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Schlern
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Seite 16 von 66
Datum: 01.09.1996
Umfang: 66
Wie schon 1811, so ließ Tschiderer auch in diesem Jahr dem trockenen Bericht persönliche Reflexionen und Verbesserungsvorschläge folgen. Erneut wies er auf die große Armut vieler Eltern hin, die die Kinder als Arbeitskräfte, meist zum Hüten, brauchten, ja ihnen nicht einmal eine Stärkung in die Schule mitzugeben vermöchten. Daher blieben seine Ermahnungen meist ungehört. Die weiten Ent fernungen der Höfe zu den Schalorten und das rauhe Klima würden den Wunsch nach weiteren Schulen wohl

rechtfertigen, doch wisse er um das Problem der Lehrerbesoldung. Mit Bedauern, doch ohne zu resignieren, stellte er fest, noch sei die Zeit nicht gekommen, wo Achtung und Eifer für das Schulwesen im Volk ver breitet seien. Man sehe die Schule eher gleichgültig oder halte sie für unbedeu tend. Selten käme sie in den Genuß von Schenkungen, während andere Ver mächtnisse durchaus üblich seien. 176 ) Der genaue Vergleich der beiden nur zwei Jahre auseinanderliegenden Visita tionsberichte aus der Anfangsphase

, auf daß die Kinder zu mindest zeitweise einen Unterricht bekämen. 180 ) Dieser Plan wurde in den Schul jahren 1813/14 bis 1815/16 in zwei ansonsten der Schule in Astfeld oder im Dorf zugeordneten Nachbarschaften umgesetzt: Am Agratsberg sollte der von dem 72 Jahre alten, seit zehn Jahren im Dienst stehenden Lehrer Josef Kross gestaltete Unterricht für elf bis zwölf Kinder alternierend für jeweils zwei Wochen auf den Höfen Prugger, Ribner und Mair stattfinden; am Riedelsberg 181 ) sollte Blasius Gander

mußten die Kinder aus Niederwan gen die Schule in Wangen besuchen. In der ebenfalls weit entlegenen Nachbarschaft Vormeswald wurde erst im Schuljahr 1818/19 eine Privatschule errichtet, und zwar auf Verlangen der Nach barschaft, die sich beklagt hatte, daß einige Kinder bisher völlig ohne Unterricht geblieben seien. Den Raum stellte der Inhaber des Thalerhofes zur Verfügung; als Lehrerin wirkte Anna Regele, die vier Jahre lang als Schülerin der Dorfschule sehr positiv aufgefallen war. Nebst

einem geringen Lohn erhielt sie freie Kost, je de Woche abwechselnd bei den Bauern, deren Kinder die Schule besuchten. In späteren Jahren wurde hier jedoch nicht regelmäßig Unterricht erteilt 182 ); zu 1843 wurde vermerkt, daß einige Kinder aus Vormeswald in Afing zur Schule gingen. Auch in anderen Nachbarschaften, wo die Haltung von Privatschulen von Spen den Freiwilliger abhing, stand der Versuch ihrer endgültigen Einrichtung auf un sicherem Fundament, so in Auen in den Schuljahren 1823/24 bis 1824

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Schlern
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Seite 8 von 66
Datum: 01.09.1996
Umfang: 66
für jene, die noch keine Schule besucht hatten. 80 ) Die Einführung dieser Schulen ging schleppend vor sich. Zwar waren Neuer richtungen wegen der geringen Anforderungen nicht schwierig, doch bedurfte es mangels effizienter öffentlicher Einrichtungen wie vor 1774 öfters des Anstoßes privater Personen, die dann auch die Räume zur Verfügung stellten. 81 ) Die geo graphischen und klimatischen Verhältnisse Tirols brachten es überdies mit sich, daß, wenn schon alle Kinder die Schule besuchen sollten, sehr viele Schulen

