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Innsbrucker Zeitung
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Seite 4 von 12
Datum: 06.01.1934
Umfang: 12
AWö Kobel als Erfinder, Mensch und DWer Eme mit Armut ringende Kindheit, eine schwache Gesundheit und ein verzweifelter Kampf gegen hem mende Schwierigkeiten — das waren die charakteri stischen Züge der Jugend Alfred Nobels, des großher zigen Gründers der Nobelpreisstiftung. Von diesen Zü gen erzählte der geschäftsführende Direktor der Nobel preisstiftung, Rat R. So hl man, der ein naher per sönlicher Freund Nobels war, in einer interessanten Rede bei der festlichen Verteilung des Nobelpreises

in Stockholm. Dieses Fest war mit Rücksicht auf den 100. Geburtstag Alfred Nobels in diefern Jahr mit einer größeren Feierlichkeit umgeben als sonst. Nobels Vater, von dem der Sohn den Erfindergeist und seinen Ideenreichtum offenbar geerbt hat, war in geschäftlichen Dingen unpraktisch und machte zweimal bankrott. Die Familie lebte teils in Schweden, teils in Rußland und litt oft Not. Trotz seiner schwachen Gesundheit mußte sich Alfred Nobel allein durchs Le ben schlagen. Er besaß eine unermüdliche

Arbeitsfähig keit und hing mit unbezwinglicher Zähigkeit an seinen Ideen. Unter den größten Schwierigkeiten und trotz zwei Explosionen, von denen die eine seinem eigenen Bruder und vier anderen Personen das Leben kostete, führte Alfred Nobel seine Versuche mit dem Nitrogly cerin durch und gelangte endlich zur Erfindung des Dynamits, die den Grund zu seinem großen Vermögen legte. Rat Sohlman schilderte die großen Verdienste um den Fortschritt der menschlichen Kultur, die sich Alfred Nobel

war Alfred Nobel sehr unterhaltend und gab seiner reichen Phan tasie und seinen neuen Ideen und Plänen freien Laus. Manche seiner Ideen waren so phantastisch, daß er sie mehr als Gedankenexperimente vorbrachte. Wie viele große Menschen lebte Alfred Nobel meist einsam und kämpfte manchmal mit schweren geistigen Depressionen, die eine Folge seiner schwachen Gesund heit waren. Er war ein großer Idealist und widmete all seine Kraft dem Fortschritt der Menschheit. Beson ders interessierte ihn die Sicherung

des Friedens unter den Völkern. Bisher ist es auch ganz unbekannt ge blieben. daß Alfred Nobel ein Dichter war und einige vortreffliche Gedichte verfaßte. In den letzten Jahren seines Lebens hat er an einem großen Drama gearbeitet. Bild oben: Begräbnis des letzten österreichischen Feldmar schalls Am 3. Jänner wurde der letzte österreichische Feldmarschall des Weltkrieges. Alexander Krobatin, zu Grabe ge tragen. Das Begräbnis wurde mit allen mUriärischen Ehren durchgeführt Der Heerführer und ehemalige

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 5 von 12
Datum: 03.12.1932
Umfang: 12
sie sich näher, und nun standen sie vor einander und begrüßten sich. Er küßte ihre Hand, lachte und strich sein helles Haar zurück, in dem der Wind wühlte, dann legte er seinen Arm in ihren, und nun wanderten sie und plauderten. Die Bewegungen seiner langen Glieder hatten etwas Schlenkriges, er war erst Anfang zwanzig, Antonie einige Jahre älter als er. Alfred erzählte, daß er soeben einen Brief von seinem Vater erhalten habe. Dieser würde am näch sten Abend ankommen, um von seiner anstrengenden Arbeit

in der Großstadt auszuspannen. Er selbst, Al fred, gebe seinem Aufenthalt einige Tage zu, um mit Braut und Vater zusammen noch ein paar son nige Ausflüge zu unternehmen und dann endlich wie der zu seinen Arbeiten auf der Hochschule zurückzukehren. Antonie und Alfred steuerten in schnellem Gang der Terrasse eines Hotels zu und traten in die Glas veranda, wo schon einige Leute an den weiß gedeck ten Tischen saßen. Das Abendessen kam, und sie schmausten mit gutem Appetit. Ein paarmal schob Alfred seine Hand

hinüber und legte sie, fest zu greifend, auf die Antoniens, — er lachte sic dabei an, fröhlich, herzhaft und unbekümmert. „Ein Knabe," dachte sie mit einem kleinen Lä cheln, „ein größer, kindhafter Knabe, — id} kom me mir üoc' als sei ich seine Mutter." Ja, Alfred hatte ein Lachen wie ein Kind, und auch die unbefangene Art, wie er den Oberkörper reckte, und das zeitweilige, abgehackte Heben und Sen ken der Schultern waren etwas knabenhaft. Antonie aber hatte nichts mehr vom Kinde, und ihr-e schönen

Gespräch. „Du siehst gut aus," sagte der Vater zu Antonie, „so braun, so schlank, so leichten Schrittes. Ich bin abgearbeitet und freue mich auf die paar Tage der Muße. Wir wollen heiter und sorglos sein." Zum Abendessen spendete der Vater eine Pfirsich bowle. Es lag etwas Sprühendes in seiner Unter haltung, und dabei waren doch immer der klare Ernst und das gleichsam durchleuchtete innere Maß seines Daseins zu erkennen. Antonie dachte: Ob Alfred auch einmal wird wie or? Sicherlich nie so weltgewandt

und von so maß vollem, gefestigtem Wesen. Nach der Bowle trat man auf die Terrasse und sah aufs Meer. „Morgen werden wir Westwind haben," sagte der Vater, „guten Segelwind, der uns hinaustragen soll. Und nun gute Nacht — und auf morgen!" Er be gab sich sofort zur Ruhe. Das Brautpaar ging noch auf die Promenade und setzte sich auf eine Bank. „Dein Vater ist herrlich," sagte Antonie, „immer wieder bewundere ich ihn; er ist so schlicht und warm, so vornehm und gütig. So solltest Du auch ein mal werden." Alfred

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 14.12.1935
Umfang: 6
(Nachdruck verboten.) 3 Me vererbte Braut. Roman von Anny von Panhuys. Urheberrechtsschutz: Auswärts-Verlag, G. m. b. H., Berlin. „Ich danke Ihnen. Niemals hätte ich den Mut gehabt, mich mit dem Schauspiel an die Oeffentlichkeit zu wagen, und ich will und muß doch wissen, ob es gelten darf." Er legte einen geschlossenen Umschlag auf den Schreibtisch. „Die erste Monats rate, bitte!" Er reichte Alfred Heldberg die Hand. „Dank für die Erfüllung meines Wunsches. Fortan werden Sie regel mäßig

auf irgendeine Weise das Geld zugestellt erhalten; wir beide brauchen sonst nichts zu verabreden. Ich werde mich eines Tages wieder bei Ihnen sehen lassen, wenn ich das für nötig halten sollte. Aber vielleicht sehen wir uns auch nie wieder." Alfred Heldberg mahnte hastig: „Sie wollten mir doch heute Ihren Namen nennen?" „Ich habe mir das überlegt und glaube, es ist eigentlich gar nicht notwendig. Es würde Sie in Ihren Handlungen wohl nur beirren. Ich möchte für Sie deshalb ein Fremder bleiben

