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Alpenzeitung
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Seite 4 von 4
Datum: 23.07.1941
Umfang: 4
man das Meer aus, dann kön nen Insekten grundsätzlich überall dort hin, wohin auch Pflanzen gelangen kön nen. Christian hatte einen freien Tag. Chri stian war erst seit einigen Monaten ver heiratet. ^Ünd ivatum willst du diesen freien Tag nicht benutzen, mit mir zu meiner Mutter zu fahren? Du weißt, ich muß auf jeden Fall einmal hin und nachsehen, lyie es Mutter geht', schmollte Ellen, Christians junge Frau. „Ich fühle mich nicht ganz wohl, Ellen. Außerdem habe ich für diesen Tag schon etwas — —' Christian

vollendete den Satz nicht, blickte seine Frau prüfend an. als befürchtete er. schon zu viel gesagt zu haben. „Du hast schon etwas vor?' fragte Ellen, einen Augenblick erstaunt, über wand dann aber rasch jedes Mißtrauen. ..Gut. Christian. Aber du holst mich da- für bestimmt von der Bahn ab. Am Abend um zehn Uhr weide ich zurückkom men.' Und sie «normten sich, als gelte es für ein Jahr und nicht sür einen einzigen Tag voneinander Abschied zu nehmen... Kaum ivar.Ellen aus dem Haus, traf Christian

alle Vorbereitungen für sein Vorhaben. Aus einem sorglich gehüteten Versteck In der Gerätekammer holte er einen Topf braune Farbe und einen Pin sel. Christian war der rührendste, der zärtlich besorgteste Ehegatte, den man sich vorstellen kann und bemüht, wie^ es so chän Heißt, seiner Frau jeden Wunsch vo» >en Augen abzulesen. Einer dieser Wiin che betraf den Fußboden des Wohnzim mers, dessen Farbbelag an einigen Ätel< len schon schadhaft war. Zwar hatte Ellen noch kein Wort von „neu streichen' ge sagt

, aber ihr Blick war immer ein wenig unglücklich, wenn e» dielen Schönheit fehler ilt der sonst blitzjauberen Wohnung traf. Und deshalb hatte Christian sich ent schlossen. nicht nur Geld, sondern auch sei nen freien Tag zu opfern, um Ellen, wenn sie zurückkam, mit dem frisch ge- 'trichenen Fußboden zu überraschen. Ja. 0 verliebt war er! Gerade als er mit dem Streichen be ginnen wollte, kam Frau Seeger aus der stèbenwohnung, um sich Salz auszutei len. Christian gab Frau Seeger Salz. 1 gleich darauf kam Irmgard

, Ellens Mündin. Christian mußte ihr eine volle »albe Stunde seiner tastbaren Zeit op- ern, bis sie wieder ging. »Nein, so geht es auf keinen Fall Wei er!' dächte Christian. „Ich muß mir in erster Linie Ruhe verschaffen, dafür sor gen, daß ich ungestört arbeiten kannl' — Utid kürz entschlossen verriegelte er die Tür des Wohnzimmers, sperrte sich selbst ein. Ging dann mit Feuereifer ans Werk. Nicht nur mit Eifer, sondern auch mit größter Sorgfalt. Denn Christian àr ein Mann, der, wenn er schon

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Alpenzeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 10.09.1937
Umfang: 6
Pläne ernsthaft arbeiten. Die Melonen vom Tigris. Wassermelonen, die ein Gewicht von mehr alK 30 Kilo erreichen, gehören in den Plantagen an»! Tigris durchaus nicht zur Seltenheit. Die Melontz wird in allen Teilen des Orients sehr geschätzt, j heiter Geschichte Klara Schünemanv-Kruystamp. 'n Mädchen, achtzehnjährig, hübsch u. — Jutta, die Bürogefährtin, stellt es l feit Tagen läßt sie ihren Blond- - Das ist, seit Christian ihr begegnet, heißt er gar nicht Christian. Brigi . leinen Namen

. Aber wenn sie seine surwahr, sie hätte ihn Christian ge- .haar, seine Augen, sein Schritt, al- Am geradezu Christian. Jutta findet '°> ubertrieben. / >'gen Christian. Wenn er Brigi ent- ' ^ geht mit langen Beinen und ein ' ' klingt das Straßenpflaster Chri- >zar der Regen, der gestern aus ver- . mmel seinen Schirm traf, tropfte seitdem oerstrichen. — „Wie 'Z- .will Jutta hören. - „Ach, Jut- ick wie mir ist! Wenn ich träu- 'Mian. Wenn ich in die Sterne seine Augen. Es ist, als ob ich immer n.i 'er Krüge Himbeerwasser

, die ich ' ° nickt. „Durst ist richtig. Das gibt ich » gesprochen hast, wenn du Chri- er dich küßt, geradezu auf deinen Himbeerwasser?' zweifelt Brigi. — „Oh, du heì- lige Einfalt! Der Mund, auf den Mund kommt es an! Ja, der Mann ist der Mund!' » Brigi trifft den Sportgefährten Dieter. Er bleibt an ihrer Seite. Christian naht in der Fer- ne. Brigis Herz beginnt zu rasen. Christian, pocht jeder Schlag. Gleich geht der Angebetete vorbei. Dieter grüßt. Brigi reißt die Augen auf. Da — Christian dankt. Und nun sieht

Brigi seinen Mund. Was nützt hinfort noch Himbeerwasser! „Wer war es?' stößt sie wild hervor und glaubt bestimmt zu träumen. — „Christian.' — „Wer?' — „Ein guter Freund. Er heißt Christian.' — „Christian?' murmelt Brigi. „Oh. es ist ein Wun der!' Im Büro sieht Jutta sie belustigt an. — „Kind, wo fehlt's? Du stehst da, als trügest du ein frem des Kleid, und dennoch ist es das grünkarierte von gestern und alletage.' „Christian', flüstert Brigi verstört. „Denke dir. Jutta, er heißt Christian

. „Komm, nimm den Umhang hier! Ich bin noch trocken und gesund.' Jutta folgt. „Du, Brigi', meint sie dann, „ich springe flink zur Apo theke, Hustenplätzchen holen. Geh' nur schon vor! Die Uhr schlägt drei.' Es gießt. Brigi trägt ein rotes Leinenkleid. Das Wasser tropft ihr aus dem Haar. Dennoch strahlt sie: Christian naht. Der Mann muß leise lächeln. Die Brigi ist ihm längst vertraut. Er grüßt und zieht sie unter seinen Schirm. „Men schenpflicht, nicht wahr? Wer wollte das mit an- schau'n

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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 12.02.1903
Umfang: 8
Nr. 34 „Vozner Zeitung' (Südtiroler TaM«^ Donnerstag, den 12. Februar 1903. GMHnte Schuld. Roman von C. Matthias. Machdruck veÄotea.) 32. Fortsetzung. XXVH. Die Waldhütte. „Großmutter, jetzt bin ich ein gemachter Mann', nef Christian eines Morgens aus, als er, einen ge öffneten Brief in der Hand, an das Bett von Mutter Margarethe trat, die an solchen trüben Wintertagen, wie der gegenwärtige, jgerue lange zn schlafen pflegte. „Was ist geschehen, mein Liebling?' fragte die Greisin

, sich aufrichtend. „Ich habe sie erhalten, die Freistelle am Veraschen Konservatonnm in Berlin. Jetzt kann ich meine Kunst pflegen und ein großer Musiker werden.' „Gott segne Dich, mein Junge', sagte die gute alte Frau, ihre Hand auf das Haupt ihres Enkels legend. „Da erkenne ich meinen Christian wieder, der für seine Zukunft und das Glück seiner alten Großmutter besorgt ist. Was schreibt denn der Herr Prosenor?' „Ich soll nach Berlin kommen, und mich in den nächsten acht Tagen vorstellen, Unterricht im Klavicr

- und Violinspiel, Harmonielehre und Komposition, Alles umsonst und dabei freie Station bei dem Prose»or Liebewald. Kann ich es mir besser wünschen?' „Und weißt Du, wer das Alles zu Stande ge bracht hat, mein Liebling? Der Freiherr von Reciit- hofen, er ist in der Residenz und hat auf meine Bitte Dein Gesuch unterstützt.' „Der Freiherr, sagst Du?' fragte Christian un gläubig, „Ja, haßt der mich denn nicht?' „Der hassen?' antwortete die Alte mit einem Auflug von Schwärmerei. „Der kann nur lieben und Gutes thun

