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Tiroler Grenzbote
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Seite 3 von 4
Datum: 26.08.1942
Umfang: 4
VON THA1TE8 URHEBER-RECHTSSCHUTZ OURCH VERLA6 OSKAR HEISTER,WEROAU/SA (Schluß.) . Nun hälft wieder Finsternis Christian ein. Gefecytspause für die Zerstörer und Torpedoboote. Ein F.D.-Gast reicht Christian die Funkmeldungen, die der Funker aufgefangen hat. Englische Funksprüche. Christian tritt für einen Augenblick in den Lichtkreis des Kartenhauses. „Haben uns nach Westen zurückgezogen . . „Bin schwer beschädigt..." „Dringend Hilfe, Torpedotreffer im Vorschiff." „Treffenweise Wendung zwei Strich

vom Feind. Acht zehn Treffer..." „Bin im Sinken." „Admiral will viernndzwanzig Knoten laufen . . „Kann nicht mehr weiter, nur zehn Knoten . .." „Kann nicht mehr die Linie halten . . ." ,„Jnvincible', melden Sie sich ..." ,„Lion', melden Sie sich, melden Sie sich .. „Wo ist ,Lion', wo ist ,Lion'?" „Zerstörer sammeln ..." Christian legt den Zettel beiseite und geht wieder auf die Brücke. Sein linker Fuß schleppt nach. .Die ,Grand Fleet' dreht ab. Sie kann nur noch ver lieren. Mehr als — sie verloren

hat. Alles verlieren! Scheers Manöver ist gelungen, die Hochseeflotte hat kehrt gemacht. ,Seydlitz' ist zusammengebrochen, dampft langsam nach, aber sonst laufen alle Panzerkreuzer be reits auf Gegenkurs. fl Die ,Grand Fleet' flieht nach Süden. Auf, SW.-Kurs stoßen die Torpedoboote zwischen dem englischen Gros und der Nachhut durch. Christian sieht vor sich im Dunkel einen schwarzen Schatten. Erkennungssignal wird nicht beantwortet. Feuer! Wie Motten flattern die englischen Boote in das Licht, zerreißen

. Der Pulverdampf'sieht in den Strahlen der ^einwerfer wie dampfendes Blut aus. Drei englische Zerstörer brennen. ,Black Prince' brennt. Fackeln zucken auf und verlöschen. Auch die ,Wiesbaden' brennt, ihr letztes Geschütz feuert noch, solange es über Wasser steht. Da trifft Christians Boot ein Prankenschlag. Es bäumt sich auf. Hartes Krachen zerreißenden Eisens, eine feurige Lohe! Noch ein Prankenschlag! Christian hört in seiner Phantasie die Trommeln wirbeln. Zwei seiner Offiziere sind auf die Brücke gekrochen

. Das Heck liegt schon unter Wasser. Noch ein Einschlag. Das Ende! „Jungens, es geht zu Ende mit uns ..." keucht Chri stian. „Wir haben kein Boot mehr ... alles zerschossen. Niemand von den unseren sieht uns, niemand hört uns ... keine Funkanlage mehr ... Sie haben auf uns ver traut ... laßt uns an das Vaterland denken ..." Das Boot sinkt. Ohne daß einer angefangen hätte, setzen sie alle ein. „Deutschland, Deutschland über alles." Sie singen noch, als schon das eisige Wasser ihre Knie umspült. Christian

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Neueste Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 29.12.1922
Umfang: 4
. Aber statt dessen hörten sie Schlittenglocken draußen ans der Landstraße. Hans Christian stutzte. „Der Schlitten kommt hierher," sagte er. „Wer kann der Gast fein, der uns so spät in der Nacht heimsucht?" Der Klang der Schlittenglocken kam näher und näher. Fünftes Kapitel. Der General komM. Die Hunde liefen dem Gittertor zu. Sie verschwanden in der Dunkelheit, aber ihr zorniges Bellen tönte weiter. Die Schlittenglocken hatten' aufgehört zu klingeln: der Schlitten hielt. Hans Christian suchte die Hunde

an sich zu locken, aber sie fuhren fort zu bellen. Der Auftritt machte un willkürlich auf die beiden Männer, die soeben das große' unbewohnte Haus durchwandert und das Vorhandensein eines rätselhaften Wesens entdeckt hatten, einen seltsamen und etwas unheimlichen Eindruck. Jetzt kam ein nächt licher Gast,- , wer mochte das sein? Sie hörten nichts, als zuweilen ein Anschlägen der Schlittenglocken, einen .Peitschenschlag unö das scharfe Bellen der Hunde. Hans Christian lockte ihnen, wieder. Aber nun hörten

sie sich nähernde Schritte in der Dun kelheit, und eine grobe Männerstimme ries: „Schaffen Sie doch die Biester weg! Ich kann das Tor Nicht aufmachen. Das Pferd scheut." „Wer ist da?" rief Hans Christian zurück. „Ein Eiltelegramm," lautete die Antwort. „Von wem?" „Das weiß ich nicht. Es ist mit dem Bahlttelegraphen gekomnren." „Ich glaube, ich kenne die Stimme," sagte Hans Chri stian, indem er durch den Schnee stapfte , Der Pfarrer blieb bei der Laterne, die Hans Christian abgestellt hatte, stehen

. Seine Neugier war geweckt. Was konnte m Lew, daß ein MMeMMM geMW MMde?. Er hörte, daß die beiden Männer am Tor zusammen- trasen, und daß das Tor geöffnet wurde. Aus dem Stimwenklang erkannte er, daß der Gekommene Hans Christian nicht fremd war. Nach einigen Minuten wurde der Schlitten gewendet, und der Glockeuklang verlor sich in der Ferne. Hans Christian, umsprungen von den Hunden, kam über den Hof zurück und hielt das Telegramm in der Hand. „Es ist an mich," sagte er verwundert. „Zch habe in meinem ganzen

Leben noch kein Telegramm bekommen. Wollen der Herr Pfarrer so freundlich sein und es auf machen, dann stecke ich die Laterne wieder an und leuchte." Der Pfarrer nahm das Telegranrm. „Hast du die An schrift gesehen?" fragte er. „Hier steht: „Hans Christian, Jernegaarö." Also ist es von dem Herrn General." „Von dem Herrn General!" rief Hans Christian. „Ach mir ahnt, da ist etwas geschehen!" Der Pfarrer öffnete das Telegramm und las beim Schein der Laterne: „Ich und metne Nichte und ein Gast kommen

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 3 von 20
Datum: 27.10.1932
Umfang: 20
des mensch lichen Wallens -auf dieser Erde Erst -acht Tage nach der Be-erdi-gung des alten Franz Karl fand auf dem Wolfnerhofe die Taufe statt. Dieses Mal war der Postwirt von St. Peter Pate. Christian Rockers zweiter Sohn erhielt den Namen d-es -eb-en Heim gegangenen. Beim Notar draußen in der Stadt -war Franz Karl Wolfners letzter Wille hinterlegt. Er -be stimmte >in kurzen Worten: „Ich vermache meinen ge- samten Besitz, den Wolfnerhof mit totem und lebendem Inventar, mit allen Wiesen und Wäldern

und mein beim Sparverein St. Peter liegendes Barvermögen den Ehe- leuten Christian und Klara Rocker 'ins unbeschränkte, ge meinsame Eigentum." Wie -auch in früheren Zeiten saßen Christian und Klara abends nach -dem Nachtessen und nach des Tages Mühen allein in der Stube beisammen. Kinder -u-Nd Dienstboten — eine Magd war nun auch auf den Hof ekommen — schliefen dann schon. Klara nähte older esserte Wäsche aus, Christian rauchte seine Pfeife und las in seiner Zeitung oder in den Dorfkalendern, die -er hielt

und die für den Bauern manches Wissenswerte für Stall und Feld brachten. Oder -er plauderte -mit feiner Frau über die Dagesarbeit uNd was am nächsten Tage zu tun sei, besprach sich mit ihr über Holz- und Vieh- verkauf und dergleichen Dinge, Uber die zu sprechen sie untertags keine Zeit fanden. Oft aber sprachen sie auch von der Zukunft, die sie ihren Kindern bereiten wollten, und schmiedeten dabei mancherlei Pläne. „Wie ich es mir -ausgedacht habe, Klara", sprach eines Abends Christian. „Der Hans bekommt den Wolf