, der verschwindet wie ein Spuk, der untertaucht — die Welt ist groß. Was liegt an mir?! Die Zeitungen werden es mir schon erzählen, falls der Ruhkn kommen sollte, und lassen wir es dabei: Ich werde mich eines Tages wieder sehen lassen, wenn ich es für nötig halten sollte." Schon war er an der Tür, schon öffnete er sie, schon hatte er das Zimmer verlassen wie bei seinem ersten Besuch. Als ihm Alfred Heldberg nacheilte, hörte er seinen hastigen Schritt schon weit unten auf der Treppe. Frau Heldberg öffnete

haben, das arme Ding." Ein Narr, ein Kranker oder ein großer Sonderling? Dar über dachte Alfred Heldberg oft nach. Dachte darüber nach, wenn er monatlich von einer Bank fünfhundert Mark erhielt, ohne daß der Name des Fremden dabei genannt wurde, dachte darüber nach, als das Schauspiel nach einigen Monaten von einer erstklassigen Bühne Berlins angenommen wurde, und dachte auch darüber nach, als die Erstaufftihrung ein riesiger, unbestrittener Erfolg wurde, der seinen Namen über Nacht in Glanz und Helle riß

, ihn zum gefeierten Dichter machte. Und er grübelte noch immer darüber nach: Ob der Un bekannte ein Narr, ein Kranker oder nur ein Sonderling ge wesen, als ihm die Aufführungen schon reiche Tantiemen ins Haus brachten. Alfred Heldberg bezog jetzt in dem Berliner Vorort eine wundervolle Villa, die in einem parkähnlichen Garten lag, und schrieb einen neuen Heimatroman. Die Verleger interessierten sich nach seinem großen Bühnenerfolg plötzlich auch für seine Novellen und Romane. Man bewunderte oft, wie er die Kunst

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 04.04.1935
Umfang: 6
mußte, selbst wenn er Alfred Börner getötet hatte, von den Matrosen getötet worden sein. Von ihm hatte sie also nichts mehr zu befürchten. Vor allem quälte sie der Gedanke, was aus Alfred Börner ge worden war. Sie verließ das Hotel und wanderte, von Unruhe ge trieben durch die Straßen der Stadt. Wenn Alfred Börner noch lebte und zur Stadt zurückkehrte, würde er sofort von Luise erfahren, daß das ihr anvertraute junge Mädchen wieder entkommen war. Doris entschloß sich, das Haus zu suchen, wo Alfred

zweimal gesessen hatte. Die blonde Frau wandte sich lächelnd zurück zu jemand, der sich noch im Innern des Hauses befand, und machte ein Zeichen. Doris unterdrückte einen Auf schrei; denn in der Tür erschien ein Mann, ergriff in liebenswürdiger Weise den Arm der blonden Dame und führte sie zu dem Wagen. Dann setzte er sich zu ihr. Sie war ganz vernichtet; sie hatte Alfred Börner erkannt. Doris blieb noch lange Zeit am gleichen Platz sitzen, ohne den Tee zu versuchen, den sie bestellt hatte. Alfred

Börner war also gerettet, aber er war nicht mehr der gleiche Alfred Börner, mit dem sie zusammen aus der Insel war. Dieser Alfred Börner lebte nur in der leichtgläubigen Seele des jungen Mädchens. Der Mann aber, der sich eben mit der schönen blonden Dame ent fernt hatte, war der geschworene Feind der Tochter Robert Bergers. Er hatte sie in sein Haus gelockt, indem er eine Bot schaft ihres Vaters vortäuschte. Sie hatte sich gerächt und ihm das Papier mit der Geheimschrift entwendet. Darum

hatte er ihr Rache geschworen. Als sie dann beide auf der Insel gefangen waren, hatte er erkannt, daß weder Furcht noch Strafe sie zwingen würde, ihr Geheimnis zu enthüllen, und da hatte er Liebe geheuchelt. Wie leicht hatte sie sich von ihm täuschen lassen, und wie würde er sich jetzt über sie lustig machen. Ihr Ge sicht wurde rot vor Wut und Scham. Das Benehmen Alfred Börners dieser Frau gegenüber ließ keinen Zweifel auskommen. Endlich fiel es Doris auf, daß sie von der Kellnerin mit einem Gemisch von Neugier

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Lienzer Nachrichten
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Seite 12 von 16
Datum: 24.12.1936
Umfang: 16
war unheimliche Stille, niemand zu sehen. Ich stürzte auf das Zelt zu: „Was ist los?" Keine Antwort. Dann kommt Loewe heraus, bärtig, humpelnd: „Wegener und Nasmus find am 1. November nach Westen gereist, also umgekommen." — Bis zum frühen Morgen saßen wir in Ser Firnhöhle von „Eismitte" zusammen. Ansere Gespräche, unsere Gedanken galten Wegener, unferm nun toten Wegener, und seinem treuen Gefährten RasmuS. Aus: „Alfred WegenerS letzte Grönlanö- fahrt." Verlag Brockhaus, Leipzig

, der Irischen See und der Nordsee. Ein be sonders merkwürdiges Erlebnis hatte ein ge wisser Alfred Eotgrove aus Leigh-an-Sea in Essex, der Held eines Dramas, das sich im Jahre 1889 in der Themsemünöung abspielte. Alfred Eotgrove und sein Bruder Georg wa ren gemeinsame Eigner einer Bawleh, eines jener kuttergetakelten Fischerfahrzeuge, wie sie der Themsemünöung eigentümlich sind. Die Bawlehs aus Leigh fischen in den Flachs vor der Insel Sheppeh und der Nvröseebank so wie längs der Küste von Essex

als der Antermast,- wie wir sehen wer den, brachte diese unverhältnismäßig hoch ragende Spiere Alfred Eotgrove in jener schwarzen Oktobernacht des Jahres 1889 die Rettung, als die von einer Bö gepackte Baw- ieh sich auf die Seite legte und ein paar Seemeilen südlich vom NvreleuchtturM weg sackte. Die Bawleh segelte bei Dunkelwerden unter doppelgerefftem Großsegel in einer star ken südlichen Brise, als der Wind auf ein mal in die entgegengesetzte Richtung um sprang und gründlich loszuwehen begann. Georg Eotgrove

bediente gerade die Pinne/ er ries seinem Bruder zu, er solle die Groß- schoot fieren/ doch ehe Alfred das Tau vom Belegnagel loswerfen konnte, kenterte das Boot, und der über die Luvseite Hereinbre chen de Wasserschwall spülte Georg über Bord. Die See flutete in die offene Großluke her ein, und die Bewleh sackte weg; wie Stein. Eotgrove ertrank/ man fand seine Leiche einen Monat später in der Nähe des NoreleUcht- turms. Als das Schiff zu sinken begann, kletterte Alfred

, der sich vor dem hereinflutenöen Was ser retten wollte, mit Hilfe des Piekfalls den Mast hinauf. Nun war die Bawleh in ver- hälMiSmäßig seichtem Wasser weggesackt, und als sie auf Grund geriet, verblieben gut drei einhalb Meter ihrer langen Stenge über dem Meer. Alfred Eotgrove m sich die schlanke Spiere hinauf, bis er den dünnen eisernen Flaggenstock zu Packen kriegte, der dem Flag genknopf entragte. Für den Augenblick war er sicher/ die ungewöhnlich lange Stenge, die so eine Bawleh führt, hatte ihn gerettet. An derseits

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 19.11.1933
Umfang: 6
er bedauernd, „das ist mir zu langweilig. Ich fahre mit hundertzwanzig Kilometer, bleibe nicht bei je dem Bauernhaus stehen und brauche mir nicht jede Gesell schaft gefallen lassen." Das war einmal. Heute denkt der gute Alfred anders. Wie es kam? Na, wie es eben kommen mußte. Da war im April ein Geschäft abzuschließen. Ein großer Auftrag. Alfred erhielt am 17. eine Depesche: „Erwarten Sie morgen neun Uhr vor mittags, Wien, Hotel Bristol. Abschluß auf sechzig Waggons Gerste. Veilchenblau & Smaragdgrün

