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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 16.08.1938
Umfang: 6
!" „Bläh dich bloß nöch so auf!" Hein schob seine Hemdsärmel zurück. „Sonst platzt dir der Kopf vom Stehkragen!" „Sie! — Ich warne Sie!" schrie Ferdinand, außer sich vor Wut und Angst. Hein trieb ihn durch das Zimmer. Schritt für Schritt wich Ferdinand zurück. „Noch ein Wort, und du kiekst aus dem Lazarettfenster!" brüllte Hein. Bis zur Tür des anderen Zimmers hatte er ihn gescheucht. Da ging die Tür auf. Angelockt von dem Lärm kamen Franz und Klaus herein. Die Tür drückte Ferdinand in die Ecke

bei den Betten. „Was ist denn hier los?" fragte Franz. Wütend schmiß Hein die Tür zu, so daß Ferdinand wieder zum Vorschein kam. „Da — dieser Etappenhengst will uns rausschmeißen! Kiekt euch mal den feinen Pinkel da an!" Wie ein Häufchen Unglück stand der arme Hasenbein da. In eine schöne Tinte war er da hineingeraten! Drei unrasierte Kerle starrten ihn an. Jeden Moment konnten sie über ihn herfallen! Da sah er, wie sich das Gesicht des einen zu einem breiten Lachen verschob. „Ach, du meine Güte!" rief Franz

. „Der schöne Ferdinand! — Mensch, Hasenbein, wo kommst du denn her?" Er haute Ferdinand auf die Schulter, daß dieser unwillkür lich einknickte. Wie Bergeslast siel es von dem bedrängten Hasenbein. Jetzt erkannte er den anderen auch wieder. Er war mit ihm zusammen eingezogen worden und im Feldrekruten depot gewesen. „Der Franz Feldmann! Nein, so was!" Erfreut drückte Fer dinand ihm die Hand. „Hier an der Front müssen wir uns Wiedersehen!" „Fron t!" lachte Hein auf. „Wenn das hier die Front is, dann sitzt

bei dir der Arm vom!" Ferdinand machte ein dummes Gesicht, Franz grinste, und Klaus, der an seiner Stummelpfeife lutschte, fragte feixend: „An welcher Front bist du denn hier, Bubi? — An der West front oder an der Ostfront?" „Ihr meint wohl, nur vorn wird geschossen?" verteidigte sich Ferdinand. „Wenn die Flieger kommen, knallt's auch hier ganz nett!" „Ja, ich Hab' schon gehört," frozzelte Hein. „Wenn der Tommy hiel mal 'n paar Eier gelegt hat, dann haben die Waschweiber acht Tage zu tun!" Er ging

, sich kratzend und laufend, zum Bett. Ferdinand sah die beiden anderen fragend an. „Wieso?" „Na ja doch!" erklärte Klaus trocken. „Daß sie all die Hosen wieder rein kriegen, die ihr vollgemacht habt, nöch!" Er begab sich schmunzelnd zum Kanapee und pflanzte sich darauf. Ferdinand wandte sich beleidigt zur Tür. „Wenn ihr mich bloß aufziehen wollt, dann..." „Mußt dir nichts draus machen!" fiel ihm Franz ins Wort, hakte ihn unter und zog ihn mit sich zum Tisch. „Bei uns Frontsoldaten herrscht nun mal

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Seite 3 von 6
Datum: 08.09.1938
Umfang: 6
Mit geschultertem Spaten vorbei am ersten Arbeiter des Reiches Weltbild (1), Harren (1), Müller (1) (Nachdruck verboten.) 30 Der Etappenhase Von BunjeCorlan Noch einmal blickte sich Ferdinand nach allen Seiten um, dann ging er mit schnellen Schritten davon. Nanu, dachte Klaus. Was mochte Hasenbein so heimlich da versenkt haben? Klaus trat an das Me Wasser des Kanals. Es verriet nichts. Aber schließlich, was ging es ihn an? Achsel zuckend spazierte Klaus zum Städtchen zurück. Ferdinand

!" wehrte sie ab. „Noch einen lütten Süßen!" bettelte er. „Sonst kriegst du keinen Hasenbraten!" „Nicht hier!" bat sie. „Wenn du sonst keine Sorgen hast!" grinste er. Er zog sie aus dem Licht der Küche in das Dunkel des Hofes. An eine Stelle, von wo er einen Einblick in die Küche hatte. Aus einem lütten Süßen wurden dort ein Dutzend und es wären noch mehr geworden, wenn Hein nicht aus der Zimmer tür Ferdinand und Franz hätte in die Küche treten sehen. Er ließ die verdutzte Antje einfach stehen und schoß

wie ein Habicht über den Hof in die Küche. Dort hatte Ferdinand zwei Flaschen Rotwein auf dem Tisch abgestellt. Genießerisch zog er den Bratendust ein. Der Herd übte eine gewaltige Anziehungskraft auf ihn aus. Er ging auf die Bratröhre zu und wollte die obere öffnen. In diesem Augenblick kam Hein in die Küche gestürzt. „Pfoten weg!" brüllte er. „Was wollt ihr hier?" Hein blickte herausfordernd von Fer dinand auf Franz. „Ihr streicht ja alle wie die Aasgeier um die Küche!" ..Ein unvergleichlich schönes

habe selbst bei den Ausländern Schreie der Bewunderung ausgelöst. „Welch ein außerordentliches Volk", so schreibt der Berichterstatter weiter, „wenn es sich darum han delt, Menschenmassen aufmarschieren zu lassen, Kraft zu zeigen und ungeheuren Symbolen Ausdruck zu geben". Der Führer und Reichsarbeilsführer Hierl auf der Ehrentribüne Dem Aufmarsch der Arbeitsmänner wohnten auch (von links nach rechts) Generalfeldmarschall Hermann G ö r i n g, Reichs innenminister Dr. Frick und Reichsführer M Himnüer bei. Ferdinand deutete

entschuldigend auf die beiden Wein flaschen. „Die schickt der Herr Major für den Hasen." Hein zog ein Taschenmesser hervor und machte sich daran, eine Flasche zu entkorken. „Hm! Es riecht ja hier ganz famos!" bemerkte Ferdinand. „Waste nich sagst!" spöttelte Hein. „Nimm dir man 'ne ordentliche Nase voll mit! Der Blindgänger gibt dir nachher doch nix ab!" „Ha!" machte Ferdinand überlegen. „Ich passe schon auf, daß ich nicht zu kurz komme! Den Dust lasse ich euch!" „Hall! Hallo, Hasenfuß!" hielt ihn Hein

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Seite 3 von 6
Datum: 05.09.1938
Umfang: 6
du keinen Hasen fangen. Und ich foitn mir auch keinen Hasen aus dem Hintern schneiden! Komprih?" „Schön!" erklärte Franz aufgebracht. „Wenn du eben nicht anders willst, dann muß ich mit dem Leutnant sprechen!" Er ging in das Nebenzimmer. „Döskopp!" schrie chm Hein wütend nach. Cr sprang auf und rannte ihm wütend nach. Ferdinand, der aus dem Zusammenstoß der beiden nicht klug geworden war, beobachtete ihn etwas ängstlich. Endlich nahm er sich ein Herz und fragte: „Was will er bloß beim Leutnant

? Dann bin ich doch gleich verratzt!" „So 'n Angeber! Gleich nach 'm Leutnant laufen!" knurrte Hein. „Dann ist's wohl hier aus mit mir!" meinte Ferdinand völlig entmutigt. „Am besten, ich melde mich freiwillig an die Front!" Mit einem Ruck wandte sich Hein ihm zu. Im Nu war all seine Wut verflogen. Vergessen war selbst der Hase, und er dachte nur noch an eins: wenn der Ferdinand sich wirklich frei willig an die Front melden würde, dann konnte der Klaus mit ihm ausgetauscht werden. Er schlug Hasenbein derb

eine Mitnahme von 80.000 Flugpostbriefen oder ent sprechender Fracht über Flugstrecken bis zu 9000 Kilometer. BDM. probt auf der Zeppelinwiefe Ein Bild von den Proben des BDM. zum Tag der Gemein schaft auf der Zeppelinwiese in Nürnberg. „Ja, ja! meinte Ferdinand zögernd. „Manchmal habe ich das auch schon gedacht! Aber wenn man es sich dann wieder überlegt, dann denkt man doch, man soll sich nicht mutwillig in Gefahr begeben!" „Ist alles halb so wild! Sieh dir den Klaus an, der ist schon von Anfang an dabei

und ihm ist nix passiert! Na, und der Franz und ich? Wir sind auch schon zwei Jahre an der Front und waren oft im dicksten Schlamassel!" Hein rückte ganz dicht an Ferdinand heran und sprach mit all seiner Ueberredungs- kunst. „Den Heldentod kannste nur einmal sterben, und wenn du Schwein hast, kommste mit so 'nem kleinen Heimatschuß da von! Dann nimmste dir so 'neu kantigen Granatsplitter als Briefbeschwerer mit nach Hause und kannst dann auch 'nen Ton mitreden! Nöch?" Ferdinand schwankte noch, aber halb

