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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 17 von 20
Datum: 31.12.1937
Umfang: 20
. Die wahren Täter Der seit dem Jahre I960 im Landesreistbüro als Am Es sener mit einem Monatsgehalte von 200 8 angestellte Emil Dietrich hatte sich in der letzten Zeit durch Anschaffung von Lebensmitteln und Kleidern in größerem Umsänge des Diebstahles verdächtig gemacht. Eine bei ihm vorgenommene Hausdurchsuchung war zunächst erfolglos geblieben. Nachdem sich. .Dietrich äbermals einen sehr teuren Ra dioapparat gekauft hatte, wurde am 22. Oktober eine neuer liche Hausdurchsuchung vorgenommen. Im Bette

der Frau Hermine Dietrich wurden unter dem Keilpolster 3807 8 und 900 Lire gefunden. Sie gab an, daß sie Ende September oder anfangs Oktober von ihrem Mann 6000 bis 7000 8 erhal ten habe. Ihre Tochter Marie Linden thaler gestand, daß der Vater nach Mitteilung ihrer Mutter das Geld im Reise büro gestohlen habe. Anch 'der Schwager Dietrichs, Joses Praxmarer, gestand, daß er mit Dietrich mittels) Nach schlüsseln den Diebstahl verübt habe. Er gab weiters' an, daß er das Geld in zwei von ihm angesertigten

Dachst ützeu so wie in vier Hobeln versenkt hatte. In beiden Dachstützen war je eine herausziehbare Blechikassette eingebaut und mit dem Gelde angesüllt worden. Die Verstecke waren derart! raffi niert angelegt, daß sie trotz der zwei gründlichst durchgesühv- ten Hausdurchsuchungen nicht entdeckt werden konnten. Auch Emil Dietrich legte nunmehr ein Geständnis ab und gab überdies noch an. daß er die gestohlenen Schecks im Werte von 10.151 8 ver brannt habe. Er führte dann die Kriminalbeamten

selbst zu den Verstecken und äs konnten die verschiedensten, Valuten aus den Dachstützen entnommen werden. Bei Dietrich selbst fand man einen Barbetrag von 314 8, in einem großen Hobel waren 29.000 8, in einem kleineren 4170 8 versteckt; zwei ganz kleine Hobel bargen 120 und 400 8. Emil Dietrich befand sich- ständig in schwer bedrängter finanzieller Lage und hatte schon im Frühjahr 1937 den Plan gefaßt, sich durch einen Diebstahl im Landesreisebüro Erleichterung zu verschaffen. Er machte davon dem bei ihm' wohnenden

Schwager Joses Praxmarer Mitteilung, der sofort einverstanden war und sich bereit erklärte, nach Schlüsselabdrucken Nachschlüssel anzusertigen. Dietrich hat nun im Lause -der Zeit von den beiden Kasseschlüsselu und dem Tresorschlüssel, die sich im Besitze Hradeczkys befanden und vom Stecher, den ein anderer Beamter verwahrte, mit Plastelin genaue Abdrücke gemacht und diese Praxmarer übergeben, der die Schlüssel dann ansert'iigte. Nun über siedelte äber Direktor Hradetzky am 1. Juli in das Büro

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Neueste Zeitung
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Seite 2 von 6
Datum: 30.12.1937
Umfang: 6
zu haben. Er leugnet auch nicht, von Emil Dietrich für feine Reife nach München am 11. Oktober vier Fünfmarkstücke und 4 8 mit den Worten erhalten zu haben: „Schau, daß du hinaus kommst und daß du Arbeit kriegst, das übrige ist im Koffer." Erst in München habe er im Koffer noch 180 Reichsmark vor- gefunden. Von dem Diebstahl seines Vaters habe er erst nach Zuerst wird der Haupttäter Emil Dietrich vorgerufen. Vorsitzender: Bekennen Sie sich schuldig, 93.693 8 in bar, 10.150 8 in Schecks und 500

8 vorher einmal in bar ge stohlen zu haben? Der Angeklagte, dessen Verantwortung sicher und gewandt ist, antwortet mit einem lauten „Za!" Aus der Geschichte des Lebenslaufes ist zu entnehmen, daß Dietrich vor und während dem Kriege beim Militär gedient und im Jahre 1916 an der Front eine dreifache schwere Verwundung erlitten hatte. Rach dem Kriege betrieb Dietrich in Stams mit wenig Erfolg eine Landwirtschaft; er führte später eine Ausspeiserei in Innsbruck und trat dann in die Dienste

des Bezirksgerichtes Innsbruck als Amtsdiener, wo er 1924 wegen Veruntreuung von 400.000 Kronen entlassen wer den mußte. Dietrich versuchte sich dann wieder als Landwirt im Stubai, war von 1925 bis 1928 Nachtportier im Hotel „Sonne", wel chen Dienst er aber wegen seiner Invalidität aufgeben mußte. 1930 trat Dietrich in die Dienste des Landesverkehrsamtes, bzw. des Landesreisebüros. Vorsitzender: Wieviel verdienten Sie dort? Angeklagter: Monatlich 200 8, aber ausbezahtt habe ich rrur 170 8 bekommen

, da ich Exekutionsabzüge hatte. Im Jahre 1935 erwarb Dietrich in der Neustädtersiedlung ein Wohnhäuschen, für das er einen monatlichen Amorti sationsdienst von 37 8 zu leisten hatte. Vorsitzender: Für wieviel Personen mußten Sie sorgen? Angeklagter: Eigentlich für alle, die heute hier sitzen (es find im ganzen sieben Angeklagte), und da hat es halt hinten und vorn nicht mehr gereicht. Vorsitzender: Wann kam Ihnen eigentlich der erste Ge danke zu dem Einbruchsdiebstahl? Angeklagter: Es war im Frühjahr 1937, da besprach

ich mit meinem Schwager Praxmarer auf einem Spaziergang nach Kranebitten die Möglichkeit, sich durch einen Einbruch in die Kasse des Landesreisebüros mit einem Schlage aller Sorgen zu entheben. Praxmarer erklärte sich damals einver standen, die Nachschlüssel anzufertigen. Vorsitzender: Wie haben Sie überhaupt die Möglichkeit ge funden, einen Abdruck herzustellen? Dietrich erzählt: An Sonntagen haben immer andere Her ren im Landesreisebüro Dienst gemacht (also nicht Direktor Hradeczky). Diese Herren haben am Sonntag

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Illustriertes Sonntags-Blatt
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Seite 1 von 4
Datum: 11.11.1916
Umfang: 4
, querfeldein, durch das stehende Korn huschen die drei Feld grauen. Bis sie der Festung auf etwa sechshun dert Meter nahe sind. Daläßt Hans Dietrich die beiden Musketiere ~~ natürlich sind es wieder Peters und Mortensen — Zurückbleiben. , Und nun geht's allein weiter. Immer noch stehendes Korn. Dann nn Kartoffelacker. Den muß er noch überqueren. Auf dem Bauch Ichiebt er sich vor, dicht gegen die Erde gepreßt. Kriechend, stoßend, in jeder Furche Deckung nehmend. Vorsichtig gleitet jedesmal die tastende Hand

voraus, das Erdreich nach Wolfsgruben abklopfend. Dann erst Ichnellt der Körper nach. In Strömen rinnt Hans Dietrich der Schweiß vorn Gesicht. Er Iseht die Hellen Tropfen auf die harte graue Erde fallen, die sie durstig unsaugt. „Das ist arrderer Schweiß als der der brotschaffenden Arbeit, dm du sonst kennst, friedliche Scholle," schießt es ibrn durch derr Sinn. „Und vielleicht in wellige» Stunden schon trinkst du rroch edleres Naß." Der erste der gewaltigen Stacheldrahtverhaue ist erreicht. Flach

auf den Boden gestreckt, beginnt Hans Dietrich zu zeichnen. ->e bunten Krokicrstifte fliegerr über das weiße Blatt. Plötzlich erhebt sich Harrö Dietrich fern im Rücken ein dumpf ansetzen- dcs, grollend lauter werdendes Dröhnen: die Artillerie beginnt ihr Tagewerk. Über Hans Dietrich weg zieht das Geschoß. Ein Einundzwanzig zentimeterprojektil ist es, das sich jenseits der Verbaue vor dem grünen Wall der Festung mit dumpfem Gepolter einbohrt. HanS Dietrich fühlt den Boden erschüttern. Und wieder grollt

