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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 10 von 12
Datum: 02.12.1910
Umfang: 12
„Es fällt ja alles aus; da habe ich es abge schnitten." „A—ach!" stöhnte die Alte wieder. „Ach, Gott hat mich verlassen. Nimmt meine Seele nicht zu sich. Er nimmt sie nicht und von selbst geht sie nicht. A—ach! Sicher wegen meiner Sünden. Und nicht einmal die Kehle kann man anfeuchten. Wenigstens noch einmal Tee trinken! A—ach!" Der Arzt kommt; ich verabschiede mich: wir gehen auf die Straße, setzen uns in den Schlitten und fahren in das kleine Nachbardorf zum letzten Kran kenbesuch. Gestern

hat man nach dem Arzt geschickt. Wir gehen zusammen in die Hütte. Eine kleine, aber saubere Stube; in der Mitte eine Wiege, die von einer Frau stark geschaukelt wird. Am Tisch sitzt ein Mädchen von acht Jahren, das uns erstaunt und erschreckt anblickt. „Wo ist er?" fragt der Arzt' nach dem Kranken. „Auf dem Ofen," sagt das Weib, immerfort die Wiege schaukelnd. Der Arzt steigt auf die Bank, stützt den Ellbogen aus den Ofen, beugt sich über den Kranken und nimmt etwas mit ihm vor. Ich trete zum Arzt und frage

ihn, wie es dem Kranken geht. Er antwortet nicht. Ich steige eben falls auf, schaue in die Dunkelheit und unterscheide allmählich den zottigen Kops eines Menschen auf dem Ofen. Ein drückender, übler Geruch geht von dem Kranken aus. Er liegt auf dem Rücken; der Arzt fühlt seinen linfen Puls. „Was macht er, geht es schlecht?" frage ich. Der Arzt antwortet nicht, wendet sich an die Wirtin. „Zünd' die Lampe an!" sagte er. Die Frau ruft das kleine Mädchen, läßt die Wiege schaukeln, zündet selbst die Lampe an und reicht

sie dem Arzt. Ich steige herunter, um ihn nickt zu stören. Er nimmt die Lampe und setzt seine Unter suchung an Kranken fort. Das Mädchen schaut auf uns, schaukelt die Wiege nickt stark genug und das Kind sängt jämmerlich und durchdringend zu schreien an. Die Mutter stößt das Mädchen ärgerlich zurück und beginnt selbst wieder zu schaukeln. Ich trete nochmals zum Arzt und frage wieder: „Was macht der Kranke?" Der Arzt sagt mir, immer noch beschäftigt, ein Wort. Ich habe nicht verstanden, was er gesagt

zu tun," sagt der Arzt, und wir gehen hinaus. Später ersuhr ich, daß die Frau jemanden zum Popen schickte und daß der Pope dem Sterbenden noch eben das Abendmahl reichen konnte. Wir fuhren nach Hause und schwiegen. Ich glaube, wir hatten beide dieselben Gedanken. „Was fehlte ihm?" frage ich. „Lungenentzündung. Ich hatte ein so schnelles Ende nicht erwartet; ein mächtiger Organismus, aber schwere Komplikationen. 40 Grad Fieber, draußen 5 Grad Kälte, da geht er und setzt sich hin." Wir schweigen

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 18
Datum: 18.06.1911
Umfang: 18
, aber auch die Methode, welche der Doktor anwendete, war nicht minder interessant. Der Vater Lottchens sagte zu dem jungen Arzt, mit Namen Doktor Singhoser: „Helsen Sie, Herr Doktor, meiner Tochter. Kein Arzt hat ihr bisher etwas genützt." „Was fehlt Ihrem Fräulein Tochter?" frug Singhoser in teil nehmendem Tone. „Ich weist cs nicht!" „Merkwürdig! Aber Sie, mein Fräulein, werden cs doch wissen?" „Auch ich »veist es nicht," sagte Charlotte und wurde bis über die Ohren rot. Der Arzt liest die Patientin sich setzen

, dann examinierte er sie und richtete an sie jene bekannten indiskreten Fragen, welche die Acrzte an ihre Kranken zu richten pflegen. Charlotte beantwortete alle seine Fragen offen und mutig, aber augenscheinlich >var der Arzt mit dem Ergebnis seiner Untersuchung nicht sehr zufrieden, denn er hatte den Grund der Krankheit noch immer nicht erraten. „Zc'geN Sie Ihren Puls." Charlotte reichte ihm ihre Hand, die zarte, seine Hand. „Der Puls schlägt jetzt rUhg; vom Fieber ist Nichts zu bemerken. Ich werde jedenfalls

eine längere Beobachtungszcit brauchen, um den Zustand des F äuleins zu erkcnlien. Jetzt kann ich noch nichts Best mmtes sagen. Ucb.igens bleiben Sie ja hier, und ich werde daher Gelegenheit haben, Sie täglich zu sehen." „Verordnen Sie beim gar keine Medizin?" fragte der besorgte Vater. „Bisher hat jeder Arzt noch eine Medizin vorgcschrieben." Der Arzt lächelte. „Käme cs nur ans das Medikament an, so könnte ich genug empfehlen, oberem solches, welches nütze» soll, nicht. Wozu soll ich Ihr Fräulein Tochter

tägl ch, und auch wenn er ihr auf der Promenade begegnete, befühlte er ihren Puls — und nie vcrordnete er ihr irgend welche Medizin- Er riet ihr vielmehr, so zu leben, wie alle gesunden Men schen, oft Gesellschaften zu besuchen und viel zu — tanzen. Ihr Vater fragte beit Arzt oft, was eigentlich seiner Tochter fehle; aber Döktor Singhoser antwortete stets ausweichend: „Das Nebel ist nicht schlimm Und bei jungen Mädchtzn dieses Alters nichts seltenes." „Werden Cie sie heilen können?" „Ich weiß

es nicht, doch hoffe ich's." Und der Arzt seufzte leise. „Ah, Sie sind wohl wßtzeN des Zustandes meiner Tochter bekümmert?" „S Nein! Die Frage ist nUr, welcher Arzt sie kurieren wird." Der Vater Lottchens war eilt trefflicher Gewürzkrämer, auch viel facher Hausbesitzer, aber er verstand sich absolut nicht auf die Lösung der Ppthischeu Orakel. In der Tat ging es seiner Tochter schon seit einigen Wochen bedeutend besser; ihre Wangen färbten sich und ihr Gang wurde immer,sicherer. „Sie sehen," sagte eines Tages

