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Tiroler Grenzbote
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Seite 9 von 10
Datum: 23.01.1932
Umfang: 10
, BriefhGllen, Zahlkarten, Paketkarten, Einladungs-, Geschäfts- und Besuchskarten, Auf- klebe-Adressen, Reklame- und Werbe drucksachen, Kataloge, [Broschüren, Verlobungs-, Vermählungs- u. Trauer- Anzeigen, Durchschreibebücher aller Art, Plakate • Saubere, einwandfreie Ausführung, preiswerte Berechnung Buchdruckerei u. Verlag Ed. Lippott Kufstein Gleich'darauf traten Christian und Klara vor den .alten Mann. „Vater", sprach Christian, „ich habe eine große Bitte. Klara und ich sind beute einig geworden

saßen, waren völlig einig. Dem Entschlüsse sollte rasch die Tat folgen, denn eme lange Brautzeit hatte keinen Sinn: sie würde überdies, da Christian im Hause wohnte, die strengen Sittenbegriffe der Bergbewohner verletzen. Also sollte so bald als möglich Hochzeit sein. Dazu brauchte Christian in erster Linie verschiedene Papiere. Er schrieb noch am selben Abend an den Vor steher und an das Pfarramt seiner Heimatgemeinde darum. Nun würde sein Aufenthalt wohl bekannt wer den. Aber was kümmerte

ihn das noch? Das lag weit hinter ihm. Vierzehn Tage später schon verkündete der Pfarrer von St. Peter vor dem Hauptgottesdienst am Sonntag von der Kanzel herab: „Zur Ehe haben sich entschlossen der ehrsame Jüngling Christian Nocker von Oberweiler und die ehrsame Jungfrau Klara Huber. Bauerntochter vom Klarenbrunn." — LarsaHliH sprach man in Oberweiler ln diesen Tagen wieder kurz von Chr-stian Nocker. Der Vorsteher erzählte nämlich im „Goldenen Adler", der Christian Nocker sei, wie es scheine, in St. Peter

'M Wippachtale. wo er sich zu verheiraten gedenke, er habe um den Tauf- und Hei- matschein geschrieben. Die Leute halten aufgehorcht und einer meinte: „Viel- leicht ist dem Christian dort drinnen wohler wie auf einem großen und verschuldeten Besthe. Die Zeiten sind schleckt für uns Bauern, die Steuern und Abgaben sind zu hoch der Preis unserer Produkte zu gering. Wer weiß, ob es uns nicht auch einmal so geht wie dem Christian Nocker. Freilich, wenn einer Geld genug hat wie der neue Nocker- hofer

. Das war Christian Nockers und Klara Hubers Hochzeitstag. Als es dämmerte, da stand Christian schon wieder im Stalle am Klarenbrunn, fütterte, tränkte und molk das Vieh, während Klara in der Küche das Nacht mahl kochte. Christian Nocker. der am Brunnen Wasser holte, blieb einen Augenblick dort stehen. Sinnend ging sein Blick in die Runde. Die Sonne war hinter den Bergen im We sten versunken, hohe Bergspitzen in der Ferne glühten purpurrot, und am Himmel trieben im unendlichen Blau einzelne rosig überhauchte

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Tiroler Grenzbote
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Seite 14 von 18
Datum: 24.12.1931
Umfang: 18
„Gerade schön iü das ocn der Lena nicht", sprach cne Ochsenwirtin wegwerfend, „und der Michel hat sie wirklich gern." „Ich weiß überhaupt nicht", riet die Vorsteherin fast heftig, „was die Burschen an diesem Mädel finoen; es gibt ooch noch lungere und schönere ini Torfe!" „Ta hast du schon recht", gab die Ochsenwirtin bereit willigst zu, denn ihre Tochter sah den Christian Nocker auch nicht ungern, „aber die Männer haben oft einen solch unverständlichen Geschinack. Und vielleicht versteht

dann aus. Die Ge meinde kaufte den Hof. es ist unser heutiges Armenhaus." Während der Greis dies erzählte, kam draußen im Flur ein grauhaariger Mann..wie ein Bauernknecht ge kleidet. die Stiege herausgehastet. Ein paar Burschen, die dort zusammenstanden. um sich abzukühlen, riefen jhin lachend entgegen: „Hallo. Sepp, kommst auch noch zuin Tanze-" Ter Alte ging aber auf den Scherz nicht ein. sondern rief erregt: „Wo ist der Christian? Er soll helmkominen, der Vater ist plötzlich krank geworden." Ta trat

einer der Burschen unter die Saaltür und rief laut: „Christian Nocker. sollst herauskommen!" Christian Nocker batte eben wieder mit der Schiru- bacher Lena einen Tanz beendet und das Mädel auf seinen Platz geführt. To hörte er den Ruf und folgte ihm. Als er draußen den alten Knecht sah. fragte er erstaunt: „Sepp, was ist, willst du mich?" „Ja! Mußt heimkommen, dem Vater ist nicht gut." „Dem Vater?" „Ich glaub', es steht schlecht", meinte der Knecht. „Wart'. >ch komrue gleich!" Christian Nocker eilte in den Saal

ist um den Doktor, der Hans zum Pfarrer gegangen, ich Hab' dich SchÄtz." . . - „Ist der Vater ohnmächtig geworden?" Ter alte Sepp schüttelte bedenklich den Kopf und meinte: „Christian, ich glaube, es ist ein Schlagaiifall gen>esen." Auf einmal blieb Christian Nocker stehen und rief: „Tr. Renger -st ja auch im „Adler". Gehen wir schnell zurück!" Sie waren aber nur wenige Schritte gegangen, da ka men ihnen schon der Arzt und der Iungknechr entgegen. Als sie den Nockerbof betraten, war der Pfarrer soeben

auch angelangt. — N--ch kurzer Untersuchung weiidete sich der Arzt an die Umstehenden mit den Worten: „Tas Herz schlägt nicht mehr, der Tod ist also schon eingetreten." Tr. Reiiger drückte Christian teilnehmend die Hand und ging wieder, der Pfarrer aber sprach am Totenbette die ersten Gebete. Rein mechanisch murmelten Christian Nockers Lippen die Gebete mit. sonst stand er mit unbeweglicher Miene por dein toten Vater und seine Augen blieben trocken. Er konnte feine Trauer empfinden, er konnte nicht lügen

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Tiroler Grenzbote
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Seite 13 von 18
Datum: 24.12.1931
Umfang: 18
Tinhundertsechsu nkzwa nz'lg'käu send Mark ruhten aus dem Nockerhofe und seinen Gründen. Neunzigtausend, im besten Falle hunderttausend mar der Nockerhos samt allein Drum und Dran, mir lebendem und totem Inventar, wert. Christian Rocker saß regungslos eine lange Weile. Es war ihm, als plage ihn ein wilder, wüster Traum, aber die Zahlen blieben trotzig und grausam. Unerbitt- lich sagten sie dem Manne, daß ihm der väterliche Besitz in dem Augenblicke verloren sei, in dem er ihn antreten hätte

sollen. Dann sprang er auf. „Um Gottes Willen, was hat Vater mit dem vielen Gelde getan?" In diesen Worten machte sich die wahnsinnige Erre gung Luft. Die beiden Hauptgläubiger waren die Sparkasse in Tierstein, der nächsten Stadt, und Jakob Wendlinger, der reiche ^wanenwirt und Brauer aus Tachberg, einem Nachbardorfe. Ihm schuldete Vater ein großes Kapital und auch schon ein kleines Vermögen an Zinsen. Mit nervöser Hast begann Christian Nocker die Laden und Abteilungen des Sekretärs zu durchsuchen