, aber sie dachte an die Zukunft ihres Enkels und wie eS un möglich wäre, daß er bei ihr bleiben könne, wenn etwas Rechtes aus ihm werden solle. So zeigte sie ihrem Liebling die nassen Augen nicht, sondern plauderte mit ihm von der Zukunft und überhäufte ihn mit guten Lehren, wie er sich in der Fremde benehmen müsse. Christian stand der Großmutter geduldig Rede. Er dachte wirklich an sein Fortkommen und nur ein ganz Nein wenig an — Marie, die er noch immer in dem verborgensten Theile feines jungen Herzens trug

. Seit seiner Rückkunft in das Haus der Großmutter hatte er ihren Namen nicht mehr genannt. Die Wunde, die er bei dem Duell davongetragen, war freilich schnell geheilt, aber die in seinem Herzen war ungeheilt geblieben. Da er mit Mutter Margarethe über sein Herjens geheimniß nicht sprechen konnte (denn Christian fühlte wohl, welch lächerliche Rolle er bei dem Rencontre ge spielt hatte), so verschloß er das Geheimniß seiner Jugendliebe m sich. Er träumte wohl von der Geliebten, aber er nannte

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 15.01.1945
Umfang: 4
. Sie sind die Meister dieses seltsamen Krieges in den Bergen, wie es ihre Kameraden zwi schen den Sperr-Riegeln der Kanäle in der Romagna sind. Beide können sie sich aufeinander verlassen, so wie beide Fronten bei uns und beim Feind drüben voneinander abhängig sind, Kriegsberichter Heinz Werner Fischer. 24 Ql -OMA9# «Wffl BZU00LF ANOEßL JfacUdrucssrecljt bet Knorr ,v Hirtn K.-O. München „Christian . . Er ließ sie los. „Du bringst mein ganzes Haar in Unord nung!' schalt sie. „Ich habe immer solche Mühe

, cs zu richten. Da, sieh her!' Sie trat vor den Spiegel. „Und dabei ist es zwei Uhr —!' „Dein Haar! Dein Haar! Und dein Geschäft! Mach es zu! Ich bin da, Gaby ... verstehst du mich denn nicht?' Gabriele überlegte. „Natürlich ver stehe ich dich“, antwortete sie mit einem Anflug von Zärtlichkeit. „Ach, Christian, weißt du. man muß sich im mer erst zurechtfinden. Du warst so lange fort. Wir kennen uns fast nicht mehr. Da braucht man erst wieder seine Zeit . . . aber das mit dem Zu- machen ist eine gute Idee

!' rief sie plötzlich. „Ich könnte ja auch krank geworden sein! Gut. wir schließen, die Firma Vittinghoff streikt. Aber nur fiir heute nachmittag, hörst du? Ich habe dh sehr enges Gewissen. Dabei 1 lächelte sie. Er küßte sie, diesmal aber sehr vor sichtig „Gaby!' Seine Hände strichen über ihr Gesicht. „Meine Gaby . . . meine schöne Gaby!' „Mein guter Christian!' flüsterte sie: aber das war schon viel. Sie lief nur noch rasch weg -- telc- ohoiiiereii, eine wichtige geschäftliche Sache — und dann zog

sie sich um: Für den seltenen Besuch, wie sie sagte. Der gute Christian stand mittlerwelle am breiten Fenster und sah nach den Dächern Würzburgs, die im leiser fal lenden Regen wie graue Kulissen lagen. Aber schon rissen die Wolken mehr und mehr auf, erste Sonnenstrahlen vergoldeten die Häuser und Straßen und mit ihnen die jenseitigen Höhen, auf denen, frischgewaebsen. die Reben in lebhaftem Grün leuchteten, Am Nachmittag gingen sie durch alte Gassen, wunderten am Main entlang, saßen unter blühenden Holunderbüschen

sich zu Christian: „Da hast du dein geliebtes Wiirzburg. Es hat sich nicht verändert.' „Würzburg nicht: aber du.' Sie warf ihm einen raschen Blick zu. „Was heißt das?“ Er sahi sich um. aber sie waren ganz allein, „Du bist anders. Du bist fremd und kühl.' „Ach? Kühl — war ich das nicht im mer?' „Natürlich. Aber gegen mich... ver stehst du mich. Gaby... gegen mich könntest du ruhig ein wenig anders sein. Sag einmal freust du dich eigent lich. daß ich hier bin?“ , Sio legte ihren Arm auf den seinen, aber sie sah

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 09.01.1945
Umfang: 4
- tuch Sie war immer noch leidlich hübsch, aber es sah aus, als wäre sie seit ihrem letzten Zusammentreffen gealtert. „Ich wollte es Immer schon schreiben. Christian, aber Ich konnte es einfach nicht. Es war mir stets, als ginge mit diesem Brief an dich meine JugcnJ für immer fort: so ist es. Wir zwei waren einmal sehr glücklich, woiii mir ein paar Tage lang, aher so ein paar Tage können das ganze Le ben vergolden Ich war dir so dankbar. Ich komme aus kleinen Verhältnissen, mein Vater starb früh

, die Pension meiner Mutter war nicht groß... aber Jas weißt du ja alles selbst. Da traf ich dich. Es war so schön. Christian, man kann es gar nicht so richtig sa gen.' Während sie das erzählte, sah sie '. or sich hin auf ihre Hände. „Aber du gingst fort und kamst nicht mehr wieder. Ich wußte sehr genau, daß es aus v. nr zwischen uns. auch wenn du mir aas nicht mit dürren Worten Mit teilen wolltest. Was sollte nun aus mir .verden? fit jenen Tagen nach un serem lezten Beisammensein traf

ich mit dein Postangestellten Hermann Ahlems zusammen, das heißt, meine Mutter brt hte ihn her. Wir verlobten uns und heirateten wenig später. Dann kam Jas Kind... so ein Kind hilf, über vi-.-l weg. Christian.' Sie sah nach der Türe, hinter der das Kleine schlief. Sie lächelte, ln diesem Augenblick, da sie nur Mutter war, wurde sie schön wie einst. „Ich kann nicht klagen, mein Mann ist sehr gut zu mir und liest mir jeden Wunsch von den Augen ab. Ein Christian Peter ist er natürlich nicht. Wir sollten nur ein bißchen mehr

. „Er heißt Hermann', sagte sie leise. „Hermann wie sein Vater. Ich habe unendlich viel Fteude mit ihm, aber davon varstehst du nichts. Chri stian. Jetzt noch nicht: später vielleicht, wenn du selbst einmal Vater bist — wenn du es einmal wirst!' Er warf sich in die Brust: „Aber! Ich möchte schon bitten!' Und dabei dach te er an Gabriele: warum konnte er sie sich gar nicht als Mutter vorstellen? Auf den Zehenspitzen verließen sie den Raum. „Ja. Christian, dies ist nun meine Welt!' Sie breitete die Arme

. „Wir sind in der Wohnung meiner Mut ter geblieben, weil wir eine andere vor läufig noch nicht aufgetrieben haben. Vier Zimmer, eine Küche, mein Mann, der Junge; es scheint nicht viel, mir aber ist es alles. Du siehst mich an? Du bist vielleicht erstaunt. — Ach, Christian, nichts ändert die Frauen so wie das Kind.“ „Ich selte es', antwortete er fast ehr fürchtig. Sie sprachen von früheren Tagen. Sie erinnerte ihn daran, daß sie bei ihrem letzten Zusammensein in der Ere mitage gewesen waren, an einem kla ren Tag