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Tiroler Gemeinde-Blatt
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Seite 3 von 8
Datum: 19.08.1911
Umfang: 8
Gesundheitspflege ungleich mehr leisten kann als der Krankenkaffenarzt in seiner gegenwärtigen einfluß losen Stellung. Nehmen wir zum Beispiel das große Gebiet der Gewerbehygiene, die ärztliche Ueber- wachung der Betriebe. In Oesterreich ist noch kein einziger Arzt gleichzeitig Gewerbeinspektor; in Eng land hat sich die Erkenntnis von der Wichtigkeit des ärztlichen Rates bei der Gewerbeaufsicht schon lange Bahn gebrochen. Der Arzt, dessen hauptsächlichstes soziales Wirken in der Prophylaxe zu suchen

ist, erscheint als der Berufenste, in diesem Zweige der Hygiene eine ebensolche Stellung zu erhalten wie in der Seuchenbekämpfung. In jenem Teile der Ge- werbeinspektion, der sich mit der eigentlichen Ge sundheitspflege der Arbeiter befaßt, kann der Arzt mehr leisten als der beste Gewerbeinspektor, darin kann er niemals vom Techniker ersetzt werden. Die in Betrieben vorkommenden Verfehlungen gegen die hygienischen Forderungen, deren mkennung und Beseitigung ärztliches Wissen verlangt, kann der privat

angestellte Arzt, der im Dienste des Unter nehmers steht, nicht mit solcher Autorität und mit solchem Erfolge bekämpfen, wie ein staatlich ange- stellter Arzt. Im deutschen R ichstaae wurde einmal beantragt, man möge intelligente Arbeiter zur Be aufsichtigung der hygienischen Einrichtungen heran ziehen und ihnen Beamtencharakter verleihen; um wie vieles ließe sich erreichen, wenn Aerzte in un abhängiger Stellung als überwachende Organe fungieren würden! In welcher Weise ließe sich der ärztliche Dienst

von dem Grundsätze aus, daß von den Bezirksstellen der ärztliche Dienst bei allen Kategorien von Krankenkassen, also auch bei den zu den staatlichen Betrieben gehörigen Kassen geleitet werden soll. Dem „leitenden Beamten" zur Seite steht der leitende Arzt, dem die im Sprengel der Bezirksstelle wirkenden Kassenärzte unterstellt sind, der den ärztlichen Dienst überwacht und in ärztlichen Angelegenheiten den Verkehr mit der Zentralstelle höherer Instanz vermittelt. Die einer Bezirksstelle zugeteilten Aerzte

- und Jnvaliditätsrente erforderlichen Untersuchungen vor und ist gleichzeitig die berufene Instanz zur Ueberprüfung simulationsverdächtiger Kassenmitglieder und deren Untersuchung auf fragliche Arbeitsfähigkeit. Um in solchen Fällen das Richtige zu treffen, will der ein zelne Arzt oft nicht derjenige sein, der etwaige Rentenansprüche und Aehnliches sestsetzen soll. Hiezu ist ein Kollegium von sozialmedizinisch wirkenden

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Sterne und Blumen
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Seite 5 von 12
Datum: 18.10.1914
Umfang: 12
hatte eine schwere Last zu tragen — eine Last, die fast zu schwer für ihre zarten Schultern war. Die Zu kunft, die sie soeben noch licht und heiter dünkte, verursachte ihr ein Grauen, das ihre ganze Natur in Aufregung brachte. Sie sank auf das Ruhebett und lag dort regungslos. Nur ab und zu durchlief ein Zittern ihre Ge stalt, das sie schüttelte bis in das innerste Mark. Eine halbe Stunde mochte vergangerrsein, da meldete Marie, ihr treues Mädchen, den herbei gerufenen Arzt. Er kam gerade nach Hause

, als seine Frau das Hörrohr aus der Hand legte und ihm den Wunsch Frau Steffens, gleich zu ihr zu kommen, mit teilte. Frau Grete sah ihn eintreten, und ein Beben durchlief ihren zarten Körper. Wahrheit! Klarheit! Die mußte der Arzt ihr geben. Die schlimmste Gewißheit konnte ihr keine größeren Schmerzen schaf fen, als die Marter ihrer aufge regten Phantasie. Ihre Augen hingen an dem Gesicht des alten Mannes, ohne daß er sie zu bemerken schien. „Frau Stetten?" klang jetzt seine Stimme fragend durch den Raum

. Da sprang Grete hastig auf, trat vor und reichte ihm Deutsch-österreichische Waffenbrüderschaft. Empfang der deutschen Skutaribesatzung in Wien. beide Hände. „Dank, tausend Dank, Herr Doktor, daß Sie so rasch gekommen sind." Die schlanke Gestalt stand vor dem Arzt und blickte mit einem rührenden Ausdruck in dem schmalen Gesicht den Die erste Parade deutscher Iruppen in vrüllel. ich wissen, wie lange noch? ..." Sie konnte nicht ausroden, ihre Stimme brach, ein Krampf Lurchbebte sie und drohte rhr

die mühsam aufrecht erhaltene Fassung zu rauben. Der Arzt antwortete nicht, was hätte er auch erwidern sollen? Einen Trost konnte er ihr nicht geben, sie wußte ja schon seit langem, was ihr bevorstand. Mitleidsvoll hingen seine Augen an der zarten Frau, die mit blei chem, wehen Gesichtchen und fest ineinander gekrampften Händen vor ihm stand. Sein Schweigen zuckte durch Grete hin und brachte sie der Wahrheit nahe. Voll bitterer Ver zweiflung rief sie: „Seit drer Jahren warte ich voller Sehnsucht

auf meinen Gatten und jetzt, da er endlich kommt, soll es mir versagt sein..." Sie brach ab und trat einen Schritt näher zu dem Arzte hin. „O Herr Doktor, sagen Sie mir die ganze Wahrheit." Der Arzt stand stumm, von seinen fest zusammen gepreßten Lippen kam kein Ton. Es ging über seine Kraft.

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Illustriertes Sonntags-Blatt
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Seite 3 von 4
Datum: 15.01.1916
Umfang: 4
, weil sie die un schuldige Ursache seines Bruches mit dem heißgeliebten Mädchen war. Immer wieder, wenn die Musikklänge verstummten, überkam es ibn wie ein Taumel. Dann sah er die beiden im Mondschein wandeln, sah sie eng aneinandergeschmiegt stehen, malte sich aus, wie sein Nebenbuhler die günstige Gelegenheit ausnützte, wie er den Arm um ihren weißen Nacken schlang, wie er sie an sich zog, sie küßte — Der junge Arzt hätte sich wegen seiner Sehnsucht nach dem ^Mädchen selbst hassen mögen, und er konnte dem überstarken

sich Felix dem Zimmer wieder zu. Das Halbdunkel, das sich um die Nachtlampe geisterhaft wob, ließ ihn frösteln, und seine Stimmung wurde immer gedrückter und trostloser. Er kam sich wie ein Aus- gestoßener vor. Die Menschen, in deren Haus er einsam über ihres Lieblings Leben wachte, hatten ihm mißtraut. Nun schliefen sie und ihr Kummer mit ihnen, während er, der bezahlte Arzt, für sie wachte. Lange bevor die drei qualvollen Stunden sich ihrem Ende näherten, überkam Felix hoffnungslose Mattigkeit

suchte er auch die Küche auf und schlürfte den dort für ihn bereitgestellten Kaffee. Schließlich aber ging auch die dritte und härteste Stunde zu Ende. Nun durfte er es wagen, das Leben selbst wieder zurückzurufen. Das brachte ihm Kraft und Mut zurück. Nun war er wieder Arzt, nichts anderes als Arzt. An gestrengt begann er die Arme der Kranken zu heben und zu senken, um die Atembewegung "zu beschleunigen und das langsam pulsende Leben zurückzurufen. Aber es wollte sich nicht zurückrufen lassen

ließ den gegen den Allbezwinger kämpfenden Arzt weiteren Boden gewinnen. Nicht viel, aber festen Grund genug, um darauf fußen und weiterkämpfen zu können. Draußen begannen die ersten Dämmerlichter schleierhaft über die Baumwipfel zu huschen. Einzelne Vogelstimmen zirpten. Nun zankten die Sperlinge, wenn das dumpfe Rumpeln eines frühen Milchwagens sie zum Hochflattern zwang. Hallende Schritte wurden laut — und dann schwanden plötzlich die grauen, unbestimmten Farben, Sonnen gold grüßte

wie neugeborene Hoffnung von den Dachfirsten und kroch dann belebend an den Häusermauern herunter. Der junge Tag war geboren! Mit einem Atemzuge unsagbarer Erleichterung verlöschte der junge Arzt die Nachtlampe. Dann wendete er sich seiner Kranken wieder zu, und die Zähne aufeinanderbeißend begann er mit zuckenden, schmer zenden Muskeln die letzten Hantierungen, die noch erforderlich waren. ^Fortsetzung folgt.)