Kinder, die nach ihrem Vater schreien!" Ferdinand nickte zustimmend. „Meinst du, daß ich in eure Kompagnie käme?" fragte Fer dinand. „Da will ich und der Leutnant schon dafür sorgen!" versprach ihm Hein. Und als Hasenbein noch immer nachdenklich vor sich hinsah, da legte er ihm freundlich die Hand auf die Schüller: „Und das sage ich dir, Ferdinand: wenn ich dich bis heute immer bloß hochgenommen habe, darin hättfte an mir deinen besten Freund!" Freudig fragend sah ihn Ferdinand an. Er ahnte

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Seite 4 von 6
Datum: 09.09.1938
Umfang: 6
sofort in das Kranken- Ferdinand schnappte nach Lust. Er wollte protestieren, aber Franz und Klaus gaben ihm einen Knuff in die Seiten, daß dieser Protest im Keime erstickte. Er fügte sich der Gewalt und brachte schließlich ein mattes „Ja" heraus. „Dein Glück!" erklärte Hein befriedigt. „Angeklagter, dann frage ich dich: was hast du heute nachmittag am Kanal ge macht?" Alles hatte Ferdinand erwartet, nur diese Frage nicht. Er bekam einen Mordsschrecken und zuckte sichtlich betroffen zu sammen

. War das nicht schon ein Geständnis? Aller Augen hingen gespannt an ihm. Er schluckte und konnte endlich nur stotternd fragen: „Am Kanal?" „Was du da gemacht hast, will ich wissen?" forschte Hein. Einer von den dreien mußte ihn am Kanal beobachtet haben, das stand für Ferdinand fest. Aber was hatte er gesehen? Viel leicht, daß er das Paket versenkt hatte? Aber damit wußten sie noch längst nicht, was in dem Paket gewesen war. Vielleicht wollten sie das jetzt auf diese Weise aus ihm herauspressen? Ferdinand hielt

es für das beste, zu leugnen und immer nur soviel zuzugeben, wie man ihm Nachweisen konnte. „Spazierengegangen bin ich am Kanal!" antwortete er darum. „Das ist doch erlaubt!" „Spazierengegangen, mit einem Paket unterm Arm", sagte Hein ironisch. „Und das Paket haste in den Kanal geschmissen!" „Das... das ist nicht wahr!" leugnete Ferdinand standhaft. Aber da fuhr ihn Klaus an: „Lüg nicht so frech! Ich selber hab's gesehen!" Ferdinand wollte wiederum ausrücken. Aber er erntete nur ein paar Püffe und wurde

wieder auf seinen Schemel gedrückt. „Klingelingeling l" machte Hein. „Ich bitte mir Ruhr aus! Affo, Angeklagter, hast du das Paket ins Wasser geworfen? Ja oder nein!" Ferdinand sah ein, daß weüeres Leugnen töricht wäre und gestand: .Ja!" haus nach Schwaz gebracht werden. Der entgegenkommende Personenkraftwagen ist aus Graz und wurde vom Mechaniker Siegfried Cmyral gelenkt. Mit dem Rsller ins Auls In Z i r l fuhr gestern der fünfjährige Kleinbauernsohn Franz Haselwanter mit seinem Roller von der Kalvarienberg straße

(135.11); Italien 13.09 (13.11); Kanada 2.490 (2.494); Nor- wegen 60.46 (60.58); Schweden 62.03 (62.15); Schweiz 56.46 (56.58); Tfchecho-Slowakei 8.601 (8.619); Bereinigte Staaten von Amerika 2.494 (2.498). Und nun kam die Frage, die er vor allem fürchtete: „Und was war in dem Paket?" Niemals würde er das sagen! „Nun?" drängte Hein. „Das brauche ich nicht zu sagen! Das geht keinen was an!" trotzte Ferdinand. „Dann werde ich's dir sagen!" mischte sich Marie ein. Wieder bekam Ferdinand

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Seite 3 von 6
Datum: 23.08.1938
Umfang: 6
dieses in großem Bogen auf den Boden. Nach dieser Spritztour griff er zu seinem Besen und begann zu kehren. Papier und alle möglichen Abfälle holte er unter den Betten und aus den Ecken hervor. Vergnügt pfeifend fegte er sie zusammen. Da trat Ferdinand Hasenbein ins Zimmer. „Euer Leutnant nicht hier?" fragte er. Hein sah kaum auf und kehrte weiter. „Das siehste doch, nöch?" „Wo ist er denn?" Ferdinand kam näher. „Frag ihn selber!" „Kommt er bald?" „Weiß ich nicht!" Ferdinand lehnte sich in erhabener Pose

an den Tisch und sah naserümpfend der Fegerei Heins zu. „Dann werde ich warten!" Hein erwiderte nichts. Aber mit großem Schwung begann er jetzt, den Dreck auf Ferdinand zuzukehren. Dann fuchtelte er ihm mit dem Besenstiel vor der Nase herum. „Geh mal aus dem Weg, ja?" „Ist doch Platz genug hier!" protestierte Ferdinand, und wich zurück. Aber Hein machte sich einen Spaß daraus, ihn weiter zu treiben. „Los, partih!" nimm deine Hammelbeine aus der Fahrbahn! Du störst den ganzen Betrieb!" Ferdinand

den Topf zu Ferdinand, der ihn gespamtt beobachtete. „Prost Milch!" Er setzte an und tat einen kräftigen Schluck. Schadenfroh lachte Hasenbein auf. „Guten Appetit!" Hein setzte den Topf ab. „Gönnst sie mir wohl nich? Willst wohl was abhaben?" „Nee! Brrrr!" Uebertrieben schüttelte sich Ferdinand. „Die gönn' ich dir gern!" Hein stutzte, sah in den Milchtops, roch daran. Sah wieder auf Ferdinand und fragte mißtrauisch: „Warum?" Ferdinand feixte höhnisch. „Weil Maries Kater drin gewesen ist!" „Das lügst

du!" „Ich hab's selber gesehen, wie das Biest aus dem Topf ge soffen hat! Deshalb hat die Marie ja auch die Milch stehen- lassen!" erklärte Ferdinand überlegen. Jetzt war es an Hein, wütend zu sein. „So ...! Und da läßt du mich erst trinken ...? Da! Du Ekel!" Mit einer schnellen Handbewegung schüttete er Ferdinand den Inhalt des Topfes ins Gesicht. Wie ein begossener Pudel stand Hasenbein da. In Augen, Nase und Mund war ihm die Milch gedrungen. Sie tropfte ihm vom Gesicht herab, lief ihm in den Kragen

. Seine ganze Uniform war besudelt. Er schnappte nach Lust. Wahrscheinlich wäre es zwischen den beiden jetzt doch noch zu einer Keilerei gekommen, wenn nicht in diesem Augenblick von der Tür her eine Stimme „Achtung!" gebrüllt hätte. Es war Klaus, der, schwer bepackt, für Leutnant Dierk die Tür geöffnet hatte und diesem nun den Vortritt ließ. Hein und Ferdinand fuhren nach der Tür herum. Ferdinand versuchte mit Mühe, in seiner jammervollen Verfassung Haltung anzunehmen. Hein schob den Milchtops aufs