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Bozner Tagblatt
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Seite 4 von 4
Datum: 18.11.1943
Umfang: 4
Christian und Matthias i'on Cu’ .fnjriü-- N i' e! e t. „od> nuid'ift’ Mrfi elren-:. fragen' rimino?' „Cur?' „Willst du meine [vrflti werden' „Deine Frau?' „Fa, meine Frau ' „Und war wird aus Matthias?' Marianne sagte es schnell, ohne sich das Dort zu überlegen. Christian machte ein erschrockenes Ge sicht. ..Liebst du denn Matthia-^' „Ich habe ihn gern.' „Und mich?' „Dich habe ich auch gern, sehr gern so gar. Christian.' „Warum denkst du dann an Matthias, wenn ich dich bitte, meine Frau zu wer

den?' „Weil mich Matthias gestern gebeten hatte, seine Frau zu werden ' „Und was hast du ihm geantwortet?' Marianne sagte leise: „Ich antwortete: Und map wird aus Christian?' ! Am nächsten Morgen kam Marianne „Ich will euch einen Vorschlag machen', sagte sie. „Christian liebt mich und be hauptet, ohne mich nicht leben zu können. Matthias liebt mich und schwört, ohne mich sterben zu müssen. Ich aber liebe euch alle zwei. Immer tqieöer frage ich. mich, wenn ich von euch lieber habe. Ich meijj es nicht. Gestern

habe ich einen Ent schluß gefaßt. Ich heirate.' Die beiden Freunde sprangen auf. „Wen. Marianne?' „Dich. Christian', sagte Marianne, „oder dich, Matthias! Meine Kraft reicht nicht aus, selbst zu entscheiden. Damm überlasse ich es dem Schicksal. Gestern ist die erste rote Rose in unserem Tarten erblüht. Ich habe sie abgeschnitten und in meinem Zimmer versteckt. Wer die Rose findet, dem will ich gehören.' „Und der andere?' fragte Matthias. „Der andere soll jtns ein guter Freund bleiben', bat Marianne, „versprecht

ihr mir das?' Sie versprachen es. Das Zimmer, in dem die Rose in einer Truhe versteckt lag. wurde vom Hellen Öicfit de-, aroken Fensters überflutet Marianne öffnete die Tür. Ihre Stimme klang unsicher. „Jetzt liegt mein Schicksal nicht mehr in.meiner Hand', sagte sie. Marianne hatte Angst. Sie wußte nicht, wovor sie sich fürchtete. Würde Christian ihr Mann werden? Sie liebte ihn von ganzem Her zen. Würde Matthias die Rose finden? Sie kannte Matthias seit ihrer Kindheit, und er war ihr sehr vertraut. Es würde vieles

in ihrem Leben bleiben, wie es mar, wenn sie Matthias heiratete. Vor Christian fürchtete sie sich manchmal, wenn sie mit ihm allein war. Aber diese Furcht machte sie glücklich. Marianne wußte nicht, für wen sie hoffen sollte, und schaute de» beiden Freunden zu. Christian stand am Fenster und suchte zw'scheu den Geranien. Matthias hatte eine Vase umgedreht und stellte sie enttäuscht auf den Tisch zu rück. Dann wandte er sich dem Spiegel zu, vor dem.-die Truhe staNd. Würde er die Truhe offnen

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 24.01.1945
Umfang: 4
Wiese, wie geschaffen zur Rast: Christian breitete seinen Mantel für Christi a 's nn I s-.n^e sieh seihst neben s‘e. Pin naar Meter weiter schoben sich z.vei Kähne mit leisem Kla'schcn gegen da- Ufer. Bienen summten zwischen hohen li'umen. Wie himmlische Sege!- sUnffe bewegten sielt kleine weiße Wo'ken über das Blau des Firmaments. Vom näclisten Haus herüber hörte, man zue.eben das Plaudern zweier Kinder, so um war es ganz still. Sie waren al lein mb dem Smnrner. den Bienen lind der W'ese

, Christian. Der Beruf aber geht vor. das sagt Onkel Cölestin auch.' „Onkel Cölestin?' — „Ja, Onkei Cölestin. Er wohnt oben auf dem Berg über der Stadt und ist mein bester Freund. Er darf alles wissen, hörst du, alles... fast alles.“ „Dann weiß er auch von mir?' „Natürlich. Er verstellt ja auch alles. Er ist schon sechzig Jahre alt. aber er verstellt trotzdem alles. So ist er. Du solltest ihn kemienlernen.' Sie strich ihm mit der Rechten über das Haar. „Ja. Christian... freilich war das nicht ganz einfach

, damals, als ich umsonst gewartet habe... ich habe dann den Portier gefragt und erfahren, daß du fort warst. Der Zufall wollte, daß ich eine dir bekannte Dame getroffen habe, eine Erau Wildener —' „Ich weiß es.' — „Hat sie es dir ge schrieben?' „Nein: ich habe sie in Nürnberg ge troffen. Sie hat dir eine Menge erzählt?“ Sie nickte. „Ja. Christi... und doch bist du heute mit mir auf dieser Insel?' „Ja. Christian; und trotzdem war ich damals traurig, als du nicht da warst und so lange nichts hast hören

lassen, sehr traurig sogar.' „Und warum, Christine?' Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. Ihr Gesicht, ihr schönes, gutes, anmutiges Gesicht wÄr sehr ernst trotz des Lächelns um die Lippen. „Weil ich dich liebe. Christian Peter!' sagte sie leise. Ein Wind hob sich vom See und trieb die weißen Segel vor sich her — aber sie fühlten es nicht; Spaziergän ger kamen vorüber, ihnen unsichtbar, verborgen von Weiden und Netzen, lachend und scherzend — aber sie hör ten sie nicht; eine Katze schlich

des letzten Schiffes fiel es Christian ein, daß man doch auch etwas weiter denken mußte. „Wir werden wirklich wie die Zi geuner!' lachte er. und Christi dachte daran, daß Onkel Cölestin ihren Chri stian Peter schon einmal in einem Atem mit den Zigeunern genannt hatte. „Wir vergessen Zeit und Raum. Aber wir müssen ja auch wieder zurück! ln einer Viertelstunde ist die letzte Gelegenheit dazu!“ Sie leimte sielt an ihn. „Und wenn wir liierbleiben?' fragte sie ruhig, „Hier auf der Insel? Ueber Nacht

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Bozner Tagblatt
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Seite 7 von 8
Datum: 30.12.1944
Umfang: 8
. Fußpfleger Josef Unterfrauner übt seine Tätigkeit am 3. Jänner 1945 in Oberbozen aus. Anfrage: Pension Lora'. Am 5. Jänner 1945 in Kloben* stein. Anfragen: Hotel „Central'. Christian mußte sich eine Zigarette Dann lernte ich Erich kennen... er ist anzünden. Er war sichtlich schwer er so gut und so voller Vertrauen. Weißt schüttert. „Allah segne diesen Mann!' du übrigens, was er sich am meisten sagte er leise. „Ich möchte ihn doch wünscht? Kinder... Und ich. Christian, gern kennenlernen. Heute

und gar! Aber nur zu deinem gangenen Jahre kennengelernt. Sie Vorteil.' heißt Gabriele und ist achtundzwanzig „Danke schön. Ja. Christian, und da- Jahre alt. Keramikern mit eigenem mit wäre nun zwischen uns zweien al- Geschäft.' u !es klar, ja? Einmal, vor vielen Mona- „Und das ist also die Richtige?' ten. wünschte ich nichts sehnlicher, als „Ich hoffe es sehr.' daß du wieder zu mir kämst. Dann, als Sie schwiegen. , ich Erich kennenlernte. hatte ich Angst, Dann erhob sich Gertrud. Sie stan

- daß du erscheinen könntest. Vorhin den sehr nahe beisammen wie ein aber, als ich dich so unerwartet sah, Liebespaar das sich in der Dämmerung erschrak ich regelrecht. Doch jetzt ist trifft und viel wichtige Dinge zu spre- alles gut. Ich wünsche dir viel Glück... dien hat. „Eines möchte ich dir noch für dein ganzes Leben und aus ganzem sagen“, flüsterte sie. «ich bin dir nicht Herzen.“ böse Christian Trotz allem. Ich habe „Ich wünsche es dir auch', sagte er einmal sehr geweint, deinetwegen, aber still

... den Familiennamen wußte er nicht ein mal. Sie war so ein liebes Mädel gewe sen. sie konnte so herrlich lachen und unbekümmert : n den Tag hinein leben Der Mann, der sie bekam, machte kei nen schlechten Griff. Glück auf. kleine hübsche Gertrud! Er ging in sein Hotel. Tassilo saß vor einet- Flasche Wein und sah düster aus. wie immer, wenn er auf den Freund warten wußte. Na? — Was ist?' frag te er mißgelaunt. „Sie hat einen Schrei- krampf bekommen und schwört, daß sie ohne dich nicht leben kann — oder?' Christian

wartete, bis auch er sein Glas gefüllt hatte. „Weder dies 'noch jenes. Sie schrie nicht und kann ohne mich sehr wohl leben. Ini übrigen hat sie vierzig Kinder. Vierzig Kinder änderet- Leute natür lich'. fuhr Christian fort. „Gertrud ist Kindergärtnerin geworden. Was sagst du nun?“ „Nichts; das verschlägt mir die Spra che. „Mir ging es ähnlich. Aber damit nicht genug. Sie heiratet.' — „Dich?' „Unsinn. Einen Hauptmann. Er heißt Erich viel mehr weiß ich nicht von ihm. Aber es sieht au;, ais liebten

