hatte, ihm unter allen Umständen die volle Wahrheit zu sagen. Der Arzt sah seinen Besucher prüfend an, durfte er ihm das Resultat mitteilen? Welche Wirkung würde seine Diagnose auf den jungen Mann und sein ferneres Leben haben? Der Arzt räusperte sich, und nach längerem Ueberlegen begann er: „Herr von Berger, ich habe vorhin versprochen, Ihnen die volle Wahrheit über Ihren Zustand zu sagen. — Es ist mir bitter, Ihnen, gerade Ihnen, dem Sohne meines besten Freundes, sagen zu müssen, daß Ihr Zustand sehr ernst
folgte diesem Urteilsspruche des Arztes. Teilnehmend ruhten die klaren Augen des Professors auf den bleichen Zügen des Patienten, die seinen inneren Kampf widerspiegelten. „Was wird Lucie sagen. Sie wissen, Herr Professor, ich wollte in vier Wochen heiraten." „Sie wollte,:?" wiederholte der Arzt fragend. „Ja, ich wollte," fuhr der junge Mann fort, „aber nun darf es ja wohl nicht sein." Der Arzt hatte sich erhoben und die Hand auf die Schulter seines Besuchers gelegt. Er sah ihn ernst
an: „Was ich gesagt habe, kann ich leider nicht widerrufen, aber ich kann mich wohl geirrt haben." „Das ist wohl ausgeschlossen," unterbrach ihn Herr von Berger, „Sie, der erste Spezialist für Herzkrankheiten." „Gott tut mitunter Wunder," erwiderte der Arzt ernst. „Doch", fuhr er fort, „erlauben Sie mir, als Ihrem früheren Vor mund, den Verordnungen des Arztes einige Ratschläge hinzuzufügen." Der junge Mann nickte. „Ich sagte Ihnen bereits, daß ich Ihnen bei Fortsetzung Ihrer jetzigen Lebensweise keine sechs
der Bruder Ihrer Braut ist. — Sie haben mich um meinen Rat als Arzt gefragt, hören Sie dies eine Mal auch den Rat Ihres väterlichen Freundes an, Herr von Berger." Der junge Mann senkte vor den ernsten Blicken des Professors seine Augen. Er wußte, daß dieser Mann sein Bestes wollte. Das klare Urteil des Arztes hatte sein ganzes Innere in Aufruhr gesetzt. Die wenigen Worte hatten ihn: die letzten Jahre seines Lebens wie eine inhaltsreiche, schwere Klageschrift vor sein geistiges Auge gerückt. Er wußte
, lebenslustigen Braut vermag ich nicht die Garantien zu finden, die eine zukünftige Frau von Berger als Gutsherrin und Gattin bieten muß." Wieder unterbrach sich der Arzt, als erwarte er eine Antwort. Herr von Berger schwieg, sich nervös auf die Lippen beißend. „Von Ihrem verstorbenen Herrn Vater als Vormund über Sie ein gesetzt, hatte ich Gelegenheit, vollen Einblick in Ihre Verhältnisse zu gewinnen. Sie waren glänzend. — Heute, drei Jahre nach Ihrer Voll- jührigkeitserklürung