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Schlern
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Seite 14 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
Struktur mit ins Programm nahm und - last not least - spendable Gönner, die fi nanziell nach Kräften das kulturelle Unternehmen unterstützten. In Adrian Eg ger, einem 40jährigen kulturinteressierten Spätberufenen, schien die Personal entscheidung geglückt. Er trat sein neues Amt am 1. März 1908 an. Adrian Egger: ein Lebensabriß Adrian Egger hat wenige Monate vor seinem Tod eine Kurzbiographie verfaßt, die noch in seinem Sterbejahr 1953 bei A. Weger in Brixen unter dem Titel „Ein Zeitbild

“ im Druck erschien. Die Art der Autobiographie, die in der dritten Per son handelt, gibt nicht in objektiver Weise Auskunft über die Verdienste der Per sönlichkeit Adrian Egger. Vieles bleibt unter den Tisch gekehrt, manches im tie fen Sinnieren verborgen. Adrian Egger kam am 8. September 1868 im Iseltal, in Prägraten/Osttirol, zur Welt. 25 ) Da an diesem Tag der Gedenktag des hl. Hadrian anfällt, wurde er noch am selben Tag auf diesen Namen aus der Taufe gehoben. Der Namensvorschlag kam

vom Taufpriester, die Mutter, Elisabeth Egger geb. Brandstätter, hätte den Buben lieber „Seppl“ gerufen. Die Bauersfamilie, in die Adrian als sechstes Kind hineingeboren wurde, war arm und bescheiden. Der Va ter starb, als der Kleine vier Jahre alt war. Adrian übte sich im Zeichnen und Schnitzen und sollte mit zwanzig Jahren zu Anton Dichtl in Hall in eine Bildhau erlehre gegeben werden. Durch die Intervention des Geistlichen Peter Grimm kam er jedoch an das Gymnasium der P. P. Franziskaner in Bozen

(„statt doktorieren kooperieren“!!). Seine erste Seelsorgestelle war das abge schirmte St. Jakob in Ahm, es folgten weitere Hilfsgeistlichenjahre in Mühlbach, in Albeins (1903 Pfarrprovisor), in Innichen (1904), Matrei am Brenner und eine Religionslehrerstelle im Kloster Niederburg bei Bregenz. Die Beziehungen zu den alten Seelsorgestellen hielt Egger über Jahrzehnte hin aufrecht und erreichte ge rade aus den genannten Gemeinden eine nicht unbeachtliche Zahl an Neuzugän gen für „sein“ Museum

. Im Februar 1908 wurde Egger vom kunstliebenden Bischof Josef Altenweisel (1904-1912) als Benefiziat (zunächst Troilo-Benefizium, nach acht Jahren Katha- rinenbenefizium) nach Brixen berufen, um als Schreiber im Rechnungsamt zu dienen und nebenbei die „Diözesan-Kunstpflege“ zu betreuen. Brixen blieb vom vierzigsten Lebensjahr an bis zum Tod sein Wohn- und Wirkungsort. Die bäuer lich geprägte Kleinstadt mit ihren nach der Abtrennung Südtirols in den Wir kungsradien eingeschränkten diözesanen Institutionen

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Schlern
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Seite 24 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
Akten den Eindruck, daß dem Museumsverein der vom Kunsthandel diktierte Preis recht war, allerdings war man nicht bereit, auf neue, erhöhte Forderungen einzugehen. 59 ) Das Museum zeigte sich 1913 auch interessiert, von der Pfarre Natz das Heilige Grab aus Viums zu erwerben. Trotz dieses Interesses versprach der zuständige Pfarrer, das Ostergrab von 1694 einem Händler zu übergeben. Egger versicherte nun, den Preis des Händlers zu überbieten, um das Objekt auf diesem Wege dem Museumsbestand

mit der größten Sorgfalt zu behandeln, wie fremdes Eigentum es erheischt; und weil es schwierig ist, mindere Stücke stets als Depositum in Evidenz zu halten. “ 61 ) War es gewisser maßen nur eine bewußte Untertreibung, um so auch den Ankaufspreis günstig zu halten? Das Interesse an der spätromanischen Madonnenfigur in Täufers im Münster tal zeigte Egger brieflich an. Egger ersuchte den zuständigen Pfarrer Josef Ageth- le, ihm die Madonna portofrei zu senden und den Preis mitzuteilen. Sollten beide

nicht handelseins werden, so würde er diese einem Händler anbieten oder einen Käufer ausfindig machen. 62 ) Ab 1914 etwa zeigt Egger auch Interesse für barocke Plastik. So sollte der Mahrhof samt Kirche verkauft werden (an einen Russen). Er bemüht sich beim Kuraten Valentin Astner in Tils, dieser möchte dafür sorgen, daß die Kassians gruppe aus dem Brixner Dom für eine der Brixner Kirchen erworben würde (Vor schlag: Johanneskapelle, Frauenkirche). Um einer Verschleppung des Kunst werks entgegenzuwirken, zeigte

sich Egger bereit, sofort 300 Kronen für den Ankauf zur Verfügung zu stellen. 63 ) Eine recht eigenartige Bewandtnis hatte es 1914 mit der Entlehnung von drei Barockbildern aus dem Museumsbestand an die „Jahrhundert-Ausstellung Deutscher Kunst 1650-1800“ im Residenzschloß in Darmstadt. Nachdem Prof. Georg Biermann im März 1914 um die Ausleihe ange sucht hatte, die Transportmöglichkeit besprochen, die Bilder versichert und nach Darmstadt gebracht worden waren, kam das mit 18. Mai datierte Schreiben

an Egger mit der Nachricht, die Bilder könnten „wegen Raummangels“ nicht mehr gezeigt werden. 64 ) Sie wurden wieder nach Brixen zurückgeschickt. Von seiten des österreichischen Arbeitskomitees waren Trogers Anbetung des Lammes, des sen Triumph der Religion (Triumph der Pallas Athene) und eine Sacra Conversa- zione der Fleimstaler Schule vorgeschlagen worden. Man hat den Eindruck, daß die Auswahl der Kunstwerke dann vor Ort getroffen wurde. Selbst Trogers vor zügliches Bozzetto zum Brixner

