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Lienzer Zeitung
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Seite 27 von 32
Datum: 04.03.1911
Umfang: 32
ebenso liebtest, wie ich dich liebe — ich wollte alles darum geben, wenn dem so wäre!' „O Nora,' sagte Alfred mit tiefer Empfindung, „du mußt dich nachgerade wissen, wie lieb ich dich habe-!' „Ich werde es wenigstens bald erfahren,' gab Nora kaum hörbar zurück, schob ihren Arm unter den des Gatten und führte >i! sorglich aus dem Zimmer, dessen Tür sie wieder abschloß. Kor der zum Zimmer der Haushälterin führenden Tür bat Nora dm Batten, einen Augenblick ruhig stehen zu bleiben

nach einem Blick durchs Fen ster: „Die Herrschaften der Villa Immaculata — wollen gnädige Frau sie empfangen?' „Nein,' sagte Nora hastig. „Luigi soll sagen, es sei niemand zu Hause.' Frau Armand eilte, um Luigi zu instruieren, während Nora zu dem Blinden zurückkehrte und ihn in die Bibliothek geleitete. Hier nahmen beide auf einem Sofa Platz, und als Alfred Noras raschen Atem vernahm, meinte er besorgt: „Die Entdeckungsreise war zu anstrengend für dich, mein Liebling,' was Nora indes lebhaft bestritt

. Nach einer Weile meldete der Diener, es sei angerichtet, und sas junge Paar begab sich in das Speisezimmer. Nora sorgte wie immer für den Blinden, sie selbst aber berührte kaum einen Bissen und trank nur ein Glas schweren Weines. Nach Tisch ruhte Alfred wie gewöhnlich, während Nora ins Kinderzimmer ging. Als dann der Kaffee gebracht wurde, schlug die junge Frau dem G- tten vor, denselben in der Bibliothek zu nehmen. Ohne daß Alfred es gewehrte, verschloß Nora beide Türen des behaglichen Gemaches. Dann setzte

sie sich neben ihren Gatten, der scherzend fragte: „Nun, willst du mir jetzt das Geheimnis des Geisterzimmers vorlesen, Schatz?' „Sogleich,' entgegnete Nora tief aufatmend, „laß uns nur erst noch ein kleines Weilchen plaudern. — Ich mag dir launenhaft erscheinen, aber ich muß dir gestehen, daß ich des Geisterzimmers schon herzlich überdrüssig bin. Sage mir, Alfred, habe ich heute mehr Fehler, als zur Zeit, da wir unfern Lebensbund schlössen, oder läßt es sich noch mit mir auskommen, Schatz?' „Du willst wohl

Komplimente hören, Nora?' neckte der Blinde. „Nein — gewiß nicht,' rief Nora mit tiefem Ernst, „es ist kein Scherz, Alfred ! Du sollst mir aufrichtig sagen, was du von meinem Charakter hältst, ich weiß, daß ich oft nicht so bin, wie ich sein sollte. Im Verkehr mit unserer Dienerschaft zum Beispiel hast du mich schon manchmal und mit Recht getadelt, weil ich zu leb haft und zu vertraulich mit den Leuten sprach: hättest du mich nicht von Jugend auf gekannt, dann wärest du schließlich auf die Ver mutung

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Lienzer Zeitung
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Seite 5 von 16
Datum: 10.06.1939
Umfang: 16
Folge 23 Seite ? Kavalier, nicht so einfach Von Ralph Urban, Mödling bei Wien Der Gymnasiast Alfred Riegel hatte von Onkel Theodor einen Maßanzug bewilligt bekommen. Nicht etwa zum Lohn für her vorragenden Fortschritt in der Schule, sondern deshalb, weil Onkel Theodor im Gedenken an die eigene lasterhafte Ver gangenheit eine Schwäche für jene Jungen empfand, die für das vorzeitige Ergrauen des Lehrkörpers verantwortlich zeichnen. Nach heißem Sehnen und unruhigen Träumen hatte Alfred am Sonntag

vor mittag die Lieferung des Anzuges doch noch erlebt. Nun stand er vor dem Spiegel und übte das zu dieser wundersamen Kleidung gehörende Kavaliersgesicht. Die Mutter er schien störend in der Tür. „Fein siehst du aus', sagte sie, „schon fast wie ein richtiger Herr.' Alfred überhörte das beleidigende „fast', denn er benötigte dringend zwei Mark, um seine vornehme Erscheinung im entsprechen den Rahmen zur Geltung bringen zu kön nen. Das Ergebnis der Verhandlungen lau tete schließlich 1.S». Noch am letzten

Bissen des Sonntags bratens kauend, sauste Alfred zur Tür hin aus. Auf der Straße wurden seine Be wegungen jedoch gemessen und würdevoll. Leider laH alles in mittägiger Ruhe, so daß niemand da war, der ihm Bewunderung zollen konnte. Der junge Mann beschloß da her, nach der „Alten Schießstätte' zu wan dern, wo am Nachmittag männliche und weibliche Jugend zusammentraf, um das Tanzbein iu schwingen und Kaffee zu trin ken. Alfo zog er dem Ausflugsort zu. Als er den Waldweg erreichte, sah

er in einiger Entfernung vor sich eine wundervolle weib liche Figur, die sich in gleicher Richtung be wegte. Näher kommend, erkannte Alfred, daß da vorn kein Mädel ging, sondern eine rich tige Dame, die natürlich sicher um gute paar Jabre mehr zählen mochte als er. Und mit der seiner Altersklasse oft eige nen Zuneigung der reiferen Frau gegen über wandelten auch Alfreds Gymnasiasten träume in ähnlichen Gefilden. Augenblicklich malte er es sich aus, wie herrlich es sein müßte, an Seite dieser Dame dahinschreiten

zu dürfen. Der bloße Gedanke verursachte ihm wildes Herzklopfen, obwohl ihm die Verwirklichung dieser Idee genau so un wahrscheinlich vorkam wie die Fahrt in der Mondrakete. Plötzlich geschah aber etwas Großartiges. Die Dame, die etwa noch zehn Schritte Vorsprung hatte, verlor einen Hand schuh. Alfred fuhr wie ein Habicht dqrauf los, hob ihn auf und raste schon. Die Dame drehte sich erschrocken um. Der junge Mann riß den Hut vom Kopf, schleifte ihn in küh nem Schwung nach dem Vorbild der Mus ketiere

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Lienzer Zeitung
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Seite 26 von 32
Datum: 04.03.1911
Umfang: 32
sich der Boden nicht unbedeutend; an der Kan inseite erscheint er ganz abschüssig. Bon der Decke ist nicht viel zu sagen; der auf den StuckvUrsprüngen lagernde Staub ist ebenso dicht wie schwarz, große Stücke sind weggekrochen und nur im Mittelstück lassen sich n'ch einige Knospen erkennen — Einige Ringe einer Eisenkette hängen vom Mittelpunkt der Rosette herab — offen bar trug die Kette früher einen Kronleuchter?' „Wirst du aus meiner Schilderung klar, Alfred, oder scheint

dir dieselbe verworren?' „I n Gegenteil, mein Liebling, du beschreibst deutlich und an schaulich', s gte der Blinde lebhaft. „Gut, so fahre ich fort und gehe zu dem Mobiliar über!' „Sind Stücke dabei, welche Fächer oder Schubladen haben, welche allenfalls ein Geheimnis bergen könnten, Nora?' „Ja, Alfred, armer einem großen Bücherschrank, der an der einen Seitenwind steht, ist auch ein alter Schreibtisch vorhanden, er hat seinen Platz in einer Nische der Kaminw nd. Außerdem befindet sich ein großer Eichentisch

, will ich dich wenigstens schützen,' und damit legte Alfred seinen Arm um sie Schultern der jungen Frau. Dann schritten beide zur nächsten Tür, welche nicht verschlossen war und den Eingang zu einem etwas kleineren Zimmer bildete. Nora erblickte einen verblaßten, roten Vorhang, der rings um ein Bett lief, zwischen den beiden Fenstern hing ein Christusbild, worunter ein wundervoll geschnitz ter Betstuhl st-nd, auf dem n ch ein Rosenkranz lag. Außer nnem Wi schtisch und einigen Stühlen befand sich nichts in dem Räume

