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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 23.05.1913
Umfang: 16
einlaufen, beantwortet werden! Wir verweisen auch aus den Briefkasten. Unterhaltender Teil. Walpurgis, die treue Tochter. Kapitel 3. Engelbert (2. Fortsetzung.) So waren schon einige Wochen verflossen und die Pracht im Walde war immer schöner geworden. Es gab auch lichtere Stellen dort, die Klara kannte und wohin sie Walpurgis führte, welche nun voll Früh- lingsblumen standen. Allein durfte Walpurgis fürs erste noch nicht in den Wald gehen, damit sie sich nicht etwa verirrte. Und Walpurg

, Schwester Klara," sagte sie, „oder ist es nur Besuch, der wieder sortgcht?" „Nein, nein," antwortete Klara, „das ist mein Pflegetöchter- en, die bleibt nun hier, ich wills euch dann erzäh- len, wie es gekommen ist. Siehst du, Walpurgis," wandte Klara sich nun an die letztere, „das ist die Frau vom Klostermüller Traugott, von dem ich dir schon erzählt habe, und das ist Engelbert" und damit zeigte sie auf den Knaben, der größer und stärker als Wal- purgis war. Sein blondes Lockengeringel hing ihm weit

bis über den Nacken herunter. „Gebt euch die Hände, ihr Kinder!" sagte Frau Traugott. „Au, au!" sthrie Walpurgis auf, so kräftig drückte Engelbert die Hand des kleinen Mädchens. „Bist du aber weich ge backen," sprach der Knabe, „doch fürchte dich n'.cht vor mir, ich werde dich nun immer ganz sanft anfassen, ja ich will dich sogar best)ätzen, wenn Bären oder Räuber kommen." „'s ist ein Wildfang," sprach lachend Frau Traugott zu Sc^vester Klara, „jetzt lernt er bei den Patres Dominikanern, aber das Sitzen

wird ihm schwer. Ehe ich's mich versehe, ist er schon wieder auf einem hohen Baume oder streift mit seiner Armbrust, die er sich selbst zurecht gemacht hat, im Freien um her." „Ich Hab sie auch hier/ sprach Engelbert stolz und zeigte die Waffe vor. „Wer mit mir geht, ist auch gut beschützt." Leise flüsterte Frau Traugott zu Klara ge- neigt: „In dem steckt Ritterblut, ich sag's ja immer, — sieht man es ihm nicht auch an? Mein Lebtag Hab' ich keinen so prächtigen Buben gesehen." „Willst du auch schießen lernen

?" frug Engelbert Walpurgis und hielt ihr die Arnibrust hin. „Nein," sagte Walpurgis und wich etwas ängstlich zurück. En- gebert betrachtete unterdes den hohen Baum im Ge- Höft. „Da, halt sie einmal," wandte er sich zu Wal- purgis und reichte ihr die Armbrust hin, — „du brauchst dich nicht zu fürchten, sie beißt nicht." — Walpurgis nahm die Waffe entgegen. Darauf sprang Engelbert fori und kletterte an der Fichte in die Höhe, aber nicht etwa auf der Leiter, sondern am Stamme, von Zweig zu Zweig

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 17 von 20
Datum: 10.10.1913
Umfang: 20
mit uns." Die selige Walpurgis erbat nun noch vom Markgrafen die Er- laubnis, sich von Müller Traugott und Engelbert zu verabschieden, dann wollte sie auf die Burg kommen. Engelberst Erstaunen kannte keine Grenzen, als seine Freundin wieder zu ihm zurückkam. „O könnte ich mit!" sprach er voll höchster Aufregung, „ach, Wal- purgis, flehe den Markgrafen an, daß er mir erlaubt, den Angriff mitzumachen." Bald waren die Kinder bei Müller Traugott und Vater Gottlieb. „Jst's denn möglich?" sprach der Müller. „Nein

, so was Hab' ich noch nicht erlebt! Kind, Kind, was hast du für Mut gehabt!" wandte er sich zu Walpurgis. „Aber nun wirst du wohl bald eine vornehme Dame sein und ich werde nicht mehr du zu dir sagen können!" „Im- mer, immer, Oheim Traugott, sollt ihr mich du nen- nen," sprach Walpurgis. „O wie viel Gutes habt ihr mir getan und wie edel habt ihr euch gegen meine Mutter benommen. Ich kann euch das nie genug dan- ken." Daß Engelbert den Zug mitmachen wollte, war dem Müller nicht recht. Ihm bangte um den Knaben. Doch dachte

er: „Es kann sein Glück sein, wenn er mit dem hohen Herrn zusammenkommt, Ritterblut steckt doch einmal in ihm. „Grüß die Schwester Kla ra!" bat Walpurgis, als sie von dem Müller Abschied rahm und auch noch einmal Vater Gottlieb die Hand reichte. Oben auf der Burg wurde sie bald von dem Markgrafen empfangen. Sie bat für Engelbert, der unten wartete. „Laß ihn heraufkommen," sagte der Markgraf. Mit edlem Anstand, wenn auch etwas schüchtern, erschien Engelbert vor dem hohen Herrn. Mit ersichtlichem Wohlgefallen

, sie anzugreifen. In Friedrichs- roda blieb die Gräfin Altenstein mit Walpurgis zu- rück, und zwar in einem dort befindlichen Schlosse des ! Markgrafen. Mit welchen Gefühlen Walpurgis die ersten Stunden des andern Tages dort zubrachte, läßt sich nicht beschreiben. Es litt sie nicht in den stillen Hallen, um Mittag eilte sie vor das Tor der Stadt. Da kam ein Reiter wie rasend auf sie zugesprengt. Es war Engelbert. „Sieg, Sieg!" rief er jubelnd aus. „Die Schreckensburg ist erstürmt, die Gefangenen sind befreit

, der Ritter vom „Roten Hahn" ist gefallen im Kampfe mit dem Markgrafen, dem er sich persönlich gegenüber stellte!" Unterdes hatte sich Engelbert vom Pferde geschwungen. „Und mein Vater?" frug zit ternd Walpurgis. „Er lebt, ich komme eben, dich zu ihm zu holen." Auf offener Straße sank Walpurgis auf die Knie, um Gott inbrünstig zu danken. Bald brachte der Wagen sie zur Schreckensburg, Engelbert ritt nebenher. Die Gräfin Altenstein war im Schloß verblieben. O welch ein Anblick bot sich Walpurgis dar

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 8 von 16
Datum: 06.01.1938
Umfang: 16
keinen Frieden halten und er kümmere sich um seinen Hof mit keinem Handschlag, würdest du wohl glauben, daß dein Geld bei so einem sicher stände, Engelbert? Wenn du dazu noch wüßtest, daß derselbe junge Bauer sich vorher jahrelang wie ein Stromer auf den Landstraßen herumgetrieben hat und daß er einem Weibsbild um die Wege geht, das übel angesehen ist in der ganzen Gemeinde?" Engelbert knurrte. „Ihr braucht mir mein Register nicht vorzulesen, Vor steher. Ihr habt das schon einmal getan

und ich habe es noch nicht vergessen und ganz genau in der Erinnerung." Hillekampsvater nickte. „Das ist ganz gut, Engelbert. Das ist gar nicht schade, wenn du das behalten willst. Aber wir wollen uns noch ein bißchen aussprechen. Nimm einmal an, du hättest dem jungen Bauern, von dem wir sprechen, das Geld rundweg abgeschlagen und plötzlich hörtest du die Leute ganz anders reden. Sie sagten, er hätte den Güterschlächter mit dem Peitschenstiel von seinem Hose gezagt und er schufte sich krank und elend auf feinem Acker

und die Sorgen fräßen an ihm, weil er seiner Väter Erbe vielleicht nicht halten könnte. Liefst du dann wohl sofort hin zu ihm und sagtest, er solle dir ja und um Gotteswillen dein Geld nicht wieder bringen? Nein, Engelbert, du schüttelst den Kopf genau so, wie ich das getan habe, und hieltest das für dumme Rederei, was die Leute daher erzählen." „Und wenn du dann doch merktest, daß die Leute recht haben und daß aus dem Stromer ein regelrechter Bauer geworden ist, dann gingst du auch wohl nicht zu ihm, son

dern du säßest zu Hause und wartetest darauf, daß er zu dir kommen, seine arbeitsharten Hände zeigen und noch mals um Ausstand bitten sollte. Denn um zehntausend Mark kann man wohl einen zweiten Gang tun, wenn der erste erfolglos geblieben ist. Und außerdem ist es hier in der Heide Landesbrauch, daß der Jüngere zum Aelteren kommt und nicht umgekehrt. Das überleg dir einmal ordent lich, Engelbert, vielleicht findest du dann den Weg zum Hillekampshofe doch noch gelegentlich wieder." Der Vorsteher

stand auf und tat, als wenn er gehen wollte. Aber Engelbert hielt ihn am Arm. Er sah ihm mit großen Augen Ins Gesicht. „Soll das heißen, daß Ihr mir das Geld lassen wollt, bis ich es Euch zurückzahlen kann, Hillekampsvater?" fragte er. Der Alte nickte. „Ja", sagte er, „das soll das heißen. Und daß du noch was dazubekommen kannst, um den Hof ganz in die Höhe zu bringen, foll das auch heißen. Denn siehst du, Engelbert, einen Vagabunden jage ich von meinem Hofe, aber wenn ein Nachbar und ein Bauer