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 20.10.1909
Umfang: 8
vormittags zum technischen Leiter namens Spornberger und mel dete sich krank; dieser schrie sie mit den „höflichen" Worten an: „Du bist nur faul, du Sauhur; schau, datz du zur Arbeit gehst." Das arme Mädel kehrte zu seiner Arbeit zurück; um 10 Uhr brach es aber ohnmächtig zusammen und mutzte von zwei Män nern nach Hause getragen werden. Der Fabriks direktor ließ der Familie des Mädchens mitteilen, i)a[j er einen Arzt telephonisch gerufen habe. (Tat sächlich hatte der Direktor einem Arzt telephoniert

, er möge kommen; es wurde aber geantwortet, der Arzt sei verhindert und könne nicht kommen. Der Direktor scherte sich aber einen blauen Pfifferling und verständigte keinen anderen Arzt.) Die Familie war der Meinung, der Arzt würde jeden Augenblick kommen, wartete aber vergebens. Es vergingen Stunden, der Arzt kam aber nicht. Als mittags ein Arbeiter heimkam und die schlimme Situation sah, — das Mädchen war noch immer bewutztlos und die Familienangehörigen wutzten keinen Rat — eilte er sofort

zu dem vom Direktor telephonisch angerufenen Arzt. Der Arzt erklärte ihm, er hätte den Direktor verständigen lassen, datz er nicht in der Lage wäre, zu kommen, weil er eine Operation aus zuführen hätte und er könne auch jetzt noch nicht mit- gehen. Daraufhin ging der Arbeiter zu einem an deren Arzt, der sofort mitkam, der Bewutztlosen die erste Hilfe leistete und das Befindender iKranken für schlimm erklärte. — So wird mit einem Menschen leben gespielt. Der Herr Direktor fragt nur formell bei einem Arzt an, ruft

aber keinen anderen Arzt und verständigt auch nicht die Familie, datz der Arzt nicht kommen kann, damit diese einen Arzt ruft. Dein technischen Leiter „Herrn" Spornberger, raten wir, Knigges „Umgang mit Menschen" durchzulesen; sicherlich findet er auch für sich einen zarten Wink" darin enthalten, wie man mit Menschen um geht; denn wenn er wartet, bis ihm der Anstand M dem Zaunpfahl beigebracht wird, dann könnte es zu spät sein. Zu erwähnen wäre noch, datz die Arbeiterinnen, die verhältnissehalber gezwungen

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Tiroler Wastl
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Seite 3 von 8
Datum: 10.09.1916
Umfang: 8
Operationen sich heutzutage durchschnittlich nur 25 Amputationen befinden. Worin die moderne konservierende Methode der Me dizin eigentlich besteht, kann man jetzt am besten in den Militärlazaretten studieren. Da wird zum Beispiel ein Mann mit einem Schrappnellschuß eingeliefert. Die Röntgenaufnahme ergibt, daß ein Geschoßsplitter in der Größe eines mittleren Geldstückes durch die Brust cingedrungen und in der Herzgegend stecken geblieben ist. Die Herztätigkeit ist arg gestört. Der Arzt ent schließt

gangenheit hatten keine Ahnung davon, in welcher Weise der menschliche Körper fähig ist, sich selbst zu erneuern. Moderne Aerzte zögern daher nicht, ge gebenen Falles ein Stück Knochen aus irgendeinem Teil des Körpers zu entnehmen, um es einem anderen Teile einzuverleiben, der verletzt ist. Der der gesun den Körperstelle entnommene Knochen ergänzt sich nach einiger Zeit von selbst dank der Heilkraft, die dem sich selbst überlassenen menschlichen Organismus inne wohnt. So entnahm ein Arzt dem Schienbein

Schrauben. Die angeschraubte Stahlschiene überhäutet sich mit fortschreitender Heilung und wird im Innern des Körpers vollkommen beschwerdelos vertragen. In ähnlicher Weise geht der moderne Arzt im Falle von Nervenverwundungen vor. Meist werden die Ner venenden durch Nähte verbunden, aber diese Technik ist nur unter gewissen Utnständen durchführbar. Wenn Nervenstücke fehlen, läßt sie sich nicht anwenden, und der Arzt muß dann bestrebt sein, auf anderem Wege das Ziel der Heilung bei möglichster Wahrung

der Bewegungs- und Erwerbsfähigkeit des seiner Obhut Anvertrauten zu erreichen. So versuchte in einem bestimmten Falle der behandelnde Arzt, gewisse Mus keln von einer Seite des Handgelenkes auf die andere vielte zu übertragen, wo sie zur Bewegung des Hand gelenkes und der Finger nötig waren, während sie auf der Seite, der sie entnommen wurden, entbehrt wer den konnten. Der Erfolg gab dem kühnen und origi- itellen Operateur recht, denn schon nach verhältnismä ßig sehr kurzer Zeit konnte der auf diese Weise

eine Beinampntation vorgenommen worden. Das ampu tierte Bein, das zum Zwecke gewisser Experimente in ein Salzbad gelegt worden war, enthielt noch leben dige Nerven. Hurch Zufall erfuhr der Arzt, der den Mann mit der Nervenverletzung behandelte, von die ser Tatsache. Schnell entschlossen bat er itm Ueberlas- sung des amputierter! Beines, entnahm demselben den Nerv, den er brauchte, und überpflanzte ihn in den verletzten Arm seines Patienten. Die Operaäon hatte den erhofften Erfolg und der Patient erlangte

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 6 von 16
Datum: 12.03.1910
Umfang: 16
Seite g Genüge dort, aber alle gingen aus obigen Gründen nach kurzer Zeit wieder fort. Ein lediger, junger Arzt mag auch wegen Mangel an jeder Häuslich keit nicht bleiben und hat der junge Arzt eine Frau, so bleibt ihm diese erst recht nicht, aus den gleichen Gründen, weil sie nicht versauern mag; wenn ausnahmsweise einmal ein jüngerer Arzt länger doctbleiben wollte, so müßte er eben jener gewissen Menschensorte angehören, die keinen an deren Sinn, kein anderes Bestreben und Verlangen

, daß an jedem Stationsorte ein Arzt sein müsse, weil hie und da einmal die Bahn nicht fahren kann. Die Frage nach dem Sitze des zukünftigen Sprengelarztes hängt doch nicht von der Anzahl der Schimmel ab, die sich im Poftstalle zu Ler moos befinden, noch auch von den staubauswirbeln- den Autos, sondern einzig und allein von den Kranken und hier gibt die Anzahl derselben den Ausschlag, und je größer der Ort, desto größer selbstverständlich ist die Zahl der Kranken, also hat natürlich der größte, d. h. am meisten bevöl