. Nachdem die junge Frau dies alles ihrem Manne er klärt hatte, wendete sie sich zur zweiten Türe, mit großer Mühe drehte Nora den Schlüsse! im Schlosse um, öffnete die Tür und schloß sie dann rasch wieder zu. „Ach, Alfred,' flüsterte sie dann erschauernd, „die Tür schließt einen großen Wandschrank, und in dem Schrank wimmelt es von allen möglichen Käfern und Würmern.' Dann führte Nora den Gatten wieder zu der Ottomane und nachdem Alfred Platz genommen, untersuchte die junge Frau den Bücherschrank

. Die Ausbeute war mager genug, einige un bedeutende Bücher, eine Reitpeitsche und eine alte Mandoline lagen einträchtig in der rechten Hälfte des Schrankes. „Das ist allerdings recht wenig, — was mag wohl der Schreib tisch enthalten, Nora?' „Ich werde gleich nachsehen; o weh, der Schreibtisch ist ver schlossen und ein Schlüssel nirgends zu entdecken.' „So müssen wir uns für heute darein finden; morgen nehmen wir Handwerkszeug mit herauf,' tröstete Alfred seine Frau lächelnd. „Einverstanden, für heute wären

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Bozner Nachrichten
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Seite 7 von 8
Datum: 28.09.1915
Umfang: 8
für den Ärmsten! „Ein Glück, daß er den Zug versäumt hat und offenbar erst mit dem Nachtzug an langt.' dachte Gisbert, einen Wagen neh mend, um schneller hinzukommen. ..Dann sind wir wieder da und können ihn über die erste schwere Stunde hinwegbringen.' Aber Alfred hatte den Zug nicht ver-, säumt, sondern dieser hatte nur eine Ver spätung gehabt. Er langte also bald nach Gisberts Entfernung daheim an und als dieser eine Stunde später mit Lolo wieder kam, meldete ihnen die Kinderfrau, daß der Herr Rittmeister

, nachdem er von der Ab reise der Gnädigen gehört, sich sogleich to tenbleich aus sein Zimmer zurückgezogen habe und seitdem nicht wieder erschienen sei. Sie selbst befinde sich in großer Eile, denn es sei eben der Arzt angelangt, der Bubi untersuche. „Geh du mit ihr zu dem Kind, ich will nach Alfred sehen,' raunte Gisbert seiner Frau hastig zu und ließ sich von der Frau Lößl Alfreds Zimmer zeigen. Es war verschlossen und niemand ant wortete auf sein Klopfen. „Alfred! Öffne! Ich bins Gisbert!' rief

einem Lichtspalt folgend, leise das kleine Nebengemach. Als er die nur.angelehnte Tür zu Alfreds Zimmer zurückschlug, atmete er unwillkür lich tief aus. Gottlob — da saß der Bruder am Schreib- tsich und schrieb! „Alfred!' Ein t otenblässes, verstörtes Antlitz wandte sich ihm zu. „Was willst du?' Warum störst du mich?' fragte Alfred finster. „Merktest du nicht aus meinem Schweigen, daß ich .... be schäftigt bin?' ..... Gisbert stand b-ereits neben ihm. Sein Blick überflog die Platte des Tisches. Zwei

geschlossene Briefe lagen da und ein Armee revolver ... Er legte die Hand darauf. „Ich ahnte es. O Alfred, was wolltest du tun?' Alfred antwortete nicht. Plötzlich aber chlug er die Hände vor sein Antlitz und stöhnte gequält auf: „Ich habe sie so sehr geliebt! Und trotz allem hoffte ich noch auf eine bessere versöhnende Zukunft! .... Nun ist alles aus . . Was soll ich das Leben weiterschleppen?' Da sagte Gisbert leise: „Alfred — erin nerst du dich noch der Stunde, da wir beide als Knaben, von Jammer

und Entsetzen geschüttelt uns aneinander klammerten und weinten, weil wir uns grenzenlos arm und verlassen fühlten als Waisen? Eine halbe Stunde zuvor hatte man unsern Vater gesunden mit durchschossener Schläfe . .' „Warum- mahnst du mich daran —? „Weil du auch einen Knaben hast?' „Er ist noch klein — er wird mich nicht vermissen — man wird ihn in Rodenbach erziehen, wie man uns erzogen hat.' ..Nicht verrussen? Alfred — Hand aufs Herz — hast du nie — gar nie den Vater vermißt? Kamen nie Stunden

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Bozner Nachrichten
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Seite 9 von 16
Datum: 04.07.1907
Umfang: 16
?' * Wie gebannt hatten Evas Augen auf dem Fortschreiten den gericht, erst jetzt wandte sie sich der Fragenden zu und schauerte zusammen. „Nein, ich — ich dachte es mir, — aber ich — ich erkannte ihn auch zuletzt kaum.' ^ „Laßt uns. auch in das Haus gehen zuMmna, Alwine,' War Alfreds.Vorschlag. ^ 5 ^ „Ich darf nicht, ich muß hier auf ihn warten,' versetzte Eva und sah von einem zum anderen. „Dummes: Zeug, das kannst Du im Hause ebenso gut tun!'.rief Alfred, und als Eva den Kopf schüttelte, brauste

er auf über, ihre Torheit. o ^ „Du hast unrecht,' fiel -ihm da Alwine in seine heftige Rede. „Es ist ihr Vater; sie muß tun, was er ihr befiehlt. Erinnere Dich,MzS wir erst heute in der Religionsstunde gelemt Habens Eva!' ^ Spöttisch verzog Alfred, die Lippen/>,Der wird was Gutes befehlen!' ^ Alwine Warf den dunkelhaarigen Kopf in den Nacken und erklärte sehr, bestimmt: „Es bleibt immer ihr Vater, dem sie zu gehorchen hat.' - ^ Eva..sah sie mit großen erschrockenen Augen an und Preßte die Hände wie in aufquellender

blieb Herr von Waldegg einen Augenblick hinter dem Hans- Portale stehen, Nnhrend Roczinski finster und mit erbitter tem Altsdruck die Stufen hina'bschritt und Eva zu sich heran winkte. „Sie erlauben mir wohl einige Minuten ungestörter Aussprache mit meiner Tochter, ich möchte doch auch ihre Ansicht' kennen lernen. Sie ist ja groß genug!' Sein Blick ging langsam von Eva zu Alfred und Alwine. Ein höhni sches Lachen flog über sein Gesicht, als er sah, daß Alfred Evas Hand fest in der seinen hielt. Herr

von Waldegg verbeugte sich vornehm, rief Alwine zum Fortgehen und gab Alfred einen Auftrag an seine Tante, der ihn in das Hans führen sollte. Nach einem ermutigenden Händedruck folgte Alfred der Weisung, aber äugenscheinlich sehr ungern. .Me dursten sie jßoa allein lassen mit dem Manne, der eher einem Räuber, als einem ehrlichen Bürger glich. . ^ »W er Mrklich Evas Vater?' flüsterte Alwine, während D'wtt Oerm Mn>MAegg Hinanging. - „Natürlich,' antwortete dies er. „Wo ist er denn so lange gewesen?' Herr

. . Nach einiger Zeit Wurde Mn im HaNse eine Tür zuge worfen. Alfred stürmte die Treppe herab. „Ist Em noch nicht da?' „Nein, wir sollen sie mit ihrem Vater allein lassen und erst nach einer halben Stunde hereinholen.' Alwine gab sich Mühe, ruhig zu erscheinen; Alfred durfte nicht mer ken, daß sie sich gekränkt fühlte. - Aber er dachte gar nicht an sie. „Ist es nicht schändlich!' -brach er los. „So herzukommen und einfach —' - Sie richtete einen erstaunten Blick auf ihn. „Ich meine, es ist doch ganz natürlich