ge schaffen werden mußten. 82 ) Daher hing deren Errichtung weniger von der Zahl der Kinder als von der Länge der Wege ab. 83 ) Grundsätzlich gilt, daß die Qualität der Schule mit der Größe eines Ortes zunahm. Von Landschullehrern wurde we niger gefordert als von ihren in der Stadt unterrichtenden Kollegen; öfters genüg ten des Lesens und Schreibens kundige Bauern. 84 ) Auf dem Gebiet der Pfarre Sarnthein wurden die theresianischen Schulgeset ze zunächst in Form der Errichtung von Schulen in Astfeld

und Aberstückl um gesetzt, die die schon früher bestehende Schule im Dorf entlasteten. Diese An stalten waren spätestens Mitte der achtziger Jahre in Betrieb. Für die außerhalb der Pfarre Samthein pflichtigen Kinder des Tales standen Schulen in Weißen bach, Pens, Reinswald und Dumholz zur Verfügung. 85 ) Demnach war das Netz der Schulen in den Nachbarseelsorgen im Verhältnis zur Bevölkerung dichter als in der Pfarre Sarnthein, obwohl die Geistlichkeit dort schon 1776 der Ansicht war, auf die Schule

werde genügend Sorgfalt verwendet. 86 ) Auch hinsichtlich der Qualität dieser Schule bzw. der Einstellung der Bevölkerung zu ihr scheinen Be denken angebracht zu sein. 1785 bezichtigte das Kreisamt die lokale Obrigkeit im Sarntal der zuwenig sorgfältigen Erfassung des Schulbesuches. Die Diktion ein schlägiger Korrespondenzen deutet auf ein zugespitztes Gesprächsklima. Aus druck geringen Eiters vor Ort ist schließlich die Tatsache, daß sich Pfleger Jakob Hatler mit der Vorlage des Berichtes über den Zustand

der Schulen im Gericht Samthein über das Jahr 1785 ganze vier Jahre Zeit ließ. 87 ) Durch den Nachweis einer Unterrichtstätigkeit auch in den Sommermonaten wird der Schule in Sarnthein ein gutes Zeugnis ausgestellt. Die Sommerschule stieß durch anderweitige Verpflichtungen von Lehrern und Schülern in der Regel nämlich gerade in Tirol auf große Hindernisse, weswegen sie im Vergleich zu an deren Ländern wenig gehalten wurde. 88 ) Im Kreis an der Etsch ist sie außer in Sarnthein nur in St. Michael/Eppan

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Seite 13 von 66
Datum: 01.09.1996
Umfang: 66
, von wo aus sich die Kinder zuvor in die Dick zur Schule begeben hatten. 131 ) Die hier bestehende Schule war 1803 aus Mangel an Kindern aufgelassen worden 138 ), wur de aber bald darauf von den bayerischen Behörden neu errichtet, denn seit 1811 scheint sie regelmäßig in den Akten auf. Die Nennung einer Schule in Gissmann 1811-1814 139 ) ist aus der in der bayerischen Zeit gegebenen Zugehörigkeit dieser Rittner Ortschaft zum Gericht Sarnthein erklärbar. 140 ) Von derart sichtbaren Ereignissen abgesehen, wurde

April 17, 1843 Mai 7 bzw. 1869 erfolgten Ernennungen der Dekane v. Ambach, Santa und Zei ger zu Bezirksschulinspektoren; TLA, J. Gub. 1820, ZI. 7498 Schule; J. Gub. 1843, ZI. 26194 Schule; PfAS 14/3: Be zirkshauptmannschaft Bozen an Dekan Zeiger 1869 Februar 24, Bozen. - Im Mai 1941 hielt Prior Hager anstelle Oswald Werners Schulinspektion in Samthein (Deutschordenskonventsarchiv Lana [künftig DOKA], Chronik I, pag. 262). 1,s ) Girardi, wie Anm. 6, S. 4; Haselwanter, wie Anm. 6, S. 10 f. 134