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Schlern
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Seite 42 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
ne Ergänzung des 17. Jahrhunderts und war mit einem Vorhängeschloß an der Plastik befestigt. Von Dekan Kröss in Kaltem nahm Egger zwei ein Meter hohe spätgotische Assistenzfiguren in Empfang, die nach dem Tode des Dekans in das Eigentum des Museums übergehen sollten. 156 ) Es ist dies ein seltenes Beispiel dafür, daß Eggers Sammlungstätigkeit auch die Bistumsgrenzen überschritt. 1929 konnte Egger durch Holzhändler Peter Seeber aus Mauls die herrliche Marien krönungsgruppe aus der Kapelle

in Puntleid ans Museum holen. 157 ) Die Vermitt lung stellte der Pfarrer von Mauls Alois Demattia her. 158 159 ) Ein Vorhaben aller dings, die frühgotische Madonna aus Laatseh ans Museum zu holen, ist Egger nicht geglückt. Er richtete zwar ein werbendes Schreiben an Pfarrprovisor Franz Habicher in Laatseh: „Die säugende Madonna in der Gruft der St. Leonhard-Kir che ist in unserer tugendhaften und zartfühlenden Zeit weniger decent und pas send. Es ist daher Grund genug, daß Du diesselbe wegnimmst

streckte das Diözesanmuseum der Kirche 6000 bis 7000 Lire vor und nahm dafür die spätgotischen Seitenaltäre als Deposi tum ans Museum. Die Restaurierungskosten würden vom Museum getragen, so Egger. Damit beugte man einem bereits beabsichtigten Verkauf der wertvollen Objekte vor. 160 ) Der Pfarrer von Barbian Alois Pfitscher forderte lediglich zwei Ersatzbilder für die Seitenaltäre. 161 ) Soprintendente Ing. Rusconi ließ allerdings 1933 die drei Saubacher Altäre aus dem Museum nach Trient verschleppen

Preis wäre auch sofort bezahlt worden. Konservator Rusconi stimmte dem aber nicht zu und ordnete einen Kauf durch das Bozner Museum an. 164 ) Auch der Altar von St. Sigmund sollte, wenn es nach dem Wunsch von Adrian Egger gegangen wäre, eventuell nach einer umfassenden Restaurierung ans Brixner Museum überstellt werden. 165 ) Der Altar war als ein Sicherheitsrisiko eingestuft. Um 1910 wurden zwei kleine Figürchen aus dem Aufsatz gestohlen, die Figuren konn- 156 ) DMHB, Akten 1928, 192/28M. Schrei

ben Eggers an Dekan Johannes Kröss in Kaltem vom 5. Februar 1928. ,57 ) DMHB, Akten 1929, 2331/29M. Schrei ben von Peter Seeber an Egger vom 26. November 1929. 158 ) DMPIB, Akten 1929, 2008/29M. Schrei ben Eggers an den Pfarrer von Mauls vom 19. September 1929. 159 ) DMPIB, Akten 1934, 1288/34M. Schrei ben Eggers an Pfarrer Habicher vom 19. Juli 1934. 16 °) DMHB, Akten 1927, 1788/27M. Schrei ben von Egger an den Pfarrer in Barbian vom 4. August 1927. 161 ) DMHB, Akten 1927, 1788/27M. Schrei ben

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Schlern
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Seite 25 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
stammende Lodron-Krippe mit ihren mehreren tausend Figuren auszustellen. Die Adaption des neuen Lokales belaufe sich auf 2000 Kronen. Als Pfand wurde die wertvolle Lodron-Krippe selbst eingesetzt. Weiters erklärte Egger: „Die Leitung des Diözesan Museums hat den Plan, dasselbe so großzügig auszugestalten, daß es für die Stadt selbst ein wirksames Anziehungsmittel bildet, und daß jene, wel che die Kunst Tirols studieren wollen, - deren sind viele, weil die Tirolerkunst Weltruf genießt

den Sicherheitsgedanken. So richtete Frühmesser Pernthaler am 13. April 1915 ein Schreiben an Egger, er lasse sich die im Keller des Museums deponierten Pla stiken zweier Bischöfe und einer hl. Magdalena nach Klausen schicken, um sie dort sicher aufzubewahren. Das Diözesanmuseum hatte nämlich keinerlei Haf tung für deponierte Gegenstände übernommen. 66 ) Für die Bestückung des Solda tenfriedhofs in Brixen mit schmiedeeisernen Grabkreuzen setzte sich Egger be sonders ein. In einem Fall richtete er an den Pfarrer

von Vintl Josef Pircher die Anfrage, ob dieser nicht die noch vorrätigen alten Grabkreuze für diesen Zweck zur Verfügung stellen könnte. Der damalige Kooperator, der spätere bekannte Li- turgiewissenschaftler Josef Jungmann, begann mit dem Sammeln der Kreuze. Im September konnte er Egger melden, daß er insgesamt 44 Grabkreuze (zwei waren von einem Privaten gestiftet) nach Brixen schicken dürfe. In den Kriegsjahren gingen die Ankäufe merklich zurück. Mit der Subvention des Tiroler Landesaus schusses

und des Fürstbischofs wurden 1916 die vier barocken Moling-Skulptu- ren angekauft, weiters eine aus Milland stammende Steinplastik der Maria mit Kind von 1458, angekauft um 800 Kronen. 67 ) Um diese hatte man sich schon seit 1913 bemüht. Josef Weingartner setzte sich 1915 sehr dafür ein, daß zehn aus der Inns brucker Propstei stammende Prozessionsstangen ans Diözesanmuseum kamen. Im Juni 1917 war es dann soweit. 68 ) Als 1917 Glocken aus den Kirchtürmen abge nommen wurden, setzte sich Egger mehrfach

für die Erhaltung der historischen Glocken ein. Im Falle von Tötschling waren die Glocken in die Zeit um 1700 da tiert. Die Kontrolle durch Egger ergab aber, daß es sich um spätgotische Glocken handle. In einem Schreiben forderte Egger den zuständigen Geistlichen auf, dafür zu sorgen, daß die Glockenstühle und die zugehörigen Klöppel erhalten blieben. 69 ) Im Jahr 1918 warnte die Statthalterei vor Militär, das unbefugt italienische Kunstartikel auf den Markt bringt und diese auch an Museen verkauft

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Schlern
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Seite 34 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
Nutt ein Diplom zu entwerfen. 105 106 ) Hugo Atzwanger wurde mit der Arbeit betraut. Egger formulierte den Dankestext: „Mr. Francisco Mac Nutt / viro amplissimo et- que ornatissimo, qui Museum Dioecesanum cum maxima largitate extruendum curavit et Protector fovet ac promovet, Dioecesis Brixinensis, ut gratam tantae munificentiae memoriam significaret, hasce litteras dedicavit. Brixinae V. Non. lul., quo ipso die Museum apertum est. Atzwanger fertigte das Diplom „in der Art alter Briefmalerei