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Alpenländer-Bote
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Seite 6 von 16
Datum: 05.09.1926
Umfang: 16
Seite 6. Nr. 36. Vater Engelbert Kolland zu seiner Seligsprechung am 10. Oktober 1926. Der ehrwürdige Diener Gottes und Märtyrer Engel bert Kolland erblickte das Licht der Welt am 21. Sep tember 1827. Noch heute sieht sein Vaterhaus in Ramsau, es ist das ärmliche Lochhänsl. Ramsau ist im oberen Zillertal und gehört zur Dekanalpsarre Zell am Ziller. Der Vater des Seligen war Kajetan Kolland, ein Holz arbeiter, der am 3. Zuli 1872 im 91. Lebensjahre zu Rachau in Obersteiermark starb. Die Mutter

hieß Maria Sporer und erreichte ein Alter von 97 Zähren. Von fünf Kindern war Engelbert das dritte und erhielt in der Taufe den Namen Michaeli Engelbert war sein späterer Ordensname. In seiner Zugendzeit gingen im oberen Zillertal die Wogen der protestantischen Bewegung sehr hoch; sind doch aus dem Dorfe Ramsau, wo unser Seliger geboren wurde, 1837 sogar 118 Personen auögewandert, die sich der protestantischen Religion angeschlossen hatten. Im Zahre vorher war der hochwürdigste Fürsterzbischof

dem katholischen Glauben treu. Wie gar viele Zillertaler, damals wie auch heute noch, auswärts Arbeit suchten, so hielten sich dis Eltern des Engelbert in der Fremde auf und eine fromme Zieh mutter ließ den Kindern eine sehr gute und fromme Er ziehung angedeihen. Sie legte von unserem Engelbert das Zeugnis ab: „Er betete gern unb war beim Gebete nie unruhig, sondern ganz wie in Gott gesammelt sowohl zu Hause wie in der Kirche. Frisch und munter wie er war. liebte er ein Sviel mit anderen Knaben, denen

nahm. Im Zahre 1847 vollendete er seine Gym- nasialstudien und lenkte seine Schritte zum Franzis kanerkloster, wo er auch Aufnahme fand und bei der Einkleidung den Namen Engelbert erhielt. Er hatte als Laienbruder den ausgezeichneten und weltberühmten Pa ter Peter Singer als Novizenmeister. Dieser hat später über den ehrwürdigen Diener Gottes das Zeugnis ab gelegt: „Frater Engelbert machte große Fortschritte im geistlichen Leben als ein wahrer Sohn des armen, demüti gen, heiligen Vaters Franziskus

." Nach dem Noviziatsjahr in Salzburg kam Engelbert zum Studium der Theologie und Philosophie in die Klö ster nach Sckwaz, Hall, Kaltern und Bozen. Am 22. November 1830 legte er die feierliche Profeß (Ordens- gelübde) ab; am 13. Zuli 1831 wurde er in Trient zum Priester geweiht und durfte am 20. Zuli 1851 in der Fran- ziskanerkirche zu Bozen die feierliche Primiz hakten. Sein Beruf wie seine persönliche Neigung zogen ihn mächtig an. sich den Heidenmissionen zu widmen. Er sing an, fremde Sprachen zu erlernen

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 7 von 16
Datum: 09.12.1937
Umfang: 16
ab, die nicht sehr sauber war, und gab mürrisch Bescheid. Ja, der Bauer sei schon zu Hause und er möge nur einstweilen sein Pferd versorgen. Engelbert sprang aus dem Sattel und seine Augen gingen über den Hof hin. Er schüttelte den Kopf. Nein, hier würde wohl nichts zu holen sein. Die Dächer waren nachlässig ausgeflickt und der Garten war nicht in Ord nung, wie es sich gehört. Die Ställe waren niedrig und unsauber, der Mist lag verstreut und ein paar Maschinen standen unter einem zerlöcherten Schuppendach

. „Wenn es mit dem Hof so unordentlich aussieht, dann wird mit dem Sparstrumpf auch nicht viel los sein", dachte Engelbert. Aus dem Stall kam Onkel Gust ihm entgegen. Er kannte den kleinen dicken Mann mit den listigen und un ruhigen Augen gleich wieder, gab ihm die Hand und bot ihm die Tageszeit. Der alte Bauer sah ihn mit verknif fenen Augen einen Augenblick an. „Sieh mal an", sagte er langsam und überlegte da bei. „Engelbert Overhage. Und seit wann bist du denn wieder zu Hause? Ich habe wohl davon gehört

auf der Vorderseite das Bild und die Unterschrift von Sebastian Kneipp, als Bürgschaft für Güte und Echt heit des Kathreiner. So schützt die Packung die Ware vor dem Verderben ui ü die Hausfrau davor, daß sie einen anderen Malzkaffee bekommt als Kathreiner— den besten. Er hielt die Hand an den Mund. „Fin", schrie er. „Wir haben Besuch, Fin! Engelbert Overhage ist da und will Euch guten Tag sagen." Dann nahm er den Gaul und führte ihn in den Stall- Engelbert schritt neben ihm. „Das ist dann wohl etwas Besonderes

, das dich zu uns hergeblasen hat?" fragte Onkel Gust und seine kleinen Augen stachen dem jungen Bauern ins Gesicht mit einem scharfen Blick. „Ich kann mir denken, daß du jetzt zu tun hast auf deinem Erbe und daß es etwas Absonderliches sein muß, das dich den langen Weg hierher machen läßt." Engelbert sah ihm auf die verdächtige Joppe und auf die schmierigen Hosen und es wurde ihm schwer, von dem zu sprechen, was ihm doch auf der Zunge lag. Aber Onkel Gust fragte geradezu und immer wieder und bis sie durch die Stallungen

gegangen waren und in die Stube hin- übevkamen, hatte Engelbert seine ganze Not vor ihm her untergebetet. „Und wenn du mir nicht hilfst, Vetter Gust, dann weiß ich nicht, was werden soll, denn ich kann mir fast keinen anderen denken, den ich um Hilfe ansprechen könnte." Der alte Bauer sagte zunächst nicht Ja und nicht Nein. Er hielt die Augen gesenkt und hatte einen Blick, als ob er rechnete. Und ein dünnes Lachen lag um seinen Mund. „Ja", sagte er dann doch endlich. „Ja." Und dann schwieg