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Seite 3 von 6
Datum: 17.08.1938
Umfang: 6
ihn dann haben!" stimmte Jochen ruhig zu. „Aber ich glaub' ich krieg' deine Piep!" Währenddessen hatten Franz und Ferdinand ihre Erlebnifle seit ihrer Trennung ausgetauscht. „Hm! Also dir geht's so weit bong!" sagte Franz. „Das freut mich aber!" „Man kann nicht klagen!" meinte Hasenbein. „Der Dienst ist nicht schlimm, und mit meinem Major stehe ich mich so!" Er ballte zur Bekräftigung seiner Worte die Faust. Er war zufrieden mit sich und seinem Los. Und war überzeugt von der Wichtigkeit seiner Persönlichkeit

und seiner Stellung. „Aber, wie schon gesagt, sonst ist's stinklangweilig in diesem Dorf", fuhr er fort und holte dabei aus der Rocktasche eine silberne Zigarettendose. „Bitte!" Er klappte sie auf und schob sie Franz zu. Franz nahm sich eine Zigarette, betrachtete die Marke. „Sind rauchbar!" Ferdinand schob die Silberdose Klaus zu: „Willst du auch eine? — Sind besser als dein stänkriger Knaster!" Klaus sah ihn an und pustete ihm eine Wolke Qualm aus seiner Pfeife hinüber. Nahm dann die Dose in die Hand

und betrachtete sie. „Danke schön, Hasenfuß!" Ferdinand wedelte mit der Hand den Qualm von sich fort und verbesserte ihn: „Hasen dein, bitte!" „Ist doch Jacke wie Hose", brummte Klaus. „Nicht übel, das Kraut?" wandte sich Ferdinand wieder Franz zu, der sich eine Zigarette angezündet hatte. „Tja, wo- von sprachen wir doch noch? — Ach so, ja! Hier am Marktplatz, da ist ein Estaminet. Da gibt's einen ganz trinkbaren Wein, und tanzen kann man da auch ..." „Tanzen kann man?" unterbrach ihn Franz eifrig. „Du, sag

mal! Da ist hier im Haus so'n Mädel, da bin ich direkt scharf drauf!! Mit der möcht ich mal tanzen!" Ferdinand horchte auf. „Wie heißt sie denn?" fragte er mit erzwungener Ruhe. „Marie! So 'ne hübsche Dunkle!" schwärmte Franz ahnungs los. Ferdinand schluckte und druckste. Das fehlte noch, daß ihm jemand bei der Marie in die Parade kam. „Was die Marie betrifft", sagte er und richtete sich auf, „die ist allerdings schon in fester Hand!" „Was du nicht sagst!" bedauerte Franz. „Verlobt

?" „Das noch nicht! Aber so gut wie!" Ferdinand griff nervös nach seiner Zigarettendose. „Schade! Gegen wen denn?" wollte Franz wissen. „Mit mir!" erklärte Ferdinand stolz. „Da ist für dich nichts mehr zu holen!" Er klappte die Zigarettendose auf, um sich eine Zigarette zu nehmen. Und starrte mit großen Augen hinein: sie war leer. Heimlich hatte Klaus alle Zigaretten herausgenommen und sie in seiner Rocktasche verschwinden lassen. Worauf er die leere Dose zugeklappt und auf den Tisch gelegt hatte. Ganz ernst

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Seite 3 von 8
Datum: 17.09.1938
Umfang: 8
, wo ein B o r b e i m a r s ch vor dem Gauleiter die Einholung der Feld zeichen beschloß. (Lichtbild: Erwin Sp ielm ann, Innsbruck.) (Nachoruck verboten.) 38 Der Etappenhafe Bon Bunje-Cortan Vor der Kommandantur trat die Kompanie bereits an, Fer dinand meldete sich beim Feldwebel, der sogleich Klans rief, der schon an seinem Platz stand. „Ummen, Sie bleiben hier an Stelle von Hasenbein! Lassen Tie sich von ihm schnell alles übergeben! Los, Hasenbein, beeilen Sie sich, wir mstssen abxücken! Klaus konnte Ferdinand kaum folgen. Obwohl

dieser Wechsel nicht mehr so ganz über raschend kam, konnte er ihn doch nicht so recht fassen. Ferdinand hatte ihm nicht viel zu übergehen. In einer Mi nute konnten sie die Schreibstube wieder verlassen. Unten im Hausflur jagten sie ein Paar auseinander, das innig umschlungen Abschied nahm: Antje und Hein, der auch bereits den Stahlhelm auf hatte'und feldmarschmäßig war. Als er Ferdinand erkannte, da leuchtete es in seinen Augen ans. Cr packte seine Hand und schüttelte sie. „Mensch, Hasenbein

! also doch! Das ist aber fein von dir! Und nun sollste auch sehen, was du an mir für einen Freund haben wirst!" Er wandte sich wieder zu Antje und riß sie am sich. „Noch 'neu lütten Süßen, Meisje, und vergiß mich nich schon morgen!" „Hier sind wir überflüssig!" Klaus zog Ferdinand mit sich fort. Am Torweg besann sich Ferdinand. «Ich möchte mich noch von Marie verabschieden", sagte er und lief in das andere Haus. Es ^ab ihm doch einen Stich, als dort im Treppenflur Marie in den Armen von ,Franz stand. Er wollte sich schon

still wie der davonmachen, da erblickte ihn Marie, deren Augen ver weint waren. „Der Ferdinand!" Ueber und über errötete sie. Ministerpräsident C h a m b e r l a i n mit Sir Horace W i l s o n (rechts) und dem englischen Botschafter in Berlin Sir Reville Henüerson nach der Besprechung mit dem Führer in der Halle des Grand-Hotel in Berchtesgaden, wo er Wohnung genom men hat. Ministerpräsident Chamberlain im Gespräch mit dem Chef des Protokolls, Gesandten Freiherrn von DoerNberg. Im Hintergrund

die Pressevertreter. — (Weltbild.) Sie löste sich von Franz, der Hasenbein überrascht ansah. „Gehst mit uns für den Klaus? Das ist anständig von dir!" Ferdinand nickte und wandte sich an Marie. „Ich wollte mich nur von dir verabschieden, Marie! Leb' wohl!" „Leb wohl, Ferdinand!" Sie gab ihm die Hand. „Und schreib mir mal!" „Gern, Marie! Und jetzt muß ich noch zu deiner Tante!" Er rannte die Treppe hinauf. „Ich muß gehen.; Meisje!" sagte Franz heiser. Sie flog ihm in die Arme. Er küßte sie nochmals und noch mals

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Seite 3 von 6
Datum: 03.09.1938
Umfang: 6
Schrank. Ferdinand stieß die Fenster auf, um frische Luft ins Zimmer zu lassen. Dabei gedachte er des ihm anvertrauten Hasen, den er über den Sorgen mit dem Kleinen Rock ganz vergessen hatte. Er beugte sich aus dem Fenster, und bleiches Entsetzen packte ihn. Der Hase war fort, verschwunden! Der Haken, an dem er ihn festgebunden hatte ... auch der war nicht mehr da. War das Biest abermals heruntergefallen? Auf dem Dach des Schuppens lag er nicht! Aber vielleicht auf dem Boden? Ferdinand raste

aus dem Zimmer, die Treppe hinunter, über den Hof. Wollte denn die Pechsträhne gar kein Ende nehmen? Ein Mißgeschick jagte das andere! Hasen, Kopf haften, Hasen, Kopf haften! — hörte er die Stimme des Majors. Der Alte würde toben, wenn der Hase wirklich verschwunden war, und er selber konnte dann auch verschwinden. Ohne Tritt, marsch, an die Front! Der Hase mußte da sein! Mit ängstlich suchendem Blick raste Ferdinand um die Ecke. Von dem Hasen keine Spur! Auf der Erde nicht! Auf dem Mist

feln, 12.000 Kilogramm Käse, 110.000 Kilogramm Konserven geworfen. Es war der Strohhalm des Ertrinkenden, an den Ferdinand sich klammerte. Er holte sich eine Forke und begann vorsichtig und bedacht, sich nicht zu beschmutzen, in dem Misthaufen herumzustochern. Teufel, welch ein Gestank! Er rümpfte die Nase, aber er über wand sich und suchte verzweifelt. In seinem Eifer bemerkte er Hein nicht, der spitzbübisch grinsend herangeschlendert kam und ihm eine Weile zusah. „Mojn, Hasenfuß!" sagte

er mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt. „Wat machst denn du da?" Ferdinand warf ihm nur einen kurzen Blick zu und betätigte sich weiter mit der Mistgabel. „Nimmst dich gut aus... so als Gockelhahn auf dem Mist!" spottete Hein. Aber Ferdinand beachtete ihn nicht. Er hatte jetzt keine Zeit, sich auf Heins Anzapfungen einzulassen. Mit gutgespiel ter Neugier trat Hein näher: „Mensch, was schnupperste denn in allen Ecken 'rum wie ’n Kaninchen?... Kann ich dir wat helfen?" Mißtrauisch sah ihn Ferdinand an. dann stöhnte

er ver zweifelt: „Mein Hase ist weg!" „Dein Hase?" tat Hein dumm. „Hast du denn auch 'nen Hasen gehabt?" „Ach wo...! Der Herr Major hat mir seinen Hasen zum Aufbewahren gegeben, und nun ist er weg!" „Wat?" staunte Hein. „Dem ollen Blindgänger sein Hase, den ich braten soll? Donnerwetter! Junge! Junge!" Ferdinand zog den Haken aus der Tasche und zeigte auf die Stelle in der Mauer, wo er ausgerissen war. „Da oben unterm Fenster hat er gehangen!" Hein betrachtete den Haken, sah mit dämlichem Gesicht

