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Innsbrucker Zeitung
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Seite 7 von 12
Datum: 06.01.1934
Umfang: 12
von Dietrich Die Familie Dietrich ist ein altes Lermoofer Ge schlecht, das dort einen Edelsttz, „Dietrich.bürg" ge nannt, besaß. Der Freigewerke zu Roßbach (bei Nas- sereith), I n g e n u i n (Ienewein) Dietrich wurde von Karl VI. am 13. September 1721 in den A d e l st a n d er hoben. Peter von Dietrich erhielt am 11. Juni 1766 den Adel mit dem Prädikate „von Dietrichsberg". Johann von Dietrich wurde am 4. Juni 1809 zum Kommandanten der Gebiete von Lermoos und Ehrwald ernannt und erhielt die Charge

eines Majors. Am 27. Juli 1809 sollte er als Kommandant der 3. Ko lonne (6 Kompagnien) der Tiroler Schützen und einer Abteilung österreichischer Jäger einen Ausfall nach Bayern machen, doch mißlang diese Expedition, da der Feind früher davon Kenntnis erlangt hatte. Vom 29. Mai bis 31. Juli 1809 stand Dietrich mit 123 Mann Lermoosern bei den Ehrwalder Schanzen. Zn dem Manifest des Marschalls Lefebvre vom 1. August 1809 wurde Dietrich zur persönlichen Stellung und Rechtfer tigung nach Innsbruck vorgerufen

, erschien aber nicht. Johann Nepomuk von Dietrich war damals Postmei ster und Salzfaktor in Mieming, sehr patriotisch ge sinnt und beteiligte sich an allen größeren Kämpfen. Er erhielt dafür nach dem Kriege die große goldene Zivil-Verdienft-Medaille und wurde mit seinen Ge schwistern am 14. Sept. 1813 in die bayerische Adels- matrik ausgenommen. Sein Bruder Alois von Diet rich, Färbermeister in Lermoos, betätigte sich auch als Freiheitskämpfer im Jahre 1809 und stand als Kom mandant einer Lermoofer

Kompagnie vom 16. Mai bis 24. Juli 1809 mit 133 Mann bei der Ehrwalder Schanze. Er flüchtete nach Kriegsende (1810) nach Wien; nach Tirol zurückgekehrt, wurde er, da er sich durch Briefe wie auch durch Beziehungen zu österreichischen Emissä ren verdächtig gemacht hatte, vom Landgerichte Weil- heim (in Bayern) aufgegrisfen und nach Ingolstadt ab geschoben. (2. September 1813). Alois von Dietrich starb am 7. Oktober 1816 mit Hinterlassung einer Witwe, Viktoria von Dietrich, geborene Grießer, und zwei

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Der Südtiroler
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Seite 3 von 8
Datum: 15.09.1932
Umfang: 8
! Aber — wenn Sie es hier gar nicht ertragen können - dann gehen Sie fort — nach Oester reich!" „Vielleicht tue, ich es! Sie sind immer so gut zu mir gewesen, Professor! Ich werde das niemals vergessen." Sie schüttelten einander die Hände, beit' Orto ließ Dietrich bei de,n Obstbuden stehen und ging. Wie. anders war es hier als in dyn herben, harten Tälern oben! Und doch ein einziges Land! Die Liebe zur schönen Heimat, die von Eishöhen bis ins fruchtüberquellende Etschland reichte, durchwärmte ihn. Dietrich schaute hinein

in den Farbenbrand: die Gasse war überschwenglicher Gartenherbst geworden mit Blumen ! und Früchten und- Wein. Da lagen P'firsische, purpun in I das Gold des Terlaner Weins rinnend; Pflaumen häuf ten sich zu kleinen Bergen, noch bereift überm dunkeln Violett, anders waren aus durchscheinendem Honig ge ronnen, groß wie schmale- Calvilleäpfel; gelbe Birnen, Sommerzitronen geheißen, barsten, überreif in ihrem Sastz Nur die Aepfel waren noch fern, sie kochten an Hängen und im Sonnenbrand. Dietrich hatte Hunger

Rechtsbegriff bezeichnej I werden müßte. Gertraud hob den Kopf auf, sie sah Dietrich. Ihm entfiel die Traube, sie wurden beide bleich. Klagegeschrei brach aus, ein Polizist schimpfte mit einer der Berglerinnen, die ihre, wenigen Dinge zu Mark gebracht hakte. — „Sie haben sich an die festgesetzten Höchstpreise zu halten!" — Aber die Frau konnte ihn nicht verstehen, sie sah nur, daß er ihr den Eierkorb wegnahm. In Dietrich schwoll der Zorn. Er wußte, ßaß diese armen Frauen stundenweit von: Berg

herunterkoinmen, sich ein paar Lire zu gewinnen. — '„Warum nehmen Sie der Frau die Eier, fort?" fragte er stuf italienisch. Der Polizist sah ihn an, was sollte bas bedeuten? Aber er antwortete: „Sie betrügt! Um einen Soldo hat sie den Höchstpreis überschritten!" Dietrich sagtze ihrs, die Frau schwor bei allen Hei ligen, daß sie am vergangenen Freitag genau 'soviel ge fordert und erhalten hatte. „Aber heute ist der Preis niedriger!" donnerte die Obrigkeit und machte Miene, mit 'dem Eierkorb zu ver schwinden

. Dietrich sagte drohend: „Gehen Sie ihn der Frau zurück!" „Wer sind Sie denn? Was mischen Sie sich denn ein?" „Geben Sie den Korb zurück!" „Sie hergelaufener Frechling!" Dietrich wollte den Korb fassen, aber mit unbegreif licher Geschwindigkeit war dier einem andern in die Hände geglitten. Sie machen gemeinsame Sache, merkte Dietrich, und er schrie wütend: „Es ist unerhört, was Sie dir treiben!" Der Polizist faßte ihn am Arm. — „Sie kommen mit mir!" Dietrich rang sich los, stieß den Mann vor die Brust

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Der Südtiroler
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Seite 3 von 8
Datum: 01.12.1929
Umfang: 8
für diesen Zweck in Anwendung, Terror und Zwang und die verschiedensten Arten von Lockmitteln. Die deutsche Bevölkerung aber sucht zäh und energisch auf doch hier an Laurins Rosengarten und an Dietrich von Bern, der den Zwergenkönig bezwang." „Natürlich! Wie könnten Sie anders als an Ihren Namensvetter denken!" fuhr Helene herb heraus. Die dunklen Augen des schönen Mädchens blitzten zornig in das aschfahle gütige Gesicht des jungen Geistlichen hinauf und dann ruhig an seinem eckigen Schwarzkopf vorüber

in das Dunkel der Tannen. „Es scheint mir ein schlechter Beweis dafür, daß die Herren Geistlichen die gepredigte Selbstlosigkeit auch im eigenen Leben befolgen." „Helene!" verwies Marie-Theres erschreckend. „Nimm dirs nicht zu Herzen, Dietrich!" begütigte Alfred. Mit ruhiger Bestimmtheit, die seinem kraftvollen Kör per entströmten, trat er zu den übrigen. „Ich habe meiner schönen Base nämlich meinen deutschen Standpunkt ein ivenig entwickelt, und sie scheint

wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen, eine bedeutende Rolle. Ihm aber war es, als fühle er plötzlich zwischen sich und dem blonden Mädchen ein geheimes Band — fein wie aus Sternenlicht gewoben. Wonnig warm schoß es auf in seiner Brust. Und aus diesem Gefühle rief er rasch: „Dietrich, als angehender Pfarrer hast du jetzt die Pflicht, den verfahrenen Wagen wieder ins rechte Ge leise zu lenken." „Soll gern geschehen! Zum Beweis, daß vorhin na türlich nicht ein Schatten von Selbstgefälligkeit aus mir sprach

