Wiens Verrat Am Morgen des 29. Oktober fährt der Baron Lichten- thürn die Brennerstraße hinab, und die Tackl am Wege, den Stutzen über der Achsel, folgen ihm neugierig mit den Augen. Er läßt halten: „Mander, wo mag denn der Sandwirt wohl sein 5' — „Schönberg!' ruft einer. Andere schweigen und schauen ihm mißtrauisch nach. Da hält der Wagen vor dem Haus mit den Ziegenböcken am Giebel, und lächelnd blickt die Mutter Gottes von ihrer Weltkugel an der Wand. Der Kurier, hager und blaß, steigt
die Voppeltreppe hinan. In der Tür steht grad der Purtscher in seinem grauen abgetragenen Röck lein. Nach dem vielen Schreiben will er einmal die Augen ausruhen. Der Baron fragt um den Sandwirt. Das Schulmeisterlein mustert ihn. Da nennt der andere seinen Namen, „Aurier vom Prinzen Johann' fügt er hinzu. Gleich führt ihn der Purtscher in den Gang und schaut ihn nun doppelt an, von oben bis unten. Aber der Lichtenthurn sieht so matt aus, daß der Adjutant, wie er sich gern nennt, fragt, ob ihm ungut sei. Ehe
er einträte, wolle er ihm ein Glas Wasser bringen. Der Baron dankt, und der Purtscher fühlt, während er ihm die Tür öffnet: der bringt keine gute Zeitung. Da erblickt man die Mander am Tisch, wie in der Hofburg, 'nur ist der Raum niederer, aber wie dort steht auch hier ein Ossen da und die Maschen sind nicht ver gessen. In der Mitte sitzt der Sandwirt, die Wangen gerstet, den Hut auf dem Nopf. Alle wenden sich um: der Holzknecht Hansl, Stroblwirt, der Zwölfer, baar- haupt wie immer, der Sagmüller