„Und warum?" fragte Graf Ferdinand, indem er den alten Franz fragend ansah. „Nun," erwiderte dieser, „Herr Graf haben eben gesagt, daß fünf Jahre eine lange Zeit ist und die Gesell schaft und auch der Hof vergißt schnell. Der Herr Graf hätte schon hoch hinaussteigen können in diesen fünf Jahren. Unser allergnädigster Herr Großherzog ist ja Ihrer hohen Familie immer so gnädig gewesen — und mit Recht," fügte er stolz hinzu, „denn es gab eine Zeit, in welcher die Grafen von Hilburgshausen
ebensoviel und mehr galten als die Herzoge. Nun aber sind andere, die sich mit Ihnen nicht vergleichen können, hinaufgerückt. Freilich wird Ihnen der Weg ja noch immer offen stehen, wenn Sie es wollen." „Wenn ich es will!" betonte Graf Ferdinand- „das ist die Sache, und darauf werden wir uns die Dinge hier einmal ansehen. Uebrigens, was willst du? Bin ich nicht Erbschenk? Habe ich nicht mein Hofamt und meinen Hofrang?" fügte er lachend hinzu. „Und dann," fuhr der Alte fort, ohne sich irre
machen zu lassen, „in Hilburgshausen und den anderen gräflichen Gütern ist die Verwaltung so lange ohne den Herrn geführt worden —" „Was meinst du damit?" rief Graf Ferdinand auf fahrend, mit blitzenden Augen. „Ist dort vielleicht etwas nicht in Ordnung? Ich weiß, auf dich kann ich mich ver lassen wie auf mich selbst, und deinem scharfen Blick entgeht nichts." „So habe ich's nicht gemeint," erwiderte der Älte rer Oberverwalter und alle seine Beamten sind brave, rechtliche Leute- aber wenn man fünf Jahre lang
niemand über sich fühlt und immer selbst als Herr entscheidet, so mag man sich wohl selbst ein wenig für den Herrn halten und sich schwer darein finden, wieder fremdem Willen sich zu beugen- das tut man nicht gern, und somit kann eine solche lange Abwesenheit Mißverhältnisse schaffen zwischen einem guten Herrn und einem guten Diener." „Nun," entgegnete Graf Ferdinand, „dafür laß mich sorgen! Schreibe an den Oberverwalter, daß ich wieder da bin, und bitte ihn in meinem Namen, zu kommen!" „Zu Befehl
, Herr Graf," sagte der Alte- „aber das ist auch noch nicht alles- es handelt sich doch auch um die Majoratsfolge, die nun schon seit drei Jahrhunderten vom Vater auf den Sohn fortgeht. Wenn Sie hier geblieben wären, so könnten wir jetzt schon ruhig in die Zukunft sehen, und der edle Name der Grafen Hilburg würde dann nicht mehr auf zwei Augen ruhen." Abermals lachte Graf Ferdinand laut auf. „Nun, mein alter Freund," sagte er, „du machst dir da über etwas Sorge, woran ich in der Tat