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Schlern
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Seite 36 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
, die vom Reich in die Operationszone fah- M ) Verordnung Nr. 2 v. 19. 9. 1943, in: Ver ordnungsblatt Nr. 1 v. 27. 9. 1943. 51 ) Verordnung Nr. 9 v. 27. 9. 1943, in: Ver ordnungsblatt Nr. 1 v. 27. 9. 1943. ;,s ) Bozner Tagblatt Nr. 11 v. 24. 9. 1943; Sailer, Schule im Krieg, 128-135. M ) Gatterer, Im Kampf gegen Rom, 774; Agostini, Trentino, provincia del Reich, 55; Verordnung Nr. 11 v. 30. 9. 1943, in: Verordnungsblatt Nr. 2 v. 4. 10. 1943. M ) De Felice, Die Südtirolfrage in den ita lienisch-deutschen

gen bei allen Behörden schriftlich und mündlich in seiner Muttersprache Vor bringen. 5 ”) Konsequenterweise war auch das Verordnungsblatt des Obersten Kommissars der Operationszone Alpenvorland zweisprachig. Mit Verordnung vom 17. September 1943 ermächtigte Hofer die Gemeinden der Provinz Bozen, „neben den derzeitigen italienischen Ortsbezeichnungen auch die vor deren Ein führung gebräuchlichen deutschen Ortsbezeichnungen zu führen“. Die Umbenen nung von Straßen und Plätzen war sogar

ausdi'ücklich verboten, es sei denn, die Bezeichnung diente der „Ehrung jener Personen oder Familienangehörigen, die für den Verrat des italienischen Königshauses und der Regierung Badoglio die Verantwortung“ trugen. * 51 * * * ) Die italienischen Schulkinder konnten weiterhin itali enische Schulen besuchen. Für die deutschen Kinder wurden im Herbst 1943 deutsche Schulen eingerichtet, die den Kindern der Deutschlandoptanten wie je nen der Italienoptanten und Nichtoptanten offenstanden. ~) Keine Kompromisse

der kämpfenden Truppe und der Zivilbevölkerung sicherzustellen. In Gemeindebetrieben kam es allerdings vor, daß auch Personal der unteren Ränge durch Einheimische ersetzt wurde. Die Eidesleistung auf die Repubblica Salö blieb den Italienern untersagt. 55 * ) Vermied es also Hofer, die Dinge in nationalen Belangen zu überdrehen, so war er doch auch bestrebt, seiner Operationszone ei nen Sonderstatuts zu verschaffen und die Voraussetzungen für eine reibungslose Angliederung Südtirols an das Deutsche Reich

Beziehungen 1938 bis 1945, in: Innsbruck-Venedig, 391. 5ä ) De Gara, L’occupazione tedesca della „Zona di Operazione delle Prealpi“, 30; De Felice. Die Südtirolfrage in den ita lienisch-deutschen Beziehungen 1938 bis 1945, in: Innsbruck-Venedig, 376. Anm. 99. * 6 ) Rahn an das Auswärtige Amt am 19. 10. 1943, in: Akten zur deutschen Auswärti gen Politik, Serie E, VII, Dokument Nr. 50, 86 f., Stuhlpfarrer, Operationszonen, 104. K ) Verordnung Nr. 13 v. 3. 10. 1943, in: Verordnungsblatt Nr. 2 v. 4. 10. 1943

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Schlern
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Seite 32 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
Tages lief unter dem Stichwort Rosenmontag das Unter nehmen Achse an. Den Deutschen gelang es, die Italiener innerhalb weniger Stunden zu entwaffnen. Widerstände kamen nur vereinzelt vor. Franz Hofer be schwor nun Hitler in einem Telegramm, Südtirol sofort dem Deutschen Reich einzuverleiben. Reichsleiter Martin Bormann gab ihm aber zu bedenken, daß Deutschland nicht „ein gebrochenes Versprechen mit einem anderen gebrochenen Versprechen vergelten“ könne.- 4 ) Bormann folgte hier freilich

nicht den Geboten der Moral, sondern den Schlüssen einer eiskalten Staatsräson. Berlin befaßte sich bereits mit dem Gedanken, in Italien eine neue faschistische Regierung zu instal lieren. In Deutschland hielten sich damals die Faschisten Renato Ricci, Vittorio Mussolini, Alessandro Pavolini und Giovanni Preziosi auf. Diese Männer mach ten eine politische und militärische Zusammenarbeit mit dem Deutschen Reich von der Zusage abhängig, daß die „nationale Einheit und Souveränität Italiens“ wiederhergestellt

Valentin Feurstein den Auftrag, Vorkehrungen für die Sicherung des Brenner-Übergangs zu treffen. Gauleiter Franz Hofer konnte es kaum erwar ten, daß die deutschen Truppen in Südtirol einmarschierten. Am 29. Juli drängte er Rommel, die Grenze endlich zu überschreiten. „Heute können Sie noch einen Spaziergang über den Brenner nach Italien machen, morgen werden Sie sich den Übergang erkämpfen müssen.“-”) Rommel machte ihm aber klar, daß er ohne Be fehl das Üntemehmen nicht anlaufen lassen könne. Doch zwei

zustande. Wo sollte nun diese neue faschistische Regierung ihren Sitz haben? Die Deut schen faßten zunächst Belluno ins Auge. Aber Mussolini wollte von Belluno nichts wissen. Er hätte sich gerne in Bozen oder in Meran niedergelassen. Doch die Deutschen meinten, daß ein Regierungssitz „im deutschen Sprachgebiet mit Sicherheit Anlaß zu unerwünschter Diskussion Südtirol-Problem geben wür- 2 ") Akten zur deutschen Auswärtigen Poli tik, Serie E, VI, 298; Dolomiten Nr. 30 v. 29. 7. 1943. ’■) Hitlers