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Bozner Tagblatt
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Seite 4 von 4
Datum: 05.02.1945
Umfang: 4
Die Bäuerin und ihr Urlauber Von Karl Burkert lachen und scherzen Dabei entdeckt die Bäuerin, daß ihr Christian im Denken ein anderer geworden ist: ein ganzer Mann jetzt. Daß er Soldat wäre, das hatte sie sich doch immer gewünscht. Als ein Die /eit vergeht, nun steht man wie- sein Weib, als wäre er jetzt der General, £j„al^ den'Solda t enro c k^getragen*' Und der t.ei mi Winter Der Wald, der Ac<er, der einem Gefreiten ein Lob erteilt Döch wie m !? ie Christian im zweiten Kriegs- da. Dorf liegt

u..- auch drlß er 5ta „y icher geworden ist und oll. daß sie jetzt sagt: „Du hast dich nicht Vieneistun- vie ' verändert' Sie möchte eigentlich sa- K :.1 f:c.ftotz im Meisenscltlag '^im'ühren de muß ja nicht gleich alles gesagt sein, gj tdß^wie^'Ä wiT'daß 'S “ihr ?ole. ‘ragt der Kilian „Nein, den Sonn- Der Christian wurde schon sehen. jewt viel mehr gefällt. Warum sagt .sie tagsschlitten .meine ich , Rtbt ,e a '' Dann fahren sie zusammen im Schiit* das aber .„nicht? Aber so sind nun die rm zurück E.n

leichtes Lächeln geht da- ^ Na ,ürlich hat nun der Christian die Frauen. bei über ihr junges, frisches Gesic-h? Ach z jn der Han(j Es ist schon von - . , „ . . so. in d-e stadt wird gefahren! Je'zt hat * en der Leute ^nd jetzt können sie Der Christian ist da viel offenherziger: der Knecht begriffen Nun, die Schnee- ^,,ön miteinander plaudern Der Chri- »Anna, du kommst mir schier jünger bahn konnte nicht besser sein. Aber wa- W eiß dies und jenes von der Front vor“, sagt er, und die Bäuerin hört das rum

Ja, es gab wohl alle.hand, sie in diesen harten Jahren .nicht Jhub- „Icli fahr' heut selber!/ sagte sie. Und mit dem man J s j ch „Bptagen mußte, und scher geworden ist, auch sie nicht ^ber da* hört sich an, als ob sie etwas Runz v on der Sämaschine bis zum Einmieten wenn es der Christian nun glaubt, will Feines in Aussicht hatte. Was es wohl der Rüben ; st e5n we | ter Weg. Aber „sie es ohne weiteres gHlttfn lassen sein mag? Nein, aus den Augen kann braucht das denn immer alles geschrie- «j n J öber

eine weile faßt der Christian man es .ihr unmöglich herauslesen Und ^ sein? Und der Christian denkt bei »ach ihrer Hand und drückt sie Früher der Knecht kann sich nun denken, was ... irh hah * rtnch ein v ' - a urutat sie rruner ... sic '- ! cn „ naD aa ao V' 1 v n hat er das immer so gemacht. Aber da ,v w , u-,- -- M ,u. r u on Prächtiges Weib!'-' Solange er daheim war man eben noch nicht Mann,und _ y nn , S war ’ hat er daä lan S s1 mcht so gewußt. Frau Und dann kommt es sogar noch S-honein ErelJnis

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 12
Datum: 14.02.1903
Umfang: 12
Nr. 36 ..Bonner Zeitung' sSüdtiroler Taabl><»> SamStaa, den 14. Zv.bruar 1W3 Gefichnte Schitld. Roman von C. Matthias.. Machdruck verboten.) 3t. Fortsetzung. XXVII. Gefunden. Wenige Tage nach dieser Begebenheit langten Marie und Christian in Berlin an. Zwei Tage hatten sie in der Hütte Jochen Nimmersatts zubringen müssen, der treu seinem Wunsche, Geld zu verdienen, keine Mühe gescheut hatte, Lebensmittel aus der Stadt herbeizuschaffen. Als Marie soweit hergestellt war, daß sie sich bewegen

konnte, war Jochen selbst mit einem primitiven Holzschlitten, von einem alten Schimmel gezogen, vorgefahren, und hatte seine Gäste nach der Station Hoheuthal gebracht, weil die Reisenden in Güldenboden Nachforschungen befürchteten. Auf Empfehlung^ der Frau Professor Liebwald hatte Marie bei einer Mnsikcrfamilie Gimaldi Wohnung genommen und bemühte sich durch Stundengeben ihre musikalischen Fertigkeiten zu verwerthen. Christian, welcher sein Gepäck aus Güldenboden auf telegraphische Requisition

. ! Seine Schwärmerei indessen konnte dem einsichts vollen Mädchen auf die Dauer nicht angenehm sein. Sie fühlte wohl Freundschaft und Dankbarkeit gegen Christian, nie aber wollte ihr der Gedanke in den Sinn, daß sie sein Weib werden könnte. Allerdings sah sie mit klarem Blicke, daß alle seine Hoffnungen sich auf ihren Besitz konzentrirten, sie fürchtete, ihm durch Zerstörung dieser Hoffnung wehe zu thun. Und dennoch sagte sie sich, daß etwas geschehen müsse, um den Jüngling von seiner Leidenschaft zu heilen

. Wenn sie auf die Zerstreuungen der Resident gebaut hatte, so ging ihre Erwartung nicht in Erfüllung. Christian stellte sich unveränderlich in jeder freien Stunde bei ihr ein, er klagte wohl nicht, aber das junge Mädchen bemerkte deutlich, daß er unter ihrer schwesterlichen Gleichmüthigkeit litt. „Ich muß fort aus Berlin, auch hier ist meines Bleibens nicht', sprach sie zu sich. „Finde ich hier auch meine Existenz, ein Zufall kann Rechthofen zu Christian führen und ich wäre verrathen.' Eines Tages besuchte den Musiker

nicht bereuen.' „Morgen, morgen', erwiderte Marie auf alle diese Zureden und zog sich in ihr Zimmer zurück, um in der Einsamkeit mit sich ins Klare zu kommen. Da bot sich nun mit einem Schlage die Gelegen heit, die letzten Glieder der Kette abzuschütteln, welche sie mit Schloß Stubenheim verband. Jetzt freilich fühlte sie, daß sie mit diesem Entschlüsse den Rest einer stillen Hoffnung opfern würde, der verborgen in ihrem Herzen schlummerte. Christian war das letzte Band, welches sie mit Rechthosen

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Bozner Tagblatt
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Seite 6 von 8
Datum: 23.12.1944
Umfang: 8
Kurat Eller das Widum als Gaststätte einrichtete. Der Weg zum Ortler über den hinteren Grat 1 werk« 'vo h *Ho bT 11'nd' s'lroh andern -N.br später kamen die .ersten Forscher den Weg zur . Höhe . des Gipfel abbrennen, »ln Bergsteiger aus dem Ausland: die »Weissen Berges« \veist, ist Pichler, Schweizerführer Christian Michel aus der erste Bezwinger des höchsten in In gespannter Erwartung standen Grindelwald und Franz Biener aus, Herges der deutschen Alpen so gut Mals alle an den renstern, vor Zermatt

vor allem für sie Eines Tages „Also doch. Man kann dir doch wirk- hin. „So also ist das. Und wie geht nun wäre alles wieder zu Ende. Mit einem lieh nichts anvertrauen! Das hättest du das Märchen weiter? Oder, du Erz- Mädchen., wie sie es ist. spielt inan dir doch denken können, daß sie mir MOOLF ANOeUL Nach&rucksrecht bei Knorr Sr Hlrth K..G, München Christian lag schon lange zu Bett, ohne schlafen zu können, als Tassilo erschien. Er war in zwiespältiger Stimmung, schwankte zwischen der Fröhlichkeit, die ein schöner Tag

und ein guter Wein erzeugt, und dem grol lenden Zorn, den er gegen den lang ver mißten Christian umhertrug. „Du bist mir so einer!“ rief er, sich neben dem Lager des Freundes niederlassend. „Unten konnte Ich dir ja nicht alles sa gen. aber jetzt muß es vom Herzen. Wo hast du dich die ganze Zeit herumge trieben? Ist das eine Art. mich allein zulassen... allein mit einer Frau, die dich sucht, und einem Kerl, den ich nun einmal nicht riechen kann?' „Ich war'. lächelte Christian war in einer anderen Welt