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Seite 3 von 6
Datum: 15.09.1938
Umfang: 6
(2). «UM« tf 3 um LandeSsü»»etzLn tzIOW» io. WM QCroil8 i 19. Geplenaver 193» in Ännsvrn« (Nachdruck verboten.) ' 36 Der Etappenhase Von Bunje-Cortan Er zeigte auf die Weinflaschen, die Ferdinand aus dem Keller Grothes geholt hatte. „Dann erfährt er nämlich auch das da! Und dann", Hein griff nach dem verbrannten Rock und hielt ihn Ferdinand unter die Nase. „Und dann das da!" Hasenbein erbleichte, er war sich wohl bewußt, was diese Drohung bedeutete. Wenn der Major das alles erfuhr, schickte er ihn zum Regiment zurück

, und das hieß Front! Damit drohte ihm dieser Hein. Und plötzlich schoß Ferdinand das Blut in den Kopf. Wie erbärmlich war er, daß man ihm damit drohen konnte! Alle feigen Hemmungen fielen, sein männliches Ehrgefühl kam zum Durchbruch. Mit einem ironischen, überlegenen Lächeln schob er Hein zur Seite und trat mit festem Schritt vor Leutnant Dierk. „Herr Leutnant!" sagte er und sah Dierk ins Auge: „Ich melde mich freiwillig an die Front!" Ganz still war es in der Stube. Schweigend blickte Dierk Ferdinand

eine Weile an, dann sprach er: „Nein, Hasenbein, das nehme ich nicht an!... Sie sitzen jetzt unter Druck. Ueberlegen Sie sich's bis morgen früh, und wenn Eie dann noch wollen, so sind Sie mir willkommen!" „Herr Leutnant, ich habe es mir überlegt!" blieb Ferdinand fest. „Mir soll keiner nachsagen, daß ich mich gedrückt hätte. An meiner Stelle hier kann der Klaus bleiben, der gehört bei seinem Alter eigentlich..." „Erlaub mal, Hasenfuß!" mischte sich Klaus ein. „So alt bin ich nun noch nich

! Hab ich so lange mitgemacht, dann kann ich s auch noch weiter!... Nee, nee, dat kann ich mir gar nich vorstellen, dat ich von der Kompanie fort sollte! Dat nehm ich nich an!" „Und deine Familie?" fragte Franz. „Denkst du nicht an die?" Verlegen blieb Klaus die Antwort schuldig. Hein aber wandte sich jetzt an Ferdinand: „Mensch, wennste dat tätest! Dann nähm ich alles auf mich! Für einen Frontsoldaten tu ich alles, für einen Etappenhengst nix!" So herzlich sprach Hein, daß Ferdinand ordentlich warm ums Herz

wurde. Ehe er aber was sagen konnte, ergriff Leut nant Dierk wieder das Wort: „Schluß damit, Hein! Der Mann muß selber wissen, was er zu tun hat! Sie werden sich das beschlafen, Hasenbein! Und auch ihr anderen: marschmarsch jetzt in die Klappe! Gute Nacht!" * Draußen auf der Flur standen Franz und Marie am Trep pengeländer, Hand in Hand. Im Flüsterton sprachen sie mit einander. „Das war also dem Ferdinand seine Gefälligkeit, daß er die Sache mit dem verbrannten Rock auf sich nehmen wollte?" fragte

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 11 von 16
Datum: 07.01.1906
Umfang: 16
„Und warum?" fragte Graf Ferdinand, indem er den alten Franz fragend ansah. „Nun," erwiderte dieser, „Herr Graf haben eben gesagt, daß fünf Jahre eine lange Zeit ist und die Gesell schaft und auch der Hof vergißt schnell. Der Herr Graf hätte schon hoch hinaussteigen können in diesen fünf Jahren. Unser allergnädigster Herr Großherzog ist ja Ihrer hohen Familie immer so gnädig gewesen — und mit Recht," fügte er stolz hinzu, „denn es gab eine Zeit, in welcher die Grafen von Hilburgshausen

ebensoviel und mehr galten als die Herzoge. Nun aber sind andere, die sich mit Ihnen nicht vergleichen können, hinaufgerückt. Freilich wird Ihnen der Weg ja noch immer offen stehen, wenn Sie es wollen." „Wenn ich es will!" betonte Graf Ferdinand- „das ist die Sache, und darauf werden wir uns die Dinge hier einmal ansehen. Uebrigens, was willst du? Bin ich nicht Erbschenk? Habe ich nicht mein Hofamt und meinen Hofrang?" fügte er lachend hinzu. „Und dann," fuhr der Alte fort, ohne sich irre

machen zu lassen, „in Hilburgshausen und den anderen gräflichen Gütern ist die Verwaltung so lange ohne den Herrn geführt worden —" „Was meinst du damit?" rief Graf Ferdinand auf fahrend, mit blitzenden Augen. „Ist dort vielleicht etwas nicht in Ordnung? Ich weiß, auf dich kann ich mich ver lassen wie auf mich selbst, und deinem scharfen Blick entgeht nichts." „So habe ich's nicht gemeint," erwiderte der Älte rer Oberverwalter und alle seine Beamten sind brave, rechtliche Leute- aber wenn man fünf Jahre lang

niemand über sich fühlt und immer selbst als Herr entscheidet, so mag man sich wohl selbst ein wenig für den Herrn halten und sich schwer darein finden, wieder fremdem Willen sich zu beugen- das tut man nicht gern, und somit kann eine solche lange Abwesenheit Mißverhältnisse schaffen zwischen einem guten Herrn und einem guten Diener." „Nun," entgegnete Graf Ferdinand, „dafür laß mich sorgen! Schreibe an den Oberverwalter, daß ich wieder da bin, und bitte ihn in meinem Namen, zu kommen!" „Zu Befehl

, Herr Graf," sagte der Alte- „aber das ist auch noch nicht alles- es handelt sich doch auch um die Majoratsfolge, die nun schon seit drei Jahrhunderten vom Vater auf den Sohn fortgeht. Wenn Sie hier geblieben wären, so könnten wir jetzt schon ruhig in die Zukunft sehen, und der edle Name der Grafen Hilburg würde dann nicht mehr auf zwei Augen ruhen." Abermals lachte Graf Ferdinand laut auf. „Nun, mein alter Freund," sagte er, „du machst dir da über etwas Sorge, woran ich in der Tat