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Schlern
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Seite 33 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
. 3 ") Den Duce und seine Regierung in Salö umgab er mit Ratgebern, die bei Entschei dungen ein gewichtiges Wort mitzureden hatten, ja oft eigenmächtig bestimmten, was zu geschehen hatte. 31 ) Diese Verfügungen nahm der Londoner Sender zum Anlaß, um die Nachricht zu verbreiten, daß die Provinzen Bozen, Trient und Bel luno an das Deutsche Reich angeschlossen worden seien. Mussolini verlangte von der deutschen Reichsregierung, daß sie diese Meldung dementiere. 32 ) Das tat sie auch, aber nur mit dürren Worten

und wenig überzeugend. 33 ) Es scheint ziemlich sicher, daß Hitler daran dachte, Südtirol nach dem Krieg dem Deutschen Reich einzuverleiben, ja sogar die Grenze bis Venetien vorzuschieben. 34 ) Aber eben erst nach dem Krieg. Vorerst mußte er Rücksicht nehmen auf das Prestige und auf die Empfindlichkeiten des neufaschistischen Italien. Daher gab er Gauleiter Hofer Abb. 2: Generalfeldmarschall Erwin Rommel am 11. September 1943 in Kaltem Verein für Kultur und Heimatpflege Kaltem 2 “) Telegramm

Nr. 9 v. 15. 10. 1943 des Ge sandten Rahn an das Außenamt, zit. nach Stuhlpfarrer, Operationszonen, 76. 2 ") Text der Verordnung bei Stuhlpfarrer, Operationszonen, 272-274 u. bei Agosti- ni, Trentino, provincia del Reich, 183 bis 185 sowie in den Akten zur deutschen Auswärtigen Politik, Serie E VI, Doku ment Nr. 311, 533-535. 30 ) Ebda, 533. ”) Collotti, L’amministrazione tedesca dell’Italia occupata, 100; Akten zur deutschen Auswärtigen Politik, Serie E, VII, Dokument Nr. 39, 71-73. 32 ) Akten zur deutschen

Auswärtigen Poli tik, Serie E, VII, Dokument Nr. 24, 49; Anfuso, Da Palazzo Venezia al Lago di Garda, 378. 33 ) Ebda,; Latour, Südtirol und die Achse Berlin-Rom, 118; Toscano, La contro- versia tra Salö e Berlino per l’occupa- zione nazista, 8; De Felice, Die Südti rolfrage in den italienisch-deutschen Beziehungen 1938-1945, in: Innsbruck- Venedig, 380. 34 ) Toscano, La controversia tra Salö e Ber lino per l’occupazione nazista, 7-13: Mo- ellhausen, La carta perdente, 390.

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Dolomiten
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Seite 21 von 24
Datum: 01.08.1994
Umfang: 24
eine Einheit und ist deshalb einmalig und nicht übersetzbar. Ich kann das Wort Mühlen (Mehrzahl von Mühle ) übersetzen, nicht hingegen den Namen Mühlen. Die einstige Wortbedeutung des Namens in teressiert den Sprecher nicht. V Auch die deutschen Siedler, die seit dem späten 6. Jahrhundert in unseren Tälern heimisch wurden, fragten nicht nach der Bedeutung der Namen vordeut schen Ursprungs, die von der alpenromanischen Bevölke rung verwendet wurden, son dern übernahmen einfach diese fremden Lautgebilde

schaft geschaffen, mit der das Namengut unlösbar verbunden ist. Weil die Namen nicht be deuten, sondern bezeichnen, wurden die Namen vordeut schen Ursprungs von den mit telalterlichen deutschen Kanz leien einfach so übernommen, wie sie das Volk aussprach. Das kann als zweite Eigenheit an den angeführten Beispielen Natz/Schabs/Staben beobach tet werden. Die Namensformen entwickelten sich nach mund artlichen Lautgesetzen. Dazu noch ein Beispiel: Außer im ale mannischen Gebiet (Schweiz, Elsaß, Baden

, Vorarlberg) wur den im oberdeutschen Raum vom 11. bis ins frühe 13. Jahr hundert die langen i, u und ü zu ei, au und äu verzwielautet. Im Gemeindegebiet von Kastel ruth, in dem die deutsche Spra che erst im späten 14. Jahr hundert allmählich vorherr schend wurde, konnte sich die ser deutsche Lautwandel nicht durchsetzen. Namen bedeuten nicht, sie bezeichnen Die deutschen Schreiber der Gegend sagten im 13. Jahrhun dert sicher nicht mehr min nü- wes hüs, sondern bereits mein neues Haus, aber keiner hätte

vordeutschen Ur sprungs im deutschen Munde entwickelten, erkennt man das Alter der deutschen Sprache in den Tälern unserer Heimat. Da der aus einem vorrömischen pierà .Sumpf 1 entstandene Na me Pflersch die Auswirkungen der althochdeutschen Lautver schiebung (p zu pf) erkennen läßt, muß die deutsche Sprache um 800 im Raume von Gos- sensaß vorherrschend gewesen sein. Dasselbe gilt für das aus voiTömisch Indica entstandene Intichen (d zu t, c zu ch), aus dem im Spätmittelalter der Na me Innichen wurde

. Der Name Säben (mundartlich Seebm) zeigt die Auswirkungen von zwei althochdeutschen Lautge setzen. Durch die Erstsilben betonung wurde aus dem vor deutschen Sabiöna ein Zwei silber - wegen der starken Be tonung der ersten Silbe schrumpfte der übrige Wort körper zu einer Silbe zusam men -, und gleichzeitig wurde das a durch das i der Folgesilbe zu einem geschlossenen langen e gewandelt, das mundartlich esprochen wird (die Schrei- ung mit -ä- ist etymologisch nicht berechtigt und führt zii einer falschen

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Schlern
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Seite 5 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
I. L’Italia in guerra 1940-1943, tom. 2: Crisi e agonia del re- gime. Torino 1990. S. a. die ebenfalls um Unparteilichkeit bemühte, zusammen fassende Darstellung von Domenico Bartoli, L’Italia si arrende, Milano 1983. 7 ) Präzise Angaben über die von der Wehr macht an Italienern verübten Kriegs verbrechen enthält das Buch von Ger hard Schreiber, Die italienischen Mi litärinternierten im deutschen Machtbe reich 1943-1945 ..., München 1990. ") Josef Schröder, Italiens Kriegsaustritt 1943. Die deutschen

ausgegebenen Parolen; aber die deutschen Reaktionen auf die Wende in Italien sind vergessen oder verdrängt worden. 4 ) Dabei hatten die faschistischen Politiker um Dino Grandi, welche mit Zustim mung König Viktor Emanuels III. den Duce stürzten, ebenso vernünftig wie pa triotisch gehandelt, weil sie ihrem Land die Katastrophe ersparen wollten, in die Hitlers Krieg, schon damals erkennbar, führen mußte. 5 ) Auch waren Italiens Kö nig und Regierung zur Kapitulation berechtigt und zum Frontwechsel