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 8 von 16
Datum: 18.07.1913
Umfang: 16
kam. Da hörte sie von Leuten, daß bei einer Klausnerin auf dem Berge, an dessen Fuße das Dorf lag, ein fremdes Kind eingekehrt sei. Einige sagten, es wäre ein Mädchen, andere glaubten aber einen Kna ben gesehen zu haben, was sich daraus erklären ließ,daß Engelbert oft die Klause besuchte. Die unglückliche Mutter beschloß nun, die Klausnerin aufzusuchen. Sie selbst tonnte kaum mehr weiter. Nur noch wenig Bar schaft besaß sie. Der Hungertod stand schon vor ihren Augen, wenn nicht etwa

ein mitleidiges Kloster sie aufnähme. Und krank und elend fühlte sie sich auch im höchsten Grade. So kam sie zur Klostermühle und wurde dort der eine heiße Wunsch ihres Herzens erfüllt, ihr geliebtes Kind wiederzufinden. Als die edle Frau nach und nach alle diese Mitteilungen Walpurgis kund gegeben und auch dem oft sie besuchenden und zuhören- gen Engelbert, sprach Walpurgis eines Tages zu ihr: „Liebe Mutter, ich lveiß doch eine Hilfe für den Va ter! Einer lebt auf dieser Welt, der den Vater befreien

würde, wenn er von seiner Not wüßte, und das ist der Markgraf Heinrich von Meißen, den die Leute den Er- lauchten nennen. Ich will hin zu ihm gehen und ihn fußfällig bitten, den Vater zu erlösen." „Und ich gehe mit," ries Engelbert begeistert aus, indem er lebhaft von seinem Sitze in der Nähe des Krankenlagers aus sprang, „nicht bloß zum Herrn Markgrafen, um ihn zu bitten, sondern auch dann, wenn er gegen die Schreckensburg zieht, werde ich dabei sein mit meiner Armbrust, mein Pfeil soll den Ritter vom „Roten Hahn

ihr frevelhaftes Spiel." „Ich beschütze Walpurgis," sprach Engelbert stolz. „Und ich fürchte mich nicht," sagte das Mädchen, „auch wenn ich allein hinwandern sollte, ich vertraue auf Gottes Schutz und will alles gern tun, um den lieben Vater zu befreien. Der Markgraf ist doch gut. ich weiß es genau, die Leute hier in der Gegend sagen alle: Wenn einer hilft, so ist es nur der." Ueber der Gräfin bleiche, eingefallene Wangen flosten die Tränen. „Gott ist in den Schwachen mäch tig," sagte sie „vielleicht mein Kind

, rettest du deinen unglücklichen Vater, wenn er bis dahin noch nicht den Kerkerqualen erlegen ist. Aber zu mir führen, wie der gute Engelbert sagte, werdet ihr ihn nicht. Ich fühle, daß ich bald sterben werde und muß mich in Gottes heiligen Willen ergeben, wenn ich auch deinen Vater auf dieser Welt nicht mehr sehen werde. Mein Geist aber wird dich umschweben, und am Throne Gottes werde ich für dich beten, daß du die Rettung deines Va ters vollbringen kannst. Doch ich muß jetzt schweigen, ich fühle

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 7 von 16
Datum: 02.12.1937
Umfang: 16
. Wenn ich ihn versaufen ließe, dann wäre ich ein Verräter." Einen Augenblick horchte der Bauer in sich hinein: hatte nicht die blonde Hanne so zu ihm gesprochen? Hatte sie ihn nicht einen Feigling und Verräter genannt? Sie sollte sich in ihm getäuscht haben! Und Hillekamps-Vater auch und all die anderen! Engelbert reichte dem alten Wilhelm die Hand und es klang wie ein heiliges Versprechen: „Wir werden uns ja wohl das Fell von den Fäusten arbeiten müssen, die nächsten Jahre. Aber wenn ich das scheute, dann wäre

er aus der Stube und hatte einen festen Schritt. Und in dem alten Knecht wurde in all seinen Sorgen ein großes Freuen wach. * Den anderen Tag standen sie schon früh in den Moor gräben und ließen sich die Sonne ins Gesicht brennen. Engelbert machte mit dem Spaten die Grabenränder glatt und Wilhelm stach die Sohle nach und dämmte mit dem Abstich die Ränder auf. Die Schweiß stand ihnen auf der Stirn, denn es war schwüle Luft und im Süd westen braute es sich zusammen. Engelbert brannten die Hände an dem harten

Spaten stiel und in seinen Armen war ein totes Gefühl. Aber er hatte ein großes Freuen in sich darüber, daß ihm die Ar beit zu schmecken anfing. Wilhelm sah selten einmal auf, aber wenn er es tat, sah er zu seinem Bauern hin und ein Lachen lief über sein bartstoppeliges Gesicht. Es war bald um die Vesperzeit, da tat Wilhelm einen heimlichen Ruf, daß Engelbert zu ihm zurücksah. Und da wies der Alte nach der Kieferndickung hinüber, die sich vom Esch her weit in das Bruch hineinzieht. Als Engelbert

sich herumwanbte, sah er unter der Hellen Birke, die da an dem ersten Moortümpel steht, einen Bock. „Das muß der Grenzbock sein", dachte Engelbert, „von dem der schwarze Bernd dieser Tage sprach." Dann sah er dem Graben entlang und wandte sich wieder zu Wilhelm. „Es ist noch ein ganzes Stück", sagte er, „und wir müssen uns dazuhalten, damit wir zu Mittag halbwegs fertig werden." Er sprach so laut und unbekümmert, daß der Bock auftvarf und lautschreckend absprang, der Gemeindegrenze zu. Wilhelm sah

hinter dem Bock her und dann sah er seinen Bauern an, der das Grabscheit schon wieder ein gesetzt hatte. „Alles wird nochmal recht!" jubelte es in der Seele des treuen Alten. * A * * Am Nachmittage kam der Amtsschreiber. Als er die Tür zum Garten aufstieß, sah er Engelbert am Fenster stehen. Er nickte ihm zu, ging ins Haus und klopfte gleich darauf an die Stubentür. Der Schreiber gab dem Bauern die Hand und sah nach dem Nechnungsbuch und den Papieren, die Engelbert auf den Tisch gelegt

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 8 von 16
Datum: 13.01.1938
Umfang: 16
, daß wir ihn nicht vermögen, auch der Preis für in voller Flucht den Weg heruntergekommen und schreckend abgesprungen, als ihm der Bauer in den Wind kam. „Das muß doch der Grenzbock gewesen sein mit dem kuriosen Gehörn", dachte Engelbert. Es fiel ihm ein, daß der Amtmann ihm am Mittag erzählt hatte, er wolle auf den Grenzbock gehen. „Dann hat er eine taube Virsch gemacht", dachte der junge Bauer. Er trat gerade aus der Dickung in die freie Heide, da sah er plötzlich einen Kerl den Virschweg herunter ge laufen kommen

von dem erlenbestandenen Sumpfarm her, den das Gehölz da in die Heide hineinschiebt. Der Kerl hatte die Joppe offen, den Halskragen losgerissen und eine Flinte in der Hand. Er lies, als wenn der Heidebrand hinter ihm säße. Als er den Bauern sah, wollte er zur Seite aus brechen, aber Engelbert rief ihn an. „Hans", rief er, denn es war der Vorstehersjunge. Da kam der Erbe vom Hillekampshof auf ihn zuge laufen und er weinte und schrie. Als er bei Engelbert war, ließ er die Flinke ins Kraut fallen und hielt

vor das Gesicht und weinte laut drauf los. „Bring sie auseinander, Engelbert, sie haben beide scharf geladen und sind wie wütende Tiere zueinander." Der Overhagenbauer war ganz ruhig geworden. „Es ist mein Schwager", dachte er, „es geht auch um Annemaries Leben und Bernd ist ein Lump." Er nahm die Büchsflinte aus dem Kraut und klappte das Schloß auf. Die Schrotpatrone saß über der Kugel. Er ließ einschnappen und sicherte. Dann stieß er den Hille- kamps Jungen an. „Wo?" fragte er kurz. „Ich will dir das weisen

sich an eine Zwillings kiefer. Denn er war fertig und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Engelbert ging mit heimlichen Schritten noch bis an die Krüppelbirke vor und dann sah er den schwarzen Esch kötter hinter dem Wurzelwerk der Buche liegen, wie er über seine Flinte weggierte und böse Augen in seinem schlimmen Gesicht hatte. Es war dämmerig unter der Buche, aber das Unter holz vor dem Bruch lag noch in vollem Licht. Engelbert suchte den Förster und konnte ihn nicht finden, denn das frischgrüne Unterholz