“. Das Diplom sollte Mac Nutt anläßlich der Eröffnung des Diözesanmuseums überreicht werden. 107 ) Mac Nutt selbst war auch mit einer Neuporträtierung' einverstanden und übernahm zudem selbst die Kosten. In ei nem Schreiben an Egger fordert er aber eine Änderung desselben, sollte es ihm nicht gefallen: „Hochwürdigster Monsignore. Ich bin mit dem Vorschlag des Ma lers einverstanden, nur behalte ich vor, wenn ich mit seiner Skizze nicht zufrie den bin, die Bestellung, ohne weiteres, zurückzuziehen. Wenn Herr

des Museums ist, wenn ich das Protectorat übernehme, so will ich dies ausnahmsweise tun, obwohl es bisher ganz gegen meine Meinung war, öffentliche Funktionen in Brixen zu überneh men. “ uo ) Die Protektoratsstelle wurde Mr. Mac Nutt nicht zuletzt aus der Überle gung heraus angeboten, weil er als amerikanischer Staatsbürger für die Sicher stellung der Diözesananstalt für die Diözese bürgen könne. 111 ) Egger dankte Mac Nutt im November 1925 für seine hochherzige Spende: „Die Museumsleitung

. 113 ) Dabei machte er den Vorschlag, das Archiv wieder in den alten Archivraum, wo zurzeit das Physi kalische Kabinett des Augustiner-Gymnasiums untergebracht war, zu transferie ren. Mac Nutt unterstützte das Museum mit einer zinslosen Leihe von 5000 Lire. Egger äußerte sich dem Protektor gegenüber, daß man auf keinen Fall bereit sei, für die „kleine Spende“, die Trient in Aussicht stellte, die Unabhängigkeit preis zugeben. Der Ausbau des Kapitelarchives und die Adaptierung des Südtraktes wurde

zeitlich nach hinten verschoben. Im Jänner 1925 richtete Egger an das Domkapitel das Gesuch um die leihweise Überlassung des Mitterer-Nachlasses, der geschlossen dem Domkapitel übertragen worden war. Beabsichtigt war die Einrichtung eines Gedenkzimmers mit geeigneten Utensilien, die an den großen W>) DMHB, Akten 1926, 1263/26M. Schrei ben des Architekten an Egger vom 21. Juni 1926. 106 ) DMHB, Akten 1927, 1624/27M. 1624/ 27M. Schreiben Eggers an den Kunst maler Hugo Atzwanger vom 15. Juli 1927

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Seite 16 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
Abb. 3: Adrian Egger im Kreise des Innichner Klerus 1904. Reihenfolge: Kanonikus Schwingshackl, Kooperator Egger, Propst Walter, Kanonikus Wiedenmayr. Diöze sanmuseum Hofburg Brixen Priesterweihe hatte er als Präfekt den Peter-Mayr-Bund, einen Lehrlingsbund, der sich um eine zielgerichtete Berufsausbildung bemühte, betreut. 1912 wurde Egger anstelle des ausgeschiedenen Weihbischofs Sigmund Waitz in den Vor stand der von Bürgermeister Dr. Otto von Guggenberg gegründeten Brixener Bank (später

Tiroler Vereinsbank) gewählt, wo er bis Anfang der zwanziger Jah re blieb. Für den Preßverein des Dr. Amilian Schöpfer übernahm er 1915 den Stellvertreterposten des Präsidenten, nach der Ausweisung von Graf Ledochovs- ki durch die faschistische Regierung die Präsidentschaft des Pius-Vereins. Tätig war Egger zudem im Bereich der Volksbibliotheken, die zumeist in Pfarrhäusern untergebracht waren. In Zeiten arger Mittellosigkeit galt es, über Spenden und Legate den Bücherbestand zu mehren. 1910 wurde

Egger von Fürstbischof Josef Altenweisel zum Kommissar der diözesanen Frauenklöster ernannt, eine Aufga be, die er, den erhaltenen Dokumenten nach geschlossen, sehr gewissenhaft aus führte. Seit seinem Mühlbacher Jahr hatte Egger Beziehungen zu den Tertiar- schwestern unterhalten. Eggers Leidenschaft galt neben der Kunst- und Denkmalpflege der Erfor schung der Prähistorie. Als er im Alter von vierzig Jahren nach Brixen kam, wur de er damit beauftragt, die bei Straßenneubauten aufgeworfenen Terrains

zu er forschen. Von den mehr als 200 Grabungen (es waren meistens Not- und Probegrabungen) berichten die zahlreichen Artikel in heimatkundlichen Fach zeitschriften und einzelne Monographien. Am Sektor der kirchlichen Denkmal pflege, und nur diese war für Egger relevant, war sein Rat entscheidend für die aus Geldmangel zahlenmäßig nur geringen Restaurierungen, Neubauten, Neuein richtungen und Freilegungen im Bistum. Kurz nach der Jahrhundertwende wur de Egger zum Korrespondenten der Zentral-Kommission ernannt

, später zum Konservator, 1912 zum Staatsdenkmalrat. Von 1910 bis 1943 hielt Egger regel mäßig Vorlesungen zur Kunst- und Denkmalpflege im Brixner Priesterseminar. Die Entlohnung dafür war gering, Finanzmittel für die Lehrmittel wurden keine beigesteuert. Sein Wissen und sein Lehrstoff flössen ein in die Publikation „Kirchliche Kunst und Denkmalpflege“, die 1930 erscheinen konnte. Schon 1912 verfaßte er ein in Freundsberg gedrucktes Büchlein zum Thema „Der christliche Altar der Vergangenheit

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Schlern
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Seite 22 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
Schluß. In einem Schreiben an den Vorstand des Zweigvereins des Salzburger Universitätsvereins ersuchte Egger am 1. März 1915 um die zinslose Überlassung von 5000 Kronen. Grund für die mißliche finanzielle Lage war zweifelsohne der Ausbruch des Ersten Weltkriegs, da die von der Zentral-Kommission zugesicher ten Subventionen nicht mehr ausgezahlt werden konnten. Die Gesamtsumme be lief sich auf 8040 Kronen. Der Rechnungsabschluß für 1915 erbrachte eine Mi nuslast von 5600 Kronen