. Ich saß auf einer rosaroten Wolke und schwamm auf ihr zur Insel der sieben Sebekeiten.' „ich „Das „Aha!' schrie Tassilo böse. Mädchen!' Christian verschränkte die Arme hin ter dem Kopf. „Mein Gott. Tass. sie ist das anmutigste Geschöpf, das ich iennU kennenlernte,“ „Mich dünkt das gleiche hast du ge stern abend schon gesagt' „la: aber da ahnte ich es nur: jetzt wenig ich es. Wir trafen uns heute abend draußen auf der Festwiese in der Nähe eines kleinen Pavillons. Wir gingen am Fluß entlang, allein

in der Dunkelheit, wir saßen auf einer Bank, und dann führte sie mich auf einen Hügel nahe der Stadt, sie nannte ihn, glaube ich. Klausenberg. Em einsames Wirtshaus steht oben. Schade. Tass. daß ich kein Dichter bin. Als wir zurückgingen... aber wie soll man das sagen... kannst du dir vorstellen'. Christian richtete sich auf. „sie ist neunzehn Jahre, fast schon zwanzig.. Kannst du dir vorstel len. Tass. daß es heutzutage noch Mäd chen gibt, die mit zwanzig ihren ersten Kuß bekommen?' „So'I das heißen

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Bozner Tagblatt
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Seite 7 von 8
Datum: 13.01.1945
Umfang: 8
, doch so, daß Christian deutlich sehen konnte, daß sein Freund sich mit dem Handeis teil beschäftigt hatte. Mit großartiger Bewegung klopfte er die Asche seiner Zigarre in den Teller. „Da bist du ja endlich!' Er lächelte gönnerhaft „Ich hatte schon -Angst, du hättest ein ande res Hotel gewählt. Wie siehst du aus ... du bist unrasiert! Dazu dieser Kragen! Wo warst du heute nacht?' „(n Escherndorf am Main mit guten Bekannten. Ich habe* nur wenig ge schlafen.' „Pa hat man es: kaum läßt man dich ein paar Tage allein

von dieser Fahrt ab.' Christian mußte sich setzen. „Tas silo! Du bist übergeschnappt!' „Ich. bin großmütig genug, die Belei digung zu überhören', sagte Tassilo sanft. „Was verstehst du auch von Fu sionen und so! Herr Göß hat nicht übel Lust, in Frankfurt einen, kleineren Be trieb aüfzukaufen. Ich sehe mir das Werkehen an. Ich handle in festem Auftrag. Babette ist überzeugt davon, daß man sich auf mich verlassen kann. Babette hält überhaupt große Stücke auf mich. Das gleiche kann man ruhig von ihrem Vater

und ihrer Mutter be haupten. Es war ein großartiger Ge danke von dir, Christian, mich dort einzuführen.“ „Ich sehe es! Du als Vertreter einer großen Firma in Frankfurt! Tassilo, der Kunstmaler, reist für eine Farben fabrik —! „Ist das gar so verwunderlich?' Tassilo begleitete den Freund aut sein Zimmer, wo Christian seinen äuße ren Menschen einigermaßen in Ordnung brachte. Die Sitzung in Escherndorf hatte noch lange gedauert, so lange, daß keiner der drei Freunde ln das vor sorglich bestellte Bett gekommen

war; denn sie. waren, als sich die Damen empfohlen hatten, noch ^allein sitzenge blieben. bis die Nacht zu Ende gewesen und der Tag sich im Osten ankündigte. Zum Abschluß des fröhlichen Zusam menseins hatte Christian noch eine Flasche Würzburger Stein von uraltem Jahrgang spendiert, eine Kostbarkeit, die der Wirt mit ehrfürchtigem Lächeln aus dem Keller geholt hatte, ein Wein, in dem alle Sonne Frankens eingefan- geh schien. Darüber war es völliger Tag geworden. Aber man war immer noch beisathmengesessen, als bereits

wieder des Doktors Frau und Emme richs Freundin erschienen und baß er staunt waren, die drei Zecher noch vor den Gläsern zu finden. Da die Zeit ge drängt hatte und die Bamberger wieder .zurück mußten, so hatte sich auch' Christian nach nur oberflächlicher Toi lette aufgemacht zu seiner Weiterfahrt in der entgegengesetzten Richtung. In des. der Wein war gut gewesen, darum war der Kopf klar geblieben, und die kühle, vom rauschenden Regen ge tränkte Luft hattemur dazu beigetragen, Christian sogleich wieder frisch

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 31.03.1944
Umfang: 4
. Dieser Film, von Be geisterten geschrieben,-^-inszeniert, gespielt und geschaffen, wird die Probe aufs Exemvel fein: ob nämlich der prograMm- füllende, das' ganze Jahr hindurch auf dem Spielplan stehende Märchenlpie.'film seine ideelle, künstlerische und natürlich auch wirtschaftliche Mission und Existenz berechtigung unter Beweis stellen ver. Albert Schneider. Zürn Tode Christian Raysslers Der Lchauspielrr Christian Kayßler. ein Sahn de« Staat,schausplelers , Friedrich ' Kayßler. : ist? lm i Alter

von . 48 Jahren nach langem, schwerem Lei- - -inBerlin verstorben. Wenn die'-(ost mihbrauchte) Wendung, daß der Lod risies schövkerisch-künstlerischen Men schen, «ln« Lücke reiße, übrrdauvt sinnvoll an gewandt werden kann, so; darf man sie für Christian Kayßlex in. einem wahren -und würdigen Wert gebrauchen, Wer hat im Zu-, fchauerraum der Berliner Volksbühne oder ln, Deutschen Theater, wenn er Christian Kayßler auf der Bühne sah, wer hat,, wenn er ihm im Film als Fliegerosiizier und rich terlichen Beamten

, begegnete, gewußt, ge- merky geahnt auch nur. datz dort oben ein Schauspieler seine künstlerische Pflicht erfüllte, seiner Leidenschaft für das Theater, nachging, der ein schweres Leiden mit sich trug, das er sich im Weltkrieg als Soldat .zugezogcn . hatte? Mit einer schlechthin vorbildlichen Energie und Willenskraft hat Christian Kayßler' alle Hemmungen .ind ^ körperliche Schwierigkeiten, die gerade den Sprecher, den. Schauspieler be drängten, Tag für Tag überwunden, über spielt. ' Warum

werden wir diesen Schauspieler, der vor nahezu 2ü Jahren von Stuttgart nach Berlin kam. vermißen und Ihn in seiner be sonderen Art nicht ersehen können? Christian Kayßler - vereinigte in sich Männlichkeit und Herz. Kraft und' Seel« und Charakter. Auf begehren und Güte. Ueberlegenhell und E»ip- sinvlichtelt. Disziplin - und Zartheit. Er mar kein Darsteller von stürmischen Draufgän gern; aber so'wenig er etwa der Berkärperer passiver Helden wgr. io richtig ist e» doch, von ihm zu sagen, daß er.vor allem Men schen gestalten

konnte, die ein Schicksal mit Würde zu tragen vernwchten. In solchem Sin ne ließ er offenbar a.us seinem eigensten Wesen der Roll« sträite einströmen, di«, höchst sruchtSar. wurden. Mochte Christian Kayßler lm spanischen Kostüm stecken (wie Im „Don Pedro' von Emil Strauß) oder In sonst irgendeinem, er . formte und schuf im Grund« immer den - deutschen Menschen. Niemals svielhe Chrkstian Kayßler rüutlnlert oder kalt. Cs drang ihm alles tief unter d!« Haut, und e« kgm' au» dem Innern de« ganzey Men

