zenzl geworfen hatte, konnte er der Vevi mit dem rothen Gesicht wenig ; Geschmack mehr abgewinnen. O, wenn sich's

um j seine Zukünftige handelte, hatte er doch auch ein i Wörtl dreinzureden. Als sie abends selbander heimgingen, sagte Florian: j „Nu, Zenzl, hast di amüsirt?" „O, dös war zu schön!" rief diese. „Aber habt Ihr net die Vevi geschaut, wie sie giftig ausaesehen hat?" „I scher' mi den Kuckuck um die Vevi!" sagte Florian derb. „Di is mir —" - er schnalzte mit dem Finger durch die Luft, „seit i ein liebes gut's Dirndl weiß, das mi haben könnt' „Weißt, Zenzl," scherzend beugte er sich zu ihr nieder, „es heißt

. Die k. k. Behörden und Funktionäre, der Velerancnverein usw. wohnten denselben bei. — (Die Generalversammlung des Erz- „Dann will i's glei wegthun," sagte Zenzl und löste das Sträußlein. „Recht so!" meinte Florian lächelnd. „Gieb's her, dann bist du für keinen mehr zu haben!" Er nahm die Blumen und küßte das Mädchen auf die frischen Lippen. „So," meinte er kurz, „nu sein wir Brautleut'!" Zenzl war ganz verwirrt vor Seligkeit. War so was möglich? Sie, ein armes Findelkind, und er, der reiche Sohn des Durnerbauern

? „Aber insgehoam!" sagte Florian. Es war Florian's Plan, daß Zenzl sich durch treue Pflichterfüllung bei den Eltern beliebt machen sollte, und dann, wenn sie unentbehrlich geworden war, wollte er vor seine Eltern treten und sie um Segen und Jawort bitten. Selbstverständlich war, daß die Verlobten nun erst recht umeinander tanzten. — An einem Montag war's, da mußte Florian zur Stadt und versprach seiner Zenzl, ihr vom Markt „a schöues Kettel" mitzubringen Kaum war er fort, da erschien Vevl's Mutter

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 22.05.1934
Umfang: 8
und daß man sich in kritischen Zeiten auf den Stock der männ lichen Jugend verlassen können muß. Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von Walter Kloepffer Copyright by Wilhelm Goldmann, Verlag Leipzig, durch Dr. Prager, Pressedienst, Wien 4 Indes erfordert die Gerechtigkeit, daß wir auch die Vor züge dieser Studentenbude erwähnen. Erstens ist sie billig. Zweitens ist sie sonnig und hat Aussicht aus einen kleinen, gepflegten Nachbarhof, in dem wie durch ein Wunder zwei Akazien und eine Handvoll Ray-Gras gedeihen

. Drittens hat Florian Blumen vor dem Fenster, zu denen er eine tiefe Zuneigung gefaßt hat; denn er liebt die blauroten Glöckchen der Fuchsien und das Gewuschel flammender Pechnelken über alles. Viertens ist da noch ein der Klingelmann gehöriger Kater namens Petermann, der regelmäßig Visite macht und sich faul auf dem Sofa zusammenrollt. Florian rechnet wie ein moderner Finanzminister, aber das Budget will nie stimmen. Immer sind da Aus gaben, Notwendigkeiten, die nicht vorauszusehen

waren und die jede Bilanz umwerfen. Cs ist nun nicht gerade an dem, daß Florian hungern muß, aber Sprünge machen kann er auch nicht. Sein Leben ist ein ewiges Verzichten, ein zermür bendes Hinpendeln zwischen Mögen und Können, und seine Existenz ist angestaut mit unerfüllbaren Wünschen nach den Annehmlichkeiten dieser Welt. Zuweilen, s e.hr zuweilen, kommt Florian in ein Konzert, in ein Theater, in ein Cafe, und das ist dann immer kleines und aufregendes Fest. Manchmal, wenn das Glück ihm wohlwill, gibt er Stunden

unter den Birken wird nicht mehr Erwähnung getan, Florian nimmt sich zusammen,.aber.:er kann nicht verhindern, daß ihn nächtens aufregende Bilder überfallen, die süß und verboten zugleich sind. Florians Tage sind mit Lernen ausgesüllt. Was so ein angehender Mediziner alles wissen muß. ist nicht zu glauben. Er zeichnet Hefte mit phantastischen Tapeten voll, die ver größerte Gewebe darstellen, er muß sich klar sein über die verschlungenen Bahnen der Gesäße, derNerven, derMuskeln. er wandert durch die Hörsäle