Bernd fuhr herum. Als er den Bauern sah, schrie er vor Wut. „Du — du", schrie er, „Aas — verdammtes —". Er kam mit der Büchse hoch und ließ es krachen. Engelbert sah ihn durch den Nauch wegspringen. Auch er fuhr mit dem Gewehr an die Wange — aber schon war der schwarze Bernd zwischen den Erlenbüschen ver schwunden. Engelbert sah nach dem Unterholz und gerade, als er die Stämmchen da schwanken merkte, wo der Förster sich lang gemacht hatte, kam aus den Erlenbüschen wieder ein Schuß. Da fuhr

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 6 von 16
Datum: 12.09.1913
Umfang: 16
, daß ihm nichts anderes übrig blieb, als zur Burg zurückzukehren. Walpurgis hatte sich bereits mit Engelbert ver eint, welcher zur rechten Zeit den Pfeil abgesandt hatte. „Nun habe ich tiur noch drei Pfeile im Köcher," sagte er, „gebe Gott, daß wir auf dem Rückwege nicht noch mehr gebrauchen. Die letzte Nacht hat auch einige gekostet." Beide Kinder entfernten sich im Walde fast mit Sturmeseile von der „Schreckensburg". Als sie so weit entfernt waren, um von dort aus keine Gefahr tnehr befürchten zu müssen, sagte Engelbert

! Hättest du ihn gesehen, Engelbert! Um Haupt und Bart sah er ganz verwildert aus, aber der Ausdruck seines Gesichtes war so gedul dig, fromm und gottergeben, wie ich ihn früher nie bei meinem Vater gesehen hatte und das hat mir die Seele durchbohrt." „Wie das Schwert des Schmerzes die Seele der lieben Gottesmutter." »Ja, ja, so war es. Und durch nichts lasse ich mich zurückhalten, ich gehe jetzt bald nach Meißen und falte dem Markgrafen zu Füßen." „Und ich gehe mit," sprach Engelbert

, „wollen wir gleich hin? Ohne erst nach Hanse zu gehen?" „Nein, nein, so viel Angst tvill ich nicht über die liebe Schwester Klara bringen und über deine guten Eltern! Sie alle würden doch nur glauben, daß wir aus der „Schreckensburg" zurückgehalten tvorden sind. Nein, wir wollen erst zeigen, daß wir am Leben ge blieben sind, aber dann darf nichts uns hindern. Doch, guter Engelbert, du willst wieder mit?" ..Um jeden Preis!" Nachdem die Kinder eine Weile geruht, wandten sie sich wieder der Richtung

zu, die sie auf den Renn steig brachte. Engelbert hatte sehr viel Ortssinn. Er wußte sich leicht herauszufinden. Doch gehen wir einmal zu Müller Traugott zu rück. Der brave Mann war auf seinem Braunen so rasch wie möglich nach Friedrichsroda geritten. Dort harte er in den wenigen Herbergen, die es im Städt chen gab, nach den Kindern geforscht, aber nirgends konnle er sic finden. Er frug nun auch in der Stadt herum, frug die Leute am Tore und da erfuhr er denn von einem Manne, daß nahe der Staor zwei Kinder ge sehen

auch keine Ruhe, sondern feuerte ihn an, immer rascher darauf los zu traben. Wie jauchzte aber sein Herz aus, als er in einiger Entfernung die Gestalten der beiden Kinder schon erkannte. Die letzteren erkannten ihn aber nicht sofort, weil ihnen kein Gedanke gekommen war, daß der Müller ihnen folgen könnte. Sie sahen tvohl den Reiter, be achteten ihn aber fürs erste nicht. Dock) als sie ettvas näher kamen, rief Engelbert lebhaft aus: „Das ist ja der Vater!" Rasch liefen die Kinder dem Müller ent

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Unterinntaler Bote
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Seite 17 von 34
Datum: 14.12.1912
Umfang: 34
es hat sich wohl irgendein Unfall unten zu getragen und man ruft mich herab?" Der Wirt nickte. „Wer ist's, Vater oder Mutter?" „Ich glaube, der Herr Vater ist plötzlich erkrankt, wenn ich recht gehört habe, stürzte er beim Wasserfall und hat sich verletzt." Robert erbleichte. Was tun? Lange Stun den mühsamen Weges trennten ihn von dem Verunglückten. Engelbert winkte dem Wirt, der ein wärmendes Getränk brachte, und bat Robert, sich zu stärken. Robert goß hastig den heißen Kaffee hinab

Kopfwunde zugezogen. Der Doktor fürchte überdies, daß er noch eine Gehirnerschütterung erlitten habe. Professor L., ihr Hausarzt, sei abwesend und werde erst gegen Abend zurückerwartet. „Man kann nicht absehen, was geschieht," schloß Frau Wolfs. „Vater hat schon mehrere Male nach dir gefragt. Komm schnell, komm auf dem kürzesten Wege." „Auf dem kürzesten Wege, sei unbesorgt," rief er durchs Telephon zurück, „bald bin uh bei euch." Engelbert hatte sich in eine Ecke der Stube gesetzt und blickte

ihn in eine Stube. * • * * Eine knappe Stunde später, als Robert (der natürlich keinen Augenblick geschlafen hatte) und Engelbert nach der eingenommenen Mahlzeit ins Freie traten, schwamm ein blei farbenes Licht über den Bergen. „Wie ist das möglich in der kurzen Zeit? Woher sind diese bräunlichen Wolken gekom men? Das gibt ein böses Gewitter. Gleichviel. Sieh, nun ist fast Dämmerung geworden, und eigentlich müßte die Sonne goldig auf allen Gipfeln schimmern." „Robert, was hast du vor?" Engelbert miß- .fiel

hinunter. In zwei Stunden kann ich unten sein." „Das ist Wahnsinn, überlegter Selbstmord," brauste Engelbert auf. „So handelt kein ver nünftiger Mensch." „Es gibt Lagen im menschlichen Leben, wo man über die gewöhnliche Vernunft hinaus gehen darf, wo es sogar geboten ist, nicht kleinliche Ueberlegung walten zu lassen. In einer solchen Lage bin ich — deshalb schweig und lasse mich handeln, wie ich will." „Du versuchst Gott." „Im Gegenteil: ich überliefere mich ganz seiner Vatergüte

Grasbüschelchen. Engelbert hätte sich hinwerfen und sie küssen mögen, aber Robert eilte weiter. Der Schein ihrer Laternen warf flüchtige Lichtstrahlen auf die steilen Bergwiesen, über die sie hinab stürmten. Wald war auf dieser Seite keiner. Wo die Wiesen endeten, lag schon bebautes Land. Sie drangen weiter, weiter. Dann tauchte eine Hütte auf, der mehrere folgten. Endlich ein Dörflein. Als sie das passiert und eine Brücke überschritten hatten, lag der Marktflecken vor ihnen. Robert nahm seine letzten Kräfte

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 8 von 16
Datum: 09.12.1937
Umfang: 16
, allen Anforderungen ent sprechenden Turm versehen ist. Im Monat Juli begann man mit dem Straßen- und Güterwegbau, bei dem zwanzig Arbeiter, und zeitweise mehr, Verdienst erhielten. Ofen. Er hatte die Weste bequem aufgeknöpft und dehnte sich. „Setz dich, Engelbert", sagte er und seine Stimme war voll Freundlichkeit. „Wir wollen gleich Kaffee trinken, aber vorher können wir das Geschäftliche in Ordnung bringen." Er sah Engelbert prüfend ins Gesicht. „Eine Freiere! und so hast du ja wohl noch nicht um die Hand

? — Schon. Um das gleich zu sagen: Ich will dir also mit dem Gelde wohl aushelfen. — Bleib sitzen, Engelbert, denn es sind ein paar Bedingungen dabei, die du erst hören sollst. Also du hast noch kein Mädchen und ich habe drei Töchter, Hu verstehst ja wohl schon? Ich kann dir das Geld nur geben, wenn du eine von den dreien als Bäuerin auf deinen Hof nimmst. Die Anne wirst du nicht haben wollen und ich kann dir das nicht übel nehmen, denn ich nähme sie auch nicht." „Also müßte es die Fin sein oder die Mia

er sich- da sprach der Alte weiter: „Na, Engelbert, es will mir scheinen, als wenn ich dir das glatt und rund heraus gesagt hätte. Nun kommt noch ein anderes, das du mir Zusagen mußt. — Ich kenne dich nur wenig. Und was du als Bauer wert bist, davon weiß ich überhaupt nichts. Und darum mußt du mir zu geben, daß ich dir meinen Großknecht mitgebe auf deinen Hof. Er soll dann auch Großknecht bei dir spielen, denke ich mir, und es wäre mir dann recht, wenn du dich etwas nach dem richten wolltest, was er dir sagt

