. l6 Eine Erzählung von Josef Praxmarer. So. nun wißt Ihr, wie es mit Eurem Hannes steht, und warum er nicht sogleich von Schönberg nach Hause gereist ist. Teure Eltern und Geschwi ster, lebet wohl. Spätestens im Herbst sehe ich Euch wieder. Schreibt mir bald! Euer dankschuldigster Sohn Johannes. Das Brieflein kam wirklich auf die Post nach Lermoos, und der Herr v. Dietrich, der schon lange mit Sehnsucht aus die Ankunft des jungen Schwe- gelpfeifers gewartet hatte und alle Abende in dem Poststübchen
. Die Schwegel hat ihm Courage gemacht. Nun reut es mich nicht, daß ich sie ihm gegeben habe. Und Herr Dietrich machte sich auf hinunter in die Schanze. Schon von weitem hob er den Brief in die Höhe, als er dem Zollhause sich näherte. Neuigkeiten, große Neuigkeiten, ein Brief vom Hannes, schrie er dem Einnehmer zu. Worum der Sapperlotter mit der Fahne nicht kommt! Ich bin neugierig, so eine Fahne dieser Rotmützler zu sehen. Der Zolleinnchmer nahm dem Herrn v. Dietrich den Brief ab, entfaltete ihn, setzte
sich seine Brille zurecht und begann laut zu lesen, während Dietrich mit gespannten Augen und Ohren vor ihm dastand. Verdammt wenig schreibt der Bursche von der Spingeser Schlacht und von der Fahne st cetera, et cetera, das ist doch gar zu kurz gefaßt, da weiß ich mehr! Hol ihn der Kuckuck, weil er nicht kommt. — Was, Löffelschmied will er werden; er mit sei nen Anlagen, mit seiner Wissenschaft, die ich ihm größtenteils eingepflanzt habe. General, Generalis simus der österreichischen Armee muß
er werden. Der Tölpel, ein Löffelschmied, ein Löfselschmied! So rief Herr v. Dietrich aus und schlug seine rechte Faust vor die Stirne und fuhr fort: Der Einfalls pinsel, Löffelschmied, Herr Einnehmer,' was sagen Sie dazu, der Adelstand und die goldene Medaille mit der großen goldenen Kette bleibt ihm nicht aus; er wäre auch wie unsereiner, was für ein Prä dikat würde er etwa annehmen? Etwa Edler von Rabenhorst, reden Sie doch, Herr Einnehmer, nicht wahr, ein schöner Titel das? Der Zolleinnehmer lächelte, Oho, Herr
v. Diet rich. sagte er, Sie wären mit ihren Plänen gar zu hoch hinaus, vorläufig bin ich es zufrieden, daß Hannes gesund ist und sich wacker gewehrt hat, ob er Herr v. Rabenhorst oder Löffelschmied wird, weiß ich noch nicht, wahrscheinlich das letztere. Was, fuhr Herr v. Dietrich auf, Löffelschmied! Und die Fahne wäre umsonst erobert, und die vierundfünfzig Blauhosen von ihm umsonst er schlagen; und den Ioubert und drei Generäle hätte er umsonst vom Pferde heruntergeputzt, und ein solcher junger Held