. Bedingung der Kommission aber blieb, daß das Museum „möglichst lückenlose Reihen von lo kalgeschichtlichen bedeutsamen Objekten zusammenbringe“. 51 ) 1911 fragte Egger beim Dekan in Mals an, ob es denn möglich wäre, die „ro manischen“ Stuckfragmente aus St. Benedikt, welche zu diesem Zeitpunkt in der Michaelskirche lagerten, als Leihgaben ans Diözesanmuseum zu geben. 52 ) Zu die sem Zeitpunkt war die Altersbestimmung der Stuckfragmente noch keineswegs abgeschlossen. Der Gedanke an Mals

hat ihn auch später immer wieder beschäf tigt. Noch in den dreißiger Jahren dachte Egger an eine Erwerbung oder Depo nierung der karolingischen Malser Fragmente. In diesen Jahren gelangten die Stuckreste aus St. Benedikt in die Sammlungen des „Museo Nazionale“ nach Trient und nach dem Zweiten Weltkrieg ans Bozner Stadtmuseum. 53 ) Egger war - wenn auch in bescheidenem Maße - um die Aufnahme zeitgenös sischer Kunst bemüht, wenngleich sich die Beschäftigung damit eher auf einzelne Anfragen bei lebenden Künstlern

beschränkte, der Sammlung des Museums ein signifikantes Werk als Schenkung zu hinterlassen. Hinter einem derartigen Mu seumskonzept scheint immer wieder der Charakter einer „Lehrsammlung für die Ausbildung von Priesteramtskandidaten“ durch. In einem Schreiben vom 5. Fe bruar 1911 bat er Albin Egger-Lienz um die Überlassung eines Kunstwerkes. 54 ) Auch von Franz von Defregger erhielt das Museum 1915 eine kleine Kohlezeich nung gewissermaßen als Ersatz für ein Ölporträt. 55 ) 1912 wurde nämlich

Diözesanmuseum. Um dem Pro zeßwege zu entgehen, gab Egger das Bild heraus, nachdem er es zuvor noch dem vermittelnden Pfarrer von Nußdorf um 80 Kronen zum Kauf angeboten hatte. 56 ) Freilich sind Eggers Bemühungen nicht immer von Erfolg gekrönt. 1912 ver suchte der Museumsmann, den von Gsieser Bauern zum Verkauf angebotenen Al tar der kleinen Kapelle in Unterplanken zu erwerben. Dabei bediente er sich der Plilfe der Zentral-Kommission, damit diese vom Ministerium erwirke, den Altar anzukaufen

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Seite 33 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
Stuchly, und dem Präsidenten des Museumsvereins, Prälat Dr. Alois Spielmann, ausgehandelt. Demnach hatte das Diözesanmuseum dem Kapitel einen symboli schen Mietzins von 100 Lire jährlich zu bezahlen. 95 ) Egger richtete an die Gemeinde das Gesuch, einmal die Kosten für den Einbau des elektrischen Lichtes und der Beheizung der Kustoswohnung (drei Öfen), der Kanzlei, im Archiv und in den Krippenräumen zu übernehmen. Er dachte aber schon daran, die Räume auch im Winter für Schulen zu öffnen

. 96 ) 1925 hatte die „Giunta municipale“ beschlossen, dem Museumsverein das elektrische Licht ko stenlos zur Verfügung zu stellen. 97 ) Diese Kosten betrafen 2 % der Gesamtsumme des Umbaues. In einer Besprechung mit dem Commissario Prefettizio im Magi strat wurde von seiten der Gemeinde dagegen opponiert, daß das neue Museum den Namen Diözesanmuseum führte, da die Diözese sich auch auf Tirol erstrecke, das in Österreich liege. Es sollte der Name „Museo Civico“ angenommen werden. Als Egger erwiderte

Fochesato als Vizepräsi dent angehörte, zudem Prof. Piero Operti, der Direktor des Diözesanmuseums, der Leiter des Technischen Amtes der Gemeinde und der Finsterwirt Anton Mayr. 99 ) Mr. Francis Mac Nutt: Der Protektor des Diözesanmuseums Der Ausbau der Museumsräume wäre ohne die großherzige Spende von Fran cis Mac Nutt undenkbar geblieben. Insgesamt hatte Mac Nutt bis zum 29. No vember 1925 die Summe von 149.000 Lire für den Ausbau des Museums gestiftet. Als äußeres Dankeszeichen ließ Egger zwei

/ ampliavit et ornavit / Mr. Francis. Mac Nutt / anno 1925 / Dioecesis Brixinensis lapidem posuit “, 104 ) Zusätzlich wurde Architekt Gstrein beauftragt, für Mr. Mac S5 ) DMHB, Akten 1927, masehingeschriebe- nes Konzept in der Jahresmappe 1927. Ohne Sign. 96 ) DMHB, Akten 1925, 603/25M. 97 ) DMHB, Akten 1925, 305/25M. ") DMHB, Akten 1925, 123.1/25M. ") DMHB, Akten 1926, 577/26. 10 °) DMHB, Akten 1925, 1706/25M. Nach dem Tode Mac Nutts richtete Egger ein Schreiben an Ogden und bat darum

, die Prozessionsstangen wieder ins Museum zurückzubringen. 101 ) Egger hatte sich unmittelbar nach der Anbringung des Wappens (datiert vom 4. Juli 1925, DMHB, Akten 1925, 939/25M) beim Kammerabgeordneten Dr. Paul von Stembach über die Recht mäßigkeit der Anbringung eines fremd staatlichen Wappens informiert, der aber nichts gegen eine solche Anbrin gung anzumerken hatte. Er machte die se vom Einverständnis des Trägers ab hängig. Schreiben von Stembach an Eg ger vom 7. Juli 1925. DMHB, Akten, 1925, 938/25M. 102