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Volksbote
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Seite 4 von 6
Datum: 23.04.1936
Umfang: 6
. Verrückt war das alles, was sie bedrängte. Ausgeburten einer tollen Phantasie peinigten sie. Lächerlich war alles und nicht wert, einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, und wenn man es eines Tages wagen sollte, Alfred Heldberg zu verdächtigen, wenn oieser blonde, langaufgeschossene Narr sein Schwei- aen brach oder Gisela Hammer ihr Ver sprechen vergaß, um ihrem toten Prinzen den Ruhm ins Grab nachzutragen, dann würde sie auftreten und für die Ehre Alfred Held bergs streiten, und wenn es nötig

sein sollte bis zur Selbstvernichtung. Das war sie dem Toten schuldig. Dem Toten, der immer so gut zu ihr gewesen, der sie über alles geliebt, und der doch noch vor seinen Sterben an ihrer Liebe hatte zweifeln müssen und sie dem anderen vererbt hatte wie irgendeinen Gegenstand. Sie schlug-die Hönde vors Gesicht. Scham hüllte sie rin wie eine heiße Woge. Wie einen Gegenstand hatte sie Alfred Heldberg vererbt, und die Erbschaft war zurückaewiesen worden wie ein Gegen- stand, an dessen Besitz einem nichts gelegen Ihre Tränen rannen

schneller, und das arme Herz tat weh — so sehr weh! Zweiunddreißigstes Kapitel. Auch in Kötn hatte die Aufführung von Alfred Heldbergs letztem Werk begeisterten Beifall gefunden. Ein Kritiker schrieb: „Es erscheint zuweilen unglaublich, daß der Autor der einfachsten märkischen No vellen und Romane es im Schauspiel zu solcher Höhe bringen konnte. Zwei Seelen wohnten in seiner Brust. Schlicht, fast un beholfen in seinen Novellen und Romanen, spröde und eckig im Ton, wenn auch ge diegen und heimattief

, wird alles, was er zu sagen hat, in seinen Schauspielen feurig lebenoig. Klingend und blendend im Satz- bau. Ein Eigener ist er gewesen, einer, der nur für die Bühne schaffen konnte.' Auch Maria Franz las die Kritik, und sie sann: so verschieden tonnte eigentlich ein und derselbe Mensch doch gar nicht schreiben, wie es Alfred Heldberg getan. Das gab es wohl kaum. Ein und derselbe Mensch! Da war er schon wieder, der gräßliche Zweifel: Hatte Alfred Heldberg, der Verfasser der schlichten Novellen und Romane wirklich

. Aber währeno der ganzen Fahrt hockte die Angst neben ihr in dem engen Raum. Die Bilder des Prinzen würde sie sehen. , Vielleicht war doch eins dabei, das sie an den Herrn erinnerte, der früher ein paarmal zu Alfred Heldberg gekommen, und den es wie ein Geheimnis umschwebt. Seinen Namen hatte sie nicht erfahren und nicht, was er ge wollt. * Gisela Hammer empfing Maria mit großer Freundlichkeit in dem Zimmer, in dem über dem Schreibtisch das große, lebenswarme Porträt des Prinzen hing, und als Marias Blick

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Volksbote
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Seite 3 von 6
Datum: 23.01.1936
Umfang: 6
» ' •büßten Staaten 175 Todesopfer gefordert. t Ohne Fallschirm an» dem Flugzeug ge sprungen. Bukarest. 22. Jänner. Ein rumä nisches Militärflugzeug istSü Kilometer -von «Salat, infolge eines Motorendefektes abgestllrzt. - .Der Pilot Leutnant Alfred», sprang, obwohl er keinen Fallschirm hatte, in etwa zehn Meter Höhe au» dem Flugzeug heraus and rettete fich ko vor dem sicheren Tod«. Allerdings brach er sich bei diesem kühnen Sprung beide Beine. t Lawine verschüttet 80 Arbeiter. Tokio. 22. Jänner

, getraut. Die Braut ist ein mehrfähriges flei- ftiges Mitglied de», Pfarrchores. Während der Trauungsmefle wurde« von Mitgliedern des Pfarrchores religiöse Gesänge vorgetragen. b Unfall., Der IZsähriae Alfred Mitterstieler in Oltrifarco glitt auf oer Straffe aus und a e. Mit einer schweren Verletzung der n Hand mutzt« er stch in spitalsärztliche Behandlung begeben. b Drei Berhaftungeu m einer Diebstahl», angelegenheit. In der Stadtausgabe des „Bolks- boten' vom 16. Jänner wurde berichtet, dah

-Einlage »Der erste Schnee', «egimyriten: «!. Mo7%, 9.80 llhr. Obst- un» Weinbauern! Verlangen Sie ausdrücklich die besten u. billigsten Talfaro-BekSmpfuvgs- mittel filr Winter und Sommer. — Wo nicht erhSMch wmde man stch an «.Sicher, Bia beaii Rr. 18 lSilbergaffei in V v l z a n o. Die vererbte Graut Roman von Anny v. Panhnys. Urheberrechtefchutz: Aufwärts-Derlag, T.m.b.S-, Berlin. (18. Fortsetzung) Atemlos stieß sie hervor: »Er ist da mtb bleibt zu Tisch. Alfred hat kh» mir vorgesteD

. Es ist furchtbar?^ Berns Sickhardt, die sich noch eben, in Tedankml vergnügt, mU den heutigen Ein käufen beschäftigte, fragte verwundert: -Wer ist da? Wer bleibt zu Tisch? Was ist furchtbar? Und wen hat dir Alfred vor- gesteL?' Maria war auf dem nächsten Stuhl ge- funken. .Rall Burggraf ist hier, Alfted hat heim- uch doch an ihn geschrieben, und nun hat er heute hier Besuch gemacht, well er gerome in Berlin zu tun hat. Er bleibt zu Tisch!' ^ Maria stieß es abgerifleu hervor, und ihr ' Bestchtsaudruck

für dich als auch für mich werden: aber oa alles einmal varübergeht, werden auch die Stunden norübergehen, die uns ,mangenehm sind. Danach wird dir Ralf Burggraf bestimmt nicht mehr in den Weg kommen, well er setzt weiß, du bist Alfred Heldbergs zukünftige Gattin.' Sie seufzte. „Wir müssen durch die Geschichte hindurch, wenn uns auch Dornen hecken den Weg erschweren. Und setzt nimm eine Kolatablette, die verscheucht die aller größte Angst, ,md dann mach' dich ferttg. Ich gehe vor und laste ein drittes Gedeck austegen.' Sie küßte Maria auf die Wange. „Laß gut

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Alpenzeitung
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Seite 8 von 12
Datum: 15.05.1927
Umfang: 12
gekommen. Aber diesmal — das wußte sie — war es endgültig aus. Lilly spürte einen Stich im Herzen und einen unangenehmen Druck im Halse. Dabei schien die Sonntàgssonne so arg fröh lich ins Zimmer. Man konnte also noch ein Stündchen liegen bleiben, konnte es vor allem deswegen, weil Alfred nicht am Bahnhof war tete ... Jeden Sonntag ins Gebirge zu fahren, wie es Alfred verlangte, war doch mit der Zeit recht anstrengend geworden. Heute aberkannte man sich nach Herzenslust ausruhen. Lilly klingelte

nach dem Zimmermädchen. „Kakao, bitte!' Mit einem kleinen Triumph gefühl sprach sie diese Worte aus. Alfred hatte es nie leiden können, wenn sie Kakao zum Früh stück nahm. „Er macht Dich zu dick', sagte er. Von nun an branchte sie nicht mehr bei jedem Leckerbissen an die moderne Linie zu denken, dachte Lilly mit einen» Seufzer der Erleichterung — und nahm ein drittes Stück Kuchen. Wie schön das war, daß ihr der ganze Tag gehörte! Sie tonnte zum Beispiel jetzt in die .Mrche gehen und die Kröiningsmesse von Mo mart

hören. Mit Alfred ging das nie, selbst iv^nn sie Sonntags ausiiahmswslse in der Stadt blieben. Bei Alfred galt nur Gotik und Vokal musik. Welche unüberbrückbaren Gegensätze! lind wie gut, daß jetzt alles aus mar. Endgültig, wieder ein Seufzer der Erleichterung. Lilly n.lihlte mit boshaftem Behagen ein Ko stüm, das von Alfred stets als „salopp' bezeich net worden war, uud setzte die bequeme Basken mütze auf, mit der sie ihrem korrekten Verlobten nie unter die Augen kommen durfte. Nur schade, daß ibr

Alfred heute nicht begegnete. Sicher war er ins Gebirge gefahren. Na, schön lang weilig, so allein auf der Benediktenwand hsrum- zufteigen! Ja, aber wenn er nur gar nicht allein kraxelte? Allerlei Begleitungsmöglichteiten standen ihr plötzlich mit schmerzhafter Deutlich keit vor Augen, während sie die Bildergalerie durchwanderte und ihr Interesse auf die „Neue Sachlichkeit' zu sammeln versuchte. Ach, was gehts mich überhaupt noch an, wie er seine Sonntage verbringt

wie verlobt. Heute ist noch entscheidende Aussprache. Du verstehst.' »Ja, ich verstehe, daß ihr dabei nicht gestört sein wollt. Das war auch nie meine Absicht. Ich wünsche viel Vergnügen.' „Gib mir noch schnell einen Rat, welchen von diesen beiden Hüteil ich aufsetzen soll. Männer sind in solchen Dingen sehr empfindlich, das weißt Dil doch von Deinen» Alfred.' Das wußte Lilly allerdings. Und aus dem reichen Schatz ihrer Erfahrung heraus sagte sie: „Verwöhne Deinen Zukünftigen nicht zu sehr; die Folgen