." Alfred sprang wie verrückt im Kontor herum. „Das ist ein Geschäft!" Vor Freude küßte er die hübsche Tippmamsell ab und versprach,ihr, damit sie nichts ausplaudere, einen Pelz mantel. Sie brachte ihm den Fahrplan. „Um 9 Uhr abends hätten Herr Chef einen tadellosen D-Zug. Um 7 Uhr früh sind Sie in Wien. Soll ich einen Schlafwagenplatz bestellen?" Er schleuderte den Fahrplan erbost in eine Ecke: „Danke für das Vergnügen! Meinem Chauffeur können Sie sagen, daß wir um 11 Uhr fahren. Wir nehmen den großen

Mer cedes." Punkt 11 Uhr fuhren sie los. Alfred in warme Decken ge hüllt, bequem in den Polstern lehnend. Der Wagen flitzte nur so dahin. Er lachte vergnügt vor sich hin. „Das ist schon doch ein anderes Fahren! Mit der Eisenbahn bummeln? — Lächerlich." Drei Uhr früh! Alfred erwacht aus sanftem Traum. Schon in Wien? Er zieht die Vorhänge vom Fenster weg. Stock dunkle Nacht. Der Wagen steht. Draußen arbeitet der Chauf feur mit einer Azetylenlampe an der Maschinerie herum. Alfred läßt verärgert

die Fenster herunter: „Na, was ^st denn da los?" „Eine Panne, gnä' Herr! Motordefekt!" „Zu blöd! Also machen Sie schon weiter!" Vier Uhr. Die Lage ist unverändert. Sie stehen noch im mer auf der Reichsstraße zwischen Linz und Amstetten. Alfred wird langsam nervös. „Sch—sch—sch—t." In kurzer Entfernung braust ein D-Zug vorüber, gegen Wien zu. Alfred kehrt ihm brummend den Rücken zu. Das wäre der Zug, den ihm das Tippfräulein so warm empfohlen. Fünf Uhr! Die Straße belebt sich allmählich. Lastfuhrwerke

Bristol an. Die Herren Veilchenblau und Smaragdgrün traf er noch an. Aber der Auftrag war bereits vergeben. Den hatte der Konkurrent aus Bregenz weggeschnappt, der mit dem D-Zug gekommen war, der ihm hinter Linz vorgefahren war. Alfred vergaß das lange nicht, aber mit der Eisenbahn söhnte er sich trotzdem nicht aus. Freilich übertrug er seinen Haß nun auch auf die Autos. Nur mehr das Flugzeug konnte ihm imponieren. ^Nachdruck verboten.) 47 Äl Soffi Ml W in Sluiwlos. Roman von Fred HUdenbrandl

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Oberinntaler Wochenpost
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Seite 11 von 12
Datum: 10.01.1930
Umfang: 12
D. b. b. Wze!»«inm?r 25 Src Bezugspreise: Viertels. 8 halbjährig 5'- und ganzjc S 10 mtf freier Zustellung°iN .ficms. 503 Tit. Universitätsbibliothek Innsbruck 3 Exemplar Iran i mir ii iu \ i AMckt q&Uifl al l gestern besuchte ich Alfred, den Dichter. Er ) wird viel beneidet, weil er selbst in ? unserer Zeit der Boxerüberschätzung aus ) seinen Einfällen ein komfortables Leben, kleine amüsante Diners fiir seine ' Freunde und sogar den einen oder anderen phantastisch benannten Kaninchenpelz

für seine Freundinnen zieht. Man besucht Alfred gern, denn er ist immer guter Laune. Aber diesmal hatte ich e- schlecht getroffen. Alfred be grüßte mich mit umwölkter Stirn. Cr saß auf dem großen Smyrna inmitten seines Arbeitszimmers und hatte rings um sich auf dem Boden Unmengen von Manuskripten gebreitet. Seine Sekretärin — Sie kennen sie doch? Es ist noch immer die blonde vom Vorjahr — zog aus einem breitgebauten Schrank Ma nuskript um Manuskript. „Einen Augenblick, bitte!" sagte Alfred und schien

sich um meine verwunderten Blicke nicht zu kümmern. Er wandte sich an die blonde Sekretärin und fragte düster: „Noch etwas?" „Hier, der Anfang des dritten Kapitels aus dem Roman, von dein doch jetzt eine neue Auflage erscheinen soll!" antwortete sie gedrückt und las: „Melanie saß ihm gegenüber auf dem Schreibtisch. Ihre langen Beine staken in neger- sarbenen hauchdünnen Seiderrstriümpfen und sie.. — „Der Teufel soll das holen!" «fuhr Alfred auf. „Wenn das so rveitergeht, bin ich ruiniert!" Ich sah ratlos non Alfred

auf feine Sekretärin und von ihr wieder auf die IbNmeugen beschriebenen und bedruckten Papiers, die den Boden bedeckten. „Die nächsten Manuskripte Imuß ich in Ihrem Schlafzimmer auflegen", sagte die Sekretärin ernst, indes sie wieder in den Kasten griff. „Hier ist schon alles voll." „Hier sind schon wieder Gazellenbeine!" schrie Alfred empört, der sich über ein „Das lange Kleid?" ,Zn allen meinen Romanen, in meinen Novellen und Plaudereien, in meinen Dialogen und Feuilletons haben alle Heldinnen

, was los ist?" begann ich energisch ..Liehst du um? Ordnest du deinen Nach laß? Hast du einen neuen Verleger gefunden, der eine Gesamtausgabe veranstalten will?" „Nichts davon", erklärte Alfred düster, der sich endlich auf seine Hausherrenpflichten besann und sich mit mir in die Plauderecke setzte. „lieber uns Schriftsteller ist eine Katastrophe gekommen. Eine Katastrophe, verstehst du? Vielleicht haben es die anderen noch nicht ge merkt. Sie werden schon noch darauf kommen. Und die Katastrophe heißt

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Wörgler Nachrichten
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Seite 5 von 10
Datum: 03.12.1932
Umfang: 10
sich. Er küßte ihre Hand, lachte und strich sein helles Haar zurück, in dem der Wind wühlte, dann legte er seinen Arm in ihren, und Nun wanderten sie und plauderten. Die Beivegungen seiner langen Glieder hatten etwas Schlenkriges, er war erst Anfang zwanzig, Antonie einige Jahre älter als er. Alfred erzählte, daß er soeben einen Brief von seinem Vater erhalten habe. Dieser würde am näch sten Abend ankommen, um von seiger anstrengenden Arbeit in der Großstadt auszuspannen. Er selbst, Al fred, gebe

seinem Aufenthalt einige Tage zu, um mit Braut und Vater zusammen noch ein paar son nige Ausflüge zu unternehmen und dann endlich wie der zu seinen Arbeiten auf der Hochschule zurückzukehren-. JEDE STUNDE CREME Antonie und Alfred steuerten in schnellem Gang der Terrasse eines Hotels zu und traten in die Glas veranda, wo schon einige Leute an den weiß gedeck ten Tischen saßen. Das Abendessen kam, und sie schmausten mit gutem Appetit. Ein paarmal schob Alfred seine Hand hinüber und legte sie, fest zu greifend

, auf die Antoniens, — er lachte sie dabei an, fröhlich, herzhaft und unbekümmert. „Ein Knabe," dachte sie mit einem kleinen Lä cheln, „ein größer, kindhafter Knabe, — ich kom me mir vor, als sei ich seine Mutter." Ja, Alfred hatte ein Lachen wie ein Kind, und auch die unbefangene Art, wie er den Oberkörper reckte, und das zeitweilige, abgehackte Heben und Sen ken der Schultern waren etwas knabenhaft. Antonie aber hatte nichts mehr vom Kinde, und ihre schönen, schmalen Hände schimen schon die einer jungen Frau