nerhof, die Gretl wird sowieso einmal fortgehen von uns, und dem Franz Karl bauen wir den Klarenbrunn wieder auf." Da rief Klara voll Freude: „Christian, d-as ist ein guter Gedanken. Und wenn wir einmal -ganz alte Leut chen sind, werden wir bald auf dem Wolfn-erhofe, bald auf -dem Klarenbrunn bei den Kindern fein." So machten sie sich ihr-e Pläne. Müßiges Reden -und Sinnen d-es schwachen Menschen. Eine unsichtbare Hand lenkt -uns meist ganz andere Wege, -als wie wir sie mit unserem -endlichen Geiste

zu sehen vermeinen. Auch Christian Rockers Fahrt war no-ch nicht zu Ende, die Berge und einsamen Höhen !des Wippachtales waren nicht seine letzte -Station . . . Es war wieder einmal Mai geworden, d-a brachte idi-e Post Christian einen Brief von Tachberg. Jakob We-nd- linger, der Schwanenwirt, schrieb, daß er einen schlechten Winter hinter sich habe, der ihn viele Wochen ans Kran- kenbett fesselte. Nun -sei er wieder genesen, aber noch lange nicht aus -der Höhe. Cr werde eben alt. Sein Arzt

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 3 von 16
Datum: 22.09.1932
Umfang: 16
Geld erspart. nvo WWMlSMllWMllk Erzählung von W o l f g a n g Kem 1 er. 7 (Nachdruck verboten.) „Vater," erklärte 'Klara, „der Postwirt schickt uns einen Knecht." Christian grüßte. Der alte Bauer grüßte zurück und fragte: „Ihr kommt von St. Peter?" „Soeben. Bin heute ins Tal gekommen, um eine Stelle zu suchen, da wies mich der Postmeister an Euch." ,/Recht wäre es schon, wenn die Klara endlich ab- gelöst würde. Aber ob es Euch bei uns gefällt." „Das müssen wir eben versuchen," meinte Christian

. Während Klara das Zimmer verließ, um Essen zu besorgen, sprachen der alte Bauer und Christian mit wenigen Worten über den Lohn. Christian war mit dem Angebotenen zufrieden, die Sache also denn bald ab gemacht. So wurde Christian Rocker Knecht auf dem Klaren- brunn. Die nächsten Tage schon sagten dem alten Huber und seiner Tochter, daß sie ihre Wahl nicht zu bereuen brauchten, daß sie mit ihrem neuen Gehilfen einen guten Griff getan, ja 'sie empfanden bald, daß ihnen diesen Mann der Herrgott gesandt

hatte. Aus der Art, wie er die Arbeit angriff, sahen sie wohl, daß er sie verstand und gewohnt war. Auf die Fragen nach seiner Herkunft und früheren Stellung hatte Christian nur ausweichend geantwortet. Er komme vom Lande draußen, wo er auf einem großen Bauernhöfe beschäftigt gewesen sei; nun habe es ihm dort nicht mehr gefallen und er wollte ein mal in die Berge. Klara merkte wohl, daß der neue Knecht nicht aus- efragt fein wollte, mit der den Frauen eigenen Schlau- eit gab sie dem Gespräch jedesmal

eine andere Wendung. Christian Rocker aber hatte nicht viel Zeit, trüben De- danken nachzuhänaen, und das war ihm gerade recht. Harte und oft schwere Arbeit füllte seine Tage von früh bis spät. Oft kam ihm das Staunen, daß Klara diese Arbeit allein hatte tun können. Gewiß, es war viel ver- nachläfsigt worden, trotzdem das tapfere Mädchen wie der stärkste Mann geschafft hatte. So fand denn Christian neben der täglichen Bauernarbeit noch vieles andere zu tun. Schäden mußten ausgebessert

werden, die sich an den Baulichkeiten zeigten und die nicht länger belassen werden durften, am Geschirr, am Werkzeuge fehlte dies und das. Aber Christian griff mit festen Händen zu, bald war alles wieder in bester Ordnung. Dabei vergingen die Wochen. Cs war der Frühsommer gekommen. Die 'Einsamkeit auf dem Klarenbrunn unterbrach selten ein Mensch. Holz fäller, Grenzwächter und Jäger kamen ab und zu vorbei, um weiter in den Bergen drinnen ihren verschiedenen Be schäftigungen nachzugehen. An Sonntagen kam wohl

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Tiroler Grenzbote
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Seite 5 von 8
Datum: 13.02.1932
Umfang: 8
für die Gläubiger dieses Unter nehmens eine Besprechung ab. Die Passiven der Firma Schlechter sollen 350.000 Schilling betragen. | ‘Verdauung mH irDARMOL 109 Ofl Christian Rockers Fahrt ins Dunkle Erzählung von Wolfgang Kemter. Vertrieb: Nomauverlag K. & H. ©reifet, ©. m. b. Ra harr Schluß.) Die überaus freudige Erregung, die er über die Nach richt empfand. d''e alte Väterscholle sei wieder sein, batten ihm zu deutlich gesagt, daß jene Meinung nur ein Wahn war. eine Selbsttäuschung. In Wirklichkeit batte

vor Wochen hatte er einmal bei Christian angefragt, ob der Klarenbrunn nicht käuflich sei. Sein Jagdherr, ein reicher Fabrikbesitzer aus der Stadt, der die ganze Jagd des Wippachtales für viele Jahre gepachtet habe, wollte sich irgendwo ein Jagd baus bauen. Der Klarenbrunn wäre nun nach des För sters Ansicht hierzu der passendste Ort. Christian aber verneinte, denn er hatte damals mit dem Klarenbrunn noch andere Pläne. Nun war das alles durch Jakob Wendlingers Testament anders geworden. Christian tat

dem Förster Bericht, der Klarenbrunn wäre zu haben. Der Fabrikant bot einen hohen Preis. Christian schlug ein . . . Zum erstennial, seit er es vor Jahren betrat, rüstete sich Christian Rocker, das Wippachtal wieder einmal zu verlaßen. Er wollte zuerst nach Tierstein, um sich beim Notar als Erbe zu melden, dann in Oberweiler Erkundi gungen einziehen und seine Uebersiedlung vorbereiten. In den Vormittagsstunden des übernächsten Tages kam er in Tierstein an. In dem kleinen Provinzstädtchen batte

sich nicht viel geändert, die Kanzlei des Notars war noch im selben Hause. Dr. Martin erkannte Christian sofort. „Herr Rocker, Gott zum Gruße. Heute kommen Sie in einer froheren Sache als vor Iabren. Meinen Glück wunsch zu Ihrer Rückkehr auf den Vätersitz." Rach Erledigung einiger Formsachen sprach der No tar: „Ten Verwalter habe ich bereits verständigt, die bücherliche Eintragung Ihrer neuen Rechte wird dem- nächst erfolgen, unbeschadet dessen können Sie zu jeder Stunde vom Nockerhote Besitz ergreifen." Christian

dankte und ging, mietete einen Einspänner und fuhr nach Obenveiler. Sein erster Gang war auf den Friedhof. Ter Schivanenwirt hatte über seine Bitte für das Grub Sorge getragen, es war sehr gepflegt und mit schönen Blumen bepflanzt. Univeit davon war die Schirnbacherische Familiengrabstätte, wo auch Lena ruhte. Nachdem Christian ein stilles Gebet am Grabe der Eltern verrichtet hatte, verließ er den Ort der Toten wie der, ging die Torfstraße hinunter und betrat bald darauf den Boden des Nockerhofes

