10 ti. — Deutschland Monat K 2.—, viertelj. K 6.—. halbj. K12.—. — Schweiz u. übr. Ausland: m. K 2.50, vj. K 7.50, hj. K15.—. V!r. 78 Innsbruck, Montag, 7. April 1913 21. Jahrg. MilitarisMUS und LeMskrÄis. Die preußischen Junker lieben die Armee. Sie sehen in ihr nicht bloß eine Versorgungsanstalt für ihre Söhne, sondern auch das stärkste Bollwerk ihrer politischen Vorherrschaft. Wenn es in Preußen Wahlrechtsdemonstrationen gibt, wird allemal das Militär in den Kasernen konsigniert. Man ist be reit
, die man unter Umständen gegen ihre Wähler richten will, und in ein patriotisches Zetergeschrei ausbrechen, weil jene zu solchen Diensten nicht zu haben sind, heißt der Heuchelei die Krone aufsetzen. Nicht minder widerwärtig wirkt das Treiben jener bürgerlichen Parteien, die zwar den brutalen Ge waltstandpunkt des Junkertums nicht teilen, die aber trotzdem in patriotischer Entrüstung mitma chen, weil die Sozialdemokratie kein Geld und keine Soldaten für die Armee bewilligt. Jeder einigermaßen Ehrliche und objektiv
darf, solange die Armee dazu mißbraucht wird, ein offenbares, von aller Welt erkanntes und verdammtes Unrecht zu schützen, so lange müßte auch für jeden bürgerlichen Abgeord neten, der ein wirklicher Volksvertreter sein will, die Devise gelten: Diesem System keinen Mann und keinen Groschen! Indessen weist ein wenn auch kleiner Teil der bürgerlichen Presse, im Einklang mit der Sozial demokratie auf einen andern Weg hin, sich mit dem herrschenden Militarismus demokratisch auseinan derzusetzen
, nämlich auf die Möglichkeit innerer Reformen in < der. Armee. Das Heer kann den Junkertt als die Exekutive ihrer Par- teiorganlsg^M geResi, weil es seine Massen zu star rem Kadavergehoshrm erzieht, während sich die Lei tung in den Händen des Junkertums selbst befindet. Zu welchen Mißständen der herrschende Kastengeist und Kastendünkel geführt hat, darüber kann man auch in der bürgerlichen Presse manche erbauliche Betrachtung finden, und man darf darauf gespannt sein, inwieweit die bürgerlichen
wahr zu machen und die Armee in ihrer inneren Organisation einem wirklichen Volksheer wenigstens einigermaßen anzunähern. Jetzt oder nie! Den bürgerlichen Parteien fehlt also, wenn sie auch diesmal wieder gänzlich versagen sollten, jede Ausrede. Sie werden durch ihr Versagen der So zialdemokratie zum Kampfe gegen sie nur noch eine Waffe mehr in die Hand geben. Im übrigen braucht die Sozialdemokratie von der Vermehrung der Ar mee, falls sie wirklich und ohne innere Reformen durchgeführt