, welche wirtschaftlich so innig zusammen- hängen, einen Aerztesprengel bilden könnten, muß aber in erster Linie der Kardinalpunkt ins Auge gefaßt werden: „Sind diese drei Gemeinden ka- pitalskräftig genug, um dem Gemeindearzt ein Einkommen sichern zu können, daß er mit Familie leben und sich noch etwas erübrigen kann?" Leider ist dieses nicht der Fall und hörte ich allgemein sagen: der Staat, das Land muß einen kräftigen * Zuschuß leisten, wir sind aus eigenen Kräften nicht in der Lage, einen Arzt zu halten

anzuschließen. Wäre solches durch führbar, so könnten Bichlbach und Berwang mit den Nächstliegenden Ortschaften in den Aerztesprengel Lermoos eintreten, wobei sie finanziell wesentlich weniger in Anspruch genommen würden, ohne in sanitärer Beziehung Schaden leiden zu müssen. Bei allen weitverzweigten Aerztesprengeln dürfte der Arzt jede Woche an einem bestimmten Tag und Ort wohl eine Sprechstunde abhalten und dabei einfachere Fälle von internen Krankheiten, leichtere Verletzungen rc. ordinieren

. Mit internen Krankheiten sind die Gebirgsbewohner im großen ganzen nicht so sehr belästigt, es wird auch der Arzt meistens erst gerufen, wenn der Patient scholl fast am Sterben liegt und dürfte es in solchen Fällen zur Gesundung ohne Einfluß sein, ob der Arzt ein paar Stunden früher oder später erscheint. In der Hauptsache ist die Tätigkeit auf Geburts hilfe, leichte und schwere Verletzungen, als Knochen brüche, Hieb- und Stichwunden beschränkt, auch ist die Zahnbehandlung nicht zu unterschätzen

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 16 von 16
Datum: 17.07.1910
Umfang: 16
ich i neu fe« Gr A für Frül 1 . M F Heran» erhält! Stadt Hrrmoristlsches. Prsöktüm. Beim Rendezvous. B aronin: „Lieber Geheimrat, Sie sind doch in die tiefsten Geheimnisse der medizinischen Wissenschaft eingedrungen . . . Was machen Sie, wenn Sie einen heftigen schnupfen haben?" Arzt: „Gnädige Frau ... ich nieße!" (Gleich geholfen!) „Grüß Gott, alter Freund und Kriegskamerad!" — „Pardon, Sie rrren, ich kenne Sie nicht!" — „Macht nix! Zahl'n S' a paar Maß, und Sie wer'n mt kennen lernen

!" (Oekonomisch.) „Wie kommt es denn, daß ihr in eurem großen Dorf keinen Arzt habt?" — „Vor fünf Jahren war unser Bürgermeister einmal krank, und da ließ er sich aus der Stadt einen Arzt kommen, der ihm ein Rezept verschrieb. Wenn seitdem in unserm Dorf einmal einer krank wird, lassen wir uns immer dasselbe Rezept machen." (Schlechte Erfahrung.) Herr: „Was halten Sie von den sogenannten Heber" Menschen?" — Schlächtermeister: „Hm, das sind Leute, die keene Miete bezahlen: ich habe mal eenen uff Miete gehabt

." (Freigebig.) Neffe: „Denke dir, Onkelchen, mir träumte gestern, du hättest hundert Mark verloren und ich habe sie gefunden." — Onkel: „Die kannst du behalten." (Vom Kasernenhof.) Unteroffizier (wütend): „Das nennt nun der Mensch eine Radfahrerabteilung . . .! Das ist ja die reine Alters- und Invalidenversorgungsanstalt!" (Zustimmung.) Arzt: „Ich garantiere Ihnen, daß Sie die Kur ohne jede Be rufsstörung durchführen können." — Patient: „Daran zweifle ich keinen Augenblick ... ich bin nämlich Rentier

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 09.03.1913
Umfang: 16
hatte, ihm unter allen Umständen die volle Wahrheit zu sagen. Der Arzt sah seinen Besucher prüfend an, durfte er ihm das Resultat mitteilen? Welche Wirkung würde seine Diagnose auf den jungen Mann und sein ferneres Leben haben? Der Arzt räusperte sich, und nach längerem Ueberlegen begann er: „Herr von Berger, ich habe vorhin versprochen, Ihnen die volle Wahrheit über Ihren Zustand zu sagen. — Es ist mir bitter, Ihnen, gerade Ihnen, dem Sohne meines besten Freundes, sagen zu müssen, daß Ihr Zustand sehr ernst

folgte diesem Urteilsspruche des Arztes. Teilnehmend ruhten die klaren Augen des Professors auf den bleichen Zügen des Patienten, die seinen inneren Kampf widerspiegelten. „Was wird Lucie sagen. Sie wissen, Herr Professor, ich wollte in vier Wochen heiraten." „Sie wollte,:?" wiederholte der Arzt fragend. „Ja, ich wollte," fuhr der junge Mann fort, „aber nun darf es ja wohl nicht sein." Der Arzt hatte sich erhoben und die Hand auf die Schulter seines Besuchers gelegt. Er sah ihn ernst

an: „Was ich gesagt habe, kann ich leider nicht widerrufen, aber ich kann mich wohl geirrt haben." „Das ist wohl ausgeschlossen," unterbrach ihn Herr von Berger, „Sie, der erste Spezialist für Herzkrankheiten." „Gott tut mitunter Wunder," erwiderte der Arzt ernst. „Doch", fuhr er fort, „erlauben Sie mir, als Ihrem früheren Vor mund, den Verordnungen des Arztes einige Ratschläge hinzuzufügen." Der junge Mann nickte. „Ich sagte Ihnen bereits, daß ich Ihnen bei Fortsetzung Ihrer jetzigen Lebensweise keine sechs

der Bruder Ihrer Braut ist. — Sie haben mich um meinen Rat als Arzt gefragt, hören Sie dies eine Mal auch den Rat Ihres väterlichen Freundes an, Herr von Berger." Der junge Mann senkte vor den ernsten Blicken des Professors seine Augen. Er wußte, daß dieser Mann sein Bestes wollte. Das klare Urteil des Arztes hatte sein ganzes Innere in Aufruhr gesetzt. Die wenigen Worte hatten ihn: die letzten Jahre seines Lebens wie eine inhaltsreiche, schwere Klageschrift vor sein geistiges Auge gerückt. Er wußte

, lebenslustigen Braut vermag ich nicht die Garantien zu finden, die eine zukünftige Frau von Berger als Gutsherrin und Gattin bieten muß." Wieder unterbrach sich der Arzt, als erwarte er eine Antwort. Herr von Berger schwieg, sich nervös auf die Lippen beißend. „Von Ihrem verstorbenen Herrn Vater als Vormund über Sie ein gesetzt, hatte ich Gelegenheit, vollen Einblick in Ihre Verhältnisse zu gewinnen. Sie waren glänzend. — Heute, drei Jahre nach Ihrer Voll- jührigkeitserklürung

