Ein Aufklärungslicht, strahlend aus der „Bozner Zeitung.' Die „Bozner Zeitung' Nr. 50 brachte während des verflossenen Wahlkampses einen Artikel: „Bor den Wahlen', in welchem sie allen Ernstes behauptet, der Liberalismus kämpfe den Wahlkampf nur mit ehrlichen Waffen. Hat denn die „Bozner Zeitung' selbst geglaubt, wir könnten am Ende vom Gegentheile überzeugt sein? Sie meinte weiters, die Klerikalen hätten viele Mittel, günstige Erfolge zu erzielen, die den Liberalen nicht zu Gebote stehen
. „Die Liberalen haben keinen Beichtstuhl und keine Kanzel; sie können auch keinen Himmel ver sprechen.' Wäre jemand bisher über die Tendenz des Liberalismus noch im Zweifel gewesen, aus diesen Worten der „Bozner Zeitung' strahlt ihm ein Helles Ausklärungslicht entgegen, das jegliches Dunkel verscheucht. ° Wir sind darum dem Autor des Artikels jedenfalls zum größten Danke verpflichtet, selbst dann, wenn er diese Worte unbewußt und ohne Ueberlegung geschrieben, weil sie ihm noch aus dem Religions-Unterrichte
, den er in der Jugend genossen, oder vielleicht gar in einer Predigt — selbe sind ja den Mitarbeitern der „Bozner Zeitung' so gut bekannt — erlangt hat, so gut in Esinnerung waren. Also wirklich: „Die Liberalen haben keinen Beichtstuhl und keine Kanzel?!' Ja sicher können sie dies wenigstens rechtmäßig nicht haben. Kanzel und Beichtstuhl sind nicht Orte, an denen der Liberalismus gepflegt werden kann. Wie merkwürdig aber, wenn nach dem Zeugnisse der „allzeit ehrlichen und aufrichtigen' „Bozner Zeitung
' kein Geistlicher auf der Kanzel und im Beichtstuhl den Liberalismus und seine Principien in Schutz nehmen kann? Will etwa die „Bozner Zeitung' alle Beichtväter und Prediger als freche Lügner zeihen, oder steht es mit dem Liberalismus so, daß er von der Kanzel und im Beichtstuhle nicht em pfohlen werden darf, daß er also in sich schlecht und verwerflich ist? Wollte das der Autor des besagten Artikels zugeben, dann steht er ganz auf kirchlichem Standpunkte, denn das hat die Kirche schon wiederholt ausgesprochen
, daß sie den Menschen nicht zum ewigen Ziele sühren? Dann ist es offenbar höchste Zeit, daß die „Bozner Zeitung' auf hört, diesen verderblichen Liberalismus zu vertheidigen. Oder glaubt etwa die „Bozner Zeitung' deshalb, Herr Told, der Candidat der klerikalen Partei, seit gut genug für Glurns, weil die Bürger Merans und Bozens sich um ihr ewiges Ziel nicht kümmern! Eine solche Annahme wäre jedenfalls die größte Schmach, die man denselben anthun könnte, und schon darum war es Ehrensache