— obwohl Dietrich von Bern der Held meiner, Knabenjahre ist — will ich von Oswald von Wolkenstein, oder von Walther von de.r Vogelweide ein Gedicht xezi- tieren." „Um Himmels willen!" Helene rümpfte die Nase. „Dann lassen Sie mich wenigstens fortz zu - Regina!" Und sie drängte an Marie-,Theres vorüber!.. Die. aber umschloß rasch ihr Handgelenk. „Gefangen!" sagte sie. Abel jählings schlug sie der Klang des ausgesprochenen Wortes. Und ihre umklammernde Hand löste sich. „Nein! Zum Scherz

will ich das furcht bare Wort nicht gebrauchen. Höre freiwillig an, was Diet rich uns vorträgt!" Doch Helene entschlüpfte wie eine Katze. geschmeidig mit sprühendem Blick um die Tannen. Dietrich aber wollte eben mit warmtönender Stimme beginnen, da fiel ihm Alfred ins Wort: „Das" Kätzlein ist entwichen. Nun sag uns lieber etwas von Dietrich von Bern. Es paßt besser in die Stunde." Der junge Mensch reckte sich noch höher auf: „Dietrich, du reiner königlicher Held," sprach er in die Sternennacht hinaus, „der nie

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Lienzer Nachrichten
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Seite 1 von 4
Datum: 10.06.1919
Umfang: 4
M Äe von unseren Feinden während des gan- W A Krieges und besonders vom Präsidenten Äon in oller Form gefordert, daß die Neu ßaltung der politischen Verhältnisse nach Ä Grundsätze des Selbstbestimmungsrechtes ^Völker erfolgen solle und daß Menschen .. Ä wie Steine in einem Spiere aus einer rrüha Sonuerömtät in die andere verschonen wer- iahM m dürften. Entgegen diesen feierlich erklär- t ab« i, Fortsetzung.) ^ Handel und Wandeu ihr« Von Adolf Kolping. Dietrich wurde bange und er hatte guten

z a* ^ dazu. Je unbekannter ihm sein Zustand LL ln > um so mehr versank er darein, wenn er sich *» J8e9en wollte. Jvrmer brauchte ^er dann büllti« ^ Mittel, wie alle, die mit ihm in gleicher 9 age find. An dem Tage hatte er gar nicht mehr blecht können; in der Herberge, wo er übernach- T ib« ^ er nur mehr an den Poppelhof, und ■ fta«S toolfte ihm selbst Essen und Trinken nicht ffarre f e ? en * Dort aber hatte man Kunde von dem # B glücke, und so wurde denn der Dietrich hier J h-'^ich gewahr, daß der Besitzer

des Poppelhofes ^ iittij ^betauS reicher Mann sei, dem das Unglück 3 , gu sonderlichen Schaden getan, der das Geld ^ scheffeln messen könne usw. Der Dietrich - üfier rte spitz auf, glaubte alles, — noch mehr, als m — wurde sehr kleinmütig und war völ- tb gut ^ ^ie ein Vogel vom Zaume geschossen, als er zfarrek^e, daß der Poppelhofbesitzer neben einem in sofort ^ Fremde sich aufhaltenden Sohne nur eine gr t»t ^ier habe, die Margreth, ein braves Mädchen, entsetzlich stolz, — mehr wollte er gar nicht .M; er ging

besann er sich erst wieder einmal auf sich selber. Der Kopf war wirklich wieder klarer, obschon das Herz noch lange nicht war wie gestern und ehegestern. Nach seiner Gewohnheit ging er in die Kirche. Drinnen betete der Dietrich aus Herzensgrund, fast bester, als er je gekonnt, so meinte er selber, und nach vollbrachter Andacht stand er richtig wieder gerade auf seinen Beinen und wußte genau, wo er in der Welt dran war. Der Dietrich war eine kerngesunde Natur, darum tat

ihm auch selbst in diesen Angelegenheiten das Gebet so gut. An dem Tage wurde wieder gehan delt; — mit ziemlicher Heiterkeit ist er nach Hanse gekommen, und der Klaus hat damals noch gar nichts gemerkt. Daß der Dietrich oft still war, weicher als sonst wohl, hier und da seine alte Mutter so lange und nachdenklich ansah, schrieb der Klaus auf eine ganz andere Rechnung, diesmal richtig aus eine falsche. Doch hals ihn in seinem Kram nicht gestört. Dietrich aber behielt einen Niß im Herzen, an dem er zwar fortwährend fllckte

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Der Südtiroler
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Seite 1 von 8
Datum: 15.06.1932
Umfang: 8
Direktor i einschicken, der dann ein Exemplar dem Schulinspektor zukommen ! läßt." Der blutende Berg. 14 Ein Roman aus Südtirol. Von Emil Lucka. Indessen hatte sich Dietrich das Gedicht vom König Laurin geholt, dem der große Rosengarten oben, der große ferne Rosengarten zu eigen gewesen war in alter Zeit. Immer wieder blickte der Jüngling mit Sehnsucht hinüber — einmal dort hinauf kommen! Von Prof. Mölgg hatte er gelernt, mittechochdeutßch zu lesen, daß ihm der Atem der Heldenzeit durch die, Seele wehe

, und oft, wenn eine müßige Stunde chn trieb, nahm er einen der Bände aus der reichen Sammlung. Er ging zur Wafsermauer hinauf, honigsüß dufteten die Paulownien, und er fetzte sich auf den Platze den ep liebte: wo Dietrich von Bern den tückischen Zwerg nieder-? ringt. Bern ist Verona, dachte Dietrich. Damals ist sogar Verona noch deutsches Land gewesen. Er starrte lang auf das Bildwerk — plötzlich sah er den kleinen Leutnannt Rusconi, der sich unter des Berners Fäusten wand . . . Dietrich öffnete

das Buch. Es war vor langen zaiten Der recken also vil, Si triben großes streiten, Als ich euch singen wil. Hilprant, der Alte, sprach Dietrich an: Einen Garten weiß ich, da stehen die Rosen roh da blühen tausend Blumen., da leuchtet ein Karfunkel in Herrlichkeit, daß es nimmpr Nacht werden mag. Eine Mauer geht um den Garten, dis haben Zwerge gefügt. Wehe dem Manne, der sich naht,' Laurin, der Zwerge König, waltet dort als Herr, vor seiner Kraft schwindet Manneskraft, denn starker Zauber feit

. seinen Leib, viele schon hat er zum Tode gebracht, i Gutes Geschmeide liegt gehäuft in seiner Burg und mancher ! edle Stein. Da Dietrich und die Genossen solche Märe vernahmen, hoben sie ihre Augen zu Laurins Rosengarten auf, starkes Lüsten faßte sie, das Abenteuer zu bestehen. — „So du uns wohl willst, führ' uns ins Zwergenland!" — Sie saßen auf, alle Sechj< und Hilprant der Alte führte sie. in die dunklen Bergschluchten, bis zur hohen Brücke des Tores. Da wußten sie nicht, wie sie das Schloß gewännen

mir! Was wird man sagen! Du Zauberteuselein! • Da stand der alte Hilprant bei Dietrich und hieß chn, daß ! er Laurin die Finger ckbschlüge mitsamt dein Ring. Diet- I rich vermochte es alsbald, dem Zwerge wich völlig die ! Kraft, und Dietrich entrang ihm auch den Gürtel. Aber ! Laurin hielt die tückische Hehlkappe fest, er zoA sie sich über ! den Kops und war nicht 'mehr zu schauen, so schlug er i Dietrich manche blutige Wunde. Kämpfend haute der Berner ? in den Stein, wohl eine Elle tief. Er warf das Schwert