der Donner auf, und wieder zieht der dunkle Vogel hoch vorüber. Er trifft den grünen Erdwall. Hoch spritzen die Schollen. Die Erde ächzt unter der Explosion. Die nächsten zwei Geschosse sind Volltreffer. Sie sind geradezu in das Fort niedergeplatzt. Noch zittert die Erde, da läßt ein seltsames Geräusch Hans Dietrich den Kopf heben. Dumpf läutendes Surren ist es, an das Sausen gewaltiger Propel ler erinnernd — ein Schauer schießt durch Hans Dietrich hin. Das riesige Geschoß von stumpf zugcspitz- ter

werden diese Schollen, die mit der Wucht großer Geschosse vorübersausen — und nun hat Dans Dietrich erkannt, was geschieht: er befindet sich im Streukegel der Explosion. Diese Erd schollen und Steinblöcke, die uue zum Höllentanz gepeitscht ihn uin- pfeifen, sind ein Jug geisternder Todesvögel, mit plumpen Schwingen nach Beute haschend. Husarenpatrouille an der Westfront. Phot. A. Grohs, Berlin.

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Illustriertes Sonntags-Blatt
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Seite 1 von 4
Datum: 25.11.1916
Umfang: 4
Sterben als ein tapfrer Held. Eine Kriegsnovelle von F. C. Oberg. «Fortsetzung.) Am Ofthimmel steht über einer Wolkenwand ein fahler Schein, der sich langsam rötet, tiefer und tiefer, gleich heraufquellendem Blut. „Leutnant v. Hasselt hat die Spitze! Sie gebt bis zum Südausgang vor!" /Hink! — Ein neuer Silbertropfen der Zeit war es, der klingend durch das Dunkel rann. Hans Dietrich besann sich: halb drei mußte es sein. Und wieder, wie bei dem letzten Schlagen der Uhr, brach die sein ganzes

Wesen erfüllende Erwartung übermächtig in ihm hoch. Heute — heute würde es sein! Da plötzlich Schritte draußen. Trommelnde Finger wirbeln gegen die Stubentür. „Bataillon steht um halb vier Uhr marsch- und gefechtsbereit!" Grobknecht, jäh aus tiefem Schlaf wach geworden, ist schon auf den Beinen. „Ihr Engländerhalunken — nun wollen wir's euch aber be sorgen !" Hans Dietrich kann nicht sprechen. Die Erregung in ihm ist zu groß, um sich in Worten ent spannen zu können. Endlich! End- Dunkel liegt

die Dorfstraße. Aus al len Häusern gleiten Gestalten hervor. An einer Stra ßenkreuzung hält die Feldküche. Im Vorübergehen wer den die Trinknäpfe gefüllt. Ganz me chanisch geht alles, nicht anders als sonst. Mitunter zuckt ein grimmes Scherz wort auf, aus dem grell die namenlose Wut gegen den Feind flammt, die in ihnen allen brennt. Hans Dietrich fühlt plötzlich eine Hand aut seinem Arm. Grobknecht ist neben ihn getreten, in der Linken den dampfenden Becher. Es ist nicht hell genug, die Züge des jungen

Offiziers zu erkennen, nur ahnen läßt sich der Ernst, mit dem seine Augen schauen. „Hans Dietrich, wenn ich falle — du weißt, ich bin Soldat mit Leib und Seele — das sagt alles! Gestern abend, als die Post kam, da — da Hab' ich ein großes, großes Glück erlebt. Du kennst Hedwig Rupert, Hans Dietrich?" „Professor Ruperts Tochter, Fritz? Gewiß!" „Ich Hab' sie nicht sehen können, ehe wir auszogen, denn Ruperts waren noch im Schwarzwald. Da Hab' ich ihr geschrieben — und gestern «m die Antwort

. Wenn ich falle, du aber vielleicht später einmal üeimkommft, dann wirst du ja zu meinem Vater gehen. Geh dann auch )u ihr, Hans Dietrich! Sag ihr, daß sie mich grenzenlos glücklich gemacht bat und stolz." Fest umschließt Hans Dietrichs Rechte die Hand des Freundes und lost sich schnell. .Dann hebt sich sein Kopf. Klar und frei ist seine Stimme: „Still- Manden! Das Gewehr — über! Ohne Tritt marsch!" Zerschossene betonierte deutsche Unterstände an der Somme, die beim ersten Anprall verloren

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Illustriertes Sonntags-Blatt
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Seite 2 von 4
Datum: 25.11.1916
Umfang: 4
Feierlich streicht noch immer das Glockengeläut durch die Stille. Da knattert der Motorradfahrer, der Verbindung hält mit den Patrouillen, zurück. „Das Bataillon greift an!" Herrn v. Prahls Stimme hat noch nie so hell geklungen. Heraus kommen die Schützenlinien, zu jeder Seite der Straße eine Kompanie, und die beiden anderen in Reserve gestaffelt binter dem linken Flügel. Hans Dietrich, zwei Entsernungsschätzer und Leute mit Draht scheren neben sich, ist weit voraus. Durch eine Häuserreihe

niederzuschmettern. Aus dem Boden liegt Hans Dietrich, das Fernglas an den Augen. Noch ist alles ruhig jenseits des fern blitzenden Kanals. Geradeaus an dessen anderem User ein mächtiges Fabrikgebäude, aus dem die Genfer Flagge weht. Links davon ein Block spitzgiebeliger Fabrikbauten, aus deren Glasdächern die Sonne glitzert. Davor, unten am Kanaluser, ein Eisenbahndamm. Hinter Hans Dietrich erreicht die Schützenlinie die Höhe. Sssu—iit ssu—iit phh—t sss—t! ssu—iit! Singend und sausend sind die ersten

Feindeskugeln herübergestrichen. Stöhnen — ein Aufschrei, dieser eine, gräßliche Laut, der den Kopf schuß kennzeichnet. Hans Dietrich ist aufgesprungen: „Stellung marschmarsch!" Schon sind sie heran, die braven Burschen. Und das Singen, Surren, Zischen, Pfeifen in der Lust! „Halblinks! Visier achthundert — Schützenseuer!" „Herr Leutnant," ruft der Musketier links von Hans Dietrich, „ich schieße aus den dritten Schützen von links an der Telegraphen stange !" „Ich beobachte!" Gleichzeitig mit Hans Dietrichs

Antwort schon das Krachen. „Zwei Zielhöhen zu kurz!" „Herr Leutnant, nu schall he aowers sitten!" Und ruhig legt der Musketier wieder an. Der saß! In Hans Dietrich quillt eine heiße Freude hoch, ein tiefer, erschütterter Stolz. So ist's im Frieden geübt — und ganz genau so wird's im Felde gemacht! Und aus der ganzen Länge der Reihen ist es losgeprasselt, krachend und knatternd die Feuerantwort hinüberschickend. Pfeifend umsaust sie das Kugelsingen. Die ganze Luft ist erfüllt von diesen kleinen

, gleichsam giftig aussprühenden Zischlauten. Und das alles eingehüllt von dem Knattern der Gewehre. Das erst taktmäßige Feuern der Schützenlinien wird hetzend — sie sind eingeschossen. Zu einem Höllentaumel steigt das Knattern an — grell kläffend, ein belfernd höhnendes Gelächter von Lärm. Plötzlich Worte. Trotz des Lärms hört Hans Dietrich sie doch. „Leutnant Grobknecht gefallen!" Hans Dietrich erlebt das Furchtbare: für einen tiefsten Schmerz nicht Zeit haben ihn zu fühlen und zu denken