. In einer ledernen Geldtasche fand er ganze vierhundert Mark als einziges Bargeld, in eine andere war eine ganze Meiige von Mahnbriefen, in denen teils die Sparkasse, teils Rechtsanwälte fällige Zinsen und andere Schulden ein mahnten, hineingestopft, dazu kamen Gerichtsurteile uiid Pfanderwirkungsbeschlüsse und dergleichen Urkunden, eine Reihe unbezahlter Rechnungen, auch ein Wirtschaftsbuch, m das seit Jahren keine Eintragungen mehr gemachi waren, kurz, ein Bild trostloser Zerrüttung. Christian Nocker fand

aber nichts, was ihm darüber Aufschluß ge- gegeben hätte, wozu Vater das Geld gebraucht hatte. Der Nockerhof war gut imstande, er mußte ein ganz nettes Erträgnis abwerfen, trotzdem war jeder Ziegel auf dem Dache, jeder Halm im Felde und jeder Stamm im Walde über und über verschuldet. Wie war dies möglich? Es war drei Uhr morgens, als Christian halbbetäubt von der Wucht dieser Entdeckung zu einem knappen, un ruhigen Schlummer se'n Lager aufsuchte. Als aber die Knechte um fünf Uhr in den Stall gingen, da war er auch schon

wieder auf. Gegen neun Uhr kam mit seinen beiden Apfelschim meln der Schwanenwirt von Tachberg angefahren. Etwas schwerfällig stieg der dicke Mann von seinem Wagen, rief einen Knecht, übergab ihm die Pferde und trat dann in den Nockerhof ein. Christian saß in der Stube und rechnete. Eine dunkle Röte glitt über sein Gesicht, als er den Besucher erkannte. „Grüß Gott, Nockerhofer!" rief Jakob Wendlinger mit seiner dröhnenden Stimme. „Hast ein bißchen Zeit? Schön!" Er ließ sich in einen Stuhl fallen. „Christian

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 3 von 20
Datum: 27.10.1932
Umfang: 20
des mensch lichen Wallens -auf dieser Erde Erst -acht Tage nach der Be-erdi-gung des alten Franz Karl fand auf dem Wolfnerhofe die Taufe statt. Dieses Mal war der Postwirt von St. Peter Pate. Christian Rockers zweiter Sohn erhielt den Namen d-es -eb-en Heim gegangenen. Beim Notar draußen in der Stadt -war Franz Karl Wolfners letzter Wille hinterlegt. Er -be stimmte >in kurzen Worten: „Ich vermache meinen ge- samten Besitz, den Wolfnerhof mit totem und lebendem Inventar, mit allen Wiesen und Wäldern

und mein beim Sparverein St. Peter liegendes Barvermögen den Ehe- leuten Christian und Klara Rocker 'ins unbeschränkte, ge meinsame Eigentum." Wie -auch in früheren Zeiten saßen Christian und Klara abends nach -dem Nachtessen und nach des Tages Mühen allein in der Stube beisammen. Kinder -u-Nd Dienstboten — eine Magd war nun auch auf den Hof ekommen — schliefen dann schon. Klara nähte older esserte Wäsche aus, Christian rauchte seine Pfeife und las in seiner Zeitung oder in den Dorfkalendern, die -er hielt

und die für den Bauern manches Wissenswerte für Stall und Feld brachten. Oder -er plauderte -mit feiner Frau über die Dagesarbeit uNd was am nächsten Tage zu tun sei, besprach sich mit ihr über Holz- und Vieh- verkauf und dergleichen Dinge, Uber die zu sprechen sie untertags keine Zeit fanden. Oft aber sprachen sie auch von der Zukunft, die sie ihren Kindern bereiten wollten, und schmiedeten dabei mancherlei Pläne. „Wie ich es mir -ausgedacht habe, Klara", sprach eines Abends Christian. „Der Hans bekommt den Wolf

nerhof, die Gretl wird sowieso einmal fortgehen von uns, und dem Franz Karl bauen wir den Klarenbrunn wieder auf." Da rief Klara voll Freude: „Christian, d-as ist ein guter Gedanken. Und wenn wir einmal -ganz alte Leut chen sind, werden wir bald auf dem Wolfn-erhofe, bald auf -dem Klarenbrunn bei den Kindern fein." So machten sie sich ihr-e Pläne. Müßiges Reden -und Sinnen d-es schwachen Menschen. Eine unsichtbare Hand lenkt -uns meist ganz andere Wege, -als wie wir sie mit unserem -endlichen Geiste

zu sehen vermeinen. Auch Christian Rockers Fahrt war no-ch nicht zu Ende, die Berge und einsamen Höhen !des Wippachtales waren nicht seine letzte -Station . . . Es war wieder einmal Mai geworden, d-a brachte idi-e Post Christian einen Brief von Tachberg. Jakob We-nd- linger, der Schwanenwirt, schrieb, daß er einen schlechten Winter hinter sich habe, der ihn viele Wochen ans Kran- kenbett fesselte. Nun -sei er wieder genesen, aber noch lange nicht aus -der Höhe. Cr werde eben alt. Sein Arzt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 10
Datum: 30.11.1938
Umfang: 10
von Valenciennes wurden in den Schmiede- und Stahlwerken von Txith-Saint-Leger eingesetzt, um -die Arbeitsfreiheit sicherzustellen. In der elektrischen Zen- Atle Rechte Vorbehalten bei: Horn-Verlag, Berlin W 35 Blondes Glück am Senegal 7 Roman von Hanns Reinholz Christian sah, daß der Mann sich rückwärtsgehend ent fernte. Die Pistole blieb weiter aus ihn gerichtet. Jetzt hatte der Unbekannte die Leiter erreicht. Vorsichtig tastete er sich rückwärts die Leiter empor. Auf halber Höhe blieb er stehen und rief

Christian zu: „Folgen Sie mir langsam . . ." Christian trat näher. Der Mann kletterte weiter nach oben, ohne den Pistolenlauf von Christian adzulassen. Jetzt hatte der Fremde den festen Boden des Erdgeschosses er reicht. Dort ließ er sich aus die Knie nieder und leuchtete mit der Lampe nach unten. „Nun kommen Sie herauf", kommandierte er. Chri stian gehorchte. Dann standen sich die beiden Männer wie der gegenüber. „Gehen Sie voran", befahl der Fremde. Christian ging einige Schritte vorwärts. Plötzlich

ihm ran gen zwei Männer. Hastig griff Christian nach der Taschen- lampe, die seinem Gegner aus der Hand gefallen war. Er i trale von Thiers überfielen etwa 30 Streikende einen Ar beiter, verprügelten ihn und wollten ihn dann in einen Kanal werfen. Der Unglückliche wurde schließlich von den Angreifern über die Einfriedung einer Eisenbahnlinie geworfen und dort einfach liegengelassen. Der „Jntransigeant" hat über die schweren Folgen der Besetzung und gewaltsamen Räumung der Renault- Werke in Paris

. Jetzt aber hatte sich auch Christian wieder gefaßt. So fort war er hinter dem Flüchtigen her, den die Dunkelheit verschluckt hatte. Aber die Taschenlampe leuchtete nicht wert genug. Außerdem konnte ihr Schein dem anderen auch ver raten, wo er sich gerade befand. Und der andere hatte erne Pistole bei sich. . .! Mißmutig kehrte Christian auf demselben Wege wie der zurück. Zu seinem Erstaunen fand er den Raum leer. Der Amerikaner war verschwunden. Aber die Tür, die zur Diele hinausführte, war offen. Als Christian hinaustrat, kam

gerade der Amerikaner durch di^ geöffnete Haustür ins Haus herein. „Ich habe nicht schlafen können", berichtete Weutworth, „und war noch ein Weilchen im Garten spazieren gegan gen. Da sah ich Licht im Kellerfenster. Ich kehrte ins Haus zurück, kam in diesen Raum und iah gerade, wie ein Fremder Sie mit der Pistole vor sich hertrieb. Den Rest wissen Sie . . .!" Christian reichte ihm die Hand. „Ich danke Ihnen . . ." sagte er. Der Amerikaner wehrte ab. „Keine Ursache, es war ein Zufall. Uebrigens

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 3 von 16
Datum: 22.09.1932
Umfang: 16
Geld erspart. nvo WWMlSMllWMllk Erzählung von W o l f g a n g Kem 1 er. 7 (Nachdruck verboten.) „Vater," erklärte 'Klara, „der Postwirt schickt uns einen Knecht." Christian grüßte. Der alte Bauer grüßte zurück und fragte: „Ihr kommt von St. Peter?" „Soeben. Bin heute ins Tal gekommen, um eine Stelle zu suchen, da wies mich der Postmeister an Euch." ,/Recht wäre es schon, wenn die Klara endlich ab- gelöst würde. Aber ob es Euch bei uns gefällt." „Das müssen wir eben versuchen," meinte Christian