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Der Südtiroler
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Seite 4 von 8
Datum: 15.06.1932
Umfang: 8
. Der Kassian sitzt. Am Donnerstag ist die Verhandlung — wir kommen bald Heim. Sie können uns ja nix Nachweisen!" Der Mitterrutzner fand sich dazu, — „Ah? Bist du's> Dietrich? Haben sie dich auch eingsteckt?" „Noch nicht!" — Dietrich hätte gerne gelachh, aber er vermochte es nicht, er gab dem Mitterrutzner Ben Tabaks' den er mitgebracht hatte), für sich und die anderen. Dem Mitterrptzner kam die Sache nicht zu nahe,. — „Ich hör), daß der Hirschenwirt gestern ist aufgehängt wor? den." Der Tschad starrte

ihn au, und der Mitterrutzner ev- klärte: „West er nämlich hat aufg'schrieben, daß es heut> Gnocchi del Tirols bei ihm gibt ttnib hat gemeint Tiroler Knödest der dumme Kerl! Man kann doch nit wissen,, was hinter so Knödel 'für gefährliche Sachen stecken! Hält er nit schreiben können Gnocchi del Trento?" Sie lachten alle drei,, und der Mitterrutzner legte den? Tscholl nahe,, Wem holen zu lassen. Das wurde geduldet) und die Justizsoldaten bekamen ihr Test davon. Aber Dietrich konnte nicht den Vater im Gefängnis sitzen lassen

für seine Tat! Und die Jmma gar! „Nicht rührst dich! Ich übertauchs schon" Dietrich bat Professor Mölgg, die Sache mit der Schule in Ordnung zu bringen Wozu noch weiter latei nisch lernen,, wenn iastes zusammenbrach! — „Vielleicht, komme ich gar nicht mehr zurück!" „Was? Die zwei Monate wiW du nicht mehr aus- halten? Dann bist ,du doch fertig!" Es gab Wichtigeres! Für ihn saß der Vater im Gei° fängnis! Und Dietrich erzählte^ wie er das Bijld von, EggenLienz, das vom Podesta weggenommen worden

war, zurückgestohlen hatte. Mölgg mußte lächeln i— „Deswegen werden sie ihm ! nicht viel tun! Die Fahne fist das gefähblichere!" I „Soljl ich nicht zum Gerichte hingehen?" „Nein! Unbedingt nicht! Du machst dich auch noch vev- i dächtig. Fahr nach «Hause und schau nach dem Rechten! j Aber 'ich bitte dich, komm wieder!" „Ich hoffe schon! Aber ich weiß gar nichts." Als Dietrich durchs Eisacktail hinauf fuhr, sah er, daß schon wieder neue Häuser än der Bahnstrecke gebaut wurden. Ein Bauer,, der in Meran

bei einem Begräbnis gewesen war ünd heimkan^, erzählte ihm,, baß die Leute,, die an der Strecke wohnten,- bis zum Brenner hinauf enteignet würden^ Italiener wurden stn die Häuser gesetzt. Dietrich wies fragend aus die pluinpen steinernen Kasten. — „Sind das Beamtenhäuser?" „Jetzt schon! Aber wirklich sinds Kasernen!" Der Mann zeigte auf Mauern, an denen gebaut wurde. — „Hier ist das Haus von meiner Schwester ge standen. Das haben sie ihr weggenommen- ällle Sachen haben sie ihr auf die Straße geschmissen

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Der Südtiroler
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Seite 1 von 8
Datum: 01.10.1932
Umfang: 8
der Diözese Trient weist 171 Seelsorgegemeinden mit einer Einwohnerzahl von 170.325 nach der amtlichen italienischen Volkszählung pon 1921 aus. Davon sind 144.238 Deutsche, 21.731 Italiener und 4351 Ladiner. Von dieser Gesamtbevölkerung umfassen die schulpflichtigen Kinder 20.359, von denen 17.820 = 87,5% Der blutende Berg. 21 Ein Roman aus Südtirol. Von Emil Lucka. Am liebsten wäre Dietrich weitergegangen, aber sie hatten schon eine Nacht durchwandert, sie mußten ruhen. Nahe beisammen

und doch kameradschaftlich ferne schliefen sie lang. Am Morgen ftagte Gertraud: „Wohin gehen wir?" Mit ihrer Frage übergab sie sich ihm fürs Leben. Dietrich antwortete: „Hinaus!" Sie klommen ins Felsengewirr, ihre Hände wurden aufgerissen, und so enge stand Wand bei Wand, daß ihnen der Atem vergehen wollte. Sie stürzten sich in die Wilds- nis wie in ein verschlingendes Schicksal, ihnen ahnte beiden, daß es kein Entrinnen gab. Für ein paar Tage hattest sie zu essen, Wein hatten sie von der Kölner Hüfte mit.- genommen

. „Von hier aus geht kein Weg zur Tiroler Grenze!" sagte Dietrich im Klimmen. „Ich weiß es!" Was suchten sie hier oben? Sie hätten es beide nicht sagen können. Doch es lag wie ein Zwang auf Diettich: Er mußte den Rosengarten schauen, wo der Vogt von Bern mit dem Zwerge gerungen . . . Gerttaud hatte vergessen, was früher gewesen war, sie wußte nichts mehr von den Eltern, von der jüngeren Schwester, und sie dachte nicht des Kommenden. Willig ließ sie sich von dem Freunde hineinttagen in die fremde Welt. Dietrich

und Leben fort. Wendung, Umwendung, Kampf — und vielleicht Un terliegen. Wilder, gefährlicher wird das Leben. Seltenes Bodengrün zwischen abrollenden Steinen, zerborsten, rissig- scharf die roten Porphyrwände, das felserne Reich, und was von unten her wie blühende Rosen geleuchtet hat, das sind jetzt Zacken, um die unzähmbare Vögel schrillen. Nicht Dust von Blumen — Sturm, der den Atem vom Munde reißt, eine menschenfeindliche Wett . . . Plötzlich wußte Dietrich, daß er in den Tod ging. Sie erreichten

, die einst ein Rosengarten gewesen war. Das Gewitter verging in die Ferne. Jetzt zündeten sich. Ampeln im Gestein, die rosigen Zacken bräunten, liladunkel erlosch die Welt, schwarze Nacht vögel umsausten die höchsten Klippen. Wie Gertraud auf Dietriche sah, mußte sie erbeben. Seine Augen waren menschensremd Widerglanz von Ferne und Fels. Dietrich- lag mit offenen Augen, wurde berührt von den Sternen, war mitten hineingesetzt ins Geheimnis der Höhe. Er hatte die Freundin vergessen, war herausgerissen

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Der Südtiroler
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Seite 6 von 89
Datum: 01.08.1937
Umfang: 89
fortgeschafft werden konnte. Tolo- mei, der als geistiger Arheber der Tat anzusehen ist, hatte in seinem „Archivio dell’Alto Adige“ über das Denkmal geschrieben: „Die Lateiner haben sich in die Berge geflüchtet, man sieht Laurin, den Zwerg, den feigen König der Welschen vom deutschen Recken auf die Erde hingestreckt. Dietrich von Bern, gewaltig in seiner eisernen Rüstung, wehrt den Dolchstoß des Italieners ab. Am Horizont färbt sich der Rosengarten. Im Tal der Etsch herrscht das harte Geschlecht

Datums nicht dulden und es ist traurig genug, daß fast drei Lustren nach unserem Siege verflossen sind, ohne daß man die Notwendigkeit erkannt hätte, sie zu entfernen. Dietrich von Bern, schließt Tolomei, so sagen die Wissenschaftler des Alldeutschtums, trägt uns bis zu den lieblichen Gestaden des Gardasees und zu den Hügeln von Verona. Aber der alldeutsche Vormarsch ist zusammen gebrochen. Zusammengebrochen in Verona, zusammen gebrochen am Gardasee, zusammengebrochen in Trient, wo sich das Denkmal