(Mitte Ok tober 1943) genötigt; zumindest für erstere fanden sie in ihrem Volk, welches längst Frieden wollte, breite Zustimmung. 6 ) Wo die alliierten Truppen einrück ten, wurden sie als Befreier begrüßt. Aber das alles wird von vielen Deutschen eben heute noch ebenso verkannt wie im Herbst 1943, als mindestens 6000 italie nische Offiziere und Soldaten erschossen worden sind, weil sie ihrer rechtmäßi gen Regierung gehorchten und die Kapitulation vor der deutschen Wehrmacht verweigerten. 7 ) Statt

. 9 ) Aber der nun haßerfüllte Hit ler und seine ebenso unmenschliche Umgebung wollten „die Italiener“ bestrafen und, nach des Führers eigenen Worten, noch schlimmer behandeln als die Polen; vom Ärgsten ließen sie sich nur abhalten, nachdem Mussolini am 12. September 1943 von einem deutschen Kommandounternehmen „befreit“ worden war 10 ) und nach einigem Zögern wieder an Deutschlands Seite trat. Nicht nur im September 1943 setzten sich die Deutschen über das Selbstbestimmungsrecht der Italiener und über das Völkerrecht

Gegenmaßnahmen im italienischen Raum: Fall „Alarich“ und „Achse“, Göttingen 1969 (auf brei tester, vom Verf. sorgfältig aufbereite ten Quellenbasis). - Aufgrund eigener Erfahrungen hat über das Ende der Achse unparteilich berichtet und geur teilt Friedrich-Karl v. Plehwe, Schick salsstunden in Rom. Ende eines Bünd nisses. Mit einem Nachwort von Gustav R. Hocke, Berlin 1967. Vgl. auch Enno v. Rintelen, Mussolini als Bundesgenosse, Erinnerungen eines deutschen Mi litärattaches in Rom 1936-1943, 1965

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Seite 100 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
wurden zum Großteil in Sammellagern erfaßt und ihre Angehörigen ins Großdeutsche Reich verschoben.' 1 ) Nur ein relativ geringer Teil der Soldaten entging der völkerrechtswidrigen Internierung und der oft un menschlich harten Zwangsarbeit in deutschen Rüstungsbetrieben, darunter die Italiener, die im Notlazarett im Vinzentinum lagen und daher nicht transport fähig waren. Nicht wenige von ihnen hatten offenbar erst in letzter Minute dort Asyl gefunden und sich unmittelbar nach der deutschen Besetzung

krankgemel det. Auf diesen Umstand weisen jedenfalls die in den Krankenlisten aufgeführten diagnostischen Befunde hin, bei denen eine besonders hohe Zahl von unspezifi schen Kranheitsbildern wie etwa „Pleurite“ (Brustfellentzündung) auffällt . y ') Reale und „falsche“ Patienten wurden Ende September in ihre Heimatgemeinden entlassen und entgingen damit der drohenden Internierung im Reich. Auch einige in Brixen ansässige Italiener wurden aufgrund der Anzeige von AdO-Aktivisten verhaftet und interniert

, die ähnlich wirksam waren wie nackte Repressalien. So wurden die Autos ange sehener Italiener offenbar gezielt beschlagnahmt und den Eigentümern nach Wo chen in stark beschädigtem Zustand retourniert. Bereits im August wurde das dem italienischen Senator Conte Carlo Dudan gehörige Schloß Pallaus bei Brixen von deutschen Einheiten besetzt, die Einrichtung in den folgenden Wochen syste matisch demoliert und entfernt. 54 ) Die Revanche militanter AdO-Aktivisten richtete sich vorwiegend gegen her ausragende

. 1144). ) Hierzu grundlegend: Gerhard Schreiber. Die italienischen Militärinternierten im deutschen Machtbereich 1943 bis 1945. Verraten - Verachtet - Vergessen. Mün chen 1990. “) So mehrere Angaben in den „Elenchi di militari dimessi ed inviati in famiglia in seguito ad ordine del Comando Militare Germanico“, Liste des Standortarztes Dr. Netsch, 29. September 1943, StAB, Gemeindeakten 1943, Cat. 8.5.3. ') Die Angaben wurden aus den Personal akten der Gemeinde erhoben, aus Grün

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Seite 17 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
der Operationszone Alpenvorland, we der faktisch noch potentiell, sprechen allenfalls für einen begrenzten Sondersta tus. Zugunsten einer systematischen Angliederung an das Reich, wie sie in Lothringen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens betrieben wurde, würde z. B. die Schulpolitik sprechen, die nach dem „Geist des Nationalsozialismus“ da wie dort angewandt wurde. Im Oktober 1943 wurden die deutschen Sprachkurse für Südiroler Optantenkinder in deutsche Schulen umgewandelt, die auch von den Bleibem, somit

Laut Dr. Kurt Heinricher, dem deutschen Verwaltungsberater beim Präfekten in Trient, waren zwei Gedanken bei der Schaffung der Operationszone Alpenvor land maßgebend 15 ): 1. Der Oberste Kommissar ist die oberste nichtmilitärische Instanz, die aber auch in die Befugnisse der Militärbehörde eingegriffen hat. 2. Die Operationszone Alpenvorland ist keine Besatzungszone, sodaß auch die Befugnisse der Militärstellen eingeschränkt waren. Dabei wird auf den Konflikt Oberster Kommissar - Militärbehörde

bzw. des CST (Corpo di Sicurezza Trentino) Nr. 30, was analog auch im Adriatischen Küstenland vorkam. Die Aufrechter haltung der militärischen und der öffentlichen Sicherheit oblag somit dem Ober sten Kommissar. Die Auseinandersetzung zwischen den militärischen und den zivilen Stellen ist im Grund typisch für alle im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen besetzten Gebieten, vor allem natürlich der Konflikt mit den Parteiinstanzen und der na tionalsozialistischen Bewegung. Um auf die Frage

legislazione dei territori liberati“ vom 5. Oktober 1944 war nicht auf die Operationszone Alpenvorland anzuwenden, da diese auf einem besetzten Gebiet errichtet wurde, in dem jede Beeinflussung durch die RSI grundsätzlich ausgeschlossen war. „Verschleierte“ Annexion an das Reich oder Erhaltung der Souveränität? Einige der Annexion vorgreifende Handlungen sind zwar - nur für den Be reich der Provinz Bozen - zu registrieren, bedeuten aber keine Ausklammerung dieser Provinz aus dem Besatzungsgebiet