) Engelbrecht, wie Anm. 66, S. 226-228. 135 ) Haselwanter, wie Anm. 6, 13 f.; Höslin ger, wie Anm. 12, S. 99; Engelbrecht, wie Anm. 66, S. 226-228. '") Haselwanter, wie Anm. 6, S. 11 f. m ) PfAS 24/1, 24/2. 138 ) TLA, J. Gub. 1803, ZI. 15682 Normal schule. 13 ') PfAS 24/1 (1811, 1814), 24/2 (1811, 1813). 14 °) Diese zuvor zum Gericht Stein am Rit ten gehörende Nachbarschaft wurde bei der 1810 erfolgten Grenzberichtigung zwischen dem Königreich Bayern und dem Regno Italico Cisalpino keiner der beiden Seiten

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Seite 9 von 66
Datum: 01.09.1996
Umfang: 66
Einer der Gründe für derartige Nachlässigkeiten lag im unzureichenden Aus bau des 1774 auf Kreisebene eingerichteten Aufsichtssystems. 92 ) Die unterste Stu fe bildeten sog. Ortsschulaufseher, deren wichtigste und schwerste Aufgabe die in Zusammenarbeit mit dem Lehrer zu leistende Feststellung der schulfähigen Kinder und die Überwachung des Schulbesuchs war. 93 ) Nur ehrenamtlich tätig, erfüllten viele von ihnen ihre Aufgaben unzureichend, andere kümmerten sich um die Schule überhaupt

, wenn sie wußten, daß ein Lehrer nach der neuen Me thode unterrichte. Wenn dieser daher sein Einkommen erhalten wollte, mußte er zur alten zurückkehren. Aus Sarnthein ist zu 1778 bekannt, daß die Bauern über einen nach neuem System ausgebildeten Lehrer so aufgebracht gewesen seien, daß sie ihn wegen seiner Methode gewaltsam zu verjagen versuchten. 98 ) Die an derartigen Ereignissen sichtbar werdende Einstellung zur Schule im Gericht Sarnthein findet durch eine undatierte, doch aufgrund innerer Merkmale bald

in der Schule und außerhalb dieser, doch die an der Reihung der Verbindlichkeiten erkennbaren Prioritäten deuten auf eine faktische Höherbewertung der gottesdienstlichen Verpflichtun gen wie Chorgesang, Vorbeten beim Rosenkranz und Hilfsdienste bei liturgischen Handlungen sowie Ünterstützung der Geistlichkeit bei der Haltung der Christen lehre. Deutlichstes Indiz für eine weiterhin in erster Linie kirchliche Ausrichtung der Sarntheiner Schule ist indes die in der genannten Ordnung bis ins Detail ge regelte

Frage der Besoldung des Lehrers. Wenn auch das aus den Einzelposten er- rechnete Gesamteinkommen von über 376 fl - ungeachtet der Aufforderung, auch einen Gehilfen zu halten und einige mit dem Betrieb der Schule in Verbindung stehende Ausgaben zu bestreiten - im Licht bekannter Vergleichswerte als fak tisch unerreichbares Soll zu befinden ist, so besitzt doch die theoretische Zusam mensetzung dieses Betrages hohen Aussagewert für die Verbindlichkeiten, die sich die Gemeinde vom Lehrer erwartete

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Seite 31 von 66
Datum: 01.09.1996
Umfang: 66
Die Nachkriegszeit brachte einen weiteren Ausbau der Infrastruktur: 1921 wurde der Plan zum Bau einer neuen Schule in Dumholz diskutiert. Mit dem Schuljahr 1922/23 wurde diese bisher nicht systemmäßige Schule in eine einklas- sige systemmäßige Schule umgewandelt. 324 ) 1928 wurden in Samthein, Aberstückl und Bundschen neue Klassen errichtet, 1937 an den Schulen von Rabenstein, Halbweg, Pens und Unterreinswald Reparaturen durchgeführt. 325 ) Das allmähliche Aufkommen des Faschismus

hatte die Auflösung der Mädchenschule im Jahr 1920 zur Folge. Die Lokale wurden der Gemeinde über geben. Wegen des großen Ansehens bei der Bevölkerung sollten aber weiterhin zwei geprüfte Ordensschwestern als Lehrerinnen zur Verfügung stehen. Daher konnte diese Schule 1921 reorganisiert werden. 326 ) Wie in anderen Ortschaften Südtirols wurde in der faschistischen Ära auch in Sarnthein eine geheime Notschule organisiert, in der Maria Kofler, Klara Raben steiner 327 ) und Maria Obertimpfler 328 ) unterrichteten