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Volksbote
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Seite 3 von 6
Datum: 13.02.1936
Umfang: 6
v. P a n h u y s. Urheberrechtsschutz: Aufwärts-Berlag, G.m.b.K„ Berlin. f16. Fortsetzung) „Ich darf mich leider nicht danach richten, Fräulein Franz, da mich das Testament ver- Mchtet, Herrn Burggraf zu benachrichtigen. Pflicht ist Pflicht: Pflicht gegen einen Toten und seinen letzten Willen steht besonders hoch!' Maria schüttelte heftig mit dem Kopfe. „Das wäre ja, als wenn mich Alfred Held berg dem anderen anbietet. Das wäre ja, als wenn er ihm seine Braut vererbt!' Berna Sickhardt mischte sich ein. „Ich meine. Herr Justizrat

. Sie brauchen sich wirklich nicht so genau an den Wortlaut des seltsamen letzten Willens zu halten. Cs ist ja Maria Franz darin nicht zur Bedingung gemacht worden, den Wunsch des Berstör- denen zu erfüllen.' Der Anwalt widersprach: „Cs steht ausdrücklich da, ich soll Herm Burggraf benachrichtigen, und daran mutz ich mich halten.' Cr wiederholte: „Ich mutzi' „Das ist doch Wahnsinn!' entfuhr es Derna Sickhardt heftig. „Gnädige Fraul Man soll nicht impulsiv nach dem Schein urteilen. Alfred Heldberg war eln

dich doch nach dem Mittagessen mit Burggraf in den Park. Alfred ging dann in sein Zimmer. Wie kann er nur etwas von dem wissen, was zwischen dir und Burggraf gespielt?' «Ging er wirklich in sein Zimmer? Weitzt du das ganz sicher, Tante Bema?' fragte Maria. Sie glaubte sich plötzlich zu erinnem, datz sie Alfred Heldberg nach ihrer Rückkehr aus dem Park so seltsam angesehen. War das nicht auffallend? Auch hatte er Ralf Burggraf nicht mehr eingeladen, und sogar von einem gelegent lichen Briefwechsel mit ihm war nicht mehr

die Rede gewesen. Irgend etwas in Alfred Heldbergs Ge-' ssnnung gegen Burggraf mußte sich in der kurzen Zeit verändert haben, während sie mit dem Park und tm Pavillon gewesen. War es nicht nachträgllch, als hätte sie tm Pavillon flüchtig das Gefühl gestreift, mtt Burggraf nicht allein zu fein? Oder bildete sie stch das nachträglich nur eln? Ihre Nerven befanden stch ln traurigem Zustand. Das Wiedersehen mit Ralf Burg graf, die Krankheit Alfred Heldbergs, fein rascher Tod, das sonderbare Testament tmgen

nicht anders sein! Cr hat etwas von dem Geschehenen gewußt!' Sie sah auf ihr Trauerkleid nieder. „Seine Braut war ich, der Hochzeitstag war angesetzt, und jetzt vererbt er mich, wie man Geld oder einen Gegenstand an eine andere Person vererbt. Behandelt man so einen Menschen, den man lieb, gehabt?' Bema Sickhardt antwortete erst nach einer Weile. ^Jch glaube eher, es war höchste Liebe, die Alfred Heldberg so ein Testament aufzwang. Ich sage aufzwangl Denn er handelte unter einer Art von Zwang, das geht klar und deut- sich aus dem Testament

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Volksbote
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Seite 3 von 8
Datum: 07.11.1935
Umfang: 8
sich selbst gegenüber, sich und seiner Gesund- hüt?' „Gewiß — sehr wahr. Nun habe ich auch gestrig überlegt. Ich sende die Kündigung heute abend an Direktor Jöhrens' Vir vereröte Kraut Roman von Anny v. P a n h u y s. llrheberrechtsschutz: Aufwarts-Berlag, E.mb.H., Berlin. 12. Fortsetzung) Schon war er an der Tür, schon öffnete er sie, schon hatte er das Zimmer so überschnell verlassen wie bei seinem ersten Besuch. Als ihm Alfred Heldberg nacheilte, hörte er seinen hastigen Schritt schon weit unten auf der Treppe

uns bleiben, und sie foll's gut haben, das arme. Ding.' Ein Narr, ein Kranker oder ein großer, Sonderling? Darüber, dachte Alfred Held berg noch oft nach. Dachte darüber nach, wenn er monatlich von einer Bank fünfhundert Mark erhielt, ohne daß. der Name des Fremden dahei ge», nannt wurde, dachte darüber nach, als das Schauspiel nach 'einigest Monaten von einer erstklassigen Bühne Berlins angenommen würde, und dachte auch, darüber nach, als die W*. 45-i» Seife 8 Sie setzten das Gespräch fort und kamen

? Von Amman aus starten wir, entlang der' berühmten Hedfas-PUgerbahn. wieder gegen Norden. Mchrmäls queren wir die Schiene» Dichter machte. Und er grübelte noch immer darüber nach: Ob' der Unbekannte ein Narr. ein Kranker oder nur ein Sonderling gewesen, als ihm die Aufführungen schon reiche Tantiemen ins Haus brachten. Alfred Heldberg bezog jetzt in dem Berliner Borort eine wundervolle Villa, die in einem parkähnlichen Garten lag, und schrieb einen neuen Heimatroman. Die Verleger inter- - esttorten

sich nach seinem großen Bühnen erfolg ..plötzlich auch für. seine Novellen und Romane, .Man bewunderte oft, wie er die Kunst meisterte, mit. zwei Federn zu schrei ben, so grundverschieden war die Art seiner Bücher von seinem Schauspiel. Aber seine Bücher, vorher kaum beachtet, fanden viele Freunde,' die „Märkischen Novellen' sah man in allen Buchhandlungen. Eines Tages erschien der Fremde wieder, ganz plötzlich, war er da. Alfred Heldberg erschrak, wenn er auch mit dem Besuch hatte rechnen müssen. Kam 'er jetzig uin

. heimlich und stark, ist er ja doch der meinet - 1 Alfred Heldberg wehrte fich gegen die neue Verlockung, aber der Fremde bat und bat. Er flehte chn förmlich an, und Frau Hanna kam, half überreden. Da leistete Alfred Heldberg den Schwur, und auch feine Frau mußte tiefstes Schweigen geloben. Der neue seltsame Pakt war geschlossen. Es gab ein paar kleine Umarbeitungen in dem zweiten Schauspiel; die Herren mutzten sich ein paarmal treffen, um darüber zu reden. Einmal verabredete

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Volksbote
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Seite 4 von 6
Datum: 06.02.1936
Umfang: 6
angezelstet I Heilmittel bei , LvbrstoppunoJ Vloflen- und Nierenleiden, f \hlgrAne, Forunkeln, Juk- 1 Iten u. Biutverdnderun-, Leen. Mutier sratli bei/ idetvVerlr.Hanzoni, Inländische« Erzeugnis! Lab. G. Manzoni & To.. Dia Dela 8, Mikano. Aut. Prekett. Milano Nr. 6815. 24. 2. 1928. Sk richtig machen will, und das Schicksal lacht spöttisch und löst alle schweren Fragen auf schnellste Weise ganz anders, als es der kleine Mensch getan hatte. Die anscheinend so leichte Erkältung, der Alfred Helbberg

