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Lienzer Zeitung
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Seite 22 von 28
Datum: 18.04.1908
Umfang: 28
hat uns dein Brief erfreut!' So sprudelte es über des lebhaften jungen Mannes frische Lippen, während man einstieg. „Nun, und wie geht es Agnes?' war Wilhelms erste Frage. „Danke, vorzüglich. Wirst sie ja Sonntag sehen. Können jetzt ja nach Belieben hinüber gondeln zum alten Raubnest.' „Und Fritzchen?' Da errötete Ferdinand flüchtig und schaute hastig nach der Seite. „Danke, danke, auch wohl auf. Welche Menschenmenge doch hier immer in dieser Straße.' Wilhelm sah den Freund scharf an und sprach

ernst: „Tu er wähntest sie in deinen Briefen fast gar nicht. Der Schritt ist dir doch wohl nicht leid geworden?' „Aber, Gott bewahre,' erwiderte Ferdinand hastig, während sich seine Stirn umwölkte und die mit Ringen überreich ge schmückten schlanken Finger unruhig an einer Quaste des Wagens zerrten, als wollten sie dieselbe zerpflücken. „Fritzchen ist ein süßes Mädel. Aber du weißt ja, Freund, welch ein Abgrund erst noch zu überwinden ist.' >,Ach was, nur Courage!' Ferdinand schien

Bater förderte durch allzu reichliche Zuschüsse das schier fürstliche Leben seines verzogenen Sohnes nur zu sehr, so daß Ferdinand längst im Rufe eines argen Verschwenders und des leichtsinnigsten Leutnants im Regiment stand. Staunend sah der an spartanische Einfachheit gewöhnte Wilhelm dann jetzt all den Luxus und all die glänzende Eleganz, mit der sein Freund sich zu umgeben verstanden. Er dachte an das armselige Stübchen, das seine Wohnung sein würde. „Fein hier, was?' fragte Ferdinand lachend

, weißen Kuvert entnommen, der schien ihn sehr zu fesseln, denn er las lange daran, ging dann umher und studierte ihn aber mals. Wilhelm entging es nicht, daß dabei das vorhin so fidele Gesicht einen recht ernsten Ton angenommen und auffallend blaß geworden war. Ferdinand schien ganz vergessen zu haben, daß er nicht allein im Zimmer war. Als der Diener den Kopf durch die Tür steckte und sagte: „Serviert, Herr Leutnant!' erwiderte dieser barsch: „Gut, scher Er sich!' Dann, als käme er allmählich

. Alle meine Bitten und Erklärungen vermochten ihn nicht zu beruhigen. Er ist der festen Uberzeugung, daß Du, mein teurer Ferdinand, nur ein ruchloses Spiel mit mir treibst. Seine Meinung von Dir ist die denkbar schlechteste. Wie unglücklich ich jetzt bin, kannst Du dir vorstellen, Du mein höchstes Glück auf Erden. Wir werden uns lange Zeit nicht wiedersehen, denn schon morgen reise ich zu dem Onkel Professor, bei dem ich früher ein paar Jahre war. Die Trennung soll gewissermaßen ein Prüfstein unserer Liebe

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Lienzer Zeitung
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Seite 23 von 28
Datum: 18.04.1908
Umfang: 28
, sie vermute ja auch nur in Walther den Verleumder. So rechtfertigte er es vor sich selber, daß er wieder einmal von der Liebenswürdigkeit des Assessors über wunden war. Wilhelm kannte den Herrn noch zu wenig, um über dessen Charakter urteilen zu können. Aus Fritzchens Vermutung gab er nichts, da er prinzipiell nur nach eigenem Erkennen zu ur teilen pflegte. Daß Ferdinand indessen, je mehr der Sekt, ohne den es nun bei ihm einmal nicht ging, feine Sinne verwirrt, dem gar zu freundschaftlich tuenden

verdrießen!' Das könnte Walther durch Hellwig wohl erfahren haben. Jetzt erhob sich der Forstassessor, wünschte in herzlichster Weise beiden eine gute Nacht und entfernte sich, um nicht allzuspät zu Hause zu sein. Ferdinand war nicht mehr in der Stimmung, einige ernstere Bemerkungen Wilhelms voll zu würdigen. Er schüttelte in froher Weinlaune nur den Kopf und sagte: „Ihr seid alle Grillenfänger! Der Waither ist kein -schlechter Kerl!' Bald darauf trennten sich die Freunde, der eine ernst

und nach denklich, der andere heiter und sorglos. Als Ferdinand Wilhelm zwei Tage später in seiner höchst einfachen Wohnung aufgesucht und ihn bewogen, den Abend bei ihm in dem bequemeren Quartier zu verbringen, meldete beim Eintritt der Freunde in den wohlgepflegten Garten der Villa der Diener, daß der alte Herr von Falkenhorst bereits seit einer Stunde dort sei. Wilhelm wollte sofort gehen, um Vater und Sohn ungestört zu lassen. Das ließ Ferdinand indessen nicht zu, er schob seinen Arm in den des Freundes

.' „Aber Papa,' unterbrach Ferdinand den alten Herrn, „was sind das für Geschichten? Agnes schrieb noch vorgestern an mich und freute sich so sehr auf meinen und unseres Freundes Besuch am Sonnabend. Hast du schon wieder, verzeih mir meine un kindliche Dreistigkeit, eine neue Freierei mit ihr vor? Ich denke, Graf Alex, dieser Ausbund von Untugend, ist —' „Nafenweiser Bengel?' schnarrte, ihn unterbrechend, der alte Herr, halb beleidigt, halb scherzend. „Was geht's dich an? Telegramm, daß Onkel Wilhelm

sehr krank und seinen Liebling Agnes baldmöglichst um sich sehen möchte, traf eben gestern ein! — Habe übrigens allerlei private Sachen noch mit dir unter vier Augen zu besprechen.' Wilhelm verbeugte sich und sagte stolz und kalt: „So empfehle ich mich selbstverständlich. Auf Wiedersehen, Ferdinand.' Des Freundes schwache Versuche — eine innere Unruhe und Besorgnis ließ es eben nur bei solchen bewenden — hielten ihn nicht, er ging. „Scheint ja recht dicke Freundschaft

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