. Während Klara das Zimmer verließ, um Essen zu besorgen, sprachen der alte Bauer und Christian mit wenigen Worten über den Lohn. Christian war mit dem Angebotenen zufrieden, die Sache also denn bald ab gemacht. So wurde Christian Rocker Knecht auf dem Klaren- brunn. Die nächsten Tage schon sagten dem alten Huber und seiner Tochter, daß sie ihre Wahl nicht zu bereuen brauchten, daß sie mit ihrem neuen Gehilfen einen guten Griff getan, ja 'sie empfanden bald, daß ihnen diesen Mann der Herrgott gesandt

hatte. Aus der Art, wie er die Arbeit angriff, sahen sie wohl, daß er sie verstand und gewohnt war. Auf die Fragen nach seiner Herkunft und früheren Stellung hatte Christian nur ausweichend geantwortet. Er komme vom Lande draußen, wo er auf einem großen Bauernhöfe beschäftigt gewesen sei; nun habe es ihm dort nicht mehr gefallen und er wollte ein mal in die Berge. Klara merkte wohl, daß der neue Knecht nicht aus- efragt fein wollte, mit der den Frauen eigenen Schlau- eit gab sie dem Gespräch jedesmal

eine andere Wendung. Christian Rocker aber hatte nicht viel Zeit, trüben De- danken nachzuhänaen, und das war ihm gerade recht. Harte und oft schwere Arbeit füllte seine Tage von früh bis spät. Oft kam ihm das Staunen, daß Klara diese Arbeit allein hatte tun können. Gewiß, es war viel ver- nachläfsigt worden, trotzdem das tapfere Mädchen wie der stärkste Mann geschafft hatte. So fand denn Christian neben der täglichen Bauernarbeit noch vieles andere zu tun. Schäden mußten ausgebessert

werden, die sich an den Baulichkeiten zeigten und die nicht länger belassen werden durften, am Geschirr, am Werkzeuge fehlte dies und das. Aber Christian griff mit festen Händen zu, bald war alles wieder in bester Ordnung. Dabei vergingen die Wochen. Cs war der Frühsommer gekommen. Die 'Einsamkeit auf dem Klarenbrunn unterbrach selten ein Mensch. Holz fäller, Grenzwächter und Jäger kamen ab und zu vorbei, um weiter in den Bergen drinnen ihren verschiedenen Be schäftigungen nachzugehen. An Sonntagen kam wohl

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 4 von 16
Datum: 22.09.1932
Umfang: 16
, um die Milchproduktion zu ersetzen, besteht in der Ausdehnung der Qualitätsmast. Zusammenfassend empfehlen wir deshalb unseren Verbandzeug liir Mensch ond Tier am billigsien „Zur Hygiea“, Innsbruck. Museumslrafle 22 geben. Ihr Bruder Franz, ein Kind der Berge, mit deren Tücken und Gefahren von Jugend auf vertraut, 'ei nur an der eigenen Sorglosigkeit zugrunde gegangen. Vor wenigen Wochen noch hätte es Christian Rocker als kein besonderes Unglück empfunden, da oben einen chnellen Tod zu finden, heute

war ihm das Leben wieder lieb. Den hellen, scharfen Blick hatte Klara von ihrem Vater geerbt. Der alte Mann, der schon nach wenigen Tagen wußte, daß Christian Rocker ihm förmlich vom Himmel gesandt worden war, sah bald noch mehr. Daß er sich für seine Tochter keinen besseren Mann denken konnte, paßten die beiden doch zusammen wie kaum zwei andere Menschen. Dann wäre Klara geborgen und er könnte ruhig der letzten Stunde entgegensehen, die ohne dies nicht mehr in weiter Ferne lag. Und eines merkte der Greis

alsbald, indem er Klara und Christian beob achtete, daß er gar nicht Schicksal spielen brauchte, daß es wohl von selbst so kommen würde, wie er wünschte und hoffte. — Als Christian Rocker an einem Sonntage, an dem es ihn zum Kirchgänge getroffen hatte, nach dem Gottes dienste noch auf der „Post" einkehrte, um dort ein Glas Bier zu trinken, da setzte sich der Wirt zu ihm und meinte: „Christian, Ihr könntet sicher auch mit Pferden um gehen?" ,-Gew iß!" „Ich brauche nämlich einen zuverlässigen Kutscher

. Der alte Peter, der nun schon seit fünfundzwanzig Jahren die Post nach Ilgenberg hinausgefahren hat, kränkelt seit einiger Zeit, ich muß ihn oblösen. Wollt Ihr? Wäre ein unterhaltlicheres Leben als da oben am Klarenbrunn." Christian Rocker überlegte nicht einen Augenblick. — „Nichts für ungut, Postwirt", sprach er, „Ihr müßt Euch schon einen anderen suchen. Erstens will ich meine Plätze nicht so schnell wechseln, und zweitens hätte ich keinen Grund, da oben zu gehen." Da meinte der Postwirt

mit gutmütigem Spotte: „Natürlich, habt Ihr vielleicht gar der schönen Klara schon zu tief in die Augen geschaut?" Christian Nocker nahm den Scherz nicht übel, er- widerte aber in ernstem Tone: „Der Mann, der die Klara einmal heimführt, kann sich glücklich schätzen." Nun wurde auch der Wirt ernst und rief lebhaft: „Mann Gottes, dieses Wort unterschreibe ich zu jeder Zeit. Ich habe, ich will es Euch offen gestehen, in meinem ganzen Leben nur zwei Frauen getroffen, vor denen ich eine solche Hochachtung empfand

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Tiroler Grenzbote
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Seite 5 von 8
Datum: 13.02.1932
Umfang: 8
für die Gläubiger dieses Unter nehmens eine Besprechung ab. Die Passiven der Firma Schlechter sollen 350.000 Schilling betragen. | ‘Verdauung mH irDARMOL 109 Ofl Christian Rockers Fahrt ins Dunkle Erzählung von Wolfgang Kemter. Vertrieb: Nomauverlag K. & H. ©reifet, ©. m. b. Ra harr Schluß.) Die überaus freudige Erregung, die er über die Nach richt empfand. d''e alte Väterscholle sei wieder sein, batten ihm zu deutlich gesagt, daß jene Meinung nur ein Wahn war. eine Selbsttäuschung. In Wirklichkeit batte

vor Wochen hatte er einmal bei Christian angefragt, ob der Klarenbrunn nicht käuflich sei. Sein Jagdherr, ein reicher Fabrikbesitzer aus der Stadt, der die ganze Jagd des Wippachtales für viele Jahre gepachtet habe, wollte sich irgendwo ein Jagd baus bauen. Der Klarenbrunn wäre nun nach des För sters Ansicht hierzu der passendste Ort. Christian aber verneinte, denn er hatte damals mit dem Klarenbrunn noch andere Pläne. Nun war das alles durch Jakob Wendlingers Testament anders geworden. Christian tat

dem Förster Bericht, der Klarenbrunn wäre zu haben. Der Fabrikant bot einen hohen Preis. Christian schlug ein . . . Zum erstennial, seit er es vor Jahren betrat, rüstete sich Christian Rocker, das Wippachtal wieder einmal zu verlaßen. Er wollte zuerst nach Tierstein, um sich beim Notar als Erbe zu melden, dann in Oberweiler Erkundi gungen einziehen und seine Uebersiedlung vorbereiten. In den Vormittagsstunden des übernächsten Tages kam er in Tierstein an. In dem kleinen Provinzstädtchen batte

sich nicht viel geändert, die Kanzlei des Notars war noch im selben Hause. Dr. Martin erkannte Christian sofort. „Herr Rocker, Gott zum Gruße. Heute kommen Sie in einer froheren Sache als vor Iabren. Meinen Glück wunsch zu Ihrer Rückkehr auf den Vätersitz." Rach Erledigung einiger Formsachen sprach der No tar: „Ten Verwalter habe ich bereits verständigt, die bücherliche Eintragung Ihrer neuen Rechte wird dem- nächst erfolgen, unbeschadet dessen können Sie zu jeder Stunde vom Nockerhote Besitz ergreifen." Christian

dankte und ging, mietete einen Einspänner und fuhr nach Obenveiler. Sein erster Gang war auf den Friedhof. Ter Schivanenwirt hatte über seine Bitte für das Grub Sorge getragen, es war sehr gepflegt und mit schönen Blumen bepflanzt. Univeit davon war die Schirnbacherische Familiengrabstätte, wo auch Lena ruhte. Nachdem Christian ein stilles Gebet am Grabe der Eltern verrichtet hatte, verließ er den Ort der Toten wie der, ging die Torfstraße hinunter und betrat bald darauf den Boden des Nockerhofes