, um Alfred Heldberg zu retten. Aber das Wunder geschah nicht. Am Abend des vierten Tages ging es mit Alfred Heldberg zu Ende. Cr konnte nicht mehr viel sprechen, nur wie röchelndes Flüstern glitt es in Marias Ohr: - „Wenn ich für immer gehen muß, meine Maria, dann gräme dich nicht zu sehr. Dann denke nur: ich wünsche nichts sehnlicher als dein Glück! Dergiß das nie, niemals. Es könnte einmal eine Stunde kommen, wo du nötig hast, dargn zu denken.^ Und nach einem letzten -langen Blick, der sich gar

nicht von ihrem Gesicht lösen konnte, der noch einmal alle Lieblichkeit Marias ln sich aufzunehmen schien für di« Ewigkeit, ging Alfred Heldberg aus der Welt. Maria brach schluchzend vor seinem Lager in die Knie. Berna Sickhardt betete mit blassem Gesicht ein leises Vaterunser. Zum Begräbnis kamen vleie, viele- Menschen. Sie alle wollten dem berühmten' Manne die letzte Ehre erweisen, und als Maria mit Bema Sickhardt dann vom . Friedhof zurückkehrte, schien ihr alles daheim unsagbar unheimlich und still. Heute

hatte die Hochzeit sein sollen. Heute, zur Stunde, da man Alfred Heldberg in die Erde gebettet. Frau Sickhardt schlug vor, Maria sollte sie nach Frankfurt begleiten, doch da erschien Justizrat Schröder und sprach von einem Testament» das der Verstorbene vor zwei Jahren von ihm hatte aufsetzen lassen. Cr erklärte, am nächsten Vormittag würde es hier im Hause geöffnet werden, zugleich schlug er .vor, den Schreibtisch Alfred Heid bergs einer Durchsicht zu unterziehen, da immerhin die Möglichkeit eines späteren

Testament nicht von der Hand zu weisen wäre. Cs geschah in Gegenwart seines Büro vorstehers und zweier Zeugen. So kam der Umschlag zum Dörscheln, der Alfred Held bergs letzten Willen enthielt, den er in der Gewitternacht niedergeschrieben. • Der Justizrat fand aus dem Umschlag den Vermerk: „Mein lieber Justlzrat Schröder mag dafür Sorge tragen, daß mein letzter Wille erfüllt wird. Ich danke ihm im voraus dafür.- Am nächsten Vormittag faßen daNn Maria und Berna Eickhardt im Schreib zimmer

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Südtiroler Landeszeitung
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Seite 11 von 14
Datum: 18.03.1921
Umfang: 14
an den Geliebten. Mit diesem im Eingangs stehenden Hinweise auf das traurige Ende hat Verdi sich einen effektvollen Ge gensatz zur Stimmung de» ersten Aufzuges geschaffen: Buntes Wogen und luftige» Treiben im eleganten Heim Violettas. Eine frische, lebhaften Pukrschlag annehmende Musik illustriert die Freuden der der Üebewelt sich zusammensetzende Gesellschaft abgibt. Alfred Ger- Tafel, deutet auch auf den mondänen Untergrund hin, den diese au» mont, von seinem Freunde Gaston bei DIoletta

, die er leidenschaftlich liebt, «ingcführt, singt ein temperamentvolles Trinklied, besten Melodie DIoletta aufnimmt. Au» dem angrenzenden Saal tönt ein pikanter Walzer, der zum Tanzen herausfordert. In diese ungemein lebens wahr angelegte Mileufchllderung wirft ein Anfall von Violettas Krankheit feine Schatten. Alfred fteht Ihr zur Seite und erklärt der langsam sich Erholenden seine tiefe, aller Sinnlichkeit baren Zunei- ? >ung, beharrt auf ihr, obwohl das Mädchen auf ihr Metier als Grl- ett, binweift und erhält

eines Daseins gegenüberzustellen, dem sie sich doch nun einmal bis zu Ihrem Lebensende verschrieben hat. Mit der Gegenüberstellung dieser thematisch konzis charakterisierten Konflikte schließt der erste Akt. — Zweiter Aufzug: Die wahr? Liebe ist bet DIoletta Siegerin geblieben; in einem Landhause bei Paris finden wir sie im stillen Glück mit Alfred wieder. Allein auch ein anderer Gast hat sich ein- gefunden: die Not. Tief erschüttert erkennt Alfred, daß er selbst die Schuld an diesem Zustande trägt. „Weh

mir, im Traume tief und. schwer war Aermster ich befangen....', und eilt nach Pari», um Violettas Angelegenheiten zu ordnen. Die Szene zwischen Ihr und Alfred» Vater, der gekommen Ist, den Sohn aus den LIebesbanden DIoletta« zu befreien und damit den guten Ruf der Familie zu reha bilitieren, bringt eine auch musikalisch groß angelegte Steigerung bis zum Höhepunkt de? Verzichtes. Noch einmal bricht sich In der breiten Kantilene „Ach, du mein Alfred...' ihre hlngebende Liebe zu dem inzwischen zurückgekehrten

Alfred Bahn, ehe sie zum alten Leben zurückslieht. Die bewegten Bitten des Vaters in der prachtvollen Melodie de» Liedes „Hat dein heimatliches Land keinen Reiz für deinen Sinn?' vermögen Alfreds Erregung nicht zu besänftigen. Er eilt DIoletta nach in den Trubel des Maskenballes, wo er die Gesuchte am Arme des Barons Duphal wiederflndet, seinen Rivalen zum Zwci- » e herausfordert und Dtoletta beleidigt. Den Tobenden bringt ersicherung der Geliebten: „Alfred, du weißt nicht, wie Ich dich liebe

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Lienzer Zeitung
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Seite 24 von 30
Datum: 11.03.1911
Umfang: 30
Nachdem die Gatten das Frühstück eingenommen hatten, erbat Nora von Alfred die Erlaubnis, ihn auch mit dem Inhalt der dritten Briesseite bek nnt machen zu dürfen. Der Blinke nickte, und neben dem G tten sitzend, entfaltete die junge Frau nochmals das vergilbte Briefbttt und las folgendes: „Sollte dieser Brief, was ich freilich nicht hoffen will, jemals gefunden werden, dann mag es kund werden, daß ich, Gabriele Martini, denselben hier verborgen, anstatt das Schreiben, wie meine sterbende Herrin

Alfred, n chdem Nora die Lektüre des Briefes beendet, „daß Frau Si ^euse mit jener Gabriele Martini, welche am 8. August 1877, also vor bein he siebzehn Jähren, aus Kastel Maure verschwand, identisch ist.' „Die Arme!' flüsterte Nora ergriffen? „wie hart ich sie anließ, -als sie mich vor dem Betreten des Geisterzimmers w rnte, und doch war ihre Absicht so gut und edel. Ich beh 'n^elte sie, wie man einen Dienstboten beh n^elt, und Alfred, es ist schrecklich zu sagen, aber ich fühle

auch jetzt noch nicht so für sie, wie ein Kin ^ für seine Mutter fühlen seilte? Und wenn sie erst erfährt, daß ich das Ge heimnis kenne, daß der Makel, der auf meiner Geburt ruht —' Hier stockte Nora, von Scham überwältigt. Alfred aber, der Zhre H nd umfaßt hielt, drückte dieselbe zärtlich und sagle sanft: „Sprich nur weiter, mein Liebling — sind wir nicht eins?' „Ach ja', murmelte die junge Frau mit matter Stimme, „aber ich fürchte —' „Du fürchtest, daß die Worte, die du sprechen wolltest, meinen Stolz verwenden

meinen Namen hoch, Eleonora, aber noch höber halte ich dich, und meine Gattin behält ihren Wert, entstamme sie welcher Familie sie wolle.' ,,O Alfred,' schluchzte Nora ergriffen, „du tust ja gerade so, als hätte ich ein Opfer gebracht, indem ich dich heiratete, und ver gissest völlig, daß ich dich schon seit Jahren ebenso liebte, wie du mich liebtest! Ja, als ich zuerst die schlimme Botschaft las, da be- schlich meine Seele ein Zweifel daran, ob deine Liebe diese schwere Prüfung überdauern

. Hast du dir aber auch klar gemacht, daß dies Schlimmste noch andere harte Prüfungen im Gefolge hat und haben wird?' „Andere harte Prüfungen, Alfred?' wiederholte die junge Frau verwundert, „was kannst du damit meinen?' „Nun — in erster Linie wird es für unser beider Stolz eine harte Prüfung sein, das bis jetzt so sorglich gewahrte Geheimnis anderen mitteilen zu müssen.' Tie junge Frau starrte s ssungslos auf den Gatten. „Aber es liegt doch gar keine Veranlassung vor, das Geheimnis