Kustatscher, Raingasse 14/27, 39100 Bozen ™) Ebd., S. 46-48. 32S ) Ebd., S. 65 f. *“) Ebd., S. 48-50. m ) Ausbildungskurs in den Schuljahren 1931/32 und 1932/33 (Maria Villgrater, Katakombenschule. Faschismus und Schule in Südtirol [Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstituts 11], Bozen 1984, S. 116). 328 ) Ausbildungskurs im Schuljahr 1931/32 (Ebd., S. 117). 32 ") Ebd., S. 168. 330 ) Spögler, wie Anm. 211, S. 73 f. 33 ') Villgrater, wie Anm. 327, S. 238. 332 ) Spögler, wie Anm. 211, S. 41-45.

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Seite 30 von 66
Datum: 01.09.1996
Umfang: 66
gestellt. Die Mobil machung setzte diesen vielversprechenden Aktivitäten ein Ende. 1914 suchten ei nige Sarntaler Schulen um Verkürzung des Unterrichts an, weil es wegen mehrerer Einberufungen an Lehrern mangelte. Die Inanspruchnahme von Schul zimmern für Kriegszwecke führte zu einer kritischen Raumsituation. 316 ) In Reinswald, wo aufgrund des Gesetzes von 1892 eine systemmäßige Volks schule errichtet worden war, hatte bis 1914 nie eine geprüfte Lehrkraft unter richtet. Obwohl der Posten stets

vorschriftsmäßig ausgeschrieben worden war, fand sich mangels einer geeigneten Unterkunft kein auswärtiger Lehrer bereit, ihn anzutreten. Daher sprangen zunächst der Kurat und anschließend die Hilfs lehrerin Maria Gruber ein. Diese verstand es, das Vertrauen und die Anhänglich keit der Bevölkerung in besonders hohem Grad zu erwerben, obwohl sie ihrem Lehrerfolg nach nur bescheidenen Ansprüchen genügen konnte. Als 1912 die Schule in Unterreinswald abgetrennt wurde, um einen regelmäßigen Besuch zu gewährleisten

und die Überfüllung des Schulzimmers in Reinswald zu beendigen, erhielt Maria Gruber nun in dieser Schule den Unterricht übertragen. Den Dienst in Reinswald selbst sollte die im Besitz des Reifezeugnisses und später auch der Lehrbefähigung stehende Anna Stauder aus Sarnthein übernehmen. Man hoffte, daß sie als Einheimische trotz ihrer Qualifikation Anerkennung finden würde. Doch unmittelbar vor Schulbeginn stellte sich heraus, daß Stauder keine Unter kunft bekommen könne. Der einflußreiche Fraktionsvorsteher

schlug vor, man möge ihr für die Zeit des Krieges, der nach allgemeiner Ansicht von kurzer Dau er sein würde, die Schule in Unterreinswald zuweisen und Maria Gruber in Reinswald belassen, wo sie bei ihren Eltern wohnen könne. Um mit dem Unter richt beginnen zu können, einigten sich die beiden Lehrerinnen in diesem Sinn. 317 ) Dabei blieb es nur bis 1915, denn als die Lehrer von Aberstückl und Astfeld einrücken mußten, fand sich für die somit verwaisten Schulen kein Ersatz. Un terreinswald wurde