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Tiroler Grenzbote
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Seite 3 von 4
Datum: 10.02.1932
Umfang: 4
hier. Der Verstorbene diente vor dem Kriege beim .Schweren Feldhaubitzen-Regiment Nr. 1 in Krakau und ging mit einer der ersten sogenannten Chinabatterien (es waren dies Stahlgeschütze, die für China in den Skodawerken in Pilsen erzeugt worden waren), zum zweiten Male An fang 1915 an die russische Front. Zuletzt war Oberst- Seifen und Creams wirken Wunder bei Haut durch ihren Gehalt an farb losem Schwefrlteer. Ueberall in einschlägigen Geschäften erhältlich. 119 JS Christian Rockers Fahrt ins Dunkle Erzählung

von Wolfgang Kemter. vertrieb: Romanverlag St & H Greifer. G. Raftatl 12. Fortsetzung. Mit dem Glückwünsche für das neue Jahr schrieb Klara ihren herzlichen Dank nach Dachberg. Als Christian zu Ostern wieder einen Gruß an t>en Schwanenwirt sandte, kam als Antwort wenige Tage spä ter eine ichwarzgeränverte Karte, die in kurzen Worten den Tod des wohlgeborenen Herrn Jakob Wendlinger. Schwanenwirts. Brauerei- und Gutsbesitzers, mitteilte. Zugleich kam ein Brief der Base des Verewigten, die seit dem Tode

. Am Ostermon tag sei er abends um 7 Uhr der sehr schmerzhaften Krank heit erlegen. Oft und oft habe er von dem fr*"' n Som- meranfenthalte auf dem Wolfnerbofe gesprochen und we nige Tage vor seinem Tode sich noch auf den kommenden Sommer gefreut. Auf dem Wolfnerhase herrschte ehrliche Trauer um den Verstorbenen. Und war auch sein Name mit Christians trübsten Tagen aufs engste verbunden, er batte seinem Vater und ihm nur Gutes getan und tun wollen. Fast täglich sprachen Klara und Christian

von dem so schnell Dahingeschiedenen, und Christian erzählte davon, wie hier der Tod ein an Arbeit, aber auch an Erfolgen reiches Leben geendet habe. Jakob Wendlinger war ein ganzer Mann gewesen, treu und ehrlich im Handel und Wandel, ein stiller Wohltäter, der viele Tränen trocknete und viel Elend milderte. Wo er helfen konnte, half er, und selbst schnöder Undank, den er oft erntete, konnte sein gütiges Herz nicht irre machen. Auch Klara mußte den Kindern, die oft nach dem fremden Vetter fragten

, der ihnen zu Weihnachten so schöne Sachen sandte, von ihm erzählen, den der liebe Gott zu sich berufen hatte. Es war wenige Tage später, an einem milden April tage. Christian war eben mit Peter vom Klarenbrunn gekommen, wohin sie Dünger geführt hatten. Nun saß er vor dem Hanse, und Klara brachte ihrem Manne die Joppe heraus. Und wieder gilt ihre Rede dem Schwanenwirte, der einmal mehr im Scherze die Aeuße- rung getan hatte, auf dem Klarenbrunn möchte er sich ein Sommerhaus bauen . Da kam der Postbote von St. Peter

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 10
Datum: 09.12.1938
Umfang: 10
der Kommissar an dem starken Auiglimmen des Feuers, wie stark es in dieser Frau jetzt arbeiten mochte. In Wolzin begaben sie sich sogleich zum Polizeiamt. das rm Rathaus untergebracht war. Bredow legitimierte sich. Ter Polizeiasfistent. der hier den Dienst veriah, zuckte bedauernd die Schultern. „Der Fall wird vom Kollegen Schulte bearbeitet", sagte er. „aber der ist heute in Kolberg, Das ist dumm. Er hat den Paß Christian Holtmanns bestimmt in seinem Büroschrank eingeschlossen." «Wie weit

. Herr Kommissar. Der Otto König ist noch da." Es stellte sich heraus, daß «der Otto König" der Fahrer des einzigen Kraftwagens war. den die Polizei von Wolzin besaß. Wenige Minuten später saßen sie im Wagen, der gleich darauf zum Hinninghof hinausfuhr. Christian Hollmann, der infolge der nutzlos verbrach ten Wartezeit schon anfing, nervös zu werden, zuckte zu sammen. als draußen ein Wagen vorfuhr. «Ich werde Nachsehen", iagte Erika darum und erhob sich. Christian blieb am Tisch sitzen und tromme.te

einen Marsch auf der Lehne des Stuhls neben sich. «Sie kommen zu uns ins Haus, beobachtete er erstaunt, ein älterer -Herr und eine junge Dame . . .? Was wollen die denn hier? Ehe Christian noch aufstehen konnte, um selbst nachzu sehen, öffnete sich die Tür und Erika trat herein. „Es ist Besuch für dich", sagte sie und setzte dang lei- 'er hinzu: „Besuch aus Stettin. Die Polizei . . Christian trat ins Zimmer, das in leichtes Dunkel ge hüllt war. Bei seinem Eintritt erhob sich ein Herr, der an dem runden

Tisch in der Mitte gesessen hatte. „Sie. Herr Kommissar?" entfuhr es Christian voller Erstaunen. Kommissar Bredow nickte und machte eine Bewegung mit der Hand. „Bitte", sagte 'er dann in das Zimmer hinein, „treten Sie doch näher und begrüßen Sie Ihren Gatten . . Eine schlanke, zierliche Gestalt, die Christian bis dahin übersehen hatte, erhob sich bei diesen Worten und trat langsam auf ihn zu. «Was heißt das alles?" fragte Christian, der noch im mer nicht verstand, was diese sonderbare Szene bedeuten

sollte. „Nun", wgte der Kommissar, «dann mutz ich mir al'o die Mühe machen. Sie mit Ihrer Frau Gemahlin bekannt zumachen . . .* «Das ist also die Dame, die sich für meine Frau aus gibt?" fragte Christian, und dann wandte er sich voller Empörung an die schlanke, zierliche Frau, die noch trnnut vor ihm stand. Er ergriff sie am Arm und zerrte sie ans Fenster. „Au", schrie sie leise auf, „Sie tun mir ja weh, lassen Sie mich doch los!" „Gern", sagte Christian, und seine Stimme klang dun kel vor Zorn, „aber erst

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 10
Datum: 01.12.1938
Umfang: 10
nicht gern in Betten und hatte es vorgezogen, mich aufs Sofa zu legen." Wieder hatte Christian das Empfinden, daß der Ame rikaner ihn mit einem kurzen Blick argwöhnisch musterte. Tann setzte sich Wentworth zu ihm an.den Frühstücks tisch. „Ihr Fräu.lein Schwester hat mir bereits vorhin das Frühstück gebracht", sagte er dabei, „aber ich leiste Ihnen gern Gesellschaft, wenn Sie erlauben . . ." Man hörte draußen auf der Landstraße das Brummen eines nüherkommenden Autos. Gleich darauf fuhr ein eleganter

kleiner Zweisitzer vor dem Hinninghof vor. „Besuch im Auto?" staunte Christian und schüttelte verwundert den Kops. Es war Ursula Wendt, die mit raschen Schritten aut das Haus zukam. „Sv früh am Morgen habe ich Sie noch gar nicht er wartet", sagte Christian, während ihm die freudige Ueber- raschung im Gesicht geschrieben stand. „Na, dann kann ich ja wieder gehen", antwortete sie mit einem komischen Stöhnen, „und so lange warten, bis Die endlich ausgeschlasen haben!" „Das wissen Sie also auch schon

", lachte Christian, „daß ich die Zeit verschlafen habe." „Fräulein Hollmann hat es vorhin im Büro erzählt, daher stammen also meine Kenntnisse", klärte Ursula rhn aus. und nun erst wandte sie sich an Wentworth: „Und von Ihnen hat man mir berichtet, daß Sie schon stunden lange Spaziergänge gemacht haben, statt über den Büchern zu sitzen." Wentworth wollte etwas erwidern, aber Christian kam ihm zuvor. „Mister Wentworth hat sich ein Anrecht darauf er worben. hier zu leben, wie es ihm gefällt", sagte

er. und als Ursula ihn fragend anblickte, begann er zögernd die Erlebnisse dieser Nacht zu schildern. Einige Male wollte ihn der Amerikaner unterbrechen, aber Christian ließ ihn nicht dazu kommen. „Sie haben mir möglicherweise das Leben gerettet", schloß er seinen Bericht, „und das darf man ruhig verkün den, denke ich." Christian verspürte Plötzlich einen leichten Druck in sei ner Hand. Es war Ursula, die ihm unbemerkt die Hand ge reicht hatte. Ich finde das sehr anständig, hieß dreier Händ" druck

