ich Dich, mein Weib, was wirst Du thun? — willst Du dem Bruder Alles enthüllen: — willst Du hier bleiben, oder mir nach Aix folgen, in das einsame Haus meiner Kindheit, — wo ich glücklich war und wo ich meinen Frieden wie derfinden werde?' „Otto, eine solche Frage kannst Du noch an mich rich ten ? — An mich, die nur mit Dir zu leben vermag? — Jetzt, wo der Schleier gefallen ist, — wo ich weiß, daß Ernst mein Bruder ist, — jetzt sollst Du erfahren, was ich für ihn und Dich gefühlt und noch fühle.' Sandorf
wollte Agathe, aus Furcht, sie könne zu sehr erregt werden, unterbrechen, aber sie sah ihn so bittend an, daß' er schwieg, und sie fuhr fort: „Sieh, ich liebte Ernst schon als Kind wie einen Bru der. Wir waren lange Jahre getrennt, denn es verlangte meine theure Mutter nach Einsamkeit, und als ich Ernst wiedersah, lag auch die Kindheit hinter unS und meine arme Mutter in der Erde. Ich fühlte mich allein und verlassen ; für Graf Rüdenthal hatte ich niemals kindliches Gefühl empfunden und sonst halte ich nidi
uim al eine treue Dienerin um mich. Da kam Ernst; er liebte mich, seine Leidenschaft riß mich fort, ich glaubte ihn zu lieben, ganz so, wie er für mich fühlte. Die Hinder nisse. die man unserer Verbindung entgegenstellte, daß man unS trennte, vermehrten das Verlangen, mit ihm ver einigt zu werden. Der strenge Befehl des Fürsten, der mich plötzlich an den Hof forderte, ' die Drohung Graf Rüdenthal's, der mich zu Allem zwingen mußte, empörten, beleidigten mein Gefühl und ich war grenzenlos elend
. Ich hatte Niemanden, an dessen Brust ich mich ausweinen konnte und so wurde der entfernte Ernst mein Gott. — mein Alles! Ihm Treue zu bewahren, das hatte, ich mit Ring und Wort gelobt; da tratest Du mir entgegen. Ich sah den Feind in Dir und suchte Dich zu hassen ; — ich verschanzte mich hinter eine scheinbare Kälte. — ich that Dir wehe, um nicht einzugestehen, daß ich Dich nicht hassen konnte.' Agathe's Stimme sank; Sandorf schloß sie in seine Arme. „Wozu diese Erinnerung ? Ich weiß ja, daß Du mich all
' das doppelt durch Deine Liebe vergessen gemacht hast; — darum bin ich auch gewiß, daß Du mir gern nach Air folgst. ' Agathe seufzte. ..Und er soll nicht erfahren, daß er Dir Unrecht ge than ?' „Nein!' entgegnete Sandorf ernst und fest. „Nicht durch mich, und wenn Du mich liebst, auch nicht durch Dich, das heißt, wenn Du mir nach Air folgen willst. Ich habe Deinem Vater Schweigen gelobt, und das will ich halten. Ich leugne nicht, ich liebe Deinen Bruder, aber ich will »icht niekir durch äußern Einfluß