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Seite 21 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
angelegte Sammlung weit von einer damals modernen Museumskonzeption und -kultur entfernt. Eine Vorreiterrolle spielte Egger in der Betonung auf den Be reich der religiösen Volkskunde, die in Brixen viel früher als anderswo als mu seumswürdig erachtet wurde. Von Anfang an ging mit der Sammelarbeit auch die wissenschaftliche Erfor schung der Museumsobjekte einher. Wenn auch die kurzen und generellen Kata logbeschreibungen oft - nach heutigen Kriterien gemessen - unzureichend sind, so stehen

sie aber am Beginn einer fachlichen Erfassung. Heinrich Hammer konnte eine Beweinung Christi, die im zweiten Raum auf gestellt war, als Kopie nach Giovanni Battista Benvenuti orten, das Original liegt in der Villa Borghese in Rom. Ein Franziskusbild wurde als Kopie nach Zurbaran entschlüsselt. 44 ) 1910 fragte der Expositus von Tesselberg, Johann Oberwalder, bei Egger an, ob dieser an der Erwerbung der hochgotischen Alabasterpietä interessiert sei. Als Gegenleistung erwartete sich der Geistliche

einen Geldbeitrag für die Errichtung eines neuen Hochaltars. Unter dem Vorgänger war zwar das wertvolle Bildwerk zu Boden gefallen und hatte dabei Schaden genommen: es mußte wieder geklebt werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt befand sich das Bildwerk bei Consul Steffen auf der Kehlburg. Am 29. März 1912 stimmte der Expositus einem Trans port ans Diözesanmuseum zu. 45 ) Im selben Jahr interessierte sich Egger für eine Madonnenplastik, die an der Fassade der Außermair-Kapelle in St. Martin in Gsies untergebracht

war. Egger kündigte die Bereitschaft an, er würde die Plastik um 200 Kronen erwerben. In einem späteren Schreiben forderten die Besitzer aber 300 Kronen. Der Erwer bungsfall der Gsieser Madonna zeigt das bestaunenswerte Verhandlungsgeschick Eggers auf. Er stützte sich dabei immer auf die Mithilfe befreundeter Geistlicher, die er zum „Preisedrücken“ aussandte. Auch zog er die Anschaffung einer Kopie in Betracht, wobei aber die Kosten für die Restaurierung der alten von der neuen Plastik abgezogen

würden. Die sparsame Haushaltung und der ausgesprochen detaillierte Sinn fürs Praktische machten ihn zum geradezu idealen Museums und Sammlungsfachmann in den wirtschaftlich kaum prosperierenden Jahren der Vorkriegszeit. Aus den Briefen läßt sich immer wieder der Eindruck gewin nen, daß Egger die finanzielle Situation der Institution beständig im Blickfeld hatte. Er zeigte sich als mutiger Erwerbungstaktiker, als Preisverhandler, char manter „Bettler“ und unaufdringlicher Bittsteller. Eggers psychologischem Spür

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Seite 17 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
gen für die kirchliche Denkmalpflege heraus. Ein Diözesan-Kunstrat hatte jede Veränderung zu überwachen, was nicht wenige Probleme im Umgang mit den Kirchenrektoren mit sich brachte. Prälat Adrian Egger verstarb am 18. März 1953 und wurde am Passionssonn tag, dem 22. März, im Städtischen Friedhof in der Domkapitelarkade beigesetzt. Die Beerdigung Eggers glich einem von Anerkennung geprägten „Triumphzug“. Den Kondukt führte der junge Bischof Joseph Gargitter an, unter den zahlrei chen

. Und es war ein frohes Arbeiten - zur Ehre Gottes und zum Wöhle seines Volkes. “ 2a ) In der Tat zeugt selbst seine Alterskorre spondenz von einer ungebrochenen Energie und einem für die Sache gebundenen Elan. Müdigkeitserscheinungen sind keine zu bemerken. Ehrungen wurden dem Prälaten Egger manche zuteil: Die Universität Innsbruck nahm ihn als Ehrenmit glied auf, von der Stadt Brixen erhielt er die Ehrenbürgerschaft, der Vatikan teil te ihm den Ehrentitel eines Päpstlichen Hausprälaten zu, vom Südtiroler Heimat

schutzverband bekam er den Ehrenring überreicht. Eggers erste Museumsjahre: Erwerbungen sine quis non Mit dem Abgang Johann Walcheggers blieben dem noch kleinen Museum Schulden und finanzielle Belastungen. Walchegger hatte schon des öfteren über die üble finanzielle Situation am Diözesanmuseum geklagt. Von seiten der kirch lichen Behörde war keine Unterstützung zu erwarten. Egger hatte in seiner über vierzigjährigen Amtszeit nur ein einziges Mal ein begründetes Bittgesuch an das Fürstbischöfliche Ordinariat

gerichtet, nämlich 1930, als nach dem Ableben des Gönners Mr. Francis Mac Nutt die Finanzgebarung gefährdet war. * 29 ) Dies hatte allerdings auch zur Folge, daß die diözesane Verwaltungsbehörde nie in die inne ren Verhältnisse des Diözesanmuseumsvereins und des Museums ingerierte. Die Direktorenstelle am Diözesanmuseum, das 1908 noch -weit von einer institutio neilen Anlage entfernt war, hatte der Obmann des Vereins an Adrian Egger über tragen. Gleichzeitig stand die Übersiedlung der Bestände

Depotraum, wo die volkskundlichen Gegenstände und die Bibliothek untergebracht werden konnten. Die ersten anstehenden Finanzen wurden unter anderem durch einen Beitrag von seiten des Tiroler Landtages bestritten. An diesen richtete Egger ein Gesuch, verbunden mit der Begründung, sogar oft günstige Angebote von Ankäufen aus Geldmangel ausschlagen zu müssen und zuzusehen, „wie diese in die Hände von Altertumshändlern und somit ins Ausland wandern“. Auch würde das Geld zum Bau

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Seite 47 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
Abb. 17: Blick in die volkskundliche Ausstellung such wurde vom Bürgermeister Dr. Albert Ohnestinghel lächelnd abgelehnt, die ser zückte aber sein Scheckbuch und gab eine Spende von 3000 Lire. Ein Bei tragsgesuch adressierte Egger auch an die Spar- und Vorschußkassa in Brixen. 185 ) Diese bewilligte mit Schreiben vom 21. Mai 1946 einen Beitrag von 10.000 Lire, was etwa ein Fünftel der anfallenden Wiederherstellungskosten deckte. 186 ) Von seiten der Bistumsleitung genehmigte der Fürstbischof

einen Betrag von 30.000 Lire. Einen Teil dieses Geldes wandte Egger aber einem wohltätigen Zweck zu: Der kranke Kanonikus Johann Unterleitner hatte dem Museum mehrere Objekte übergeben, dafür aber kein finanzielles Entgelt gefordert. Da er aufgrund seiner Krankheit in Geldschwierigkeiten steckte, half ihm Egger mit 5000 Lire aus. 187 ) Ab Mitte Mai 1946 wurde mit der Neuaufstellung der Museumsobjekte begon nen, die Eröffnung war für Pfingstsonntag, den 9. Juni, um 11 Uhr geplant. Aller dings wurde