Sudetenland ausgedehnte Fahrt aus. Dadurch wird erstmals allen Volksgenossen des Su detengaues Gelegenheit gegeben, dieses einzigartige Wun, vermerk deutscher Technik zu sehen. Christian gab diesen Händedruck zurück. Und das wiederum sollte nun heißen: ich freue mich, daß gerade du dies anerkennst. Da hinein sagte der Amerikaner: „Sie haben eben ein großartiges Bild von mir ge zeichnet. daß es mir fast leid tut. Ihnen jetzt etwas sagen zu müssen, was S.e r. -.eise g. enttäuscht." Christian war allerdings

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Neueste Zeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 29.12.1922
Umfang: 4
stad. Autorisierte Uebersetzung von Gertrud Baner. 4 Langsam schritt der Pfarrer durch das Zimmer^ und Hans' Christian folgte dicht hinter Hm. Als sie in der Nähe der nächsten Tür angelangt waren, hörten sie das Geläch ter zum drittenmal. Jetzt war ihnen beiden klar, daß es aus dem großen Saal kommen mußte, aber es klang nicht mehr so laut und schallend wie die beiden ersten Male. Es klang, als ob der Lacher eine Decke um den Kopf ge wickelt hätte. Der Pfarrer schritt rasch zu und blieb vor dev Tür

, die in den großen Saal führte, stehen. „Schließ die Tür auf, Hans Christian!" Iw nächsten Augenblick war die Tür offen, und tvotz des Pfarrers Befehl war Hans Christian der erste, der über die Schwelle trat. Drohend schwang er feinen großen Schlüsselbund. „Her da, wer es auch sei!" rief er. ,Mer stehe ich, Hans Christian!" Der Pfarrey: wachte „Pst!" und nahm Hm die Laterne aus der Hand. Er durchschritt den Saal in seiner ganzen Länge, aber es war niemand zu erblicken. Er leuchtete die Wände enllang

und in alle Ecken Hinein, schaute sogar hinter die Bilder, fand aber nichts. „Hier ist niemand, sagte er schließlich. „Wir sind die bei den einzigen Menschen hier im Saal, Hans Christian. Der Mann, der gelacht hat, ist geflüchtet." Der alte Aufseher lachte. _ „Den Weg, den wir gekommen sind, ist er nicht geflüch tet," sagte er. „Gibt es denn keinen anderen Ausgang aus dem Saal?" / „Doch, am andern Ende ist noch eine Tür, die gleich ins Freie führt." „Dann muß der Mann auf diesem Wege gefluchtet fern. Komrm

mit dmr SOllMM" „Einen Augenblick!" erwiderte Hans Christian. „Ich stehe sofort zu Diensten." Er wollte zuerst die Tür abschließen, durch die sie eben eingetreten waren. „Wenn ich diese Tür abschließe, so kann er wenigstens nicht da hinaus entkommen, falls er noch hier sein sollte," sagte er. Als er dann mit den Schlüsseln an die Tür am andern Ende des Saales trat, bat er den Pfarrer, er möchte sich doch zuerst das Schloß einmal betrachten. „Sehen Sie, es ist ein altmodisches Schloß," sagte

er. „Diese Tür ist Jahr und Tag nicht geöffnet worden. Auf allen Vorsprüngen liegt der dicke Staub. Und sehen Sie, das Schildchen vor dem Schlüsselloch ist ja förmlich sest- gerostet." Er versuchte, das Schildchen mit der Hand zur Seite zu schieben, mutzte aber einen der Kellerschlüssel als Werk zeug benützen, und dennoch wollte das Schildchen nicht weichen. „Versuche, ob die Tür ausgcht," befahl der Pfarrer. Hans Christian rüttelte an der Tür. Sie war ver schlossen. - , „Dann ist es unnötig, die Tür

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 10
Datum: 06.11.1930
Umfang: 10
. Copyright 1922 by Lik. Dur. M. Lmcke. Dresden 21. Roman von Gertrud von Brockdorff. (?tachdruck verboten.) Er dachte an Antjes Worte: „Wer jung ist und fest ini Leben steht, vermag viel —" In seinen Augen war auf einmal wieder das Grübeln. Fest im Leben! — Ach ja! — Wer stand schließlich fest im Leben? Er nicht! — Obwohl er jung war. Obwohl er zwei Hände hatte, die Menschen und Dinge packen konnten. Es nmr etwas Zerbrochenes in ihm. Ein klaffender Riß, der durch ftin Leben ging —. Prinz Christian

knöpfte den Mantel auf und stieg langsam ein paar schneebelegte Stufen hinunter. Hinter den Fenstern der altmodischen Häuser strahlte warmer, beruhigter Lichtschein. Ein blonder Frauenkopf neigte sich gegen die Lampe. Prinz Christian dachte an Antje Todsen. Nicht mehr in dem überströmenden Glücksgefühl von vorhin. Eher in einer unruhigen quälenden Sehnsucht. Ein Heim haben! Eine Familie haben! Zwei zärtliche .Hände in den seinen halten. Gab es so etwas überhaupt? -- Und gab es Menschen, die daneben

noch andere törichte WüDhe l)atten? Er lächelte vor sich hin. Eine Katze sprang neben ihm aus dem Rinnstein und sah mit glühenden Augen zu ihm aus. Prinz Christian runzelte die Strn. Er scheuchte daS Tier mit der .Hand. Das warf ihm aus schmalen Pupillen einen schiefen, bösen Blick zu und schlich über seinen Weg. Prinz Christian ging auf einmal langsamer. Es würgte ihn etwas am Haste. Er war abergläubisch und glaubte an böse Vorbedeutungen. Ihm war, als sei Antje Todsen ihm in diesem Augenblick entglitten

. Sein Herz schlug wie in einer Angst. Es war lächer lich. Er würde Antjes Hände in den seinen halten. Er ging weiter, kam über einen Platz, an einem Brun nen vorüber, aus desien verschne.'em Becken die nackte Bronzegestalt eines dunklen, schwertragenden Mannes aus- wuchs. Um ihn herum die Stimmen von Menschen, das Surren der Elektrischen. Alles unwirklich und traumhaft. Und als das allein Wirkliche nur das eine: die hohe, Manko Mädchengestalt. Prinz Christian hatte wieder sein versonnenes, grüb lerisches

Lächeln. Er ging durch belebte Straßen zu seinem -Hotel, trat aufatmend in das warme, erleuchtete Vestibül, fragte 'beim Portier nach Brieffchaften. „Ein Telegramm, Hoheit —" Prinz Christian riß das Telegramm auf und erbleichte. Der Zimmerkellner meldete mit diskreter Stimme: „Seine Erlaucht, der Herr Graf von Rittlingen warten oben." Prinz Christian schob das zerknitterte Telegramm acht los in die Tasche seines Pelzes. Er stieg die Treppe hinauf und bemerkte, daß seine durchnäßten Füße aus dem roten

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 8 von 16
Datum: 22.11.1930
Umfang: 16
Christian sah sie an. Dann sagte er in der scheuen Art, die ihm in gewissen Augenblicken eigen war und ihm immer etwas Knabenhaftes verlieh: „Nein, Sie kränken mich nicht. Sie verwirren mich nur." Die Prinzessin lachte. Aber es klang nicht so frei wie sonst. Es klang, als sollte das Lachen eine gewisse Verlegen heit verbergen. Sie war aufgestanden und neben Anita Tollen an die Terrassenbrüstung getreten. ^Da kommt Alst." sagte sie plötzlich ausatmend. Der große, blonde Mensch stieg langsam die Stufen

zur Terrasse herauf. Er begrüßte den Prinzen steif, die Prinzessin in einer Ar! forschender Un'-l" Er Et eifer süchtig, dachte Prinz Christian. Graf Alst war der ständige Begleiter der Prinzessin. Er hatte sich ganz in ihrer Nähe in einem der großen Hotels von Obermais eingemietet. dessen Zimmer eine Aussicht auf die Villa der Prinzessin bot. Prinz Christian wurde bei seinem Anblick den Vergleich mit einem großen gelben Bernhardiner nicht los. Es quälte ihn selber. Er wollte nicht boshaft

