Aus Innsbrucks Bergwelt : Wanderbilder aus Innsbrucks Bergen
vollsten Tiefen, der Horizont, des Sichtbaren Endo, des Rätsels Anfang. Ich, der Berge Freund und begeisterter Verehrer, starrte unverwandt hinaus in das Land, das mich geboren hatte, das ich verlassen hatte, aus dem ich, ein Knabe, fortgegangen war in die Berge meiner Heimat. Meine Kindheit, der Friede meiner Kindesseele lag da draulsen, begraben im fremden Lande. Damals hatte ich leuchtenden Auges nach den fernen Bergen geschaut, auf denen ich jetzt stand, voll banger Sehnsucht und sülsem Träumen
. Die Träume hatten sich erfüllt, die Berge, das Land der Yerheifsung, der Erwartung, hatten sich erschlossen. Manch stolzen Gipfel hatte ich erobert, hatte manchen kühnen Gang gewagt auf der Jagd nach dem Glücke, hatte vermeint, im Kampfe den Frieden zu finden. Und nun? Wie kam es, da ('s ich sehnsuchtsvoll das flache Land erschaute, das einst kindlichem Sinne zu eng geworden war? Warum stieg liier auf lichtumsponnener Hohe Wehmut auf im Herzen ? Warum schien mir jetzt das Land meiner Gehurt plötzlich
als das Rätselhafte, das Unbekannte? War dies nicht Undank gegen die Berge, die mir so hohe, wahr haft heilige Stunden geschenkt hatten? Ein altes, wohlbekanntes Lied sang mir die Antwort. Leise klang es in meinem Herzen: »leb komme vom Ge birge her, es dampft das Thal, es braust das Meer — — — dort wo du nicht bist, dort ist dein Glück!« Das war es, und mit dem letzten Sonnenstrahl zog schmerzbegloitot, die Erkenntnis dessen ein, was dem Kinde so dunkel, so geheimnisvoll geklungen hatte. Strahlendes Rot flog
über die Berge hin, brach sich in meinen Augen. Nicht die Morgenröte des jungen Tages, nein, die Sonne hatte Abschied genommen. Es war die schwermütige, verglimmende Lohe des Sonnenunter ganges. Langsam stiegen wir ab. In meine Augen aber, die am Morgen furchtlos der Gefahr ontgegengelouchtet batten, stahlen sich Thrftnen. Die Erinnerung an entschwundene, glückliche Tage war schmerzlich, war tröstlich zugleich. Denn auch die Gegenwart war gross und schön. Nur den Frieden 7 *