. Da erschien plötzlich Laurin und begehrte heftig auf. Er war freilich nur etliche Spannen hoch, hatte aber einen Zaubergürtel um, der ihm Zwölf-Männer- Kraft verlieh. Da aber die Recken vor dem Zwerg nicht weichen wollten, kam es zum Kampf. Allein man ver söhnte sich bald wieder und Laurin lud seine Gegner zu einem Mahle ein. Als die Gäste trunken waren, fesselte der Zwergkönig voll Tücke die bewußtlosen Recken und sperrte sie in den tiefsten Grund des verzauberten Berges. Dietrich jedoch schmolz

mit seinem Feueratem die Ketten und befreite sich und seine Genossen. Nun begann neuer dings ein erbitterter Kampf mit den Zwergen, denen fünf Riesen zu Hilfe eilten. Similde gab den Leiden Ringe, die dem Zauber der Zwerge entgegenwirken sollten. End lich wurde Laurin von Dietrich überwältigt, indem dieser den Stärkegürtel zerriß. Darauf schleppten die Recken den der voiner kaurinsbrunnen aus? gefangenen Rofengartenkönig nach Bern, damit er ihnen als Gaukler zum Kurzweil diene. So besagt die Mär, deren Schauplatz

Worten versichert, das Denk mal werde wiederhergestellt und anderweitig ausgestellt. Einige Jahre ließ man es im Museumsgarten, um es dann völlig aus dem Stadtkreise verschwinden zu lassen. And nun liegen die Stücke in einem alten, verschollenen Graben von Rovereto . . . Sie tammslage Dietrich von Bern — das klingt wie Osterglocken Von Türmen einer längst versunknen Stadt. Verwehte weiße Flocken stürmen nieder. Schwertschläge dröhnen, Nachtigallen locken. Verwehte Lieder Wahrlich: alt und matt

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Der Südtiroler
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Seite 3 von 8
Datum: 15.04.1932
Umfang: 8
Aufforderung mit, daß sie fortan den ! Balilla, den italienischen Kinderhort besuchen sollten, sie wür den dort gut betreur sein. Dietrich, der damals vierzehn Jahre alt war, hatte alles dies zusammen mit Schreyögg und seiner Familie erlebt. Als der Buchhändler aus dem Gefängnis kam, tief beleidigt in seiner j patrizischen Ehrbarkeit, empfahl er Dietrich, sich ein anderes j Quartier zu suchen. — „Es tut mir leid um dich, aber hier gibt ! es keine Ruhe mehr. Ich sehe es kommen, sie jagen mich arlsj

! dem Land." Dietrich ging die grüne Talfer entlang; lilafarbene Honig- ! duftende Blüten vom Paulowniabaum sanken ihm wie schillernde ; Schmetterlinge ins Haar. Er setzte sich auf eine Bank, heute wur den ihm Dinge offenbart, die er oft gesehen und doch in Wahr heit noch nicht geschaut hatte. Aus fernen Thälern stiegen biö Schatten bergan, alle grünen Berge sanken in Ehrfurcht nie der vor der steinernen Majestät des Schlerns und des Rosen gartens. Dietrich wendete den Kopf: Rotsteinern war Dietrich

herbei, goß Wasser, bis ein kleiner Teich um jedes Stämmchen stand, dann gab er jedem einen Stab als Stütze, schlang Bast herum, nicht zu locker, aber auch nicht zu fest. Eine gute Weile hatte Dietrich hinübergeblickt zu dem gealterten Mann, dem viel Trauriges be gegnet war. Jetzt hob er wieder den Kopf auf: Täler und Kämme dunkelten, über ihnen aber brannte es unirdisch, immer verzückter schien der Rosengarten her, den einst der Zwergkönig bestellt Hatte, Land über Menschenland. Sehnsucht brach

in der Seele oes Jünglings aus, Sehnsucht nach den Geheimnissen der Ferne, der Höhe. Immer gewaltiger wurden die Feuer gefacht, und zuletzt war es, als hätte sich die lang versinkende Sonne selbst in die Flammen gestürzt. Alle Tiefen waren schwarz verwelkt, Schatten züngelten nach oben, dort aber leuchtete es milder und heiliger, bis auch die höchsten Gipfel bläulich der Nacht übergeben waren. In einer nie gekannten Erregung kehrte sich Dietrich dem Helden zu, dessen Namen er trug. Er wußte zum erstenmal

, daß auch die heiligen Höhen geraubt waren, der Rosengarten dort oben sollte nichts sein als eine kahle lange Bergkette — Catenaccio. An diesem Abend weinte Dietrich zum erstenmal um sein geschändetes Land. 19. Schreyögg pflegte jeden Abend im Stadtkaffee zu sitzen und deutsche Zeitungen zu lesen (wenn sie nicht gerade beschlagnahmt waren), redete auch gern mit Freunden und Bekannten. Aber ! seit er im Gefängnis gewesen wag, wußte er sich belauert, jeden j Augenblick sah er um sich — schielte nicht jemand her

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Der Südtiroler
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Seite 1 von 8
Datum: 15.09.1932
Umfang: 8
Mussolini die Garantie zu geben, Katz er sich jeder Rücksichtnahme auf das Südtiroler Deutsch tum enthalten zu Annen glaubt und den Unßerorganen freie Hand zur Knebelung Südtirols läßt. Es ist der Mühe wert, das Verfahren der Fahndung nach diesen deutschen Privat unterricht der Oefsentlichkeit mitzuteilen. In erster Linie wenden sich die italienischen Organe an die Kinder- Von diesen erfährt Der blutende Berg. Ein Roman aus Südtirol. Von Emil Lucka. Dietrich hörte das Geschrei im Haus. Nicht mehr

würde das Korn golden über die Tenne springen, Samen, einge senkt von den Vätern, eingesammglt von den Söhnen. Die Kette der Zeiten riß. Am Waldrand war Jauchzen und Singen, die klei nen Buben sprangen im /Kreis, plattelten, tanzend schlu gen sie sich mit der 'Handfläche ,auf die bloßem Sohlen. Einer kniete inmitten, sie Wellten ihm den Hut über den Kopf, drehten sich um ihn, traten ihm in den Hintern mit lautem Jubel. Dietrich ging ins Haus hinein, der Obexer hatte« den Hof, der Staat bekam sein Geld

«und die Sparkassa auch. Den Gwercherleuten blieb ein Bettel. Der Obexer besaß jetzt soviel Grund wie kein Bauer talauf und talab, den ererbten Himmelpeichhdf hatte, er, und nebenan den Gwer- cherhof und den Lotterhof höher, droben. Wenig Zeit war ihnen gelassen, der Wagen stand schwer getürmt vor, dem Haus. Allein sollten sie bleiben, ! die in der Erde lunteg, Fremde würden kommen, nichts wissen von allem, was gewesen war — Mord! ! Da fühlte Dietrich: Mord zeugt Mord. Er trat noch einmal ins Haus. Dunkle

, trug in seinen Armen wie ein Kind den marmornen Stein. Sie wollten chm helfen, der Dietrich, der Eisenstecken, der alte Mitterrutz- ner, abex mit seiner Kraft hob er den Stein, legte ihn oben auf Hausrat und Kisterl. Da brach der Wagen krachend zusammen. Es war ein Röcheln und ein Pfeifen. Sie trugen Vitus hinein, und er starb nach zwei Tagen im Haus, das dem Obexer gehörte. ' 37. Sie gingen nicht über den Brenner. Der Kaufmann Heimhilcher gab der Bäuerin und der alten Tschollin eine Stube

, in einer Kammer beim Hirschenwirt schliefen Dietrich und der Valentin. Sie warteten auf die Jmma, Ende August sollte sie aus den: Kerker kommen. Dietrich saß in seiner Kammer. Er konnte nicht denken, er wußte nicht, was sein sollte. Jetzt lag alles auf ihm allein. Pater Christian besuchte ihn. Wollte er nicht doch all Professor del'Orto schreiben, ihn bitten, daß er ihm zur Reifeprüfung helfe, damit dann der Weg frei wäre für seine Zukunft? Aber Dietrich schüttelte den Kopf. Er konnte sich, gar