sein; denn im Grunde seines Herzens bemitleidete er den Grafen. Er ahnte, daß Theodora mit Alst spielte. Sie spielte vielleicht mit vielen Menschen. Man konnte ihr nicht einmal einen Vorwurf daraus machen. Es lag in ihrer Art. In die ser Art, die Menschen und Dinge bis auf den Grund aus- koftete und die Schale fortwarf. Prinz Christian dachte es oft. Er äußerte es auch in Gegenwart der Herzogin. Die hatte ein Kopfschütteln und ein schwaches Lächeln. „Sie ist ein Kind, das seinen Platz im Leben nicht finden

kann. Sie braucht einen starken Arm." Prinz Christian nickte dann. Vielleicht hatte seine Mut ter recht. Wer er besaß keinen starken Arm. Er war müde und haltlos. „Sie ist wundervoll!" sagte die Kranke. Er senkte den Kopf und verbiß sich in ein trotziges Schweigen. 12 . Als der Frühling vorrückte, schienen die Kräfte der Herzogin noch einmal aufzuflackern. Sie wünschte, das Bett zu verlaßen und aus den Balkon hinausgetragen zu werden. Sie saß dann in einem weiten Spitzenmorgenrock zu sammengekauert

in dem tiefen, mit bunten Kissen gepolster ten Sesiel. Prinz Christian erschrak über die Zerbrechlichkeit ihrer Gestalt. Er saß neben ihr wie an jenem ersten Tage und hielt ihre Hände in den seinen. Die Herzogin sprach von Theodora. Sie sprach immer hon Theodora. In ihren Äugen stand immer ver Wunsch. Einmal sagte sie: „Du würdest Theodora glücklich ma chen!" Prinz Christian stöhnte auf. „Ich kann es nicht, Mutter." Die zerbrechlichen Hände der Herzogin zuckten in den seinen. „Du kannst nicht! Was heißt

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Tiroler Grenzbote
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Seite 8 von 10
Datum: 16.01.1932
Umfang: 10
und echtem dichterischen Können den Tirolern ein Buch geschenkt, das wir unbedingt be jahen müssen." Tiroler Sonntagsblatt. Koffer beim Postwirt angekommen sei. Am nächsten jTage holte ihn Christian. Die alte Bärbel erlag bald darauf einem Schlaganfall.' nun war in Christians alter Heimat kein Mensch mehr, der wußte, wohin sich der letzte Rocker gewandt hatte. Tie oft schwere Arbeit auf dein Klarenbrunn. die Christian ein Bedürfnis war. wurde ihm bald zur Freude. Daran war Klara schuld. Der Ernst

und die ruhige Sicherheit, die d'eies Mädchen erfüllten, hatten auf Chri stian einen tiefen Eindruck gemacht. Wenn es dem Vater wieder ein wenig bester ging und der alte Mann sich wohler fühlte, konnte Klara auch eine stille Heiterkeit zeigen, dann war sie froh und plau derte in ihrer herzlichen Art von tausend Dingen, die Christian bewiesen, daß Klara ihre Arbeit niemals ge dankenlos und mechanisch machte, daß ihr Gehirn in steter Tätigkeit war und ihr Geist sich mit vielem^beschäftigte, was er ans eigenem

Nicht zu lösen wußte. So hatte ihr scharfer Blick ihr gleich, als sie Christian Rocker zum erstenmale iah. gesagt, daß hier nicht ein gewöhnlicher Dauernknecht Arbeit suche, und daß sie sich nicht getäuscht hatte, sagten ihr bald seine Antworten, die er ihr auf viel wißbegierige Fragen gab. Klaras Liebe zur Natur und zu den Tieren sagten Christian noch mehr. Sie zeigten ihm das warme Emp finden, das tiefe Gemüt dieses Mädchens, an besten Seite ihm die Arbeit zur Freude wurde, obwohl er nicht mehr

war nicht schwer. Tie Sinne waren es gewesen. Nicht das Herz. Das wußte Christian Rocker, seit er Klara Huber kannre. Wie gesagt, die Arbeit auf dem Klarenbrunn war kein Spiel, nicht zu vergleichen mit der Arbeit der Tal» bauern. Sie war streng, und das Wildheuen. das dem Hofe ermöglichte, ein Stück Vieh mehr über den Winter zu behalten, war lebensgefährlich. Christian Rocker wir jung und stark; er zwang das Schwerste, und man hätte meinen können, er habe zeit» lebens in den Bergen gelebt und komme

nicht vom Land herauf. Als er das erste Mal die Steigeisen anzog, um mit der Sense zu den Hä,»gen hinaufzusteigen, da bat und mahnte ihn Klara mit bewegten Worten, ja recht acht zu geben. Ihr Bruder Franz, ein Kind der Berge, mit deren Tücken und Gefahren von Jugend auf vertraut, sei i'.ur an der eigenen Sorglosigkeit zugrunde gegangen. Vor wenigen Wochen noch hätte es Christian Rocker als kein besonderes Unglück empfunden, da oben einen schnellen Tod zu finden, heute war ihm das Leben wieder lieb Den bellen

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Neueste Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 18.06.1941
Umfang: 4
Matrosen bergen fünf lommies Beim Anflug an die kanalküsie abgefchoffen — Von einem Hafenschuhboot gerettet Mein platz ist hier! / Als die letzte große Sturmsee das Vorland überflutete, ge schah das, was den Christian und die Greta zusammenführte fürs Leben. Seit kurzem erst stand das Häuschen des Jungbauern Christian, und so mancher schüttelte wohl bedenklich den Kopf ob dieses Beginnens. Denn weit draußen auf dem Vorland hatte Christian fein kleines Anwesen errichtet, dort, wo jede Sturmflut

noch eine Gefahr für Leib und Leben werden konnte, wo nur ein schwacher Sommerdeich das Marschland schützte und den kleinen Hof. Zwar hatte Christian ihn auf erhöhter Wurt erbaut, doch gewährte auch das nur halbe Sicherheit. Weiter zurück, hinter dem breiten Deich wohlgeborgen, standen die Höfe des Dorfes. Und in einem dieser Höfe war die neunzehnjährige Greta als Magd tätig, von früh bis spät. Zwische ihr und dem Christian aber hatte sich jenes schwei gende Einvernehmen angesponnen

schien, „du hättest noch nicht dort draußen anbauen sollen — das Land liegt noch zu frei, der neue Deich soll noch gebaut werden." „Weiß ich, Gret", nickte Christian, und er war voller ruhiger Zuversicht, „aber ich tonnte dies Stück Land billig haben — sonst hätte ich noch lange warten müssen, und du auch." „Ja — du wirst wissen, was du tust, Christian", sagte Greta und sah den jungen Bauern an, der kräftig und mutig war. dem sie vertraute. — Und dann kam es doch so, wie die Vorsichtigen

. „Wir werden dir helfen, Christian", sagten die hinter dem breiten Deich Wohnenden, „aber heute wird es dich hart an- gehen, denn der Sturm wird noch stärker werden." Sie halfen, wie und wo sie konnten. Ein Wall wurde rings um die Wurt errichtet, und viele Säcke mit Sand und Lehm wurden auf- geschichtet. Aber das Wasser kam und fraß an dem lockeren Wall, und es strömte um die Wurt herum und machte sie zu einer winzigen Insel, die mitten im Meere zu liegen schien, klein und verloren im Toben der Elemente

. Und als der Abend sich früh über Wasser und Land senkte da schien dieser Kampf schon verloren. Da bestiegen die Män ner ihre flachen Boote, mit denen sie gekommen waren. „Du mußt mit uns fahren, Christian", sagten sie, „denn hier kannst du nicht bleiben. Bald ist der Wall zerschlagen, und dann wird es die Grundmauern unterspülen — wir kennen das von früher her. So komm mit uns, wir werden dir auch weiterhin helfen!" Christian stand auf dem Erdwall, naß und beschmutzt und ermattet vom Kampf um sein Hab und Gut