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Lienzer Zeitung
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Seite 22 von 28
Datum: 25.02.1911
Umfang: 28
um quälende Gedanken in eine andere Bahn zu lenken? Er empfiehlt Wechsel der Umgebung, und wenn es dir recht ist, so führst du, mich in das nächste Zimmer, und ich berühre nach einander die verschiedenen sich dort befindlichen Mobili ^gegen stände, um mich auf diese Weise mit unserer neuen Umgebung vertraut zu macheu.' „Ach, Alfred, du findest stets das Rechte und siehst trotz deiner Blindheit besser und genauer als ich,' rief Nora, sich i n den Gatten schmiegend; „und nun folge

mir in das nächste Gemach,' fuhr sie schelmisch auflachend fort; „ich werde deine Hnd an das kost barste Mobiliarstück desselben geleiten, und sollst du aus der Be rührung erraten, was es ist.' Froh, seine Gattin auf andere Gedanken gebracht zu haben, folgte Alfred seiner Fi'chrerin in das anstoßende Gemach. Dort war für diese erste Nacht das Bettchen des Kindes aufgestellt worden und die Amme siß neben dem Lager des schlafenden Kleinen. Ihr zuwinkend, legte Nora den Finger auf die Lippen; dann faßte sie Alfreds

, während die Amme zum Essen gehe. Sobald Sylvia sich entfernt hatte, schob Nora dem Gatten einen niedrigen Sessel an das Bettchen, und sich auf eine Fuß bank setzend legte sie ihren Kopf auf Alfreds Knie. „Sage mir, Alfred,' fragte sie nach einer Weile, „fühlst du dich ganz glücklich und zufrieden?' „Vollkommen glücklich und zufrieden.' „Du Armer — du kannst das s gen und hast doch unser Kind nicht gesehen! O, Alfred, ich fühle mich so schlecht, so er bärmlich neben dir — ich besitze soviel mehr

als du, und doch läßt der Gedanke an das unglückselige Geheimnis mich nicht zum Bewußtsein meines Reichtums kommen!' „Mein Liebling,' sagte Alfred f nft und leise, indem er seine Hand auf ihren dunklen Locken ruhen liest, „ich gliube, du emp findest meine Blindheit sch nervlicher als ich. Seit ich dich mein nenne, habe ich nach keinen Augenblick gehabt, in welchem ich mit meinem Schicks .l gehadert bätte, denn deine Liebe ebnet Meinen Pfad, und wohl jedem Blinden, dem ein solcher Engel in Gestalt seines Weibes

zur Seite steht.' „Ach, Alfred, wie stolz und glücklich machen mich deine Worte! Gebe Gott, daß du in mir stets deinen Engel sehen möchtest!' Dann aber, sich zusammennehmend, sagte die junge Frau leb haft: „Jetzt will ich dir ganz genau beschreiben, wie das Zimmer unseres kleinen Lieblings eingerichtet ist, und wenn die Amme wiederkommt, gehen wir hinüber ins Wohn-immer und spielen wie allabendlich unsere Partie Sch ch, damit wir nicht wieder auf das alberne Geisterzimmer kommen.' Das Programm wurde

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Dolomiten
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Seite 4 von 6
Datum: 25.07.1938
Umfang: 6
Die' ncrin (Mezzosopran). Alfred Germont sTenorl. sein Vater (Bariton). Baron Doupbal (Bari' tont. Dr. Grenvil. Arzt (Baßl. Ort: Pariser Umgebung. Zeit: Gegenwart. 1. Akt: Bei Violett« Valery. der Vertreterin der leichtlebiqen Welt, ist große Gelcstschost. Unter den Gästen befindet stch auch Alfred Gcr- mont. der ihr als beaeisterter Vcrcbrcr vor gestellt wird. Ein starker Hustenanfoll nötio.t Dioletta. stch vom Tanze sernruhalten. Als ste allein ist. sucht Alircd ste auf und bekennt ibr seine heiße

Liebe. Da ist etwas so ganz anderes, als was ste gewöhnlich zu hören bekommt, da'n es ihr ganz ciaentiimlich ums Herz wird. Wohl rat ste dem Jüngling. von ihr abzulnssen. aber ste gewinnt es nicht über stch. ibn auf Nimmer wiedersehen gehen zu losten. Das Verblühen der Kamelie, die ste ihm überreicht ioll ibm ein Zeichen des Wiederkommcns sein. Glücklich ner- läßt Alfred die Geliebte, die zum ersten Male Reu« über ihr bisheriges, inhaltsloses Leben empfindet. 2. Akt: Alfred hat stch

mit seiner Geliebten auf einen stillen Landstt? bei Paris zurückgezogen. Er lebt nur seiner Liebe und denkt gar wenig der alltäglichen Sorgen, wird aber an die Wirk lichkeit erinnert, als ihm die Kammerzofe Vio- lettas mitteilt. daß ihre Herrin Befehl gegeben habe, in Baris alle Wertsachen zu verkaufen, um den Aufwand bestreiten zu können. Jetzt eilt Alfred selbst nach der naben Stadt, um alles in Ordnung zu bringen. In seiner Abwesenheit kommt sein alter Vater. Georg Germont. zu Dioletta. Er fordert

von ihr die Freigabe seines Sohnes. Alfred bat nämlich eine Schwester, die verlobt ist, der Bräutigam würde aber stchcr zurstcktreten. erführe er von Alfreds Verbindung mit einer Dame ihresgleichen. Dioletta ent schließt stch nach schwerem Kamvfe. das Opfer zu bringen und. als Alfred zurückkehrt. nimmt ste ohne Erklärung von ihm Abschied. Alfred hat keine Zeit, ihrem Beginnen näher nachzu forschen. denn plöhlich steht sein Vater vor ihm. der ihn in warmen Worten an die Heimat mahnt. Als aber Alfred einen Brief

erhält mit der Mitteilung, daß Dioletta an einem Feste einer leichtfertigen Dame namens Flora teil nehmen werde, steht sein Argwohn darin den Grund des Abschieds. Er stürzt von dannen. — Verwandlung: In Floras Haus geht es toll zu. Zu ihrem Schrecken entdeckt Dioletta. die an Baron Douvbals Arm hereintritt. Alfred an einem Spieltisch. Er beachtet sic nicht. Das kann ste nicht ertragen: sie sucht ihn auf und erklärt ihm. daß ste ihn verkästen mußte, weil es fvmand verlangte, der ein Recht dazu batte

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Volksbote
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Seite 4 von 6
Datum: 16.01.1936
Umfang: 6
nicht?' y Zigaretten in feine Nahe und hörte nun, es handle sich nur um einen ganz flüchtige» Besuch „Das tut mir aber sehr leid!' bedauerte Alfred Heldberg. „Doch Sie werden einmal für länger wiederkommen. Später, wenn ich verheiratet sein werde.' Er blickte ihn auf merksam an. „Sie haben sehr große Aehn- lichkeit mit Ihrem Vater, nur war er damals, als er mich rettete, schon etwas älter als 6te.* Er holte ein Nasche Malaga herbei und scheiflte ein. „Sie bleiben natürlich zu Tisch, dann kann ich Sie gleich

? Er schob den Gedanken an sein blondes Abenteuer schroff von sich und erwiderte lächelnd: „Ich nehme Ihre Einladung zu Tisch sehr gern an, Herr Heldberg!' Alfred Heldberg erzählte nun den Traum, der ihn so überstark an seinen Lebensretter erinnert, und fragte dann seinen Besucher viel, brachte bald aus ihm heraus, wie wenig zufrieden er im Grunde genommen mit seiner Stellung war, und wie sehr er sich danach E te, Kirchen und Schlösser bauen zu dür, an Stelle von Mietkasernen und Kauf- ent. Alfred

man sich wahren und kann es. solange man die heuige Flamme in sich nicht aus- gehen läßt.' Ralf Burggraf reichte dem Aelteren die Rechte. „Ich will mein heißersehntes Ziel immer vor Augen haben — immer.' Alfred Held berg war ihm ungemein sympathisch; ihm schien es, als hätte er in ihm einen väter lichen Freund gewonnen. Und sie unterhielten sich beide so gut* das die Zelt dabei verflog, ohne das sie es merkten» bis Alfred Heldberg plötzlich fest- stellte: „Gs ist ia schon halb zwei Uhr, also höchste