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Der Südtiroler
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Seite 2 von 8
Datum: 15.06.1932
Umfang: 8
. Die Sonne war versunken, sie brachte den Felsen ihre leuchtende Stunde. Aus dem blauen Himmel wuchsen sie wie Rosenstauden im Max. Da ging Gertraud vorüber, sie ging neben der Frau,, die Dietrich nicht kannte, Tief neigte er sich über sein Buch, Gertraud hatte ihn nicht gesehen. Plötzlich war ihm das alte Märchen nah und vertraut, Die Königin sprach: O du mein lieber Bruder, bring mich doch fort von dem unreinen Zwergenvolke, das nicht an Gott und sein Walten glaubt! Dietlaub entgegnete

immer mehr. Wie da die Helden kämpfend standen, Rücken an Rücken gelehnt, und viel arge Not leiden mußten, da sprach Dietrich klagend: O hätte ich dem Worte Laurins nimmer mein Ohr geboten! Daß ich, ihn doch erschlagen hätte auf der Blumenwiese und ihm nicht gefolgt wäre in sein schattiges Reich! Wie Quellen aus dem Steine fließen, so floß aus, Dietrich und den Seiinigen Blut. Aber Zorneslohe ent sprang feurig seinem Mund, vor seinem Schwerte sanken die Zwerge, dichter als Gvashahne unter Sense

sinken- Zweitausend Zwerge schlug Dietrich tot, und die noch rüstig waren, die hüpften von Tischen und Bänken und wandten sich und flohen in ihre nebligen Klüfte. Da war kein Zwerglein mehr nahe, und die Helden gingen, den König zu ^greifen- 'Aber Dietlaub bat sehr, daß sie sich Laurins -erbarmten, wenn er die Schwester heil ans Licht gäbe. Sie »riefen und gewährten ihm Sicherheit, seines Lebens, träte die Königin 'ungekränkt hervor, Laurin wußte, daß sie nicht -trogen wie er. Er kam und brachte

die Lichter der -Stadt. Ein Mann g«ng vorüber, sah ihn an. Nach einer Weile kam er zurück, streifte nah an Dietrich, blieb stehen.. Es war Schwanenschneider. — „Darf ich mich ein bißchen zu Ihnen setzen? Aber es äst nicht ganz ungefährlich für » Sie! Ich wepde beobachtet. Wahrscheinlich machen Sie sich verdächtig, wenn Sie -mit mir reden." Dietrich war aufgestanden, hielt Schwanenschneider an beiden Händen fest, bat;, daß er bei ihm bliebe. — „Wenn! Sie verdächtig sind, will -ich es auch sein! Mein Vater

und »in Tirol, und die schreiben mir manchmal, meistens Familiensachen, aber immerhin, so eine Korrespondenz ist verdächtig. Natürlich werden meine Briefe geöffnet, alle Behörden kriegen sie zu lesen, nur ich nicht." Dietrich schwieg. Schwanenschneider nahm ihm das Buch aus der Hand. — „Aha! Sie informieren sich, wie es damals gewesen ist mit dem Zwergenvolk und seinem Duce?" Dietrich sah mit reifem Ernst dem Freunde in die Augen. — „Was soll denn hier werden. Herr Schwanew schneider

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 9 von 18
Datum: 03.07.1914
Umfang: 18
verbracht werden. — Der Tod des Löwenbändigers. In einem Frachtenmagazin der Santa Fee-Eisen bahn in Chicago hat sich ein grauenhafter Vorfall zugetragen. Emeson Dietrich, der Sohn eines millionenreichen New-Dörfer Architekten, hatte sich nach Absolvierung philosophischer Studien in eine j junge, bildschöne, spanische Varietee-Artistin, Adda Castillo verliebt, die gerade mit einer Gruppe von Löwen in New-Iork auftrat. Der junge Mann ließ seine ganze Karriere dem Mädchen zuliebe im Stich und nahm

den Posten eines Reklame- agenten bei der Tierbändigerin an, um später selbst Dresieur zu werden. Dieser Tage sollte nun Miß Castillo in Chicago auftreten, und die Tiere wurden unmittelbar nach der Ankunft des Zuges provisorisch in ihrem großen, käfigartigen Wagen im Frachtmagazin der Bahn gelassen. Der Wärter hatte sich eben entfernt, als Dietrich, der die Löwen sehr gern hatte, zum Wagen trat. Die Bestien waren miteinander in Streit geraten, obwohl sie eine aus Mutter und vier Jungen be stehende

Familie bilden, und schlugen gewaltig auseinander ein. Dietrich betrat, nur mit einem Besen bewaffnet, den Wagen, um die Tiere aus einanderzutreiben. Als der jüngste Löwe, „Teddy", den Kommandoruf Dietrichs vernahm, entfernte er sich auch von den raufenden Tieren, aber er duckte sich zum Sprung gegen den jungen Mann. In diesem verhängnisvollen Augenblick beging Dietrich den großen Fehler, sich umzudrehen, um ein an der Wagenwand befestigtes großes gabel- ähnliches Instrument zu ergreifen. Sofort

sprang „Teddy" ihm an die Schultern und warf ihn zu Boden. Und nun spielte sich eine ebenso seltsame als entsetzliche Szene ab. „Trilby", die Mutter der jungen Löwen, sprang mit einem riesigen Satz hinzu, nicht etwa, um den Mann ebenfalls anzu greifen, sondern um ihn zu retten. Sie schlug mit furchtbaren Prankenhieben „Teddy" beiseite und stellte sich schützend über den auf dem Boden j liegenden und blutenden Dietrich. Nun brach unter den jungen Löwen, die Blut gerochen hatten, eine vollständige

Revolte aus. Sie warfen sich auf ihre Mutter, schlugen auf sie ein und bissen ! sie in den Rücken und die Flanken, so daß die sich ! schließlich heulend in eine Ecke zurückzog, den jungen ! Mann seinem Schicksal überlassend. Als der i Wärter mit Spieß und Gabel zu Hilfe eilte, war es zu spät. Die jungen Bestien hatten sich in Dietrich förmlich verbissen und ihn in Stücke ge rissen. Erft als man auf die zerfetzten Leichenteile Formalhydehd spritzte, ließen sie von ihnen ab. Die Tierbändigerin

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Der Südtiroler
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Seite 2 von 8
Datum: 15.08.1932
Umfang: 8
dieser Art lieben es, ihre Arbeit einzuzwängen ! in ein System von Flächen, Linien und Punkten. Sie ! sprechen gern von der Senkrechten Europas. Sie meinen j damit jene Linie, die Europa von Süden nach Norden ver- i „Der Vaher ist nicht gesund!" meinte Dietrich. Der . Arftoniacomi schwieg. Eines Tages würde ihn aus dem j Gebüsch eine Kugel treffest. Aber dann bedachte et, 'daß j er nicht unter Italienern lebte, und daß sich die Deutschen j alles gefallen ließen. „Die Inschrift muß fort!" — Sie lautete

: Hiev liegt ' das unschuldige Mägdlein Walburg Tscholl Gwerchertoch- j ter. — „Wie hat denn Ihre Schwester geheißen? Wal- ! bürg? Das ist doch gar kein Name." Dietrich antwortete nicht. „Vielleicht Marietta? Oder Paolina? Oder Teresina?" Dietrich ging hinter dem Vater ins Hauch und der Kommissär konnte sich den. Stein noch einmal gründlich besehen. Er fand, daß diese Leiste viel Geld haben müßten; Ob man ihnen, die Steuern nicht erhöhen könnte? Der Grabstein wurde in den Holzschupfen getragen