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 12 von 16
Datum: 20.11.1910
Umfang: 16
suchende Arzt dieses Landstädtchens auf gegeben, zu antworten. Es hatten sich mehrere Kollegen gemeldet, aber er, als Unglücksmann, der er stets gewesen, hatte den Vorzug erhalten. Er hatte sich mit der Absicht um die Vertretung beworben, seine ramponierten Großstadtnerven wieder in Raison zu bringen, aber nach drei Tagen schon revoltierten sie mehr denn je. Da sagen kluge Männer, Langeweile wäre das beste Medikament für kaputtgegangene Nerven — o, diese weisen Schafe, zum Teufel wünschte

er sie! Chronisches Amüsement zerrüttet den Menschen, chronische Langeweile tötet ihn. Ja, wenn die Praxis noch gegangen wäre! Aber diese Klein städter erfreuten sich einer geradezu monumentalen Robustheit und Gesundheit. Wenn nicht der Arzt selbst zum Patienten wurde, Patienten kamen nicht zum Arzt. Immer schleierhafter ward es dem jungen Arzt, warum der ältere, dicke, phlegmatische Kollege, der durch die Heirat mit einer reichen Tochter der Stadt die Patienten allerdings entbehren konnte, warum

und nach Aufgabe der Ver tretung ein Sanatorium aufzu suchen, als ihm eines Morgens beim hellbraun leuchtenden Mokka, vulgo Bliemchenkaffee, eine erlösende Idee kam. Eine Idee, so einfach und naheliegend, daß er sich vor den Kopf schlug, nicht schon lange darauf ver fallen zu sein. Und zwei Tage später las man in den gelesensteu Berliner Zeitungen das fol gende Inserat: „Arzt zur Ver tretung in kleinem, aber an genehmem Landstädtchen für einige Wochen gesucht. Gefällige Adressen unter „Medikus

sich einer geradezu riesigen Gesundheit. Ein Blick auf sein rotes, volles, zufrieden lächelndes Gesicht belehrte den jungen Arzt, daß von einer ärztlichen Konsultation keine Rede sein konnte. Seine Vermutung trog nicht, denn ohne Umschweife erzählte der Herr Herzog gewichtig, daß er in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Krieger- welimam neues iuftabenteuer mit dem lenkbaren luftfdnff „Amerika". Nicht S am 18. November 1910. Der Bürgermetsterstellvertreter: Stttz m. p. vorzugt wird ^uuuun jeuti untreren

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Lienzer Nachrichten
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Seite 13 von 16
Datum: 20.10.1914
Umfang: 16
in Aufregung brachte. Sie sank auf das Ruhebett und lag dort regungslos. Nur ab und zu durchlief ein Zittern ihre Ge stalt, das sie schiittelte bis in das innerste Mark. Eine halbe. Stunde mochte vergangen sein, da meldete Marie, ihr treues Mädchen, den herbei gerufenen Arzt. Er kam gerade nach Hause, als seine Frau das Hörrohr aus der Hand legte und ihm den Wunsch Frau Stessens, gleich zu ihr zu kommen, mit teilte. Frau Grete sah ihn eintreten, und ein Beben durchlief ihren zarten Körper. Wahrheit

! Klarheit! Die mußte der Arzt ihr geben. Die schlimmste Gewißheit konnte ihr keine größeren Schmerzen schaf fen, als die Marter ihrer aufge regten Phantasie. Ihre Augen hingen an dein Gesicht des alten Mannes, ohne daß er sie zu bemerken schien. „Frau Stetten?" klang jetzt seine Stimme fragend durch den Raum. Da sprang Grete hastig auf, trat vor und reichte ihm Mann an. „Meine liebe Frau Stetten," begann Doktor- Seiler, „was haben Sie für Wünsche?" „Wünsche — ich — nur einen, Herr Doktor

, und der ist unerfüllbar! . . . Doch mein Mann kommt, und da möchte beide Hände. „Dank, tausend Dank, Herr Doktor, daß Sie so rasch gekommen sind." Die schlanke Gestalt stand vor dem Arzt und blickte mit einem rührenden Ausdruck in dem schmalen Gesicht den Oie erste Parade deutscher Truppen in brüstet. ich wissen, wie lange noch? ..." Sie konnte nicht ausredcu, ihre Stinune brach, ein Krampf durchbebte sie und drohte ihr die mühsam aufrecht erhaltene Fassung zu rauben. Der Arzt antwortete nicht, was hätte

ab und trat einen Schritt näher O Herr Doktor, sagen Sie mir die Deutsch-österreichische Waffenbrüderschaft. (Empfang der deutschen Skutaribesatzung in Wien. zu dem Arzte hin ganze Wahrheit." Der Arzt stand stumm, von seinen fest zusammen gepreßten Lippen kam kein Ton. Es ging über seine Kraft. en, «g«n, Nnfirat«. >» Verwaltung In tiMIA, erkirch«, zusenden- u J* en »Einsendungen Montag tlose Zuschriften werde» nicht rückgestellt. Offeue ln»ahme des Blattes gitt als «in« Kündigung nz«ln« Nummer

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 15 von 16
Datum: 03.04.1914
Umfang: 16
5d Opfer fordert, habe sie ergriffen und er- heiscöe den Aufenthalt in einem Sanatorium; dann sei ihre Rettung noch möglich. Da er die Eltern als gesund und mäßig kannte, fragte er rkicht nach erblicher Belastung. Auch A;rsschweifungen konnten unmöglich die Ur- eifrig getanzt hätte. Der Arzt aber wollte die Ursache der Zeit nach weiter zurück versetzen. Da erinnerte sie sich, daß an der Schwester Hochzeit die Wagenfahrt auf stau biger Straße stattgefunden hatte, und sie nannte etwas ungläubig

dieses Ereignis. Der steuer der Schwester gearbeitet worden war, und sie hatte tüchtig mitgeholfen. Ihre ursprüngliche Kraft und ihr jugend licher Körper, so erklärte der Arzt, hätten sich so lange gegen den Krankheitsstoff ge wehrt, bis endlich doch die unheimlich wie fache sein, da sie ja immer bei ihren Eltern im geordneten Familienleben allen Rat und mögliche Obsorge genossen hatte. Und ihre Ehre und reine Sitte waren unantastbar. Sie selbst erklärte auf die Frage des Arztes, ob 'fk sich nicht erinnere

, einmal viel Staub eingearmet zn haben, daß sie am Oster montag mit ihrem jetzigen Verlobten sehr Arzt aber ging ernsthaft auf di« Sachte ein und war bereit mrzunehmen, daß dies wohl di« Grundursache ihrer Erkrankung hätte bil den können. Ihr Körper sei damals jeden falls durch vorherige große Anstrengung da für empfänglich gewesen. Nun erinnerte sie sich auch, wie in fieberhafter Hast in den letzten Wochen vor der Hochzeit au der Aus eine Schlange schleichende Krankheit den Sieg davon getragen. Schon seien