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Alpenländer-Bote
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Seite 3 von 12
Datum: 30.10.1921
Umfang: 12
. l6 Eine Erzählung von Josef Praxmarer. So. nun wißt Ihr, wie es mit Eurem Hannes steht, und warum er nicht sogleich von Schönberg nach Hause gereist ist. Teure Eltern und Geschwi ster, lebet wohl. Spätestens im Herbst sehe ich Euch wieder. Schreibt mir bald! Euer dankschuldigster Sohn Johannes. Das Brieflein kam wirklich auf die Post nach Lermoos, und der Herr v. Dietrich, der schon lange mit Sehnsucht aus die Ankunft des jungen Schwe- gelpfeifers gewartet hatte und alle Abende in dem Poststübchen

. Die Schwegel hat ihm Courage gemacht. Nun reut es mich nicht, daß ich sie ihm gegeben habe. Und Herr Dietrich machte sich auf hinunter in die Schanze. Schon von weitem hob er den Brief in die Höhe, als er dem Zollhause sich näherte. Neuigkeiten, große Neuigkeiten, ein Brief vom Hannes, schrie er dem Einnehmer zu. Worum der Sapperlotter mit der Fahne nicht kommt! Ich bin neugierig, so eine Fahne dieser Rotmützler zu sehen. Der Zolleinnchmer nahm dem Herrn v. Dietrich den Brief ab, entfaltete ihn, setzte

sich seine Brille zurecht und begann laut zu lesen, während Dietrich mit gespannten Augen und Ohren vor ihm dastand. Verdammt wenig schreibt der Bursche von der Spingeser Schlacht und von der Fahne st cetera, et cetera, das ist doch gar zu kurz gefaßt, da weiß ich mehr! Hol ihn der Kuckuck, weil er nicht kommt. — Was, Löffelschmied will er werden; er mit sei nen Anlagen, mit seiner Wissenschaft, die ich ihm größtenteils eingepflanzt habe. General, Generalis simus der österreichischen Armee muß

er werden. Der Tölpel, ein Löffelschmied, ein Löfselschmied! So rief Herr v. Dietrich aus und schlug seine rechte Faust vor die Stirne und fuhr fort: Der Einfalls pinsel, Löffelschmied, Herr Einnehmer,' was sagen Sie dazu, der Adelstand und die goldene Medaille mit der großen goldenen Kette bleibt ihm nicht aus; er wäre auch wie unsereiner, was für ein Prä dikat würde er etwa annehmen? Etwa Edler von Rabenhorst, reden Sie doch, Herr Einnehmer, nicht wahr, ein schöner Titel das? Der Zolleinnehmer lächelte, Oho, Herr

v. Diet rich. sagte er, Sie wären mit ihren Plänen gar zu hoch hinaus, vorläufig bin ich es zufrieden, daß Hannes gesund ist und sich wacker gewehrt hat, ob er Herr v. Rabenhorst oder Löffelschmied wird, weiß ich noch nicht, wahrscheinlich das letztere. Was, fuhr Herr v. Dietrich auf, Löffelschmied! Und die Fahne wäre umsonst erobert, und die vierundfünfzig Blauhosen von ihm umsonst er schlagen; und den Ioubert und drei Generäle hätte er umsonst vom Pferde heruntergeputzt, und ein solcher junger Held

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 06.01.1938
Umfang: 16
. Der Dieb war der Amtsdiener Emil Dietrich. Die Kassen schlüssel hatte er sich von seinem Schwager Josef Prar marer nachmachen lassen. Als Dietrich den Einbruch be ging, paßte Prarmarer vor dem Landhause, in dem das Reisebüro untergebracht ist, auf. Das gestohlene Geld wurde im Hause Dietrichs in der Neustädter-Siedlung in vier Hobeln und in zwei Dachstühen „kunstgerecht" ver steckt. 3867 Schilling und 900 Lire verbarg Frau Hermine Dietrich unter ihrem Keilpolster. Anfangs Oktober wurde die Beute

geteilt. Dietrich bekam 41.000 Schilling, Prar- marer 35.000 Schilling. Dis Schecks hatte Dietrich ver brannt. Später beklagte sich Prarmarer bei seinem Neffen, daß ihm Dietrich mindestens 25 Stück 50-Schilling-Noten aus seinem Versteck gestohlen habe. Der Neffe nahm Diet rich 1400 Schilling heimlich wieder weg. Seinem Onkel gab er 1250 Schilling, den Nest behielt er selbst. Am 22. Oktober 1937 wurde neuerdings bei Dietrich eine Haus durchsuchung — die erste war erfolglos gewesen — vor genommen

und das gestohlene Geld aufgefunden. Am Donnerstag, den 30. Dezember, standen die Ein brecher und ihre Nutznießer vor den Schöffen. Vorsitzender zum Angeklagten Dietrich: Sie waren auch beim Bezirksgericht angeftellt. Warum sind Sie entlassen worden? Dietrich: 1924 habe ich 400.000 Kronen unter schlagen. 1930 wurde ich Amtsdiener im Landesreisebüro. Vorsitzender: Mit ihrem Monatsgehalt von 200 Schilling hätten sie doch auskommen können? Dietrich: Ich bekam nur 170 Schilling auf die Hand. Meine große Familie

Gedanken . . . Vorsitzender: Wo waren Sie von 7 bis 8 Uhr, bis niemand im Büro mehr da war? Dietrich: Ich stellte mich hinter die Glastür und wartete, bis der Direktor ging. Nach dem Diebstahl suchte ich den Abort im ersten Stock auf, und als der Portier jemanden herein ließ, machte ich mich mit einem „Gute Nacht" davon und fuhr heim. Der zweite Angeklagte Josef Prarmarer sowie sein Neffe Erich Dietrich waren vollkommen geständig. Diet richs kranke Frau Hermine durfte sich sitzend verantworten

doch von der diebischen Herkunft des Geldes. Angeklagte (frech): Hätte ich vielleicht meinen Vater anzeigen sollen? Die letzten zwei Angeklagten Paula Dietrich und Rudolf Köll, die ebenfalls Nutzen aus dem Diebstahl ge^ zogen hatten, wollen von der Herkunft des Geldes nichts gewußt haben. Das Schöffengericht kam zu folgendem Urteil: Emil Dietrich drei Jahre, Josef Prarmarer 18 Monate schweren Kerker, Hermine Dietrich sieben Monate Kerker, Marianne Lindenthaler zwei Monate, Erich Dietrich sechs Monate, Paula Dietrich

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 10 von 14
Datum: 12.02.1953
Umfang: 14
Der Vorstand der Landwirtschaftskrankenkasse für Tirol erfüllt die schmerzliche Pflicht, Nachricht zu geben, daß sein Mitglied und 3. Obmann, Herr I», HERMANN DIETRICH am 8. Februar 1953 in seinen geliebten Bergen den Lawinentod gefunden hat. Die Landwirtschaftskrankenkasse verliert an Herrn Dr. Dietrich einen hervorragenden Kenner und Ver fechter der landwirtschaftlichen Sozialversicherung und einen bewährten Mitarbeiter. Wir werden dem Verstorbenen ein dankbares Andenken bewahren. Wir bitten

den allmächtigen Gott, daß er ihm sein Wirken reichlich vergelten möge! Innsbruck, am 10. Februar 1953. Für den Vorstand: Adalbert Scherl, Obmann t Es ist uns eine traurige Pflicht, davon Kenntnis zu geben, ösß unsere sehr verdienten Mitarbeiter, Herr Dr. jur. Hermann Dietrich Leitender Sekretär der Dienstnehmersektion - Landarbeiterkammer und Herr Emst Sattler Melklehrer am 8. Februar in unseren Bergen den Tod gefunden haben. Die Beerdigung für Dr. Hermann Dietrich findet am Donnerstag, den 12. Februar

. Landeslandwirfschaffskammer für Tiro! Der Kammeramtsdirektor: Ing. Dr. Lechner Der Präsident: dk.'Rat Muigg Der Vorstand der Landarbefferkammer für Tirol gibt hiemit die traurige Nachricht, daß ihr leitender Sekretär, Herr Dr. jur. Hermann Dietrich am 8. Februar 1953 im Alfer von 31 Jahren einem Lawinenunglück zum Opfer gefallen ist. Die Beerdigung findet am Donnerstag, 12. Fe bruar, um 15 Uhr im städt. Westfriedhot, der Sterbe gottesdienst am Freitag, 13. Februar, um 8 Uhr früh in der Stadtpfarrkirche St. Jakob statt