^, i da lag er beim Gerümpeh Am späten Nachmittag stieg Dietrich hinauf, ohne Ar- ! beit und ohne Ziel! Er stieg hinauf zur Felsenschlucht, durch die der Glet- > scherbach stürzte. In wilden Sprüngen bauschte die Gischt auf, Güsse quirlten, verschäumten ineinander, glasgrüne Säulen brachen in tausend Glitzerscherben, die verrollten und sich überschlugen bis hinab in unsichtbare Tiefen. Auf einem Baumgipfel stand die Sonne, breitete eine | Glorie übers Branden. Plötzlich schauderte Dietrich mit versagendem

und schwach. Das lehrt die Ge schichte des deutsch-italienischen Bündnisses. Deutschlands Rechnung auf Italien war 1914 falsch. Hoffen wir, daß uns die von 1982 keine ähnliche Ent täuschung bringt. Mrtf legi dti AM aut einzigen Farbenkreis leuchtenden Luft und Staub und die Tannen. Dietrich war zumut, als wäre ein neues Ele>- ment geboren worden aus Sonnenlicht, und mederstür zendem Gischt und Flimmersprühen — vielleicht mußt auch du einmal wandern als ein lebendiger Tropfen im großen Kreis. Es zuckte

. Glocken erdröhnten schauerlich im Fels, Schmiedhämmer fielen auf Ambosse, ein unterirdischen Sausen war von vielen Glutessen. Dietrich stand im Gestein, ein einsamer Mensch in der Bergnacht. Er trank vom tropfenden Wasser, legte sich unter einem vorhängenden Felsen zur Ruhe. Bäche bäumten sich lauter in ihrer Finsternis, aus Sternen kam i gespenstischer Laut, Trümmer fielen, Geheul von Getrof- ! fenen, fremde Mächte waren, aufgewacht, stürzten sich riesig ! übereinander, Steinzähne bissen

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Der Südtiroler
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Seite 7 von 8
Datum: 01.08.1933
Umfang: 8
bis in König Etzels Burg getrieben wird und dort in dem Kreis der edlen Recken einen Kämpfer sucht, um für sie gegen den wilden Riesen zu kämpfen. Die trich von Bern nahm den Kampf für sie gegen den Unhold auf, 9 Stunden dauerte das wilde Ringen, bis der Riese fiel. Da war großer Jubel unter dem Mriegsvolk. Als Dietrich von Bern mit seinen Recken viele Jahre später einmal durch die Berge zog, ließ ihn Frau Saelde zu Gast laden: Neun Wochen lebten sie dort und zum Abschied wollte Frau Saelde Dietrich

aus Dankbarkeit drei Wünsche ge währen. „Aber bedenke dich wohl, sobald sie ausgesprochen sind, werden sie gewährt und können nicht mehr rückgängig gemacht werden." Dietrich von Bern besann sich ein Weniges und sagte dann: „Nordischer Männer Kraft hat dies schöne Land mit all seinen Bergen und Tälern,, Quellen und Flüssen, Wäldern und Auen finsteren Gewalten abgerungen. Nordischer Männer Schwert wird es zu beschützen wissen. Nimmer vermöge welsche Hand dies Kleinod unter allen Ländern zu behaupten

. Das ist mein erster Wunsch." Frau Saelde nickte Gewährung. Der alte Hildebrandt aber war mit seines Herrn Wunsch keineswegs zufrieden, sondern sprang vor und rief: „Was faselst du gleich einem Kinde, Dietrich? Schön ist dieses Land, aber es nährt schlecht. Was haben wir von seinen Schrofen und Schründen, Felsen und Klüften, Urwäldern und Sümpfen? Unsere Kinder und Enkel werden hier nicht bleiben wollen, sondern das Lano frei willig räumen." Da erwiderte Dietrich: „Nun gut. wenn du das glaubst

und Pfifferlinge, während die Herren Gatten Scholle ihrer Väter vergessen lassen. Das ist mein zweiter Wunsch." Wieder nickte Frau Saelde Gewährung. Meister Hildebrand aber schoß wieder zornentbrannt in die Höhe und schrie: Du bist ein Narr, Dietrich! Den dritten Wunsch laß mich tun, damit nicht lauter Unsinn gesprochen wird.!" Dietrich lachte: „Gut, der dritte Wunsch sei Dein!" Da ries Hildebrand mit strahlenden Augen: „Gewähre, Frau Saelde, daß das Volk der Ostergoten allezeit den Heldenmut der Väter wahre

des Gotenreiches im 6. Jahrhundert dahin flüchteten. Hier hat sich auch der ostgotische Sagenkreis besonders stark erhalten, denken wir nur an die Sagen von König Laurin, der im Schlern und im Rosengarten hauste, von Wieland dem Schmied und von Dietrich von Bern. Die bayerische Einwanderung dauerte auch noch die nächsten Jahrhunderte an. Abseits vom Verkehr, in den schwer zugänglichen Dolomitentälern haben sich Reste der Urbevölkerung, die Ladiner, erhalten. In den vier Tälern des Fassa, Gröden^ Enneberg

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Der Südtiroler
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Seite 8 von 8
Datum: 01.05.1934
Umfang: 8
Der Südtiroler" Innsbruck. 1. Mai 1934. Seite 8. Folge 9. sei erinnert und die Gralsidee, an Walther van der Bogelweide und die Träger der deutschen Epen: Hagen und Dietrich von Bern." Und das ist ja das Eigenartigste unserer Landschaft, daß ihre gotischen Züge auch das Gefühl aufkommen lassen,, es könne sich bei der Gotik Südtirols um eine solche in: bodenständigsten Sinne han deln. Daß nämlich der gotische Geist, der sich in so wunderbarer Weise in den gotischen Sagen des Rosengartens äußert

vergleichbar se Blutsbeimischuno, die ja wohl vorhanden ist. Eines jedenfalls steht fest: Der Rosengarten ist vorhanden und weist mit seinen Sagen ins Ge meingermanische. Es ist die Sage vom Helden des Lichtes, der den Zwerg besiegt, der mit der Tarnkappe kämpft. Und dieser Held heißt in deutschen und skandinavischen Landen bis hinauf nach Island einmal Siegfried, das andere Mal Dietrich von Bern und der Zwerg mit der Tarnkappe Alberich oder Laurin. Uraltes germa nisches Sagengut hat sich in den Dolomiten

sich gotische Namen gegeben haben, um die Begeisterung der Südtiroler für das Heldenvolh, dessen Blut sie in sich spüren und an das ihre schönen Sagen erinnern, zu begrei fen. Und wenn wir von den Sagen sprechen, so sei auf die Söllerwand des Sommerhauses auf Schloß Runkelstein hingewiesen, auf die Dar stellung der drei besten Schwerter: Dietrich von Bern mit „Sachs", Siegfried mit „Balmung", Dietleib v. Sieger mit „Weitung". Und an den Zy klus von Tristan und Isolde in den Sälen. Inder- Bibliothek

des Schlosses Montani bei Goldra'n wurde auch eine Nibelungenhandschrift aufgefun den,, die sich jetzt in Berlin befindet. Im Nibe lungenlied einer gemeingermanischen Sage, oie bei uns in einer jüngeren Zeit ausgezeichnet wurde, kommt auch Dietrich von Bern, hier je doch neben Siegfried vor. Und der Südtiroler darf nicht vergessen, welche Bedeutung seinem heimischen Helden im Nibelungenlied beigemef- sen ist. Wie Walther von der Vogelweide an den Hof der Babenberger nach Wien, an die Do nau, ging

, die Eigenart der Landschaft Südtirols mit dem Ausdruck „Go tisch" zu bezeichnen. Der Kern dieser Landschaft liegt in der Gegend um Bozen und Meran, von hier strahlt sie nach allen Seiten aus, in chren Hausbautey, zum Beispiel nach Nordtirol, wo ja auch in Innsbruck in der Hofkirche, mag sein zufällig, Dietrich von Bern steht. Die Abgren zung wird man in der Weise vornehmen, daß man bei den Häusern auf die Erker, die, wie be reits betörst, die vertikale Richtung zeigen, Rück sicht nimmt, also auf Bauten