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Seite 3 von 8
Datum: 02.04.1903
Umfang: 8
am 8. April sein 85. Lebensjahr. Wie zur Zeit Kaiser Wilhelms I. in Deutschland, so sind in der dänischen Königsfamilie gegenwärtig vier Genera tionen vertreten, da König Christian einen Urenkel, den Enkel des Kronprinzen, besitzt. Der König wurde am 8. April 1818 auf dem Schloß Luisenlund bei Schleswig geboren als der vierte Sohn des Herzogs Wilhelm von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücks- bürg und der Herzogin Luise, geborenen Prinzessin von Hessen-Kassel. Am 26. Mai 1842 vermählte

Thyra, geboren zu Kopenhagen am 29. September 1853, seit dem 21. Dezember 1881 mit Ernst August, Herzog von Cumberland, vermählt ist. Man ersieht hieraus, welche hervorragende Stellung König Christian IX. durch diese weitverzweigten verwandt schaftlichen Beziehungen unter den europäischen Herrschern einnimmt. Sersonal«achrichteu. Der Kaiser hat die Uebernahme des FML. Hugo Wagner, Komman danten der 44. Landwehrtruppendivision, auf sein Ansuchen in den Ruhestand angeordnet und dem selben

, ist klar. Christian wußte ja das, aber ihm genügte die Suprematie, auf die Liebe verzichtete er großmütig. Als der Herr Chrisiian mit den StudiiS zu ^ude war, widmete er sich einem Brotstudium, bei em ein kluger Kopf nicht hungern braucht, und als ^ damit fertig war und seine ersten Sparpfennige N ^ hatte, da näherte er sich der Frau Politik, anfänglich verschämt und schüchtern, später schon dreister und somit erfolgreicher. Dies wird en Leser nicht wundern. Ein Menschenkind, das l.chon als kleiner

, waren geradezu be- als ihnen Herr Christian die Idee entwickelte, Fordert und verbreitet in alle« öffentlichen Lokalen, sowie in den christlichen Familien de» .Tirol«?'. man solle ihm ein politisches Mandat anvertrauen, man solle ihn zum Führer einer politischen Partei ausrufen, er werde versuchen, seiner Partei zum Siege zu verhelfen. Christian schien auch in dieser Frage wieder unter einem günstigen Stern geboren zu sein, denn kaum als er in die politische Laufbahn wat, dekre tierte der Herrscher

des Landes, wenn auch nicht dem Herrn Christian, sondern sicher andern zulieb, eS seien die Mandate für die politische Vertretung der getreuen Untertanen ausgiebig zu vermehren. So schien eS, daß solche Mandate billig wie Brom beeren schienen — zum Glück ohne Schmälerung der Einkünfte. Herr Christian hatte schon gemerkt, daß ein echter und rechter Politiker sich die ersten Sporen in der Opposition — bei der Partei der Allesbesser wisser verdienen müsse. Und so sprang denn Herr Christian zum Schrecken

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Volksbote
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Seite 3 von 16
Datum: 29.12.1932
Umfang: 16
ausgezeichnet. Buttermilch hat «ine jo... mildreinigende Windung, ganz wundervoll. Ich bin munter nie ein Fisch im Waffer, und alle Leiden, an deney ich von Kindesbeinen an laboriere... die sind weg, «iniach verschwunden.' Bater Christian blieb die Spucke weg. Konnte der Fremde reden! Das ging wie ein« Dreckschleuder! Wer der Maler mißfiel ihm doch nicht. Cr hatte ein so fröhliches Ge sicht, so lustige, gut« Augen, die von Herzens güte sprachen. Hans Derghoff bemerkte dm Blick des Mtsn. trat

zu ihm und klopfte ihm auf die Schulter: „Bater Christian... war wohl der Name? ... Wie ist es denn, Bater Christian, haben Sie nicht ein paar alt« Stiefel und em altes Jackett? tot da auch mehr als drei Löcher drin sind... egal! Sehen Sie meine Schuhe an! Shimmifchuhe, und dabei tanze ich doch überhaupt nicht. Das tragen wir Berliner mm. das müssen wir tragen. Wie soll ich damit Weizen ernten?' Bater Christian betrachtete schmunzelnd das feine Schuhmerk. „Darin geht's nicht. Ich werde Ihnen ein Paar

von mir geben. Die werdm Ihnen paf- fen. Meine Konfirmandenschuhe!' Das wurde mit einem lauten „Hallo!' quittiert. Während Bater Christian nach, am Schuhen und einem , allen Jackett sucht«, fragte Anita: „Verstehen Sie etwas von der Landwirtschaft, Herr Berghoff?' „Und ob!' mtgegnete der Maler wichtig. „Dmkm Sie, ich Hab« da. neulich «in wogen des Getreidefeld gemalt. Ich sage Ihnen, so. ähnlich... der Getreidehändler Meyer stein bot mir für den Zentner Roggen elf Mark.' „Köstlich! .Sie habm angenommen

?' „Nein, das war mir zu wenig. Der Rah men kostete mich schon mehr als elf Mark. Ich warte, ich kann ja warten, bis im näch- ftm Frühfahr die Getreidepreise steigen.' Nach wenigen Minuten war Hans Berg- hast in seiner neuen Kluft. Auf seinem wohl- frisierten Haupte prangte ein riesenhafter Strohhut. So zogen dann die Bewohner des Drer- Eichm-Hofes aus. dm Wetten zu schneiden. Christian und.Sattler arbeiteten mit der Sense und legten ihn um. während Helga und Anita abrafften. Hans Berghoff drehte

die Äarbmbänder und band die Garben zu- fammen. Es ging in strammem Tempo. Bewunderungswürdig war Bater Christian,. der so 'rasch schnitt, daß Hans Sattler alle Mühe hatte, nachzukommen. Di« Usberraichung aber lag bei Hans Berghoff» denn er bewältigte spielnd vie Nachfrage nach Garbonüänder der Aus- hebsvinnen. Anita, wurde vor Aufregung ganz rot tm Gesicht. Sie plagte sich, daß der Atem schwer ging. Aber Hans Berghoff blieb ihr auf den Ferfm. Und er erzählte dabei: „Meine Damen, ich muß Jhnm mal omm lustigen

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 18.12.1944
Umfang: 4
ein paar blutjunge Dirnlein, sechs oder sieben Jahre alt, alle im blauen oder roten Röckchen und im hellen Mieder. Kränze im heil ten Haar. Und da war nun auch die Ecke wo der weite Straßenzug der Altstadt begann... Christian ließ den Freund vorausgehen und freute sich-am entzückten Antlitz des Ueberraschten. Denn der Ausblick war auch von großer Schönheit. Breit königlich breit, lag die nlatzartige Straße vor ihnen, mit leichter Krümmung aur'gestellt, den Blick wendend zur stolzen Nadel des Turmes

; Bürgerhäuser grüßten links und rechts. -Künder der Wohlhabenheit und des Geborgenseins; Fahnen weh ten über Türen und Fenstern, Schnüre zogen sich von Haus zu Haus, und an ihnen hingen, bunte Signale der Freu de, Hunderte von kleinen Wimpeln. Nahm man die Menschen dazu, die in dieser Stunde die Stadt füllten, so glich das Bild einem einzigen herrlichen Schauplatz, der wie' geschaffen war zum festlichen Feiern.. „Wahrhaftig, Christian, du hast recht', sagte Tassi lo. „Das sicht man nicht oft. Und das liegt

so nahe bei München... und ist doch so wenig bekannt!' Sie ließen sich weitertreiben vom ge- schäftigten Trubel des lebendigen Stro mes. Christian erzählte: Diese Lands huter Hochzeit, heute nichts anderes mehr als ein in vielen Farben schim merndes. glanzvoll nachgestaltetes historisches Spiel, war eiifst glühende Wirklichkeit; damals nämlich, als Im Jahre 1475 der Sohn Georg des einst mächtigen Herzogs Heinrich von Lands hut eine Königstochter aus fernem Land, zum Altar führte. In prunkendem Zuge

sehen I wir uns das. Tanzspiel an', fuhr Christian fort, „und morgen das eigentliche Festspiel; am Nachmittag dann, morgen nachmittag also, den Festzug. den Höhepunkt des Ganzen, und anschließend das Lager leben, das Ringelstechen, das Lands knechtstreiben — was, Tassilo? Hättest dü nicht ordentlich Lust, deinen be scheidenes Leib selbst in ein Wams von Anno vierzehnhundertflinfuudsleb- zig zu stecken und mitzuhalten?' Diese Lust habe er wohl, antwortete der Freund, aber nun spüre

aus wie das anmutigste Gretchen. das Kranz. Seltsam hob sich lichte Haar das Dunkel __ ..... Christian merkte, wie sein Herz klopfte; gegen das man sich denken kann.’ Diese Nase! der Augen. Und die blonden Haare zu den dunklen Augen!“ Christian Peters leicht ent hafte er je zuvor einen reizvolleren zündliches Herz brannte wieder eln- Mund gesehen, einen Mund, der so mal lichterloh, und doch war’s diesmal lockend und unschuldig zugleich war anders als sonst. Dieses liebliche Ge- w ! e dieser? — Jetzt schritt