. Dr. Hermann Dietrich hat sich schon in der kurzen Zeit seiner Tätigkeit als Sekretär der Landarbeiter kammer durch fachliches Können, unermüdlichen Arbeitseifer und sein stets heiteres Wesen in weiten Kreisen Achtung und Ansehen erworben. Mit seiner Tätigkeit ist der ausschlaggebende Aufbau und Erfolg der Landarbeiterkammer untrennbar verbunden. Sein Tod bedeutet für sie einen kaum ersetzbaren Verlust. Möge der Herrgott ihm geben, was die Welt zu geben nidif vermag. Innsbruck, 10. Februar 1953. Der Obmann

: LAbg. Dr. Franz Weber Tiefbewegt geben wir Nachricht, daß Gott beim Lawinenunglück auf der Eppzirler Alm am Sonntag, den 8. Feber 1953, zwei unserer Besten Dr. Hermann Dietrich u„ d Ernst Sattler ganz plötzlich aus unserer Mitte gerissen und ihr junges, hoffnungsvolles Leben ausgelöscht hat. Schmerzlich ist der Verlust dieser verdienten und von hohem Verantwortungsbewußtsein beseelten Fachkräfte für die Tiroler Landwirtschaft. Groß ist die Lücke, die dieses Unglück in unseren Reihen aufgerissen

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Illustriertes Sonntags-Blatt
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Seite 2 von 4
Datum: 14.10.1916
Umfang: 4
in der Kaserne gemacht. „Und beut abend geht's los! Das ganze Bataillon mit Extrazug! Zu schad, daß wir nicht dabei sein können! Aber wir sollten ihm sein schönes Saatkamp grüßen, hat er gesagt. Er sei gestern dort gewesen, und das Korn stehe großartig." In Eva Marie war berztiefes Er schrecken emporgezuckt. Heut abend! Seit Tagen hatte sie unablässig der Gedanke gepeinigt, sie könne eine Mög lichkeit — vielleicht die einzige, letzte — Hans Dietrich noch zu sehen, verfehlen, und so hatte sie darauf bestanden

, Heim reisen zu dürfen. Und nun war es doch zu spät! Gestern war Hans Dietrich auf Saatkamp gewesen, und heute, in wenig Stunden, zog er aus — in den Krieg! Eine wilde Verzweiflung war über sie gekommen. So mußte sie ihn also ziehen lasten, ohne ihn noch einmal ge sehen zu baden! Keine Möglichkeit gab cs, ihn noch zu erreichen. Kein Zug ging mehr zur Stadt zurück, kein Wa gen würde aufzutreiben sein. Sie hätte aus dem Zuge springen mögen, der sie mit jeder Umdrehung seiner Räder weiter forttrug

ihn aus der Stadt abholen werde. Und dann war ibr erst eigentlich ein Besinnen über ibr Handeln gekommen, als sie schon in dem schnell dabingleiten den Wagen saß. Doch kein Zweifel, keine schwächliche Reug, kamen auf in ibr. Sic liebte Hans Dietrich — das war das einzige, das Gültigkeit baben durfte in dieser Stunde. - War es nicht ihrem Herzen eine teure, erabnte Gewißheit, daß Hans Dietrich bei seinem gestrigen Besuch auf Saatkamp ibr seine Liebe batte aussprcchen wollen? Verpflichtete

alles andere aus, und es gab nur eines noch, das ibr ganzes Wesen tief und erschütternd erfüllte: Sie liebte Hans Dietrich! „Bitte, Eva Marie!" Rochus v. Haffelt-Helshof hatte seinen Arm in den Eva Maries geschoben, sie aus ihrem Sinnen weckend. „Du mußt mir schon erlauben, daß ich dafür sorge, dich nicht zu verlieren!" Und wieder lief ein schneller Blick aus den dunklen Männeraugen über Eva Marie hin — ein Blick des Triumphes. Bei einem Besuch auf Saatkamp am Vormittag dieses Tages war Rochus von dem alten Freiherrn

über dessen gestrige Handlungsweise Hans Dietrich^gegenüber aufgeklärt worden, und nun Der war es Rochus als eine fast -lächerliche Gunst des Zufalls erschienen, das sieb Eva Marie in ihrem Wunsch, Hans Dietrich noch einmal zu sebcn, gerade ibm batte anvertrauen müssen. Er würde schon Sorge trage», daß dieser Abschied so verlief, wie es dem schon Geschebenen entsprach. „Wir suchen uns eine Straßenkreuzung, denn da entstehen immer Stockungen, und du sollst sehen, daß wir noch ganz in Rübe ein paar Worte mit Hans

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Illustriertes Sonntags-Blatt
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Seite 1 von 4
Datum: 04.11.1916
Umfang: 4
Sterben als ein tapfrer Held. Eine Kriegsnovelle von F. C. Oberg. (Fortsetzung.) va Marie sah auf, als sie sich plötzlich vor der Birkengruppe fand. So versunken war sie gewesen, daß sie nicht gewahr geworden war, wie sie tiefer und tiefer den schon abenddunklen Park durch streifte und nun bis zum Hünengrab gekommen war. Wie oft hatte sie hier mit Hans Dietrich gestanden! Sie liebten beide den Blick auf die See, den man hier hatte. HanS Dietrich — heiß brannte alle Bitternis wieder auf in ibr

! Müde gemartert war sie von dem einen, ewigen Gleichlauf ihrer Ge danken. Um Hans Dietrich noch einmal zu sehen, hatte sie ihr Gefühl verraten und — batte als Antwort die Gewißheit erhalten, daß dieses Gefühl nicht erwidert wurde! Ein lachendes, gleichgültiges Abschieds wort, eine Aufmerksamkeit für eine Fremde, die ihm eine Rose zu geworfen — das hatte sie belehren müssen, daß alles, was sie so namen los glücklich gemacht, nichts als ein Irrtum gewesen! Für Hans Dietrich der Zeitvertreib

können) nicht inehr heben — Da — ein Mann will umsinken. Der Leutnant tritt neben ihn. Mit einem festen Griff hat Hans Dietrich v. Haffelt den Musketier gepackt. „Nur langsam, metn Junge. Es wird schon noch gehen!" Das Gewehr nimmt er ihm ab und tragt es, bis Gelegenheit fein wird, es wciterzugeben, damit es auf einem Wagen der Kompanie gefahren werden kann. Der Musketier, dessen verquollenes Gesicht keines Ausdruckswechsels mehr fähig ist, bat den befreiten Arm fallen lasten wie ein lebloses Stück Fleisch

. Aber er schleppt sich weiter. Und bergauf, bergauf und bergauf! Die ganze Welt ist ein undurchdringliches Gespinst von Staub und Sonnenglut. Da sinkt ein Musketier um und bleibt regungslos liegen. Da — ein zweiter, ein dritter. Hans Dietrich kanr^ sie nicht alle hochrütteln, und er weiß auch: es nützt nichts mxhr/-, Sie urüffen mit der notwendigsten Hilfe versorgt werden und warten/ bis die Wagen sie aufsammeln. Nun ist die Stunde für Christiansen da. Wie hat Hans Dietrich diesen dicken, blondhaarigen Mann

mit Achsel zucken gemustert, als er ihn in der Sanitätskolonne der Kompanie zuerst bemerkt hat! „Der macht zuerst von allen schlapp," hat er gedacht. Und nun? Hans Dietrich bittet ihm ab. Er hat noch nie etwas so Rührendes, etwas so beinahe Un begreifliches gesehen wie diesen dicken, blon den Sanitäter. Chri stiansen hat, als seine eigene persönliche Aus rüstung, ein Fahrrad milgebracht, dessen Außeres aus geheim nisvollen Ursachen dem seines Meisters sonderbar ähnlich ist: kurz und niedrig

