: er wußte wohl, daß e r die Schuld trug. Warum hatte ihm Wolf gestern beim Steinewerfen auch gerade in die Quere kommen müssen? Freilich hütete sich Konrad, dem Vater seine Untat zu bekennen, denn wenn Gras Hugo einmal in Zorn geriet, dann zitterte alles vor ihm, auch der kecke, sorglose Konrad. Und doch war Konrad des Grafen Lieblina, ein wilder, schöner Junge, stets bereit zu Jagd und Kampf- piel, ein Sohn, auf den ein kriegerischer Vater wohl tolz sein mochte. Ganz anders als Bruno, der Aeltere
, >er nur aus Gehorsam mittat und dem man es an den sanften Zügen ablesen konnte, wie fremd, wie wider- ®ättig ihm alles Rauhe war. Graf Hugo aber forderte von seinen beiden Junkern ein frisches, frohes Mitreiten und Mitjauchzen und er hatte sich's in den Kopf gesetzt, daß der Aeltere ebenso werden solle wie der Jüngere. Bruno stand abseits von der Jagdgesellschaft, ein schlanker, hochgewachsener Knabe mit einem. Engels- Suchte, das eine Fülle blonder Locken gleich einem Lei- Mnfcheine umrahmte. In Sinnen verloren
sich der Knabe lautlos zurück, wie er gekommen war. Er hoffte, man habe feine kurze Abwesenheit im Hose drunten nicht bemerkt. Doch er täuschte sich. Während er leichtfüßig über °ie kleine Wendeltreppe hinabsprang, stürmte Graf Hugo hinauf über die breite Haupttreppe des Schlosses. „Wo ist Bruno? Wo steckt er, der verwünschte Schelm?" schrie er, heiser vor Zorn. Und als er ihn in der Kapelle nicht fand, wo nur mehr der alte Schloßkaplan noch etwas am Altäre ordnete, brach er wie ein Wirbelwind mit dem Rufe
: „Wo ist Bruno?" in das Frauengemach ein. Gräfin Mathilde hatte sich eben mit den Mägden an die Arbeit gesetzt. Die Mägde schraken zusammen vor dem Zorne des Grafen, sie aber blieb ruhig. Sie befahl den Mädchen hinauszugehen; dann fragte sie den Gatten, warum er Bruno hier suche. Sie wisse nicht um ihn, sie habe geglaubt, er sei mit den anderen auf die Jagd ge- ritten. ,/Längst wären wir ausgeritten, hätte er uns nicht genarrt!" zürnte Graf Hugo. „Aber ich Hab es satt, mich von diesem Buben foppen zu lassen
, was sie schon gesagt hatte, sie wisse nicht, wo Bruno sei. Und sie riet, man möge ihn suchen. „So, suchen meinst du?" brummte der Graf. ,J>as wäre noch das Schönste, daß ich den Buben suchen sollte. Was liegt mir denn an ihm? Gar nichts, sag ich dir! Ich wollte, meiner Treu, er wäre mir einmal aus den Augen." Bis jetzt hatte die Gräfin ruhig «ihre Arbeit, eine feine Goldstickerei, fortgesetzt; jetzt legte sie Radel und Stoff beiseite und stand auf. „Ist das dein Ernst, Hugo?" fragte sie in einem Tone