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Seite 15 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
Umgestaltung und Verwaltung des besetzten Gebietes im Sinne einer Angleichung an das eigene Land des Okkupanten, sozu sagen als Vorbereitung der Annexion, aber auch sonstige über den Rahmen der Okkupationsbefugnisse weit hinausgehende Maßnahmen.“ 12 )] Über die Bindung des Dritten Reiches an die vom Kaiserreich abgeschlossenen Haager Abkommen gab es keine Zweifel. „Im gegenwärtigen Kriege z. B. wäre es im Deutschen Reich als Besetzungs macht unmöglich, seine völkerrechtlichen Verpflichtungen gegenüber

“, heißt es in dem für die Zeit der na tionalsozialistischen Kriegsführung maßgeblichen Kommentar zur Haager Land kriegsordnung. 13 ) Die Einrichtung einer Militärverwaltung wie in Belgien und Nordfrankreich war im Dritten Reich nicht selbstverständlich, denn sie bedeutete die Ausübung der Exekutive durch das Militär und nicht durch Reichsministerien oder Partei stellen oder Bevollmächtigte Hitlers. Die Einrichtung der Militärverwaltung ent sprach aber den Regeln des Kriegsrechtes und den allgemein

, die ja selbst von Ver tretern des Dritten Reiches wie Gauleiter Hofer nie aufgegeben wurden, waren seit dem Vertrag von St. Germain zugegebenermaßen noch nie so realistisch ge worden wie zum Zeitpunkt des Ausscheidens Italiens aus dem Krieg, dem von den Deutschen mißtrauisch erwarteten „erneuten Verrat“, vor dem Mussolini selbst immer wieder gewarnt hatte. Dem widersprachen allerdings die wiederholten, über Jahre hinweg durchge haltenen Erklärungen Hitlers über den Verzicht auf Südtirol zugunsten der histo rischen

Freundschaft zwischen dem faschistischen Italien und dem Dritten Reich. Selbst wenn es die Befreiung Mussolinis und die von ihm errichtete Kollaborati onsregierung von Salö nicht gegeben hätte, so ist es doch äußerst fraglich, ob Hit ler jemals einen Gedanken an die Annexion verloren hätte. Der Parallel- und Präzedenzfall Elsaß-Lothringen kann hier zum Vergleich dienen. So wie das Des interesse Hitlers an Südtirol besonders auffallend ist, so bemerkenswert ist zwar auch seine kühle Distanz zu den beiden

Teilen dieses ehemaligen deutschen l0 ) Vgl. Wolfram Weber, Die innere Sicher heit im besetzten Belgien und Nord frankreich 1940-44, Düsseldorf 1978, S. 19 ff. ") Vergleiche dazu: Paul Guggenheim, Lehrbuch des Völkerrechts, Band II, Ba sel 1951, S. 937 f. Friedrich Berber, Lehrbuch des Völkerrechts, II. Band, Kriegsrecht. 2. Auflage, München 1969, S. 124 f. 12 ) Josef L. Kunz, Kriegsrecht und Neutra litätsrecht, Wien 1935, S. 94. 13 ) Kriegsgerichtsrat Dr. Waltzog, Recht der Landkriegsführung, Berlin

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Seite 21 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
würden nicht mehr abziehen, die Befreiung sei gekommen und die Annexion Südtirols durch das Reich schon eine beschlos sene oder vollzogene Tatsache. Während überall die Carabinieri und das Militär entwaffnet wurden, oft nur von wenigen beherzten Südtirolem mit der Amtsbin de, teils nur von einer Handvoll deutschen Militärs, machte sich ein Gefühl der Erleichterung breit; jetzt konnte nichts mehr passieren: Mussolini von seinen ei genen Leuten gefangengesetzt, der Präfekt verschwunden, die Amtsbürgermeister

wochen - dies der absolute Tiefpunkt im Innenverhältnis der Volksgruppe gewe sen ist. Während der 9. September für die übergroße Mehrheit der Südtiroler, die begeistert die Straßen mit den vorbeiziehenden deutschen Truppen säumten, ein historischer Freudentag war, mit psychologisch leicht zu verstehenden Jubel stunden, wurden andere Südtiroler von eigenen Landsleuten festgenommen. Die ser 9. September 1943 war schon ein denkwürdiger Tag. Denn wohl die meisten waren der Meinung, die Deutschen

, war den italie nischen Juden ein relativ ruhiges Dasein beschieden. Einige von ihnen hatten die faschistische Partei mitbegründet; mit Aldo Finzi, dem ehemaligen Vizeinnenmi nister, oder Guido Jung, Finanzminister von 1932-1935, hatten sie auch hohe Stellungen im Regime inne. Die jüdische Journalistin und Duce-Geliebte, Margherita Sarfatti, hatte eine offizielle Mussolini-Biographie („DUX“) verfaßt, deren deutsche Ausgabe übrigens im Reich verboten wurde. Zahlreiche jüdische Emigranten fanden Zuflucht