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Schlern
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Seite 7 von 66
Datum: 01.09.1996
Umfang: 66
1760 überliefert, daß manche Eltern ihre Kinder deshalb vom Besuch der Schulen abgehalten hätten, weil diese mangels qualifizierter Lehrer ohnehin nichts zu bieten hätten. 62 ) Die allgemeine Erkenntnis, daß es trotz aller Bemühungen bis ins letzte Vier tel des 18. Jh. mangels einer einheitlichen Autorität noch keine Volksschule im ei gentlichen Sinn gab und daß nur ausgewählte Kinder freiwillig für ein paar Jah re die Schule besuchten, wo sie vorwiegend religiöse Inhalte vermittelt beka men

63 ), wird auch für Sarnthein zutreffen. Dies stand in Gegensatz zu den Anlie gen der Aufklärung, die, ausgehend von der Annahme, Bildung sei ein wichtiges Instrument zur Besserung und Versittlichung der Menschheit (die Schule diene auch der Ablenkung von sündhaften Zeitvertreiben 64 ), bekanntlich gerade auf dem Gebiet der Pädagogik eine nachhaltige Wirksamkeit entfaltete. 65 ) Auf nor mativer Ebene wurde 1747 durch die Erneuerung der Schulordnung von 1586 ein erster Schritt gesetzt. 66 ) Die daran sichtbar werdende

Theresia am 6. Dezember 1774 genehmigt wurde. 69 ) Durch diese Reform wurden die bisher von der Kirche abhängigen Schulen der Regierung unterstellt 70 ), doch unter Beibehaltung eines entscheidenden Einflusses der Geistlichkeit 71 ), der auch darin zum Ausdruck kam, daß Kirchenmittel bei Bedarf als subsidiäre Besoldungsquelle für die Lehrer akzeptiert wurden. 72 ) Dennoch sollte die katholische Kirche aus ihrer alleinigen Sonderstellung verdrängt werden 73 ); die Schule wurde als geeignetes Mittel

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Seite 15 von 66
Datum: 01.09.1996
Umfang: 66
Stimmungen keinen Aussagewert hat. Bemerkenswert ist die von sozialer Verant wortung und Realitätssinn diktierte Präzision, mit der Tschiderer bei der Bemes sung und Registrierung der seit 1813 eingehobenen Beträge vorging: Kinder begü terter Eltern hatten für 24 Wochen je zwei Kreuzer, Kinder von Eltern mittel mäßiger Vermögenslage einen Kreuzer zu bezahlen, bedürftige waren gänzlich be freit. Höhere Beträge, so wußte er, würden bei den Bewohnern des Sarntales nur Vorbehalte gegen die Schule

war. 1846 berichtete das Kreisamt Bozen dem Gubemium, daß in Sarnthein kein Schulgeld bestehe. 166 ) Eine weitere, ebenfalls seit Tschiderers Amtszeit belegte Einnahmequelle für die Schule, nämlich bestimmte Beträge aus Erbschaftstaxen 167 ), wurde in der Fol gezeit zu einem fixen Posten für den Lokalschulfonds. 168 ) Damit förderte er ein Konzept, das noch in den neunziger Jahren im Tiroler Landtag heftig diskutiert wurde. 189 ) 1813 konnte Tschiderer dem königlich bayerischen Generalkommissariat

die Mittel. Das Schulfondsvermögen reiche kaum für die ordentlichen Anschaffungen. 175 ) 163 ) TLA, Bayerisches Archiv, Fasz. B 151, Dotation der Volksschulen; Pf AS 24/2, 1813 April 25. 184 ) TLA, Bayerisches Archiv, Buch 114, Nr. 568: 1813 April 29. ■“) StAB, KA Bozen, Fasz. 312: 1830 De zember 27. Schulübersicht; Fasz. 442/0: Gubernium an KA Bozen 1842 August 5, Innsbruck. '“) TLA, J. Gub. 1846, ZI. 23732 Schule. ** 7 ) TLA, Bayerisches Archiv, Fasz. B 151, Schulbeiträge aus Verlassenschaften: 1811