, die angefüllt sind mit dem vielgestaltigen Elend einer großen Stadt, er macht schüch terne Versuche, selbst zu säbeln und zu schneiden, und er muß hinter die Schliche der tüchtigen innersekretorischen Drüsen kommen, die geheimnisvolle Säfte in unser Blut spritzen. Florian ist nicht dumm, aber er ist weich, ängstlich und manchmal ungeschickt. Es ist eine Frage, ob er, so beschaffen, ein rasch zupäckender, guter Arzt werden wird, der oft im Bruchteil einer Sekunde das Für und Wider einer Handlung

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 13.06.1934
Umfang: 8
wird diesen Beweis des Willens zur inneren Befriedung, der in Tirol von den Behörden ge geben wird, mit Genugtuung vermerken. Generalstreik in Malaga M a d r id, 12. Juni. (Reuter.) In Malaga wurde zum Zeichen der Sympathie mit den streikenden landwirtschaft lichen Arbeitern der Generalstreik verkündet. Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Bon WalterKloepffer Copyright by Wilhelm Golbmann, Verlag Leipzig, durch Dr. Präger, Presiebienst. Wien 22 Warum ich mich so vor Ihnen bloßstelle? Damit Sie * sehen

, daß ich aus eigener und bitterer Erfahrung spreche. : Vielleicht haben meine Worte jetzt ein anderes Gewicht, vielleicht habe ich Sie aufgerüttelt und Ihnen zu Klarheit verholfen. Vielleicht habe ich Ihnen auch gezeigt, daß jeder einmal fällt und daran zu schleppen hat. Ich glaube, das ist alles, was ich Ihnen zu sagen habe, Florian. Und nun Adieu. Sie müssen jetzt an Ihre Ar beit." 22 An den Park stößt ein großer Weiher, fast schon ein ■ kleiner See, der zum Sanatorium gehört und auf dem die Patienten manchmal

rudern. Florian steht ausrecht in einem Kahn und bemüht sich, mitels einer Stoßstange an das üppig wuchernde Schilf heranzukommen. Der Geheim rat hat besohlen, daß dieses Unkraut abgemäht wird. Florian, barhäuptig, nur mit Gürtelhose und Hemd be kleidet, läßt sich Zeit, und seine Gedanken sind bei der Su- warin. Hat sie ein Kind, sieh mal an! An dem andern, was sie gesagt hat, ist allerhand Bedenkenswertes, mag ihr Standpunkt auch schroff und doktrinär sein. Aber geschehen ist geschehen, und von all

dem Spintisieren wird die tote Regine nicht mehr lebendig. Die Sonne steht schräg über Florian wie eine weißglühende Metallscheibe. Florian tut mit der Sense einen wilden Schwung, einen symbolischen Schwung, ritsch-ratsch, als wolle er einen gordischen Knoten von Bedrängnissen endgültig zerhauen. Schilsstengel und Kalmusblätter fallen mit einem singenden Ton zur Seite und verneigen sich noch im Tode. Eben noch grün, werden sie nun welken und irgendwo verfaulen. Florian knackt die Zähne zusammen. Wird Tage

dauern, bis er über die Un terredung mit der Suwarin hinweggekommen ist. Er hat die Hemdärmel hochgekrempelt, und seine Muskeln sprin gen als feste, braune Wülste hervor. Er hat sich heraus gemacht in dieser letzten Zeit, ist männlicher geworden und handhabt die Sense wie ein alter Bauer. Plötzlich schreit jemand am Ufer seinen Namen. Es ist Wunderlich. Er bittet einsteigen zu dürfen. Florian dirigiert den Kahn zurück und stellt fest, daß dieser Professor Wunderlich heute in irgendeiner Weise ver