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Seite 4 von 6
Datum: 13.09.1938
Umfang: 6
eines Ehrengeneraldirektors ausgezeichnet worden. Zu seinem Nach folger wurde Dr. Eduard B r e s s a n ernannt. Osttiroler Klöpplerinnen zeigen ihre Kunst aus der Messesonderschau „Tiroler Volkskunst und Handwerk" (Aufnahme: Ramsauer, Hall) Mit einer strammen Kehrtwendung wandte Ferdinand sich um und gesellte sich zu Franz und Klaus, der ihn belustigt an blinzelte. „Na, Hasenfuß, wie war der Hasenbraten des Herrn Major?" fragte Klaus. „Hast du auch was abbekommen?" „Oh, ein großes Stück, hat fabelhaft geschmeckt!" Klaus stopfte

sich seine Stummelpfeife. Er unterdrückte einen leichten Rülpser. „Na, so lecker, wie unser Hasenbraten war er bestimmt nich!" „Ihr? Ihr habt hier auch 'nen Hasenbraten...?" staunte Ferdinand. „Und was für 'n zünftigen Hasenbraten!" schwärmte Franz. Ferdinand sah von einem zum andern, nicht sicher, ob mark* ihn nicht verulken wollte. „Glaubst du 's nicht?" meinte Franz. „Frag doch den Herrn Leutnant!" „Allerdings!" bestätigte Dierk. „Einen Hasenbraten, wie man ihn nicht so leicht vergißt!" Klaus setzte seine Pfeife

in Brand. „Da staunste, wie? ... Tja, den hat uns der Hein noch im letzten Moment besorgt!" Ferdinand konnte nur den Kopf schütteln. Dieser Hein schien wirklich ein Zauberer zu sein! Wie hatte er das nur fertig gebracht? Die Mädels kamen mit den Gläsern, die Marie lachend voll schenkte. Antje reichte das erste Glas dem Leutnant. Noch ganz in Gedanken empfing auch Ferdinand ein Glas und stieß mit den anderen auf das Wohl der Mädels an. Ein toller Gedanke ging ihm im Kopfe herum. Ja, es konnte

nur so sein! Hein hatte Maries Katze geschlachtet und gebraten! Und hatte sie seinen Kameraden als Hasen vorgesetzt! Er setzte sein Glas auf den Tisch. „Hein.. euch.. 'nen Hasenbraten besorgt?" Er prustete los. Jetzt war die Reihe, erstaunt zu sein, an den anderen. Sie konnten sich diesen Heiterkeitsausbruch nicht erklären. „Was lachst du so dämlich?" fragte Franz schließlich ärgerlich. Ferdinand konnte sich nicht beruhigen. „Dann... dann habt ihr die Katze gegessen!" brachte er, noch immer lachend, schadenfroh

hervor. „Die Katze? Was für eine Katze?" fragte Franz. Ferdinand zeigte lachend auf Marie. „Na, der Marie ihre Katze!" „Aber die hast du doch im Kanal ersäuft!" hielt ihm Marie verwundert vor. „Ach so, ist ja wahr!" gab er kleinlaut zu. Um Gottes willen, da hatte er sich ja schön in die Patsche gesetzt! Wenn bloß nicht die Geschichte mit dem Paket jetzt wieder angerührt wurde! Hätte er doch nur geschwiegen! Aber der Stein war ins Rollen gekommen, er war nicht mehr aufzuhalten. „Was ist mit der Katze

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Seite 3 von 6
Datum: 09.09.1938
Umfang: 6
der Hasenfuß! Der hat doch gedroht, er will sie in den Kanal schmeißen!" „Ich glaub, der Hein hat recht!" siel Klaus eifrig ein. „Als ich vorhin spazierenging, draußen vor der Stadt am Kanal, da kam der-Ferdinand dahergeschlichen! Nach allen Seiten sieht er sich um, wie einer, der was auf dem Kerbholz hat. Er hat mich aber nich bemerkt. Unterm Arm hat er 'n großes Paket Md das schmeißt er ins Wasser! Da war bestimmt die Katz' drin!" Hein horchte auf. Was Klaus da erzählte, kam ihm wie ge pfiffen. Ferdinand

es auf den Tisch. Einen Trinkbecher stellte er als Ersatz für die Glocke des Prä sidenten daneben. Befriedigt überblickte er die Vorbereitungen für die Ver handlung. „Nun kann Hasenfuß kommen! Aus das Verhör bin ich ge spannt! Ich glaube, jetzt ist unser Freund Ferdinand reif!" „Reif?" fragte Franz. „Wofür? Wie meinst das?" „Für die Front!" „Wenn du dich da man nicht schneidest!" Hein grinste überlegen. „Du weißt anscheinend mehr als wir?" suchte ihn Franz aus zuhorchen. „Nee! Mir ahnt nur was! Aber da kommt

sich bei derseits davon auf. Ahnungslos folgte Ferdinand Marie und war höchst erstaunt, als er nun von rechts und links an den Armen gepackt wurde. Vergeblich suchte er sich frei zu machen. Er blickte von Franz und Klaus auf Hein, der in seinem Auf putz hinter dem Tisch stand und nun das Seitengewehr faßte und in den Tisch stach. „Was soll der Unfug?" fragte Ferdinand ärgerlich. „Was wollt ihr von mir?" ,Zührt den Angeklagten vor!" befahl Hein. Franz und Klaus brachten den Widerstrebenden mit sanfter Gewalt

zu dem Schemel und zwangen ihn, darauf Platz zu nehmen. Rechts und links hinter ihm blieben sie stehen. Marie trat an die Seite des Tisches. Hein ergriff den Trinkbecher und schüttelte ihn wie eine Klingel. „Klingelingeling!" inachte er dabei und erklärte dann feier lich: „Die Gerichtsverhandlung ist eröffnet!" „Was soll der Zirkus?" begehrte Ferdinand auf und ver suchte aufzustehen. Aber Franz und Klaus drückten ihn auf seinen Sessel zurück. „Hall die Schnauze, Angeklagter!" donnerte ihn Hein

an. „Wenn du ein reines Gewissen hast, geschieht dir nix!" Ferdinand fügte sich. Er suchte bei Marie Hilfe, aber dis wich beharrlich seinen Blicken aus. Hein stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch und beugte sich zu Ferdinand hinüber. „Gefreiter Ferdinand Hasenbein!" redete er ihn mit tief ernstem Gesicht an. „Du bist hier angeklagt, einen Mord be gangen zu haben!" Wieder wollte Ferdinand aufspringen und wurde nieder gedrückt. „Ihr seid verrückt! Ihr..." Weiter kam er nicht, denn Hem überbrüllte ihn. „Schweig

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Seite 5 von 8
Datum: 10.09.1938
Umfang: 8
seine Mütze wieder um und band seine Schürze wieder richtig vor. „Der Gerichtshof ist geschloffen!" Ferdinand fiel ein Stein vom Herzen. Er stand auf. „Also gemacht! Den Wein bekommt ihr!" versprach er und fügte hinzu: „Er kostet mich nicht viel!" „Verstehe!" nickte Hein sachverständig und machte eine nicht mißzuverstehende Handbewegung. „Fünf Minuten Angst und ein Griff!" Ferdinand wollte sich verziehen, aber Hein winkte ihm. „Bleib mal, halt! Komm mit in die Küche! Kannst gleich für deinen Major

den Hasenbraten mitnehmen!" Die beiden verschwanden in der Küche. Hein nahm den Deckel von der Bratenschüssel und ließ Fer dinand einen Blick hineintun. „Mir läuft das Wasser im Munde zusammen!" Ferdinand schmatzte begierig. „Gib mir ja acht, daß du nich ersäufst!" spottete Hein und fügte anzüglich hinzu: „Ich meine wie die Katze im Kanal!" Er deckte die Schüssel wieder zu, die nun Ferdinand vor sichtig aufnahm. „Tut mir leid, daß ich nich 'n Stück für uns dabehalten habe!" heuchelte Hein

. „Aber man ist ja immer zu ehrlich, nöch?" „Mahlzeit!" wünschte Ferdinand ironisch und wandte sich zur Tür. „Hau ab, Mensch! Aber 'n büschen dalli!" brüllte Hein ihm nach, daß er beinahe die Schüssel hätte fallen lassen. Mit einer gewissen Genugtuung trug Ferdinand stolz den Braten durch das Zimmer, den Braten, der ihm beinahe zum Verhängnis geworden wäre! Er kam sich vor wie ein Sieger. Höhnisch blickte ihm Hein nach. Da zog er hin, der Trottel, spazierte blind in die Falle, nachdem er selber durch seine Lüge

die letzte Gefahr, die Heins Plan drohte, beseitigt hatte! Franz und Klaus sahen mit neidischen Blicken Ferdinand kommen. Ihren Hasenbraten, auf den sie sich gestern abends so gefreut hatten, trug er davon! „Na, Franz!" rief Hein. „Wennste noch mal dran riechen willst!" Ferdinand ging mit der Schüssel auf Franz zu. „Verschwinde!" fuhr Franz ihn ärgerlich an. „Da geht er hin, unser Braten!" seufzte Klaus. Ferdinand machte, daß er aus dem Zimmer kam. „Grüß den ollen Blindgänger von mir!" rief Hein

ihm noch in der Tür nach. „Er soll sich den Hasen gut schmecken lassen!" „Der wird ihm wohl schmecken!" rief Ferdinand zurück. Hein schloß die Tür hinter ihm. Vergnügt musterte er Franz und Klaus, die mit verdrossenen Gesichtern beim Tisch herum standen. Marie hatte sich mit dem Schicksal ihres Pieter schein bar abgefunden, denn sie fragte Franz lachend, warum Hein eigentlich den Major immer Blindgänger nenne. „Weil er ein so schwerer Brocken ist und nicht krepieren will!" gab Hein selber die Erklärung. Nur Marie

