Seite 2 Die „Vsrfthweizerung' Gesterreichs. Emen sehr nachdenklichen Beitrag, zu dem Problem Deutschland und Oesterreich finden wir in der Hamburger Monatschrist „Deutsches Volkstum'. Wir entlehnen ihm die folgenden Abschnitte: Je älter das sonderbare Stäätchen „Oesterreich' wird, je leidenschaftlicher von sei nem pausbäckigen Gedeihen verkündet wird, desto bleicher und magerer wird das aus seiner alten, lwarmen Wiege geworfene, mit dem Gen fer Kunstmehl der Sanierung und durch die Kindsmagd
in Oesterreich trübselig und sinnlos ge nug an der Donau und in den Ostalpen, sehen kein Ziel in dem uns auferlegten Dasein, wissen uns ohne wirklich dauernden längeren Wirt schaftsweg und ohne gesunde politische Form, halten nichts von dem, was ist, glauben den Propheten nicht, -die von kommendem Segen faseln, überall an den neuen unsinnigen Gren zen fortblutende Wunden unseres. Volkstums und «unserer Wirtschaft. Unsere Hoffnung ist Deutschland. Das klingt wie eine Phrase. Es ist aber keine. Es gab
eine Zeit, da klang das Wort vom Anschluß pn Deutschland verbraucht. Man konnte nicht davon reden, ohne als Schwätzer zu gelten, der Worte gibt, weil ihm die Taten fehlen. -Und auch wenn man heute davon redet, würde man als Phantast angese hen werden. Denn über uns ist Genf und eine käuflich? Presse, 6>ie von Frankreich bezahlt ist. und neben uns steht ein Deutschland, das groß ist, aber an Dawesplan und Kriegsschuldlüge furchtbar krank liegt und nicht helfen kann, auch' wenn es wollte. Manchmal fragen
des völkerbündlichen Kutschers, man will ziehen und am Abend fem Futter. - Diese politische Biedermeierei, vom Westen großzügig gezüchtet, von einer vielverbreiteten, mit allen Mitteln immer unverhüllter arbeiten den Presse leidenschaftlich unterstützt, ist die große Gefahr. Wird sie/stark, dauert sie an, dann wird Oesterreich eine zweite Schweiz und Deutschland verliert nicht nur einen Stamm von sechs Millionen Menschen,.sondern auch den nötigen Zugang zu Osteuropa, und die Deut schen in Ungarn. Südslawien usw
., weitere zwei, drei Millionen, sind ebenfalls verloren wie die - ' „Bozner Nachrichten', den 4. Mai 1923 ' Deutschen in Großrumänien und der Tschechei. Wenn aus den Deutschen in Oesterreich Oester- reicher werden, wie aus den deutschem eid genössischen Bauern Schweizer wurden, so be deutet das für das kommende Deutschland nicht nur ein^n ungeheuren »Verlust an Menschen, Schätzen der Wirtschast und Kultur und an Ar beitsmöglichkeiten, es ist auch ein Abbruch und Verfall von Brücken baus dem Norden