. Herausgeber: Südtiroler Zeitungsverlag, G. m. b. H. — Notationsdruck Buch- und Kunstdruckerei S. Pötzelberger, I Meran. Deutsches Volkstum und deutsche Literatur. Es mag ln «den Zeiten vor dem Weltkriege als eine theoretische Frage erschienen lein, deni Zusammenhänge zwischen deutschem Volkstum «und «deutscher Literatur nachzusinnen — heute, da die Ein heitlichkeit unter uns Deutschen wieder einmal gründlich gelockert wurde, ift es eine offenbare Lebensfrage geworden, auch die Mission der deutschen
Literatur für «unsere Zukunft zu erkennen und darnach das'Steuer zu stellen: weniger verhängnisvolle Fehler wären gemacht worden, wir hätte» uns innerlich stärker erwiese», wäre das Seelisch klarer in uns gewesen, hätten alle Deutschen' wahrhaft national im Innern gefühlt.. Die Literatur ist, -soweit sie wertvoll ist, kein ästhetisches Spiel, sie ist kristallisiertes Volkstum. Nur durch Ihr Volkstum besteht eine Nation, nicht -durch die staatlichen Grenzen, die nie alle Deutschen auf Erde» umschließen
können, nicht durch Ne- gierungsformen, die vergänglich find: eine Nation steht und fällt mit ihrem seelischen Besitz. Dieser seelische Besitz, der ungreifbar ist, der uns über alle Trennungen «hinweg eint und hohen Mutes macht, flieht in unseren Adern von den deutschen Geschlechtern in den Jahr hunderten vor uns, er wird geschaffen durch die Märchen und Sagen, die unsere Kindesohren von der Mutter hörten, er stamnit aus Luthers Bibelübersetzung, von Grimm, Hebbel und Hauff, von den Wiegenliedern und Volkssängen, von unseren Festen
, welch köstliche Freude Bücher sind, weich «bindende Heimatskrast ihnen innewohnt, wie Heimweh zu fester Liebe durch sie geläutert wird, wie das deutsche Buch von Wert die deutschen -Kinder ln der Fremde deutsch erhält und erzieht, wie selbst in der Heimat ein Buch festigt, «das die Kennzeichen des Stam mes (Dialekt usw.) trägt, dem man entstammt, gleich einer Art un sichtbarem Elternhaus umgibt «uns die Luft, die aus solcheii Zeilen in unsere Seele quillt; wir verstehen die Stammesart
der anderen Deutschen durch deren Heimatbücher auch «besser, als durch alles an dere! Schwäbische Dichter haben den Norden erobert, Naabe und Wildenbruch haben mitgeholfen, Süd und Nord zu elnenl Wie eini gend hält Fontane «das gute ülte Berlinertum fest, gegenüber dem großstädtischen Mist, der draufgehäust wurde, wie erinnert er, Polenz und der erhabenste Preuße Kleist, me anderen Deutschen, daß es ein liebenswertes Preußen gibt, wer vermag die Losgerissenen in Schleswig mehr bei der Heimat und die Heimat