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Seite 8 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
faßtheit der italienischen und der deutschen Gesellschaft im Kriege erweist. Die Kirche war die einzige Institution, die auf allen Ebenen im Interesse der Bevöl kerung und besonders der Verfolgten zwischen Deutschen, Faschisten und Parti sanen vermitteln konnte und vielen Übergriffen entgegengetreten ist. Pius XII., der diese Hilfen initiiert und koordiniert hat, ist darüber auch zu einer nationalen Integrationsfigur geworden. Krieg, Partisanenkrieg und Bürgerkrieg, Verhaftungen, Deportationen

und Erschießungen (an die in den meisten nord- und mittelitalienischen Städten Ge denktafeln erinnern) mußten lange Schatten werfen und tiefe Ressentiments hin terlassen; so manche skeptische italienische Reaktion auf die Vereinigung der beiden deutschen Staaten im Jahre 1990 beruhte auf Erinnerungen an den Machtmißbrauch NS-Deutschlands. Zwar war auch im besetzten Italien zwi schen Deutschen und Nationalsozialisten unterschieden worden, vor allem weil es auch deutsche Diplomaten 211 ), Offiziere und Soldaten

gab, welche Härten des Krieges zu mildern und der Bevölkerung zu helfen suchten. * 21 ) Aber der Konfor mismus der meisten Deutschen und die Unterordnung der Wehrmacht unter Hit lers rassischen Totalitarismus hatten diese Unterschiede verwischt; nicht selten stellte die Propaganda der Resistenza die Deutschen insgesamt als Barbaren hin, welche seit tausend Jahren immer wieder Italien überfallen hätten. Solche Ressentiments sind vor allem in der linken Nachkriegskultur Italiens tradiert worden

„partitocrazia“ begonnen habe. 23 ) Die Mehrheit der Deutschen hatte in den fünfziger und sechziger Jahren wohl die politische Hegemonie der Democrazia Cristiana und die infolge der Politik Konrad Adenauers und Alcide De Gasperis wiederhergestellten offiziellen guten Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Italien erlebt 24 ); daß aber in Itali en die aus der Resistenza-Tradition schöpfende Linke kulturell dominierte, wur de kaum zur Kenntnis genommen. Auch weil diese die Kriegserinnerungen pole

: Zer störung Italiens. Hubert Jedin, Lebens bericht, hrsg. von Konrad Repgen, Mainz 1984, Kap. 10: Ein Jahr „Cittä aperta“ (1943-1944). Zu erinnern ist hier auch an die deutschen Offiziere, die mit dem Schutz von Kunstwerken be traut waren und dafür viel geleistet ha ben. Von Ludwig H. Heydenreich (da mals in Florenz) berichtet in diesem Zu sammenhang I. Origo, die ansonsten lei der nur wenig Gutes über die Deut schen in der Toskana mitzuteilen hat; Wolfgang Hagemann (damals v. a. in Verona tätig

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Seite 73 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
, wesentlich unkonventionel lere Möglichkeit erwogen: Und zwar die Aufstellung einer Guerillaeinheit. Diese Abteilung soll Störaktionen gegen die Deutschen nicht nur auf italienischem Gebiet, sondern auch an der Grenze zum Reich durchführen (Arlberg, Bregenz). 8 ) Doch es passiert nichts. Am 8. September wird schließlich der Waffenstillstand Italiens mit den Alliier ten bekanntgegeben. Die militärischen Stellen im Trentino haben keinerlei Anwei sungen erhalten, wie sie sich in diesem Fall zu verhalten

gleichen Namens. 6 * ) Das Durcheinander, die Orientierungslosigkeit zeigt sich wiederum gut in dieser Episode. Währenddessen verstärken die deutschen Truppen ihre Präsenz im Trentino. Die erste deutsche Division bezieht Stellung in Lavis, nur 8 km von Trient entfernt. Rund um Trient bezieht deutsche Flak Stellung. Dies alles noch mit Genehmigung der italienischen Stellen und offiziell mit der Be gründung, die Stadt gegen Luftangriffe zu schützen. Flakstellungen werden auf dem Monte Bondone

, auf der Anhöhe von Martignano, Povo und Villazzano errichtet.’) Es war für viele nur eine Frage der Zeit, bis Italien aus dem Krieg ausschied und die Deutschen vom Verbündeten zum unberechenbaren Element im eigenen Land wur den. Daher entschlossen sich führende Antifaschisten Trients, auf eigene Faust zu handeln und Kontakt mit Badoglio aufzunehmen. Manci, Battisti, Cadonna, Unter richter und andere bereiteten ein Memorandum an Badoglio vor. Folgende Vorschläge wurden unterbreitet: - Auswechslung

haben. Das Comando Su- premo hat zwar gegen Ende und Mitte August Richtlinien („Ordine III C. T.“ und „Memoria 44“) erlassen, wie sich die italienische Armee gegenüber den deutschen Militärkräften zu verhalten habe, wenn es zur Kapitulation käme. Doch diese Be fehle wären im Fall „Achse“ aber kaum ausführbar gewesen, und in der Regel er reichten diese Befehle die Kommandanten nicht. 9 ) Anscheinend erreichten sie auch nicht die militärischen Stellen im Trentino. In der Nacht des 8./9. September 1943 s ) Ebd

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Seite 60 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
Der Reichsaußenminister war mit Rudolph Rahn als deutschem Botschafter bei der italienischen Regierung der Repubblica Sociale Italiana von Salb (RSI) vertreten, der zugleich auch Bevollmächtigter des Reichsaußenministers beim Oberbefehlshaber Südwest war. 1 ) Soweit die deutschen Befehlshaber in Italien, die für eine Zustimmung zur Kapitulation in Italien gewonnen werden mußten, um eine solche geltend zu ma chen. Erste Kontaktversuche zwischen den Alliierten und den Vertretern der deutschen

Wehrmacht bzw. der SS in Italien waren bereits 1944 erfolgt. Der Be vollmächtigte des Deutschen Reiches in der RSI, Rudolf Rahn, hatte zu jenem Zeitpunkt bereits zweimal einen Mittelsmann in die neutrale Schweiz gesandt, um mit den Alliierten Gespräche über eine Kapitulation der deutschen Streit kräfte in Italien aufzunehmen. Allen Welsh Dulles, der Chef des US-Geheimdien- stes „Strategie Service“ in Europa und persönliche Vertraute des amerikanischen Präsidenten Roosevelt