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Neueste Zeitung
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Seite 1 von 6
Datum: 30.12.1937
Umfang: 6
Emil Dietrich und dessen Schwager Josef Praxmarer, die bekanntlich in der Nacht zum 28. August d. I. den großen Einbruch in die Kasse des Landes reisebüros im Landhaus verübten, sowie mehrere ihrer Hehler und Helfer zu verantworten. Ser Tatbestand. Am Morgen des 28. August 1937 stellte Marius Hra tz eczky, der Direktor des Tiroler Landesreisebüros, fest, daß in der vergangenen Nacht die Wertheimkasse in seiner im Erd geschoß des Landhauses gelegenen Kanzlei durch unbekannte Täter geöffnet

, so fiel der Verdacht vorerst auf ihn selbst und zog notwendigerweise seine vorläufige Verhaftung nach sich. Im Laufe der Vorunter suchung konnten aber die gegen ihn bestehenden Verdachts gründe so weit entkräftet werden, daß es vorerst zur Auf hebung der Untersuchungshaft und am 19. Oktober 1937 zur Einstellung der Voruntersuchung gegen ihn kam. Der seit dem Jahre 1930 im Landesreisebüro als Amtsdiener mit einem Monatsgehalt von 200 8 angestellte Emil Dietrich hatte sich in der letzten Zeit

durch Anschaffung von Lebensmit teln und Kleidern in größerem Umfange des Diebstahls ver dächtig gemacht. Eine bei ihm vorgenommene Hausdurch suchung war zunächst erfolglos geblieben. Nachdem sich Dietrich einen teuren Radioapparat gekauft hatte, wurde am 22. Ok tober eine neuerliche Hausdurchsuchung vorgenommen, bei der im Bette der Frau Hermine Dietrich unter dem K e i l p o l st e r ein Geldbetrag von 3867 8 und 900 Lire vorgefunden wurde. Bei der Einvernahme gab die Frau an, daß sie Ende Septem ber

oder Anfang Oktober 1937 von ihrem Manne 6000 b i s 7000 8 e r h a l t e n habe. Ihre Tochter Maria Linden- t h a l e r gestand ein, daß der Vater nach Mitteilung ihrer Mutter das Geld im Reisebüro gestohlen habe. Auch der Schwager Dietrichs, Josef Praxmarer, gestand zu, daß er und Dietrich mit von ihm nach Abdrücken verfertigten Nach schlüsseln gemeinsam den Diebstahl verübt haben. Er gab an, das Geld in D a ch st ü tz e n, die er eigens zu diesem Zwecke an gefertigt hatte, sowie in vier Hobeln versenkt

zu haben. In beiden Dachstützen war je eine herausziehbare Blechkasse ein gebaut, die mit Geld angefüllt war. Die Verstecke waren so geschicktangel egt, daß sie trotz der zwei aufs gründlichste durchgeführten Hausdurchsuchungen nicht entdeckt werden konnten. Auch Emil Dietrich legte nunmehr ein Geständnis ab und gab an, daß er die gestohlenen Schecks im Werte von 10.151 S verbrannt habe. Der Großteil des gestohlenen Geldes wurde in den angegebenen Verstecken vorgefunden. Emil Dietrich, der sich ständig in schwer

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Illustriertes Sonntags-Blatt
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Seite 1 von 4
Datum: 07.10.1916
Umfang: 4
Sterben als ein tapfrer Held. Eine Kriegsnovelle von F. C. Oberg. (Fortsetzung.' er alte Freiherr nickte eifrig. „Stimmt! Besinne mich. Na, denn also man flink 'rüber zu Vollerts, Hinricb, und das Pastorat angeklingelt: Baron Hans Dietrich ist bier und möchte Baroneffe noch sprechen!" „Und bestelle," fiel Hans Dietrich ein In längstens drei Viertelstunden muß ich wieder fort. Morgen geht's in den . Krieg!" „Na, alter Junge, wir beide!" Die zitterige Hand des alten Herrn hob das Glas. 'Leise

Dietrichs Finger. Nun sah es wirklich aus wie Blut. Aber schnell schüttelte der junge Offi zier den Gedanken von sich ab. „Auf Deutschlands Ruhm und Sieg, Onkel Rochus!" Dann erzählte Hans Dietrich von dem Erlebnis des Vormittags, dem Be such des Prinzen beim Bataillon. Man kam auf die Weltlage, und der alte Herr — wie so viele sehr alte Leute erst ge sprächig bei seinen eigenen persönlichen Angelegenheiten — begann, über die durch die Mobilmachung entstandenen Ernteschwierigkeiten zu jammern. „Ja, kaum

hat man mal ein gutes Jahr und denkt, man kann die ver fahrene Karre noch wieder flott krie gen, da holen sie einem die Leute und Pferde vom Feld. Morgen kommt so genannte ,Hilfe^ aus der Stadt, irgend ein Student oder so was mit zwanzig oder dreißig Bengeln —‘ „Oho, Onkel Rochus!" Hans Dietrich lachte. „Unterschätze die nicht! Das sind meine Jungens! Du weißt ja, daß ich wahrend meiner Refe rendarzeit in der Jungdeutschlandsache gearbeitet habe. Nun haben die Bengel, die ich führte, nicht geruht

, bis sie zur Erntehilfe richtig nach Saatkamp kommen, weil sie wissen, es ist das Gut meiner Verwandten." Dann aber verschwand der fröhliche Ausdruck. Gequält und unruhig suchte sein Blick, wie oft zuvor, das Zifferblatt seiner an einem Riemen um das Handgelenk geschnallten Uhr. Wie unbarmherzig der Zeiger weiterglitt! Und Eva Marie kam nicht, kam noch immer nicht! „Wo nur das Mädel bleibt!" Der alte Herr klopfte nervös mit dem Finger auf den Tisch. Hans Dietrich war aufgesprungen. Sein braunes Gesicht färbte tiefer

. „Wenn du gestattest, Onkel Rochus — ich könnte vielleicht Eva Marie entgegengehen?" Das Eintreten Hinrichs ließ die Frage, deren gewollt ruhiger Ton nicht das beiße Drangen hatte verschleiern können, zunächst unbeant wortet. ' a „$um Kuckuck — ,wo bleibt meine Enkelin?!" herrschte der Freiherr den Diener an. „Verzeihung, Herr Baron: ich habe sofort bei Vollerts antelephoniert — Baroneß waren selbst am Telephon- Baroneß lassen sagen, Baroneß freuten sich sehr, Herrn Baron Hans Dietrich noch zu sehen, und ließen

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Unterinntaler Bote
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Seite 15 von 18
Datum: 17.06.1911
Umfang: 18
Hof gebrauchen." Sie wußte es, die Oberhofbäuerin, die Lisbeth war nicht allein hübsch, sondern auch tüchtig in Haus und Hof, und chr Vater keinen gesehen . . . Lisbeths Vater hatte gepoltert und gewettert, wobei ihn seine Frau eifrigst unterstützte. Wie sie meinten, hatten sie aber auch Grund dazu. Daß der Dietrich Felder, der Sohn einer armen Witwe, die Lisbeth gern sah, war ja weiter nicht schlimm, aber daß das Mädchen ihn auch gern hatte, war das Unerhörte bei der Sache. Ganz freimütig

hatte sie es den Eltern gesagt, als diese sie über das im Dorf umgehende Gerücht, daß zwischen dem Dietrich und der Müllers Lisbeth ein Einvernehmen bestehe, befragt. Noch hatte zwar Dietrich nicht mit ihr gesprochen, aber sie wußte, daß er sie liebte, und sie liebte ihn auch. Daß Dietrich arm wäre, meinte sie, könne doch nicht in Betracht kommen; er wäre brav und fleißig, das iväre doch die Hauptsache. Der Auto-Korso bei der Rückkehr vom Rennen in Paris, ausgenommen von der Höhe des „Arc de Triomphe ^tte ein schönes

Geschwistern Mlte sie aufs anmutigste. Da war sie mit einem Male ganz ver wert. Die frischen roten Lippen umspielte ein stilles, sinniges schein und in den blauen Augen- -leuchtete es wie eitel Glück. ^ dann war ein Tag gekommen, wie der Mühlengrundhof noch Brav und fleißig war der Dietrich, das wußten alle, aber diese Eigenschaften genügten Lisbeths Eltern nicht. Sie schämten sich, daß man den Namen der Lisbeth mit dem des armen Dietrich zusammen nannte, und sie hielten Rat, wie sie der Lisbeth