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Tiroler Wastl
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Seite 5 von 16
Datum: 14.01.1911
Umfang: 16
irr Riedau anläßlich eines Manövers eure große Militäreinqnartierung, von wel cher sich die Geschäftswelt großen Nutzen versprach, stattfinden sollte. Darum schob der gewissenhafte Arzt die Anmeldung des Falles so lange hinaus, bis er volle Gewißheit hatte, aber dann schickte er sic eben seiner Gewissenhaftigkeit wegen ab, nur nicht Leben und Gesundheit der einzuquartierenden Soldaten zn gefährden. Das wäre unzweifelhaft das größere Un heil gewesen als der durch das Unterbleiben

der Ein quartierung der Geschäftswelt verursachte Gewinnent- gang, aber anstatt daß die regierenden Gevatter Schu ster und Handschuhmacher dem Arzt für fein gewissen haftes und vorsichtiges Vorgehen dankbar gewesen wä ren, ließen sie ihre ganze Niedertracht gegen beit Arzt springen und nahmen ihm seine Stellung. Von den obersten Sanitätsbehörden gezwungen, diesen offenkun digen Brotraub als null und nichtig zu erklären, ließen Gevatter Schuster und Handschuhmacher Gewalt vor Recht gehen und brachten es dahin

, daß dein wackeren Arzt alle Fenster des Hauses eingeworfen und ihm der Bezug aller Lebensmittel, ja sogar des Trinkwassers, gesperrt wurde, und all dies und das wüste Geschimpfe, mit dem Gevatter Schuster und Handschuhmacher den Arzt überschütteten, wo und wann und wie es ihnen und allen ihren Sippen und Magen möglich war, ver setzten den pflichtgetreuen Arzt ohne Unterlaß, in eine solche Erregung, daß er schließlich all diesen un menschlichen Verfolgungen erlag und in der Blüte seiner Jahre starb, ein armes

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Tiroler Post
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Seite 9 von 16
Datum: 19.11.1909
Umfang: 16
bei einem Wiener Arzt erschienen und wußte das Vertrauen desselben zu gewinnen. Er erzählte, daß er der Sohn eines reichen und bekannten russischen Bankiers sei und von sei nem Vater eine monatliche Sustentation von 5000 Kronen beziehe. Trotzdem habe er infolge seiner kostspieligen Lebensführung mit diesem Betrag sein Auslangen nicht finden können und deshalb zu inkorrekten Manipulationen seine Zuflucht genommen. Er bat den Arzt, ihm ein Darlehen zu ge währen und wußte, als er das erste Darlehen erhalten

hatte, den Arzt und später dessen Gattin durch den Hinweis auf seinen millionenreichen Vater zu neuen Darlehen zu veranlassen. Schließlich schuldete der junge Mensch dem Arzt und dessen Gattin zusammen nahezu 120.000 K. Als Deckung gab der Russe dem Arzt drei Wech sel auf je 60.000 K, auf welchen der Schwindler öen Namen des Großindustriellen Rokasch ge fälscht hatte. Dem Arzte waren in der letzten Zeit schwere Bedenken bezüglich der Person des Russen auf gestiegen, der sich bald Dr. Holländer, bald Brozzi

und dann wieder Rubinstein nannte und, dar über zur Rede gestellt, gesagt hatte, er reise aus triftigen Gründen „inkognito" und könne seinen wahren Namen nicht nennen. Am 25. v. M. war nun der Verfallstag der drei Wechsel, die der Hochstapler dem Arzt als Deckung gegeben hatte. Der Wiener Arzt er klärte an diesem Tage dem Russen, daß er die Wechsel der Bank übergeben werde. Daraufhin bat ihn der Russe, das nicht zu tun, da er dadurch mit seinem Vater entzweit würde, begleitete den Arzt zur Bank und versuchte

ihn noch im Bank gebäude zu einem Zuwarten zu überreden. Als er aber sah, daß der Arzt zum Schalter ging, ver abschiedete er sich. Seither ist der Schwindler aus Wien verschwunden. Er fuhr zur Nordbahn und reiste weg. Das Depot von drei Hellern. Der Schwindler hatte auch zwei Wiener Herrenkleiderfirmeri, deren einer er eine ge fälschte Gutstehung einer bekannten Dame der. Wiener Gesellschaft präsentiert hatte, um größere Beträge beschwindelt. Bei einer Wiener Bank hatte er eine Zeitlang ein kleines Depot

, das in der letzten Zeit auf drei Heller zusammenge schrumpft war. Auf dieses Depot von drei Hel lern hat der Hochstapler vor seiner Flucht aus Wien verschiedenen Personen, denen er Geld oder Waren herausgelockt hatte, Schecks im Ge samtbeträge von über 10.000 Kronen ausgestellt. Eine der geschädigten Herrenkleiderfirmen hat auch bereits die Strafanzeige erstattet. Der Arzt hat von der Erstattung einer Strafanzeige abgesehen, weil er das Geld, dessen Verlust er beklagt, für uneinbringlich hält und zu dem Verlust

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 16 von 16
Datum: 01.07.1911
Umfang: 16
von einem Hotelbesitzer erzählt wird. Dieser sonst in bestem Gesundheitszustand befindliche Mann ließ eines Morgens in früher Stunde den Arzt holen, um ihm zu klagen, daß er während der letzten Nacht von den heftigsten Leib- und Magenschmerzen gequält gewesen wäre. Er beschrieb die Schmerzen als ein Schneiden oder Stechen, das namentlich in einer bestimmten Gegend fühlbar war. Im ersten Augenblick dachte der Arzt an den Beginn einer vielleicht ansteckenden Darmkrankheit, kam dann aber bei genauerer Untersuchung

nervösen Veranlagung zusammen, die der Arzt fest stellte. An eine Operation war angesichts dieser Sachlage nicht zu denken, und der Arzt mußte sich auf die Verordnung gewöhn licher Mittel und auf Verabfolgung von Morphium beschränken. Schließlich wurde teils durch Erbrechen, teils durch Ausspülungen, die von starken Blutungen begleitet waren, in sechs Tagen eine Heilung erzielt. Wahrscheinlich war der Mann nun auch von seiner Umrt ein für allemal geheilt. ßumorlfflfcftes, sc« Karl ist ungezogen

gewesen, und Mama sagt zu ihm: „Geh' in die Ecke und schäme dich!" — Nach fünf Minuten hört Karl seine Geschwister in der Kinderstube munter spielen. Die Sehnsucht treibt ihn vor und er sagt: „Mama, kann ich mich nicht in der Kinderstube weiter schämen?" * * * Durch die Blume. Gatte (der in die Bierkneipe geht)' Ein berühmter Arzt meint, die Frau brauche mehr Schlaf als der Mann . . — Gattin: Ja, was willst du damit sagen? — Gatte: Nun, ich meine nur, du sollst nachts nicht aufbleiben und mich erwarten

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Außferner Zeitung
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Seite 21 von 24
Datum: 25.10.1914
Umfang: 24
in Aufregung brachte. Sie sank auf das Ruhebett und lag dort regungslos. Nur ab und zu durchlief ein Zittern ihre Ge stalt, das sie schüttelte bis in das innerste Mark.' Eine halbe Stunde mochte vergangen sein, da meldete Marie, ihr treues Mädchen, den herbei- gernfcnen Arzt. Er kam gerade nach Hause, als seine Frau das Hörrohr aus der Hand legte und ihm den Wunsch Frau Steffens, gleich zu ihr zu kominen, mit teilte. Frau Grete sah ihn eintreten, und ein Beben durchlief ihren zarten Körper. Wahrheit