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Tiroler Grenzbote
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Seite 5 von 8
Datum: 07.08.1942
Umfang: 8
bis 9. August 4.33 Uhr. Am 9. August von 22.05 Uhr bis 10. August 4.34 Uhr. -'33. Fortsetzung.) Es ging Christian nicht allein so. Hunderttausende von arbeitslosen Engländern hungerten gleich ihm. Die Preise für die Lebensmittel stiegen von Tag zu Tag. Wer scherte sich da um Arme und Arbeitslose! Unter einer Bank im Finsburp-Park lag er in den Morgenstunden, in denen die Polizisten seltener die ab gelegenen Wege abstreiften. Frühmorgens kaufte sich Christian die neuen Zei tungen und durchflog

Stirne, blaue Augen, blondes Haar, starke, breite Schultern, öichtgeschlossene Lippen, derzeit sehr abgemagert. Zwanzigtausend Pfund Belohnung. Nachrichten an New-Scotland-Nard, London, SW. Um sich auszuruhen, ging Christian in die Kinos. Aber auch dort war er nicht sicher. Militärpatrouillen streiften che Kinos ab, um dort die Deserteure der englischeu Ter ritorialarmee zu fangen, die schon nach Zehntausenden zahlten. Es war außerdem kein reiner Genuß, immer wieder dieselben Kriegsfilme zu sehen

verloren hatten, ohne ein einziges deutsches Schiff zu vernichten. Und er sah den Hunger. England begann zu hungern! In den Docks blieben die Schiffe aus. Immer mehr. Zu erst fielen die indischen Getreiöetransporte aus, dann die australischen. Nur noch aus Südamerika kamen Schiffe, und auch die wurden immer seltener. „Wir machen es nicht mehr lange", sagten die Leute aus dem Volk. Nur einmal war Christian in der City. Er stand gerade vor einem eleganten Kaufhaus, als die Limousine des Marqueß

von St. Mahon heranrollte. Christian suchte mit seinen Augen die Scheiben zu öurchdringen, ob er nicht Maria sähe. Aber der Marqueß war allein mit einem älteren Herrn, mit Backenbart. Sein Gesicht schien von Sorgen durchfurcht zu fein, er war um Jahre gealtert. Einmal geriet Christian in eine Schlägerei zwischen irischen und englischen Seeleuten. Als ein Trupp Inder und Malaien den Iren gegen die Engländer half, muß ten sich diese zurückziehen. Chinesische Seeleute erzählten ihm viel über ihre Kriegsfahrten

und äfften mit Lachen und Grimassen die Angst der Engländer vor der deutschen U-Bootpest nach: es schien Christian, als hätten all diese im Dienste Eng lands stehenden Farbigen jeden Respekt vor ihren Herren verloren. Als der letzte Penny verbraucht war, siedelte Christian gänzlich nach Whitechapel über. Hier lebten die Aermsten der Armen, bedürfnisloser als der letzte chinesische Kuli, von den anderen englischen Armen noch angefeindet und bekämpft, weil sie die Hungerlöhne des Krieges noch trtpftr

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 07.11.1930
Umfang: 8
ins Zimmer getreten war: in Pelz und durchnäßten Stiefeln, die Pelzmütze zufammen- geknüllt in der Hand. Graf Rittlingen nahm sich eine neue Zigarette und schob dem Prinzen das goldene Döschen hin. „Hm. — Du gibst dir Mühe. Das ist es eben. Es ist immer etwas Krampfhaftes dabei." „Ach, Kari —" „Es ist immer das alte Lied. Du stehst vor dem Leben, wie das Kind vor einem riesengroßen Spielzeug." Prinz Christian fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Es war ihm für einen Augenblick, als ob Antje Todsen

zu ihm spräche. „Herrgott!" sagte er mit einem Male starr und bleich vor Schrecken. „Was hast du?" fragte Graf Rittlingen. Prinz Christian stand auf. Er legte den Pelz ab und warf ihn nachlässig über eine Stullehne. Der Graf streckte die Hand nach der Klingel aus. „Laß nur, Kari. Ich habe Peter Urlaub gegeben." „Ich klingelte nach dem Kellner —" „Ach — diese Kellner hier mit ihren impertinenten Gesichtern." „Wir müssen versuchen, weniastens gewisse Aeußerlich- keiten unserer Stellung zu retten, Christian

. „Sie können das da wegräumen," meinte Prinz Christian mit einem Ausdruck ungeduldiger Verlegenheit. Er stand am Fenster und beobachtete den Mann, der mit gleichgültigem Gesicht den schweren Pelz über seinen ausgestreckten Arm hängte. Als der Kellner das Zimmer verlassen hatte, wandte er sich hastig an den Grafen. „Kari, es ist mir vorhin etwas eingefallen —" .Ja „Ich werde morgen früh nicht reisen können." „Nicht reifen?" „Ich habe ein Versprechen gegeben —" „Was für ein Versprechen, Christian?" Prinz Christian runzelte

die Stirn und starrte über die verschneiten Dächer. Der Graf lächelte. Dann wurde er auf einmal ernst. „Du bist früher nicht immer vorsichtig in deinen Aben teuern gewesen, Christian." „Es ist kein Abenteuer." Die Stimme des Prinzen schwankte vor innerer Er regung. Er sah den Grasen nicht an. Es war, als spräcbe er nur zu den verschneiten Dächern vor dem Fenster. „Es ist kein Abenteuer, Kari. Es ist Ernst. Der heiligste Ernst. — Es ist ein Erlebnis. Mer das läßt sich nicht in Worte fasien." Der Graf

antwortete nicht. Als Prinz Christian sich nach einer Weile ins Zimmer zurückwandte, sah er ihn nrt dem nämlichen gleichgültigen Gesicht in seinem Sesiel lehnen und seine Zigarette rauchen. „Weshalb antwortest du nicht. Kari?" Graf Rittlingen zuckte die Achseln. von der WM Muffen? zelle und übergibt das Kuvert dem Wahlleiter, der W*i seinen Augen ungeöffnet in die Wahlurne legt. Ist dies ge schehen, so hat der Wähler gewählt, er verläßt das lokal. Was haben kranke Wähler zu tun? Kranke Wähler

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 3 von 16
Datum: 03.11.1932
Umfang: 16
-- tage. Christian war eben mit Peter vom Klarenbrunn gekommen, wohin sie Dünger geführt hatten. Nun saß er vor dem Hause, und Klara brachte ihrem Manne die Jause heraus. Und wieder galt ihre Rede dem Schwanen wirte, der einmal mehr im scherze die Aeußerung getan hatte, auf dem Klarenbrunn möchte er sich ein Sommer haus bauen. Da kam der Postbote von St. Peter herauf ustd brachte für Christian einen eingeschriebenen Brief. Wäh rend Christian den Empfang bestätigte, schenkte Klara dem Manne

ein Gläschen Enzianer ein. Man wechselte noch ein paar Worte, dann zog der Postbote wieder dan kend seines Weges. Nun öffnete Christian das Schreiben und las. Christian aber las mit Staunen den Namen des Absenders auf dem Briefumschläge: Dr. Friedrich Martin, Notar in Tierstein. Hatte Christian Rocker einst sein Vätererbe ohne seine Schuld in dem Augenblicke verlornen, als er es an- treten wollte, so daß der Erbe des Großbauern über Nacht ein Bettler war, nun machte das Schicksal diesen Schlag wett

erwarb, ustd den von mir noch dazugekuüsten, mit Vieh und Gut, wie er heute ist, vermache ich, damit der Hof, hoffentlich nun für alle Zeiten, wieder an den rechtmäßigen Ebben zurückfalle, dem Herrn Ehristian Rocker, Besitzer des Wolfnerhofes in St. Peter im Wippachtale." „Klara!" Christian hatte sein Weib an sich herangezogen. „Ehristian", sprach sie noch ganz verwirrt, ,Mir wird bang, das 'ist zu viel des Glückes." „Freust du dich?" „Weil ich weiß, daß du dich freust." „Wirst du nicht schwer

von deiner Heimat, von den Bergen scheiden?" Schlicht ustd einfach erwiderte Klara: „Ehristian, mein Platz ist an deiner Seite." Da küßte Christian Rocker sein Weib und sprach: „Klara, du machst mich erst recht froh, erst jetzt geht es der Heimat zu." — Christian Rocker stieg im wehende Morgenwinde zum Klarenbrunn hinauf. Reich war fein Leben an un erwarteten Wendungen gewesen, nun war die unerwar- tetste gekommen. Im Laufe der Jahre, im ununterbroche- neu Wechsel des täglichen Geschehlens ustd des eintönigen