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 08.01.1945
Umfang: 4
mit diesem Mädchen ganz zufäl lig geschah — sie suchte dich im Hotel, dich. Christian Peter, und dabei kamen WM - ins Gespräch. Sie ist ein ganz ent zückendes Ding... und dabei noch so unschuldig! So naiv! Und so schrecklich in dich verliebt!' !-r sah düster vor sich hin. 'Daran hatte er nicht gedacht. „Ich denke —' „Laß dir einmal sagen, was ich den ke. Ich habe aus dem armen Ding nicht viel herausgebracht, denn es wein te ziemlich heftig —' „Weinte —!' „Jawohl, weinte. Die ganzen hüb schen Augen standen voller

Tränen; Tränen. Christian Peter, die dir galten, du nichtsnutziger Herzensbrecher. Sie saß vor mir wie das berühmte Häuflein Elend. Es hat sie sehr getroffen, daß du davon bist ohne ein Wort, ohne einen Abschied nach der ersten Nacht —“ „Du! Zwischen Christi und mir ist nichts weiter gewesen als ein paar KiDse!' „Ich glaube es dir... ich glaube es dir ausnahmsweise', sie lächelte hinter- g-iiiidig. „Ich glaube es dir. weil ich diese Christi kennengelernt habe. Dar um, mein Freund

, bin ich ia auch da. Ich fahre nicht so mir nichts dir nichts hinter dir her. zuerst nach Regensburg, dann nach Nürnberg, tim dort wie liier die reinsten Detektivreisen bei den Hotels zu unternehmen. Nicht deinetwe gen geschah da4. Christian, sondern dem armen Mädel zuliebe. Ich habe es versprochen.' „Du ihr —?' „Ja. Und nun hör einmal zu: Du sollst nicht mit ihr spielen. Mit ihr- nicht. Sie liebt dich. Und du bist oder warst ihr erstes Erlebnis... und sie gehört zu den Frauen, die entweder überhaupt nicht lieben

oder gleich mit aller In brunst ihres Herzens. Du lächelst? Weil ich das sage? Christian, so etwas sieht man doch. Und darum habe ich eine Bitte an dich, hörst du: E 11 !weder du schreibst ihr ein paar liebe Zeilen, daß du aus dem und dem Grunde nicht mehr kommen konntest, daß du aber, wenn möglich, ein andermal wieder vorbeisehen willst — das ist schon ein großer Balsam für ihren Schmerz —, oder dp gibst ihr kurz Nachricht, daß einfach alles aus und vorbei ist... weil du nämlich schon anderweitig fest

einmal unter der Haube! Wo du auch hingeiiörst, um weiteren Unfug zu ver hüten!' Christian hatte aufmerksam zugehört. Jetzt erst, und auch da nach einer Pause, antwortete er: „Und wenn ich nun schon eine Braut habe — ich meine eine Frau, die ich heiraten möchte?' Marianne war sehr überrascht. „Ach! Das ist etwas ganz Neues. Darf man mehr wissen?' Sie durfte mehr wissen. Sie erfuhr alles, wenn es für den Mann auch nicht ganz einfach war. die Geschichte seiner Begegnung mit Gabriele Vittinghoff zu berichten

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 31.01.1945
Umfang: 4
te. „Denn, und wenn Sie mich um- hi ingi n, es st so: Ich liebe Ihre Toch ter Ich wollte sie heiraten —' Dem Gast gab es einen Stich. Jetzt oder nie, dachte er sich, ich bin nun einmal da. die Sache muß ausgehan- de!t werden bis zum letzten. „Aber die Christi will ja gar nichts mehr von Ihne» wissen —l' sagte er nach eini gem Räuspern. „Seil das heißen, daß sie von all dem weiß... vo» dem Brief... und von Würzburg.. Un i Johann Stadler nickte schwer mütig und erwiderte fest: „Ja, natür lich: sie weiß alles.' Christian wandte

sich ab. Er konn te nicht wissen, daß das eine Lüge war. die Luge eines zornigen und unendlich besorgten Vaters, der keine andere Air.’st hatte als die, daß sein Kind holz allem bei diesem Manne bliebe, der ihm schon so sehr vvehgetan hal le. — Und Christian sagte: „Dann ist i-s als ans... vollkommen aus?' „Ja. eanz und gar. Da« können Sie dem Mädel auch gar nicht verübeln: Vor ein paar Tagen waten Sie mit ihr noch beisammen, und jetzt er fährt sie das! Das ist schon ein bißl zu viel, das müssen Sie zugeben

. „Ja. das hat sie auch gesagt', antwortete er und schluckte dabei. Christian sah zur Seite. „Dann liegt die Sache für mich natürlich klar. Ich werde Ihr Fräulpin Tochter nicht mehr belästigen', er zögerte: belästig . gen. mein Gott, wie das klang! „Nur eines möchte ich Ihnen. Herr Stadler, noch einmal und in aller Form ver sichern: Als ich neulich mit Fräulein Christi auf der Fraueninsel übernach tet habe, da ist nichts geschehen; gar nichts, was Sie beunruhigen könnte. Sie müssen mir das glauben. Im übri gen wünsche

ich Fräulein Christi heute und immer alles Gute... vor allem auch, wenn sie sich nun verloben wird ... das, bitte, wollen Sic ihr noch sagen. — Und damit sind wir wohl fertig?“ Stadler war froh, als er endlich das Haus verladen konnte. Christian aber, oben' in seinem Zimmer, ging ruhelos auf und ab. Er dachte an einen Brief und an Gabrielen sonderbares Verhallen bei seinem Besuch in Würzburg; er dachte an einen nächtlichen Spaziergang zum Klausenberg und an einen Sommertag am Chiemsee: er erinnerte

sich mit schmerzhafter Deutlichkeit an das Fischerhaus auf der Fraueninsel und an den Abschied auf der kleinen Bank am Weg nach Emsdorf, an ein blon des Edelfräulein und an das Schlöß chen im Hofgarten zu Landshut — das ales lag erst ein paar Wochen, manches sogar erst ein paar Tage zu rück, aber ihm schienen es Jahre zu sein... und außerdem war das alles wieder zu Ende, ehe es noch recht begonnen hatte. Und Christian Peter Lutz, der verwöhnte Liebling der Frauen, dei Mann, dien bisher noch keine hatte halten

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 08.02.1945
Umfang: 4
! Die heiratet dep Miili- Iciilicsilzer Bartholomäus Kürzinger in I.andshut — was hast du eben erzählt? Von den verschobenen Hochzeiten? Das sieht aus wie ein Wink von oben . . Sie tranken leer. Christian schenkte von neuem ein. Seine Augen brannten. „Ich hin natürlich ein Narr. Die Ge schichte ist aus, vollkommen aus. Sie isl genau so zu Ende wie die Firma Vittinghoff in Würzburg. Weißt du übrigens, daß man diesen d’Alban zu drei Jahren Gefängnis verurteilt hat?' „Man hülle ihn hängen sollen!' „Man hülle

meinen ersten Sohn auf den Knien! Meine Schwiegermut ter behandelt mich wie ein rohes Ei. Sie verwöhnt mich. Sie sagt oft, daß ich .der beste Mensch auf Gottes Erd boden sei. Sie isl eine Frau, Christian, die ernste Dualitäten noch zu schätzen weiß. Du hättest es auch hei ihr sehr gut gehabt, wenn du dich an Margarete gehalten hättest.' „Schweig —!' „Wie du wünschst. Da fällt mir ein, daß sie ja morgen nach München kom men willI Margarete mit Mama! Du! Wir könnten uns mit ihnen treffen! Ganz unverbindlich

natürlich, nur so zu einer Tasse Kaffee. Sie haben erst neulich wieder nach dir gefragt. Hast du keine Lust? — Aber du hörst ja gar nicht her. Du bist ja ganz woanders. Christian! Gib einmal acht! Ich habe dich etwas gefragt — wegen morgen!' Dnkor Lutz halte den Kopf in die Hand gestützt. Golden schimmerte der Wein. „Morgen.“ antwortete er lang sam, ja geradezu feierlich, „morgen fahre ich fort . . . nach Landshut.' „0 du grundgütiger Himmel!' „Paßt es dir nicht?' „Was heißt da passen? Aber, Chri stian