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 12
Datum: 26.05.1934
Umfang: 12
einen außerordentlichen Tiefpunkt der Bau gewerbekonjunktur davstellt. Gegenüber dem Jahre 1930 Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von Walter Kloepffer Copyright by Wilhelm Goldmann. Verlag Leipzig, durch Dr. Prager. Pressedrensi. Wien 8 „Wenn ich zurückkehre, verhaften sie mich. Ich müßte dann auch Reßl angeben, und damit ist keinem gedient. Sie werden mich verhören, und kein Mensch wird mir glauben. Die von der Polizei sind bloß drauf aus, daß sie die Leute reintunken und unglücklich machen, helfen

wollen die kei nem. Später werden sie meinen Vater holen und mich mit ihm konfrontieren. Davor fürchte ich mich, davor schäme ich mich, eher stürzt die Welt ein, als daß mein Vater mich begreift. Nein, nein, nein, es ist schon so, daß ich von hier weg muß. Aber einen Plan sollte man haben, so ins Blaue zu lausen hat keinen Zweck. Sie dürfen mich nicht erwi schen", redet Florian in die Einsamkeit des Abends. Als er die Straße erreicht hat, hört er ein Lastauto herandröhnen und macht dem Lenker ein Zeichen

. „Wollen Sie mich ein bißchen mitnehmen, Herr?" „Meinetwegen, fahr' aber bloß bis vor Dachau; im mer heraus, Mann, fix!" Die Gänge kratzen, Gas drauf, was der Saukarren heute nur wieder hat? Hinter Florian pumpern Bierfässer, ss. Helles, Prima Exportbiere. Florian rrregt das Frieren und putzt an seinem verdreckten Anzug herum. „Im Gras gelegen, was?" grinst der Biernmun. „Auch. Der Lehm geht nicht weg." „Geht manches nicht weg. Das Rindvieh da vorne kann nicht rechts fahren." Später halt der Wagen vor einem Dorfwirtshaus

dem Jahre 1932 (784) stark erhöht. Die An zahl der durchschnittlich bei öffentlichen Arbeiten Zugewie- senen betrug hingegen 257 gegenüber 502 im Jahre 1932. Von der Industriellen Bezirkskommission in Innsbruck wur den an finanzieller Beihilfe für rund 339.200 Tage 1,107.000 8 (vorläufige Ziffern) verrechnet. Ter Freiwillige Arbeitsdienst Ein besonders wesentliches Verdienst an der Entlastung des Arbeitsmarktes in der zweiten Jahreshälfte kommt dem Florian tritt an die Schenke und erkundigt

sich, ob- er ein Zimmer für die Nacht haben kann. Eine blöd lächelnde Magd leuchtet ihm die Stiege hinauf und zeigt ihm ihre prallen Waden. „Da war' das Zimmer, soll man wecken?" „Nicht nötig." Florian ist allein, grauenvoll und unsäglich allein. Die Stearinkerze wirft wackelnde Kreise an die Docke. Irgend wo klickert eine Kastennhr, irgendwo knackt ein Brett, so oft jemand über die Diele schleicht. Irgendwo ist das Geräusch von Bierdeckeln und streitenden Stimmen. Alles ist irgend wo, verwischt, unbestimmt, freudlos