, so schlank, so leichten Schrittes. Ich bin abgearbeitet und freue mich auf die paar Tage der Muße. Wir wollen heiter und sorglos sein." Zum Abendessen spendete der Vater eine Pfirsich bowle. Es lag etwas Sprühendes in seiner Unter haltung, und dabei waren doch immer der klare Ernst und das gleichsam durchleuchtete innere Maß seines Daseins zu erkennen. Antonie dachte: Ob Alfred auch einmal wird wie er? Sicherlich nie so weltgewandt und von so maß vollem, gefestigtem Wesen. Nach der Bowle trat

man auf die Terrasse und sah aufs Meer. „Morgen werden wir Westwind haben," sagte der Vater, „guten Segelwind, der uns hinaustragen soll. Und nun gute Nacht — und auf morgen!" Er be gab sich sofort zur Ruhe. Das Brautpaar ging Noch auf die Promenade und setzte sich auf eine Bank. „Dein Vater ist herrlich," sagte Antonie, „immer wieder bewundere ich ihn; er ist so schlicht und warm, so vornehm und gütig. So solltest Du auch ein mal werden." Alfred lachte. „Du sthwärmst ja, Antonie," sagte er, „fast

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 8 von 12
Datum: 15.04.1933
Umfang: 12
. — Er kam also nach wie vor, und jetzt, da Berkow tot war, sogar wieder öfters, in die Familie. Er traf da zuweilen Alfred Webner, den Ingenieur, der auf so tragische Weise seine Frau verloren hatte, und den die Michahelles seitdem auf Ines' Wunsch öfters in ihr Haus zogen. Er fand einen netten und aufrechten Menschen in chm, den Albert Michahelles als einen seiner tüchtigsten Mitarbeiter offenbar sehr schätzte. * Als die Michahelles Alfred Webner nach Mariannens Lode zum ersten Male empfangen

hatten, war Ines chm begegnet wie eine Schwester. >,Jch weiß, Alfred, daß es für dich keinen Trost gibt nach dem, was du erfahren, vielleicht vermag die Zeit die schlimme Wunde zu heilen." Er preßte die Lippen zusammen. „Laß die Toten mhen, Ines, wir wollen daran denken, daß alles, was vir erfahren, aus Gottes Händen kommt — vielleicht können wir Menschen Gottes Wege nicht immer be greifen, können nicht fasten, wenn ein Wesen wie Mari anne in der Blüte des Lebens dahin muß, aber es steht uns kaum an, zu murren

, eben weil wir Gottes Dillen nicht zu verstehen vermögen." Sie nickte trübe. „Auch Mütterchen Katja ist tot; ich bekam die Nachricht durch Alexander Alexandrowitsch." Alfred war heftig erschrocken über ihre Worte; er mußte, wie sehr sie die Verstorbene geliebt hatte und mie unglücklich sie über ihren Tod sein mochte. Dadurch kamen sie auf Rußland zu sprechen: sie tauschten Gedanken und Erinnerungen aus und fanden darin etwas Trost. zur Verfügung, um die Flugtauglichkeit der Flugzeuge zu überprüfen

Preisen gelangt das Lustspiel „Seine Majestät das Publi kum" mit Hildegard Bertram als Gast zur Aufführung. Ihr Partner ist Tony Girardi Preise von 50 Groschen bis 8 3.90. Dienstag: Ms 19. Vorstellung der Theatergemeinde Reihe 8 (für die ausgefallene Vorstellung am Gründon nerstag) „Wallenstein" 1. Teil von Schiller mit Wenzel Hoffmann in der Titelrolle und Hildegard Bertram als Gräfin Terzky. Von da an kam Alfred öfters — man freute sich in der Familie, daß irgend jemandes Gegenwart es ver mochte

, aber die beiden saßen nun da, als sei ihnen die Ernte verhagelt. Frau Michahelles wandte sich seufzend ab. Mer am nächsten Tage sagte Ines zu Webner, der jetzt fast derselbe war, wie zur russischen Zeit: „Wir werden uns auf lange Zeit trennen müssen, Alfred, meine Mutter wird mit uns auf Monate ver reisen." Auch er erschrak. „Was soll dann aus mir werden, Ines?" fragte er. „Willst du damit sagen, daß du mich vermissen wirst?" Da faßte er nach ihrer Hand. „Ines, kannst du fragen? Ich lebe ja erst dadurch

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 12.12.1935
Umfang: 6
der kleinen Fami- "enzeitschrift zusammenstellen müssen, deren Redakteur er war. Es war ein milder Frühlingsabend, und Alfred Heldberg trat tief aufatmend aus dem Verlagshause. Er wohnte nicht Ezu weit davon, aber ihn reizte ein kleiner Umweg durch ein paar Me Straßen des Berliner Vorortes. Er hatte keine Eile, nach Hause zu gelangen, wo ihm seine meist unzufriedene Frau zum soundsovielten Male vorwerfen würde, daß sie mit nen paar Groschen Wirtschaftsgeld, die er ihr gäbe, nicht aus rammen könne

und über die Stellung Mohammeds zur Frau im allgemeinen, beschloß der Vortragende unter reichem Beifalle seiner diesmal besonders aus weiblichen Kreisen bestehenden Zuhörer seine bemerkens werten Ausführungen. —Z— Er war tief in seine Gedanken versunken und hatte nicht bemerkt, daß ein großer schlanker Herr schon zweimal an ihm vorübergegangen war, um ihn dann wieder an sich vorbei zulassen. Er zuckte nervös zusammen, als der Herr ihn plötzlich anredete: „Wenn ich nicht irre, sind Sie Herr Alfred Heldberg

, der Dichter der Märkischen Novellen', die kein Mensch liest!" Aber er bezwang die jähe Bitterkeit, die ihn angesprungen war wie ein feindseliges Tier, und antwortete höflich: „Mein Name ist Alfred Heldberg, und ich bin der Verfasser des von Ihnen genannten Buches." Im Tonfall seiner Antwort klang die Frage mit: Wer aber bist du, und was willst du von mir? Beide standen sich gegenüber im Lichtschein einer entfernten Gaslaterne und musterten sich. Die Gestalt des Fremden über ragte um Kopfeshöhe Alfred

Heldbergs Gestalt, und gedämpft drang seine Stimme an Heldbergs Ohr nieder: „Mein Name ist vorläufig nebensächlich. Zunächst möchte ich Sie um eine ungestörte Unterredung bitten, die für uns beide viel bedeu ten dürfte. Wenn es Ihnen recht ist, treffen wir uns in den nächsten Tagen. Ort und Zeit dürfen Sie bestimmen." Alfred Heldberg schüttelte den Kopf. „Ich kann mir wirklich nicht denken, was ein Unbekannter mit mir Wichtiges zu besprechen hätte, aber Sie haben mich neugierig gemacht

. Ich wollte eigentlich noch ein Weilchen herumspazieren, doch soll es mir nun nicht darauf an kommen, gleich nach Hause zu gehen. Ich wohne nur fünf Minuten von hier entfernt. Bitte, begleiten Sie mich nach Hause zu mir! Dort können wir uns ungestört unterhalten." Der Fremde war damit einverstanden, und bald trat man gemeinsam in ein hochstöckiges Haus im Mietkasernencharakter. Im dritten Stock wohnte Alfred Heldberg. Frau Hanna Heldberg öffnete; ihr Blick musterte ein wenig unwillig den Fremden, mit dem ihr Mann

