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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[1894]
Aus den Bergen Tirols : 4 Novellen
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Seite 42 von 170
Autor: Pappritz, Anna / A. Pappritz
Ort: Berlin
Verlag: Rüger
Umfang: 168 S.. - 2. Aufl.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 93.348
Intern-ID: 242937
—-'■n/y'’ 40 Nagelschuhe markierend, bis er endlich ein dreifaches Rad schlug und vor seiner Auserwählten auch zum Schluß das Anie beugte. — Es ist ein ungemein anziehendes Bild, dieser wilde Bauerntanz, der die kernige, elastische Gestalt des Burschen, wie die sanfte Schönheit des Mädchens ins beste Licht stellt. Auch Asta war wie elektrisiert, und als jetzt wieder die Töne eines Walzers erklangen, hörte Ernst, wie ihre Füßchen unwillkürlich im Takt hin und her trippelten. Ernst fragte

sie, ob sie ihm die Ehre eines Tanzes geben würde, und sie sagte fröhlich zu. Sie betraten den Saal, und der junge Mann legte seinen Arm um die schlanke Taille seiner Begleiterin. Leider gelang es ihm aber nicht ganz, in Takt zu kommen; der Rhythmus des Walzers ist in Süddeutschland ein andrer^ wie Ernst gewohnt war ihn zu tanzen, und' so hatte er denn bald das unangenehme Gefühl, mit feiner Dame der Zielpunkt manch höhnischen Lächelns zu sein. In peinlicher Verlegenheit führte er sie zu einem Stuhl

, auf dem sie mit enttäuschter und verdrießlicher Miene Platz nahm. In demselben Augenblick trat der vorher erwähnte Offizier auf Ernst zu. „Lieutenant von Seebeck," stellte er sich vor. „vr. Storni," entgegnete Ernst mit einer Verbeugung. Seebeck bat Afta um einen Tanz. Ihre trübe Miene heiterte sich sofort auf, und im nächsten Augenblick flog das hübsche elegante paar durch den Saal. Aller Augen folgten dem paar mit Wohlgefallen, denn Seebeck führte seine Dame mit vollendeter Sicherheit, und Asta war eine ausgezeichnete

Tänzerin. Bei der Harmlosigkeit, welche in diesem Areise herrschte, äußerten die Zuschauer ihre Freude an dem schönen Paar mit der gleichen Ungeniertheit, mit der sie vorhin, als Ernst

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Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[1894]
Aus den Bergen Tirols : 4 Novellen
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Seite 61 von 170
Autor: Pappritz, Anna / A. Pappritz
Ort: Berlin
Verlag: Rüger
Umfang: 168 S.. - 2. Aufl.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 93.348
Intern-ID: 242937
59 Wieder beobachtete Ernst denselben schnellen Wechsel ans Astas Zügen, wie heut in der Airche. Wie dort der Ausdruck weltentrückter Andacht sich plötzlich in Trotz ver wandelte, so wich jetzt der fröhliche Übermut einer ver schlossenen Traurigkeit. Seebeck versuchte durch seine Späße die alte Heiterkeit wieder herzustellen, und nicht vergebens. Aber immer wieder unterbrach Frau Aeindels mahnende Stimme das plaudern der jungen Leute. „Asta, Dein Aleid schleppt rechts. — Aber Asta, was hast

Du für klobige Stiefel an, Du weißt, ich kann es nicht leiden, daß Du Schnürschuhe trägst." „Aber Mama, ich kann doch nicht in Tanzschuhen auf die Berge klettern." „Selbstverständlich nicht in Tanzschuhen, aber in einer eleganten Ehaussüre. Wege, für welche Deine gewöhnliche Fußbekleidung nicht ausreicht, braucht ein junges Mädchen nicht zu gehen." „Dressur für den heiratsmarkt," stüsterte Seebeck Ernst ins Dhr. „Dann muß ich ihr als Schwiegersohn nicht erwünscht sein," dachte Ernst traurig, „denn ste

hat mir unterwegs so viel von dem Egoismus der Tochter vorerzLhlt, daß ich mich eigentlich voll Grauen von Asta.abwenden müßte." Nun begann die Aommerzienrätin in lebhaften Farben ihre Fahrt mit Ernst zu schildern und würzte die Erzählung mit Bemerkungen wie: „Meine Mutter hatte es mir nicht gestattet, mich von ihr zu trennen; ich hatte auch den Ge danken gar nicht gefaßt. — Erst hätte ich gesehen, ob meine Mutter auch gut und sicher untergebracht ist, ehe ich an mein Vergnügen gedacht. — Zch hätte