. Dann habe ich wenigstens die Sicherheit, daß meine Tochter mir nicht an einem schönen Tage an den Gartenzaun kommt und saat: Ich bin wieder da, denn das Overhagenerbe liegt unterm Hammer. — Ja, so habe ich mir das gedacht. Jetzt sprich du, Engelbert. Aber das sage ich dir gleich gerade heraus, du bekommst das Geld von mir auf diese Art oder du bekommst es überhaupt nicht." — Engelbert hatte sich in seinem Stuhl vorgelehnt und Der Thomasmarkt ist die richtige Gelegenheit sich eine gute Brille auszuwählen Natürlich

Mode ist, andere Leute an ihrem eigenen Herd anzugrinsen wie dumm und unklug. Bei uns gehört sich das nicht, aber ich weiß ja auch nicht, was du für spafsige Manieren in deinen letzten Jahren aufgelesen hast." Da wurde Engelbert wieder ernst. „Ihr sollt auch bedankt sein, Vrinkmöllersvater, für Euren Vorschlag, denn ich sehe wohl, es ist Euch ernst gewesen damit. Und darum sollt Ihr auf eine klare Frage auch eine ordentliche Antwort haben. — Nein, mit den Bedingungen nehme ich das Geld

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 10 von 16
Datum: 23.05.1913
Umfang: 16
. Einst er schien Engelbert wieder in der Klause und sagte zu Walpurgis: „Nun hole ich dich zu einem weiten Spaziergang ab. Siehst du, ich habe hier auch zwei Feuersteine und Schwamm mitgebracht. Da kann ich rasch Feuer schlagen *j, wenn ettva ein Bär kommen sollte. Sobald wir von dürrem Holz ein Feuer ange zündet haben, fürchtet sich der Bär und macht rasch kehrt." „O," sprach Walpurgis, „mochte lieber kein Bär kommen! Wir wollen nicht zu weit gchen." „Ach, dummes Zeug!" rief Engelbert

aus, „mit mir zusammen hast du nichts zu fürchten." Er schlug die Feuersteine heftig aufeinander, daß die Funken stoben. „Siehst du," sagte er, „wie rasch ich Feuer zustande bringe?" Die Kinder gingen weg, diesmal sogar von Wotan und Wölfel begleitet. Engelbert führte seine kleine Freundin weite Wege. Schon war die letztere sehr ermüdet, so daß sich beide auf einen kleinen Felsab hang zum Ausruhen niedersetzten. Nur wenige Bäume waren vor ihnen, an welche eine große Wiese an grenzte. Auf einmal sing Wölfel

an zu heulen und Wotan laut zu bellen. „Ein Bär, ein Bär," rief zitternd Walpurgis aus. Beide Kinder sprangen er regt aus. Richtig, da kam von der Wiese her ein großer Bär im schönsten Trabe auf den Wald zu. „Wir sind verloren," schrie Walpurgis, „o Gott, steh' uns bei!" „Geh' du dort hinter den Strauch," sprach Engelbert, „ich schlage Feuer, — oder bring rasch dürre Zweige zusammen, daß wir anzünden können. Engelbert schlug darauf los, die Funken stoben herum, schon brannte der Schwamm, aber das Reisig

, indem er ein furchtbares Angstgebrüll ausstieß. „Die Gefahr ist vorüber," sagte der Kohlenbrenner zu den Kindern, „aber wenn ich nicht dazu gekommen, so wäret ihr verloren gelvesen. Der Kerl schien hungrig zu sein und da Packt er alles an. Konntet ihr denn nicht mehr fliehen?" „Nein," sagte Engelbert, „er hätte uns gleich erreicht, Walpurgis kommt nicht so rasch fort, und da dachte ich, würde ein Feuer ihn vertreiben." „Ganz richtig gedacht," meinte der Kohlenbrenner, „der Wind ließ das Feuer

nur nicht zu." „Aber, wie habt ihr denn unsere Gefahr be merkt?" frug nun Engelbert. „Meine Kohlenbrennerei ist hier hinter dem Fel sen. Ich sah den Bär ankommen, als ich ein paar Schritte seitwärts trat und entdeckte dabei auch euch beide. Mein Feuer konnte der Bär aber nicht sehen, weil es hinter dem Felsen war und so nahm ich rasch eine Schaufel glühender Kohlen und brachte sie hier- her, um euch zu retten." „Dank, Dank," flüsterte Walpurgis und reichte ihre immer noch zitternde Hand dem Kohlenbrenner

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 7 von 16
Datum: 06.01.1938
Umfang: 16
der Artikelschreiber. Terfens. (Unsere Schützengesellschaft) gab am 19. und 26. Dezember im Saale der Nestauration Klingler unter Leitung ihres tüchtigen Oberschützenmeisters Franz Köchler ein Zeltenschießen, das von 39 Schützen be sucht war und trotz des schlechten Wetters schön verlief. Ergebnis: Haupt: 1. Kirchmair Engelbert, Schwaz? 2. Er härt Franz, Terfens? 3. Hormair Engelbert, Schwaz? 4. Heiß Hermann, Hötting? 5. Huber Ludwig, Terfens? 6. Pilch Edi, Terfens? 7. Sander Nudolf, Meer? 8. Oberauer David

, Gnadenwald. Fünfer-Serie: 1. Hofreiter Ernst, Schwaz? 2. Hummel Ludwig, Schwaz? 3. Pallhuber Anton, Meer? 4. Erhärt Franz, Terfens? 5. Pallhuber Hubert, Meer? 6. Huber Anton, Fritzens? 7. Wehle Karl, Terfens? 8. Sander Nudolf, Weer? 9. Föger Heinrich, Schwaz? 10. Hormair Engelbert, Schwaz. Schlecker: 1. Hummel Lud wig, Schwaz? 2. Heiß Hermann, Hötting? 3. Huber Anton, Fritzens? 4. Pallhuber Anton, Weer? 5. Sander Nudolf, Weer? 6. Hormair Engelbert, Schwaz? 7. Köchler Franz, Terfens? 8. Krismer Hans, Weer

Wurm, mit schönen Filmen die zahl reichen Zuschauer. Neben den lehrreichen und interessanten Filmen gabs auch viel zum Lachen und es sei dem Leiter /Um Hot und Heimat. „Das soll doch der Deubel holen", sagte er. „Und die blanke Wut kann man dabei kriegen." Engelbert lachte voll Spott. „Ja", sagte er, „du mußt schon deutlicher werden, damit ich dahinterkomme, was du eigentlich von mir willst." Der Jäger bog sich zu ihm und seine Stimme wurde heimlich. Er hielt ihm die Faust hin und als er sie offen

ich dieses hier" — er schlug auf die Tasche — „und ganz dicht dabei ein frisches Gescheide. Danach ist es klar, daß ich dem auf den Fersen sitzen muß, dem das Messer gehört. Und was glaubst du wohl, wer das ist? Ich weiß es ganz genau, denn ich habe den Schnitzer oft genug bei ihm gesehen." Er bog sich wieder dicht an Engelbert heran und machte seine Stimme leise. „Der Vorstehersjunge ist das", sagte er und nickte. „Hillekamps Hans ist es, dem das Messer hier gehört." Engelbert lehnte die Sense weg und holte seine Pfeife

, denn Annemarie stand hinter den Scheiben und winkte. Engelbert sah ihm nach. „Schließlich wird er doch nun einmal mein Schwager", dachte er, „und ich sollte ihm alles erzählen, was ich weiß. Es könnte sonst sein, daß er dem Hans ein mal vor die gespannte Flinte läuft. Und Hans ist gerade so ein dummer Kerl, wie ich es damals war, und es könnte wieder ein Unglück geben." Er nahm die Sense auf die Schulter und stieß die Gartentür auf. „Ich muß mir das durch den Kopf gehen lassen", dachte