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Tiroler Wastl
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Seite 4 von 8
Datum: 09.07.1930
Umfang: 8
, wollte es mit Alfred Merkel ebenso machen, wie sie es, seid jenem Fäll mit dem Studenten, immer gemacht, nämlich kokett ,em Spiel treiben bis zum Aeußersten — um dann den Mann zu quälen und — auszulachen. Das war ihre Rache. Er, Alfred Merkpl, hatte sie schwach gemacht. Ihre Methode, jahrelang erprobt, hat sie — vergessen anzuwenden. „Vielleicht," sagte sie mit zitternder Stimme, „vielleicht bist du nicht so, wie alle dje andern. Und könnte einmal alles gut werden. Jeden Tag dich einmal sehen, mit dir plaudern

dürfen, das wäre mein Paradies — aber — du wirst wohl auch wie alle die anderen sein!" Alfred Merkel kämpfte den wildesten Kampf. Den Kampf mit sich selbst. — Das Glück, das große, unermeßliche, aus das er viele Jahre vergeblich gewartet, das Glück des Geliebtwerdens und des Wiederliebens — in Letzter Stunde kam es zu ihm. So schön, so trügerisch schön, daß es ihn immer noch dünkte, es könnte alles nur ein Traumbild sein. Seine Koffer waren gepackt. Das Landssverkehrsbüro hatte ihm gestern

Koppelmann konnte sich nicht fassen, als Alfred Merkel, ihr Zimmerherr, mit eigem wirklichen Nkädel daher kam. — „Das Fräulein sucht ein Zimmer," schwindelte Merkel, „und da möchte ich ihr das weinige zeigen." Es war eigentlich nur eine Kammer. Heute besonders öd und unwohnlich, denn die Bücher und sonstigen Kleinigkeiten, die oft eine Wohnung allein wohnlich machen, lagen schon wohlver packt in den beiden großen Koffern. Lange saßen die beiden jungen Menschen nebeneinander. Schweigend und traurig

. „Wir müssen Abschied nehmen!" erhob sich Alfred. „Morgen!" sagte Gerda tonlos. „Willst du nicht — nach Hause gehen?" „Ich bleibe!" Wieder klang es fest und bestimmt. „Trotzdem ich morgen fahre — für immer!" „Trotzdem!" Am nächsten Vormittag trug der Schnellzug nach Paris den müden, traurigen Alfred Merkel zum ersten Male in die große Welt. Zusammengekauert saß rer einsam in der Abteil ecke, hm und wieder verstohlen eine Träne mit den Fingern wischend. Es war ihm, als schauten ihn zwei große, braune

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 17.12.1935
Umfang: 6
sucht haben, nach allem hier und nach dir, Onkel!" Cr verbesserte sie lächelnd: ..Onkel? Ist der Name Alfred so schwer?" Sie errötete. »Ich muß mich erst daran gewöhnen." Er lachte und befahl: "Jetzt sagst du, damit du es behältst, sechsmal hintereinander weinen Namen." Da lachte sie auch und zählte betont sechsmal seinen Namen auf. Er küßte sie dafür wie ein ganz Junger, der seine erste Liebe erlebt. Sie dachte mit leichtem Frösteln: Eigentlich wäre es viel schöner, wenn sie das Immerbeisammensein

mit dem von ihr so verehrten Manne nicht mit Küssen bezahlen brauchte! Gleich nach dem Frühstück schrieb Alfred Heldberg an Berna Sickhardt, und drei Tage danach empfing er ihre Antwort. Sie schrieb in ihrer etwas kurzen, derben Weife: Mein lieber Alfred! Daß Du ein großer Schauspieldichter bist, haben Beru fenere als ich längst anerkannt, daß Du nun aber ein wirk liches Schauspiel in Szene setzen willst, gefällt mir nicht. Der Altersunterschied zwischen Deinem Mündel und Dir ist sehr groß, nach meiner Ansicht sogar

". Von mir wird sie kein aufsässiges Wort hören. — Kannst sie mir ruhig anvertrauen; ich freue mich sehr, für kurze Zeit ein junges Weibgeschöpf bemuttern zu dürfen. Was ich vorhin äußerte, war meine persönliche Meinung, die ich Dir für alle Fälle nicht vorenthalten wollte. Meine Meinung braucht ja nicht zu stimmen! Es grüßt Dich und Maria herzlich Deine Bernhardine, genannt Bema Sickhardt. Mit sehr gemischten Gefühlen las Alfred Heldberg den Brief, und eine Stelle fraß sich förmlich in sein Hirn ein, tat ihm weh wie eine Wunde

, schien unterwegs überhaupt nicht mehr daran zu denken, wie schwer ihr der Abschied von daheim geworden. Viel frischer und lebendiger war sie jetzt. Alfred Heldberg freute sich, well es war, als ob das reizende Mädchen während der Fahrt noch schöner aufblühte. Und heimlich sann er, ob das vielleicht die Liebe machte. Frau Sickhardt war die Witwe eines LandesgerichtZrates. Sie war durch ein Telegramm vorbereitet und holte beide vom Bahnhof ab. Sie war schlank und mittelgroß, ihr hell braunes Haar

schimmerte nur über der Stim ein wenig silbern, und ihre klugen braunen Augen hatten sich Jugend- glanz bewahrt. Sie umarmte Maria. „Wir kennen uns eigentlich nur recht flüchtig, wollen aber jetzt gute Freundschaft schließen!" Ein Kuß auf die Wange bekräftigte die letzten Worte, und danach reichte sie dem Vetter die Hand. Drei Tage blieb Alfred Heldberg in dem alten Hause am Main, dann mußte er Heimreisen. Er wollte einen Roman vollenden und zugleich alles vorbereiten für Maria, wenn sie dicht

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Neueste Zeitung
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Seite 7 von 10
Datum: 29.12.1935
Umfang: 10
- einer, der nun wohl schlecht von ihr dachte, sehr schlecht, und doch noch lange nicht schlecht genug. Denn als sie sich von ihm küssen ließ, war sie ja schon Alfred Heldbergs Braut gewesen. Aber sie mußte immer wieder an all das denken, wovor Ho sich fürchtete, und sie dachte auch daran, wenn Alfred ihre Hände küßte und ihr immer wieder versicherte, wie närrisch glücklich er wäre. Nur wenige Freunde Heldbergs und eine Freundin Marias waren zur Hochzeit eingeladen. Eines Abends aber geschah es, daß Maria

sich zu leidlich ruhiger Antwort. „Ich sehe das ja ein, Tante Berna! Aber vorhin war das Erinnern überstark, und mir war es, als ob eine Stimme zu mir sagte: Es ist ganz abscheulich und falsch von dir, mit einer so großen Lüge in die Ehe zu gehen!" Ihre Stimme bebte. „Es ist und bleibt doch eine große Lüge, dies Ver schweigen vor Alfred — ich komme mir so entsetzlich verach tungswert vor." „Damals riet ich dir zur Offenheit, heute aber tue ich es nicht mehr, heute wäre Offenheit fast ein Verbrechen; Alfred

würde nicht mehr damit fertig. Jetzt, so kurz vor der Hochzeit. Ebensogut könntest du ihm einen Dolch ins Herz stoßen." „Das weiß ich ja, Tante Berna! Und ich will's auch nicht tun; aber heute hat's mich umgerissen — morgen werde ich wieder ruhig und vernünftig fein. Ich bin ja vor allem froh, daß Alfred nicht mehr daran denkt, an Ralf Burggraf zu schreiben. Allmählich werde ich ja vergessen lernen. Ich habe Alfred doch auch lieb." Auch lieb! klang es in Berna Sickhardt nach. Auch lieb! Das war etwas ganz

anderes, als wenn Maria gesagt hätte, ich habe ihn lieb. Maria tat ihr leid; aber noch mehr leid tat ihr jetzt Alfred Heldberg, falls er die Wahrheit erfahren würde. Vierzehntes Kapitel. Baumeister Meßmer, ein großer, breiter Herr mit förmlich klassischer Glatze, machte ein sehr verstimmtes Gesicht. „Mein lieber Burggraf, das ist nun mal so, wie das so ist, und ich muß mich fügen. Ich kann nicht nach Berlin fahren mit dem verstauchten Knöchel, und weil ich das Pech hatte, mir gestern abends den Knöchel