, als einst auf dem Dorffriedhofe von St. Peter, fern von Vaters und Mutters Grab, die Stätte seiner letzten Ruhe zu finden, heute wußte er, daß tief in seinem Innern immer eine hoffnungslose Sehnsucht schlummerte nach der freien Weite des Seelandes draußen, in dessen frucht baren Niederungen auch der Nockerhos stand .... Am Mittag kam der Förster. Schon vor Wochen hatte er einmal bei Christian angefragt, ob der Klaren brunn nicht käuflich sei. Sein Iagdherr, ein reicher Fabrikbesitzer aus der Stadt

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 4
Datum: 19.12.1941
Umfang: 4
Seite 4 Nr. 249 ,Neueste Zeitung' Freitag, den 19. Dezember 1941 (Nachdruck verboten) » TREUE UM TREUE Familienroman von Kurt Felscher Urheber- Rechtsschutz: Drei-Quellen Verlag, Königsbrück (Bez. Dresden) 15 Vielleicht ist es diese Vision, die nach Beendi gung des graziösen Spiels Sabine Brenken- kamp nach verrauschtem Beifall auf den Gedan ken kommen läßt: eigentlich könnte man auch ein bißchen tanzen. Aber noch ist es wohl zu früh; noch ist man an der Musik nicht ersättigt. Christian

Können seines Bruders. So hat er ihn noch nie spielen hören. Plötzlich bricht die Musik ab, Christian Bren kenkamp läßt die Geige sinken und ruft unter dem Beifallsklatschen der Zuhörer zu seiner Schwägerin hinüber: „Sabine, nun sing du uns zum Schluß 'was." Alles andere hätte die junge Frau erwartet, nur das nicht. Gewiß, sie singt gern für sich, besonders wenn die große Stille des Hauses gar zu beengend auf ihr lastet. Aber hier — vor zum Teil so fremden Menschen? Es sträubt sich etwas in ihr. „Aber ich bitte

dich,, Christian, nach diesem Kunstgenuß? Das würde ein mehr als mäßiger Abschluß und kein Ohrenschmaus", sucht sie ab zulenken. „Aber verehrte gnädige Frau; mein Freund Christian hat inir erzählt, eine wie hübsche Stimme Sie' haben. Wollen Sie uns nicht den kleinen Gefallen tun?" hört Sabine plötz lich eine Stimme, und als sie zu Dr. Mer gentin aufblickt, sieht sie in dessen Augen einen warmen Schein leuchten. „Na, Sabine, ziere dich nicht länger und singe was", unterstützt auch ihr Mann Dr. Mergen- tins

rin beneiden könnte. Natürlich braust der Beifall mächtig auf, als sie geendet, besonders Christian ist ganz aus dem Häuschen, worüber sein Bruder nicht son derlich erbaut ist. Er liebt solche Temperaments ausbrüche nicht. Am stillsten ist Dr. Mergentin. Als sich Sa bines Blicke mit den seinen kreuzen, glaubt sie in ihnen zu lesen: Ich danke dir! Und sie hat sich nicht getäuscht: denn während die anderen schon ihre alten Plätze wieder einnehmen, steht er neben ihr und führt, ohne ein Wort zu spre

chen, ihre Hand an seine Lippen. Als sie er schrocken zu ihm aufblickt, sieht sie, wie es um seine Lippen schmerzlich zuckt. Da Cornelius Brenkenkamp wieder bei seinen Messegästen wie vorher Platz genommen hat, folgt Dr. Mergentin Sabine zu dem Rundtisch der jungen Leute. „Christian, du bist uns noch das Ende der Ringsage schuldig", bittet Sabine, deren Herz seltsam schwer in der Brust pocht. „Ja, also wo war ich denn stehengeblieben?" „Wo der alte Goldschmied der Irmingard Aufklärung

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 29.08.1949
Umfang: 6
. Sie interessieren sich für talentierte junge Leute und haben erfahrqn, daß Christian Halling Talent für bildende Kunst besitzt? Sie wollen ihm eine Förderung angedeihen laffen? Ich würde mich sehr freuen, wenn eß^jo wäre. Der Junge ist in der Tat außerordentlich begabt und diese Begabung hat dazu geführt, daß er neben der Baufachschule, für die ihn sein Vater bestimmt hat, auch einen kunstgewerblichen Kurs besucht." Frau Schratten-Engau mußte sich sehr be herrschen, um ruhig bleiben zu können. Es war fast

zu viel, was auf sie einstürmte! Da war sie gekommen, um Christian kennenzulernen, und das erste, was sie von ihm erfuhr, war, daß er Talent für bildende Kunst besaß; da hatte sie, noch keines- Wegs darüber im klaren, wie sie ihr Verlangen, Christian zu sehen, begründen solle, vorgesprochen Und nun gab ihr der Mann vor ihr die beste Hand- be dazu; da war schließlich noch alles, was den eg zu Christian betraf, ungewiß gewesen und nun zeigte sich eine wunderbar« Straße! Der Anstaltsleiter stellt« verwundert die Ver- Änderung

nicht ausnützen. Ich bin zu glücklich, um dies tun zu können. Ich werde übrigens auch Ihre Hilfe brauchen. Sie werden Sie mir nicht ver weigern. Ich bitte Sie. mich anzuhören." Er nickte erstaunt Gewährung. Sie erzählte nun alles. Sie hatte plötzlich Vertrauen zu dem Manne gefaßt, der Christian offenbar wohlwollte- Außerdem drängte es sie unwiderstehlich, sich zu offenbaren. Sie, die niemals einen Menschen ge braucht hatte, um sich ihm anzuvertrauen, emp fand jetzt das Verlangen, sich auszu sprechen

. Der Anstaltsleiter hörte mit wachsendem In ter« ihren Bericht an. Als sie geendet hatte, drückte er ihr schweigend die Hand. Er fand nicht gleich ein passendes Wort. Schließlich sagte er: «Wir wollen Nachdenken, wie wir die Sache in Ordnung bringen können." Dann erzählte er von Christian. Sie las jedes Wort von seinen Lippen. <ft sprach anerkennend von dem Jungen, schilderte ihn als charakterhasten jungen Mann, lobte seinen Fleiß, berichtete, daß Christian seit dem Vorjahr neben der Baufachschule

auch einen kunstgewerb lichen Kurs besuche, hervorragende Anlagen zum Zeichnen, Malen und Formen besitze und am lieb sten Bildhauer werden möchte- „Was sagen sein« Adoptiveltern dazu? In wel- chen Verhältnissen leben fie? Hängen sie an dem Kinde?" fragte Frau Schratten-Engau hastig. „Christian ist das einzige, wofür die alten Leute noch leben. Es kostet sie Entbehrungen, ihn studieren zu lassen", sagte der Anstaltsleiter ernst. „Herr Halling war einmal bei mir. Es geschah da mals, als Christians Talent für bildende

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 3 von 16
Datum: 20.10.1932
Umfang: 16
und Generalinspekteur d«es Sudan in -den anglo-ägyptischen Verwaltungsdienst ein, den er erst 1914 \n ,äs M> e ° ’ bl©*' w elcV*’ ta9 s d© n Cl©* 8 * vn ä s c ht r e' n 1 Ö0333Äko»OH W Oe 10-59 SCHICHT WEICHWASSERMETHODE.... SCHNELLER UND SPARSAMER Erzählung von Wolfgang K e m t e r. 11 (Nachdruck verboten.) - Franz Wolfner wußte Rat. Die einzigen Menschen, die er in seiner derben Art liebte, waren über Rächt ob dachlos geworden. Da gab es kein langes Ueberlegen. „Christian," sprach er, „da heroben könnt

Ihr nicht bleiben, und ob Ihr noch vor dem Winter mit Bauen fertig werdet, ist auch eine Frage. Also so kommt Ihr in den Wolfnerhof. Für Mensch-W, Vieh und Habe ist dort Platz genug. Klara, was meinst du?" Klara und Christian dankten dem -alten Manne mit herzlichen Worten, auch sie sahen keinen anderen Ausweg. Franz Karl aber wehrte den Dank energisch ab. „Aufhören tut Ihr auf der Stelle. Als damals der Wolfnerhof verschüttet worden ist, waren die Klaren- b-runner auch die -ersten, die halfen. Tragt es mannhaft