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Tiroler Wastl
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Seite 8 von 12
Datum: 16.04.1911
Umfang: 12
öffentliche FriJhnleichnahmsprozession abzuhalten. An dere katholische Herausforderungen der Bevölkerung folgten. Im Jahre 1592 würbe bereits eine Nieder lassung der Jesuiten in Paderborn gegründet. Mit dem Frieden der Stadt war es nun vorbei. Im Jahre 1596 begann Bischof Dietrich mit seinen Jesuiten den offenen Krieg gegen die fest an ihrem evangelischen Glauben haltende Bürgerschaft und die Stadtvertre tung. Man lud im selben Jahre die evangelischen Landlpastoren zu einer Besprechung

in die bischöfliche Residenz und verlangte von ihnen Abschwörung ihres Glaubens, widrigenfalls sie abgesetzt würden. Als sich diese entrüstet weigerten, wurden sie sestgenommen und eingekerkert. Ein Teil fügte sich, der andere wurde außer Landes gejagt. Das Paderborner Gebiet war in die Gewalt des Bischofs Dietrich von Fürstenberg und der Jesuiten geraten. Nur Paderborns trotzige Bürgerschaft und deren eisenfester Bürgermeister Libo rius Wichart widersetzten sich mannhaft den An schlägen der Römischen. Im Jahre

1604 hatte Wichart es schon dahin gebracht, daß Paderborn der evange lischen Lehre erhalten zu bleiben schien. Nun ging Bichos Dietrich zur Anwendung von brutaler Gewalt über. Unter Rudolf II. und M a t h i a s durfte man dies wagen. Ein heimlich unter Graf R i e t b e r g s Führung zusammengebrachtes Heer sollte Paderborn stürmen. Der Ueberfall fand am 23. April 1604 statt, wurde aber von dem tapferen Wichart blutig abgeschlagen. Bischof Dietrich nahm jetzt zu Verrat und Hinterhalt seine Zuflucht

, und dies gelang. Dietrich hatte im Stadtrate Paderborn einige Ver räter durch falsche Versprechungen gewonnen. Am 26. April schon fiel Paderborn durch schmählichen Verrat in Dietrichs Hände. Wichart wurde eingekerkert. Er hatte früher seine Feinde stets milde und hochherzig behandelt, so lange er Herr der Stadt war. Nun sollte er k a t h o l i s ch e F e i n d e s l i e b e kennen ler nen. Erst wurde er au den Pranger gestellt, wo er Tag und Nacht ohne auch nur Wasser zur Löschung des Durstes zu erhalten

r ein Stü ck aus gehängt. 18 Jahre ließ Dietrich diese Leichenreste seines Feindes hängen. Er hatte persönlich der Hin richtung Wicharts beigewohnt. Letzterer hatte ihm kurz vor seiner Abschlachtung zugerufen: „Nun komm, Bi s cho s Dietrich,, und trink Dich satt an dem 33Xut, nachdem Du so lange gedürstet hast!" — § 493 5t.-Pi.-0.: Der Staatsanwalt kann Paderborn war katholisch gemacht. Im Jahre 1611 wurden die protestantischen Schulen aufgehoben. Niemand durste getraut werden, der nicht früher k.lho

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Lienzer Nachrichten
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Seite 1 von 4
Datum: 17.06.1919
Umfang: 4
, »ge« che» mnv and pang i ;U* rain* tbcii ijtdjc ent* ruht t. ^ fcitetti Aerzehn Tage später wanderte der Dietrich mit feem selbst gewebten Stück Tuche rüstig und doch »ii köpfendem Herzen nach dem Poppelhofe. Als »vom Hause wegging, hatte er noch ein fröhliches Sieb gepfiffen, allmählich ward er stiller. Als er «j dem Hofe ankam, stand die Margreth gerade »der Tür und fütterte eine ganze Schar Hühner, He in unruhigem Äetue um sie herslatterten. Der fesherr, eine kräftige, gedrungene Gestalt im Millich

-Wams, die Mütze auf dem Ohre, kam eben As den Viehställen mit seiner Ehehälfte, der ber- Wguten Agnes, deren Gutheit sich auch aus allen hrm Mienen und Bewegungen herauslesen ließ. ist der Händler!" ries plötzlich Margreth, als ü den Dietrich erblickte, warf schnell allen Vorrat Aer die Hühner, setzte die Schüssel bei Seite, und fett ihm wohlgemut entgegen. Der Händler leichte ihr freudig erschrocken die Hand, während fe Auge die Seele Margrethens suchte. Flüchtig Hieb ihr Blick auf ihm ruhen

, doch hatte der Diet- »lh genug gesehen. „Seht mich nur nicht so scharf V bemerkte Margreth, „sonst kommt Ihr wieder ^ dem Handels-Konzept." Dabei lachte sie so Hdeutsam. Ueber das kam der Gutsherr herbei, ^ Mutter Agnes auch, reichten dem Händler die feb und dankten schön für die Dienste bei dem ^ande. Nun gingen alle ins Haus, und für den Sudler wurde sofort der Tisch gedeckt. Margreth IG bediente ihn. Erst spät kramte Dietrich seine Me aus. Das war ein Tuch, so schönes hatte Hi Poppelhos noch nicht gesehen

, und zwar in größeren Grup pen. Die Eltern werden rechtzeitig bezüglich des Tages der Untersuchung verständigt werden. Aus schlaggebend für die Ausnahme der Kinder ist de- — zum Verwundern. Nun gings ans Erzählen. Woher der Dietrich komme, wie es mit seiner Fa milie stehe, wie der Handel sich mache, und andere Neuigkeiten. — Alles wollte der Bauer wissen. Der Dietrich war nicht gerade in einer angenehmen Lage; so gern er auch sein heimatliches Haus mit dem Poppelhose verglichen hätte, seine Mutter mit der Frau

Agnes, und den Klaus in den Himmel gehoben, so dachte er doch, daß gerade Ehrlichkeit der sicherste Weg zum Respekt sei, und erzählte das Notwendige mit treuherziger Offenheit. Die Mar greth hat dabei gestanden und ist ein paarmal etwas rot geworden über der Erzählung, hat sich aber gar nicht gestehen wollen, warum. Den Diet rich aber hat sie mit ein paar gutherzigen, offenen Augen angeschaut, daß es diesem in der Seele wohl tat. Das war um so nützlicher, als der Dietrich nicht ohne einige Furcht

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Lienzer Nachrichten
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Seite 4 von 4
Datum: 17.06.1919
Umfang: 4
weiter. Dietrich bot <0000 Taler. „Ihn sitzen lassen auf dem Gebote!" Msterte einer der Kaufleute dem anderen zu; er kanns doch nicht bezahlen!" „Also 9000 Taler ein- Mall Niemand besser als 9000 Taler?" Der No- chrr rückte die Brille zurecht, lehnte sich in seinen Stuhl und besah sich den Dietrich mit einigem Be fremden. Der zitterte am ganzen Leibe vor inne rer Aufregung und der Schweiß stand ihm tropfen weise aus der Stirn. „9000 Taler einmal! 9000 Taler zweimal! Niemand besser als 9000 Taler?" Der Ausrufer

blickte um, ob niemand weiter biete. Den Dietrich überlies es kalt und warm, der Ma gister Kander trippelte aus einer Ecke in die an dere, Klaus stand leichenblaß in der Ecke, selbst die Bauern standen unruhig umher; nur die Kauf leute weideten sich schadenfroh an der Aufregung Dietrichs. „Also 9000 Taler einmal! 9000 Taler zweimal! Niemand besser als 9000 Taler!" — Eine bange Dause entstand, daß man das Herzklopfen Dietrichs hören konnte. — „9000 Taler dreimal!" Der Aus rufer schlug mit dem hölzernen

Hammer gewaltig auf den Tisch; der Notar blies das Licht aus, — der Kauf war geschehen. Dietrich atmete auf, eine Feuerglut goß sich ihm über das Gesicht, er drehte sich um zum Magister Kander, der ihn hertffckst be glückwünschte. Klaus war zu sehr aus dem Häus chen, als daß er sich hätte fassen können. „Nun, wie haltet Jhrs mit den Bedingungen?"" einem weit kleineren Interessentenkreis schon längst die Tore schließen. Daß man keine „kostspieligen Experi» mnte" macht, dafür haben eben gewissenhafte