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Tiroler Grenzbote
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Seite 3 von 4
Datum: 10.02.1932
Umfang: 4
hier. Der Verstorbene diente vor dem Kriege beim .Schweren Feldhaubitzen-Regiment Nr. 1 in Krakau und ging mit einer der ersten sogenannten Chinabatterien (es waren dies Stahlgeschütze, die für China in den Skodawerken in Pilsen erzeugt worden waren), zum zweiten Male An fang 1915 an die russische Front. Zuletzt war Oberst- Seifen und Creams wirken Wunder bei Haut durch ihren Gehalt an farb losem Schwefrlteer. Ueberall in einschlägigen Geschäften erhältlich. 119 JS Christian Rockers Fahrt ins Dunkle Erzählung

von Wolfgang Kemter. vertrieb: Romanverlag St & H Greifer. G. Raftatl 12. Fortsetzung. Mit dem Glückwünsche für das neue Jahr schrieb Klara ihren herzlichen Dank nach Dachberg. Als Christian zu Ostern wieder einen Gruß an t>en Schwanenwirt sandte, kam als Antwort wenige Tage spä ter eine ichwarzgeränverte Karte, die in kurzen Worten den Tod des wohlgeborenen Herrn Jakob Wendlinger. Schwanenwirts. Brauerei- und Gutsbesitzers, mitteilte. Zugleich kam ein Brief der Base des Verewigten, die seit dem Tode

. Am Ostermon tag sei er abends um 7 Uhr der sehr schmerzhaften Krank heit erlegen. Oft und oft habe er von dem fr*"' n Som- meranfenthalte auf dem Wolfnerbofe gesprochen und we nige Tage vor seinem Tode sich noch auf den kommenden Sommer gefreut. Auf dem Wolfnerhase herrschte ehrliche Trauer um den Verstorbenen. Und war auch sein Name mit Christians trübsten Tagen aufs engste verbunden, er batte seinem Vater und ihm nur Gutes getan und tun wollen. Fast täglich sprachen Klara und Christian

von dem so schnell Dahingeschiedenen, und Christian erzählte davon, wie hier der Tod ein an Arbeit, aber auch an Erfolgen reiches Leben geendet habe. Jakob Wendlinger war ein ganzer Mann gewesen, treu und ehrlich im Handel und Wandel, ein stiller Wohltäter, der viele Tränen trocknete und viel Elend milderte. Wo er helfen konnte, half er, und selbst schnöder Undank, den er oft erntete, konnte sein gütiges Herz nicht irre machen. Auch Klara mußte den Kindern, die oft nach dem fremden Vetter fragten

, der ihnen zu Weihnachten so schöne Sachen sandte, von ihm erzählen, den der liebe Gott zu sich berufen hatte. Es war wenige Tage später, an einem milden April tage. Christian war eben mit Peter vom Klarenbrunn gekommen, wohin sie Dünger geführt hatten. Nun saß er vor dem Hanse, und Klara brachte ihrem Manne die Joppe heraus. Und wieder gilt ihre Rede dem Schwanenwirte, der einmal mehr im Scherze die Aeuße- rung getan hatte, auf dem Klarenbrunn möchte er sich ein Sommerhaus bauen . Da kam der Postbote von St. Peter

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 10
Datum: 09.12.1938
Umfang: 10
der Kommissar an dem starken Auiglimmen des Feuers, wie stark es in dieser Frau jetzt arbeiten mochte. In Wolzin begaben sie sich sogleich zum Polizeiamt. das rm Rathaus untergebracht war. Bredow legitimierte sich. Ter Polizeiasfistent. der hier den Dienst veriah, zuckte bedauernd die Schultern. „Der Fall wird vom Kollegen Schulte bearbeitet", sagte er. „aber der ist heute in Kolberg, Das ist dumm. Er hat den Paß Christian Holtmanns bestimmt in seinem Büroschrank eingeschlossen." «Wie weit

. Herr Kommissar. Der Otto König ist noch da." Es stellte sich heraus, daß «der Otto König" der Fahrer des einzigen Kraftwagens war. den die Polizei von Wolzin besaß. Wenige Minuten später saßen sie im Wagen, der gleich darauf zum Hinninghof hinausfuhr. Christian Hollmann, der infolge der nutzlos verbrach ten Wartezeit schon anfing, nervös zu werden, zuckte zu sammen. als draußen ein Wagen vorfuhr. «Ich werde Nachsehen", iagte Erika darum und erhob sich. Christian blieb am Tisch sitzen und tromme.te

einen Marsch auf der Lehne des Stuhls neben sich. «Sie kommen zu uns ins Haus, beobachtete er erstaunt, ein älterer -Herr und eine junge Dame . . .? Was wollen die denn hier? Ehe Christian noch aufstehen konnte, um selbst nachzu sehen, öffnete sich die Tür und Erika trat herein. „Es ist Besuch für dich", sagte sie und setzte dang lei- 'er hinzu: „Besuch aus Stettin. Die Polizei . . Christian trat ins Zimmer, das in leichtes Dunkel ge hüllt war. Bei seinem Eintritt erhob sich ein Herr, der an dem runden

Tisch in der Mitte gesessen hatte. „Sie. Herr Kommissar?" entfuhr es Christian voller Erstaunen. Kommissar Bredow nickte und machte eine Bewegung mit der Hand. „Bitte", sagte 'er dann in das Zimmer hinein, „treten Sie doch näher und begrüßen Sie Ihren Gatten . . Eine schlanke, zierliche Gestalt, die Christian bis dahin übersehen hatte, erhob sich bei diesen Worten und trat langsam auf ihn zu. «Was heißt das alles?" fragte Christian, der noch im mer nicht verstand, was diese sonderbare Szene bedeuten

sollte. „Nun", wgte der Kommissar, «dann mutz ich mir al'o die Mühe machen. Sie mit Ihrer Frau Gemahlin bekannt zumachen . . .* «Das ist also die Dame, die sich für meine Frau aus gibt?" fragte Christian, und dann wandte er sich voller Empörung an die schlanke, zierliche Frau, die noch trnnut vor ihm stand. Er ergriff sie am Arm und zerrte sie ans Fenster. „Au", schrie sie leise auf, „Sie tun mir ja weh, lassen Sie mich doch los!" „Gern", sagte Christian, und seine Stimme klang dun kel vor Zorn, „aber erst

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 10
Datum: 01.12.1938
Umfang: 10
nicht gern in Betten und hatte es vorgezogen, mich aufs Sofa zu legen." Wieder hatte Christian das Empfinden, daß der Ame rikaner ihn mit einem kurzen Blick argwöhnisch musterte. Tann setzte sich Wentworth zu ihm an.den Frühstücks tisch. „Ihr Fräu.lein Schwester hat mir bereits vorhin das Frühstück gebracht", sagte er dabei, „aber ich leiste Ihnen gern Gesellschaft, wenn Sie erlauben . . ." Man hörte draußen auf der Landstraße das Brummen eines nüherkommenden Autos. Gleich darauf fuhr ein eleganter

kleiner Zweisitzer vor dem Hinninghof vor. „Besuch im Auto?" staunte Christian und schüttelte verwundert den Kops. Es war Ursula Wendt, die mit raschen Schritten aut das Haus zukam. „Sv früh am Morgen habe ich Sie noch gar nicht er wartet", sagte Christian, während ihm die freudige Ueber- raschung im Gesicht geschrieben stand. „Na, dann kann ich ja wieder gehen", antwortete sie mit einem komischen Stöhnen, „und so lange warten, bis Die endlich ausgeschlasen haben!" „Das wissen Sie also auch schon