. 1 ) Diese drei stellten nicht nur die Kontakte zwischen den kriegführenden Par teien her, sondern leisteten in erster Linie die überaus schwierige Vorarbeit. Es galt nämlich, die deutschen Befehlshaber davon zu überzeugen, ihren Eid auf den Führer zu brechen und ihrem Gewissen zu folgen, nachdem das Schicksal von 800.000 Soldaten und Millionen von Zivilbevölkerung in ihren Händen lag. Es mußte ihnen zudem begreiflich gemacht werden, daß ihre Ausgangsposition den Alliierten gegenüber bereits so schlecht

war, daß sie keine Bedingungen mehr stellen konnten. Die Deutschen glaubten nämlich zunächst noch zum einen, aus einer gewissen, noch vorhandenen Position der Stärke heraus günstige und eh renhafte Bedingungen bei einer Kapitulation erhalten zu können, zum anderen, den Kampf gegen die Sowjetunion bzw. gegen den Kommunismus an westalliier ter Seite fortsetzen zu können. Tatsächlich fürchteten auch die hohen Militärs ei nen blutigen sowjetischen Rachefeldzug gegen die Deutschen. Die Angst vor der Roten Armee

sollte bei den Entscheidungen in den folgen den Kapitulationsverhandlungen eine wichtige Rolle spielen. Die Deutschen hat ten eine sich teilweise zu Endzeit-Stimmung steigernde Angst davor, der Roten Armee ausgeliefert zu werden. Vor allem die nicht-kommunistischen Kräfte in Italien (darunter vor allem die Kirche) hatten kein Interesse an einer Machtüber nahme der immer stärker werdenden kommunistischen Partisanenverbände. Es ’) Vgl. Waibel, Max: 1945. Kapitulation in Norditalien. Originalbericht des Ver mittlers

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Seite 9 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
misch übertrieb, wollten oder konnten viele Deutsche sie nicht gebührend ernst nehmen, jedenfalls wurde bei uns lange weder die politische noch die moralische Bedeutung verstanden, welche die Resistenza für die Italiener und für die Fun dierung ihrer Republik gehabt hat. Die Politisierung der deutschen wie der italienischen Gesellschaft im Jahr zehnt nach 1968 hat endlich einen engagierten, die zeithistorischen Hypotheken einbeziehenden Dialog eröffnet, welcher zwar zunächst manches unhaltbare

Pauschalurteil hervorgebracht hat, auf Dauer aber dazu hilft, die Nationalismen zu überwinden und das Bewußtsein europäischer Identität zu bilden. 25 ) Auch die erst diesem Dialog zu verdankende Präsenz der zeitgenössischen italienischen Literatur in Deutschland hat die Deutschen auch mit den weiterwirkenden Pro blemen von Faschismus, Antifaschismus und Resistenza konfrontiert. Daß darü ber zu den früheren, in rechten Kreisen immer noch tradierten Vorurteilen auch provokante Gegenpositionen wie die von Erich

Kuby 2li ) bezogen worden sind, zeigt nur, wie notwendig eine unparteiliche Aufarbeitung und Diskussion der Fakten, Kontraste und Konsequenzen der Jahre 1943-1945 ist. Diesem doppelten Ziel widmete sich 1988 ein Kolloquium deutscher und italienischer Historiker im deutsch-italienischen Zentrum Villa Vigoni, dessen nachträglich noch erweiterte Beiträge 1992 veröffentlicht worden sind. 27 ) Neben vielen Einzelstudien liegt inzwischen eine flüssig geschriebene und reich illu strierte Gesamtdarstellung

. der Universität Karlsruhe, Heft 47 (1993), S. 27-37. 2 “) Erich Kuby, Verrat auf deutsch. Wie das Dritte Reich Italien ruinierte. Hamburg 1982. 27 ) Rudolf Lill (Hrsg.), Deutschland-Italien 1943-1945. Aspekte einer Entzweiung (Reihe der Villa Vigoni Bd. 3), Tübingen 1992. Vgl. darin bes. die Beiträge von Renzo De Felice (über Mussolinis Moti ve für seine Rückkehr in die Politik an Hitlers Seite), Elena Aga Rossi (über Re gierungen und Parteien Italiens 1943-1945), Gerhard Schreiber (über die italienischen

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Seite 59 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
Margareth Lun Der Zusammenbruch 1945 Das Vorspiel zum Ende in Italien Das Vorspiel zur Kapitulation der deutschen Streitkräfte in Italien besteht aus einem äußerst komplexen Nebeneinander von zum Teil nicht koordinierten Ver handlungen zwischen den Alliierten und den deutschen Befehlshabern in Italien einerseits und zwischen dem Italienischen Befreiungskomitee CLNAI (Comitato di Liberazione Alta Italia) und den deutschen Befehlshabern andererseits. Die Kapitulation der 800.000 Soldaten

betroffen sein. Zum besseren Verständnis scheint es notwendig, sich den Stand des Frontver laufs zu Beginn des Jahres 1945 zu vergegenwärtigen, als erste Kontakte mit den Alliierten geknüpft wurden. Die militärische Lage des Deutschen Reiches hatte sich seit 1943 zunehmend verschlechtert. Bei Aachen standen die Alliierten be reits auf deutschem Boden. An der Ostfront war Ostpreußen bereits überrollt, und die Rote Armee drang nach Schlesien, Pommern, Ungarn und in die Slowa kei vor. In Jugoslawien

waren Titos Partisanenverbände erfolgreich. In Italien verlief die Front bereits südlich von Bologna. In dieser Situation entwickelte sich im Oberkommando der deutschen Streit kräfte in Italien die Bereitschaft zu direkten Verhandlungen mit den Alliierten. Daß Teilstreitkräfte in einem Krieg Separatverhandlungen ohne Wissen und ohne Zustimmung der militärischen und politischen Führung beginnen, stellt für die Akteure bereits ein äußerst schwieriges Unterfangen dar. Im konkreten Fall bedurfte

es dazu aber erst einmal des Konsenses aller deutschen Befehlshaber auf der italienischen Halbinsel - eine sehr komplizierte und riskante Angelegenheit. Denn gerade hier wurde das im nationalsozialistischen Machtbereich geltende Divide-et-impera-Prinzip, mit durchwegs verschwommenen Kompetenzabgren zungen und aufgesplitterten und zum Teil sich überlappenden Machtbereichen, wirksam. An der Spitze der Deutschen in Italien stehen fünf Personen, die zum Teil Hit ler direkt, zum Teil Himmler untergeordnet