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 14.10.1915
Umfang: 8
. ; ... . Das Torpedo. Karlskrona, 13. Okt. Der Tainpfer, des sen Torpedierung gestern vom Dampfer „Germa nia" beobachtet worden ist, war der Dampfer „Ret- tenhageu" aus Stettin. — 178 — wesen, wenn nicht das Kreuz, welches er sich in Veronika aufgeladen, ihn bis zur Unerträglichkeit gedrückt hätte. Ihm grauste vor allen Dingen vor dem Haß, den sie gegen Florian hegte. Aus Frieden, geschweige denn auf Glück, war uicht zu hoffen, so lange sie im Hause war und er wollte sich das Leben uicht länger von ihr ver gällen

lassen. Sie selbst mußte einsehen, daß es für alle Teile das Beste war, wenn man sich trennte. Es reifte ein bestimmter Ent schluß in ihm, und er wartete nur noch den Bescheid ab, welchen Beck aus Innsbruck bringen würde, um alles wo luöglich in Güte zu ordnen. Dann wollte er auch mit dem Schreiber Abrechnung halten, und ihn ein für alle Male absinden. Er wollte ihn schon zwingen, das gestohlene Testament herauszugeben. Das Schriftstück, welches Veronika für den Fall, daß Florian die Gelübde ablegte

, zur Uni versalerbin einsetzte, hatte er zurückgefordert und zerrissen, gleich nachdem Florian nach Hause gekommen war. Veronika hatte es ohne Sträuben herausgegeben, denn es war ja jetzt wertlos. Auch sie fragte nicht, wohin Florian eilte, sobald er sein Abend brot mit auffälliger Hast verzehrt hatte. Sie brauchte nicht zu fra gen, denn sie wußte es. Der Schluß seines Fluchtberichtes hatte sie ja davon in Kenntnis gesetzt, daß und wie er mit Anna bekannt ge worden war. Zu ihr also ging er und hätte

sie daran gezweifelt, so würde ihr die gelegentliche Frage Griffls, wohin Florian alle Abend über den See führe? Gewißheit gegeben haben. Der lvachsame Veit hatte die Fahrten ausspioniert und sich hinter den Vater gesteckt, um deren Ziel und Zweck zu erfahren. Er erfuhr aber nichts; Vero nika zuckte die Achseln gegen den. Alten. Kam die Verbindung zwischen Florian und Anna, die ja von den Buchauern, ebenso wie von ihrem Manne lebhaft gewünscht wer den mußte, zustande, so hatte sie alle die Jahre

hindurch vergebens gesonnen und geplant, geheuchelt, gelogen und intriguiert. Nein, der Hof, das Vermögen mußte ihrem Kinde, die Verbindung hin tertrieben werden. Ihre Liebe zu Benedikta, ihr Schuldbewußtsein gegen diese, Haß und Rachsucht gegen Alois und Florian spornten sie gleich stark an. Im ersten Augenblicke erschien ihr nichts leichter, als ein Liebespaar auseinander zu sprengen; wie sie aber reiflicher nachdachte, türmten sich immer größere Schwierigkeiten vor ihr aus. Sie kannte die Staudachs

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Tiroler Grenzbote
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Seite 3 von 4
Datum: 16.11.1942
Umfang: 4
) 36] So kam der Herbst, und alles ging glatt und gut. Florian pendelte zwischen München, Ammersee und Nürn berg hin und her. Er konnte es sich leisten, denn er arbeitete für Thomas Lincke, der ihn eines Tages in seine Privat wohnung geladen und ihn sehr zuvorkommend behandelt hatte. Die Aufträge, die er ihm gab, wurden gut bezahlt, und wenn Florian in der Frühe zeitig aufstand, so erübrigte er mehrere Stunden für die Ausführung dieser Arbeiten, die ihm leicht von der Hand gingen. Danach saß er in Kösters

Atelier oder malte mehrere Tage draußen am Ammersee. Er war ja jetzt so herrlich frei und konnte sich Zeit und Arbeit nach Belieben einteilen. Zwischendurch fuhr er nach Nürn berg, um seine verzagte Leni wieder ein bisserl auszurichten. Er tat es mit vielen Küssen oder trostreichen Worten, je nachdem. Als Leni einmal zu einem kurzen Wochenendbesuch nach München kam, war Florian mit dem Professor in den Bergen, wo er eine Gruppe von Holzfällern malte, stämmige Prachtgestalten mit nackten