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 7 von 16
Datum: 20.01.1938
Umfang: 16
und lehnte ihn mit dem Rücken an den großen Stein, riß sich noch einen Hemdstreifen herunter, knotete ihn um die durch schossene Schulter und wirbelte ihn mit einem Heidstengel so fest, als es nur eben gehen wollte. Als er dem Jungen dabei ins Gesicht sah, lief es ihm kalt über den Rücken. Denn die Augen waren zurück- gesunken und unter ihnen lagen blaue Schatten. Der Mund hatte die Zähne freigegeben und die Lippen und das Gesicht waren so weiß wie Märzenschnee. Unter seiner Hand aber fühlte Engelbert

noch den leisen Herzschlag und *em fast unmerkliches Atemholen in der Brust. Da sprang er über den Graben und lief mit hän genden Armen dem Hofe zu. Als er die Gartentür aufstieß, schrie er schon nach seinen Leuten. Annemarie und Hanne hatten zusammen auf der Hausbank gesessen. Als Engelbert vor ihnen stand mit den verklebten Haaren, den wirren Augen und den blutver krusteten Hemdfetzen, schlug Annemarie die Hände vor das Gesicht und weinte laut, denn sie meinte nicht anders, als daß ihm ein Unglück begegnet

wäre. Sie mußte sich auf die HauSbank setzen, weil ihr die Füße unsicher wurden. Hanne stand ganz still. Ihr Gesicht war wie ein Bett tuch so weiß, ihre Brust flog und ihre Augen waren groß und starr. Plötzlich heb sie die Arme nach vorn. „Engelbert", schrie sie, und ihre Stimme war wie zer- klirrendes Glas. Und dann warf sie sich dem Jungbauern an die Brust und wäre umgeschlagen, wenn er sie nicht gehalten hätte, denn sie war ohnmächtig geworden. — Heine hatte den jungen Braunen im Geschirr

, was sich auf dem Overhagenhof ereignet hatte, warf er die Flinte auf den Wagen. „Gib sie irgendwo ab", sagte er, „und laß dem Gen darmen Bescheid sagen und dem Amtsschreiber. Und fahr in Gottes Namen, was der Gaul nur unterm Fell hat." Und damit ging er zurück, so schnell er konnte, denn er war schon ein alter Mann. — Als Engelbert und Wilhelm den Vorstehersjungen auf der grünen Tannenbahre brachten, weil es ihnen zu gefährlich gewesen war, ihn mit dem Wagen zu holen, saß Hanne auf Annemaries Bett und weinte in einem fort

. Als Hanne sich hinter ihr in die Kammer drängen wollte, nahm Engelbert sie um die Schultern und brachte sie hinaus. „Das ist kein Anblick für dich, Mädchen", sagte er, „und es sieht zuerst immer viel schlimmer aus, als es nach her wirklich ist." Er führte sie an die Luft und in den Garten. Da saßen sie auf der Hausbank und Hanne lehnte den Kopf an seine Schultern und biß sich auf die Lippen, weil sie nicht mehr weinen wollte. Er sprach ihr zu, wie man einem kleinen Kinde zuspricht. Und seine Hand

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 7 von 16
Datum: 28.10.1937
Umfang: 16
gra tulierte der Gemeinde zu diesem Fortschritt. Der Orts leiter der Vezirksbauernkammer Johann Hechenblaickner, Blasius Moder und Alois Pirchner wurden mit der Auf stellung der Brückenwaage betraut. Ortsbauernführer- Stellvertreter Peter Gamshammer sprach in einem schönen Referat über die Zusammensetzung des bäuerlichen Be rufsstandes vom Orts- bis zum Reichsbauernführer. Wenn alle ihren Mann stellen auf dem Platze, wo sie hingehören, Um Hot und Keimat frauemcoman von, ffuflung Kflucä. Engelbert

. Ich habe keinen von den Lumpen fassen können, aber Verdacht habe ich auf den schwarzen Eschkötter. Und daß der Vorstehers junge dabei ist> Hillekamps Hans, darauf möchte ich meinen neuen Drilling verwetten. Gesagt habe ich dir das also. Wie du dein Wissen nutzen willst, ist deine Sache. Be weisen kann ich den beiden nichts, aber wenn du Wert darauf legst, auch nur einen Rehbock im Revier zu halten, darfst du die Augen offen machen. Und somit guten Tag, Engelbert." Er schob den Hut in den Nacken und bog in den schmalen Pfad

ein, der über die Heide nach dem Ge meindewald zu läuft. Engelbert sah hinter ihm her. „Pachten will der be stimmt nicht", dachte er. „Soviel habe ich als sicher her aus gehört. Eigentlich ist Ludvlf gar kein so übler Kerl und Annemarie hat nicht daneben gegriffen. Aber ich kann den Grünrock nicht vor mir sehen oder die Wut steigt mir ins Blut und mir ist, als ob ich wieder mit der Flinte in Anschlag gehen sollte. Und darum ist es besser, wir bleiben einander aus dem Wege." „Was er nur von Hillekamps Hans weiß

. Sollte der schon einen Käufer für den Hof wissen? Engelbert machte sich auf den Weg ins Dorf. Als er in die Dorfstraße einbog, überholte er den alten Detten- bauer und der sprach ihn an, denn er kannte das Over hagengesicht nicht gleich wieder. Aber dann merkte er, mit wem er es zu tun hatte und seine Reden wurden so spar sam und kurzab, daß Engelbert ihn fragte, ob ihm das vielleicht nicht recht wäre, neben ihm herzugehen. Da sah der weißhaarige Alte ihm dreist in die Augen. „Daß du einmal gewildert hast

und das andere, Engelbert, das hätte ich vielleicht vergessen. Aber soviel ich gehört habe, willst du dein Erbe nicht antreten und den Hof verhandeln wie ein Sack Kartoffeln. So, das ist also wirklich wahr? Ja, dann, Overhagenbauer, dann ist es mir lieb und recht, wenn du mich allein weitergehen läßt. Denn Bauer und Vagabund, das paßt mein Lebtage nicht zusammen." Da riß der Aerger an Engelbert. „Ich will dir was sagen, Dettenbauer. Wenn du nicht weiße Haare hättest und wenn du noch ein junger Bursche wärest

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 7 von 16
Datum: 04.11.1937
Umfang: 16
laufe ich bei Hillekamps Vater nicht auch so an." Damit ging er nach Hause. * Als Engelbert am Morgen von seiner Kammer kam, sah er in der Küche einen Mann sitzen, der nur halb wie ein Bauer aussah. Er hatte seinen verschossenen Hut mitten auf den Tisch geworfen, streckte die Beine breit und ge mütlich von sich und sprach laut und unbekümmert mit dem alten Wilhelm, der vor dem Herd stand und scharfe Falten im Gesicht hatte. Der Fremde stand auf und nickte Engelbert zu, als wenn sie alte Bekannte

viel geleistet für „Papier. Ihr versteht ja wohl? Beschriebenes, meine ich." Er lachte wieder und sah zu Wilhelm hinüber. Der alte Knecht nickte Engelbert langsam zu, als wenn er auf eine Frage Antwort geben wollte. Da wußte der Overhagrnbauer, daß ihm eine schlechte Stunde be vorstand. Er führte den Fremden in die Stube, wo der sich wie selbstverständlich an den Tisch setzte und seine dicke Brieftasche umständlich herauskramte. Dann legte er ein paar Papiere auf den Tisch, schlug sie nachdrücklich

mit seinen harten Knöcheln glatt und schob sie Engelbert hin über. Es waren Schuldverschreibungen, die der selige Bauer unterschrieben hatte. Sie lauteten im einzelnen nicht auf hohe Summen, aber Zusammen stellten sie doch einen er heblichen Betrag dar. Und die Zahlungstermine waren kurz und standen nahe bevor. Engelbert sah die Papiere durch und sah den Händler unsicher an. „Das kann ich jetzt Nicht bezahlen", sagte er schließlich. Der Händler lachte. „Ich verstände wenig von meinem Geschäft