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Seite 27 von 66
Datum: 01.09.1996
Umfang: 66
Lehrerbildungsanstalt in den Jahren 1873/74 bis 1874/75 287 ) und der Ankauf ei nes neuen Schulhauses im Jahr 1883, wodurch nun endlich auch der Lehrer, der bisher meist im Haus des Frühmeßbenefiziaten gewohnt hatte - nicht immer ohne Konflikte bei nur einem geheizten Raum 288 ) - eine eigene Wohnung bekam. 289 ) Derartige Formen der Erstarrung machen verständlich, daß den Lehrern und anderen für die Schule Verantwortlichen der Gemeinde Sarntal auch im Kontext des Kulturkampfes ihre Zwischenstellung zwischen liberaler

besuchen wollte, stieß er wie in vielen anderen Ge meinden, zumal des Bezirkes Bozen-Land, auf heftigen Widerstand: Von den Schulen des Bezirkes war bei seiner Ankunft nur jene von Reinswald besetzt. 292 ) Im folgenden Schuljahr versuchten die klerikalen Agitatoren in ihrer Sorge um die Entchristlichung der Schule, die Bevölkerung durch die vermeintlich drohen de finanzielle Mehrbelastung der Gemeinden gegen die staatliche Schulaufsicht aufzubringen. 293 ) Auch in diesem Jahr war der Widerstand

, die auch für die lokale Obrig keit ein schwieriger Verhandlungspartner war. Mit einzelnen Gemeindevertretem und Dekan Zeiger konnte Ströbele in gemäßigter Atmosphäre sprechen. Zeiger gab zwar seine Gegnerschaft gegen die Schulgesetze zu verstehen, er wolle aber, so erklärte er, keinen Widerstand leisten. Daß die meisten Kinder des Dorfes am Tag der Visitation (Mitte Dezember) dennoch der Schule fernblieben und andere 2B5 ) Ebd., S. 194; Girardi, wie Anm. 6, S. 156. 28S ) Nagl, wie Anm. 194, S. 185, 417-27. 2B7

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Seite 22 von 66
Datum: 01.09.1996
Umfang: 66
, die nur aus den je besonderen Verhältnissen der einzelnen Ortschaften und der Akzeptanz, die die Schule in ihnen fand, erklärbar sind. Hier wird vor allem der Umstand ins Gewicht gefallen sein, daß sich das Einkommen der Lehrer aus mehreren, auch außerschulischen Komponenten zusammensetz te. 237 ) In zweiter Linie zählte aber auch die Persönlichkeit der jeweiligen Lehr kraft, denn nicht nur der Besitz von Zeugnissen, sondern auch der Ruf und die mit dem natürlichen Gefühl der Menschen gemessene Qualifikation

, bei der Fachliches nicht immer der wichtigste Faktor war, scheint sich auf die Bezüge ausgewirkt zu haben. Schließlich wird die weitverbreitete Ansicht in Rechnung zu stellen sein, daß an höhergelegenen Orten wirkende Lehrer weniger verdienen sollten als ihre Kollegen im Tal. 238 ) In diesem Sinn bezogen die im Dorf tätigen Lehrer das höchste Einkommen. Die besondere didaktische Kontinuität, die an dieser weitaus wichtigsten Schule des Samtales herrschte, verdient ein längeres Verweilen, das in Hinblick

dieser Lehrer bis zum Schul jahr 1856/57 ununterbrochen in der Sarntheiner Schule, die durch ihn gerade in einer Zeit wichtiger Umbrüche einen besonderen Stempel aufgeprägt bekam. 1790 geboren, hatte Josef in Bozen einige Gymnasialjahre absolviert und anschließend in Feldthurns unterrichtet. Nach fünf Jahren provisorischen Dienstes erhielt er, von Anfang an ob seiner vortrefflichen moralischen Eigenschaften, seiner didakti schen Fähigkeiten und seines bewundernswerten Fleißes stets gelobt, 1814 die feste