Pllr den liquidierenden Nationalrat das Bezirkes Lienz: Ssiske. Für die d.-ö. Matertelvefwertungssft Innsbruck, Zweigstelle Lienz: Komm. Besdischek. geh tat „Habt Ihr auch fragte halb verblüfft der Notar, einen tauglichen Bürgen?" „Den besten!" rief Dietrich ftohlockend aus; „wenn die Herren einen Augenblick warten wollen, sollen sie ihn sehen!" „Und der wäre?" fragte mit einigem Grimme Herr Strik, den es bitter, ärgerte, daß der Weber sie sollte übertölpelt haben. — „Lieber Magister! nehmt

hier meinen Weber Franz mit und beeilt euch!" bat der Dietrich. Der Magister war mit dem Weber schon unter der Tür. „So, Herr Notar! nun setzen Sie den Kaufakt nur gleich aus; der Bürge wird sogleich da sein, und ich denke, Zeugen für seine Gültigkeit sind hinrei chend anwesend." Dümmer haben die vornehmen Herren nie dreingeschaut, als be so getaner Rede des Dietrich. Die Weber und Bauern aber hatten ein unmenschliches Vergnügen an dem Dietrich und drückten ihm die Hand ein über das anderemal. Bald darauf

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 7 von 12
Datum: 06.01.1934
Umfang: 12
von Dietrich Die Familie Dietrich ist ein altes Lermoofer Ge schlecht, das dort einen Edelsttz, „Dietrich.bürg" ge nannt, besaß. Der Freigewerke zu Roßbach (bei Nas- sereith), I n g e n u i n (Ienewein) Dietrich wurde von Karl VI. am 13. September 1721 in den A d e l st a n d er hoben. Peter von Dietrich erhielt am 11. Juni 1766 den Adel mit dem Prädikate „von Dietrichsberg". Johann von Dietrich wurde am 4. Juni 1809 zum Kommandanten der Gebiete von Lermoos und Ehrwald ernannt und erhielt die Charge

eines Majors. Am 27. Juli 1809 sollte er als Kommandant der 3. Ko lonne (6 Kompagnien) der Tiroler Schützen und einer Abteilung österreichischer Jäger einen Ausfall nach Bayern machen, doch mißlang diese Expedition, da der Feind früher davon Kenntnis erlangt hatte. Vom 29. Mai bis 31. Juli 1809 stand Dietrich mit 123 Mann Lermoosern bei den Ehrwalder Schanzen. Zn dem Manifest des Marschalls Lefebvre vom 1. August 1809 wurde Dietrich zur persönlichen Stellung und Rechtfer tigung nach Innsbruck vorgerufen

, erschien aber nicht. Johann Nepomuk von Dietrich war damals Postmei ster und Salzfaktor in Mieming, sehr patriotisch ge sinnt und beteiligte sich an allen größeren Kämpfen. Er erhielt dafür nach dem Kriege die große goldene Zivil-Verdienft-Medaille und wurde mit seinen Ge schwistern am 14. Sept. 1813 in die bayerische Adels- matrik ausgenommen. Sein Bruder Alois von Diet rich, Färbermeister in Lermoos, betätigte sich auch als Freiheitskämpfer im Jahre 1809 und stand als Kom mandant einer Lermoofer

Kompagnie vom 16. Mai bis 24. Juli 1809 mit 133 Mann bei der Ehrwalder Schanze. Er flüchtete nach Kriegsende (1810) nach Wien; nach Tirol zurückgekehrt, wurde er, da er sich durch Briefe wie auch durch Beziehungen zu österreichischen Emissä ren verdächtig gemacht hatte, vom Landgerichte Weil- heim (in Bayern) aufgegrisfen und nach Ingolstadt ab geschoben. (2. September 1813). Alois von Dietrich starb am 7. Oktober 1816 mit Hinterlassung einer Witwe, Viktoria von Dietrich, geborene Grießer, und zwei

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Unterinntaler Bote
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Seite 16 von 18
Datum: 17.06.1911
Umfang: 18
. „Wenn du den Dietrich fortschicktest, wäre das nicht weit besser? Er würde dann die Gegend verlassen müssen; denn auf den Höfen ringsum nähme ihn keiner." „Nee, Hanne, das geht aus zwei Gründen nicht: Erstens kann ich den Dietrich nicht missen; seit der Bernhard fort ist, habe ich keinen so fleißigen, ordentlichen Menschen gehabt wie den Dietrich, und zweitens wäre es eine Sünde, ihn brotlos zu machen, seine Mutter hat nur ihn allein, der für sie sorgt. Nein, laß es so, wie wir besprochen; wenn Lisbeth ein paar

nicht gewöhnt. So führten die beiden ein ganz behagliches Leben, und wenn der Dietrich nicht gewesen wäre, hatte es immer so bleiben können, wie es war. Ganz im Geheimen beobachtete der Onkel seine Nichte, und er kam zu der Ueberzeugung, daß es dem Mädchen mit seiner Liebe ernst sei. Es war Winter und wieder Frühling geworden. Mit dem Erwachen der Natur kam in Lisbeths Herz ein ge waltiges Sehnen nach Feld und Flur, nach der Weide, auf der die Kühe grasten, die sie alle so gut kannten und ihr wie treue

Hunde folgten. Was war dagegen das bißchen Grün, das man in den Stadtanlagen sah! Aber ungerufen durste sie nicht heim, und man rief sie nicht. Ihre Heiterkeit wich; ihre Augen wurden trübe. Noch öfter als bisher suchte sie in ihrem Herzeleid- Trost vor dem Bilde derjenigen, die ihren Kindern hilft, wenn es zu ihrer Seligkeit nützlich ist. Der Dietrich war, das wußte Lisbeth, auch ein eistiger Verehrer Ma riens; er würde sie auch um Hilfe bitten, und dem vereinten Flehen würde sicher Erhörung

einen Meter tiefer als der Fußpfad lagen. Und an dieser Stelle kam von der entgegengesetzten Seite ein Mann dem Müller mit schnellem Schritt entgegen. Und dieser Mann war Dietrich. Den Müller beschlich ein unangenehmes Gefühl; es war ihm peinlich, mit dem Dietrich gerade hier zusammenzutreffen. Er mochte nicht die Böschung herunterspringen, um 'dem Burschen auszuweichen, das kam diesem zu. Der Dietrich schien das aber nicht zu wollen. Einige Schritte vor ihm blieb er stehen und redete ihn an. „Gut

; Lisbeth hatte Heimweh; sie würde krank werden, vielleicht gar sterben. Er hatte schon gehört, daß man vor Heimweh sterben könne. Sein Herz zog sich zusammen; er sah Lisbeth, wie er sie zuletzt gesehen, vor sich, tief, tief traurig. Ja, da half nichts, da mußte sie nach Hause, und er mußte sehen, wie er ohne den Burschen fertig wurde. Aber wie, wenn die beiden mit einander einverstanden waren, woher wußte Dietrich von dem Heinrweh Lisbeths? Diese Frage beantwortete der Bursche, ohne zu zögern