! Klarheit! Die mußte der Arzt ihr geben. Die schlimmste Gewißheit konnte ihr keine größeren Schmerzen schaf fen, als die Marter ihrer aufge regten Phantasie. Ihre Augen hingen an dem Gesicht des alten Mannes, ohne daß er sie zu bemerken schien. „Frau Stetten?" klang jetzt seine Stimme fragend durch den Raum. Da sprang Grete hastig auf, trat vor und reichte ihm Mann an. „Meine liebe-Frau Stetten," begann Doktor Seiler, „was haben Sie für Wiinsche?" „Wünsche — ich — nur einen, Herr Doktor

, und der ist unerfüllbar! . . . Doch mein Mann kommt, und da möchte veutsch-ötterreichilche Waffenbrüderschaft. Empfang der deutschen Skutaribesatzung in Wien beide Hände. „Dank, tausend Dank, Herr Doktor, daß -rne so rasch gekommen sind." Die schlanke Gestalt stand vor dem Arzt und blickte nnt einem rührenden Ausdruck in dem schmalen Gesicht den Oie erste paracle ckeutlcher Truppen in Vrüllel. ich wissen, wie lange noch? ..." Sie konnte nicht ausrodeu, ihre Stimme brach, ein Krampf durchbebte sie und drohte

ihr die mühsam aufrecht erhaltene Fassung zlt rauben. Der Arzt antwortete nicht, was hätte er auch erwidern sollen? Einen Trost konnte er ihr nicht geben, sie wußte ja schon seit langem, was ihr bevorstand. Mitleidsvoll hingen seine Augen an der zarten Frau, die mit blei chem, wehen Gesichtchen und fest ineinander gekrampften Händen vor ihm stand. Sein Schweigen zuckte durch Grete hin und brachte sie der Wahrheit nahe. Voll bitterer Ver zweiflung rief sie: „Seit drer Jahren warte ich voller Sehnsucht

auf meinen Gatten und jetzt, da er endlich kommt, soll es mir versagt sein ..." Sie brach ab und trat einen Schritt näher O Herr Doktor, sagen Sie mir die zu dem Arzte hin. ganze Wahrheit." Der Arzt stand stmmn, von seinen fest zusammen gepreßten Lippen kam kein Ton. Es ging über seine Kraft. j K 1.50. — Für g" in Innsbruck, ; (Franz Ihren« wgang< Ut-t 4/lC lUiUilliytUUC Pistole abgefeuert hat, können nicht einmal Zum Tode verurteilt werden. Sie schützt das jugendliche Alter. Sagen ja die Strafrechts- iehrer

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 7 von 8
Datum: 12.05.1916
Umfang: 8
in einer Reihe. Unter ihnen Pründl, der Fahrer. Er hat noch etwa sechs Vordermänner, als der Arzt auf einmal den ersten anfährt: „An, Knie fehlt Ihnen was? Glauben Sie denn, ich kann durch Ihre ledernen Hosen gucken? Runter mit dem Zeug! Daß sich.jeder aus zieht, wo ihm was fehlt!" Pründls Vordermänner machen kehrt. Auch Oer Pründl. Sie ziehen sich splitternackt aus. Auch der Pründl. Dann stellt sich alles wieder in Reih' und Glied. Endlich kommt der Pründl dran. „Wo fehlt's Ihnen?" fragte der Arzt

, und seine scharfen Augen suchen Brust, Bauch und Beine nach einem Krankheitszeichen ab. Und Fahrer Pründl zeigt, splitternackt, wie er war, auf seine Augen und sagt wehleidig: „Da, Herr Stabs arzt!" — „Da?" fragt der Arzt; „oder ein bißl weiter droben?" Weiter har er nichts gesagt, der Stabsarzt. Fahrer Pründl kam dann in die Augenstation zur genaueren Untersuchung. „Legen Sie Ihr Kinn hier auf diesen Apparat und schauen Sie dort an die Tafel," sagt ihm der Arzt. Fahrer Pründl verzieht das Gesicht und lächelt

. „Ihr Kinn sollen Sie hier anfstülpen!" Der Pründl rührt sich nicht. Eine Träne kommt ihm aus dem linken Auge. „Ja Mensch, wird's bald?" Der Ton war scharf, und wie von einer Peitsche getroffen, gibt der Erschrockene sich einen Ruck uud legt, um wenigstens seinen guten Willen zu zeigen, den Arm auf den Apparat. „Ja, Himmelherrgott- sakerment! Hören Sie denn auch schlecht?" schreit der Arzt. „Ihr Kinn, Ihr Kinn! Nicht den Arm!" Pründl reißt den Arm zurück, und steht ratlos da. Der Arzt wird süchtig

. „Haben Sie denn kein Kinn, Sie . . . Sie . . .!!" — „I hob koa Kind noch net," stammelt der Pründl. Nun lacht der Arzt. Aber es war Lachen der Verzweiflung. „Das Mädel möcht' ich kennen, das . . . Ihr Kinn Hab' ich gesagt! Nicht Ihr Kind! Wissen Sie denn nicht, was Ihr Kinn ist?" Fahrer Pründl lächelt, weint und schweigt. Und lächelt wieder. Nun greift der Arzt an sein eigenes Kinn und fragt: „Wie nennt Ihr denn das zu Hause bei Euch? Was hob' ich denn da?" Da geht• ein Leuchten des Verstehens über Pründls Gesicht

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 10 von 16
Datum: 22.10.1911
Umfang: 16
ziehen sich bläuliche Schatten. Stephan hebt das eine Lid empor, er sieht in das starrblickende Auge, er hebt das Kind ein wenig in die Höhe, er schüttelt es ein wenig — der Kopf fällt schwer zurück. „Armer, kleiner Kerl, lieber hätte ich mir meine rechte Hand ab gehackt!" stöhnt er, während er mit zuckendem Gesicht fei"en Sohn an blickt. Sein erster Impuls ist, einen Arzt zu holen. Hastig zieht er sich an und geht bis zur Tür — dort bleibt er zögernd, unschlüssig stehen. Kein Arzt in der Welt

. „Ja, zuallererst gehe ich mit Baby zum Arzt," sagt sie nochmals leise und weiß doch nicht, daß Gott, der barmherzige Heiler aller Wunden, ilir Kind zu sich genommen hat und seine Augeic jetzt schon das Paradies Die kalte, graue Dämmerung blickt gespensterhaft durch die Scheiben. Stephan Wolters schreckt aus einem Schlaf empor, der ihn mit Schrecken und Gewissensangst gequält hat. Er erwacht, um zu sehe», wie sein Weib mit einem Lichte in der Hand, das Gesicht vor Qual und her'zerreißendem Weh entstellt

du kam st! Stephan, so geh doch I" schreit sie gellend auf. „Er kann nicht tot sein ! Es ist nur ei e Ohnmacht!" Er soll zum ArN gehen! Zum Arzt! Ein Arzt wird die Todes ursache scststellen! Der Mann wird kreideweiß; wie gelähmt vor Ent setzen starrt er auf feine Frau, auf die Mutter mit dem toten Ki de in ihren Armen. Dann liegt er zu ihren Füßen, feine Arme umklammern ihre Knie. „Ilse, du hast mich einst geliebt — rette mich, o rette mich jetzt!" Er hat das vewerrte, weiße Gesicht

zu ihr emporgehoben. „Laß keinen Arzt holen, laß ihn denken, das Ki"d sei im Schlafe gestorben." „Warum? Warum?" flüstert sie mit heiserer Stimme, mit weihcn Lippen und trockenen, tiefliegenden Augen. „Es war ein unglücklicher Zufall," antwortete er keuchend. „Ich — ich gab ihm — die falsche Arznei — der Klei e ist — schon seit ein paar Stunden —tot — ich gab ihm Opium! O, Ilse, Ilse, sieh mich nicht so entsetzlich an!" Ihre Augen ruhen mit ei" cm unbeschreiblich seltsamen, schrecklichen Ausdruck auf dem Manne

zu ihren Füßen. „Du — sein — Vater!" kommt es mechanisch von ihren Lippen. Er senkt das Haupt und verbirgt das Gesicht in ihren Klei eri. „Ich wollte cs ja nicht tun!" stöhnt er. „Als ich meinen Irrtum entdeckte, war er schon tot." „Und du hast mich nicht gerufen? Stephan, Stephan, gestern abend wünschest du seinen Tod — dein Wunsch ist erfüllt!" Sie wendet sich um und legt die kleine Leiche in das Bettchen. „Zieh dich an und hole den Arzt," sagt sie dann mit harter Stimme. Mechanisch gehorcht