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Seite 3 von 6
Datum: 30.08.1938
Umfang: 6
sollte er nicht den Anschein opferbereiter Gesinnung erwecken, warum sollte er die nicht sehr schöne Wahrheit sagen? So blöd müßte einer sein, dachte Ferdinand. Je länger er über die Bescherung nachdachte, desto klarer wurde ihm, daß es nur einen Ausweg gab: der Rock mußte spurlos verschwinden! Nur Marie und er wußten bisher von seinem Eintreffen. Wenn Marie schwieg, brauchte niemand etwas davon zu erfahren. Dem Major gegenüber würde er einfach behaupten, der Rock sei noch nicht da. Mochte er ruhig reklamieren

und sich beschweren! Der Rock war eben verloren gegangen, wie auf der Feldpost öfters mal Pakete verloren gingen, und der Herr Major würde sich einen neuen Kleinen Rock bestellen. „Gib das Ding her!" sagte also Ferdinand zu Marie und stopfte den Rock in den Karton. „Ich werde die Sache schon allein in Ordnung bringen." „Ja... aber wie willst du denn das machen?" „Das laß nur meine Sorge sein! Du sollst nicht da hinein gezogen werden! Du weißt von nichts!" „Aber Ferdinand, ich will..." „Du weißt gar

nichts von dem Rock! Ich nehme alles auf meine Kappe!" Marie stand aus und trat auf ihn zu. * „Wirklich, Ferdinand, das ist aber anständig von dir!" der Wichtigkeit geworden ist. Dieses Ordnungswerk ist nun in der Ostmark um so notwendiger, als dort das kapitalistische Wirtschastsprinzip und die Systemzeit noch schlimmere Aus wirkungen hinterlassen haben als in anderen Gauen des Rei ches. Für den Berg- und Talbauern der Ostmark sind die Ein richtungen, mit denen der Bauer im Altreich heute zu arbeiten gewohnt

sich eben noch in eine Ecke drüc ken, als Hasenbein das Zimmer verließ. Alles Lug, alles Trug! Eben hatte sie ihn geküßt, jetzt küßte sie den Ferdinand. Dessen Worte fielen ihm ein, daß er so gut wie verlobt mit ihr sei. Sie hatte es zwar bestritten, mit Ferdinand etwas zu haben, aber der Beweis dafür war ihm soeben geworvRk. wird von der Notwendigkeit, hier die Voraussetzung für eine Hebung der Landwirtschaft durch Einführung der grund legenden nährständischen Ordnung des Nationalsozialismus

recht! Wie konnte er nur glauben, daß sich ein Mädel in einen fremden Soldaten von heut auf mor gen verlieben würde, der in ein paar Tagen wieder an die Front mußte und wahrscheinlich nie wiederkam! Der Ferdinand aber saß hier warm und sicher. Franz lachte häßlich auf, als er die Treppe hinunterging. Was konnte er Marie sein? Vielleicht ein Spielzeug, ein Flirt, eine kleine Abwechslung, vielleicht auch ein Mittel, um Fer dinand eifersüchtig zu machen! Wer kannte sich in den Weibern aus? Allesamt

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Seite 4 von 6
Datum: 01.09.1938
Umfang: 6
- fachen Dr. I e s ch e n a g g. Im Dezember 1937 brachte die Gendarmerie in Z a m s in Er fahrung, daß Hermann Wach aus Südtirol bei einer Firma in Graz mehrere Kleidungsstücke bestellt hatte und den Kaufpreis von 233.15 8 durch Ferdinand Dornauer aus Innsbruck durch Einsendung einer größeren Anzahl von Briefmarken verschiedener Wertstufen bezchlen ließ. Dornauergab, darüber einvernommen, an, er sei am 29. Novem ber 1967 mit Wach nach Noppen gekommen, wo dieser aus einem Versteck eine Mappe

an sich. „Qui, oui, mon cheri!" Sie legte den Kopf an seine Brust. Auch zwischen diesen beiden war der Friede wieder hergestellt. Am wenigsten wohl im ganzen Lokal fühlte sich Ferdinand Hasenbein. Nicht nur wegen des vorangegangenen Auftritts, der immerhin schlimmer für ihn hätte enden können, sondern weil er sich geradezu entwürdigt vorkam, als ihn Klaus plump und derb, wie ein richtiger Bauer es nun mal ist, im Tanz herumschwenkte. Und das noch dazu vor dem Herrn Major, der einen schönen Begriff

von ihm bekommen mußte! Cr ver suchte, sich von Klaus frei zu machen, aber dessen Fäuste hiel ten ihn wie Eisenklammern. Und dabei tat der Kerl doch, als tanze er nicht aus eigenem Willen. „Daß ich ausgerechnet mit dir mich hier abmühen muß! Nee, so was!" knurrte er Ferdinand an. Es war für Ferdinand nicht einfach, Haltung zu bewahren. Denn Klaus hupfte und drehte sich wie ein großer Affe, und seine genagelten Stiefel bedrohten ständig Ferdinands Lack schuhe. Der Aermste schwitzte Blut und Wasser, und es gab

die Musik ab und Klaus ließ Ferdinand aus den Pranken. Hasenbein wischte sich den Schweiß von der Stirn. Nur heraus aus dieser Bude! Er sttebte dem Platz zu, wo er Handschuhe, Mütze und Koppel abgelegt hatte. An einem neuen Zusammenstoß mit Hein war ihm nichts gelegen. Ein schneller Blick überzeugte ihn, daß dieser unangenehme Bursche mit Antje schäkerte und nur Augen für sie hatte. Die Antje gönnte er ihm gern, aber daß Franz und Marie sich so verliebte Augen machten, das berührte Ferdinand peinlich

. Er tröstete sich damit, daß die Einquartierung nicht allzu lange dauern würde. Dann hatte er das Feld wieder für sich allein. Er hatte sich seine Sachen genommen und wollte eben ver schwinden, als auch Franz und Hein mit den Mädels zu ihren Plätzen zurückkehrten. „Nanu, Ferdinand? Willst du schon wieder gehen? fragte Franz. „Komm, setz dich noch etwas zu uns!" Ferdinand lächelte gezwungen. „Besten Dank! Aber ich habe noch etwas zu tun!" Franz fing seinen Blick mit Hein auf. „Den kleinen Krach mit dem Hein

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Seite 3 von 6
Datum: 01.09.1938
Umfang: 6
des Blutordens besteht keinRechts- a n s p r u ch, sie setzt die politische Eignung und charakterliche Würdigung des Parteigenossen, der mit dem Blutorden aus- lNachüruck verboten.) 24 Der Etappenhase Von Bunje-Cortan Hasenbein gab Hein die Beleidigung zurück: „Du Graben laus, du!" Nun wurde das Hallo allgemein. Zwei Gruppen bildeten sich: hie Front, hie Etappe! Stimmen schwirrten durcheinander: „Gib chm! Maul halten! Recht hat er! Frechheit! Schnauze!" Hein aber packte Ferdinand am Kragen und fauchte

ihn an: „Du Drückeberger, du! Jetzt latsch' ich dir eine, daßte am Leben verzagst!" Er holte mit der Rechten zu einer Ohrfeige aus, da über tönte den Lärm und Krach eine Stimme vom Eingang des Lokals: „Achtung!" Alles fuhr herum, die Hacken klappten zusammen, die Hände tagten sich an die Hosennath. Auch Hein ließ Ferdinand los, feine Hand senkte sich. Totenstille war auf einmal. Im Eingang des Lokals stand der Major und hinter ihm der Leutnant. Alle waren auf ein heiliges Donnerwetter gefaßt. Die beiden Offiziere

den beiden Mädels stand, nahm die Gelegenheit wahr und spielte Vorsehung. Als Hein sich um wandte, um sich Marie zum Tanz zu holen, da stieß er ihm mit überlegenem Lächeln die Antje in die Arme, und dem Franz schubste er Marie zu. Beide merkten erst den Tausch, als sie die Mädels schon um faßt hatten. Ein Zurück gab es jetzt nicht mehr, sie mußten tanzen. Klaus aber griff sich den Ferdinand und tobte mit ihm los. Beifällig schmunzelnd strich sich der Major seinen Schnauz bart, als er auf die eifrig

der Fähigkeit zur Bekleidung eines Parteiamtes auf die Dauer der Aberkennung und durch Ver- „Was hast du mit Ferdinand?" platzte er heraus. „Ich mit Ferdinand ...? Nichts!" Ganz erstaunt blickte sie ihn an. Mit so offenen, ehrlichen Augen, daß er verwirrt wurde. Unmöglich konnte sie eine so durchtriebene Schauspielerin sein, die sich so glänzend verstel len konnte. Und doch hatte er mit eigenen Augen gesehen, wie sie Ferdinand geküßt hatte! Ob sie das vielleicht leugnen würde? „Ich wollte dich abholen