", lachte Christian, „daß ich die Zeit verschlafen habe." „Fräulein Hollmann hat es vorhin im Büro erzählt, daher stammen also meine Kenntnisse", klärte Ursula rhn aus. und nun erst wandte sie sich an Wentworth: „Und von Ihnen hat man mir berichtet, daß Sie schon stunden lange Spaziergänge gemacht haben, statt über den Büchern zu sitzen." Wentworth wollte etwas erwidern, aber Christian kam ihm zuvor. „Mister Wentworth hat sich ein Anrecht darauf er worben. hier zu leben, wie es ihm gefällt", sagte

er. und als Ursula ihn fragend anblickte, begann er zögernd die Erlebnisse dieser Nacht zu schildern. Einige Male wollte ihn der Amerikaner unterbrechen, aber Christian ließ ihn nicht dazu kommen. „Sie haben mir möglicherweise das Leben gerettet", schloß er seinen Bericht, „und das darf man ruhig verkün den, denke ich." Christian verspürte Plötzlich einen leichten Druck in sei ner Hand. Es war Ursula, die ihm unbemerkt die Hand ge reicht hatte. Ich finde das sehr anständig, hieß dreier Händ" druck

Sudetenland ausgedehnte Fahrt aus. Dadurch wird erstmals allen Volksgenossen des Su detengaues Gelegenheit gegeben, dieses einzigartige Wun, vermerk deutscher Technik zu sehen. Christian gab diesen Händedruck zurück. Und das wiederum sollte nun heißen: ich freue mich, daß gerade du dies anerkennst. Da hinein sagte der Amerikaner: „Sie haben eben ein großartiges Bild von mir ge zeichnet. daß es mir fast leid tut. Ihnen jetzt etwas sagen zu müssen, was S.e r. -.eise g. enttäuscht." Christian war allerdings

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 10
Datum: 02.12.1938
Umfang: 10
und auch seine Mutter zu besuchen. Schließlich war Talpica so stark betrunken, daß Covaleff die Er spielte gedankenvoll mit der großen Papierschere. Die auf seinem Schreibtisch lag. „Eine Frage noch, sagte Heising nach kurzem Zögern, „nach den vorliegenden Mitteilungen hätten Sie doch eigentlich Christian Hollmann verhaften müssen . . Der Kommissar blickte auf. „Ich werde ihn mir zumindest einmal vorführen las sen", sagte er. „um ihn zu vernehmen." Der Fernsprecher klingelte. Kommistar Bredow nahm den Hörer

ab und meldete sich. Sein Gesicht zeigte einen erstaunten und überraschten Ausdruck. „Wissen Sie, wer jetzt zu mir auf Besuch kommt?" fragte er den Assistenten. „Niemand anderer als Christian Hollmann und eine Dame." Der Assistent verschwand, und gleich darauf betraten Christian und Ursula das Zimmer des Kommistars. „Gut. daß Sie kommen", empfing sie der Kommistar. „ich hätte Sie sonst für morgen zu mir hergebeten." Der Kommistar bestätigte Christian Hollmann zunächst, daß man in dem geheimnisvollen

Pistolenschützen auf dem Bahnhoi Wolzin einen bekannten internationalen Verbre cher vermute. „Wir haben uns inzwischen eine Photographie des be reits steckbrieflich gesuchten Verbrechers verschafft", iagte der Kommistar, „und Sie sollen uns nun einmal sagen, ob Sie diesen Mann kennen." Dabie nahm der Kommistar ein Bild aus dem Aktenband heraus und reichte es Chri stian. Donnerwetter, dachte Christian, diesen Mann habe ich doch schon gesehen! Aber wo? Und wann? Er dachte lange nach. Plötzlich wußte

einnahm, und nahm an meinem Tisch Platz . . .!" „Aha", nickte der Kommistar Bredow, „nun wird man ches klarer. Der Mann, der ein amerikanischer Gangster ist. hat Stettin, wie wir inzwischen iestgestellt haben, an dem selben Tage, an dem Sie hier ankamen, wieder verlasten, und zwar mit dem Zug, der um 15 Uhr nach Ostpommern abgeht. Dieser Zug fährt über Wolzin . . ." „Donnerwetter", entfuhr cs Christian, „dann ist der Kerl mir also vorausgefahren, um mich in Wolzin zu emp fangen

. Aber was will er von mir? Warum hat er es auf mich abgesehen?" Kommistar Bredow stteifte Christian mit einem prüfen den Blick. „Das hoffte ich gerade von Ihnen zu erfahren. Offen bar sucht der Mann irgend etwas auf dem Hinninghos, und um dies zu finden, will er Sie dort vertreiben." Nun berichtete Christian dem Kommissar die seltsame Geschichte von dem vergrabenen Piratenschatz. Er erzählte auch, daß er sich cm Besitz der Landkarte befände, daß ihm aber bisher die Erklärungen zu der Karte gefehlt hätten. „Diese Erklärungen

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 3 von 16
Datum: 18.08.1932
Umfang: 16
vor seiner Kammertür auf dem Gesicht liegen. Er hat kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Ich habe den Robert und den Hans geweckt, dann haben wir den Vater wieder ins Bett gebracht. Der Robert ist um den Doktor, der Hans zum Pfarrer gegangen, ich Hab dich geholt." „Ist der Vater ohnmächtig geworden?" Der alte Sepp schüttelte bedenklich den Kopf und meinte: „Christian, ich glaube, es ist ein Schlaganfall gewesen." Auf einmal blieb Christian Nocker stehen und rief: „Dr. Renger ist ja auch im ,Adler'. Gehen

wir schnell zurück!" Sie waren aber nur wenige Schritte gegangen, da kamen ihnen schon der Arzt und der Iungknecht entgegen. Als sie den Nockerhof betraten, war der Pfarrer soeben auch angelangt. — Nach kurzer Untersuchung wendete sich der Arzt an die Umstehenden mit den Worten: „Das Herz schlägt nicht mehr, der Tod ist also schon eingetreten." Dr. Renger drückte Christian teilnehmend die Hand und ging wieder, der Pfarrer aber sprach am Totenbette die ersten Gebete. Rein mechanisch murmelten Christian

des Vaters erkauft werden konnte. Der Verstorbene hatte es so gewollt, es war sein Werk, daß ihm der einzige Sohn keine Träne nachzuweinen vermochte. — Im „Goldenen Adler" nahm der Ball seinen unge- störten Fortgang. Nur die Schirnbacher Lena sah öfters und ungeduldig zur Saaltär hinüber. Christian zeigte sich nicht mehr, dafür verbreitete sich plötzlich, offenbar von dem zurückgekehrten Arzte ausgehend, das Gerücht, der alte Nocker fei vor einer Stunde an einem Herzschlage gestorben. Man erzählte

- deutschen, die „Nachrichten" Nr. 142 vom 22. Juni 1932, meldet: „In Pfeifer, Kanton Frank (Wolgarepublik), jagte der Vorsitzende des Dorfrates Stroch einem Arm- ,Letzt wird der Christian dann wohl ernst machen", meinte die Schirmbacherin auf dem Heimwege. „Gott sei Dank", rief Lena, „daß es endlich so weit ist. Lange hätte ich nicht mehr gewartet." „Aber jetzt bist du froh, daß du gewartet hast", sprach die Mutter. „Der Christian ist halt doch die viel bessere Partie wie der Schmied." Hansjörg Nocker

ruhte bei den Vätern. Christian, sein Sohn, hatte als alleiniger Erbe den Besitz ange- treten, hatte in seiner ruhigen Art das Begräbnis und alles, was drum und dran hing, angeordnet und die nötigen Aufträge erteilt. Und als man nach der Be- erdigung in den Nockerhof zurückgekehrt war, da hatte der Vettern und Basen ein Trauermahl gewartet, wie man es sich nicht besser und reichlicher vorstellen konnte. Christian hatte es alter Sitte und altem Brauche gemäß so befohlen. Freilich