, wenn ich das nicht besser wüßte, als Ihr es wißt. Ihr habt einen schönen Hof, Overhage, aber die Schulden stehen Euch bis zum Hals." Er spielte mit den Fingern auf den Papieren herum und sah Engelbert fast spöttisch an. „Wie denkt Ihr Euch das denn nun, Overhage? Bares Geld habt Ihr nicht, also könnt Ihr mich nur sicherstellen. Es hat keinen Zweck, daß wir wie die Katzen um den heißen Brei herumgehen. Kurzum und gut, was wollt Ihr mir für meine Forderung verpfänden?" In Engelbert kämpfte der Aerger mit den Sorgen

Ernte geben." Widerwillig gab Engelbert Antwort. Er hätte dem Händler die Hand ins Gesicht schlagen mögen für seine freche Offenheit, aber die Sorge lähmte ihm den Arm. „Ich bin erst ein paar Tage wieder auf dem Hofe und ich kenne die Verhältnisse noch nicht", sagte er. „So schlimm, wie Ihr sie darstellt, werden sie nicht sein." Der andere sprang auf und trat ans Fenster. Dann wandte er sich um. „Aber Sicherheit müßt Ihr mir geben, Bauer, das Geld will ich Euch dann noch lassen, denn Ihr werdet

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 8 von 16
Datum: 16.12.1937
Umfang: 16
hatten dann ge sungen, wie sie es früher häufig getan hatten. Der Bauer ging dann aufs Feld. Er kam aber nicht weit, denn er legte sich irgendwo an eine Hecke, horchte zum Hofe hin über und biß die Zähne übereinander. Als er einmal wieder so lag und sich quälte, kamen Hillekamps Hans und die schwarze Dina durch den Hecken- weg auf ihn zu. Der Junge hatte das Mädchen um den Hals gefaßt und er war eifrig im Reden. Da sprang Engelbert auf, denn die blanke Wut stieg in ihm auf. Als Hans ihn sah, ließ er die Dina los

, sprang über das Gatter in die Weide und machte die Beine lang. Das Mädchen aber kam auf den Bauern zu und lachte ihm frech in die Augen. „Feiner Abend, Engelbert, was?" sagte die schwarze Dina höhnisch. Er blieb mitten im Wege stehen. „Ich heiße für dich nickt Engelbert, ich bin für dich nichts als dein Bauer", sagte er ruhig. „Und damit du das richtig begreifst, darum kündige ich dir hiermit auf, denn ich will die ewige Hcrumzieherei mit dem Vorstehers jungen auf meinem Hofe wenigstens nicht mehr

hat." Sie lief ins Haus. Die beiden Mädchen aber sahen sich voll Verwundern und Schrecken in die Augen, denn sie wußten nicht, was die Magd mit ihrem wilden Kreischen wollte. — * * * Annemarie setzte es durch, daß Engelbert Hanne nach Hause brachte, obwohl die Vorsteherstochter meinte, sie könnte ganz gut allein gehen, und obwohl Engelbert den Mund zusammenhiclt und nicht Ja und Nein dazu sagte. Annemarie merkte auch nicht, daß Hannes Brust da bei flog und daß ihr Gesicht dunkler war, als der Abend

an, aber der hielt die Augen vor sich und sah den Weg. Unter den Kopfweiden, da, wo Engelbert damals den Dorstehersjungen unter sich und seinen Haselsteckcn ge bracht hatte, blieb Hanne stehen und sah ihm gerade in die Augen. „Ich habe dir etwas abzubitten, Engelbert", sagte sie und ihre Stimme zitterte dabei. „Ich habe das aus Hans herausgefragt, warum du ihn damals verprügelt hast." Sie schwieg einen Augenblick. „Du sollst auch bedankt sein, Engelbert, für dein gutes Wollen, obwohl es nichts genützt

. „Ich wollte dir auch das abbitten, Engelbert, denn damals lag der Aerger über meinem Verstand. Und was ich dir sagte, als wir an den Bruchwicsen zusammen waren, das hat mir auch in der Brust gebrannt, seitdem ich gesehen habe, daß du als ein rechter Bauer auf deinem Ebbe sitzest und deinem Acker die Treue hältst." — Sie faf) starr vor sich hin und er ging aufrecht neben ihr her. Als sie aber dahin kamen, wo der Sandwcg auf die Landstraße springt, blieb Engelbert stehen. „Eins will ich dir doch noch mit auf den Heimweg geben

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 8 von 16
Datum: 18.11.1937
Umfang: 16
ungefähr 130 Meter tief ab. Franz Huber brach sich zwei Nippen. Ferner erlitt er eine Nück- gratverletzung und eine schwere Kopfverletzung. Mair er- Sie fingen nun an. Engelbert wies ihnen die Größe des Hofes nach, die Bodenklassen, die Erträge, die Grenzen und alles und jedes, was ihnen zu wissen nottat. Er zog seiner Väter Hof nackt vor ihnen aus und ließ ihn betasten und schätzen bis auf sein letztes geheimes Teil. Und die Scham würgte ihn dabei am Halse, wenn er Esch- kötters Bernd in die gierigen

Augen sah oder dem kalten und wägenden Blick Beitel Beerstocks begegnete. Endlich war er zu Ende. Der Viehhändler hatte rasche Notizen in sein schmieriges Buch gemalt. Jetzt zog er den Schlußstrich und rechnete eine Weile nach und seine Augen waren flackrig dabei und seine Finger krallten sich über dem Papier. „So, Overhagenbauer", sagte er, „und nun die Be lastung." Da fing Engelbert wieder an, die Zahlen herzusagen, die ihm soviel Not gemacht, daß er sie beinahe auswendig wußte. Der Viehhändler

schrieb schnell und aufmerksam mit. Zuletzt nannte Engelbert die lose Schuld von zehn tausend Mark beim Hillekamps Bauern und die Zahlen, die der Händler ihm auf den Schuldscheinen gezeigt hatte. Da warfen Beitel Veerstock und Eschkötters Bernd sich einen Blick zu, in dem ein heimliches und schmieriges Lachen war. „Das ist alles", sagte Engelbert und legte die Hände übereinander auf die Tischplatte. Er hob die Augen nicht auf, denn die Scham brannte ihm im Blut. Der Viehhändler ließ sich Zeit. Langsam

und um ständlich prüfte er die einzelnen Zahlen, rechnete die Ver zinsung nach, zog den Schlußstrich und murmelte einzelne Beträge vor sich hin. Eschkötters Bernd lehnte über seiner Schulter und sah ihm aus verkniffenen Augen zu. Endlich war der Händler fertig. Er klappte das Buch zusammen, schob es in die Ioppentasche und sah aus harten und kalten Augen zu Engelbert hinüber. „Ja", sagte er langsam, „ja, Overhagenbauer, und wie dachtet Ihr Euch die Sache denn nun so?" Engelbert sah auf. Er war fast weiß

im Gesicht ge worden und auf seiner Stirn glitzerte es fein wie von dünnem Schweiß. Einmal irrte sein Blick zu dem schwarzen Bernd hinüber, aber vor dessen gierigen Augen prallte er ab und blieb auf den knotigen und talgigen Händen hängen, die der Viehhändler auf der Tischplatte herum gehen ließ. „Macht ein Gebot", sagte Engelbert und er fühlte sich litt am ganzen Körper Schürf- und Krahwunden und gleichfalls eine schwere Kopfverletzung durch nachrollende Steine. Trotz der schweren Verletzungen

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 8 von 16
Datum: 07.10.1937
Umfang: 16
Hans unter vier Augen darüber aussprechen. Dann würde dem die Lust an der Dina wohl vergehen. Auf Hillekamps Hofe war schon Licht, denn das Abenddunkel war mittlerweile vom Himmel gefallen, die Bäume und Sträucher standen wie klumpige Schatten und die Straße schimmerte nur noch wie ein tiefgraues Band. Engelbert bog um die Wegecke und ging an dem hohen Gartenzaun lang. Als er auch aus dem Kammerfenster im Giebel einen breiten Lampenschein fallen sah, dachte er, daß da wohl die blonde Hanne

... Als Engelbert hernach in die Wirtsstube trat, kam der dicke Wirt angewackelt und sah den fremden Gast schläfrig an. „Schnaps oder Bier?" fragte er. Aber dann riß er die Klugen sperrangelweit aus und wollte gerade auch, den Ministerialrat im Landwirtschaftsministerium Ing. Rudolf Kober zum Ehrenbürger ernannt. Als der Ministerialrat die neue Straße nach Brandenberg besichtigte, wurde er vom Bürgermeister Abg. Josef Ascher und vom vollzähligen Gemeindetag und der Forstbeamtenschaft begrüßt. Ascher schilderte