Zwischen seinen Brauen sah. „Ich habe nichts mit Ferdinand, und der Kuß war gar kein rich- tiger!" „Was war's denn für einer?" „Nur aus Dankbarkeit!" „Ja, aber wofür denn?" „Er hat mir eine ganz große Gefälligkeit getan. Doch darf ich darüber nicht reden, ich hab's ihm versprochen!" Franz brummelte etwas vor sich hin. Er war von dieser Erklärung nicht so ganz befriedigt. „Glaubst du mir nicht?" fragte sie. Wieder sah er in ihre Augen und er las darin soviel Liebe, daß ihn eine Welle von Glück heiß durchströmte

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 04.02.1906
Umfang: 16
, wenn auch ein wenig scheu und verlegen, den Grasen begrüßend. „Ich bitte um Verzeihung," sagte Franz, „die Ankunft des Herrn Grasen sollte niemand vorher milgeteilt werden - aber meinem alten Freunde, Herrn Wehrmann hier, der so innigen Anteil an allem nimmt, was die Familie betrifft, habe ich doch einen Boten geschickt, und er ist gleich ge kommen, um die Freude zu haben, daß er den Herrn Grasen zuerst begrüßen dürste." Ferdinand drohte dem Alten lächelnd mit dem Finger und drückte dann herzlich die Hand

. Dann begann er zu erzählen von dem Stand der Wirtschaft, von den Forsten und der Jagd, von den Verbefferungen in dem Betrieb und von seinen Plänen, für deren Ausführung er die Rückkehr und Genehmigung des Grasen habe abwarten wollen. Ferdinand hörte anfangs ein wenig zerstreut, mehr aus Wohlwollen für den Alten als aus Interesse an dem Gesagten, zu- dann aber begann ihn alles, was er hörte, lebhafter zu beschäftigen- er kannte ja die einzelnen Forst- bezirke und die Felder, von denen der Verwalter sprach

, daß er einmal wieder seinen Dienst versehen konnte, mit der musterhaftesten Präzision, was ihn jedoch nicht abhielt, auf die Fragen des Grafen, den er als Kind auf den Armen getragen, unbefangen zu antworten und manche kleine Geschichte aus dem Leben des seligen Herrn Grasen zu erzählen. Die Köchin hatte nach so langer Untätigkeit ein kulinarisches Meisterwerk geschaffen. Ferdinand ließ die edelsten und ältesten Weine aus dem Keller herausbringen, und als der alte Wehrmann immer lebhafter, unbefangener und gesprächiger wurde

und endlich um die Erlaubnis bat, ein stilles Glas dem Andenken des seligen Grafen weihen, dann aber mit seinem jungen Herrn aus eine glückliche Zukunft anstoßen zu dürfen, da fühlte sich Ferdinand so recht von Herzen wohl und Glücklich. Auf seinen Befehl mußte auch Franz trotz seines Widerstrebens ihm Bescheid tun und einen Römer alten Rheinweins leeren. Auch die alte Köchin wurde herbeigerufen, um die verdienten Lobsprüche für ihre Kunst zu empfangen, und als Ferdinand in die treuen, biederen Gesichter

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Seite 3 von 6
Datum: 13.09.1938
Umfang: 6
ein (Nachdruck verboten.) 34 Der Etappenhase Von Bunje-Cortan Mit schnellen Schritten ging er über den Marktplatz, der ihm schon fast heimatlich vertraut geworden war. Dem Hein würde er jetzt auch einen kleinen Streich spielen. Er sollte glauben, der Major ließe ihn holen, weil er mit seinem Braten nicht zufrieden gewesen sei. Er hatte zwar ein dickes Fell, der Hein, und würde nicht soviel Angst ausstehen wie er im umge kehrten Fall, aber vielleicht bekam er doch einen kleinen Schreck. Als Ferdinand

sich köstlich. „Mädel, ruck, ruck, ruck, an meine grüne Seite, - i Hab de gar so gern, i kann de leide!" So fiedelte und bumste und quietschte es. Und die Füße scharrten auf dem Boden. Auch Ferdinand juckte es in den Beinen. Ach, warum konnte er da nicht mitmachen? Zu dumm, daß er ständig mit Hein aneinander geraten mußte! Zu gern wäre er einmal so richtig lustig gewesen, wie die Kameraden von der Front. Ja, wirkliche Kameraden, das waren sie. Das fühlte er heraus

da vorne an der Front! Dich zum Krüppel oder tot schießen zu lassen! Das war eine Gemeinheit von Hein, dir den Hafen zu klauen, um dich so zu betölpeln. So schwankte Ferdinand hin und her und kam zu keiner Ent scheidung. Stärker als das Drängen mannhaften Mutes und das Verlangen nach wahrer Kameradschaft war noch die Furcht vor dem ungewissen Grauen der Todesgefahr. Und plötzlich erinnerte er sich, daß er ja versprochen hatte, fünf Flaschen Wein mitzubringen. Froh, seinen Gedanken entrissen

zu sein, rannte er zurück über den Marktplatz und stieg hinein in den Weinkeller des Majors, zu dem er einen Schlüssel hatte. Fünf Minuten später stand er schwerbeladen in der Tür zum Zimmer der Kameraden. Die Frontkapelle hatte Pause, sie scherzte mit den beiden Mädels. Der Leutnant saß auf dem Kanapee und rauchte eine Zigarette. Maries Tante, die nach dem Hasenessen ebenfalls sich ein Weilchen hier unten auf gehalten hatte, war wieder nach oben verschwunden. Klaus bemerkte Ferdinand zuerst und machte

die beiden an deren auf ihn aufmerksam. „Hasenbein!" rief er. „Mit dem Wein!" rief Franz. „Komm herein!" rief Hein. Hein war der erste bei Ferdinand und nahm ihm eine Flasche ab, um sie zu besehen. „Die Marke ist richtig!" stellte er fest. Ferdinand setzte die übrigen Flaschen auf den Tisch ab, dann schlug er zunächst einmal vor Leutnant Dierk knallend die Haken zusammen. Su-rten-eutfcher Parteitag in Aussig Die Schlagkraft der Bewegung Henleins wird bewiesen üj Prag. 13. Sept. Die Sudetendeutsche Partei

