: „Sie sehen gewiß zu schwarz, lieber Herr Doktor. Eine Soiree zu besuchen, ist am Ende keine Arbeit, keine Anstrengung.' „Doch, gnädige Frau, doch,' beharrte der nngalmite Arzt hart ss näckig. „Zwei- oder gar dreimal in der Woche den ganzen Winter hindurch bis ein Uhr uachrs und womöglich noch länger anszu- bleiben, im überwarmen, von Parfüms aller Art nnd von den Ausdünstungen vieler Menschen erfüllten Raum zuzubringen, das ist für Sie allein schon eine Anstrengung. Dazu kommt das Tanzen, die geistige
nicht mehr die Ela stizität und Frische der Jugend, gnädige Frau. UbersehenSiedasnicht!' Die junge Fran wars schmollend die Lippen aus. Dieser alte Doktor war wirklich manchmal geradezu grob. Der Arzt, dem der Unmut seiner Patien tin nicht entging, znckte stumm mit den Achseln. Dann sah er nach der Uhr, erhob sich und sag te, seine Verordnungen und Ansichten gleichsam noch einmal kurz zu sammenfassend : „Bei einem ruhigen Leben, das körperliche und see lische Anstrengungen und Aufregungen mög lichst
vermeidet, können Sie siebzig Jahre alt werden und darüber. — Fahren Sie aber so fort, wie bisher, so be reiten sie sich ein vor zeitiges Ende oder lvc- ' nigstens Siechtum für Ihre späteren Jahre ' Das hübsche, interes sante Gesicht der jungen Frau verzog sich, als wenn sie das Weinen anwandelte. Der Arzt reichte ihr die Hand zum Abschied. Aber sie hielt ihn noch an der Schwelle zurück. Etwas zaghaft, fast verschämt kam die Frage von ih ren Lippen: „Wenn ich nun — nun meine ge sellschaftlichen Vergnü
gungen ein wenig ein schränken werde, würde das nicht genügen?' Der Arzt schüttelte energisch mit dem Kopf. „Das würde gar nichts nützen,' erklärte er grausam. „Das richtige Maß würden Sie ja doch nicht einhalten. Nein, nein, Sie müssen sozusagen ein ganz neues Leben beginnen, und was Ihnen vor allem not tut, ist die Regelmäßigkeit. Sie müssen regelmäßig um zehn, spätestens nm els Uhr zn Bette gehen, regelmäßig um sieben Uhr aufstehe« L'