Essenszeit! Ich wundere mich, wo meine Damen so lange bleiben.' In diesem Augenblick hörte man ein Auto hupen; aber man konnte es nicht sehen, das Arbeitszimmer lag nach dem kleinen Park zu. Alfred Heldberg lächelte: «Eben sind die Damen gekommen, nun wlrms gleich zu Tisch gehen.' Zwei Minuten S ätet klopfte es an, und gleich darauf stand laria Franz auf der Schwelle. Sie trug ein einfaches weißes Kleid mit blauwetßem Jäckchen und großer blauer Schleif», »in blaues Hütchen ließ Vas lichte blonde Haar

war er im Bilde. Sie» die er geküßt, deren süße Blondheit stürmisch und überschnell sein Hem erobert, war die Braut des viel älteren berühmten Mannes, und würde in kurzer Zeit seine Frau sein. Bitternis erfüllte ihn. Alfred Heldberg merkte nichts von dem Er schrecken der beiden, er stellte vergnügt vor: „Das ist Ralf Burggraf, der Sohn meines Lebensretter«, liebe Maria! Ich schrieb ihm doch, und da er gerade in Berlin zu tun hatte, besuchte er mich.' Er wandte sich an Ralf Burggraf und stellte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 6 von 16
Datum: 16.04.1915
Umfang: 16
Seite 118 dessen Mord heute noch ungerächt zum Him mel schrie, vor kaum mehr denn 5 Wochen gesund an Leib und Seele ausgestiegen war. » » » Die wenigen Reisenden, die den Zug in Lindigheim verlassen hatten, strebten längst der Stadt zu, als Petrie und Alfred noch ruhig in der Wartehalle des kleinen Bahn hofes saßen. „Wollen wir uns nicht auch in irgend einem Hotel der Stadt einquartieren?' fragte Alfred. „Das hängt von dem Ausgang unserer Unterredung mit Baron Seehausen

ab. Kann sein, daß wir hier bleiben, aber auch, daß wir sogleich weiter müssen.' „Gut, so lassen Sie uns nachfragen, wo wir ein Gefährt nach Altmühl bekommen. Unser Gepäck geben wir zum Aufbewahren hier ab.' ^Einverstanden. Besorgen Sie das Ge päck, ich will mich nach einer Fahrgelegen heit umschauen,' antwortete Petrie und winkte einen der herumstehenden Lastträger herbei. „Emen Wagen,' hörte Alfred den Ar beiter sagen, „einen Wagen nach Schloß Altmühl bekommen Sie nur im Hotel „Zum Pelikan' in der Stadt.' „Wollen Sie hingehen

, ihre Entschließungen zu fassen. Alfred hatte inzwischen das Gepäck zur Aufbewahrung abgegeben und kam nun dem Kommissar entgegen. Petrie teilte ihm mit, daß der Wagen in einer halben Stunde bereit sein würde, und schlug vor, im Wartesaal eine kleine Er frischung einzunehmen. Alfred lehnte ab mit dem Bedeuten, er zöge vor, einen kurzen Spaziergang zu machen. Der Kommissar verstand seinen Beweg grund und drängte ihn nicht weiter. Alfred sehnte sich darnach, allein zu sein, wenn auch nur für wenige Minuten. Er mußte

weiter, bis er endlich auf schauend sich wieder vor dem Bahnhofs gebäude befand. „Na, endlich, Herr Doktor. Gerade wollte ich ausschicken und Sie suchen lassen. Kom men Sie nur rasch, der Wagen wartet be reits seit einer Viertelstunde. Wo waren Sie denn so lange?' Alfred blickte halb verstört um sich. Er fuhr langsam mit der Hand über daS Be sicht und antwortete: „Verzeihen Sie, Herr Kommissar, daß ich Sie warten ließ, ich muß mich verlaufen haben.' Sie bestiegen den Wagen, und während die Gäule anzogen

zum Opfer fiel, ist uns noch nicht bekannt. Wir vermuten allerdings das letz tere, aber wir wissen es keinesivegs be stimmt.' „Hoffen Sie, ihn lebend wiederzufinden?' fragte Alfred erregt. „Das sagte ich nicht,' antwortete Petrie. »Ich wäre der letzte, der trügende Hofft- nungen in Ahnen wecken möchte. Wieder holen muß^ich aber, daß wir noch voll ständig im Dunkeln tappen und deshalb alle unsere Geisteskräfte anstrengen müssen, den dunklen SchlNer zu lüften. Darum bitte ich Sie, nehmen Sie sich zusammen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 10 von 22
Datum: 09.07.1915
Umfang: 22
Seite 198 davon, um bald darauf mit Hilde am Arm reisefertig wiederzukehren. Die Dienerin hatte indes einen Wagen besorgt, und zu sammen fuhren sie jetzt zum Bahnhof und kurz darauf nach Lindigheim. Petrie, dem Alfred den Zeitpunkt semer Ankunft telegraphisch mitgeteilt hatte, emp fing die Herrschaften auf dem Bahnhof. „Gut, daß du so bald wieder gekommen bist,' sagte er, Alfred die Hand schüttelnd, nachdem er der alten Dame vorgestellt wor den war, denn Hilde kannte den Kommissar ja bereits

, wenngleich er jetzt ohne Verklei dung ein ganz anderes Gesicht zeigte. Ueber die Gründe seiner Maskierung war sie durch Alfred aufgeklärt worden. „Warum?' fragte Alfred auf Peines An rede. „Herr Amtsrichter König, der Unter- fucliungsrichter, möchte dich um verschiede nes befragen. Die Hauptsachen habe ich bereits erledigt.' „Ich danke dir.' „Nichts zu danke»,' wehrte Petrie ab, „ich tue nur meine Pflicht. Ich habe mir er laubt, alles für die Bestattung des ver storbenen Barons anzuordnen, meine Da men

,' wendete er sich an diese, während sie dem Ausgange zuschritten und den har renden Wagen bestiegen. „Die Beerdigung findet schon morgen in der Frühe statt, der Staatsauwalt hat bereits seine Erlaubnis dazu gegeben. Auch wegen der Uebersührung des Konsuls habe ich alles nötige besorgt,' fuhr Petrie fort. Alfred reichte dem tätigen Freunde mit schweigendem Danke die Hand. „Darf ich — dürfen wir die Toten nicht noch einmal sehen?' fragte Hilde mit leiser zögernder Stimme, „ich habe deinen Oheim sehr lieb

und Alfred blieben zurück, während die Frauen zu stillem Gebet am Sarge nieder knieten. Zu den Harrenden zurückgekehrt, verließen sie miteinander, eine Seitentür benützend, das stille Haus und fuhren zu einem beschei denen Gasthause in der Neustadt, wo sie vor neugierigen Blicken geschützt waren. Darauf verabschiedeten die Freunde sich von den Damen, die nach den Aufregungen dieses Tages der Ruhe dringend bedürftig waren. Alfred versprach, sie znr Beerdigung rechtzeitig abholen zu wollen, dann begab

er sich in Begleitung Petries zum Unter suchungsrichter, der ihn schon seit dem Morgen erwartete. Amtsrichter König, ein schon älterer Herr mit dichtem dunkelblonden Vollbart, emp fing die Herren sehr zuvorkommend. „Gestatten Sie mir, Ihnen mein ausrich tiges Beileid zu dem schweren Verlust, der Sie betroffen hat, auszuspreckzen, Herr Dok tor,' begann er und reichte Alfred die Hand. „Dank der umsichtigen, aufreibenden, doch auch erfolgreichen Tätigkeit Ihres Frenndes, des Herrn Kommissars,' mit einer Ver beugung

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Bozner Nachrichten
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Seite 7 von 8
Datum: 22.05.1915
Umfang: 8
,Bozner Nachrichten', Samstag, 22 Mai 1915. Nr. Ilb War einst ein Urinzeßchen. Roman von Erich Ebe n st e i n. ' _ , ' Fortsetzung.) In Rodenbach hatte es einen bösen Tag gegeben, als Gisberts- Einladung zur Hochzeit kam. Onkel Daniel wütete förmlich in ent rüstetem Worten über diese „Verhöhnung'. Denn nur so faßte et die - Einladung auf und davon konnten ihn alle Boxstellungen Siöyllens nicht abbringen. Als er sich genug ausgetobt hatte, setzte er sich hin und schrieb Ein ladungen an Alfred

und an all seine Tribusweiler Bekannten zu einem Gartenfest, das am dreizehnten Juni in Rodenbach stattfinden sollte. . '7 - ^ ^ ^ ' - So, gerade an diesem Tage! Dadurch würde es Wohl allen klar werden, daß man in Rodenbach Gisberts Heirat keine Beachtung schenkte:-' ' ' '^ ' '' - — ^^ . Durch diesen Einfall Onkel Daniels wurde Alfred Trotz von Trotzenstein, Gisberts Bruder, in- eine peinliche Lage versetzt. Alfred war dem nur um ein Jahr älteren Bruder trotz der gegen seitigen Verschiedenheit stets gut

