.) Redaktionsschl. Mittwoch. Manuskripte werden nicht zurückgesandt. Inserate werden billigst nach Tarif berechnet und nehmen solche alle soliden Annoncenbureaus entgegen. Geldsendungen (Be stellungen) und Zeitungs reklamationen sowie alle anderen Zuschriften sind zu adressieren: „Tiroler Post", Innsbruck, Postfach 65 oder Andreas Hoferstr. 4. Nummer 15. Innsbruck, Freitag, 10. April 1908. 7. Jahrgang. Die Armee. F. V. Die Armee verdorrt! Der gemein same Chef der Heeresverwaltung hat dieses be ängstigende Wort
in die Monarchie hinausge- rufen, ein Wort, das in den unruhigen politi schen Zeitläuften, denen wir unverkennbar ent gegengehen, jedes für des Vaterlandes Wohl warmfühlende Herz hart und bitter treffen muß. Ja, die Armee, unsere so ehrenvolle und ruhmreiche Armee, befindet sich in einem Ver- dorrungsprozeß! Aber ewig schade, daß man erst heute zu dieser beängstigenden Einsicht gekommen ist, traurig, daß man in der langen. Zeit, in der die Krankheit, der Verdorrungsprozeß, Fortschritte gemacht
hat, sich zu dieser Einsicht nicht er schwingen konnte. Die Krankheit datiert doch schon aus dem Jahre 1867. In jenem für Öster reich unheilfchwangeren Jahre hat eine unbe greiflich unglückliche Staatspolitik das Prinzip der Verdorrung, den Krankheitsbazillus, in die Armee hineingelegt, und dieser verderbliche Ba zillus, von dem die Krankheit ausgeht, das ist die R e ch t s b a s i s, auf der unsere Armee auf- gebaut ist. Die Armee ist eine Institution, die Öster reich und Ungarn, neben dem Herrscher und dem einheitlichen
vorgenommen werden. Dadurch ist den beiden Parlamenten eine be schränkte, aber im Rahmen der Beschränkung souveräne Willensmacht über das Heer einge räumt, und jeder Teil kann diese für sich, ohne Rücksicht auf den anderen, zur Geltung bringen. Somit ergeben sich an selbstherrlichen Organen, welche Verfügungsgewalt über das Heer haben, ''chon drei: die Krone und zwei Parlamente. Und dazu kämen noch eine Reihe anderer Or gane. Daraus folgt: die Regelung der einheit lichen Institution der Armee fällt
fachen. Der Widerspruch des Willens zerreißt das einheitliche Mittel. Die einheitliche Armee, die eigentlich ein kräftiges Einigungsmoment Um diesem argen Treiben einheimischer und eingewanderter Volkskreise Einhalt zu tun, sah sich der damalige Landesherr, Erzherzog Ferdi nand, genötigt, eine allgemein in Tirol geltende „Policeiyordnung" zu erlassen und einzuführen. Sie wurde gleichzeitig mit der „neu reformier ten Landsordnung" im Jahre 1674 ausgegeben und umfaßte 57 Seiten. In der ziemlich