. Eine Dorfgeschichte von F. Kliuö. (49. Fortsetzung.) »Ich weiß eS wahrhaftig nicht," sagte er trostlos. Andreas wollte sich frühzeitig zur Ruhe begeben. Er hoffte, im Schlafe Vergessenheit zu finden und dann wollte er morgen mit Sonnenaufgang aufbrechen. Nachdem er noch einmal im Stalle gewesen war, schickte er sich an, die HauSthür zu schließen. Da dünkte eS ihn, als würde draußen geklopft. Aber gewiß hatte er sich getäuscht. Ohne weiter nachzusehen, wollte er fortgehen, als sich das Klopfen wiederholte. Er riß
die Thür auf. Cs war schon Halbdunkel, aber er hatte Liese doch erkannt. Mit einem Freudenschrei wollte er sie in seine Arme schließen, aber wie erschreckt trat sie zurück. „Nicht doch, Andreas, rühr' mich nicht an," sagte sie. „Ich bin mit der Welt fertig geworden und möcht' nicht von Neuem mit ihr anbinden." Er erschrak vor dem Ton ihrer Stimme. Er erschrak aber auch vor ihrem Aussehen, den trotz der Dämmerung sah er ihr bleiches eingesunkenes Gesicht. Sie trat dann unaufgefordert in'S HauS hinein
Macht, welche uns ihren Markt aufschließen soll, wird wol nicht zugeben, daß wir ihr unfern Markt verschließen. Aus diesen wenigen Andeutungen möge man entnehmen, daß das vorgeschlagene ^ „Liese, wo ist daS Kind?" Sie zeigte mit der Hand nach oben. „Das Kind ist todt, Andreas," sagte sie mit unheimlicher Ruhe, „und für daS arme Würmchen ist'S ja auch besser so, als ohne Vater in der Welt umherlaufen." Das war zu viel für ihn. Er schrie laut auf, und sein Gesicht mit beiden Händen bedeckend, rief
er auS: „Mein Kind! Mein Kind todt!" Liefe war überrascht, man sah eS ihr an. Sie hatte gar nicht mehr daran gedacht, daß er sich so sehr um den Verlust des Kindes betrüben werde, er sah es die letzte Zeit hindurch ja kaum an. Als sie den Gatten aber so verzweifelnd und unglücklich sah, regte sich in ihr wieder das Mitleid, so erbittert sie auch darüber gewesen war, daß er sie von sich stieß. „Andreas sagte sie, „gib' Dich in Geduld — eS ist besser so. Ich wär' auch nicht wieder heimgekommen
, aber ich Hab' nicht anders können, als Dich noch einmal sehen und Dir den Tobten- schein bringen. Ich sah'S ja," fuhr sie umblickend fort, und ein schmerzliches Lächeln umschwebte ihre blassen Lippen, „Du hast Recht gehabt, daß Du erst wieder ein Mensch würdest, wenn ich fortgienge. Nun, dann ist'S ja auch gut. Ich geh' fort io Verding und von wegen der Scheidung, die kannst Du leicht er reichen." Bei den letzten Worten zitterte ihre Stimme, sie konnte die Thränen kaum zurückhalten. Andreas that, als habe er sie nicht