. Außer den k. k. Behörden iu der Stadt, war der Gemeinderath mit dem Bürgermeister und dem Vicebürgermeister an nichts Bessere» thun, als in den Krieg ziehen nnd sich von den Preußen todt schießen zn lassen. In seiner Desperation verließ denn auch Graf Ferdinand das Schloß in seereter Weise, bei Nacht und Nebel, und schwur zur Fahne. Er that sich in mancher Action hervor, war stets an gefährlicher Stelle nnd avancirte gleich zum Offieier, als der General erst seinen wahren Namen und Stand entdeckt
hatte. Stolz auf seine Meriten und gnte Conduite kam Graf Ferdinand nach dem letzten Feldzug zurück und fand zu feiner grausamsten Enttäuschung und Consternation seine angebetete Comtesse als die Gemahlin seines Vaters, des Grafen Stephan. Nun verkehrte sich die Assection von beiden Seiten in Haß. Gras Ferdinand vermochte es nicht, seiner jungen schön- nen und stolzen Stiefmutter mit dem gebührenden Respect nnd gehörigen Courtoisie zu begegnen, und sie hinwiederum schien irritirt, den verloren geglaubten
Sohu als braven Soldaten wohlgesittet und in seiner weißen Uniform gar schön und stattlich wieder zu sehen. Sie fand nur zu bald Occasiou und Pretexte, gegen ihn allerhand maliciöse Cabalen zu spinnen, da Graf Ferdinand sich plötzlich wieder in den Wirbel des allerwildesten Lebens stürzte nnd das Geld mit vollen Händen verschwendete, wie ein Wahnsinniger. Die junge, schöne Dame hatte, wie leicht zu verstehen war, den alten Herrn vollständig zu dero Submission Diener gemacht und besaß die größte
- ten, so sollen sie die Unehre davontragen, gleich ihm. Das gräfliche Paar war wiederum von Wien nach dem Schlosse im Böhmerwald übergesiedelt und Graf Ferdinand war ihnen gefolgt. In dem Städtchen Eandeuburg arrivirt, das unter der Hoheit der Grafen von Brandan stand, vertauschte er seine Kleider gegen das abgerissene, geflickte Gewand eineS Bettlers, hing sich eine Tasche n,n, schnitt sich einen tüchtigen Knotenstock und setzte sich am nächsten Sonntag vor die Kirchenthür. Da fügte
es sich, daß eiue Jungfer ans dem Städtchen, die Tochter des Goldschmiedes König, als die Erste znr Kirche kam, ein gar hübsches, freundliches Mädchen. Sie sah den schmucken Bettler, blieb mitleidig stehen und fragte ihn, ob er Soldat gewesen. Graf Ferdinand bejahte. Ob er blessirt sei, fragte die Mamsell weiter, und als der junge Herr es lächelnd verneinte, da stemmte sie resolut den Arm in die Hüfte und hielt ihm einen Sermon und fragte ihn, ob er sich nicht schäme zu betteln, sobald er arbeiten könne