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Neueste Zeitung
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Seite 6 von 6
Datum: 30.12.1937
Umfang: 6
Seite 6. Nr. 298. .Neueste Zeitung' Donnerstag, den 3V. Dezember 1937. Der Einbruch in bas Tiroler Landesreisebüro. (Fortsetzung von Seite 2.) Auf die Fragen der Kinder, woher das viele Geld komme, habe Frau Dietrich nur geantwortet, daß der Vater 100.000 8 heimgebracht hat. Sie habe für die Kinder in erster Linie ge sorgt und ihnen Kleider, Schuhe und Wäsche gekauft. Die 18jährige Tochter Paula Dietrich gibt an, kein Bar geld, sondern nur einen Mantel und Schuhe bekommen und 50 Lire

für eine Reise nach Bozen erhalten zu haben. Von der Herkunft des Geldes habe sie nichts gewußt, sie habe sich aber die Zusammenhänge denken können, weil sie den ganzen Fall in der Zeitung gelesen habe. Die zweite Tochter, Marianna Lindenthaler, geborene Dietrich, verantwortet sich in betont frecher Art, so daß sie vom Staatsanwalt deswegen mehrmals gerügt wird. Sie habe 400 S für den Ankauf von Einrichtungsgegenständen, 160 8 für einen neuen Kinderwagen und 50 S Taschengeld erhalten. Das Versteck des Geldes

mußte. Der Prioatbeteiligtenvertreter Dr. P e ß l e r gab in seinen Ausführungen der Freude Ausdruck, daß es gelungen ist, durch Aufdeckung dieses Diebstahls einem verdienten Beam ten und tapferen Kaiserjägeroffizier seine ge- raubte Ehre wiederzugeben. Verteidiger Dr. Z e s ch e n a g g, der die beiden Hauptange klagten Praxmarer und Dietrich verteidigte, bezeichnete als größten Milderungsgrund die unbeschreibliche Not, die in der Familie geherrscht habe, und unterstrich den Umstand, daß die Gattin

mittags verkündet wurde, lautet: Es werden verurteilt: Emil Dietrich wegen Verbrechens des Diebstahls zu dreiI a h r e n schweren Kerkers, verschärft durch ein har tes Lager vierteljährlich; Josef Praxmarer wegen Ver brechens des Diebstahls zu achtzehn Monaten schweren Kerkers und inem harten Lager vierteljährlich; Erich Dietrich zu sieben Monaten strengen Arrests, bedingt auf drei Jahre, wegen Verbrechens des Diebstahls; Hermine Dietrich zu sieben Monaten Kerkers wegen Ver brechens

der Diebstahlsteilnahme; Paula Dietrich wegen Verbrechens der Diebstahlsteilnahme zu einem Monat strengen Arrests, bedingt auf drei Jahre; Marianne Linden thaler wegen des Verbrechens der Diebstahlsteilnahme zu zwei Monaten strengen Arrests, bedingt auf drei Jahre, und Rudolf K öllzuzweiMonaten strengen Arrests, be dingt auf drei Jahre. Zur ungeteilten Hand haben zu ersetzen: Emil Dietrich und Josef Praxmarer 9423 8 an das Landesreisebüro; Erich Dietrich 60 8; Rudolf Köll 220 Reichsmark. Mit den weiteren Ansprüchen

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Der Südtiroler
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Seite 2 von 8
Datum: 15.02.1932
Umfang: 8
, wälzt« sich Dietrich auf dem Bett neben ihm. .Was er oft in Bozen gehört hatte, daß Männer fortgeschleppt wurden und Jahre lang im Kerker lagen — heut war es im Vaterhaus geschehen. Vitus Tscholl, der aufrechte Bauer, saß jetzt mit den anderen auf dem Steinboden drüben, würde morgen gefesselt nach Bruneck gebracht! Weil er vom Franzosenkrieg erzählt und die alte Fahne hergezeigt hatte? Dann hatten sie freilich alle das Hoferlied gesungen zur Klampfen des Lois. Und das Bild — dieses Bild

, das ihm die Seele aufregte! Er sah den rotbärtigen Mönch, der den Säbel schwang und begeistert die Augen zum Kreuz in seiner Linken aufhob. Er sah die Männer mit eisernen Gesichtern im Gleitschritt hinter dem Pater gehen, sie zogen aus, ihr Land frei zu machen. Dietrich saß in seinem Bette, starrte aufs matt schim mernde Fenster. Treu war das Bild gehütet worden vom Eisen stecken als ihrer aller Heiligtum, als di« Verheißung kommender Freiheit! Und jetzt sollte es genommen werden vom räuberischen Feind? Tief

, laut atmete Dietrich. Ich bring es wieder! Sein Herz schlug wild, er bedachte die Tat, Sollte er es allein vollführen oder mit einem anderst? Aber mit wem? Sein Blick fiel auf den schlafenden Bruder, keck genug wäre er dazu gewesen! Aber konnte so ein Bub schweigen, brüstete er sich nicht vielleicht einmal? Dietrich dachte des Karaten. Ja, der hätte viel gewagt, —> aber darf ein Pfarrer einbrechen und stehlen? Dietrich dachte des Ruprechter Lois — aber der saß ja selbst im Gefängnis

mit dm anderen! Der Andexev Sepp, mit dem er in die 'Schule gegangen war? Aber war der nicht vielleicht schon zu tief im Geschäft und Erwerb ver strickt, um sichs mit den Herrschenden verderben zu wollen? Jetzt fiel Dietrich ein, wie vorsichtig der Sepp geredet hatte t bei seinem Besuch. Nein, her durfte nichts erfahren! Allein wollte ers tun! — Mit diesem Entschlüsse schlief er ein, als ob es schon getan wäre. Andern Tages wurden die I fiebert Verbrecher aus dem Kotter geholt, wieder an die lange Kette gehängt

, um sie standen die Carabinieri mit geladenem Gewehr. Den alten Hundertpfund hatten sie losgelassen. Das ganze Dorf war vor dem Hirschenwirtshaus versammelt, der Podesta gebärdete sich wichtig. Dietrich wußte schon, daß es der Valiani ein paar Leuten gezeigt hatte, denn er wollte Herauskriegen, ob sie es kannten. Die einen hatten: „ja!" gesagt^' „das ist aus unserer Kirche". Die anderen wußten nichts. Dietrich war unsicher beim Abmarsch. Er war ins Ge meindehaus gegangen, hatte das Bild, das von zwei Nägeln

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Der Südtiroler
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Seite 2 von 8
Datum: 15.07.1933
Umfang: 8
eine völlig falsche Deutung unterlegt, fordert er in längeren Ausführungen dessen Entfernung und ebenso die des Denkmales Walter von der Vogelweide. # Dietrich — dicevano i letterati del pangermanesimo prebellico — Dietrich ci porta fino alle sponde deliziöse del Garda e ai colli di Verona. Ma la marcia pangermanista e fallita. Fallita a Verona, fallita sul Garda, fallita a Trento, dove s’erge Dante nel Bronzo. ... Fallita a Bolzano, dove sta per sorgere Druso. „Dietrich", schließt Tolomei, „so sagen

. Wir Südtiroler kennen diese Genossen Macchiavellis genugsam, uns überrascht die Zertrümmerung des marmor nen Dietrich nicht. Aber es gibt noch immer Leutze, die sich von den Italienern bluffen lassen und mit erstaunlichem Ernste das groteske Wort von der Freundschaft Italiens gebrauchen. Ihnen wollen wir kurz versichern, daß die Zerstörung des Laurinsdenkmals auf das Konto der italie nischen Behörden gebucht werden muß. Es wird zwar nicht möglich sein, den Nachweis eines Auftrages zu erbringen, zu geschickt

auf die Reinwaschung legen sollte, wäre diese eine Selbstverständlichkeit. Unsere Forderung geht weiter: Wiederum zeigt sich, daß die Auslieferung Süd- t i r o l s an Italien ein schweres Unrecht war. Ange sichts der Zerstörung des Laurinsdenkmales verlangen wir die Wiedergutmachung jenes Unrechtes: Revision der Brennergrenze, Selbstbestimmung für Südtirol! * Die Laurinssage. Dietrich von Bern —das klingt wie Osterglocken Don Türmen einer längst versunknen Stadt. Verwehte weiße Flocken stürmen nieder