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Seite 76 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
Aufgefallen dürfte er vor allem durch seine Artikel, die seit dem 25. Juli im „II Brennero“ veröffentlicht wurden, sein. 20 ) Bertolini wurde mit großer Zustimmung durch die Anwesenden zum Präfekten bestellt. Bevor dieser aber akzeptierte, verlangte er von Hofer die Versicherung, daß jedwede Gewalt von den deutschen Truppen gegenüber der Bevölkerung unterbleibe und die Rechtsstaatlichkeit strikt eingehalten werde. 21 ) Die Ansprache Hofers hatte vollen Erfolg, dabei stimmen die Trentiner

setzte Hofer Bertolini, in Anwesenheit der Funktionäre und Angestellten der Präfektur, der Provinzverwaltung, der Quästur und der wirtschaftlichen Verwaltung, im Saal der Landesregierung offiziell als kommissarischen Präfekten der Provinz Trient ein. Zugleich bestellte er den Beam ten Kurt Heinricher als deutschen Berater des Trentiner Präfekten. 24 ) Dr. Heinricher war der starke Mann des Trentino. Er wurde 1911 als Sohn eines k. u. k. Beamten in Trient geboren. Nach dem Kriegsausbruch mit Italien

zog die gesamte Familie nach Galizien, wo sein Vater den Wehrdienst leistete. Erst 1919 zog die Familie wieder zurück nach Südtirol. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft war er als Akti vist beim „Völkischen Kampfring Südtirol“ politisch tätig. 1940 wurde er an die russische Front geschickt und kehrte 1941 schwer verwundet wieder nach Südtirol zurück. Aufgrund seiner hervorragenden Italienischkenntnisse sandte ihn Gauleiter Hofer 1943 als deutschen Berater nach Trient. 25 ) Am Nachmittag

desselben Tages erschien die neue Tageszeitung „II Trentino“ mit dem ersten Aufruf des neuen Präfekten de Bertolini an die Trentiner. Bertolini erklärt darin die Errichtung der Operationszone allein durch die mi litärische Situation bedingt und ruft die Bevölkerung auf, mit den Deutschen zu sammenzuarbeiten. Er selbst sieht seine Stellung als Vermittler zwischen Trentiner Bevölkerung und den deutschen Machthabern. Er spricht von einer Übergangssitua tion „bis zum Endsieg der deutschen Waffen“. Der Aufruf

. In einem Brief an Bertolini weist er auf die Tradition des „Irredentismo“ hin und auch auf die Gefahr, die eine Zusammenar- 2 “) In: „II Popolo Trentino“, 10. Jänner 1948. 21 ) Vadagnini, 1978. S. 114. 22 ) Anna Maria Lona: Alpenvorland - am- ministrazione, societä e resistenza nel Trentino. In: Venetica - Rivista di storia delle Venezie. Abano Terme, 1984. S. 137-57. Bertolini wurde wegen Kolla boration mit den Deutschen angeklagt. Er wurde übrigens freigesprochen. 23 ) Aussage Frau Heinrichers gegenüber

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Seite 82 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
Vordringen und diese Information den deutschen Stellen weiterleiten. Der Tag, an dem die deutschen Machthaber zuschlugen, sollte bald kommen: Es war der 28. Juni 1944. 28.Juni 1944 Am Abend des 27. Juni beginnt am Sitz der SS Trient unter dem Kommando des SS-Oberleutnants Sigfried Hölzl eine großangelegte Aktion gegen den Trentiner Wi derstand. Die gesamte Aktion wurde schon vorher in Bozen geplant, und 50 Mann, zum guten Teil Offiziere und Unteroffiziere und zahlreiche Südtiroler (vom SOD

und bei den Verhören schwer gefoltert. Man wollte von ihm, dem Chef des CLN Trient, alles über die Organisation des Widerstandes und seine Verbindungen zum Ausland wissen. So vergingen einige Tage schwerster Folterungen. Als er am 7. Juli neuerlich verhört wurde, stieß er den Wächter beiseite und sprang aus dem Fen ster des dritten Stockes. 51 ) Der blutige Vorfall vom 28. Juni belastete die Zusammenarbeit zwischen den deutschen Behörden und Trentinern sehr, besonders die Beziehung zwischen Berto- lini

und Heinricher. Ereignisse im Fleimstal Ende April kapituliert die deutsche Wehrmacht in Italien (tritt am 2. Mai in Kraft). Der Krieg ist demnach schon zu Ende, als es noch am 2., 3. und 4. Mai im Fleimstal zu blutigen Zusammenstößen zwischen Partisanen und sich nach Südtirol zurückziehenden deutschen Truppen kommt. Diese Ereignisse zählen zu den blutig sten des ganzen Krieges. Hier kurz der Ablauf der Ereignisse nach Agostini und Radice: 3. Mai: Gegen 13.30 Uhr treffen in der Nähe der Ortschaft Miravalle

di Capriana ein VW des Roten Kreuzes, besetzt mit drei bewaffneten Deutschen, und zwei Parti sanen auf einem Motorrad aufeinander. Die Deutschen eröffnen das Feuer und tö ten einen Partisanen (einen gewissen Franz Kolmann, vermutlich deutscher Deser teur). Der zweite verschanzt sich und erwidert das Feuer. Vom Cembratal treffen weitere deutsche Laster ein. Diese werden von der Partisanenbrigade „Battisti“ attackiert. Die deutsche Abteilung wird aufgerieben, 50 Soldaten werden von den Partisanen

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Seite 61 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
lag in ihrem ausgesprochenen Interesse, die Kampfhandlungen so schnell wie möglich zu verkürzen. Eine Hinauszögerung des Kampfendes spielte nur den ita lienischen sowie den jugoslawischen Kommunisten in die Hände. Die konkreten Verhandlungen zwischen den Alliierten und den Deutschen be gannen im Frühjahr 1945. Am 8. März 1945 fand in Luzern ein erstes Treffen zwi schen Gero v. Gaevernitz, dem ersten Sekretär von Allen W. Dulles, und Karl Wolff statt. Um seine ernsten Absichten zu bezeugen