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Seite 20 von 66
Datum: 01.09.1996
Umfang: 66
gesehen wurde, weil die Schule in ihrem Bewußtsein nach wie vor keine zwingende Notwendigkeit darstellte. Gemeindemittel als gleichsam offizielle, institutionalisierte Beträge sollten für derlei Zwecke nicht verwendet werden; die Hofbesitzer akzeptierten hierfür lediglich wohltätige, doch auf Freiwilligkeit beruhende Spenden; außerdem waren sie bereit, über Jah re hin Frondienste zu leisten. 223 ) Auch die geistlichen und adeligen Patronate waren eine nicht gerade reiche Quelle von Zuwendungen

die Frage 1857, als es nicht um Patronatspflichten, sondern um Rechte ging, und zwar in betreff der mit dem Patronat verbundenen Präsentation des Organisten und Lehrers für die Schule im Dorf. Als dessen Stelle in diesem Jahr vakant geworden war, richtete Dekan Santa eine entsprechende Anfrage an das Ordinariat in Trient. Hinter ihm stand Landkomtur Graf Attems, der das Prä sentationsrecht für den Deutschen Orden eo ipso beanspruchte. Realistischerweise mahnte er aber zu einer konzilianten Haltung

zwischen dem Expositus und Graf Ludwig zur Folge hatte. 221 ) 217 ) Ebd., S. 12. 218 ) Hölzl, wie Anm. 6, S. 281. 319 ) VfBS 1865, fol. 123". ™) Girardi, wie Anm. 6, S. 32., 114 f.; Ha- selwanter, wie Anm. 6, S. 28 f. 221 ) VfBS 1848, fol. 331 r -332 r . 222 ) TLA, J. Gub. 1847, ZI. 29914 Schule/ Bau; PfAS 34/3, 1856, Nr. 141. 223 ) Stadtmuseum Bozen, Archiv Toggen- burg S 2.5.1: Johann Prechensteiner an Ludwig Graf Sarnthein 1849 Dezember 20, Sarnthein; Bezirksamt Sarnthein an David Schenk, gräflich sarntheinischen

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Seite 14 von 66
Datum: 01.09.1996
Umfang: 66
General- kommissariat des Innkreises, auf den dieses 1812 mit großer Zufriedenheit rea gierte 152 ), ist von großem Realismus diktiert und stellt ein geeignetes authenti sches Korrektiv zu den verherrlichenden Würdigungen dar, die sein Verfasser als eine für die Schulgeschichte des Sarntales wenngleich auch objektiv bedeutsame Persönlichkeit in manchen Darstellungen erhielt: Die Behauptung nämlich, daß es bei seiner Ankunft in Samthein nur im Dorf eine Schule gegeben habe 153

- und Hausarbeiten aus. Er bedauerte weiters das Fehlen einer Industrieschule zur Unterweisung der Mädchen in spezifisch weiblichen Tätigkeiten und einer Pflegeanstalt für arme Kinder. Der Fortgang in der Trivialschule sei zufriedenstellend, wenn auch unterschiedlich. Die von ihm selbst gesetzte Initiative, zum Zweck der Vereinheitlichung des in der Schule benötigten Arbeitsmaterials aus eigenen Mitteln 250 Bücher zu kaufen und größ tenteils unentgeltlich an die Kinder zu verteilen, habe noch keine sichtbaren

einer Schulord nung, d. h. einer normativen Quelle, die hinsichtlich der realen Umsetzung der Be- 147 ) Pf AS 35/2: Zirkularschreiben des Gu- berniums 1816 November 28, Innsbruck. 148 ) Konsistorialarchiv Brixen (künftig KAB), Visitationsakten Sarnthein 1827, fol. 200r. '«) TLA, J. Gub. 1822, Bericht ddo. 1821 Oktober 25 (liegt bei ZI. 2921 Schule). 15 °) Girardi, wie Anm. 6, S. 8; 43-45. 151 ) TLA, Bayerisches Archiv, Fasz. B 151. 152 ) TLA, Bayerisches Archiv, Fasz. B 151, Schulhauptberichte: 1812 November

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