des uralten Bildes in Rom klingt mystischer und poetischer: — St. Lucas, der Evangelist und Maler, habe ein Bild Christi angefangen, aber nicht zu vollenden vermocht — bis es plötzlich durch ein Wunder vollendet dastand, daher es auch Achiropoeton, „nicht von Menschenhand gemacht", heiße. Als Heiligthum lange und zuletzt in Konstantinopel aufbewahrt, sei es im 8. Jahrhundert von den Jkonoklasten mit Vernichtung bedroht worden. Da *) Jesus Christos theu yos soter, b. i. I. C., Gottessohn, Erlöser
. Ohne Clemens von Alexandrien wäre uns die Deutung unbekannt. habe Germanus, der Bischof, das Heiligthum den Meereswellen übergeben mit den Worten: „Rette, o Herr, dich und uns!" Und siehe, das Bild schwamm über's Meer an die Tiber-Mün dung, wo es der durch einen Traum belehrte Papst erwartete und in feierlicher Prozession nach Rom überbrachte. Diese Le gende ist merkwürdig sinnig, — in Bilder- und Zeichensprache versteckt, enthält sie einen historischen Kern — die Auswanderung und Rettung byzantinischer
Kunstweise nach den westlichen Län dern, nach Italien (vorab zur Zeit des Bildersturmes) und die belebende Kraft, die sie hier äußerte, aber auch empfing, wäh rend sie daheim, im byzantinischen Reiche verholzte, erstarrte und endlich zur Mumie wurde. Jenes römische Bild in der Kapelle Sancta Sanctorum zeigt den allbekannten Christus-Typus gang en face genom men, die ovale Gesichtsform, die mandelförmigen, ernst und mild blickenden Augen, die hier etwas nahe beisammen stehen, die lange, gerade Rase
, den sein geschloffenen kleinen Mund, den getheilten Bart. Von dem gescheitelten, wallenden Haar ist wenig zu sehen, da eine hufeisenförmige Einrahmung von nüt Edelsteinen reich geziertem Goldblech, ein Geschenk Jnno- cenz 111., das Gesicht einfaßt und das Haar verdeckt. Die Gesichtsfarbe ist sehr dunkelbraun, etwa wie bei den Nubiern oder Abyssiniern, und offenbar nur durch Nachdunkelung so ge worden. Die rechte Wange zeigt eine Verletzung, wie von einem gegen das Bild geführten Schlag. Bis auf Pius V. wurde
das uralte Bild am Feste der Assumption Marias in feierlicher Prozession nach S. Maria Maggiore getragen; erst im Jahre 1863 veranstalte Pius IX. dann wieder einen ähn lichen Festzug und eine Ausstellung des Bildes. Wer den Dom in Prag kennt, wird sich eines trotz alterthümlicher Strenge im Ausdruck ergreifenden, wunderschönen Christus- Kopf's auf Goldgrund erinnern. Er wurde von Karl IV. von seinem Römerzuge mitgebracht und als großes Heiligthum in Karlstein verwahrt. Das Volk