, unbeschadet des Umstandes, daß dessen tatsächliche Herrschaft von Glück und Erfolg begleitet war. Wann dieses Theoderich-Bild der Heldensage „fertig“ war, ist nicht zu sagen. Wir greifen es erstmals im Hildebrandlied, und es ist von großer, über Jahrhunderte unveränder ter Geschlossenheit. Alle spätere Heldenepik zeigt Dietrich in dieser Weise: voll Edelmut und großer Tapferkeit, ein Mann, an den man sich um Rat und Hilfe wendet, als Held wie kein anderer geachtet und im Kampf gefürchtet — aber fremd
, einsam und glücklos. So in den Werken der sogenannten historischen Dietrichepik, d. h. vor allem in „Dietrichs Flucht“ und in der „Rabenschlacht“: Von seinem heimtückischen Onkel Ermrich mit Krieg überzogen, muß Dietrich, obwohl er bei Mailand gesiegt hat, außer Landes gehen, weil er anders seine besten Gefährten nicht aus ihrer Gefangenschaft lösen kann; er kehrt mehrmals mit hunnischer Hilfe zurück, ist jedesmal siegreich und verliert doch stets wieder, was er gewonnen hat. Zuletzt eben
in der großen Schlacht um Raben (= Ravenna), in der sein junger Bruder und die gleichfals unter seiner Obhut stehenden beiden unerwachsenen Söhne Etzels umkommen.“) Im „Nibelungenlied" lebt er als landfremder Recke am Hofe Etzels, und hier wird er in den Strudel des Burgundenuntergangs gerissen: Bis auf den alten Hildebrand fällt seine ganze Mannschaft im Kampf, und Dietrich ruft verzweifelt: „So hat mich denn Gott verlassen! Ich armer Dietrich! Ich war einmal ein gewaltiger und mächtiger König
!" Alle seine Freude ist für immer dahin, und das Leid ist unsäglich groß. „Wer soll mir nun helfen, wieder ins Land der Amelunge (zurückjzukommen?"“) Dietrich bleibt für alle Zeiten im Bewußtsein der Menschen ein unglücklicher Mann, und noch das bronzene Standbild Theoderichs, das mit dem der anderen „Ahnen" in der Innsbrucker Hofkirche das Grabmal Kaiser Maximilians umsteht, ist die Darstellung eines — in Haltung und Blick — elegischen Königs. Die Heldensage zeigt Dietrich in Aktion, zeigt ihn als den großen
— aufgeben, kann hier nicht eingegangen werden; letzter Über blick über die Forschungssituation von HUGO KUHN, „Dietrichs Flucht" und „Rabenschlacht", in: Die deutsche Litera tur des Mittelalters, Verfasserlexikon 2 (1980), 116—127; Ausgabe von ERNST MARTIN. Deutsches Heldenbuch, Bd. 2. Berlin 1866 (unveränd. Nachdruck 1967), S. 55—326. M ) 2319 Wand' er leit sö grözes zer werlde nie gewan. er sprach: „und sint erstorben alle mine man. sö hat min got vergezzen, ich armer Dietrich, ich was ein künec here