, braungebrannten Oberkörpern und Armen, aus denen die Muskeln wie dicke Stränge her vorsprangen. Florian malte sie wie ein Besesiener. Augen und Ohren, ja, alle seine Sinne fraßen sich hinein in diese Wucht und Kraft, in Licht und Farbe des herbftsonnendurchzitterten Kahl schlages mit dem starken, blauen Himmel darüber, mit dem satten Grün der Bergtannen, die unter den krachenden Schlägen der Äxte bebten, schwankten und stürzten. Er malte die drei Männer im herrlich rhythmischen Schwung ihrer Glieder

, wie sie hinaufschnellten mit federnden Ge lenken, die erhobene Axt in den Fäusten, wie sie hinabsanken zum splitternden Schlag in die aufklaffende Rinde des Stam mes. Blanker Schweiß troff ihnen von den Stirnen und rann in Bächen über ihre nackten Rücken. Köster reiste ab, und Florian blieb. Er schlief bei den Knechten in der Hütte am Berg, aß mit ihnen und ging in früher Stunde wieder mit ihnen auf den Holzplatz. Als er nach München zurückkehrte, brachte er ein Bild mit, fast fertig, und als er es vor Köster

hinstellte, nahm der die Pfeife aus dem Mund und schlug ein Kreuz. Der alte Herr war der Meinung, daß Florian bei diesem Bild der leibhaftige Gottseibeiuns geholfen haben müßte. Die Luft und das Licht der Berge waren darin, die herbe Wucht männlicher Arbeit und die schwermütige Schönheit des ster benden Waldes. Als die große Kunstausstellung in München eröffnet wurde, hing Florians Bild in einem lichten Saal an einem Platz, der durch Kösters Bemühungen so günstig war, daß die Blicke der Besucher gleich

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 21.09.1915
Umfang: 8
über deutsche Truppen können sich nur auf die Schlacht bei Tar nopol am 7. ds. beziehen, deren irrtümliche Dar stellung im Berichte der russischen Heeresleitung be- j reits im amtlichen Tagesberichte vom 8. ds. wider- — 110 — gedrückten Florian eine Faust in das Haar und schleifte ihn hinter den Tonnen hervor an das Licht. Die Faust gehörte dem Pförtner. Ein Ruf der Ueberraschung, in welchen auch der Dieb ein stimmte, und dann folgte eine Totenstille, welche der Rektor mit den Worten unterbrach: „Heilige

Mutter Gottes, du hier und mit Dieben im Bunde!" Florian wurde feuerrot, schwieg aber trotzig, während der Dieb rief: „Nein, Ehrwürden, der hat auf seine eigene Rechnung ge arbeitet!" Ein Wächter streckte die Hand nach Florian aus, um ihn mit seinem Spießgesellen abzuführen. Der Rektor wehrte ihm mit dem Bemerken, daß Florian unter seine Jurisdiktion gehöre, und er überantwortete ihn dem Pförtner, um ihn in den Karzer der Schule zu bringen. Florian tobte in seinem Gefängnis bis zur Erschöpfung

. Er verwünschte den Wein, der ihn schläfrig gemacht hatte, und das un selige Zusammentreffen mit den Dieben. Daß man ihn wirklich für deren Genossen halten könnte und würde, daran dachte er in seiner Wut und seinem Schmerze nicht. Am folgenden Morgen ward er vor den Rektor in dessen Stu dierstube geführt. Pater Gury war gegenwärtig. Er stand mit dem Rücken gegen eins, der Fenster und schnitzelte an einer Federpose. Florian sollte bekennen, auf welche Weise er mit den Dieben in Ver bindung getreten