, was Euch der Herr auferlegt hat, die Hauptsache ist und bleibt, daß Ihr alle gesund -seid." Nun bekamen die St. Peter Hilfsmannschaften «doch noch eine Arbeit. Si-e halfen den Abbrändlern -in -den Wolfnerhof hinunterziehen. Fast der ganze Tag verging dabei. Und als sich wieder eine Nacht auf die Berge senkte, da waren Christian Rocker und di-e Seinen auf dem Wolfnerhofe stch-er mit Vieh und Gut unter-gebracht und geborgen. Der Klarenbrunn -aber lag -einsam und verlassen. Immer noch züngelten Einzelne Flämmchen

da und 'dort aus dem Schutthaufen und fraßen -gierig -di-e letzten arm seligen Reste des einst recht stattlichen Hofes. Ein weiß licher Rauch stieg noch tagelang von 'der Brandstätte auf, und die kleine Ebene war immer noch mit -dem beißenden, üblen Gerüche verkohlter Balken und verbrannten «Heues erfüllt. Wie alle Berghöfe und -viele im Tale war auch der Klarenbrunn schlecht versichert. Christian Rocker rechnete, aber es wollte ihm nicht zusammen gehen. Tiefe Sor genf-alten bildeten sich auf seiner Stirn, er fing «immer

bes Wolfnerhofes beisammen saßen, da sprach er: „Klara und Christian, jetzt hätte ich mit Euch -ein ernstes Wort zu reden. Du, Christian, hast mir -gesagt, daß du mit -der Versicherungssumme und deinem Ersparten kaum viel mehr als bte Hälfte der Baukosten hättest, und hast mich gefragt, ob ich dir die andere Hälfte leihen könnte, als Pfand auf den Hof. Gut, das Geld hätte ich schon drunten in der Sparkasse liegen: vorher -aber will ich «Euch etwas anderes Vorschlägen.' Ich bin nun vierundsi-ebzig

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 12 von 24
Datum: 25.03.1939
Umfang: 24
Seile 12 ,Deutsche Volkszekkung" Samstag, den 25. März 1939 Nr. 70 Das Gesetz Einmal blieb der Jokl Christian aus Kleingrün wäh rend des Ackerns plötzlich stehen, ließ das Leitseil aus den Händen fallen, gab dabei auch den Pflug frei und lauschte nach dem nahen Wald hinüber, aus dem die hellen Ruse einer Drossel schallten. An diesem Tage geschah es, daß die Rosse des Joklbauern zum erstenmal allein vom Felde heimkehrren. Die Kleingrüner wunderten sich, als die Tiere herrenlos durch das Dorf

trotteten, und manche schimpften auch, weil der hüpfende Pflug ihnen d:e Straße aufriß. Das junge Weib des Christian aber erblaßte unter einer bösen Ahnung, als das Gespann in den Hw einbog. Die Angst der Bäuerin verlor sich auch nicht, nachdem der Christian wenig später selber heimkam und ihr in der hohlen Hand eine kaum flügge gewordene Drossel hinhielt. „Die is deine Anna", sagte er und sah an ihr vorbei, während er sprach. Sie schaute ihm verständnislos in das Gesicht. „Dafür läßt

einer doch nicht Pferde mrD Ar beit im Stich", meinte sie gedrückt. Lang und schmal stand der Mann vor ihr. Er hatte den Kopf mit den pechschwarzen, krausen Haaren in den Nacken geworfen, seine Augen funkelten, und quer über der Stirn stand eine tiefe Falte. „Was weißt denn du", gab er kurz zur Antwort und lief dann aus der Stube. Später \ holte er einen Käfig vom Boden, gab die Drossel hinein und häugte das Bauer in einer leeren Kammer auf. Seitdem fuhr der Christian nicht mehr auf die Fel der. ohne Daß er Sprenkel

, Netze und Leimruten mit hin ausnahm, und bald war in seinem Hause kaum noch Platz vorhanden für all die Zeisige, Rotkehlchen, Finken, Stieg litze und Meisen, die er heimbrachte. Dafür arbeitete er aber auch von Tag zu Tag weniger, ließ allmählich Acker und Wiesen verkommen, und immer öfter verloren die alleingelassenen Pferde die Geduld und liefen nach Hause. Die im Dorfe sagten dayn: „Der Christian hat wieder amal sein' Vogel" und spotteten noch mehr, bis sie schließ lich merkten, wie blaß

und vergrämt die ehemals so frohe Anna ulnherging und wie vergeblich sie sich dem herein brechenden Unglück .entgegenstemmte. Da bedauerten sie das junge Weib, zumal sich die Aeltesten unter ihnen er innerten und kundtaten: Unter den Jokls sind schon ein paar solche gewesen, und nun der Christian der Letzte ist, wird er wohl auch der Schlimmste sein. Und sie behielten recht. Der Christian ging den schiefen Weg weiter und schien nichts dabei zu finden. Nur im Walde war er ruhig und glücklich, konnte

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Der Arbeiter
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Seite 3 von 10
Datum: 25.07.1934
Umfang: 10
L_ Christian Fischer * Der Dichter Friedrich Badenstedt nennt denjenigen Menschen unschätzbar, „der s o für uns gelebt, daß ! - wenn er uns entrissen, wir schmerzlich ihn vermis sen". Am Mutter-Go ttes-Tage unserer Lieben Frau vom Berge Karmel ist in Graz still und plötzlich ein Mensch von uns gegangen, den die christlichen Arbeiter und Angestellten Oesterreichs immer vermissen und nie vergessen werden: Redakteur Christian Fi scher. Er hat s o für uns gelebt, daß ihm zum Ster ben nur die knappe

. Christian Fischers Lebensgang Unser Freund ist nur 55 Jahre alt geworden, aber sein Leben ist interessant und inhaltsschwer. Er hat es vom einfachen Schlosserlehrling zu einem der ange sehensten und populärsten Journalisten Oesterreichs gebracht. Dazu gehört außerordentlicher Fleiß, aber auch natürliche Begabung, tiefernstes Streben und neben der Zähigkeit eines richtigen Arbeitsmenschen ; unerschöpfliche Idealismus und Nie versagende Treue zu großen und ewigen Zielen. Ich habe Freund Fischer

vor 30 Jahren auf der sozialen Hochschule in München- Gladbach kennen gelernt. Er war unter den 45 Teil- ! nchmern einer der bestbefähigten und sicher von allen > der beliebteste Kollege. Sein impulsives Einfühlen in die Unterrichtsgegenstände wurde vorbildlich für die anderen Kurststen. Christian war damals allerdings schon Arbeitersekretär und erfahrener Mitarbeiter mehrerer Zeitungen. Bei ihm floß Theorie und Pra xis zu einer harmonischen Einheit und befähigte ihn so in hervorragendem Maße

zu seinen späteren Auf gaben und Aemtern. Reiches Wissen und Können ga ben ihm auch die beste Eignung für seinen Hauptberuf als Redakteur. Christian Fischer hat in jedem Zei tungsressort seinen Mann gestellt, weshalb er auch un ter akademisch vorgebildeten Berufskollegen aufrich tige Wertschätzung genoß. Als vorzügliche Arbeitskraft bewährte er sich erst > recht in der Folge als Volksvertreter und im Bundes rat wie auch in zahlreichen Vertrauensstellungen an derer Körperschaften und als Führer und Mitarbeiter

auch der Großteil fei ner Freizeit und Erholungsstunden dem Stande, dem er entstammte und der ihn mit Stolz für immer den Seinen nennt. In ganz Oesterreich und darüber hin aus wird diesem treuen Vorkämpfer der christlichen Arbeiterbewegung ein immerwährendes, dankbares Gedenken gesichert sein. Mit unserem Blatte blieb Christian Fischer stets in wertvoller Mitarbeit verbunden. Er war Mitgründer des Blattes und hat den „Arbeiter" in den Jahren 1907 bis 1911 redigiert; in der Jubiläumsnummer 1930 schrieb Fischer

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