zu diesem Zeitpunkt nicht das gesamte Haus eröffnet. Geschlossen blieben die Abteilung der Prähistorie, dann im ersten Stock die Zimmer 11 bis 15. An eine eventuelle Öffnung des Domschatzraumes, der im Zimmer Nr. 15 aufge stellt war, dachte Egger schon am 12. Mai 1946. Bei der Neuaufstellung war neben Dompfarrer Josef Aichner und Sekretär Johann Brugger auch der Priestermaler Jo hann Baptist Oberkofler behilflich. Mit Oberkofler verband Egger eine besondere Freundschaft. An Weihnachten 1946, 1947,1948 und 1949

organisierte Egger Ober- kofler-Ausstellungen in den Räumlichkeiten des Museums. Im Frühjahr 1947 begann Egger mit dem Freiräumen der Depoträume, in denen Möbel und Gegen stände mehrerer Personen abgestellt waren. Überhaupt herrschte Mangel an De poträumen. So ersuchte Egger 1948 das Domkapitel um die Überlassung des Magazins im Kapitelhaus. Darin sollten auch die Möbel des Kassianeums unterge IM ) DMHB, Akten 1946, 391/46m. ,86 ) DMHB, Akten 1946, 425/m-46. 1947 wa- " 5 ) DMHB, Akten 1946, 424/m-46. ren

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Seite 18 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
Egger stützte sich bei seiner Arbeit für den Museumsverein auf die Mithilfe von sogenannten Mandataren. Im September 1908 begann er mit dem Aussenden von Rundschreiben, in denen die einzelnen Dekanate der Brixner Großdiözese ge beten wurden, einen für Kunstsachen geeigneten Mittelsmann aufzustellen. So wurde etwa der Expositus von Untermoi, Vinzenz Verginer, angeschrieben, der sich zwar grundsätzlich zu einer solchen Tätigkeit bereit erklärte, aber von sich aus den Expositus von St. Vigil

, Alois Gillarduzzi, empfahl. 32 ) Dekan Josef Hochenegger aus Mals verwies für sein Dekanat auf den Pfarrer von Schludems, Michael Winkler. 33 ) Weiters wurden Johann Jordan in Schwaz und Johann Lo renz aus Feuchten gewonnen. Letzterer schrieb im nachfolgenden Jahr an Egger den doch die Situation treffenden Satz: „Deest omne Interesse sacerdotibus hujus decanatus et importunus esse nolo.“ Nicht gerade eine Ermutigung für einen kirchlichen Museumsmann. Gerade in diesen ersten Jahren der Tätigkeit

Eggers findet sich keineswegs ein ausgewogener Briefwechsel zwischen den lokalen Mu- seumsvertretem vor Ort. Von einigen wenigen abgesehen, rangierte das Interesse am neu aufzubauenden Museum eher im Hintergrund. Egger mußte sich seine In formanten und Helfer gewissermaßen über die Ausbildung im Priesterseminar erst selbst kreieren. Gerade in den späteren Jahren waren es nicht selten junge Kooperatoren, die ihren „Professor“ bei der Arbeit fürs Museum unterstützten, indem sie wertvolle

Kontakt war gewiß über Egger entstanden, da dieser die Gründung eines Brixner Krippenvereins vorantrieb, den Ferdinand Platter zu betreuen hatte. So schreibt auch die Kunstredakteurin und Barockforscherin Maria Rumer an Egger, daß sie durchaus bereit wäre, die ihr zugesprochene Felsburg-Krippe dem Diözesanmuseumsverein zu überlassen. 35 ) Überhaupt kam 1908 der gesamte Felsburg-Nachlaß ans Diözesanmuseum, nach dem ein erstes Vorhaben des Verstorbenen, mit seinem Nachlaß eine Kunstlehr anstalt

, daß die Sammlung um lediglich 20.000 Kronen an die Stadt Bruneck veräußert worden war. 37 ) Eine erste herbe Enttäuschung. Die ersten Erwerbungen, die Egger zu tätigen versuchte, waren nicht immer rasch und ohne Schwierigkeiten zu bewerkstelligen. In einem Schreiben bekun dete der Expositus von Dietenheim seine Bereitschaft, die gotische Jakobsplastik dem Museum zu veräußern, „um sie zu erhalten und vor Verschleppung zu be wahren“. 311 ) Das Schlagwort von der Bewahrung vor dem Kunstausverkauf war gerade

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Seite 32 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
Gstrein am 3. Juli alle beteiligten Firmen auf, so fort die Rechnungen auszustellen und die begonnenen Arbeiten rasch zu beenden. Die behördliche Genehmigung zum Weiterbau folgte aber bald. Egger begab sich selbst nach Trient, um mit dem Denkmalamt zu verhandeln. 85 ) Dieses verlangte eine Abänderung der Turmfenster: So sollten die Säulchen durch Pfeiler ersetzt werden, der Abschluß sollte polygon gestaltet sein, die oberen Fenster sollten weiter nach unten verlegt werden. Die Quadermalerei am Verputz

am 25. Juni 1925 das Schreiben, mit welchem verlangt wurde, die Aufschrift Museum am Eingang zu entfernen und diese durch eine italienische Aufschrift zu ersetzen oder die la teinischen Titel „Museum Dioecesanum“ oder „Museum Brixiense“ zu verwen den. 88 ) Der Titelstreit riß auch Jahre später nicht ab. Im August 1927 fordert das Denkmalamt in Trient Egger auf, die italienische Aufschrift in Fresko aus führen zu lassen. 89 ) Mit Schreiben vom 3. Oktober 1927 urgierte die Gemeinde verwaltung von Brixen

, die unter der Tünche noch immer lesbare Aufschrift Museum zu entfernen und mit „Museo“ oder „Museo Diocesano“ zu überschrei ben. 00 ) Egger reagierte kaum auf das Schreiben, welches zweimal wiederholt wurde, so daß sich der Podestä genötigt sah, sich am 8. November 1927 erneut an Egger zu wenden, da man immer noch „Museum“ an der Fassade lesen kön ne. Egger konterte, daß die Aufschrift „Museum“ bereits - wie verordnet - übertüncht worden wäre, allerdings nur in Seccotechnik, da es für eine Fresko technik schon

mit der Aufschrift an gebracht werden. 93 ) Kleinere Reibereien scheint es aber mit dem Domkapitel doch gegeben zu ha ben. Egger befürchtete, daß das Kapitel, nachdem es die schön ausgebauten Räu me gesehen hat, einen höheren Pachtzins verlangen werde. Er ersuchte so den Präsidenten Dr. Spielmann, das Kapitel über die Vorhaben erneut zu informie ren. 94 ) Da das Augustiner-Gymnasium im Schuljahr 1925/1926 auf vier Klassen geschrumpft war, wurde jener Teil des Gymnasialgebäudes frei, der noch dem Domkapitel

