. Wenn ich aber erkläre, daß ich Insurrektionen grund sätzlich abgeneigt sey, so ist damit nicht gesagt, daß ich jede Revolution verdamme. Nein! ich halte eine solche da für ge rechtfertigt, wo ein Volk kein anderes Mittel mehr besitzt, sich sein Recht zu verschaffen, als die Gewalt. Nur zu oft ist die ses leider der Fall. Beinahe alle heutigen Staaten sind aus Revolutionen hervorgegangen. Ohne Revolution säßen Sie, meine Herren? nicht hier. Das Patricia! würde noch herr schen in Luzern, wie es Jahrhunderte lang
herrschte. Ich halte aber dafür, daß dermalen im Kanton Luzern der Fall nicht vorhanden war, eine Revolution zu machen. Doch können die Ansichten darüber entschieden seyn. Die entgegengesetzte An sicht geht davon aus, die Jesuitenberusung enthalte eine Ver letzung der StaalSversassung, des gesellschaftlichen Vertrags ; eine Verfassungsverletzung müsse sich aber auch «ine Minder heit gegenüber einer Mehrheit nicht gefallen lassen. Diese Theorie stellte der große Raih von Luzern selbst in der Kloster
nicht entgegengewirkt. Meine Herren! Nein, so ist daS Veto verfassungsgemäß nicht verstanden, son dern frei und ungehemmt soll jeder Bürger sich über ein er lassenes Gesetz aussprechen können. Wäre dieses Recht der Bürger respektirt worden, wir hätten schwerlich den traurigen Vorfall vom 3. Dezember erlebt. UebrigenS wird dieser Bor» fall das Gute mit sich führen, daß man eine Revolution nicht mehr als eine so leichte und unbedeutende Sache bei uns an- sehen wird, wie eine solche seit dem Schmutzigdonnerstag 1814
angesehen wurde. Ich mißbillige, wie schon gesagt, den Vor fall vom 3. Dezember. Allein wenn mau die Bürger, welche an demselben Theil genommen zu haben beschuldiget sind, in amtlichen Erlassen Räuber, Mörder, Brandstifter, Banditen nennt, so geht man zu weit. Man darf nur die Verzeichnisse der Verhafteten und der Flüchtigen lesen , so dringt sich die Ueberzeugung anf, daß dieses nicht Männer sind, welche, wenn sie auch eines Attentats gegen die bestehende politische Ordnung der Dinge schuldig erfunden
ist schon mancher Feind gewonnen worden, während durch strenge Strafen und Uebung von Rache dieses noch niemals der Fall war. Das Blut, welches in politischen Wirren von den Schaffotten träufelte, war von jeher ein ver derblicher Saame zu Reaktionen. Unsere Schweizergeschichte biethet eine Menge Beispiele, daß harte Verfolgung einer un terliegenden politischen Parthei über kurz oder lang eine Ge genverfolgung hervorrief. In den Herzen der strenge Bestraf ten, ihrer Kinder, der Verwandten, der Freunde