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 10.03.1915
Umfang: 8
, Weil ihr ihm gekratzt so manche Wunde Und ihm das Fell so arg zerrauft. Blumen seid ihr in dem Kranz, Von Oesterreich und Deutschlands Helden, Die vom Kopfe b>s zum Schwanz, Dem Ruffenbär das FeÜ gewaschen. Wie Hunde habt ihr euch verbissen, In das zottige Ungetüm, Daß es mußte rückwärts hinken, Bor eurem Mut und Ungestüm. Nun jagt und hetzt den Raubbär keck, Heim nach Rußlands Steppen, Dort läßt ihn liegen in dem Dreck, Bis ihn andere Hunde fressen. Der »«fsttche Kär beim Arzt. Bon Haus von der Trisanna

. Der russische Bär war kränklich und alle Aerzte in seinem weiten Reich konnten ihm nicht helfen. Nun ließ er sich gar solche aus Frankreich und England kommen, ja, fein Freund Peterl aus Serbien schickte ihm leinen Leibarzt, aber verge bens. Auch diese richteten nichts aus. Nun riet ihm sein Vetter, ein Großfürst und Armee-Ober- kvmmandaril, er möge sich doch einen deutschen oder öfterr.ichischen Arzt verschreiben oder kommen lasten. In diesen Ländern seien vorzügliche Aerzte und Spezialisten

, weil es ja auch einen Kapitalmarkt nötig hat und dieser Nach langer Reise kam er in die erste größte ostpreußische Stadt, wo bekanntlich der Sitz meh rerer berühmter Aerzte sich befand. Er beehrte gleich den bekanntesten unter ihnen mit einem Besuch. Nach kurzer Unterredung schritt dieser an die Untersuchung seines hohen Patienten. Der Arzt: „Sie leiden an hochgradiger Blutarmut und ' Unternährung. Auch setzt der Puls aus. Es s scheint mir eine regelrechte „Unfallneurose" vor- / zuliegen. Ich rate ihnen einen längeren Aufent

- ' halt in unserem Ostpreußen. Hier ist es ungemein ä gesund und bei der kräftigen Kost unserer ostpreu- j tzischen Bauern werden Sie sich hald erholen. \ Schauen sie nur, was für gesunde Kerle d>ese Oft- ; Preußen sind." — Der Bär.: „Ich danke, Herr j Doktor! Ich war schon einige Wochen in diesem | Lande. Aber diese Kost ist mir viel zu kräftig, z die verträgt mein Magen nicht." — Der Arzt: | „Nun, daun rate ich Ihnen gesunde Moorbäder. - Nicht weit von hier haben wir solche von ausge- 1 zeichneter

Wirkung." — Der russische Bär: „Das \ ginge mir noch ab! In masurischen Seen habe ich \ schon so viele Bäder genommen, daß ich ganz ent- l krästet wurde." — Der Arzt: „Ich kann | Ihnen auch Pulver verschreiben. Für Ihren ge- j schwächten Zustand ist dies gewiß ratsam.,, — ] Dev Bär: „Herr Doktor irren! Ich habe von den verdammten Deutschen und Oesterreichern schon so viel Pulver bekommen, daß ich ein gan zes Land damit versehen könnte." — Der Arzt: „Ihnen ist nicht leicht raten. Versuchen

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 4 von 16
Datum: 26.02.1910
Umfang: 16
werden, wahrend die Gestaltung der finanziellen Lage, welche die Opfer der Beteiligten erfordert, durch eine streng objektive, wohlüberlegte Zusammen stellung des Sanitätssprengels, Zusammenlegung der Gemeinden nach Einwohnerzahl und Leistungs fähigkeit und richtige Wahl des Wohnsitzes des Arztes wesentlich beeinflußt wird. Speziell im Gebirge werden an den Arzt außer feiner Tüchtigkeit als solcher noch starke körperliche Anforderungen gestellt und bildet hier schon eine gewisse Altersgrenze

einen hemmenden Faktor in der Ausübung seines Berufes. Was kann ein vorgealterter Arzt mit schwächlicher Körperkonstitution bei allem Wissen und Können leisten, wenn er mehrere Kilometer steiler Fußwege oder Saum pfade zurückzulegen hat, um den Patienten zu be suchen und nicht in der Lage ist, solche Strapazen zu überwinden! Die Landpraxis eines Arztes in unsern Bergen stellt an dessen körperliche Rüstigkeit viel größere Anforderungen als an die eines Stadt arztes, der seine Sprechstunden hält und im Geh

- rwck seine Visiten macht, oder im Wagen abfährt. Wenn nun von einem Arzt in unserer Gegend eine wesentlich schwierigere Aufgabe zu lösen ver langt wird — und nach menschlicher Berechnung darf man annehmen, daß mit geringen Ausnahmen nach einer 25 jährigen Tätigkeit die körperliche Leistungsfähigkeit nicht mehr erlaubt, diesem Berufe in vollem Umfange vorzustehen — so muß dem selben während seiner Praxis die Möglichkeit ge- gegeben sein, sich soviel zu verdienen, daß er zum großen Teil später

von seinen Renten leben kann, aber nicht auf eine Pension von 1500 Kronen an wiesen ist — zu wenig zum leben und zu viel zum sterben. — Um dieses zu erreichen, müssen, wie bereits gesagt, die Aerztesprengel auf dem Lande tunlichst große Bezirke umfassen. Es wäre ja zu wünschen, daß jede Gemeinde für sich einen Arzt haben könnte — es gäbe ja vielleicht so viele — aber leider kann derselbe heutzutage von seiner Kunst und Wissenschaft ebensowenig leben, wie jeder andere Sterbliche, sondern ist auch auf schnöden

z. Zt. in Lermoos. Wie notwendig hier ein Arzt ist, möge daraus hervorgehen, daß vom derzeitigen Gemeindearzt in Lermoos während seines kurzen Hierseins — dreiviertel Jahr — 16 schwere Ge burten und 25 Verletzungen, davon 20 Knochen brüche behandelt und geheilt wurden und zwar in den Gemeinden Biberwier, Lermoos, Bichlbach. Von diesen beiden Ortschaften Lermoos und Biberwier in nordöstlicher Richtung 3,5 Kilometer von der Reichsstraße entfernt liegt das Dorf Ehr wald am Fuße der Zugspitze mit 1126 Einwohnern

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