, daß auch Gisbert dahin versetzt wurde. Seitdem war ihr brüderliches Verhältnis nicht getrübt worden, bis Alfred, merkte, daß man in Rodenbach aus der hübschen Gerda und Gisbert ein Paar machen wollte. Von da an wurde er etwas. kühler gegen den Bruder. - ^ d ^ Jetzt aber, wo durch Gisberts Heirat die Bahn zu Gerda wieder frei geworden, empfand Alfred eine an Begeisterung grenzende Dünk- . burkeit für den Bruder und hatte sich vorgenommen, diese dadurch zu beweisen, daß er trotz Rodenbachs Groll zur Hochzeit

, reicht lange nicht aus sür derlei fürst liche Gewohnheiten.' Da fuhr Gerda aus ihrer lässigen Stellung auf und antwortete ebenso scharf:' ' ^ . . - ' - „Wer sagt dir denn, daß diese Aussicht vorbei ist? Durch Gis berts dumme Heirat kann Rodenbach nun dereinst nur Alfred zu fallen und der ist Wachs in meinen Händen. Mir liegt nicht unbe dingt an der Person des blonden Siegfried — der andere paßt mir sogar besser. Er ist viel lenksamer.' - > Angesichts dieser kaltblütigen Erklärung war die Generalin

wie der andere hinschlich. - A 5 „Und ich will leben! Endlich einmal wirklich leben^-'NMnelte Herda erbjttert in sich hinein. - ^5 Da holte sie Alfred von Trotzenstein ein. Eine Weile ritten sie in gleichgültigem Gespräch dahin, Vis Al fred seine Absicht ausführte und ihr sein Herz ausschüttete. Gerda hörte ruhig zu. 'Als er sie aber um Rat fragte, was er tun solle, da sprühten ihre blauen Augen ihn Plötzlich beinahe zor nig an. „Das wisseu Sie nicht? Sie können auch nur eine Sekunde im Zweifel sein, Herr. Oberleutnant

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Lienzer Zeitung
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Seite 19 von 28
Datum: 18.08.1900
Umfang: 28
Alfred lächelte; der Eifer, mit welchem seine Mutter für ihren Stand eintrat, belustigte ihn. „In Deinem Falle lassen sich die Fragen nach Rang, Geburt und Vermögen der Auserwählten in befriedigendster Weise beant worten uud damit ist die Vorbedingung erfüllt,' fuhr die Baronin fort. „Dein Familienleben kannst Du Dir ja später einrichten, wie es Dir beliebt nnd am bequemsten ist; Du schickst Deiuc Frau nach Nizza oder Mentoue und verbringst den Winter in Paris, Wien oder Berlin, im Sommer

reisest Du vielleicht «ach dem Orient, während Deine Frau ins Seebad geht — mit einem Worte: Ihr seid nicht aneinander gekettet, und eure Mittel erlauben euch, das Leben zu genießen, wie es sich bietet; Du weißt, Margot ist reich, Alfred.' „Das ist auch das einzige, freilich wichtigste Moment, das mich veranlassen konnte, Deinem Plane zuzustimmen, Mama, nachdem Du mir auseinandergesetzt, daß nur dadurch der finanzielle Rniu unseres Hanfes abgewendet werden kann,' erklärte der junge Mann

. „Es ist zu bedauern, daß das Zerwürfnis, mit Riefenbecks besteht, das ist der Mann, der helfen könnte, ich behielte meine Freiheit und dürfte nach eigener Wahl mir die künftige Hausfrau suchen.' „Schweig' mir von diesem Menschen!' rief die Baronin schroff und heftig, „Du weißt, ich will diesen Namen nicht hören, dessen Träger unsere Familie fast an den Bettelstab gebracht hat!' „Ein wenig Entgegenkommen von unserer Seite hätte sicherlich zu einem anderen Ergebnis geführt,' warf Alfred ein, „zumal unsere

Verwandten, wie der Ausgang des Prozesses erwiesen hat, im Rechte waren.' „Wie? Alfred, Du wirfst Dich zum Anwalt dieses Mannes anf, der allein die Schuld an unserem Unglücke trägt; Du stellst es so gar so dar, als seien diese Riesenbecks von uns verkürzt, benach teiligt worden, während doch wir allein die Geschädigten sind?' versetzte die Freifrau erregt, und ihr feines blasses Gesicht über zog dunkle Zornesröte. „Ich erkenne Dich nicht wieder; Dn, der Sproß eines uralte» Adelsgeschlechtes, nimmst

diesen Emporkömm ling in Schutz, dessen ganze Ahnenreihe sich auf zwei beschränkt, den« erst der Großvater wurde vom Landesherrn geadelt, weil er ihm ein Ministerportefeuille übertrug und selbstverständlich für dieses hohe Amt keinen Bürgerlichen brauchen konnte.' „Aber die Familie ist doch nahe mit uns verwandt; soll denn diese Feindschaft ewig dauern?' meinte Alfred beschwichtigend. „Verwandt — ja, Gott sei's geklagt!' erwiderte eifrig die Dame. „Es war vielleicht der unüberlegteste Streich

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Lienzer Zeitung
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Seite 15 von 20
Datum: 25.08.1900
Umfang: 20
mir nicht geläuge, Sie dem nasse» Grabe zu entreißen,' rief der ehemalige Leutnant mit erhobener, ein weuig von theatralischem Pathos angehauchter Stimme. „Das wollen wir lieber nicht versuchen, wir würden wahrschein lich nicht in der Lage sein, uns später das Resultat dieser gefähr lichen Probe mitteilen zn können/ lachte die Gräfin. „Aber wenn Sie mich lieben, Baron, was hält Sie ab, um mich zu werben?' Alfred überraschte diese seltsame Sprache aus dem Munde der jungen Dame nicht, wußte

er doch, daß sie gewohnt war, sich über konventionelle Rücksichten hinwegzusetzen. „Bisher nur die Furcht, zurückgewiesen zu werden/ versetzte er rasch, „jetzt aber, wo Sie mich ermutige», Margot, lege ich Ihnen mein Herz zu Füßen und bitte um Ihre Hand!' „Da ist sie!' sagte sie heiter, indem sie ihm ihre Rechte reichte, die Alfred au seine Lippen führte und einen Kuß auf dieselbe hauchte. „Eigentlich wollte ich nie heiraten,' fuhr Margot nach kurzer Pause fort, „ich hatte mir das als junges Mädchen in den Kopf

!' warf der junge Mann ein. „Nein, nein, ich gebe mich nicht besser, als ich bin,' versetzte diese, „und ich bedanre bloß, daß ich kein Mann bin, um mich noch freier und ungehinderter bewegen zu können, als dies einem weiblichen Wesen möglich ist. Ich würde vielleicht Soldat, Künst ler, Naturforscher geworden sein und mein Roß getummelt haben, oder in die weite Welt hinausgezogen sein, mich in den Kampf mit Menschen und Tieren eingelassen und dem Wüten der Ele mente Trotz geboten haben.' Alfred warf

. Freilich weiß ich nicht, ob mich nicht noch einmal ein Rückfall heimsucht und mich meine alte Reiselust nicht aufs ueue befällt; aber dann weiß ich einen Kavalier an meiner Seite, der mich durch alle Fährnisse und Anfechtungen glücklich hindurchbugsiert.' Sie drückte ihrem Verlobten leicht die Hand, als wollte sie ihm im voraus für seine Begleitung danken. „Das Amt eines Beschützers wird mir Ehrenpflicht sein, Mar got, ich lasse Sie nicht mehr von mir!' beteuerte Alfred, aber der keineswegs besonders

ein, „das ertrage ich nicht. Ich kenne meine Vorzüge so gut wie meine Schwächen, aber ich werde mich hüten, von ersteren zu sprechen, ich besäße dann gar nichts mehr, womit ich Sie über raschen könnte. Also noch einmal: überlegen Sie sich Wohl, ob Sie den wichtigen Schritt mit mir thun wollen, ob Sie in mir das finden, was Sie erwarten!' Alfred war sich längst darüber klar, daß von Liebe zu der Kom tesse gar keine Rede sein könne, dennoch aber dankte er es dem Zufall, daß es ihm so leicht geworden war, Margot

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