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Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[1894]
Aus den Bergen Tirols : 4 Novellen
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Seite 52 von 170
Autor: Pappritz, Anna / A. Pappritz
Ort: Berlin
Verlag: Rüger
Umfang: 168 S.. - 2. Aufl.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 93.348
Intern-ID: 242937
50 „Jawohl," antwortete Seebeck sofort, „ich Hause dort in einem so kleinen Aästerchen, daß ich die Thür öffnen und die Füße zum Flur Hinausstrecken muß, wenn ich mir die Strümpfe anziehen will." „Im Bett klappen Sie sich dann wohl wie ein Taschen messer zusammen?" neckte Asta. So war die „Ulkerei" wieder im besten Gange. Ernst ging schweigend nebenher, bis Asta im Haupthause ver- s chwand. „Vergessen Sie nicht morgen um neunund einhalb Uhr die Messe," rief ihr Ernst noch nach. Seebeck kehrte

mit leichtem Gruß gegen Ernst nach dem Pavillon zurück, während dieser noch längere Zeit auf und ab wanderte, ehe er sich entschließen konnte, sein Lager aufzusuchen. Endlich schritt er die Treppe zur Dependance empor und schritt den Aorridor entlang, an dessen Ende sein Zimmerchen lag. Auf dem Fensterbrett des Flurs brannte eine Lampe, und Monika lehnte mit müdem Gesicht an der Wand, dicht neben seiner Zimmerthür Stiefel putzend. „Nun, Monika, sind Sie nicht müde vom Tanzen?" fragte er freundlich. „Freili

bin i muad," antwortete das Mädchen, „aber a Stuand Hab' i noa zu putza und i mach's lieber heut abend, denn morgens in der Frua muaß i doch fchoa vor vieren aufastahn." „Sie tanzen wohl sehr gern?" „Nu, wenn ma tagsüber so schwer zu arbeita hat, frenai emm 's Tanza ninmra. Freili dohoam ins Ziller- thal, m Winter, doa ifch Iuftt, doa tanz i gern." Ernst nickte dem Mädchen ein freundliches „gute Nacht" zu und trat in fein Zimmer.

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Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
[1894]
Aus den Bergen Tirols : 4 Novellen
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Seite 49 von 170
Autor: Pappritz, Anna / A. Pappritz
Ort: Berlin
Verlag: Rüger
Umfang: 168 S.. - 2. Aufl.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 93.348
Intern-ID: 242937
47 einem einzigen sehnsuchtsvollen, jubelnden und zugleich schluchzenden Jodler durch die klaren Lüfte der Liebsten zuzurufen. Ernst beobachtete Astas Gesicht: zuerst malte sich un verhohlenes Staunen in ihren Zügen. Diesen Aunstgenuß, diese schön modulierten Stimmen hatte sie hier nicht ver mutet. Doch bald vergaß sie ihre Umgebung. Ein Aus druck sanfter Rührung lag auf ihrem süßen Gesicht und verlieh demselben einen Zauber, der es vergeistigte. „Über Berg und Thal rauscht der Wasserfall

," ertönte cs von neuem beim Beginn des zweiten Verses. „Haben Sie schon mal einen Wasserfall über'n Berg laufen sehen?" fragte Seebeck. „Ich sah ihn immer nur h e r u n t e r rauschen. " Der Zauber war gebrochen. Der in stille Rührung versunkene Blick Astas lachte den Fragenden mit fröhlichem Mutwillen an. Ernst biß sich auf die Lippen. Nichts war ihm ver haßter als das Herabziehen jedes lieferen Gefühls ins Triviale und Lächerliche. Noch mehr als über Seebeck ärgerte er sich über Asta. Hätte

sie doch geschwiegen oder durch ein Runzeln der Brauen dem Spötter Schweigen geboten! Im Gegenteil; sie schien gar kein Gefühl für das Unpassende der Be merkung Seebecks zu haben. Mit der größten Leichtigkeit sprang sie von einer Stimmung in die andere über, ja, wie es Ernst schien, war sie jetzt wieder in dem ihr zusagenden Fahrwasser. Das Lied war zu Ende. Den Sängern wurde mit lebhaftem Beifall gedankt. Und wieder präludierte Theres, aber diesmal war es Viktor Rainer, der ein Solo zum besten gab. „Mein einziger

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