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Seite 40 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
mas Riss. 140 ) Riss bot Egger das Porträt des Fürstbischofs an (3000 Lire), als Al ternative ein Abrahamsopfer (1100 Lire). Vom Ordinariat wurde dem Museum die Bewilligung dafür erteilt, den Kummernusaltar der St.-Cyrill-Kirche in Tils zu deponieren und dafür einen barocken Altar aus der Frauenkirche in Brixen nach Tils zu führen. Auch wurde dem Ansuchen stattgegeben, die spätgotische Sitzfi gur der hl. Apollonia aus der Frauenkirche in die Museumsräume zu überbrin gen. 141 ) Die kirchliche

eine von Bildhauer Bacher in Gais geschaffene Kopie in die Kapelle gestellt. 147 ) Aus der Totenkapelle in Obervintl holte sich Egger endlich die spätgotische Kreuzigungsgruppe. 1411 ) Zuweilen waren als Tipgeber auch Jo seph Clemens Prinz von Bayern und Carl Theodor Müller gefragt. So geht der Hinweis auf die „Sunter’schen Altartafeln“ in Besitz von Frau Bürgermeister Pe- rathoner in Bozen auf Müller zurück. 149 ) Auch ein Hinweis auf eine mittlerweile nicht mehr auffindbare spätgotische Madonnenskulptur

Pieta ans Museum. Egger ließ die Plastik restaurieren 153 ), Bildhauer Karl l4 °) DMHB, Akten 1926, 1970/26M. Schrei ben vom 3. November 1926. 141 ) Gleichzeitig erlaubte das Ordinariat die Ausbesserung der Holzdecke von St. Cy rill. DMHB, Akten 1927, 1761/27M, da tiert vom 4. August 1927. 14Z ) Schreiben vom 2. Juli 1926. DMHB, Ak ten 1927, N. 594/1. 143 ) DMHB, Akten 1927, 2327/27M. Es han delt sich dabei um die Messe des hl. Phi lipp Neri. 144 ) DMHB, Akten 1927, 2843/27M, datiert vom 3. Dezember

1927. DMHB, Akten 1927, 2816/27M. Schreiben vom 25. De zember 1927. Egger fragt weiters an, ob Laatsch die alten Altäre noch hätte. Diese wollte er für die Kirche in Larzo- nei im Buchenstein ankaufen. DMHB, Akten 1927, 2510/27M. Damit scheint auch Pfarrer Gottfried Grissemann ein verstanden gewesen sein, was aus einem Schreiben vom 29. Dezember 1927 her vorgeht. Er würde zwischen 15.000 und 20.000 Lire verlangen. 145 ) DMHB, Akten 1927, 368/27M. Schrei ben Eggers an die Äbtissin vom 18. Fe bruar

1926, 2373/26M. Schreiben des Prinzen J. Clemens und C. Th. Müllers an Egger vom 16. Dezember 1926. 151 ) DMHB, Akten 1927, 1762/27M. Gesuch ans Ordinariat vom 31. Juli 1927. Zwei waren dort im Vorraum zum Theater saal aufgestellt, zwei in der Daktylo- thek. 152 ) DMHB, Akten 1927, 912/27M. Dankes schreiben des Vorstandes an Josef von Mörl vom 12. April 1927. 153 ) DMHB, Akten 1928, 1734/28M. Schrei ben Eggers an den Prälaten vom 20. September 1928.

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Seite 15 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
Abb. 2: Adrian Egger im Alter von 32 Jahren, Porträt eines Innsbrucker Foto grafen aus dem Jahre 1900. Diözesanmuseum Hofburg Brixen Nach Bischof Eggers Tod übernahm der Präsident des Museumsvereins, Dr. Franz Schmid, als Kapitelvikar die interime Bistumsleitung. Dr. Schmid verlieh Adrian Egger als sein väterlicher Freund den Titel eines Konsiliarius. Damit zeichnete er fürs erste die kirchlich-kulturellen Verdienste des gerade 50jährigen aus. Dazu gratuliert ihm sein Freund Johann Kraler

aus St. Peter in Ahrn auf ei ne überaus humorvolle Weise: „ Vor allem meine aufrichtigen Glückwünsche zum „Kragele“. Du hättest diese Auszeichnung bei Deinem Bienenfleiß und deinen Leistungen auf dem Gebiete der Kunst und Denkmalpflege schon längst verdient, nicht erst jetzt von wegen der „Klösterer“ (gemeint sind die Tertiarschwestern, deren Kommissar Egger war). Natürlich mußt Du jetzt sämtliche Talare „pensio nieren“ und Dir ganz neue mit „Kragele“ machen lassen. Die alten kannst Du ja ins Museum geben

, damit die Kunstjünger der Insula Crucis, wie wir einstmals, neue und interessante Objekte zum Kunststudium besitzen. “ 26 ) Im Alter folgten kirchliche Würdenstellen. 1927 - Egger war zu diesem Zeit punkt bald sechzig Jahre alt - wurde er ins Domkapitel berufen, 1939 wurde der 71jährige als Nachfolger Josef Mutschlechners (1876-1939) zum Dompropst von Brixen bestellt, ausgestattet mit dem Recht, bei Hochämtern die Pontifikalien zu tragen. Lange vor den kirchlichen Würdenbezeugungen stand neben der ausge sprochen

kulturellen Tätigkeit aber Eggers soziales Engagement. Dieses war zunächst eng an den St.-Josefs-Priesterverein gebunden. Seit 1921 übte er die Funktion eines Präsidenten aus und hatte Priestererholungsheime in Obermais (Filipinum), Monterosso bei La Spezia (zuvor Ika bei Abbazzia) und Kastelruth zu verwalten. Nach dem Ersten Weltkrieg sollte der Priesterverein, der seinen er sten Sitz in Görz hatte, auch aufgehoben werden: Egger gelang die Übersiedlung nach Brixen, wo sich die Vereinigung wieder erholen