. Schwertschläge dröhnen .Nachtigallen locken. Verwehte Lieder Wahrlich alt und matt Sind wir geworden, daß wir sie vergaßen. Und findet sie das deutsche Volk nicht wieder, Dann ist es aus. Dann laß zum Ende blasen. Im Geist der Alten schläft der Zukunft Keim. Wir haben nichts im Heunenland erstritten, 9tur tausendfältig bittres Leid erlitten. Dietrich von Bern —führ du uns wieder heim! Gegen Ende des 12. Jahrhunderts war es Mode ge worden, daß die Lieder fahrender Sänger und Spielleute von den gelehrten

geschichtlicher Personen, wie die des Goten königs Dietrich von Bern, sozusagen eingewoben und trauen zu zerstreuen und Interesse für den kommenden Kampf um die Heimat zu wecken. Natürlich erfuhren die Italiener durch ihre Spitzel gar bald von diesen Vorgängen und der Krämer Vincenti er klärte öffentlich: „Dieser blinde Zarglero ist noch viel gefährlicher als es der sehende gewesen ist!" Der Maresciallo besprach sich mit dem faschistischen Kommissär Moscambruno, der bis zur endgültigen Rege lung die Stelle

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Der Südtiroler
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Seite 1 von 4
Datum: 01.12.1930
Umfang: 4
ihr. Ein schnelles Rot überzog des Kranken Gesicht — Me Augen blitzten — ruckartig schnellte er auf. ,Aas wird sich rächen!" schleuderte er seiner Tochter Agegen. „Hochwürden! Stehen Sie ihr bet, wenn die stunde der Vergelitung kommt! Ah!" Er sank hinüber — ^ Dietrichs Arme. „Jesus! Mein Jesus! Erbarmen! Sei ^ — asten gnädig!" . . . „Amen," sagte Dietrich Leise. Seine heißen Gebete ^iteten die Seele^ die sich ^langsam, friedvoll aus dem Körper lüste, in lichtere Höhen, Hellene war wie zerbrochen ™ Nie Knie

gesunken — hatte im wilden Aufschrei di« Unde vors Gesicht geschlagen. Schluchzend, schuldbewußt, halb und halb trotzig, stand ^ Mutter am Fußende des Bettes, betete — betete und ?We es doch nicht, sich dem erkaltenden Körper des einst <° geliebten Mannes zu nahen. 15. Kapitel. . Mit dem Abendzuge war Dietrich nach Bozen ge- Dr. Dollinger hatte nicht Ruh gelassen — noch JN*» die Faschisten qm Dorfgasthaus herum. Er hatte ? selbst beim Dunkelwerden in fernem Wägelchen zur gebracht

und hatte ihm versichert, für astes nach Tasten Sorge tragen zu wollen. Auch der Lehrer BerthM jjS mit im Wagen, der vom Bahnhof aus noch zugleich Neumarkt hinüber wollte, um, mit einem Briefe versehen, dem dortigen Herrn Pfarrer das Ge- Mne mitzuteillen, und ihn zu ersuchen, bk Einsegnung zu übernehmen und Dietrich bßs zu ferner Rück- ^ M vertreten. Der Einspänner hielt ein wenig seitlich vorm Bahnhof. Als Berthold, der im Rücksitz gesessen, aus dem Wagen stieg, traten ein paar Karabinieri und Faschisten

um und verabfolgte chm die geforderte Fahrkarte. Um nicht durch die brutal breitbeinig den Ausgang sperrenden Faschisten hindurch zu müssen, sprang Berthold zur Tür nach dem Perron hinaus, um von hier aus zum Wagen zu gelangen. Schon hielt der Zug — glücklicherweise stand Dietrich schon harrend mit Dr. Dollinger im Schatten der Seitenmauer des Hauses — noch ein Händedruck — ein greller Pfiff — Dietrich stürzte davon — noch erreichte er, stolpernd den Zug — dje Tür schlug zu — der Zug setzte sich in Bewegung

. „Gott im Himmel sei Dank!" raunte Dr. Dollinger. Er atmete auf, als sei er selbst aus höchster Not befreit, Dietrich aber fuhr davon — wie betäubt — mehr gezwungen zu dieser Fahrt als selbst entschlossen. Als er aber in den hell erleuchteten Bozener Bahnhof einfuhr, brachte er den Willen nicht auf, auszusteigen. Alles war so bleischwer, so totmüde an ihm. Die gute Frau Keßler und er, der Notar, und die Kinder — die würden ihn jcj mit Freuden aufnehmen. Das war ja gewiß. Und auch der kleine knorrige

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Der Südtiroler
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Seite 2 von 8
Datum: 01.06.1932
Umfang: 8
. — „Ich nehme die Tafeln ab und hebe sie auf. Vielleicht kommen doch noch einmal bessere Zeiten? Was glauben Sie, Herr Professor? Werden wir noch ein mal deutsch?" „Man kann es nicht wissen!" Aber Dietrich sprach laut: „Ja! Wir werden noch ein mal deutsch!" Der Italiener, der jedes Wort verstanden hatte, schwieg , in Verlegenheit. Die Frau wollte wissen, ob man sie zu italienischen Aufschriften zwingen könne. „Nein! Man kann Sie nur zwingen, die deutschen weg- z'unehmen." „Dann lasse ich die Stelle leer

!" Del'Orto kannte die Burg mit ihren Fresken noch nicht, sie stiegen die hölzerne Treppe hinauf. Da konnte man schauen, was gewaltig gewesen war seit Anbeginn: die drei mächtigen Könige der Vorzeit, die drei großen ! Helden der Juden, die drei glorreichen Könige der Christen- j heit, die drei riesigen Männer mit ihren Keulen und die | drei schrecklichen wilden Weiber. Da waren die besten Recken i zu schauen, Dietleih, Siegfried und Dietrich, der ganz nahe, ! von hier den Zwerg Laurin bezwungen. Del'Orto

lächelte: ! „Ihr Vorbild? Was?" Dietrich wurde über und über rot. Aber als die Wirtin jetzt italienisch sprechen hörte, er schrak sie sehr. Mölgg beruhigte sie. — „Von ihm haben Sie nichts zu fürchten! Er ist mein Freund!" Del'Orto nickte ihr zu, er fühlte sein Gewissen er leichtert, weil dje alten deutschen Inschriften nicht angetastet Die.um Pfingsten in Elbing (Ostpreußen) abgehaltene Haupttagung des V.D.A. (Vereins für das Deutschtum im Auslande) faßte folgende Entschließung: Die in Elbing tagende

Ziel vollkommen erreicht haben, so ist es immerhin anzuerkennen, daß in weiten Kreisen auch das Schicksal der kleinsten deutschen Volksgruppen als gemeinsames deut worden waren. — „Mas historischen 'Wert hat, bleibt be stehen!" sagte er. „Auch die Goethe-Tafel in Bozen ist unberührt." Willig gab Mölgg es zu. Aber Dietrich dachte bei sich, daß dies wohl nur geschähe, um vor dem Ausland die Pose des Kulturvolkes zu waren, Sie gingen von Saal zu Saal. Da war Ballspiel und Reigentanz unter Bäumen

er die Zinnen, kroch in die Dachluken, umschmiegte den First. Nur ein leichtes Wetterfähnchen war frei von seinem Umklammern, es drehte sich auf einem Bein, winkte hinab zur brüllenden Talfer. Als sie unterm vorhängenden Dach die schmale Holz- tteppe niederstiegen, da kam durch den Hof Gertraud Her gesell mit einer Dame, vielleicht einer Fremden, der sie Runkelstein zeigen wollte, wartete, bis die Herren herab gekommen waren. Dietrich stand vor ihr, und sie wurden sches Schicksal empfunden

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