, ich bitte dich, mache keine Dummheiten!' „Von welchen Dummheien sprichst du?“ „Nur so im allgemeinen. Am Ende kommst du an ihren Bräutigam — niederbayrische Mühlenbesitzer sind keine Engel mit Palmwedeln. Und du hei deiner Hitzigkeit!' „Ich werde schon nicht hitzig.' „Ich kenne dich schon. Am besten wäre es, ich käme mit; ich habe sonst keine ruhige Minute mehr.' Christian erhob sich. „Ich will sie ja gar nicht treffen“, sagte er. „Ich wüßte gar nicht, wie ich das machen sollte. Ich möchte

nur noch einmal vor meinem Abmarsch die alte Stadt scheu und die Straßen, die ich mit ihr ge gangen hin. Sage nicht: Dann ist ja alles noch schwerer. Natürlich ist es so. Aller wir Menschen sind wunder liche Leute. Es gib Stunden, da brau chen wir den Schmerz. Verstehst du das?' — Am anderen Tage fuhr Christian tatsächlich nach Landshut. Er kam gegen Mittag dort an und aß im glei chen Hotel wie damals; wenn er durch das Fenser sah, dann stand auf der anderen Seile der Turm der Martins kirche gegen den sommerlichen Him mel

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 03.01.1945
Umfang: 4
Gemäuer und grünen Bäumen wohnte, hatte keine vierzig Kinder zu betreuen; sie hatte auch nicht vor. einen Hauptmann zu eheli chen. schon deshalb nicht, weil sie ist der keinen kannte. Sie begrüßte Chri stian auch wesentlich anders, als das Gertrud Schönemann getan hatte, denn sie fiel ihm — unmittelbar, nachdem sie Ihn erkannt hatte — ganz einfach um den Hais und gab ihm einen Kuß. Christian, der solchen Situationen gewachsen war ertrug den Jähen Ueberfnll mit Würde. „Ja. da wären wir!' versuchte

er zu scherzen. „Zuge- gebem ich war einige Zeit nicht mehr da —' „Einige Zeit! Ein halbes Jahr!' „Tatsächlich? Siehst du. so vergehen die Tage. Debrigens darf ich vorstel len — dies hier ist mein Freund Tassi lo Lebzelter Du kennst ihn aus Erzäh lungen und Briefen. Er ist klüger, als er aussieht, glaube es mir..— Was gibt es heute zu essen?' „So habe ich mir dein Kommen vor gestellt!' schrnol'te sie. „Wissen Sie. Herr Lebzelter, wie ich Christian ken nenlernte? In einem Restaurant, wo wir uns zufällig

gegenübersaßen. Er ge fiel mfr sofort . sie führte die Gäste in das Wohnzimmer, „aber er merkte es nicht gie'ch. Alle Männer haben eine lange Leitung. Ich brachte es so weit, daß wir Über das Essen sprachen, wo bei er behauptete, daß er sich an das Wirtshausessen nie gewöhnen könne Ich lud ihn ein zu uns — das genügte.' „Reta Ist eine ausgezeichnete Kö chin!' lobte Christian. Eine Stunde später konnte auch Tas silo sich davon überzeugen, daß man im Hause Göß eine vorzügliche Küche

hatte. Jetzt waren auch Retas Eltern da. ihre Mutter, eine aufgeweckte und immer noch gut anzusehende Bamber gerin die klug zu plaudern wußte, und der Vater. Geschäftsmann durch und durch, der einen längeren Vortrag über ein neues Verfahren zur Herstellung haltbarer Farben hielt. Am unteren Tischende zwischen der Mutter und Tassilo saß die jüngere Tochter des Hauses. Babette die ein ganz reizen des StunlDfnäschen und blitzblanke schwarze Augen hätte. Am Nachmittag hatte Christian zu tun: er Meß seinen braven Freund

im Hause Göß zurück und kam erst gegen Abend wieder Auch das Nachtmahl wurde bei der gastlichen Familie ein genommen. Später gingen die Jungen Leu e zum Tanzen. Frau Göß betrach tete ihre äl'ere Tochter und Christian mit großer Aufmerksamkeit, ohne aher Näheres über das was sie brennend interessierte, zu erfahren. Es wurde spät, als die vier heim kehrten. Christian wollte zuerst einen Wagen rufen. Aber dann sah er doch, wie schön die Nacht war. eine Nacht, die zudem durch den zunehmenden Mond

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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 09.01.1903
Umfang: 8
um Sie verdient, so nehmen Sie an, ich wäre ihr zweiter Vater, und umarmen Sie mich': Rechthofen drückte einen leichten Kuß auf ihre frischen Lippen. Ein leiser Seufzer ertönte bei diesem Zärtlichkeits- beweHe hinter ihnen. Christian war ein zufälliger Zeuae des Kusses gewesen. Der Seufzer, der sich seiner Brust entrang, Laug fast wie ein Zeichen der Eifersucht. Rechthofen schaute verwundert hinüber. Er sah Christian leichenblaß am Ende des Ziuuners stehen. „Ah, da ist ja auch der berühmte Virtuose

und Zukunftsmusiker Christian', sprach er unbefangen und reichte dem Jünglinge seine Hand hin. „Wetter noch einmal, junger Mann, Sie sind groß und stark geworden, nur ein wenig blaß — aber das giebt sich.' Der Angeredete starrte den Freiherrn mit un gewissen Blicken an. Er hielt sich an der Lehne eines Wolsterstuhles ^fest und mochte wohl die Hand nicht sehen, welche ihm der Freiherr entgegenstreckte. Tiefe Stille zog einen Augenblick durch daS Gemach. Die erste war Marie, welche das Peinliche Schweigen

Herr,, denn ich kann sie nicht finden. Marie ist bei mir wohl aufgehoben und ick würde mich nach ihr bangen, wenn sie mich verließe.' „Nun denn, so kommen Sie mit mir, Margarethe', sagte Rechthofen und schritt der Hinterstube zu. Die Alte folgte kopfschüttelnd. Marie und Christian blieben im Zimmer zurück. Das Mädchen hörte, wie der arme Junge schluchzte, aber sie fürchtete sich zu fragen, was ihm fehle. Rechthofen hatte im Hinterstübchen Halt gemacht. Zutraulich faßte er seiner alten Amme Hand

. „Sehen Sie denn nicht, Mütterchen, daß Ihr Christian die Kleine liebt? Was soll aus der Leiden schaft werden, wenn die Beiden länger unter einem Dache bleiben?' Margarethe schaute den Herrn mit großen Augen an. Diese Erklärung hatte sie nicht ermattet. Jetzt aber, da sie sich die Begebnisse der letzten Tage über legte. kam ihr so manches Anzeichen ins Gedächtniß^ welches ihr die Richtigkeit seiner Behauptungen klar machte. „Herr, Sie mögen Recht haben', sprach sie nach kurzer Pause

.' „Nun denn, so mögen Sie in Frieden ziehen', sagte die Greisin fast feierlich. „So schwer mir der Abschied auch werden wird, Marie, jetzt lasse ich Sie ohne Sorgen von hier.' Ich darf also auf Sie rechnen??' fragte der Freiherr. Marie reichte ihm bescheiden die Hand. „Ich komme, sobald Sie mich rufen', sprach sie. „Ich bin stolz auf das Vertrauen, welches Sie. mir schenken.' Christian hatte nichts gesprochen. Er lauschte dem Vorgänge mit geisterbleichem Gesicht. Als Marie khre Hand in die des Freiherr« legte

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