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Seite 27 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
Abb. 8: Aufstellung der mittelalterlichen Plastik im alten Kapitelsaal. Im Hintergrund das durch Adrian Egger freigelegte Wandbild mit der Kreuzigung und den alttesta- mentlichen Vorbildern. Foto: Dr. Carl Theodor Müller. Diözesanmuseum Hofburg Brixen der Finsterwirt Anton Mayr, Schriftführer und Direktor Adrian Egger, Kustos der Volkskunde Hermann Mang, Kustos der Krippen Ferdinand Plattner, Kustos des Archivs Dr. Josef Resinger, Kustos der Musikalien Pius Goller. Ehrenmitglied war erst

eines ernannt, ordentliche Mitglieder wurden 150 gezählt, gründende Mitglieder 24 und ein außerordentliches Mitglied. Dr. Franz Schmid, der als Ka pitelvikar von 1918 bis 1921 die Diözese geleitet hatte und dem Diözesanmu seumsverein von 1899 an Vorstand, verstarb am 18. September 1922. Im Nachruf wurde er als „zweiter Gründer“ des Diözesanmuseums gefeiert. Es ist dies übri gens eine Diktion, die später auch für Egger angewandt werden sollte, gewis sermaßen ein beliebig anzubringendes Epitheton

von 87 Jahren verstarb. Egger erwähnt in seinem Briefverkehr häufig den Krankheitszustand des Präsidenten, so daß Spielmanns Tätigkeit fürs Muse um mehr moralischer Natur war. Aus der Kirche von Zinggen, der Spielmann seit dem Jahre 1880 Vorstand, konnte ein Klockersches Weihnachtsrelief als Deposi tum gewonnen werden. Die ersten neuen Kontakte zum königlichen Denkmalamt in Trient standen unter dem Zeichen einer regen Kooperation, die in der Folge eine Auflösung des Museums verhindern konnte. Im Februar

1922 richtete Egger an das „Ufficio del 74 ) J. Lercher, Professoren und Vorstände, in: Der Sehlem 47 (1973), S. 233 f.

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Seite 20 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
, der Pfarrer von Anras und spätere De kan von Täufers, vom Vorhandensein einer Taufschüssel mit der getriebenen Sze ne des Sündenfalls (heute im Museum), auch hätte er gerne fachliche Auskunft erhalten zu den altgotischen Altären in seiner Pfarre, speziell zu jenem in der Rie der Heiliggeistkirche. 43 ) Nicht selten bot eine solche Anfrage für Egger die Mög lichkeit, gleich nach einer Erwerbungsmöglichkeit Ausschau zu halten. Pfarrer Thomas Haidacher aus Lavant fragte an, ob das Leder-Missale einen Wert

langsam auch ein neues Qualitätsbewußtsein, das zwar nicht dem Motto „Weniger ist mehr“, aber zumindest dem Grundsatz nach dem Streben des Besseren genügte. Die Fül le der angesammelten Objekte - in der großen Mehrzahl handelte es sich um Kleinobjekte volkskundlichen Zuschnitts - verlangte auch nach umfangreichen Depoträumen, wenngleich Egger das allermeiste, das er für das Museum gewin nen konnte, auch in der Ausstellung zugänglich machte. So sammelte Egger pau senlos gebrauchte Meßkleider

und Paramente, von denen ein Gutteil wieder als Second-hand-Paramentik in die Mission gegeben wurde. Ein Grundsatz läßt sich in seiner Arbeit von den Anfängen an konstatieren: Es gilt die gleiche Aufmerk samkeit, ob es sich nun um eine besonders wertvolle Plastik oder um einen Ge genstand der Volkskunst handelt. Egger bemüht sich um alles mit derselben Energie, in zahllosen Schreiben, Gesprächen, schnellen Grußkartenkontakten. Man hat bald den Eindruck, es hätte für ihn kein zweites Gesprächsthema gege ben

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Seite 38 von 104
Datum: 01.10.2001
Umfang: 104
raum in Brixen auf, der in zahlreichen Gesprächen mit Egger sich positiv in die Neuaufstellung mit einbrachte. 1935 erschien in Berlin Müllers grundlegendes Werk zur mittelalterlichen Skulptur in Tirol. 126 ) Die neue Fülle der Objekte erforderte nun die Neuaufstellung der Objekte. Auf Geheiß der „Reale Soprintendenza alle belle arti“ mußte 1927 das große Triptychon „Die Dolomitenmadonna“ von Anton Kirchmayr aus den Museums räumen entfernt werden. 127 ) Die offizielle staatliche Bewilligung

nung nicht kommen konnten, teilte Egger dem Podestä Rizzini die festlose Eröff nung mit. 131 ) Eine Liste von 1928 gibt Auskunft über die im Museum aufgestellte Anzahl der Objekte. So waren insgesamt 140 Gemälde zu sehen, 130 Plastiken, fünf Vitrinen mit archäologischen Stücken, sieben Altäre, 15 Krippen, vier Räu me mit liturgischen Stücken, drei Räume angefüllt mit Volkskunst. Im Jahr nach der Museumseröffnung (1928) besuchten ca. 1350 Personen das Diözesanmuse um. 132 ) Im Jahr 1938 - zehn Jahre

später - konnten 1794 Personen das Diözesan museum besuchen. Auch für das Jahr 1939 liegen Besucherzahlen vor. So bezahl ten 821 Personen Eintritt, 1350 Personen hatten freien Eintritt. Die Aufstellung der Krippen verzögerte sich bis 1927. In einem Schreiben vom 17. Oktober 1926 bat Egger seinen Freund Ferdinand Plattner um die baldige Fertigstellung. Die Lokale im Erdgeschoß waren indes an Kaufmann Plangger verpachtet worden. Krippenvater Plattner riet, die Pacht bis Juni 1927 zu verlän gern. 133

) Plattner schlug im November 1927 vor, die Krippen ins Dachgeschoß zu verlegen. Egger schien mit dem Vorschlag nicht ganz einverstanden zu sein und antwortete seinem Freund, der „nach höheren Regionen für die Krippen begehr te daß das Erdgeschoß sich doch besser eigne, auch für Massenbesuche, mit de nen im Winter zu rechnen sei (Schulklassen). Das Dachgeschoß ließe sich auch nicht heizen, im Erdgeschoß wäre schon der Starkstrom eingeleitet. Die Erfah rungen in München, im dortigen Krippenmuseum

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