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 16
Datum: 24.12.1937
Umfang: 16
, und rveil jetzt die Fuhrleute sie dabei nicht stören, nicht daran hindern tonnten; denn heuer wurde ja doch nirgend wo^ Ehr gebaut. Jnr schönsten Zuge waren sie gewesen, als sich plötzlich die »Land- und Steinmassen über ihnen Pol ternd gelöst und sie verschüttet hatten. Kurt war auf der Tklle tot gewesen. Es war strrchtbar, Christian vermochte nicht daran zu denken, ohne daß ihm sogleich Tränen in die Augen traten, und er weinte doch sicherlich nicht leicht. Maus lag, hieß es, im Spital, und es rvar

ansgezankt oder ihn, trotz allem, reichlich verrenkt und zerbrochen wie er war. auch noch verprügelt hätte. schön, in Gottes Namen! Wie gerne wäre Christian diesmal verprügelt worden! Für ein Paar Lhrseigen Zumindest war er ja schließlich heil genug geblie ben, fand er. Er hatte ein w großes, stürmisches Reuegefühl in sich getragen, ein wildes Bedürfnis nach Sühne, nach einer ungeheuren, noch nicht da genesenen Sühne, damit er es dann fort und von sich lftitte, das Schwere, das ihm nun io lastend

, und wie er es aus nahm. daraus kam es an! Der Vater war eingetreten mit steinernem Gesicht, eine kleine, seine Falte mif der Stirn, zwischen den Brauen. Er hatte nichts gesagt. Kein Wort. Friedrich Sacher Er hatte ihre um nichts gefragt. 'Nicht mit einer Silbe. Er blickte ihm nicht in die Augen. Christian- begann zu schlnch- zerr. Ten Vater rührte das nicht. Christian begann zu bet teln. erst um Verzeihung. dann um eine Rüge; denn das konnte mannicht mehr bitten nennen. Ter Vater überhörte

das eine wie das- andere. Christian hatte endlich noch gern nur eine Strafe, um eine ganz große Straft gebettelt, -aber dazu kam es gar nicht mehr, da stand zwischen- ihnen schon die Mauer. Der Vater sah auch ietzt selten herein. Und im mer nur ans krrrze Zeit. Er überprüfte sehr sachlich die 'Ver bände'. gleichgültig. immer mit demselben steinernen Gesicht. Christian ivar stir ihn Lust geworden, wesenslos. höchstens noch ein- leerer, ausgervechselter Balg, derr man untersuchend einmal so. einmal so, bald links-, bald rechts

hin drehte, aber nein, nicht einmal das-, ein ganz und gar windiges' Nichts. Lust. Es ließ sich nicht anders lagen-. Da lag also Christian und hatte viel Zeit, nachzuden ken. Auch kannte er nunmehr das Wandmnster seiner Stube, für das er kaum jemals einen anderen als einen raschen, hurtigen Seitenblick darüberhrn. so einen- richtigen Husch übrig- gehabt hatte, das kannte er jetzt auswendig bis' aus den verborgensten Kringel und den verstecktesten Tupf, daß es eigentlich schon lachhaft und, jawohl

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Tiroler Grenzbote
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Seite 5 von 8
Datum: 09.01.1932
Umfang: 8
- delssohn-Bertholdy. — Valerl. Weisen mit Glockenspiel. — Abends: 1. Konzert-Präludium, Opus 26, von E. Riemenschneider. 2. „An gelus" von Fr. Liszt. — Glockenspiel: „Rachtgebet", Opus 1. von Robert Curt v. Eorrissen. BlutwaUungcn, Herzbeklemmungen, Atemnot. Angstgefühl, Reroen- reizbarkeit, Migräne. Schwermut, Schlaflosigkeit können durch den Gebrauch des natürlichen „Fran;-Ioscf"-Bitterwassers oft beseitigt werden. 104 Christian Aockers Fahrt ins Dunkle Erzählung

von W o l f g a n g K e m t e r . Vertrieb: Nomanverlag K & H. Greifer. G. m. b. Rastatt 3. Fortsetzung. Zli dem materiellen Verluste gesellte sich nun auch der des Menschen, dem er in seinen Zukunftsplänen die schönste Rolle zugedacht hatte. Ein bitteres Lächeln zuckte um den Mund des Ein samen. Wie schnell hatte ihn Lena aufgegeben, nun. da er arni geworden war. Vergessen und weggeworfen wie em Spiel zeug, dessen man überdrüssig, und wie ein Werkzeug, das unbrauchbar geworden ist. Und wieder lachte Christian bitterschinerzlich

auf. Er batte die ganze Wabroest des alten Wortes erkannt: „Erst im Unglück lernst du deine Freunde kennen!" — Vor achr Tagen versicherte ihm Lena, daß sie gerne aui ihn Unarten werde. beute war sie schon einem anderen versprochen Run kam es wobl zutage daß sie nicht aus ihn. nur au» den Nockerbos gerne gewartet batte. Christian Nocker machte unwillkürlich eine eneraische Handbeweaung. als wolle er einen Strich ziehen unter diese Episode seines Lebens, aber es war ihm ^ehr web dabei zumute

. Vom Schirnbacherbofe her klang noch die Musik, aus einem Hause, an dem er eben vorüberging, aber tönte Ge sang. Ein schwermütiges Kärtnerlied: „Verlassen, ver lassen. verlassen bin i, wie der Stoan auf der Straßen, koa Dirndl mag mi . . . Am anderen Morgen kam die alte Bärbel, ein lediges Frauenzimmer, auf den Hof. Sie half zu Zeiten strenger Arbeit da und dort auf den großen Bauernsitzen aus und batte auch auf dem Nockerbofe immer guten Verdienst gehabt. Mit Christian traf sie gerade vor dem Hause zu sammen

. „Christian, gestern war's recht lustig auf dem Schirnbacherhof. Die Lena nimmt nun gar den Schmied." — „Ich hab's gehört!" sprach Christian kurz.,—. Das alte Weiblein aber meinte mit einem scharten Blick aut den jungen Menschen: „Dank Gott. Christian, daß der Schmied die Lena kriegt." — „Warum?" rief dieser er staunt. — „Warum? Ich mein' nur so. Aber du wirst einmal denken, die Bärbel bat recht gehabt'" Mit diesen fast rätselhaften Worten ließ die Alte den Christian stehen, und verschwand

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 10
Datum: 09.12.1938
Umfang: 10
zersägen, solange der Frost nicht stärker ist als der Eifer I dieser merkwürdigen Tiere, der einzigen Bewohner in der Gruppe der Säugetiere, die auf dem festen Boden der Ant arktis bis zum heutigen Tag gedeihen. «Einen Augenblick", mischte sich der Kommisiar ein. «nun wollen wir endlich einmal Klarheit in die Sache brin gen. Also dieser Herr ist wirklich Christian Hollmann, mit dem Sie angeblich verheiratet sind. Sie sagen aber selbst, daß Sie Herrn Hollmann nicht kennen. Dann 'sind Sie entweder

mit einem anderen Mann des gleichen Namens verheiratet oder mit einem Schwindler, der sich den Namrn widerrechtlich zugelegt hat." «Jedenfalls — diesen Herrn hier kenne ich nicht!" be stätigte die junge Frau mit aller Bestimmtheit, «mit dem bin :ch auch nicht verheiratet . . .!" Der Kommissar nickte. «Ich habe es mir gedacht", sagte er ausatmend, «aber andererseits haben wir festgestellt, daß zur Zeit Ihrer Ver ehelichung kaum ein anderer Christian Hollmann in Ame rika gewesen sein kann. Und in Deutschland gibt

es außer in Pommern nur noch in Süddeutschland eine Familie Holl mann. in der jedoch ein Christian nicht vorkommt. Also.." «Also", ergänzte Christian, «hat jemand widerrechtlich meinen Namen benützt. Aber mir ist eben etwas tingera:- len. Entschuldigen Sie mich einen Augenblick..." Er rannte aus dem Zimmer. Als er zurückkam, hatte er eine Photographie in der Hand. Er reichte sie 'chweigend der jungen Dame. «Was soll ich mit dem Bild?" fragte sie verständnis los. «Wenn Sie genügend Phantasie

haben", forderte Chri stian sie aui, «dann versuchen Sie einmal, sich vor zu siel- len, daß der Mann auf diesem Bilde keinen Schnurrbart trägt. Was 'agen Sie dann?" «Tann", sagte sie mit tonlo'er Stimme, «wäre die'er Mann niemand anders als . . . als . . «Nun, sprechen Sie es i<bon aus" munterte Christian sie auf, «dann wäre dieser Mann wahrscheinlich derjenige. der Sie unter dem Namen Christian Hollmann geheiratet lzat, nicht wahr?" «Ja", sagte sie leise. Christian nahm ihr das Bild fort und reichte

es dem Kommissar. «Bitte", sagte er. Ter Kommissar musierte das Bild voller Aufmerksam keit. Tann sah er Christian erstaunt an. «Aber das ist ja Ihr Vetter: Karl Hinnrng alias Charly H ggins!" rief er verwundert aus. Christian nickte. «Begreifen Sie endlich. Herr Kommissar, daß ich mit dieser Sache nichts zu tun habe? Daß auch hier wieder nur mein Vetter die Hand im Spiele hat? Und mir isi nun auch manches andere klar geworden." Er wandte sich an die Dame. «Wann haben Sie geheiratet?" «Am 5. Scpetember