, forderten die Alliierten von Wolff die Freilassung des Partisanenführers Ferruccio Parri, der in Verona in Ge stapohaft war, sowie des Widerstandskämpfers Antonio Usmiani. 4 ) Parri wurde 1945 italienischer Ministerpräsident. Mit Appellen, Drohungen und Versprechungen versuchten die Alliierten, die deutschen Oberbefehlshaber in Italien aus dem nationalsozialistischen System herauszulösen und zur Kapitulation zu bewegen. Bis zum April 1945 spitzte sich die Lage des Deutschen Reiches dramatisch zu. Hitler

hatte befohlen, alle Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungs anlagen zu zerstören, um sie nicht den Alliierten überlassen zu müssen. Die So wjets starteten von der Oder-Neiße-Linie aus einen Großangriff. Königsberg und Wien wurden von der Roten Armee erobert. Der Endkampf um Berlin hatte be reits begonnen. Im Westen standen die Amerikaner bereits bei Mainz. Zu „Führers Geburtstag“ am 20. April bombardierten amerikanische Kampf flugzeuge das Hauptquartier der deutschen Heeresgruppe

C im venezianischen Recoaro in unmittelbarer Nähe zur Grenze der Operationszone Alpenvorland. 5 * ) Zugleich hatten die Alliierten an der italienischen Front einen Durchbruch er zielt. Die 14. deutsche Armee mußte beim Rückzug über den Po große Verluste hinnehmen. Die Front war in einzelne Kampfgruppen zerstückelt. Gleichzeitig wurden die deutschen Sicherungskräfte im Hinterland in ständige Kämpfe ge gen Partisaneneinheiten verwickelt. Bei den an deutscher Seite kämpfenden ita lienischen Verbänden setzte

ein Auflösungsprozeß ein. 8 ) Durch ihr eigenmächtiges Handeln setzten sich die deutschen Befehlshaber großer Gefahr aus. Vor allem mußten sie ständig die Entdeckung durch das Spit zelnetz Ernst Kaltenbrunners, des Höchsten Chefs der Gestapo und des SD, fürchten. Tatsächlich sammelte Kaltenbrunners Dienststelle belastendes Materi al gegen Wolff. 7 ) Aufgrund Kaltenbrunners Informationen forderte Himmler Wolff mehrfach auf, zur Berichterstattung nach Berlin zu kommen. Wolff erklär te sich aber für unabkömmlich

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Seite 103 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
scher Rationalität und klarer Zuständigkeiten ins Brixner Rathaus Eingang fin den - ein Postulat, das angesichts der NS-typischen Polykratie des institutionei len Umfeldes nicht leicht einlösbar war. Jedenfalls sollte eine möglichst aktive und handlungsstarke Administration Stanek von Anfang an die Akzeptanz des neuen Regimes unter der Bevölkerung sicherstellen und den Unterschied zwi schen einer „deutschen“ Verwaltung und dem bisherigen Regime demonstrieren. Dies wurde

vor allem auch durch die Wiederverwendung der deutschen Amts sprache im Geschäftsverkehr erreicht und nicht zuletzt durch die vom Obersten Kommissar rasch genehmigte Wiedereinführung der deutschsprachigen Orts- und Straßenbezeichnungen. 65 ) (2) Die Verwaltung Stanek mußte von Anfang an mit einem sehr begrenzten fi nanziellen Rahmen zurechtkommen und ihren Aufgabenkatalog entsprechend zurückstutzen. An größere öffentliche Bauvorhaben und Infrastrukturmaßnah men, die über dringend notwendige Instandhaltungsarbeiten hinausgingen

der Gemeindeverwaltung an. Die Einstellung von deutschem Personal sollte den Status quo ante wiederherstellen und den seit den zwanziger Jahren widerrechtlich und brutal erfolgten Abbau Südtiroler Beamter wiedergut machen. Sie war aber auch eine wichtige Voraussetzung für die erhoffte Einglie derung Südtirols ins Reich und signalisierte für die Bürgerschaft mehr als vieles andere den Umschwung der Dinge. In diesem letzten Bereich erzielte Stanek einen durchschlagenden Erfolg: In nerhalb eines halben Jahres wurden

von 109 Gemeindebeamten und -angestell- ten 43 entlassen, in den gemeindeeigenen Sonderbetrieben (Elektrizitätswerk, Lungenheilanstalt und Krankenhaus) mußten 30 der 119 Bediensteten gehen. 66 ) Insgesamt trat bis zum 1. März 1944 ein knappes Drittel des Gemeindepersonals (73 von 228 Mitarbeitern) aus, davon der größte Teil unfreiwillig. Die vakanten Stellen wurden ausnahmslos mit deutschen Beamten besetzt, ein erheblicher Teil davon kam aus der Belegschaft der Wertfestsetzungskommission, deren Aufga

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Seite 41 von 114
Datum: 01.08.1994
Umfang: 114
, daß sich die militärischen Befehlshaber im zi vilen Bereich ausschließlich an die Obersten Kommissare richteten. 85 ) Vermoch ten diese Erlässe auch nicht, die Kompetenzverflechtungen restlos aufzulösen, so gelang es ihnen doch, die groben Reibungsflächen aus der Welt zu schaffen. Neue Macht in die Hand bekam Franz Hofer durch den Führererlaß vom 25. September 1944, der die Buben unter 17 und die Männer zwischen 50 und 60 Jahren dazu verpflichtete, ihre „Heimatgaue“ zu verteidigen. Im Deutschen Reich nannte

und gegen die ADO-Leute, seltener gegen die deutschen Behörden, am wenigsten gegen Franz Hofer. Zusehends Probleme be kam Franz Hofer aber mit dem Militär, namentlich mit dem Befehlshaber der Operationszonen General Joachim Witthöft. Franz Hofer stellte sich auf den Standpunkt, daß ihm in der Operationszone Alpenvorland die Stellung eines Mi litärbefehlshabers zukomme. Er konnte sich dabei auf Feldmarschall Erwin Rommel berufen, der dies mit Schreiben vom 24. September 1943 anerkannt hat te. Aber Rommel

man dieses letzte Aufgebot Volkssturm, in Tirol Standschützen. Hofer hatte für diesen Fall schon große Vorarbeit geleistet, in Nordtirol gleich nach sei ner Machtübernahme, in Südtirol ab Herbst 1943. In das“Schießen einüben konn ten sich die Standschützen an den vielen Schießständen, die überall im Lande re aktiviert oder neu errichtet wurden. Militärisch ausgebildet wurden sie von der deutschen Polizei in Meran, Gossensaß und Mals. Die Kreis- und Landesschießen gestaltete Hofer zu feierlichen Demonstrationen

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