! Aber ich kann ihm nicht helfen, da sein Sohn in seiner Verstocktheit entschlossen ist, Schmach und Schande über sein graues Haupt zu bringen." Florian wurde blaß, und große Schweißtropfen traten auf seine Stirn. Aus das Heiligste beten- er seine Unschuld'. Fliehen habe er wollen durch das zerbrochene Gitter, gestand er, und sich deshalb — 111 — in dem Keller einschließen lassen, aber mit den Dieben habe er keine Gemeinschaft. „Niemand kann lebhafter wünschen, als wir, deine Freunde, daß du unschuldig seiest," seufzte

zu ersparen, und wenn wir die Hand dazu bieten, so geschieht es nur, weil wir dadurch zugleich den heißesten Wunsch deines Vaters erfüllen. Du kennst den Wunsch deines Vaters und seine Gründe dafür: entschließe dich, den Weg, welchen ivir dich bis her geführt haben, in unserer Mitte weiter zu wandeln, und du sollst vor der drohenden Schande bewahrt bleiben. Wir lassen dir bis morgen Zeit zur Ueberlegung." Er schellte und der Pförtner brachte Florian in den Karzer zurück. „£>, Vater, das war gar

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 01.06.1934
Umfang: 8
die Leistung von Betriebsauslagen aus dem Trinkgeld oder aus der Trinkgeldablöse zu verlangen. Zur Anforderung von Personal soll eine eigene Stellen vermittlung geschaffen werden, die die Einrichtung von Privatvermittlungen überflüssig und unmöglich macht. Sehr wichtig ist die Forderung des Gehilfenausschusses nach Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von WalterKloepffer Copyright by Wilhelm Goldmann. Verlag Leipzig, durch Dr. Präger. Presiedienst, Wien 12 „Ja. bitte", erwidert Florian und tappt

die innere Festigkeit Herkommen? Empfinden £te Reue? Ich meine die übernatürliche, auf Gott bezogene Reue?" Florian schweigt und gräbt in sich. Er steigt in sein In neres wie in einen Brunnen hinunter und sieht nach. Aber da ist alles unklar und verschwommen. „Nun?" «Ich w'iß es nicht." Einführung einer obligatorischen Einzahlung für Al ters- und Jnvaliditätsfürsorge. Auch eine Sterbekasie soll geschaffen werden. In beruflicher Beziehung sieht das Forderungsprogramm noch das Ver langen nach Einführung

es nicht", murmelt Florian unsicher und be drückt. „Dann kann ich Sie auch nicht lossprechen. Ich fürchte. Sie haben nicht mehr das rechte Verhältnis zu Gott. Viel-- leicht haben Sie ihn sogar verloren", sagt der Geistliche traurig. „Aber einen Rat kann ich Ihnen mitgeben, eine Bitte. Suchen Sie Gott. Er ist so leicht zu finden. Aus jeder Blume, aus jedem Vogel, aus jedem Kleinsten spricht er zu Ihnen. Und wenn Sie ihn gefunden haben, dann kommen Sie wieder." Florian erhebt sich mit tauben Knien. Sein Kopf

mit einer überirdischen Macht, aber ich kann nicht. Ist das meine Schuld? Als Florian die Kirche verläßt, holt ihn der Geistliche ein. „Kommen Sie in einer halben Stunde in den Psarrhos hinüber. Ich sehe, wie es um Sie bestellt ist, und habe eine Kleinigkeit sür Sie. Sie werden nur meine Haushälterin treffen." „Jawohl, ja", erwiderte Florian und geht wieder zu jener Bank. Er stützt den Kops in die Handfläche und sagt Genossenschaft plant auch Schritte zu unternehmen, um eine Aufhebung der Luxusgaststätten-Abgabe

." „Ich weiß, kommen Sie nur", meint das sanstgescheitelte ältliche Fräulein und führt Florian in eine gemütliche Stube, deren Fenster in einen verschwenderisch prangenden Garten gehen. „Greifen Sie zu. Und von den Kleidern da suchen Sie sich heraus, was Ihnen paßt. Es sind geerbte Sachen, die der Herr Pfarrer doch nicht brauchen kann. Ich lasse Sie jetzt allein. Genieren Sie sich nur nicht." Florian, wie von einer Märchensee angerührt, reibt seine Hände an der Hosennaht und blickt verwirrt umher

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