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Seite 4 von 6
Datum: 31.08.1938
Umfang: 6
, dann wandte er sich, befriedigt und beschwingt, seinem Platze zu, um Marie zu holen. Wie angewurzelt ver harrte er einen Moment, dann stürzte er mit grimmiger Miene vorwärts. Während seiner musikalischen Verhandlungen hatte er nicht bemerkt, wie Ferdinand Hasenbein auf der Bildfläche er schienen war. Vornehm, mit Schirmmütze, Lackkoppel und Handschuhen schritt er in seiner Extrauniform zwischen den Tischen hindurch und begrüßte mit vertraulichem Lächeln Marie. Während er sich seiner Handschuhe, der Mütze

und des Koppels entledigte, winkte er freundlich zu Klaus, Franz und Antje hinüber. Franz erwiderte den Gruß kaum. In ihm kochte es, als er sah, wie Ferdinand sich neben Marie setzte und seine Hand auf die ihre legte. Sie entzog ihm die Hand zwar, doch Fer dinand strahlte sie nichtsdestoweniger mit verliebten Augen an. „Warum hast du mir nicht gleich gesagt, daß du hierher gehst?" meinte er vorwurfsvoll. „Ich habe dich überall ge sucht." „Franz hatte mich eingeladen!" Franz fühlte sich nicht ganz wohl

einen Vorwurf machen, wohl jedoch umgekehrt sie ihm, daß er mit Antje ausgerückt war. Aber der Karren war nun mal verfahren und ... Aus seinen Grübeleien wurde Franz durch Hein aufgestört. Ferdinand war, als die Musik einsetzte, aufgestanden und hatte vor Marie eine steife Verbeugung gemacht. „Darf ich bitten?" Da kam auch schon Hein wie aus der Pistole angeschossen und stellte sich zwischen Marie und Hasenbein. „Wat willste? Tanzen, mit meiner Dame?" Ferdinand nahm vor Marie und den Umsitzenden all

seinen Mut zusammen. „Jetzt tanze ich mit Marie!" Ferdinand war nicht ganz wohl bei seiner Verteidigung, denn er wußte, wie schlecht Kirschen essen war mit Hein. Hätte er gewußt, daß dieser sowieso schon in einer gereizten Stim- mung war, weil ihm der Franz seine Antje weggekapert hatte, er hätte sicher klein beigegeben. Hein aber hatte jetzt jemanden gefunden, an dem er seine schlechte Laune auslassen konnte. Auch er hätte sich jetzt viel leicht beherrscht, wenn er gewußt hätte, daß in diesem Augen

blick vor dem Estaminet sein Leutnant mit dem Herrn Major stand und ahnungslos, der Musik und dem Lärm lauschend sagte: „Geht scheinbar hoch her da drin!" Und daß der Herr Major sich dem Estaminet zuwandte mit den Worten: „Ist den Kerls zu gönnen, so n' bißchen Vergnügen, wollen mal hineingucken!" An die Möglichkeit solch hohen Besuches dachte Hein nicht im entferntesten, als er Ferdinand jetzt anbrüllte: „Mensch, quatsch mich nicht aus der Falte an, du kommst mir gerade zurecht!" „Hoho!" Ferdinand

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Der Oberländer
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Seite 8 von 10
Datum: 05.04.1929
Umfang: 10
Seite 6 schränken raubten sie u. a. eine Reliquie in Silber fassung, Augsburger Arbeit aus dem 17. Jahr hundert, darstellend Maria mit dem Kinde, ferner ein vergoldete Figur des hl. Sebastian an einem Korallenbaum. Außerdem ist noch eine größere Anzahl von Urkunden aus dem 19. Jahrhundert auf Kaiser Ferdinand I. bezüglich, gestohlen worden. Meran, 3. April. (Nochmals die Wahl; Rebentod.) Man schreibt uns: Wahl konnte man das eigentlich nicht nennen und Geheimwahl nochweniger. Wer nicht zur Wahl

Osterschießen in Imst. Die Schützengilde schreibt uns: Am Oster-Bolz- schießen beteiligten sich 3 Damen, 43 Alt- und 17 Iungschützen. Die Meisterschaft errangen zwei Iungschützen und zwar Dengg Friedrich, Landes lehranstalt Imst und Treffner Hans Imst und 9 Altschützen: Bestgewinner aus der Haupt scheibe: 1. Wolf Franz Tarrenz, 27 Teiler; 2. Gabi Josef, Imst; 3. Krabichler August, Imst; 4. Ferdinand Gopp, Imst; 5. Gabl Dominikus, Imst; 6. Schmid Josef, Imst; 7. Lang, Ober perfuß; 8. Sprenger, Strad

; 14. Ginther Josef 642 Teiler. Schlecker: Kneringer Roman 21 Teiler; 2. Gopp Ferdinand; 3. Schmied Josef; 4. Gabl Dominikus; 5. Sprenger; 6. Wolf Franz; 7. Gabl Josef; 8. Walch Heinz Imst; 9. Krabichler August; 10. Lang; 11. Apo lonio Anton; 12. Karl Glück, Imst; 13. Direktor Wechner, Imst; 14. H. Seelos 41 Kreise. Kreis- scheibe: 1. Gopp Ferdinand 118; 2. Sprenger; 3. Wolf Franz; 4. Walch Heinz; 5. Dominikus Gabl; 6. Inspektor Geiger Imst; 7. Gabl Josef: 8. Lang Paul; 9. Krabichler August; 10. Glück Karl

; 11. Weibl Franz; 12. Seelos; 13. Zoller Franz; 14. Apolonio Anton 105 Kreise. 20g er Meisterkarte: 1. Wolf Franz 88 Kreise; Gopp Ferdinand 87; 3. Walch Heinrich 87; 4. Lang Paul 84; 5. Gabl Dominikus 82; 6. Krabichler August 81; 7. Glück Karl 80; 8. Seelos 80 Kreise. Erreichte Meisterschaften: 1. Wolf Franz, Gopp Ferdinand, Walch Heinz, Lang Paul, Gabl Dominikus, Krabichler August, Glück Karl, Seelos H., Gabl Josef. Iung schützen: Dengg Friedrich; Treffner Hans. Damenbefte: 1. Praxmarer Natalia

; 2. Ginther Johanna; 3. Mertlitsch Dilli. Als Schützenkönig ging Herr Gopp Ferdinand und Wolf Franz mit gleicher Anzahl von 256 Kreise in drei Meister- Karten. Ganz besonders besten Schützendank dem Herrn Seelos H. Innsbruck für die schöne Fahne mit 6 8, ebenso Schützendank allen Schützen, welche an diesem Osterschießen teilnahmen. Die Schützengilde Imst. Die Schützengilde Nassereith veranstaltete am 30. und 31. März und 1. April 1929 ein Preis- Bolzschießen, woran alle Mitglieder der Schützen gilde

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Seite 3 von 6
Datum: 16.09.1938
Umfang: 6
ihm 'ne Laterne auf!" Aber Ferdinand Hasenbein stand um dieselbe Minute bereits feldmarschmäßig ausgerüstet vor dem Major. Er hatte schlecht geschlafen in dieser Nacht. Immer wieder war der Versucher an ihn herangetreten. Sei kein Idiot, geh nicht an die Front! Vielleicht kommst du mit einem Anschnauzer und Arrest davon! Was ist das schon gegen die Hölle der Front? Aber Ferdinand war standhaft geblieben. Und als ihn am Morgen das Feldtelephon aus unruhigen Träumen scheuchte, da war er in seine Dienstuniform

gefahren und hatte dem Kompanie-Feldwebel den Marschbefehl überbracht. Dann aber hatte er den Tornister gepackt und nach Stahlhelm und Gewehr gegriffen. Entschlossen ging er zum Major hinüber. Leicht wurde ihm seine Beichte nicht. Der Major wetterte schön los, als er vernahm, daß Ferdinand seinen langersehnten Kleinen Rock mit Kaffee begossen und dann versengt habe. Aber er beruhigte sich wieder, und als sich Ferdinand für den Fami lienvater Klaus Ummen an die Front meldete, da sagte er mtt

freundlichem Ernst: „Bavo, Hasenbein! Es freut mich, daß Sie sich freiwillig an die Front gemeldet haben, und deswegen verzeihe ich Ihnen auch den verkohlten Rock!" „Danke, Herr Major!" Grothe streckte ihm die Hand entgegen. „Und nun Gott befohlen, Hasenbein! Machen Sie's gut!" Als Ferdinand aus der Bürgermeisterei trat, kam ihm Leut nant Dierk entgegen. Etwas erstaunt sah er den feldmarsch mäßigen Hasenbei an, der in strammer Haltung vor ihm Front machte. „Gefreiter Hasenbein meldet sich zur Kompanie

! Der Herr Major sind einverstanden, daß der Landwehrmann Ummen an meiner Stelle hierbleibt. Den verbrannten Rock haben mir der Herr Major verziehen." „Bräoo, Hasenbein! Es freut mich, daß Sie sich freiwillig an mich, daß Sie sich freiwillig gemeldet haben!. Sie haben be wiesen, daß Sie doch ein Kerl sind! Melden Sie sich beim Feld webel!" Er reichte Ferdinand die Hand und begab sich in die Bürger meisterei, um sich von Major Grothe zu verabschieden. (Schluß folgt))

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