Partie, die große Sprengungen erfordert, surrt der Kompressor unter dem kundigen Sprengmeister Leonhard Vurgstaller, Mauern werden aufgeführt, eine Betonbrücke wurde über den Graben gebaut, die Packlage ist schon gelegt. Die Leute sind durch die vielen Wegbauten praktisch geschult. Ihr Vauaufseher Förster Tschurtfchen- la SüdtiroSer Rotwein S 1"4S Echter Treberbranntwesn S 2"80 Branntweinbrennerei, Steinach a. Br. Verkaufsstelle : Innsbruck, Mariahilf 30 Mund aufreißen, als er von Engelbert

einen Puff in die Seite bekam, der ihm die Luft wegnahm. „Halt's Maul, Wirt", sagte der junge Bauer ver drießlich. „Wenn du dich laut wundern willst, dann tu das draußen. Ich will hier in Ruhe mein Bier trinken und keine Umstände haben." „Ja, Engelbert", sagte der Wirt da, gab dem Iung- bauern die fette, quabbelige Hand und wackelte zurück, um Vier zu holen. Nach einer Weile ging die Tür auf und Eschkötters Bernd steckte den Kopf durch die Spalte. Er winkte Engel bert mit den Augen und der kam

ihm nach in das kleine Extrazimmer. Eschkötters Bernd faßte den Overhagenbauern mit beiden Händen an den Schultern, hielt ihn mit gestreckten Armen von sich ab und starrte ihm wortlos und musternd ins Gesicht. Und Engelbert sah, daß Bernd noch so aussah, wie damals. Er hatte noch dieselben scharfen und harten Augen, denselben verfilzten und dunklen Lippenbart, das selbe eckig und breit vorspringende Kinn und denselben verschlossenen Mund. Eschkötters Bernd lachte kurz aus. „Die Jahre haben dich nicht viel verändert

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 11 von 20
Datum: 09.09.1937
Umfang: 20
. Vor dieser Zeit stand daselbst die alte kleine Kirche m W M WM Ein Bauernroman von Ludwig Klug Urheberrechtsschutz durch Drrlagsanstalt Manz, München 1 (Nachdruck Verboten) Unter der großen Schirmtanne an der Wegkreuzung stand Engelbert Overhage und starrte ins Weite. Er hätte ein ansehnlicher Bursche sein können, denn er hatte blitzblanke Augen, eine starke und hohe Stirn, eine eigenwillige und scharfgeschnittene Nase und einen festen entschlossenen Mund. Dazu war er hoch gewachsen und seine Schultern

waren gerade so breit, wie sie sein mußten. Aber um seinen Mund saß ein höhnischer Zug, in seinen Augen flackerte die Unlust und seine Haltung hatte das lange Straßenlaufen schlapp und gleichgültig gemacht. Denn Engelbert Overhage war ein Vagabund. — Ein Vauernwagen kam ihm entgegen. Die beiden Gäule waren stark und rund und der Junge, der die Leine führte, pfiff ein lustiges Lied und warf dem Vagabund einen frohen Gruß zu. Mürrisch und kurz dankte der wieder und knurrte einen zerdrückten Fluch hinterher

, wird seiner Heimatbehörde eine kurze Nachricht schicken und ihn selbst irgendwo einscharren an einer verlorenen Ecke. So denkt Engelbert Overhage über sein Geschick, denn sein Hoffen hat der Wind längst Verblasen- und all sein Wünschen und Wollen dazu. Doch warum lief sein Denken immer wieder den alten Dingen nach, die längst abgetan und gestorben sind? Es war eine Zeit — sie ist lange dahin und der Straßenstaub hat sie schon halb zugedeckt — es war eine Zeit, da war weit dahinten auf dem großen Bauernhöfe

vor den hellsandigen Heidehügeln ein Anerbe, der den gleichen Namen hatte, wie er in den verschmutzten und ab geriebenen Papieren des Vagabunden steht. Der Hof lag hinter dem großen Wald und seine Bauern hießen darum die Overhagenbauern schon seit altersher. Es war eine Zeit, da trug Engelbert Overhage immer ordentliches Zeug auf dem Leibe, hatte jeden Abend sein sauberes Bett, jeden Tag seine geregelte Vauernarbeit und hatte ein Hoffen in der Brust auf Dinge, die noch werden sollten. Das Overhagenerbe

war der zweitbeste Hof in der Gemeinde und sein Anerbe gehörte zu den strammsten Burschen. Der Overhagenbauer hatte einen Kopf wie Eisen so hart und einen Trotz wie Stahl so spröd. Und als der Gendarm ihm den Anerben vom Hofe holte, weil der Junge den Forstgehilfen angeschossen hätte in der Schneise Zwi schen den Iungtannen bei den Heidensteinen, da tat der Bauer einen Fluch und einen Schwur und das Tor seines Hofes war Engelbert damit verschlossen für alle Zeit, so lange der Bauer das Leitseil noch in der Hand

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Seite 7 von 16
Datum: 23.09.1937
Umfang: 16
und er hätte das, was du gegen ihn tatest, längst vergessen. Weil du doch mein Bruder wärest und — und weil er mich doch gern hat, weißt du." Aengstlich sah Annemarie Engelbert an. Der schwieg eine ganze Zeit. Er stand vor dem Fenster und trommelte mit den Fingern gegen die Scheiben. „Den Deubel auch", sagte er dann und wandte sich um. „Also, daß er zuerst auf mich geschossen hat, das rech net er wohl für nichts. Schließlich habe ich doch nur meine Haut gewahrt. Was hatte er denn gleich seine dumme Flinte

ist." „Na, so ist das nicht gemeint, Mädchen", sagte er und nahm sie in den Arm. denn sie hatte laut lo^aefchrien und ßch die Hände vor die erschreckten Augen gelegt. „Ich dachte nur daran, wie man den Mardern tut, wenn sie um den Taubenschlag revieren. Aber wenn er die alte Rechnung durchstreichen will, soll mir das recht sein, weil ich doch wohl den größten Schuldposten dabei habe." Die Schwester schien fürs erste beruhigt und Engelbert erhob sich: „Na, nun will ich ein Stück über die Felder gehen, denn ich weiß

ja nicht einmal mehr recht, wie der Hof aussieht. Und dann will ich mir auch den Kopf aus lüften, denn du hast mir da ein schönes Ding zu denken gegeben." Aber das Mädchen hielt ihn fest. „Wilhelm hat mir gesagt, du wollest den Hof verkaufen und wolltest mich ab- finden und dann wolltest du wieder in die Fremde gehen? Das mußt du mir erst noch sagen, daß das nicht wahr ist." Engelbert fuhr herum: „Wilhelm ist ein — ein altes Weib ist er. Was muß er dir das gleich am ersten Morgen in den Kopf setzen. — Aber gelogen

gewesen ist." Annemarie war ganz blaß geworden. „Der alte Hof, Engelbert", sagte sie leise. „Der alte Hof, auf dem der Vorvater schon saß und dessen Vorvater wieder und alle unsere Vorväter schon Gott weiß wie lange. Und als Vater zu sterben kam, hat er mit Wilhelm solange noch darüber gesprochen, daß wir dich suchen sollten und immer suchen, bis du doch wieder als Bauer auf unserem Hofe säßest. Du weißt es ja nicht und es weiß keiner, wie lange er noch allein mit mir darüber geredet hat, daß er dich fortgetrieben

hätte von der Vorväter Erde." Zweifelnd sah der junge Bauer auf die Schwester- doch die bestätigte: „Jawohl und einmal, es war ganz kurz bevor er sterben mußte, hat er geweint, denn er war schon ganz schwach geworden, weil er die Schuld trüge, wenn nach seinem Tode kein Overhage mehr auf dem Overhagenhof wäre. Aber daran, Engelbert, daran hat er nie einen Zwei fel gehabt, daß du den Hof anträtest, wenn du dich erst wieder hergefunden hättest." Engelbert hielt die Lippen zusammen, daß sein Mund

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