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Illustriertes Sonntags-Blatt
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Seite 2 von 4
Datum: 04.11.1916
Umfang: 4
178 Es fährt in den Straßengraben hinein und fahrt wieder heraus. Es grenzt ans Rätselhafte, was dieses Rad und dieser Mann leisten. Mit welcher flinken Unfehlbarkeit sitzt jeder Griff von Christiansens kurzen und doch so flitzend geschickten Fingern! Wie unbegreiflich appetitlich seine Hände sind, trotz Staub und Schweiß! Wie lind, wie richtig, wie jeden Griff förmlich mit einer Art von Eleganz ausführend diese dicken, guten Hände ibr Werk tun! Hans Dietrich besiaunt ihn, segnet ihn, dankt

dem Himmel für ihn. Christiansen hat das Glas an die Augen gerissen und scharf zu einer jenseits der Äcker sich hinziehenden Landstraße hinübergeschaut. Da drüben wälzt es sich dunkel fort. Jedesmal, tvenn dem Blick eine Landstraße in der Ferne sich auf tut, findet er immer das gleiche: eine riesige, dunkle, sich im Staub fort wälzende Schlange. Wie oft in diesen Marschlagen hat Hans Dietrich dies Bild nun schon gesehen und sich gepackt gefühlt von diesem stummen Geschehen. Christiansen ist vom Rad

gesprungen. „Gestatten Herr Leutnant — da drüben marschiert eine Sanitätskolonne. Ich möchte meinen Vor rat ergänzen. Hab' keine Borsalbe und nicht genug Mullbinden mehr!" Hans Dietrich sieht ihn mit einem warmen Lächeln an. „Za, Christian sen, ^geben die Ihnen denn was?" Über das breite, gutmütige Gesicht des blonden Sanitäters fliegt ein verschmitztes Schmunzeln. „Ja, Herr Leutnant, ich geh' natürlich nicht zum Herrn Oberstabsarzt, zu meinen Kollegen geh' ich. Wir helfen uns gegenseitig immer aus! Darf

ich also 'rüber, Herr Leutnant?" Und kaum bat Hans Dietrich genickt, da sitzt Christiansen schon wieder drauf auf dem Rad. In den Straßengraben hinein und heraus und über den sonnenbegluteten Acker, als wäre das Brachland die glatteste Rennbahn. * * * Der Lichtkegel der Blendlaterne schneidet lange Dreiecke von Sicht barem aus dem Dunkel heraus. Scharf tasten die Blicke der drei Männer über die Dinge hin. Zuweilen trifft der Lichtstrom der Laterne gegen die hohe Schloß mauer und wird jäh gleichsam

Feldgelände erkennen. „Gut! Für eintretenden Fall ausreichender Rückzugswcg!" Sie gleiten am Innern der Mauer wieder herab, und ohne Hilfe der Blendlaterne finden sie den Weg zum Schlosse zurück. Es sind immer Peters und Mortensen, diese beiden sonderbaren Freunde — der eine ist Doktor der Philosophie und dient seit dem April einjährig, der andere ist ein einfacher Schuster, aber voller Witz und Humor —, die zu Extradiensten auch nach den schwersten Märschen sich melden. Nun steht Hans Dietrich allein

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Der Südtiroler
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Seite 3 von 8
Datum: 15.09.1932
Umfang: 8
! Aber — wenn Sie es hier gar nicht ertragen können - dann gehen Sie fort — nach Oester reich!" „Vielleicht tue, ich es! Sie sind immer so gut zu mir gewesen, Professor! Ich werde das niemals vergessen." Sie schüttelten einander die Hände, beit' Orto ließ Dietrich bei de,n Obstbuden stehen und ging. Wie. anders war es hier als in dyn herben, harten Tälern oben! Und doch ein einziges Land! Die Liebe zur schönen Heimat, die von Eishöhen bis ins fruchtüberquellende Etschland reichte, durchwärmte ihn. Dietrich schaute hinein

in den Farbenbrand: die Gasse war überschwenglicher Gartenherbst geworden mit Blumen ! und Früchten und- Wein. Da lagen P'firsische, purpun in I das Gold des Terlaner Weins rinnend; Pflaumen häuf ten sich zu kleinen Bergen, noch bereift überm dunkeln Violett, anders waren aus durchscheinendem Honig ge ronnen, groß wie schmale- Calvilleäpfel; gelbe Birnen, Sommerzitronen geheißen, barsten, überreif in ihrem Sastz Nur die Aepfel waren noch fern, sie kochten an Hängen und im Sonnenbrand. Dietrich hatte Hunger

Rechtsbegriff bezeichnej I werden müßte. Gertraud hob den Kopf auf, sie sah Dietrich. Ihm entfiel die Traube, sie wurden beide bleich. Klagegeschrei brach aus, ein Polizist schimpfte mit einer der Berglerinnen, die ihre, wenigen Dinge zu Mark gebracht hakte. — „Sie haben sich an die festgesetzten Höchstpreise zu halten!" — Aber die Frau konnte ihn nicht verstehen, sie sah nur, daß er ihr den Eierkorb wegnahm. In Dietrich schwoll der Zorn. Er wußte, ßaß diese armen Frauen stundenweit von: Berg

herunterkoinmen, sich ein paar Lire zu gewinnen. — '„Warum nehmen Sie der Frau die Eier, fort?" fragte er stuf italienisch. Der Polizist sah ihn an, was sollte bas bedeuten? Aber er antwortete: „Sie betrügt! Um einen Soldo hat sie den Höchstpreis überschritten!" Dietrich sagtze ihrs, die Frau schwor bei allen Hei ligen, daß sie am vergangenen Freitag genau 'soviel ge fordert und erhalten hatte. „Aber heute ist der Preis niedriger!" donnerte die Obrigkeit und machte Miene, mit 'dem Eierkorb zu ver schwinden

. Dietrich sagte drohend: „Gehen Sie ihn der Frau zurück!" „Wer sind Sie denn? Was mischen Sie sich denn ein?" „Geben Sie den Korb zurück!" „Sie hergelaufener Frechling!" Dietrich wollte den Korb fassen, aber mit unbegreif licher Geschwindigkeit war dier einem andern in die Hände geglitten. Sie machen gemeinsame Sache, merkte Dietrich, und er schrie wütend: „Es ist unerhört, was Sie dir treiben!" Der Polizist faßte ihn am Arm. — „Sie kommen mit mir!" Dietrich rang sich los, stieß den Mann vor die Brust

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Illustriertes Sonntags-Blatt
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Seite 1 von 4
Datum: 02.12.1916
Umfang: 4
Sterben als ein tapfrer Held. Eine Kriegsnovelle von F. C. Oberg. <Fortsetzung.> schmettert Hornistensignal. Hans Dietrich ist aufgesprungen. ^II^Mit ihm seine Leute. Donnernd erschallen die Hurra. V ^Hans Dietrich bat ein paar Sätze nacb rechts gemacht _ und sich gebeugt über eine verkrampft liegende Gestalt. Nur eines Herz schlags Zeit darf er sich nehmen, dem tief nach rückwärts gekrümmten Haupt in das Antlitz zu schauen, in ein erstarrt und fremd gewordenes Antlitz. Dann tasten Blick

das furchtbare Kugelprasseln von der Ecke her über die Straße. Hans Dietrich ist aufgesprungen aus dem Graben und wirft sich in tollen Sätzen hinein in den zischenden Wirbel von Blei. Sehen, wissen muß er, woher dies mörderische Feuer kommt. Wie von Zauber umschützt, durch den tausendfach pfeifenden Tod hindurch, bat er die Mauerccke erreicht. Da stößt cs ihn nieder. Rücklings ist er gestürzt. Aber er tastet noch — Halbleibs richtet er sich auf. Zwei Brave, die ihm gefolgt sind und den Gefallenen

zurückziehen wollen in die Deckungslinie, braucht er nicht abzuschütteln: sie liegen schon neben ihm, leblos der eine, und der andere, aufschreiend unter / tödlichem Lungen schuß, laut nach Wasser jammernd. Hans Dietrich kann ihm noch die Feldflasche an die zuckenden Lippen setzen. „Mein guter Peters!" Hat der es ge- bört? Seine Lippen sind schon erstarrt. Tot liegt er neben dem toten Morten sen, seinen: unglei chen Gesellen letzte Kameradschaft hal tend. Wankend hat Hans Dietrich sich vollends emporge

bracht. Aufrecht steht er. Ein blutender Klumpen, hängt ihm die Rechte nieder. Die Linke hat das Glas hochgerissen. Dann läßt er es sinken. Sein Kopf wendet sich zurück. Laut ruft sein Mund: „Rechts ausschwär men !" auf einem galizischen Bahnhof. Als die Meldung ausgenommen wird hinter ihm, ist Hans Dietrich v. Hasselt zum zweiten Male nieder gestürzt/ Er Hort nicht mehr, wie em entsetzliches Aufkrachen unmittelbar hinter ihm die Erde durchschüttert. Die Artillerie ist mit einem Geschütz aufgefahren

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