. Ich werde die Reisespesen entsprechend erhöhen." Ralf Burggraf dachte, und wenn er auch nicht die geringste Lust zu der plötzlichen Reise verspürte, hätte er doch nicht ablehnen dürfen. Aber er verspürte Lust, große Lust sogar. Mit dem geschäftlichen Teil der Reise würde er gut fertig werden, und danach käme das Vergnügen. Ihm fiel ein, nun könnte er ja gleich Alfred Heldberg besuchen, aber ohne sich bei ihm einzulogieren. Das lohnte sich nicht für die paar Tage. Zwei Stunden später saß er im Zug nach Berlin und freute

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 04.01.1936
Umfang: 6
: Auswärts-Verlag. G. m. b. H., Berlin. Auch Alfred Heldberg wurde allmählich ruhiger und öffnete den Schreibtischkasten, um das, was er vorhin wie unter ftemdem Willen geschrieben, wieder zu vernichten. Aber dann tat er es doch nicht. Das hatte Zeit bis morgen oder später — er wollte es erst noch einmal in aller Ruhe durchlesen. In einer Stunde völligen Gleichmaßes. In einer Stunde völligen Gleich maßes wollte er auch überlegen, was er, nachdem er die böse Wahrheit von heute gehört, tun mußte. Indessen

hatte das Schicksal schon beschlossen, ihm die Macht der freien Willensbestimmung aus der Hand zu nehmen. Es ist oft so im Leben. Der Mensch zerbricht sich den Kopf, wie er alles möglichst richtig machen will, und das Schicksal lacht spöttisch und löst alle schweren Fragen auf schnellste Weise ganz anders, als es der kleine Mensch getan hätte. AchtzehntesKapitel. Die anscheinend so leichte Erkältung, der Alfred Heldberg keine Beachtung mehr geschenkt, war plötzlich wieder verstärkt zurückgekehrt, und diesmal

mußte er ins Bett. Schon am zweiten Tage stellte der Arzt eine schwere Lungenentzündung fest, und am vierten Tage gab er die Hoffnung auf, den Patienten am Leben zu erhalten. Maria saß an seinem Bett und pflegte ihn treu. Sie hätte ihr Leben hergegeben, um das seine zu erhalten. Ihre Schuld drückte sie von Stunde zu Stunde schwerer. Der Arzt hatte ihr und Berna Sickhardt nicht verhehlt, daß ein Wunder geschehen müßte, um Alfred Heldberg zu ketten. Aber das Wunder geschah nicht. Am Abend des vierten

Tages ging es mit Alfred Heldberg zu Ende. Er konnte nicht fein eines modernen Kesselhauses den Brennstoff von oben her zuführt und sich für jeden Kessel in gleicher Art und Form gegen die Decke emporreckt, mag es der kreisrunde Behälter eines Petroleumlagerfeldes fein, der sich in immer gleicher Art wiederholt, oder mögen die runden, glatten Gaswasch türme einer Kokerei gen Himmel streben — immer ist es die gleichförmige Vielfältigkeit der technischen Werke, die unser Wohlgefallen erregt

konnte, der noch einmal alle Lieblichkeit Marias in sich aufzunehmen schien für die Ewigkeit, ging Alfred Heldberg aus der Welt. Maria brach schluchzend vor seinem Lager in die Knie, Berna Sickhardt betete mit blassem Gesicht ein leises Vater- lunfer. Zum Begräbnis kamen viele, viele Menschen. Sie alle wollten dem berühmten Mann die letzte Ehre erweisen, und als Maria mit Berna Sickhardt dann vom Friedhof zurück kehrte, schien ihr alles daheim unsagbar unheimlich und still. Heute hatte die Hochzeit

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Der Arbeiter
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Seite 6 von 10
Datum: 05.06.1935
Umfang: 10
, den der Vater für die Schule in Oxford vorgebildet zu sehen wünschte. Alfred Whyte, so hieß der neue Haus genosse, war ein bestrickend schöner junger Mann von zwanzig Jahren, rasch, feurig' in seinen Worten und Handlungen. Anna, der kein menschliches Wesen seit ihres Vaters frühem Tode ein Wort der Liebe gesagt hatte, fühlte sich mächtig zu Alfred, der ihr als das Ideal ihrer Mädchenträume erschien, hingezogen und Alfred selbst erwiderte ihre Zuneigung voller Leiden schaft. Aber so sehr ihre Gefühle Anna

auch betörten, sie verweigerte dennoch standhaft eine Flucht und eine heimliche Heirat. So blieb dem jungen Manne, der von dem Mädchen nie wieder lassen zu können glaubfe, nichts übrig, als feinem Vater alles offen zu gestehen und ihn zu bitten, in feine Heirat mit der Stieftochter Mr. Roslynns einzuwilligen. Die Folge dieses kühnen Schrittes war eine jähe Trennung der Liebenden. Der junge Alfred Whyte mußte das Haus verlassen; fein eigener Vater mar es, der ihn, feinen ganzen Zorn über den schuldlosen

gen und in dem stets nur dämmerigen Raume war es bereits völlig dunkel geworden, als eine Stimme vom Fenster her sie aufschrecken ließ. Das einzige Fenster ging nach dem Holzschupfen hinaus, welcher hier hinter der Küche sich erhob. Nachdem die Stimme noch ein mal ertönt war, öffnete sie, sich mühsam aufrichtend, das Fenster und — Alfred Whytes Antlitz sah ihr ent gegen!" Auf Augenblicke hielt Mr. Edwin in seiner Erzäh lung inne; aber als Lona kein Wort verlauten ließ, fuhr er fort

: „Ich will mich kurz fassen. Alfred Whyte beredete das junge Mädchen, welches er liebte, mit seiner Hilfe ihren Peinigern zu entfliehen und mit ihm außer Landes zu flüchten. Und nicht lange mehr widerstrebte die also Versuchte. Derselbe Abend sah beide mit dem nach Norden fahrenden Zug aus dem Weg der Flucht. In Irland ließen sie sich trauen, worauf das Paar die Reife nach der neuen Welt fortsetzte. Ungehindert er reichten sie Neuyork, wo sie eine kleine Villa bezogen, in der sie ein Jahr lang ein Leben

wie im Paradiese führten. Mit Ablauf dieses Jahres aber sollte ihr Glück sein Ende erreicht haben. Das Geld, welches Alfred Whyte aus der Heimat mitgenommen hatte, ging zur Neige; die Briefe, die der junge Mann an seinen Vater ge schrieben und in denen er dessen Vergebung und Ver söhnung erfleht hatte, blieben unbeantwortet; so ent schloß er sich eines Tages kurz, selbst nach England zu rückzukehren, persönlich seines Vaters Verzeihung zu erflehen und sodann fein junges Weib den Ihrigen wieder zuzuführen