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 4 von 16
Datum: 06.10.1932
Umfang: 16
in P r u tz wollten die Landecker Nationalsozialisten sprengen und der hakenkreuzlevifche Hotelier Gr über hatte dazu den Nationalsozialisten mehrere Autos de- reine Gummi-Platte, staunend billig, S 4*75, 3*80, 2*90, 1*90, Wes". Innsbruck, Museum-Me 22 Diese Worte hatten die anwesenden Bauern an ihre gemeinsamen Sorgen erinnert, sie gaben Gesprächsstoff genug; so war Christian Rocker im fernen Wippachtale bald wieder vergessen. — Es war wohl eine der schlichtesten Trauungen, die selbst das Dorfkirchlein

Kaffee ein, 'dann rief bie Pflicht der täglichen Arbeit 'die jungen Eheleute wieder zu Berg. Mit herzlichen Dankesworten verabschiedeten sie sich von den freundlichen Wirtsleuten, die ihnen vi-el Glück und Segen auf der Fahrt durchs Leben wünschten. Dann stiegen die beiden mit Franz Karl Wolfner wieder berg wärts. Das war Christian Rockers und Klara Hubers Hochzeitstag. Als es dämmerte, da stand Christian schon wieder im Stalle am Klarenbrunn, fütterte, tränkte und molk das Vieh, während Klara

in der Küche das Nacht mahl kochte. Christian Rocker, der am Brunnen Wasser holte, blieb einen Augenblick dort stehen. Sinnend ging fein Mick in die Runde. Die Sonne war hinter den Bergen im Westen versunken, hohe Bergspitzen in der Ferne glühten purpurrot, und am Himmel trieben im unend- lichen Blau einzelne rosig Überhauchte Wölftein. Ueber Berg und Tal senkten sich Ne Abendfchatten, von St. Peter herauf -klang das Feievab endläuten, rings war ein stiller, wahrer Gottesfrieidsn. Christian Rockers Fahrt

ins Dunkle war am Klarenbrunn zu Ende -gekommen, er hatte in stiller Bergeinsa-mkeit rin liebes Weib und eine neue Heimat gefunden . . . Getreu feinem einstigen Der- sprechen, das Christian Rocker feinem väterlichen Freunde, Jakob Wendlinger, gegeben hatte, wenn es ihm einmal wieder halbwegs gut gehe, werde er der erste sein, dem er es berichte, schrieb Christian wenige Tage nach der Hochzeit dem Schwanenwirt und teilte ihm alles mit, was sich seit feinem Weggange von Oberweiler ereignet

werde. Ein Hochzeitsgeschenk folge mit. Cs war ein Wertbrief, dem fünfhundert Mark beklagen. Für -den Klarenbrunn -und für Christian viel Geld. Gerührt dankte er dem edlen Manne, der den Rockers schon so viel Gutes getan hatte. — Das Leben auf dem Klarenbrunn ging seinen ge wohnten Gang. Der Sommer war vorüber, schon färbten sich die Blätter der Buchen, der Herbst zog ins Land. Immer früher brach auf dem Klarenbrunn die Dämme rung an, es wurde Zeit, an den langen Winter zu denken. Christian und Klara lernten

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 4 von 16
Datum: 08.09.1932
Umfang: 16
, Museumslrnfle 22 die Alte den Christian stehen und verschwand in der Waschküche. Die Gläubigerversammlung im Konkurse über den Hansjörg Nockerschen Nachlaß beschloß auf Antrag des Schwanenwirtes von Trachberg, die gesamten Liegen schaften in kürzester Zeit zur freiwilligen Versteigerung zu bringen. Vorher sollte der Verkauf in allen größeren Tageszeitungen der Umgebung bekanntgemacht werden. Das geschah, und die Versteigerung wurde auf den 2. Aptil, 9 Uhr vormittags, im Gasthause zum „Goldenen Adler

" in Oberweiler festgesetzt. Am selben Tage nach mittags sollte dann auf dem Hofe die Feilbietung der be weglichen Sachen, des lebenden und toten Inventars be ginnen, soweit es nicht zum Hofe selbst gehörte. Christian Rocker hatte der Konkursverwaltung mit Ausnahme der eigenen Kleider und Wäsche und 'einiger Andenken an die Mutter, die für keinen anderen Menschen Wert hatten, alles zur Verfügung gestellt, auch Gegenstände, die man ihm hatte überlassen wollen. Er wünschte, daß ein mög lichst hoher Erlös

erzielt werde, damit der Verlust der Gläubiger nicht gar zu groß sei. Die Tage bis zum 2. April vergingen Christian elendig langsam. Es war zwar jeder Tag mit Arbeit ausgefüllt, und es wurde immer wieder Nacht, aber er hatte kein Interesse mehr und nur den einen Wunsch, daß die Qual dieser Stunden bald zu Ende sei. Das Gesinde wurde vom Verwalter bezahlt, auch er bekam für seine Arbeit einen Tagelohn: er war heute also nur mehr Knecht auf seinem Besitze. Er ging kaum noch aus und mi-ed die Menschen

. Als er einmal von einem notwendigen Gange zum Vorsteher zurückkehrte, geschah es, daß er doch noch einmal mit der Schirnbacher Lena zusammentraf. Das Mädchen wäre gern ausgewichen, aber es ging Nicht mehr, sie hatte Christian zu spät gesehen. So standen sie sich plötzlich gegenüber. - In Lenas Gesicht schoß das Blut in dunklen Strömen, und sie wußte nicht, was sive sagen sollte. Christian Rocker aber sprach scheinbar ganz ruhig: „Dir muß man ja gratulieren!" — Das Mädchen hörte aber doch die Bitterkeit aus diesen Worten. Trotzig

. — Christian aber ging, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, seines Weges. — Der Schmied Michel aber hätte in diesem Augenblick Lenas Gesicht nicht sehen dürfen. Mit wutverzerrten Zügen, die förm lich häßlich und abstoßend wirkten, starrte sie dem Burschen nach, der ihr seine Verachtung mit solchen Worten entgegenschleuderte. Ein böser Blick folgte Christian und ein häßliches Wort entfloh den Lippen, die ihm so oft herzliche Liebe vorgetäuscht hatten. — Als es zu St. Johann in Oberweiler

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 10
Datum: 05.12.1938
Umfang: 10
nachtsbäumen ausgebreitet und sehen die strahlenden Kinderaugen in den blassen Gesichtchen. Eine größere Weihnachtsfreude kann uns wohl kaum bereitet werden. Erregung in Rumänien wächst Brei Anhänger kodreaun» erschollen Alte Rechte Vorbehalten bet: Horn-Verlag, Berlin W 35 Blondes Glück am Senegal 11 Roman von Hanns Reinholz Und Christian erzählte. Daß sein verstorbener Onkel Hinning, von dem er jetzt den Hinninghos geerbt hatte, einen Söhn hatte, Karl, der vor Jahren wegen übler Ge schichten nach Amerika

gegangen war und dort zum Ver brecher wurde. Daß dieser Sohn drüben den Namen Charly Higgins angenommen hatte. Daß er, Christian, seinem Vetter im September 19>3ö in Neuyork auf der Straße be gegnet war. Sie hatten keinen Ton miteinander gesprochen, aber sie hatten sich erkannt, obwohl Jahre vergangen wa ren, seit sie einander das letztemal gesehen hatten. „Nun verstehe ich auch alles andere", schloß Christian seinen Bericht. „Mein Vetter hat von dem Tode seines Va ters erfahren, er kannte

