Der fahrende Skolast ; 3. 1958
BOLOGNA BO N N Bundesdorf! Dieses Wort aus dem Munde eines Berliners konnte bei man chem Besucher der Hauptstadt ein iro nisches Lächeln hervorlocken, die alt eingesessenen Rheinländer aber ihren rheinischen Humor vergessen lassen. Dabei ist die Bezeichnung nicht einmal so falsch! Der Berliner, etwas unzufrieden mit der neuen Heimat, mal aufgebracht, weil die Hauptstadt Deutschlands in ein romantischee und verträumtes Provinz städtchen verlegt worden ist, würde wohl kaum nach der alten
mit dem Wunsche, nächstes Jahr wieder eine nette Gemeinschaftsfahrt zu veranstal ten. Auch in der alten, ehrwürdigen Uni versität von Bologna studieren Südtiro ler Hochschülsr,^ die m einer losen. sammengefaßt sind. Es ist von unserer Hochscfaulgruppe^nieht viel, zu erzählen, Innsbruck, das Musterbeispiel für unsere Südtiroler Hochs chiUerschaft Nachweisbar ist nur, daß wir uns, wenn Pater Montjoye zu Besuch kommt, in der Villa Favorita von Frau M, C. Do- nini-Baer treffen, einander gut verste llen
, uns untereinander aussprechen und am nächsten Tag in. der ältesten Kapelle von S, Stefano unsere Messe feiern. Das ist nachweisbar, alles andere nicht, eben weil es nicht organisiert ist, aber viel leicht ist es gerade deswegen so schön und ersiprie ßlieh. Mir ist es lieber, von Bologna selbst zu erzählen, das ist weniger verfäng lich, Bologna ist, der Einwohnerzahl nach eine Großstadt, aber sie ist noch nicht vom. großstädtischen Getriebe a.ufgerie ben worden, sie trägt rührend ihre pro vinziale Prägung
zur Schau. Das zeigt sich an den Häusern, den Menschen; man hat die Erde nicht vergessen, diese fruchtbare rötliche Erde der emiliam- sohen Tiefebene. Man. freut sich an Blu men, am Grün, man freut sich am lieben. Letzteres ist es vielleicht, was man zum. Ueberbegri.fi: küren könnte. Man ist lebhaft, kordiai und aufgeschlos sen, man hat mannigfaltige Interessen, man liebt Geselligkeit, Wein und gu tes Essen und man liebt und. verwöhnt auch die Kinder. Es gibt Leibgerichte, die man nur in Bologna essen
,gotische Dom, steigt man die Treppen zum. großen Porta! empor, sieht man auf den Palazzo Re Enzo und die Fontana dei .Netluno (Neptunsbrun- neii), dem barocken Lebensgefühl aus Stein, hinunter. Bologna ist keine tote Vergangenheit, alles ist pulsierendes: Leben, warme Terracotta und Tauben, Zeitungsve rk auf er und Trambahnen, die nach allen Richtungen ausströmen, Kir chen. und Markthallen, alte Paläste und. Stadtmauern, versteckte Rosticeerie und viele Vicoli, die man aufspüren muß, um den Bologneser