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Haller Lokalanzeiger
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Seite 3 von 6
Datum: 07.05.1938
Umfang: 6
soll oder den dunkel- blauen Anzug, ist sein erster Gedanke um 5 Uhr in der Frühe. Es ist Sonntag. Er geht in die Kirche und steht mit den Burschen am Dorfplatz herum. Was er heut macht? Ob er mit zum Futzballmatch geht? Nein, er geht nach Micheldorf. Micheldorf liegt der kleinen Stadt gerade entgegengesetzt. Was er dort tut? Er besucht einen Freund — den Schai ding er Alfred. Ah so, den! Sie geben sich zufrieden .Um 5 Uhr nachmittags setzt er seinen Hut mit dem Gamsbart auf. Er hat doch den Iägeranzug an. Dunkel

hat er das Gefühl, datz er in dieses Gewand sozusagen hineingeboren ist, datz er in ihm das ist, was er ist. „Wo gehst denn schon wieder hin? Rennst wieder zu der Pepi'? Da draus kann ja nir wern, wo du —", keift die Brennhuberin. „Zum Schaibinger Alfred geh i nach Micheldorf. Bhüt Gott!" und macht schnell die Türe von außen zu. Er hat nach der Kirche auch der Pepi gesagt, datz er nicht kommen kann, weil er zum Schaibinger Alfred gehen mutz. Es ist nur, datz die Leut nicht wieder tratschen

. Sonst ist ihm ja die Lügerei so zuwider wie nur was. Und damit sie nicht gar so groß ist, nimmt er wirklich den Feldweg nach Micheldorf. Der SchaibiNger Alfred hat eine ehr liche Freud. „Jesus Maria, der Toni! So lang hwm wir uns nimmer gse'hn! Da hockt ma beinander in der nächsten Stauden und kommt vor lauter Arbeit net dazu, daß man sich sieht. Da hast an guten Gedanken g'häbt. Komm herein in die Stuben! I hol nur an Wein aus dem Keller. Die Mutter wird sich auch freuen!" Und später sitzen sie allein beieinander

, weil die Bäuerin melken geht und der Bauer im Wirtshaus ist. „Also du hast dich versprochen mit der Pepi! Na hörst, da gratulier i. Da kriegst a bildsaubere und a brave Frau! Und amal die Mühl, da hast a Glück, Toni! Wirklich, da hast a Glück!" Der Toni lächelt ein wenig, aber er ist fast mehr traurig wie glücklich. Der Alfred schaut ihn prüfend an. „Aber du kommst mir grad so vor, als wenn di was drucken möcht! Was hast denn? Red! Gibts wo an Haken?" „Na", sagt der Toni, „des is nia. was man sagen kann, wovon

hat nur der, der was an Boden unter die Fütz hat. der ihm ghört. Des andere is alles in der Luft. Des fan so Schwindler aus der Stadt." „A Schwindler is net", sagt der Tom langsam und trinkt sein Glas leer. „Und jetzt mutz i aber wieder gehen. Bhüt di Gott, Alfred!" „Geh, warum hast es denn so eilig? Wärst no dablieben!" „I kann net. Alfred! I mutz wieder heim!" . , „Wegen der Pepi? Der Alfred lacht. „No ja, begreiflich, da därf ma net aufhalten! Aber gfreut hats mi wahrlich. I komm auch bald zu euch!" Der Toni

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Neueste Zeitung
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Seite 7 von 10
Datum: 22.12.1935
Umfang: 10
werden, der die Pausen mit seinem erlesenen, hochkultivierten Klavierspiel füllte und damit dem beherrschenden Humor des Abends das ernste künstlerische Gegengewicht gab. P. VUSer vom Ännsvrmker iSlgomaömcirft. (Aufnahmen von Hugo Lindenthaler, Innsbruck.) (Nachdruck verboten.) 10 Die verervte Braut. . Roman von Anny von Panhuys. Urheberrechtsschutz: Auswärts-Verlag, G. m. b. H., Berlin. Maria war dem Weinen nahe. Es drängte sie, die Wahrheit zu gestehen, und sie wußte doch, dann würde sie Alfred Held berg

er natürlich nicht, und sie fuhr auch schon fort: „Maria hat sich bei mir nicht so wohl gefühlt, wie du und ich gehofft haben, Vetter Alfred. Sie hat eben Heimweh gehabt, großes Heimweh. Da riet ich ihr zur raschen Rückreise. Ich werde, wenn es dir recht ist, hier bleiben, bis ihr verheiratet seid; dann ist eine offizielle Garde dame vorhanden und damit alles in bester Ordnung." „Eine glänzende Idee!" lobte der berühmte Mann. „Eine Idee, auf die ich nicht verfallen wäre." Er legte seinen Arm um Marias

und abgerissen, ein Almosen von ihm erflehend, vor sich gesehen, hatte Alfred Heldberg keine Ruhe mehr gefunden. Immer und überall schob sich das Bild des Traumes vor ihn hin wie wirklich, und so hatte er sich, um Näheres über den Mann zu hören, der ihn einst vor dem Tode in der Nordsee bewahrt, an eine Auskunftei gewandt. Am Vormittag nach Marias Rückkehr erhielt er nun den Besuch des Inhabers der Auskunftei. Er empfing ihn in seinem Arbeitszimmer, bot Platz an und fragte lebhaft: „Sie haben schon

in Sankt Goar. Seine Frau starb vor ihm. Er selbst starb vor drei Jahren." Alfred Heldberg sagte leise: „Das tut mir sehr leid. Da habe ich also viel zu spät nach ihm geforscht." Nach einem Blick in sein Notizbuch fuhr Herr Ellert fort: „Baumeister Ralf Burggraf hinterließ einen Sohn gleichen Namens, aber kein Vermögen, und dieser Sohn, der im Alter von neunundzwanzig Jahren steht und noch unverheiratet ist, hat eine gutbezahlte Stellung als Architekt bei einer großen Baufirma inne

. Ich habe hier seine Anschrift, falls Sie die wünschen." Er reichte ihm einen Zettel, und Alfred Heldberg legte ihn auf den Schreibtisch. „Ihre Auskunft genügt mir, Herr Ellert. Ich danke Ihnen vielmals dafür. Wieviel bin ich Ihnen schuldig?" Der andere lächelte: „Ich werde mir erlauben, das schriftlich zu erledigen. Im übrigen habe ich zu danken. Es war mir eine große Ehre, für Alfred Heldberg tätig zu sein und auf diese Weise seine Be kanntschaft machen zu dürfen." Er erhob sich: „Wie viele wür den mich um das Glück

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Tiroler Wastl
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Seite 3 von 8
Datum: 09.07.1930
Umfang: 8
; — nichts mehr zu < wollen! — Wenn vom Kirchturm des kleinen Städtchens i das Sterbeg'löcklein tönte, dann flüsterten sich die Stadttrat- ; schen M: Wird wohl der Alfred Merkel sein, es ist ja auch ! gut für ihn, der Herr geb ihm die ewige Ruh! Rach vielen, vielen Monaten endlich Besserung. Dann erster j Ausgang. Vorsichtig, wie auf schwankendem Boden, setzte er ; Schritt vor Schritt. Blümelein, Gräser, Käferlem — alles blickte j ihn so verwundert an, als fragten sie: Ja, lebst du denn immer ! noch? Dann kgm

ihm auf dem schmalen Wpge ein Mensch enti j gegen. Einer, der nicht den gestreiften Spitalmantel trug, son- ! dern einer, der gesund und voller Energie emherschritt. Alfred i Merkel schämte sich. Schämte sich vor diesem gesunden, starren j Menschen, der da an ihm vorbeiging, mit einem Lächeln des ! Mitleides au,f den Lippen. Langsam gewöhnte er sich wieder : daran und hin und wieder schritt er nun schon an Menschen ' vorbei, ohne daß ihm di,e Schamröte die sonst so blassen Wangen färbte. Heute lag «er nun, seit