Hollmann, wie die Dame ja wohl heißt, kündet ihr Erscheinen für die nächste Woche an. Ich werde Sie dann herbitten, Herr Hollmann. Sie können gehen . . ." Es war so. wie Christian vermutet hatte. Als Ursula durch die nur halbgeöffnete Tür im Nebenzimmer vernahm, daß Christian Hollmann verheiratet war, als sie weiter hörte, daß sich Christian gegen diese Behauptung überhaupt nicht verteidigte, war sie davongestürmt. Der Gedanke war ihr unerträglich, daß Christian gleich darauf wieder neben ihr im Wagen

sitzen, mit ihr zurück fahren sollte, als sei nichts geschehen. Genau gegenüber vom Polizeipräsidium fand sie eine Tankstelle. In fliegender Eile ließ sie den Benzintank voll laufen und fuhr davon. Auf der Landstraße wurde sie etwas ruhiger. Was war denn wirklich geschehen? Christian Hollmann war verhei ratet. Ging es sie etwas an ? Sie spürte im gleichen Augenblick, wie ein seltsames. stechendes Gefühl in ihr auskam. Der Wagen schoß schneller vorwärts. Ganz ruhig suchte sie sich Rechenschaft

abzulegen. Na türlich liebte sie ihn. Tie,'e Liebe war plötzlich über sie ge kommen und erfüllte sie vollständig. Sie war zu ehrlich ge gen sich selbst, um es abzustreiten. Nun mußte sie also einen dicken Schlußstrich darunter ziehen. Das war alles. War es wirklich alles? Konnte man das so einfach tun. Schluß, vorbei — entschüldiaen Sie ps war ein Irrtum? Sie hatte noch drei lange Ferienwochen vor sich. Der Hin ninghos lag nur wenige Kilometer von Wolzin entfernt. Wie oft noch würde sie Christian

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Tiroler Grenzbote
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Seite 8 von 10
Datum: 16.01.1932
Umfang: 10
und echtem dichterischen Können den Tirolern ein Buch geschenkt, das wir unbedingt be jahen müssen." Tiroler Sonntagsblatt. Koffer beim Postwirt angekommen sei. Am nächsten jTage holte ihn Christian. Die alte Bärbel erlag bald darauf einem Schlaganfall.' nun war in Christians alter Heimat kein Mensch mehr, der wußte, wohin sich der letzte Rocker gewandt hatte. Tie oft schwere Arbeit auf dein Klarenbrunn. die Christian ein Bedürfnis war. wurde ihm bald zur Freude. Daran war Klara schuld. Der Ernst

und die ruhige Sicherheit, die d'eies Mädchen erfüllten, hatten auf Chri stian einen tiefen Eindruck gemacht. Wenn es dem Vater wieder ein wenig bester ging und der alte Mann sich wohler fühlte, konnte Klara auch eine stille Heiterkeit zeigen, dann war sie froh und plau derte in ihrer herzlichen Art von tausend Dingen, die Christian bewiesen, daß Klara ihre Arbeit niemals ge dankenlos und mechanisch machte, daß ihr Gehirn in steter Tätigkeit war und ihr Geist sich mit vielem^beschäftigte, was er ans eigenem

Nicht zu lösen wußte. So hatte ihr scharfer Blick ihr gleich, als sie Christian Rocker zum erstenmale iah. gesagt, daß hier nicht ein gewöhnlicher Dauernknecht Arbeit suche, und daß sie sich nicht getäuscht hatte, sagten ihr bald seine Antworten, die er ihr auf viel wißbegierige Fragen gab. Klaras Liebe zur Natur und zu den Tieren sagten Christian noch mehr. Sie zeigten ihm das warme Emp finden, das tiefe Gemüt dieses Mädchens, an besten Seite ihm die Arbeit zur Freude wurde, obwohl er nicht mehr

war nicht schwer. Tie Sinne waren es gewesen. Nicht das Herz. Das wußte Christian Rocker, seit er Klara Huber kannre. Wie gesagt, die Arbeit auf dem Klarenbrunn war kein Spiel, nicht zu vergleichen mit der Arbeit der Tal» bauern. Sie war streng, und das Wildheuen. das dem Hofe ermöglichte, ein Stück Vieh mehr über den Winter zu behalten, war lebensgefährlich. Christian Rocker wir jung und stark; er zwang das Schwerste, und man hätte meinen können, er habe zeit» lebens in den Bergen gelebt und komme

nicht vom Land herauf. Als er das erste Mal die Steigeisen anzog, um mit der Sense zu den Hä,»gen hinaufzusteigen, da bat und mahnte ihn Klara mit bewegten Worten, ja recht acht zu geben. Ihr Bruder Franz, ein Kind der Berge, mit deren Tücken und Gefahren von Jugend auf vertraut, sei i'.ur an der eigenen Sorglosigkeit zugrunde gegangen. Vor wenigen Wochen noch hätte es Christian Rocker als kein besonderes Unglück empfunden, da oben einen schnellen Tod zu finden, heute war ihm das Leben wieder lieb Den bellen

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Tiroler Grenzbote
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Seite 5 von 8
Datum: 30.01.1932
Umfang: 8
Weltmeisterschaftsanwärterin, Frl. Hilde Holofsky (W. E. V.), österr. Meisterin 1932, zweite in der Weltmeisterschaft 1931, verblüffte das staunende Publikum. Besonderes Aufsehen erregte das Paar Fräu lein Papek — Herr Zwack (W. E. V.), slowakische Christian Volkers Fahrt ins Dunkle Erzählung von Wolfgang Kemter. Beririeb: Romauverlas ß <& H Greller G. m. d. H» iUIUUt 9. Fortsetzung. In der Osterwoche kam eine böse Kunde vom Wolfner- hofe. Am Grünen Donnerstag waren die beiden Brüder damit beschäftigt, unineit ihres Hofes

hät ten Christian und Klara trotz des traurigen Anlasses, der sie aus den Wolfnerbof führte, bald lachen müssen. So folgte Sepp Wolfner dern alten Huber nach kurzer Zeit. Franz Karl aber verringerte den Viehbestand und wüste nun ganz allein. Er wollte keinen fremden Men schen im Hause. Er war rüstiger denn je und stieg oft an Abenden zu einem Plausche zum Klarenbrunn hinauf. Dort lebten die einzigen Menschen, die er seiden mochte, und mit denen er gerne seinen Feierabend verbrachte. G'b

von Oesterreich wird vom 26. bis 23. Februar in Kitzbühel ausgetragen werden. Zur Entscheidung ge langen ein Langlauf, Abfahrtslauf. Slalomlauf, Sprung-» lauf, ferner ein Abfahrtslauf für Studentinnen. Die Mannschaftswertung wird so wie bisher durchgeführt. eine einzige Ligareite rancheu ober eine Woche lang täglich zum Arühstürk Kathreiner tmt&tt? Es kostet dasselbe / Christian Peter öfters auf einen halben Tag. Auch Klara verrichtete chm hin und wieder eine Arbeit, mit der Franz Karls Hände n>cht

zurechtkommen konnten. So hielten die beiden Höfe gute Nachbarschaft. — Am Pnngstmontoge, es war ein herrlicher Frühsom mertag, schenkte Klara ihrem Manne einen gesunden, starken Buben. Das Glück vom Klarenbrunn war gren zenlos. Christian hätte m diesen Stunden mit keinem Fürsten getauscht, vergessen schien der Nockerhof. der Kla renbrunn hatte ganz von ihm Besitz ergriffen. Franz Karl Wolfner zog ohne Murren mitten am Hellen Werktage den Sonntagsrock an. um den jungen Klarenbrunner orunten in St. Peter

als Pate aus der Taufe zu heben. Nach einem kleinen Taufschmause auf der „Post" trug der nun Vierundsiebzigsährige den Trei- tagealten selbst bis zum Klarenbrunn hinauf und kam dort so frisch und munter an, als ob er dreißig Jahre zählte. Hans, so hatten Christian und Klara ihren Jungen taufen lassen, war ein überaus kräftiges Kind, das aufs beste gedieh. Bald füllte feine gesunde Stimme den Kla renbrunn. für den glücklichen Vater die schönste Musik. In seiner Freude hatte Christian die glückliche

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