Jahren zum ersten Male, im Sande und träumte. Von Liebe und schönen Frauen, von Lust und heißem, pulsenden Leben. Eine unendliche Sehnsucht er faßte ihn. Lebep, Leben, Leben! — Die Sehnsucht nach jenem Leber:, das man erst hochschätzt, wenn man dem graupn Kame raden, dem knochigen Freunde schon in die hohlen Augen ge schaut. Morgen vielleicht wird er es kennen lernen, das Leben. Vielleicht. Eigentlich war ihm bange davor. Alfred Merkel ist Musiker. Mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele. Er konn

von Menschen. Wird er dort das Glück finden? Jenes stille, heilige Glück, das ihm in den schönsten seiner Träume immer vorgegaukelt? Heimaterde! — Vielleicht ist es zum letzten Male, daß Alfred Merkel aus ihr ruht. Merkwürdig, seit den fünfund-. zwanzig Jahren feines Lebens hat er nur Leid aus ihr ge erntet. Nun will er in der fremden Welt sein Glück erkämpfen. Merkel hörte Schritte im Sand. Nur bei dieser absoluten Ruhe konnte man diese Schritte hören, die so leicht und be schwingt schienen, als nahe

sich ihm ein Reh. Erstaunt sahen ihn zwei dunkle, große Augen an. Vor ihm stand ein junges Mädchen, etwa achtzehnjährig. Ihr sonnge- bräunter, wohlproportionierter Körper war von einem roten Badeanzug bekleidet. Der rassige Kopf von pechschwarzem Haar umrahmt, verriet in der Mundpartie und besonders in den großen, braunen Augen leidenschaftliches Empfinden. Die beiden jungen Menschen schauten sich eine Zeit lang schweigend in die Augen, beide waren etwas befangen, beson ders Alfred Merkel, der schon so lange

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Neueste Zeitung
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Seite 8 von 10
Datum: 19.01.1936
Umfang: 10
den Text. Humor des Auslandes. Die kitzlige Mumie. („Sondagsnisse-Strix", Stockholm.) berg kam nämlich früher mehrmals in langen Zwischenräu men ein Herr, und Alfred Heldberg tat immer ein bißchen geheimnisvoll mit ihm. Jedenfalls erfuhr ich seinen Namen nicht und glaubte nun schon, es könnte der Prinz gewesen sein." Gisela Hammer schloß die Kapsel wieder. „Das kleine Porträt beweist gar nichts. Ich mache Ihnen deshalb einen Vorschlag, Fräulein Franz. In Kürze wird doch Alfred Heldbergs letztes Werk

bis zum Hotel wurde schweigend verbracht. Erst als das Auto hielt, sagte Gisela Hammer freundlich: „Ich erwarte Sie in Schloß Verena, wenn Sie nach Köln kommen, Fräulein Franz, und bitte, machen Sie sich das Herz nicht allzu schwer. Von meiner Seite aus wird die Oeffentlich- keit niemals etwas erfahren, wodurch Alfred Heldberg herab gesetzt werden könnte." „Ich will Sie besuchen, gnädige Frau", war die Antwort. „Aber ich bezweifle, daß von dem, was der Mensch vorhin geschwatzt

hat, auch nur ein Sterbenswörtchen wahr ist. Daß ns sich nicht um die Handschrift seiner Mutter handelt, beweist gar nichts, und es beweist auch nichts, daß mir Alfred Held berg erklärte, es wäre die Handschrift von Frau Haupt." Sie wehrte sich tapfer gegen die Stimme in ihrem Innern, die ganz anders sprach. Sie wehrte sich dagegen, zu glauben, was sie nicht glauben wollte. Gisela Hammer lächelte ihr trauriges Lächeln. „Wir sind beide daran interessiert, die Wahrheit heraus zubringen. Im übrigen

, als wüßte sie nicht mehr, wohin sie den Fuß setzen sollte vor Angst und Not. Sie bedeckte die Ohren mit den Händen, weil sie noch immer zu hören glaubte, was der Mann gesagt, der wie ein zu hoch aufgeschossener Junge aussah. Eine Anklage gegen Alfred Heldberg war es, eine schwere Anklage, eine entsetzliche Anklage. Es war, als würde sie sich der Schwere der Anklage erst jetzt voll bewußt. Es durchschauerte sie vom Kopf bis zu den Füßen. | Wenn es wahr wäre, das Schreckliche? Wenn Alfred Held berg

zu einem anderen beiseite geschoben. Ihre schöne junge Liebe. Tränen stiegen aus der Tiefe ihres Herzens empor und brannten unter ihren Lidern so sehr, daß sie es als körper lichen Schmerz empfand. Verrückt war das alles, was sie bedrängte. Ausgeburten einer tollen Phantasie peinigten sie. Lächerlich war alles und nicht wert, einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, und wenn man es eines Tages wagen sollte, Alfred Heldberg zu verdächtigen, wenn dieser blonde, langaufgeschossene Narr sein Schweigen brach

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 04.01.1936
Umfang: 6
Schuhmachermeister Matthias K o h l m a i e r in Fieberbrunn durch einen Sturz auf der vereisten Straße eine Fußverstauchung sowie eine Verletzung der Wirbelsäule zu gezogen. Er befindet sich in häuslicher Pflege. Vor der Einstellung der ältesten Zeitung des Bodensee gebietes. Man berichtet uns aus Bregenz: Der Verleger der „Konstanzer Zeitung", Alfred Reus, hat den Antrag auf einen außergerichtlichen Vergleich gestellt. Dem Verlag sowie dem ganzen Unternehmen wurde gericht lich ein Bevollmächtigter gestellt

mit hämmernden Schläfen: Wann hatte Alfred Heldberg das eigenartige Testament geschrieben? Und sie stellte leise eine Frage. Der Justizrat beantwortete die Frage sofort. „Alfred Heldberg hat sein Testament am späten Abend des 3. Juli gemacht. Es war, wie ich mich erinnere, ein böses Gewitter an jenem Abend." Marias Augen suchten die Augen Berna Sickhardts, die sofort verstand. An jenem Tage war Ralf Burggraf hier gewesen! Eine dumpfe Ahnung schnürte ihr die Kehle zu. Der Justizrat putzte an seiner Brille

, da mich das Testament verpflichtet, Herr Burggraf zu benach richtigen. Pflicht ist Pflicht; Pflicht gegen einen Toten und seinen letzten Willen steht besonders hoch!" Maria schüttelte heftig mit dem Kopfe. „Das wäre ja, als wenn mich Alfred Heldberg dem anderen onbietet. Das wäre ja, als wenn er ihm seine Braut vererbt!" Berna Sickhardt mischte sich ein. „Ich meine, Herr Iustizrat, Sie brauchen sich wirklich nicht so genau an den Wortlaut des seltsamen letzten Willens zu halten. Es ist ja Maria Franz darin

mancher zurückzuführen waren, während die große Eng- Heft 1/1936 liegt der heutigen Auflage bei. „Es steht ausdrücklich da, ich soll Herrn Burggraf benach richtigen, und daran muß ich mich halten." Er wiederholte: „Ich muß!" „Das ist doch Wahnsinn!" entfuhr es Berna Sickhardt heftig. „Gnädige Frau! Man soll nicht impulsiv nach dem Schein urteilen. Alfred Heldberg war ein logisch und klug denkender Mensch. Sein etwas befremdender letzter Wille ist sicher durch dacht, und er hat bestimmt gewußt, was er damit gewollt

und verab schiedete sich sehr höflich. Nachdem er gegangen war, sahen sich die Zurückgebliebenen an, ohne zu sprechen. Erst nach minutenlangem Schweigen sagte Berna Sickhardt beengt: „Daß er das Testament gerade in der Gewitternacht machte, gibt natürlich sehr zu denken. Aber er konnte doch eigentlich nichts wissen. Er selbst schickte dich doch nach dem Mittagessen mit Burggraf in den Park. Alfred ging dann in sein Zimmer. Wie kann er nur etwas von dem wissen, was zwischen dir und Burggraf gespielt

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